Titel: | Zur Technologie des Glases. |
Autor: | R. Zsigmondy |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 11 |
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Zur Technologie des Glases.
(Schluss dos Berichtes Bd. 289 * S.
296).
Zur Technologie des Glases.
Glasfärbungen, Milch- und Emailglas.
Beiträge zur Fabrikation gelber Gläser von W. (Sprechsaal, Jahrg. 23
S. 178). Es wird zunächst die Färbung von Glas mit Kohle und Graphit besprochen.
Eine Schwierigkeit, welche sich dieser Art zu färben entgegenstellt, ist die, dass
die Sätze für Kohleglas weich zusammengesetzt sein müssen (es sind meist
alkalireiche Kalksilicate). Stellt man nun einen Hafen mit solchem Glase neben
schwerer schmelzbares Glas, so wird ersteres leicht gispig, beginnt zu steigen und
überzulaufen. Man verwendet daher zum Abschmelzen dieses Glases am besten einen
Eckhafen, auf welchen die Ofenhitze nicht sehr stark einwirkt.
Das unter dem Namen „Glasschwarz“ oder „Glasgelb“ in den Handel
gebrachte Färbmittel soll ein Oxyd des Eisens sein. Auch bei dem mit Glasschwarz
abgefärbten Glase sind die Gispen nicht ganz zu vermeiden.
Das unter dem Namen Annagelb bekannte Glas ist mit Uranoxydnatron gefärbt.
Durch Zumischen von Braunstein, Schwefelblüthe und Kohle zum Glassatz kann man auch
gelbe Färbungen erzielen. Verfasser empfiehlt folgenden Satz:
100
k
Sand,
42
k
Potasche,
15
k
Kalkstein,
2
k
Borax,
2
k
Mennige,
1,5
k
gepulverte Erlenkohle,
1
k
Braunstein,
2
k
Schwefelblüthe.
Der Glassatz ist hart, doch gut schmelzbar und gibt ein reines Glas von hübscher
lichtgoldgelber Färbung.
Verfasser kommt schliesslich auf die Cadmiumgläser zu sprechen; er betont, dass diese
Gläser, welche auf der Wiener Gewerbeausstellung 1888 zu sehen waren, sich durch
besonders schöne, satt goldgelbe Farbe mit einem Stich ins Grüne auszeichnen. (Vgl.
Zsigmondy, Ueber die Löslichkeit der Sulfide im
Glase, 1889 273 Heft 1.)
Ueber das Gelbfärben des Ueberfangglases mit
Silberverbindungen von J. Havránek
(Sprechsaal, Bd. 23 S. 256). Verfasser hebt hervor, dass das Misslingen der
Versuche, Glas massiv mit Silber abzufärben, darauf zurückzuführen ist, dass man
meist versucht hat, schwer schmelzbare Kali- und Natrongläser (Verfasser meint damit
die Kalkgläser) abzufärben; leichter gelingt es, die Färbung in bleihaltigem
Zapfenglase zu erhalten.
Der Verfasser ist ferner der Ansicht, dass Silbernitrat (AgNO3) für die Gewinnung gelber Farben ungeeignet sei,
da es bei 198° C. (nicht 168°) schmelze und sich bei höherer Temperatur
zersetze.
Dagegen seien Chlorsilber und Silberchromat beständig; ersteres ertheilte dem
Zapfenglase eine intensiv gelbe, dagegen das Silberchromat (nicht Chromsilber, wie
Verfasser zweimal schreibt) eine citronengelbe Farbe mit grünlicher Nuancirung.
Dazu ist Folgendes zu bemerken:
Es ist wohl richtig, dass Silbernitrat sich bei höherer Temperatur zersetzt; es
wird dabei aber im Glassatze zunächst Silberoxyd gebildet, das mit den
Bestandtheilen eines leichter schmelzbaren Glases namentlich bei Gegenwart von Borax
und von Oxydationsmitteln (z.B. Salpeter) zusammentritt unter Bildung von
Silbersilicat oder -borat, welch letztere bis zu ziemlich hohen Temperaturgraden im
Glase beständig sind; unter Umständen kann es auch als Metall in Lösung gehen oder
ausgeschieden werden.
Ferner liegt gar kein Grund vor, von dem Silberchromat grosse Beständigkeit bei der
ausserordentlich hohen Hitze des Glasofens vorauszusetzen; es wird sich gerade so
wie chromsaures Kali und wie die anderen Chromate unter Sauerstoffabgabe und Bildung
von Chromoxyd zersetzen. Das Silber wird unter diesen Umständen vermuthlich
ebenfalls als Silicat oder Borat in Lösung gehen, vielleicht als Metall. Aus der
Bildung von Chromoxyd erklärt sich auch der grünliche Stich, den die mit
Silberchromat gefärbten Gläser zeigen.
Ueber die Herstellung goldgelber Gläser von J. Havránek (Sprechsaal, Jahrg. 23 S. 459). Da Holz,
wie viele andere organische Verbindungen, dem Glassatze beigemengt, durch Verkohlung
zur Bildung von Gispen Veranlassung gibt, schlägt Verfasser vor, jene organischen
Substanzen, die das Glas gelb färben, allein zuzusetzen. Seiner Behauptung nach sind
Gerbsäure und Hämatoxylin (als Blauholzextract) geeignet, dem Glase eine gelbe Farbe
zu ertheilen.
