Titel: | Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen. |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 45 |
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Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-,
Genussmitteln und Verbrauchsgegenständen.
(Letzter Bericht siehe Bd. 289 S.
261.)
Methoden zur Untersuchung von Nahrungs-, Genussmitteln und
Verbrauchsgegenständen.
Nachweis von denaturirtem Sprit im Wein.
Um einen Zusatz von denaturirtem Sprit im Wein nachzuweisen, destillirt man nach K. Portele 100 cc des Weines bis auf 10 cc ab.
Methylalkohol geht dabei vollständig, Pyridin zum grössten Theil in das Destillat
über. Letzteres unterwirft man nach Zusatz von verdünnter Schwefelsäure noch einmal
der Destillation, wobei nur Methylalkohol überdestillirt, während die an Säure
gebundenen Pyridinbasen im Rückstand bleiben. Dieser wird. auf ein kleines Volumen
eingedampft und noch warm mit Natronlauge übersättigt; bei Gegenwart von
Pyridinbasen tritt ein stark narkotischer, charakteristischer Geruch auf, der noch
bei einem Zusatz von ¼ Proc. denaturirtem Weingeist zum fraglichen Wein wahrzunehmen
ist. Um sicher zu gehen, macht man nebenbei einen blinden Versuch mit reinem Wein
und einen solchen unter Zusatz von etwas denaturirtem Alkohol. (Nach Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchungen und
Hygiene, 1892 Bd. 6 S. 357, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1892 Bd. 16 S. 278.)
Theefälschung in den holländischen Kolonien.
Ueber im Grossen ausgeführte Theefälschung auf Java berichtet A. Vordermann. Es wird dort der einheimische Thee einer besonderen
Behandlung unterworfen, um ihn als chinesischen Thee in den Handel bringen zu
können. Die Fälschung geschieht in sechs grossen Fabriken in Cheribon, der
Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Chinesen kaufen dieses Falsificat auf,
versehen es mit chinesischer Verpackung und bringen es in den europäischen Handel.
Ausser der Appretur geschieht auch noch eine Verfälschung mit fremden
Pflanzentheilen. (Nach Revue Internat, scient. et popul. des
falsifications des denrées aliment., Bd. 5 S. 129, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 784.)
Verfahren zum Nachweis von erschöpftem Thee.
Zur Untersuchung des Thees verfährt Eduard Hanausek in
der Weise, dass er je 2 g der verschiedenen Handelssorten 6- bis 7 mal nach einander
mit 100 cc siedendem Wasser fünf Minuten auszieht und das Brechungsvermögen der
filtrirten Auszüge mittels des Pulferich'schen
Refractometers bestimmt. Die für die verschiedenen Handelssorten erhaltenen
Brechungsindices nennt Verfasser typische. Der Brechungsindex nimmt bei jeder
Handelssorte von Aufguss zu Aufguss mehr oder weniger ab, so z.B. für Souchong wie
folgt: I. 1,33411, II. 1,33446, III. 1,33338, IV. 1,33321, V. 1,33321, VI. 1,33313,
VII. 1,33305. Verfasser ist der Ansicht, dass weitere Untersuchungen über diesen
Gegenstand zur Aufstellung von Grenzzahlen führen werden, wenigstens für
einheitliche Theesorten; bei gemischten dagegen dürfte der Methode zunächst noch
wenig Werth beizumessen sein. Der Gerbstoffgehalt der Theesorten ist nahezu ohne
Einfluss. (Nach Revue Internat, scient. et popul. des
falsifications des denrées aliment., Bd. 5 S. 210, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 584.)
Untersuchung des Honigs.
Auf Grund einer grossen Anzahl von Untersuchungen erklärt G.
Mapurgo den Honig der Rheinprovinzen für den besten Deutschlands. Sehr
geschätzt sind ferner die Honige aus Steiermark, von Chamounix und Norbonne
(Frankreich), von Schottland und besonders diejenigen der Inseln des
Mittelmeeres.
Die Zusammensetzung des Honigs ist nach 78 Analysen folgende:
Feuchtig-keit
Lävu-lose
Dextrose
Rohr-zucker
Asche
Wachs
Maximum
24,50
45,0
42,50
8,00
0,36
3,00
Minimum
16,50
33,50
22,25
0
0,13
0,13
Mittel aus 78 Analysen
18,46
39,25
37,71
1,40
0,22
0,22
Von Veränderungen, welchen der Honig beim Aufbewahren unterworfen ist, erwähnt
Verfasser diejenigen, welche durch Gährungsprocesse hervorgerufen werden. Am meisten
beobachtet man die schleimige, seltener die Essiggährung. Guter Honig soll nicht
über 4 cc 1/10
n-Alkali zur Neutralisation verbrauchen.
