Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 53 |
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Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen)
und Zubehör.
(Fortsetzung des Berichtes S. 25 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
Zubehör.
16) Die Dampf- und Wechselstromdynamo von O. Patin ist eine Verbindung der treibenden
Dampfmaschine mit der betriebenen Dynamo in der Art, dass die Magnete am Schwungrade
der ersteren befestigt sind, während der Anker feststeht. Diese Anordnung eignet
sich besonders für die Erzeugung von Wechselströmen mit hoher Spannung, sie macht
ferner einen Stromabgeber für den Anker entbehrlich, weil die Leitungen unmittelbar an
denselben angeschlossen werden, auch sind die Schwierigkeiten, welche die Isolation
des Ankers bei hoher Spannung bietet, vermieden. Die Betriebsmaschine ist eine
Corliss-Maschine, deren Schwungrad zur Aufnahme der Elektromagnete eingerichtet ist.
Der Anker hat die Gestalt eines mit Drahtspulen besetzten, das Magnetrad umgebenden
Ringes, der an einem Speichenrade befestigt ist, welches sich auf einem geeigneten
Vorsprunge des einen Schwungradlagers drehen lässt. Behufs Reinigung oder
Besichtigung der Magnetspulen ist das die Ankerspulen tragende Speichenrad in der
Achsenrichtung so weit verschiebbar, dass die Magnetspulen frei gelegt werden. Man
kann dann das eine oder andere Rad drehen und die Spulen untersuchen, auch wenn
nöthig abnehmen und durch andere ersetzen, da sie nur durch zwei Schrauben befestigt
sind. Der erregende Strom wird durch auf der Schwungradwelle sitzende Schleifringe
zugeführt.
Patin hat diese Anordnung auch auf Turbinen angewendet
und mit Hilfe eines Picar'schen Regulators erreicht,
dass bei plötzlichem Wechsel in der Belastung der Dynamo nur 2 Proc.
Spannungsveränderung sich ergab. Versuche an zwei ähnlichen Maschinen dieser Art,
von denen die eine 500, die andere 3000 Lampen speiste, ergaben Folgendes:
Spannung an den Polklemmen
2400 Volt
2400 Volt
Stromstärke
16,7 Ampère
40 Ampère
Umdrehungen in der Minute
300
95
Geringster elektr. Wirkungs- grad
94 Proc.
94 Proc.
In Gemeinschaft mit dieser Maschine benutzt Patin auch
Stromumsetzer eigener Bauart, um am Verbrauchsorte die gewünschte niedrige Spannung
zu erhalten.
Nach Génie civil würden für die etwa 200000 Lampen
umfassende Beleuchtung eines Theils von Paris fünf solcher Schwungraddynamo, von
denen eine in Ersatzbereitschaft verbleibt, genügen, um die jetzt vorhandenen 150
bis 200 kleinen Dynamo zu ersetzen.
Eine ähnliche Anordnung hatte die Actiengesellschaft „Helios“ zu
Ehrenfeld-Cöln auf der Frankfurter Ausstellung in Thätigkeit.
17) Brown und Boveri in Baden haben für die
Central-Beleuchtungsstation in Rouen vier langsam laufende Dynamo geliefert; welche
in ihrer Bauart der 1891 279 * 105 abgebildeten der Oerlikon-Werke gleichen. Jede dieser Maschinen gibt bei
der richtigen Umdrehungszahl von 320 in der Minute 120 Volt und 1200 Ampère, kann
jedoch auch 1500 Ampère mit 180 Volt zum Laden von Speicherzellen leisten; sie ist
also bei 320 Umdrehungen in der That eine 270000 Watt-Maschine. Wie beistehende Fig. 22 zeigt, haben diese Maschinen Trommelanker,
deren Leiter parallel geschaltet sind. Durch vielseitige Erfahrung hat Broten gefunden, dass parallele Wickelung keine
Schwierigkeiten verursacht, sobald die Lager zweckmässig ausgeführt sind und in
gutem Zustande erhalten werden; er behält daher diese Wickelung gern bei, weil sie
mehr Stromsammlerabtheilungen ergibt, wodurch das leicht störende Funkengeben an den
Bürsten fast ganz vermieden wird. Die Abtheilungen des Ankers sind an den
Stirnflächen durch gebogene Platten mit den Stromsammlerabtheilungen verbunden, so
dass zwei Bürsten angewendet werden können. Der eiserne Ankerkern hat 800 mm Länge
und 457 mm Durchmesser; er ist mit acht Treibzähnen versehen und zwar sind in
die Oberfläche acht Nuthen eingefräst, in welche die Zähne aus vulkanisirter Fiber
dicht eingetrieben sind. Die Wickelung besteht aus runden Kabeln. Die Feldmagnete
sind von Gusstahl, ebenso die Polstücke, und zwar werden diese aus vollen
Stahlringen, welche sorgfältig gedreht werden, ausgeschnitten. Die Rückseite jedes
dieser Polstücke wird dann so angedreht, dass die Spulen darauf gut nach vorn zu
Platz finden. Die Feldspulen sind ebenfalls rund, wodurch die Herstellung sehr
erleichtert wird. Die Ankerwelle hat drei Lager mit Selbstschmierung. Jede Maschine
wiegt etwa 10 t und enthält ungefähr 914 k Kupfer.