(Es ist nun nicht zu übersehen, dass diese beiden Substanzen im Glashafen ebenfalls
verkohlen und grösstentheils verflüchtigt werden. Da aber Kohlenstoff in sehr
verschiedenen Modifikationen existirt und da wegen der Vierwerthigkeit dieses
Elementes und seiner besonders grossen Neigung zur Atomverkettung wahrscheinlich
noch viel mehr Modificationen möglich sein werden, die wir bis jetzt nicht erkannt
haben, so ist es ganz leicht möglich, dass es einen das Glas färbenden und einen das
Glas nicht oder nur unscheinbar färbenden Kohlenstoff gibt. Zur Bildung des ersteren
können nun Gerbsäure und Hämatoxylin wohl geeignet sein. Von Vortheil wäre es
natürlich, die Bildung von wenig färbendem Kohlenstoff [etwa durch Verkohlung der
Cellulose des Holzes entstanden] zu vermeiden, denn je mehr Kohle im Glase, um so
leichter werden sich Gispen bilden. Es verdient die Frage jedenfalls noch näher
geprüft zu werden; man könnte noch andere organische Substanzen dem Glassatze
zusetzen und sehen, was für Färbungen dadurch dem Glase ertheilt werden. Für obige
Anschauung spricht jedenfalls die alte Erfahrung, dass verschiedene Hölzer sich in
Bezug auf ihr Färbevermögen verschieden verhalten.)
Die Farbstoffe der goldgelben Gläser von Fr. Fischer (Sprechsaal, Jahrg. 24 S. 62). Verfasser
wendet sich zunächst gegen einige Angaben Havránek's
(siehe obiges Referat). Opake Gläser lassen sich sehr schön mit geringen Mengen
Silber massiv gelb färben; je mehr Kalk im Glase enthalten ist, um so schwächer wird
die Farbe.
Ebenso wie im opaken Glase kann man auch im Bleiglase massiv gefärbtes Glas mit
geringer Silberzugabe erzeugen. Gegen die Herstellung solcher gelber Gläser spricht
aber der hohe Preis des Bleiglases.
Alkalikalkgläser werden auch durch Lasiren schlecht gefärbt; mit Abnahme des
Kalkgehaltes steigt dagegen die Fähigkeit des Glases, Silber aufzunehmen. Bei
völliger Abwesenheit
von Kalk (in Bleigläsern) kann durch Aetzen das schönste Orangeroth erzeugt werden.
Durch wiederholtes Anwärmen wird jede Silberfärbung dunkler.
Die Färbungsmittel des Glases von Fr. Fischer (Sprechsaal,
Jahrg. 24 S. 1015, 1037 und 1058). Verfasser bespricht unter anderem Malaguti's Methode, Cu2O darzustellen, S. 1015. Zur Herstellung von Goldrubin empfiehlt Verfasser S.
1038, goldhaltigen Borax zu verwenden, der hergestellt wird durch Zusetzen einer
Gold- und Zinnlösung zu gelöstem Borax. Durch Eindampfen wird das Wasser entfernt
und der Krystallbrei enthält das Gold im Zustande höchster Zertheilung. Das Glas
wird dann nicht so leicht leberig und die Färbung wird intensiver.
Ein Ueberschuss von Bleioxyd ertheilt dem Goldrubinglase einen Stich ins Violett,
welcher jedoch durch Zugabe von Antimonoxyd entfernt werden kann.
(Es ist bemerkenswerth, dass goldhaltige Glasscherben, mit zinkoxydhaltigem
Milchglase verschmolzen, schön violett gefärbtes Milchglas geben; die Rubinfarbe
verschwindet vollständig. Der Referent.)
Ueberfangfarbenglas von J. Ch.
P. (Sprechsaal, 1892 S. 829 und 851). Es werden Vorschriften zur
Herstellung von Gold- und Kupferrubin, sowie zur Gewinnung von gelben, grünen,
blauen und violetten Ueberfanggläsern gegeben.
Die Herstellung dunkelgrün überfangener Lampenschirme
von M. W. (Sprechsaal, 1892 S. 452 und 541).
Herstellung rother Kupfergläser von Guignet und Magne. Die
Angabe über den Glassatz zur Herstellung des Kupferglases (1890 278 372) ist dahin zu berichtigen, dass statt Kupferoxyd
0 (Referent hat ein Fragezeichen dazugesetzt) Kupferoxyd 10 Th. zu lesen ist. Der
Satz I ist demnach zusammengesetzt aus:
Na2CO3
100
CaCO3
50
Kupferoxyd
10
Eisenhammerschlag
–
Ueber den rothfärbenden Bestandtheil der Kupfergläser vgl. Seger 1892 284 186.
Das Kupferrubinglas, seine Geschichte und Herstellung
bespricht W. M. (Sprechsaal, 1892 S. 279). Als bewährte
Vorschriften führt Verfasser die folgenden an:
I
II
Sand
100
Gew.-Th.
100
Gew.-Th.