Verfälschungen ist der Honig sehr viel unterworfen; hauptsächlich dienen hierzu Rohr-
und Stärkezucker, Mohrrübenextract (Dancus carota), Melasse, Dextrine, Mehle,
Glycerin und sogar Seife. Ganz besonders aber ist es der Stärkezucker, welcher zur
Verfälschung verwendet wird. Derselbe wird nach Sieber
aus der Differenz der nach Inversion mit verdünnter Salzsäure gefundenen Zuckermenge
und der im Filtrate nach Dextrinverzuckerung ermittelten bestimmt.
Auch Saccharin wird zuweilen dem Honig als Versüssungsmittel zugesetzt. Zum
Nachweis desselben schüttelt man den Honig mit Aether aus und bestimmt das Saccharin
auf bekannte Weise.
Die Anwendung des Mikroskops zur Untersuchung ist zweckmässig, da man aus der Art der
gefundenen Pollenkörner sowohl die Abstammung des Honigs schliessen, als auch
Krystalle von Dextrose, sowie Stärke erkennen kann, falls solche zugesetzt wurde.
(Nach Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchungen und
Hygiene, 1892 Bd. 6 S. 317, durch Chemiker-Zeitung, Repertorium 1892 Bd. 16 S. 264.)
Der Mais als Nahrungsmittel des Menschen.
Nach den Untersuchungen von H. W. Wiley hat der Mais
folgende durchschnittliche Zusammensetzung:
Wasser
Asche
Fett
Kohlehydrateexcl. Rohfaser
Rohfaser
Albuminoide
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
10,4
1,52
5,20
70,69
2,08
10,46
Der Eiweissgehalt schwankte zwischen 7 bis 14,65 Proc. Den relativen Nährwerth des
Mais im Verhältniss zu den Cerealien gibt nachstehende Tabelle:
Ent-hulsterHafer
Weizen
Roggen
Gerste
Mais
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Proc.
Wasser
6,93
10,27
8,67
6,53
10,4
Asche
2,15
1,84
2,09
2,89
1,52
Fett
8,14
2,16
1,94
2,68
5,20
Verdauliche Kohlehydrate
67,09
71,95
74,52
72,77
70,69
Unverdauliche „
1,38
1,80
1,46
3,80
2,09
Albuminoide
14,31
11,95
11,32
11,33
10,46
Der Nährwerth des Mais ist also etwa gleich demjenigen der anderen Getreidearten. Der
geringe Gehalt an stickstoffhaltigen Stoffen und verdaulichen Kohlehydraten wird
durch einen Ueberschuss an Fett wieder ausgeglichen. Dieser Schluss wird durch die
praktische Erfahrung bestätigt. (Nach Milch-Zeitung,
Bd. 21 S. 121, durch Chemisches Centralblatt, 1892 Bd.
1 S. 595; vgl. auch D. p. J. 1892 283 22.)
Zusammensetzung der Wachholderbeeren und des
Wachholderbranntweins.
Mährische Wachholderbeeren, von denen eine nicht ausschliesslich aus reifen Beeren
bestehende Handelswaare untersucht wurde, enthalten nach B.
Franz:
In der frischenSubstanz
Auf Trocken-substanz be-rechnet
Wasser
35,34
–
Aetherisches Oel
0,89
1,37
Ameisensäure
1,50
2,31
Essigsäure
0,57
0,87
Aepfelsäure
0,43
0,66
Oxalsäure
nicht bestimmt
–
Wachsähnliches Fett
0,094
0,14
Harz im alkoholischen Auszug
1,33
2,04
Harz im ätherischen Auszug
8,22
12,65
Bitterstoff (Juniperin)
0,24
0,36
Pectinartige Substanzen
1,64
2,52
Invertzucker
12,62
19,43
Rohfaser
29,43
48,32
Proteinsubstanzen
3,47
5,34
Asche
2,15
3,31
Bezüglich der Herstellung des Wachholderbranntweins ist Verfasser mit BehrendChemisches Centralblatt, 1890 Bd. 2 8.
639. der Ansicht, nicht die Beeren direct zu vergähren,
sondern einen daraus hergestellten Pressaft. Die zur Verwendung kommenden Beeren
sollten reif sein, da sie mehr Zucker und weniger Rohfaser enthalten als die nicht
ganz reifen.