Textabbildung Bd. 290, S. 54
Fig. 22.Dynamo von Brown und Boveri.
Es mag an dieser Stelle nachträglich noch der beiden ungemein
grossen sechspoligen Gleichstrommaschinen gedacht werden, welche für die Schweizer metallurgische Gesellschaft zu Neuhausen
(vgl. Centralblatt für Elektrotechnik, 1888 * S. 844)
zur Herstellung von Aluminiumlegirungen von C. E. L.
Brown in den Oerlikon-Werken zu Zürich
ausgeführt worden sied und zusammen einen Strom von 12000 Ampère bei 20 Volt
liefern. Dieselben werden durch eine besondere kleine Oerlikon-Dynamo erregt. Die
Anker der grossen Maschine bestehen aus ringförmigen Blechscheiben; in dem Umfang
des Kernes sind Längsnuthen, wie bei Wenström (vgl.
1888 267 * 402) eingefräst, welche zur Aufnahme der
Wickelungsdrähte dienen, die dadurch sehr geschützt liegen; auch ist der magnetische
Widerstand der Maschine sehr verringert. Jeder Anker hat zwei Stromsammler von
grossem Durchmesser und solcher Länge, dass je sechs Bürsten neben einander liegen.
Da jede Maschine sechs Sätze Bürsten hat, sind im Ganzen 72 Bürsten zur
Stromaufnahme vorhanden. Die Ankerwickelungen sind abwechselnd zu den Stromsammlern
geführt, so dass eigentlich zwei getrennte Wickelungen auf jedem Kerne vorhanden
sind. Die durch die sechs Magnetpole bedingte Parallelschaltung wird durch
Metallringe, welche im Inneren der Stromsammler angebracht und mit den
entsprechenden Abtheilungen verbunden sind, hergestellt, auch sind ausserdem die
Bürsten träger gleicher Polarität durch starke Kabel mit einander verbunden. Die
Anker machen 180 Umdrehungen in der Minute und erwärmen sich selbst bei der vollen
Stromstärke nur wenig.
Beide Dynamo werden durch eine zwischen ihnen stehende Turbine von
Escher, Wyss und Co. mit wagerechter Welle
angetrieben, welche mit 15 m Gefälle vom benachbarten Rheinfall betrieben wird und
300 bis 350 zu leisten vermag. Ein selbsthätiger, auf eine in das
Einlaufrohr eingesetzte Drosselklappe wirkender Regulator regelt die Geschwindigkeit
der Turbine.
Zur Stromleitung nach dem Aluminiumofen dienen zwölf positive und
zwölf negative blanke Kupferkabel von je 500 qmm Querschnitt, die vor dem Ofen mit
einem Ammeter von Hérault, dem Director des Werkes,
verbunden sind. Dasselbe wird durch einen Kupferring von 1 m Durchmesser mit
quadratischem Querschnitt von etwa 9 cm Seite gebildet, durch den der ganze Strom
geht. Im Mittelpunkte des Ringes ist ein Elektromagnet mit in einer Verticalebene
schwingendem Eisenkern angebracht, welcher durch einige Elemente von bekannter
elektromotorischer Kraft erregt wird. Ein an demselben angebrachter Zeiger spielt
über einem Quadranten, der nach Tangentenwerthen getheilt ist.
Der Schmelzofen besteht aus einem grossen würfelförmigen, von
Metallplatten umgebenen Kohlentiegel, der mit dem negativen Pole der Dynamo in
Verbindung steht. Der positive Pol wird durch ein Bündel langer Kohlenplatten
gebildet, welche mittels eines Flaschenzuges in den Tiegel eingehängt sind;
letzterer ist mit der durch einen Kohlenpfropfen zu verschliessenden Abstichöffnung versehen.