Raffinirte Potasche
20
„
30
„
Calcinirter Borax
20
„
20
„
Mennige
30
„
40
„
Kupferoxydul
2,5
„
4
„
Zinnoxydul
1
„
2
„
Eisenoxydul
–
„
1
„
Weinstein
1
„
„
Braunstein
5
„
–
„
Franz Welz in Kosten (Böhmen) stellt neuerdings nach
einem patentirten Verfahren (D. R. P. Nr. 63558) schön rosenrothe und orangerothe
Gläser durch Zusatz von Selen zum Glassatze her.
Nachdem man sich von der unveränderten Löslichkeit der Sulfide im Glase überzeugt
hatte (vgl. Zsigmondy 1889 273 29), war der Gedanke naheliegend, dass auch Selen- und
Tellurverbindungen sich ähnlich verhalten würden. Da die Selenalkalien eine schön
rothe Färbung besitzen, so konnte man hoffen, durch Verschmelzen derselben mit Glas
demselben eine rothe Färbung zu ertheilen.
Referent hat unabhängig von Welz im Sommer 1891 Versuche
in dieser Richtung angestellt und dabei durch Verschmelzen eines leicht
schmelzbaren Kalkalkaliglases mit Selennatrium Gläser mit schön lichtbraunrother
Farbe erhalten.
Der Satz von Welz ist jedenfalls härter versetzt und
erhält einen Zusatz von Selen als Element. Die neue Farbe ist licht rosenroth,
ähnlich dem der Goldgläser, aber weniger intensiv. Von letzteren unterscheidet es
sich vortheilhaft dadurch, dass man Kalkgläser damit massiv färben kann, dass die
Farbe nicht anläuft und dass das fertige Glas gepresst werden kann.
Wie die mit Sulfiden gefärbten Gläser, so zeigt auch das Selenglas gewisse
Schwierigkeiten in der Herstellung, die nicht leicht zu überwinden waren.
Der farbige Stich im Glase von J. R. (Sprechsaal, 1891 S. 102 und 163). Verfasser führt unter anderem
eine Tabelle aus dem Werke von Henriveaux, Le verre et le
crystal, an, aus welcher hervorgeht, dass die färbenden Oxyde in
verschieden zusammengesetztem Glase verschiedene Färbungen erzeugen; dementsprechend
wirken Mangan und Nickel als Entfärbungsmittel in Kaligläsern kräftiger als in
Sodagläsern.
Pfarrer Mathesius schrieb schon 1562: „Jetzt werden
die weyssen gleser gemein . . . . .“, und an einer anderen Stelle: „Weil
aber das glas von natur weyss und plank ist, wenn zumal der sand und die asche
reyn und mit fleyss ausgesotten und abgefeymt ist, hat man in diesen landen
gemeiniglich zu weyn grine gleser gemacht, darinn ein reberechter planker weyn
sehr schön und lieblich steht und dem weyn eine lustige färb gibt.“ Man hat
also damals schon aus ästhetischen Gründen die Weingläser grün gefärbt, nicht
deshalb, weil man nicht anders konnte.
Entfärben des Glases von J. Sty.
(Sprechsaal, 1892 S. 718, 739 und 761).
Eisen als zufälliger Bestandtheil des Glases von Fr. Fischer (Sprechsaal, 1892 S. 496). Verfasser
erwähnt unter anderem, dass eisenhaltige Gläser mit schwachem Stich ins Gelb, dem
Sonnenlichte ausgesetzt, unter Umständen bald grün werden.
Nach Angaben desselben Autors wird erst in neuerer Zeit der Verarbeitung von Emailglas als Ueberfang Aufmerksamkeit geschenkt.Sprechsaal, 1892 S.
539. Diese Technik wird in Frankreich in ausgedehnterem Maasse
geübt als bei uns, doch werden auch bei uns Emailgläser in Farben wie Canariengelb,
Orangegelb, Rosa, Blau und Grün angewendet und von Firmen Deutschlands und
Oesterreichs in Zapfenform hergestellt und verkauft.
Als Vortheil der Emailgläser ist hervorzuheben, dass man nur Weissglas abzuschmelzen
braucht und dieses mit Zapfen verschiedener Farbe überfangen kann. Ausserdem zeigen
Emailglaswaaren in Folge äusseren Ueberfanges mit Krystall schöneren Glanz als
massiv gefärbte Glaswaaren. Den Vorzügen gegenüber stehen die Schwierigkeiten der
Herstellung. Es werden die folgenden Vorschriften für gutes Emailglas mit
verschiedenen Trübungsmitteln empfohlen:
I
Sand
100
Gew.-Th.
Raffinirte Potasche
15
„
Arsenik
18
„
Mennige
15
„
Phosphorsaurer Kalk
10
„
Bleiglasscherben
50
„
II
Sand
100
Gew.-Th.
Raffinirte Potasche
16
„
Arsenik
20
„
Mennige
80
„
Zinkoxyd
10
„
Salpeter
6
„
Phosphorsaurer Kalk
10
„
Bleiglasseherben
50
„
III
Sand
50
Gew.-Th.
Raffinirte Potasche
8
„
Mennige
50
„
Arsenik
10
„
Zinkoxyd
3
„
Borax
6
„
Phosphorsaurer Kalk
5
„
Bleiglasscherben
30
„
IV
Sand
100
Gew.-Th.