Ein mährischer Wachholderbranntwein bester Qualität hatte ein Volumgewicht von 0,943
mit einem Säuregehalt als Essigsäure berechnet von 0,058 Proc. Der Abdampfrückstand
betrug 0,0272 Proc.; die Asche mit deutlichen Spuren von Kupfer 0,0169 Proc. (Nach
Zeitschrift für Nahrungsmitteluntersuchungen und
Hygiene, Bd. 6 S. 73, durch Chemisches
Centralblatt, 1892 Bd. 1 S. 668.)
Künstliche Färbung von Orangen.
In Paris werden unter dem Namen Blutapfelsinen gewöhnliche Apfelsinen verkauft,
welche nach A. Barillé mit Biebricher Scharlach gefärbt
worden sind. Letzterer Farbstoff, welcher als völlig ungiftig angesehen wird, ist in
Wasser löslich und wird durch Säuren braun gefällt. Die wässerige Lösung wird durch
Kochen mit Ammoniak und Zinkpulver erst gelb, darauf farblos. Concentrirte
Schwefelsäure löst den Farbstoff mit grasgrüner Farbe. Beim Verdünnen wird die
Lösung blau und setzt schliesslich einen schön braunen Niederschlag ab. (Nach Revue internat. scient. et popul. des falsifications des
denrées aliment., Bd. 5 S. 201, durch Chemisches
Centralblatt, 1892 Bd. 2 S. 583.)
Untersuchung von Safran und seinen Surrogaten.
Der Umstand, dass der Safran von Alters her vielfachen Verfälschungen unterworfen
ist, und die in Erfahrung gebrachte Thatsache, dass eine grosse Pastenfabrik ihre
Teigwaaren statt mit Safran mit einer aus Paris bezogenen Farbe, die sich als das
giftige Martinsgelb erwies, färbt, veranlasste E.
Vinassa, den Safran sowie seine Surrogate einer eingehenden Untersuchung zu
unterwerfen. Das Ergebniss stellte Verfasser in einer Reihe von Tabellen, auf welche
hier nur verwiesen werden kann, zusammen. Den Tabellen ist eine erklärende
Abhandlung vorausgeschickt, welcher bezüglich des Ganges der Safranprüfung das
Nachstehende entnommen ist.
Die Untersuchung des Safrans zerfällt I. in eine mikroskopische und mikrochemische,
II. eine chemische und III. eine physikalische.
I. Mikroskopische und mikrochemische Prüfung:
a) Der zu untersuchende Safran wird in Paraffinöl gebettet unter das Mikroskop
gebracht: in gutem Safran zeigen sich alle Partikelchen gleichmässig gefärbt. Finden
sich dagegen viele weisse oder gelbliche Fragmente, welche das Aussehen des Safrans
besitzen, so lässt dies den Schluss zu auf Vermischung mit Feminelle oder
ausgezogenem Safran.
b) Reiner Safran mit concentrirter Schwefelsäure zusammengebracht und unter der
Stativlupe besehen, gibt nur blaue Streifen, die allmählich in schmutzig Violett
übergehen, während die meisten Verfälschungsmittel gewöhnlich charakteristische
violette oder kirschrothe Streifen zeigen.
c) Eine Probe wird mit Chloralhydrat aufgehellt und nach mehreren Stunden mit Wasser
ausgezogen, filtrirt und bei stärkerer Vergrösserung betrachtet. Schon auf dem
Filter erkennt man die gröberen Fälschungen mit Santel- oder Campecheholz oder
solche mit Safflor. Bei dieser mikroskopischen Prüfung ist besonders auf die
Pollenkörner zu achten, weil diese meist charakteristischer sind als die
Blütentheile. Auch Haare, Krystalle u.s.w. geben mitunter Aufschluss über die Art
des Fälschungsmittels.
II. Die chemische Untersuchung erstreckt sich auf die Bestimmung des Wasser- und
Aschengehaltes. Als Maximum des Wassergehaltes ist 15 bis 16 Proc. als das zulässig
Höchste anzusehen; als dasjenige der Asche 8 Proc. Bei Mehrgehalt ist auf Sand, Gyps
und Schwerspath zu prüfen. – Beim langsamen Veraschen entwickelt sich ein gelber
Rauch mit einem an Safran erinnernden Geruch, der bei Zusatz von Zucker ein
eigenthümlich stechender wird.
Die Bestimmung des Handelswerthes des Safrans mittels zehnprocentiger
Kaliumbichromatlösung nach ProctorVierteljahrschrift für
Lebensmittelchemie, Bd. 4 S. 295. besteht darin, dass
man Safran im Verhältniss 1 : 1000 während vier Stunden digerirt und 50 cc
abfiltrirt. Man lässt hierauf zu 50 cc Wasser so lange zehnprocentige
Kaliumbichromatlösung aus einer Bürette einfliessen, bis das Wasser dieselbe Färbung
zeigt, wie die 50 cc des Safranauszugs. Es sind hierzu etwa 5 bis 6 cc
Kaliumbichromatlösung nöthig.