Raffinirte Potasche
6
„
Soda
18
„
Kryolith
12
„
Mennige
20
„
Arsenik
10
„
Salpeter
4
„
Bleiglasscherben
50
„
Weitere Vorschriften gibt Fischer zur Herstellung der
farbigen Emailgläser. Zu erwähnen wäre unter anderem das mit Cadmiumsulfid gefärbte
gelbe Emailglas, das den ziemlich reichen Zusatz von 5 Th. CdS auf 100 Th. Sand
erhält. Der Farbstoff wird, mit einem Theil des Satzes gemischt, 1 Stunde vor dem
Blasen eingelegt.
Die Milchglasfabrikation von Fr.
Fischer (Sprechsaal, Jahrg. 24 S. 141 und 161). Verfasser bemerkt, dass
Knochenglas sich wegen seiner Schwerschmelzbarbeit und Härte besonders zum Bemalen
mit Glasfarben eigne und darum in Böhmen noch immer erzeugt werde, dass mit seiner
Verwendung auch Uebelstände verknüpft sind, so das Ausschlagen im Muffelfeuer; er
bespricht hierauf die Herstellung der Kryolithgläser und gibt drei Sätze für
brauchbares Kryolithglas. Zwei derselben mögen hier angeführt werden:
I
Sand
100 k
II.
Sand
100 k
Soda
10 k
Melasse
12 k
Feldspath
16 k
Soda
10 k
Kryolith
14 k
Kryolith
14 k
Mennige
6 k
Kalk
8 k
Salpeter
3 k
Salpeter
1 k
Verfasser gelangt über den trübenden Bestand theil des Kryolithglases zu derselben
Ansicht, die schon früher von R. Zsigmondy
ausgesprochen wurde, dass Fluoraluminium die Trübung bedinge.
Von den vielen in der Praxis gebräuchlichen Spathglassätzen führt Verfasser die
folgenden als besonders empfehlenswerth an:
I
II
III
Sand
100 k
Sand
100 k
Sand
100 k
Flusspath
20 k
Flusspath
20 k
Flasspath
20 k
Feldspath
36 k
Feldspath
34 k
Feldspath
30 k
Soda
16 k
Kryolith
6 k
Thonerdehydr
8 k
Potasche
12 k
Soda
20 k
Soda
20 k
Salpeter
6 k
Potasche
8 k
Potasche
6 k
Mennige
6 k
Salpeter
5 k
Salpeter
5 k
Mennige
5 k
Mennige
5 k
Ueber Opalin von J. Kempner
(Sprechsaal, 1890 Nr. 25 und 31, Beilage).
Verfahren zur Erzeugung von Milchglas von J. Kempner (D. R. P. Nr. 61777 vom 10. Januar
1890).
Glasraffinerie.
A) Raffinerie am Schmelzofen und
vor der Lampe.
Eisglas von W. M.
(Sprechsaal, 1892 S. 345). Wir unterscheiden vier Arten von
Eisglas:
1) Glas, dessen Oberfläche mit unzähligen, dicht an einander gereihten
Körnern übersäet ist, das eingebrannte Eisglas.
2) Glas, dessen Oberfläche, von feinen und groben Rissen nach allen Seiten
durchsetzt, ein zerklüftetes Ausseben bietet und trotz seines eigentlich wenig
schönen Aeusseren doch neuester Zeit wieder auftaucht, in Frankreich verre
craquelé, in England frosted glass genannt.
3) Glas, welches ebenfalls von stärkeren und feineren Kissen durchsetzt
erscheint, dessen übrige Fläche ausserdem noch mit den zahllosen Körnern dicht
besetzt ist.
4) Glas, dessen ganze matte Oberfläche mit hellglänzenden, strahlenförmigen
Bildungen, wie Blätter und Blüthen bedeckt ist, die einzige richtige Nachahmung
der befrorenen Fensterscheiben.
Die letztere Art von Eisglas ist den Eisblumen an Fenstertafeln am meisten
ähnlich und wird in folgender Weise hergestellt:
Die Oberfläche dieses Glases wird mattirt, hierauf bereitet man eine dicke Lösung
von gewöhnlichem Tischlerleim, welche auf die mattirte Glasoberfläche ziemlich
dick aufgetragen wird, indem man den Leim mit einem grossen Pinsel aufstreicht.
Dieser Anstrich wird bei gelinder Wärme getrocknet und hierauf einer massigen
Hitze ausgesetzt. Durch dieses Erwärmen und völlige Austrocknen zieht sich die
Leimschicht zusammen und bekommt nach allen Seiten Risse, wobei die entstandenen
Leimschuppen das Bestreben zeigen, sich von der Glasoberfläche abzulösen. Der
Leim haftet derart fest auf dem Glase, dass er beim Trocknen ganze Partien Glas
von der Oberfläche losreisst; die so erhaltenen muldenartigen Vertiefungen von
muscheligem Bruch zeigen das Aussehen wirklicher Eisblumen.
Goldiger Schiller auf Hohlglas von Fr. Fischer (Sprechsaal, Jahrg. 24 S. 428).
Verfasser stellt mit goldgelbem Lüster versehenes Glas her durch Abschmelzen
eines mit Silber gefärbten Glassatzes von folgender Zusammensetzung:
Sand
100 k
Mennige
80 k
Borax
10 k
Potasche
30 k
Silberoxyd
0,33 k.
Das so erhaltene Glas wird als Ueberfang verwendet und durch 2 bis 3 Minuten der
Einwirkung reducirender Gase ausgesetzt.
Derselbe Effect lässt sich auch auf fertigen Glasgegenständen herstellen durch
Ueberziehen derselben mit Silberlasur und nachherige Reduction (vgl. Reich und Co. 1889 273
136) oder durch Einbrennen silberhaltiger Lüsterpräparate und Behandeln mit
reducirenden Gasen (vgl. Zsigmondy 1887 266 364).
Derselbe Autor berichtet im Sprechsaal, Jahrg. 24 S.
628, über die Herstellung von Metallglas (verre
métallisé). Aus Frankreich kommt seit einiger Zeit eine Glassorte auf
den Markt, welche einen eigenthümlichen Bronzeglanz in grünem und blauem Glase
aufweist. Die daraus hergestellten Luxusartikel sind ausserdem noch mit einem
zarten Emaildecor oder mit Glanzgoldverzierung versehen. Die Glaswand besteht
aus zwei Schichten; die innere, sehr schwache Schicht hat eine satte,
undurchsichtige, olivengrüne Färbung, die äussere Schicht besteht bei grünem
Metallglas aus gewöhnlichem Krystall, bei blauem Metallglas aus Aquamaringlas.
Die innere Schicht zeigt für sich keinen Metallglanz, derselbe tritt erst hervor
bei Ueberfang mit Krystall, sowie auch durch das optische Vorblasen.
Durch Analyse wurde festgestellt, dass der innere Ueberzug aus kupfer- und
eisenreichem Bleiglase bestand, und thatsächlich konnten mit einem derartig
zusammengesetzten Glase ähnliche Effecte erzielt werden.
Die Verwendung eines bleioxydreichen Emailglassatzes, mit den Färbemitteln reich
versetzt, gab die besten Resultate. Die Schmelze des Gemenges bot viele
Schwierigkeiten; das Glas läutert sich unvollkommen und bedarf ziemlich grosser
Hitze. Der Arbeiter nimmt recht wenig vom Zapfenglase, fertigt daraus ein
dünnwandiges Kölbchen, das nachher mit dem farblosen oder blauen Krystallglase
reich überfangen wird. Auf diese Weise kann dem sonst unvermeidlichen Springen
der fertigen Glaswaaren wirksam entgegengetreten werden.
Neuerung in der Herstellung künstlicher
Menschenaugen, Patent F. Ad. Müller's Söhne in Wiesbaden. Die künstlichen Augen haben
meist den Fehler, dass die weisse Sehnenhaut gegen die durchsichtige Hornhaut
scharf abgegrenzt erscheint; das Auge bekommt dadurch einen unnatürlichen,
starren Ausdruck. Nach dem neuen Verfahren wird Krystallglas so lange auf den
Rand des die Sclerotica darstellenden Milchglases aufgeschmolzen, bis ein Theil
des letzteren in einer gewissen Breite über den Krystall (die Cornea
darstellend) heraustritt. Nach dem Erkalten erscheint diese Zone verwaschen, was
dem Aussehen des natürlichen Auges entspricht. Die Regenbogenhaut erscheint dann
nicht mehr scharf abgegrenzt gegen die weisse Sehnenhaut, sondern weist jene
zarten Uebergänge auf, die dem natürlichen Auge eigenthümlich sind.
B) Raffinerie in der
Muffel.
Ueber einige Arten der Glasraffinerie (Sprechsaal,
1892 S. 258). Verfasser bespricht unter anderem den Achatdruck und die sogen.
Monographie.
Ueber Glasfarben von Fachlehrer Emil Adam (Jahresbericht der k. k. kunstgewerblichen
Fachschule in Steinschönau, Sprechsaal, Jahrg. 23 S. 870 und 889). Es
wird zunächst auf die Werthlosigkeit der Mehrzahl der in Abhandlungen und
Büchern veröffentlichten Recepte über Glasfarben aufmerksam gemacht und
hervorgehoben, dass die vom Verfasser mitgetheilten Vorschriften durch eigene
Versuche gefunden wurden, die zum Theil nach den werthvollen Angaben Salvétat's, zum Theil auf Grund analytisch
gewonnener Resultate angestellt wurden.
I. Glasschmelzfarben verhalten sich ähnlich wie die
sogen. Porzellanfarben, werden ähnlich wie diese erzeugt und sind ganz analog
zusammengesetzt. Sie sind nur weit leichter schmelzbar als jene und werden meist
schlechtweg Glasfarben oder Glasschmelzfarben genannt. Der grösste Theil dieser
Farben besteht aus feuerbeständigen unlöslichen Farbpräparaten und einem leicht
schmelzbaren Glase, dem Flusse oder Flussmittel, andere sind nichts weiter als
leicht schmelzbare, farbige Gläser.
Verfasser bespricht hierauf die Herstellung der Farbpräparate, Flüsse und Farben
für gelbe, blaue, grüne, rothe und braune Glasfarben.