III. Physikalische Prüfung: Als eine gute qualitative Vorprüfung erwies sich die
folgende. Streut man Safran auf Wasser, welches sich in einem Teller befindet, so
färbt sich dasselbe gelb; ist der Safran verfälscht, z.B. mit Santelholz,
Campecheholz oder Safflor, so zeigen sich zahlreiche schwarze Punkte.
Von grossem Werthe zum Nachweis von Verfälschungen des Safrans ist die
Capillaranalyse, wie sie Goppelsröder angegeben hat.
Durch dieselbe lassen sich sowohl die meisten vegetabilischen Substanzen als
namentlich auch fast alle Anilinfarben leicht nachweisen. (Nach Archiv der Pharmacie, 1892 Bd. 231 S. 353; vgl. auch
D. p. J. 1892 284 298
Safran aus Algier.)
Zinkhaltige amerikanische Apfelschnitten.
Die schon mehrfach in der Literatur gemachten Angaben, wonach amerikanische
Apfelschnitten sich als zinkhaltig erwiesen, werden von Carl
Amthor und Julius Zink aufs Neue bestätigt.
Verfasser fanden in 1 k amerikanischer Apfelschnitten bei 16 Proben einen Gehalt an
Zink von 8 bis 438 mg.
Die Apfelschnitten sollen auf verzinkten Hürden getrocknet werden, weil sie dadurch
schön weiss oder höchstens gelb würden. (Nach Pharmaceutische Centralhalle, 1892 Bd. 33 S. 456; vgl. auch Zinkhaltige Conserven, 1892 284 299.)
Analyse des Eigelbes des Handels.
Obwohl die Zusammensetzung des Eigelbes nicht einfach ist, so kann sich die
Untersuchung doch vom praktischen Gesichtspunkt aus auf die Bestimmung des Wassers,
des trockenen und wasserlöslichen Extracts, des Fettes, des Vitellins und der Asche
beschränken.
Nach M. F. Jean werden diese Bestimmungen in der
folgenden Weise ausgeführt:
1) Bestimmung des Wassers und trockenen Extracts: 10 g einer völlig gleichmässigen
Probe des Eigelbes werden, mit einigen Tropfen Essigsäure versetzt, gut gemischt und
anfangs bei einer Temperatur von 50 bis 60° unter öfterem Umrühren getrocknet, bis
schliesslich das Gewicht bei 110° constant wird. Der Gewichtsverlust mit 10 multiplicirt gibt
dann unmittelbar den Wassergehalt in Procenten an, die Differenz zwischen Gewicht
und Wassergehalt denjenigen an trockenem Extract.
2) Fettbestimmung: Das erhaltene Extract wird fein gepulvert im Soxhlet-Apparat mit
Petroläther extrahirt. Den Petroläther destillirt man ab, trocknet den Rückstand
eine Stunde bei 110 bis 115° und wägt.
3) Bestimmung der Asche: 10 g Eigelb werden erst getrocknet und dann geglüht, bis
eine völlig weisse Asche entstanden ist, die gewogen wird.
4) Bestimmung des Vitellins: Die mit Petroläther erschöpfte Masse wird im
Extractionsapparat erst mit heisser Luft behandelt, um den anhaftenden Petroläther
zu vertreiben, und dann mit destillirtem Wasser ausgezogen. Die erhaltene wässerige
Lösung wird eingedampft, getrocknet und gewogen. Von dem erhaltenen Gewicht des auf
diese Weise bestimmten wasserlöslichen Extracts ist dasjenige der zur Conservirung
zugesetzten Salze abzuziehen, um die wirkliche Menge des wasserlöslichen Extracts zu
erfahren. Aus dem nunmehr bekannten Gehalt an Wasser, Fett, Asche und
wasserlöslichem Extract erhält man die Menge des wasserlöslichen Vitellins, indem
man die Summe der genannten Bestandtheile von dem angewandten Eigelb abzieht.
Das Chlornatrium bestimmt Verfasser nicht in der Gesammtasche, sondern zieht es vor,
dasselbe in einer besonderen Probe zu bestimmen, welche er bei 110° trocknet und
dann mit heissem Wasser auszieht.
Ein nach obiger Methode untersuchtes Eigelb ergab als Mittel dreier Analysen: Wasser
52,6 Proc.; Fett 28 Proc.; Asche 1,4 Proc.; Vitellin 18 Proc. (Nach Moniteur scientifique, 1892 Bd. 6 S. 561.)