Als Normalfluss empfiehlt Verfasser ein Flussmittel der folgenden
Zusammensetzung:
Minium
77
Th.
Reiner Sand oder Quarz
11
„
Borsäure
22
„
Dieser Fluss entspricht in seiner Zusammensetzung dem in Steinschönau
vielfach verwendeten Krystallfluss und haftet selbst in dickerer Lage
rissfrei.
Ein etwas strengerer Fluss kann erhalten werden durch Verschmelzen von
Minium
75
Th.
Sand
15
„
Borsäure
20
„
Für Purpur ist der folgende Fluss geeignet:
Minium
28
Th.
Sand
28
„
Marmor
3
„
Calcinirte Soda
2,5
„
Krystallisirter Borax
78
„
II. Mattfarben. Der zur Herstellung von Mattfarben
dienende Fluss ist stark mit Zinkoxyd übersättigt; dasselbe scheidet sich beim
Einbrennen aus und verursacht ein Mattwerden des Glases.
Ein solcher Fluss besteht aus:
Minium
36
Th.
Sand oder Quarz
25
„
Krystallisirtem Borax
20
„
Zinkoxyd
30
„
III. Glasemailfarben sind alle jene Glasfarben,
welche, wenn sie in sehr dicker Lage auf das Glas
aufgetragen werden, beim Einbrennen vollkommen glatt schmelzen und nach
demselben auf dem Glase haften, ohne Risse zu bekommen oder abzuspringen. Auf
die Haltbarkeit dieser Emails ist die Zusammensetzung des Grundglases von
Einfluss; sollte letztere so beschaffen sein, dass die Emails abspringen, so
kann nur durch Abänderung des Kieselsäuregehaltes bezieh. Verminderung des
Alkaligehaltes des Flusses abgeholfen werden. (Vgl. Schott's Arbeit über die Ausdehnungscoëfficienten der Gläser.)
Je nachdem die Emailfarben durchsichtig oder undurchsichtig sind, unterscheidet
man transparente oder opake Emails; die ersteren geben schönere Farbeneffecte
als die letzteren, doch erfordert ihre Anwendung grössere Sorgfalt, auch zeigen
transparente Emails eine grössere Neigung, beim Brande zu fliessen, als die
opaken. Dies ist auch der Grund, warum jene nicht die ausgebreitete Anwendung
gefunden haben, die ihnen sonst ohne Zweifel zukommen würde.
Häufiger finden die opaken Emails Anwendung. Verfasser corrigirt die Ansicht des
Herrn C. B. (siehe weiter unten), als wäre
ausgeschiedene Kieselsäure die Ursache der Trübung eines Flusses, welcher aus 80
Th. Minium und 30 bis 34 Th. Quarz erhalten werden kann. Nach dem Schmelzen im
Tiegel und nach dem Erstarren erscheint die Masse vollkommen durchsichtig; erst
wenn man dieselbe pulverisirt und mit Terpentinöl auf Glas aufträgt, wird
dieselbe nach dem Einbrennen undurchsichtig und weiss. Setzt man jedoch das
Einbrennen weiter fort, so tritt Aufschäumen der Masse ein und das Email wird
durchsichtig, ein Beweis, dass die Trübung durch eingeschlossene Luftbläschen
hervorgerufen wurde. Verfasser gibt zum Schlusse noch eine Reihe von
Vorschriften zur Herstellung farbiger Emails.
Ueber hochstehende, opake Emails auf Glas schreibt
C. B. im Sprechsaal, Jahrg. 23 S. 437. Die vom Verfasser gegebenen Vorschriften
unterscheiden sich durch ihre Einfachheit vortheilhaft von anderen
Vorschriften.
Man schmilzt einen Fluss, bestehend aus:
Reinsten Mennigen
73
Gew.-Th.
Eisenfreiem Quarzsand
27
„
presst denselben in kaltes Wasser, mahlt ihn fein und mischt ihn mit
Farbkörpern. Der Fluss, für sich auf Glas geschmolzen, trübt sich beim Erkalten
durch ausgeschiedene Kieselsäure so vollständig, dass er ein gut deckendes Weiss
gibt.Interessant ist
der Umstand, dass der Fluss beim Aufschmelzen auf Glas geschmolzen opak
wird, dagegen in compacter Masse und rasch gekühlt durchsichtig bleibt.
Ich erhielt gelegentlich meiner Versuche über Silberfärbung einen auch
in compacter Masse vollkommen undurchsichtig erstarrenden Glasfluss beim
Zusammenschmelzen von 9 Th. Kieselsäure, 9 Th. krystallisirter Borsäure
und 11 Th. Bleioxyd. Vielleicht kann vorliegender Fluss von der Formel
PbOB4O6 3 SiO2 für manche Zwecke in
der Glasindustrie oder Keramik Verwendung finden.Zsigmondy.
(Vgl. vorstehendes Referat.)
Glasemail-Schwarz.
Fluss
13,5
Gew.-Th.
Iridiumoxyd
1,0
„
Glasemail-Grau.
Fluss
100
Th.
Platinschwarz
1
„
Glasemail-Eisenroth.
Fluss
15
Th.
Eisenthonerdepräparat
1
„
Letzteres wird erzeugt, indem man 100 Th. schwefelsaure Thonerde (technisch) mit
60 Th. Eisenvitriol in verdünnter Salpetersäure löst und das Wasser unter stetem
Umrühren verjagt, bis das Präparat eine schön rothe Färbung angenommen hat.
Schliesslich wird mit Wasser vollständig ausgewaschen.
Glasemail-Braunroth.
Fluss
15
Gew.-Th.
Bothes Eisenoxyd
1
„
Glasemail-Braun.
Fluss
30
Th.
oder
20
Th.
Braunpräparat
I
1
„
„
II
1
„
Braunpräparat I wird aus 100 Th. Eisenvitriol und 20
Th. Nickelvitriol in ähnlicher Weise wie das Eisenthonerdepräparat gewonnen,
Braunpräparat II aber aus 100 Th. Eisenvitriol und 34 Th. Chromalaun.
Hellbraun I und II werden erhalten aus je 15 Th.
Fluss und 1 Th. chromsaurem Eisenoxyd bezieh. 1 Th. antimonsaurem Eisenoxyd.
Gelbbraun aus 15 Th. Fluss und 1 Th. chromsaurem
Zinkoxyd.
Orange aus 25 Th. Fluss und 1 Th. Bleichromat.
Hochgelb aus 40 bis 50 Th. Fluss und 1 Th. BaCrO4.
Lichtgelb aus 250 Th. Fluss und 1 Th. BaCrO4.
Dunkelgrün aus 15 bis 30 Th.- Fluss und 1 Th.
Grünpräparat, bestehend aus 46,5 Gew.-Th. Kobaltoxydhydrat und 53,5 Th.
Chromoxydhydrat.
Glasemail-Türkisgrün aus 35 Th. Fluss und 1 Th.
Thenardsblau, erzeugt aus 100 Th. Thonerdehydrat und 83 Th. CoCO3.
Dunkelblau wird erzeugt durch Schmelzen von 70 Th.
Mennige, 30 Th. Quarzmehl und 5 Th. reinem Kobaltoxyd.
Glasemail-Violett aus 100 Th. Fluss und 1 Th.
Magnesiagoldpurpur, dessen Bereitungsweise folgende ist: 100 g MgO werden in
destillirtem Wasser vertheilt. 0,5 g reines Gold wird in Königswasser gelöst und
in Chlorid verwandelt. Das säurefreie Chlorid wird in Wasser gelöst und mit dem
Magnesiabrei gemengt. Ist alles Gold gefällt, so wird getrocknet und geglüht,
bis das grauviolette Präparat eine rothe Farbe angenommen hat.
Hellroth wird erzeugt aus 150 Th. Fluss und 1 Th.
Carminpräparat, erhalten durch Verreiben von 100 Th. Magnesiagoldpurpur mit
5 Th. Chlorsilber.
Die Emails lassen sich auf Glas sehr hoch auftragen, ohne dass beim Einschmelzen
ein Blättern oder Abrutschen eintritt. Sie haften sehr gut und auf den meisten
Glassorten rissefrei.
Ueber den Einfluss der Zusammensetzung des Glases auf die
durch Einbrennen zu fixirenden Farben von R.
Weber (Sprechsaal, Bd. 24 S. 910). Verfasser bespricht einen Fehler
mancher zu decorirenden Glastafeln; die Tafeln werden beim Einbrennen in der
Muffel rauh, rissig und zeigen häufig auf der Oberfläche ein Aussehen, als ob
sie mit Fischschuppen belegt wären. Die Gläser waren sehr kalkarm und
alkalireich (65,9 Proc. SiO2, 6,5 Proc. CaO, 25
Proc. K2O und 71,4 Proc. SiO2, 4,5 Proc. CaO, 199 Proc. Na2O) und hatten offenbar aus der Luft Wasser
aufgenommen, welches beim Erhitzen wieder austrat. (Vgl. Mylius 1889 273 87).
Gutes Glas bleibt, in trockener Luft aufbewahrt, blank und spiegelnd und nimmt
nicht leicht Staub aus der Luft auf. Um vor Schaden gesichert zu sein, wird der
Glasmaler jedenfalls gut thun, bei Glastafeln fraglicher Herkunft kleine
Probestücke in der Muffel zu brennen und sich so von der Unveränderlichkeit des
Glases zu überzeugen.
C) Andere Arten der Raffinerie.
Aetzen und Belegen von Glas.
Das Glasätzverfahren mittels Umdruckes wird
besprochen (Sprechsaal, Jahrg. 28 S. 807 und
827).
Ueber Aetzungen auf Glas mittels photochemischer
Processe von A. Müller-Jakobs (Zeitschrift für
angewandte Chemie, 1890 S. 451).
Herstellung von mit Silber belegten Spiegeln. Nach
den Verfahren von Liebig, A. Martin, Löwe,
Petitjean u.a. gelingt es wohl, kleinere Glasstücke mit Silber zu
überziehen, die Versilberung ist aber keine dauerhafte. Trotz der an Ausdehnung
immer zunehmenden Spiegelglasversilberung in der Technik (Saint Gobain liefert
z.B. nur Silberspiegel) ist doch kein Verfahren bekannt geworden, nach dem es
gelingen würde, grössere Spiegeltafeln mit Silber zu belegen. R. Kayser in Nürnberg veröffentlichte nun in der
Zeitschrift für angewandte Chemie, 1890 S. 542,
die Resultate eigener Versuche, nach denen die Herstellung guter Silberspiegel
möglich sein soll. Man benöthigt folgende zwei Lösungen:
I. Silberlösung. 10 g Silbernitrat werden in 50 cc destillirtem Wasser gelöst,
dann reine empyreuma- und eisenfreie Ammoniakflüssigkeit allmählich bis zur
Klärung zugefügt. Zu dieser Lösung fügt man tropfenweise unter Umrühren mit
einem Glasstabe eine Lösung von Silbernitrat in destillirtem Wasser (1 : 5), bis
eine schwache Opalescenz entstanden ist. Die Lösung bringt man mit Wasser auf 1
l und lässt dieselbe dann entweder einige Zeit stehen, bis sie ganz klar
geworden ist, oder man filtrirt; doch ist Klärung durch Absetzenlassen
vorzuziehen.
II. Reductionsflüssigkeit. 20 g Seignettesalz (Kaliumnatriumtartrat) und 20 g
weisser Kandiszucker werden in 200 cc destillirtem Wasser gelöst; zu dieser
Lösung fügt man eine Lösung von 4 g Silbernitrat in 20 cc destillirtem Wasser,
schüttelt tüchtig um und erwärmt zum Sieden und lässt ½ Stunde kochen; hierauf
nimmt man die
Lösung vom Feuer und mischt sofort mit soviel kaltem destillirten Wasser, dass 1
l Flüssigkeit entsteht; dann wird filtrirt.
Nun werden zwecks der Versilberung 1 Vol. der Silberlösung I und 1 Vol. der
Reductionsflüssigkeit II gemischt, die Mischung möglichst schnell auf die sich
auf den Belegtischen befindlichen Spiegelgläser gegossen, so dass die Oberfläche
derselben eine gleichmässig dicke Schichte der Versilberungsflüssigkeit trägt.
Nach kurzer Zeit beginnt die Versilberung des Glases und ist in 15 bis 20
Minuten vollendet. Man lässt dann die überstehende Flüssigkeit von den Spiegeln
abfliessen und wäscht wiederholt mit destillirtem Wasser, welches die Temperatur
des Belegraumes hat.
Nach dem Trocknen wird der Spiegel zweckmässig mit einem zweimaligen Anstrich von
Rubinschellack versehen.
Die Glastafeln sollen womöglich unmittelbar von der Poliranstalt zur Versilberung
gebracht werden, sie werden dann sehr sorgfältig mit Polirroth und Wasser
gereinigt; man wäscht mit destillirtem Wasser und bringt sie noch feucht in den
völlig staubfreien Belegraum, dessen Temperatur nur zwischen 25 und 30° C.
schwanken darf.
Die Lösungen müssen absolut chlorfrei und frei von Thonerde sein.
Verfahren zur Herstellung von Silberspiegeln mit
haltbarem bläulichem Farbentone von A. B.
Drautz in Stuttgart (D. R. P. Kl. 32 Nr. 56260 vom 30. Januar 1890).
Die Reductionsflüssigkeit wird mit einem Bleisalz versetzt.
Vorrichtung zum Schneiden von Glasröhren von Rudolf Müller in Berlin (D. R. P. Kl. 32 Nr. 63087
vom 5. Februar 1891).
Die Röhren u. dgl. sind innerhalb eines mehrgliedrigen, verstellbaren Prismas
gelagert, dessen Obertheil sich selbsthätig durch Druck regulirt. Die Röhren
werden von aussen mit Hilfe eines Diamantes, welcher an einem nach mehreren
Richtungen hin verstellbaren Hebel befestigt ist, geschnitten.
Literatur.
Sandstrahlgebläse im Dienste der
Glasfabrikation von Wilhelm Mertens (Fr.
Fischer), Glashüttentechniker. Mit 27 Abbildungen, 7 Bogen octav. Geh.
2,20 M. Hartleben's Verlag in Wien (1891). Verfasser – in der Praxis stehend –
gibt in diesem Buche eine erschöpfende Darlegung von dem heutigen Stande der
Sandbläserei.
Von demselben Autor stammt auch das neuere Buch: Die Fabrikation und Raffinirung des Glases.
Étude sur Saint Gobain,
conférence faite à la société de Geographie à Laon par J. Henriveaux. Verfasser beschreibt das Land in der Umgebung von Saint
Gobain und gibt eine Darstellung der geschichtlichen Entwickelung der
Spiegelglasmanufactur Saint Gobain. Einige Bilder stellen Saint Gobain im 17.
und 19. Jahrhundert dar.
Handbuch der Mosaik- und
Glasmalerei zum Gebrauche für Mosaik- und Glasmaler, Architekten,
Künstler u.s.w. von Carl Elis, Reg.-Baumeister und
Professor an der technischen Hochschule in Charlottenburg *. Nach dem Tode des
Verfassers herausgegeben von J. Andrée,
Reg.-Baumeister in Berlin. Mit 82 Abbildungen im Text. Verlag von E. A. Seemann,
Leipzig 1891.
Docent Dr. R. Zsigmondy.