Die Rohmaterialien, Kupfer oder Eisen und Thonerde, werden durch Oeffnungen im
Deckel eingebracht. Das von Hérault erfundene Verfahren
verläuft ununterbrochen, so dass auch die Dynamo für längere Zeit ununterbrochen zu
arbeiten haben. Es werden Aluminiumbronze und Ferroaluminium gewonnen; erstere ist
besonders hart, von hoher absoluter Festigkeit und schmiedbar. Das Ferroaluminium
dient als Zusatz zum Gusseisen, um blasenfreie grosse Gusstücke herzustellen.
Ueber das von ihm ausgeführte Elektricitätswerk der Gemeinde
Furstenfeld-Brück hat O. v. Miller in München in Uhland's Technischer
Bundschau, 1893 * S. 103, berichtet. Die Turbinenanlage in Schongersing
benutzt den ganzen Wasserlauf der Amper zum Treiben zweier Wechselstromdynamo von
Brown, Boveri und Co. durch drei Turbinen. Der
Strom wird in einer unter Mitwirkung des Telegrapheninspectors Beringer gebauten 7 km langen zweidrähtigen (bei 6 mm
Durchmesser) Leitung nach Brück geliefert und an 10 verschiedenen Stellen durch
Einphasen-Umsetzer von seiner grossen Spannung auf die zum Verbrauch geeignete
geringere Spannung herabgebracht und in einem vollkommen geschlossenen
Vertheilungsnetze den Verbrauchern zugeführt und zugleich zur Strassenbeleuchtung
durch 80 Glühlampen und 5 Bogenlampen verwendet. Von dem in Schongersing erzeugten
Strome gehen 17,5 Proc. in der Leitung und den Umsetzern verloren. A. a. O. wird
auch über die Anlage- und Betriebskosten berichtet.
Textabbildung Bd. 290, S. 55Fig. 23.Greenwood und Batley's Dynamo. 18) Greenwood und Batley in Leeds (vgl. 1889
272 * 115) haben die in Fig.
23 abgebildete selbstregulirende Dynamo für Bogenlichtbeleuchtung
ausgeführt. Die nach Industries, 1892 * S. 377,
abgebildete Maschine dient für 20 Lampen. Die Feldmagnete derselben haben (vgl. 1893
289 * 253) zwei kleine Hervorragungen, welche das
magnetische Feld für einen kleinen Flachringanker bilden, dem ein schwacher Strom
mit Hilfe eines selbsthätigen Umschalters zugeführt wird, so dass er bei Aenderungen
der Stärke des Hauptstromes sich dreht und als Regulator auch die Bürstenhalter der
Dynamo in die der zur Zeit verlangten elektromotorischen Kraft entsprechende
Stellung bringt.
Textabbildung Bd. 290, S. 55Fig. 24.Rheostat von Carpenter. 19) Die Carpenter Enamel Rheostat Comp. zu
Bridgeport, Conn., Nordamerika, führt den in Fig. 24
und 25 abgebildeten Emaille-Rheostaten von Carpento aus, bei welchem die Leitung und
Vertheilung bezieh. Ausstrahlung von Wärme durch eine Platte bewirkt wird, die mit
dem von einem elektrischen Strom durchflossenen und dadurch erhitzten Draht in
Verbindung steht. Das Instrument besteht aus einer mit Rippen r und an den Ecken mit Buckeln b versehenen gusseisernen Platte p, auf
welche eine Lage e von Emaille aufgetragen ist; in
letztere ist der in Fig. 25 als Punkte im Querschnitt
erscheinende Draht eingeschmolzen, so dass er von dieser Masse allseitig umgeben und
gegen die Platte p isolirt ist. Hierdurch soll der
Widerstandsdraht eine erheblich grössere Fähigkeit zur Stromaufnahme erhalten, und
zwar soll der Draht 10 mal mehr Strom aufnehmen können als in freier Luft. Die
Platte soll beständig 8 Watt auf 1 Quadratzoll engl. (= 1,24 Watt auf 1 qc)
vertheilen können, wobei die Erwärmung der Platte nicht so hoch steigt, um Holz zu
verkohlen. Der Zuleitungsdraht d ist angeschraubt und
unter dem Kopfe der Schraube s liegt unter dem
Kupferplättchen noch ein sie gegen p isolirendes
Plättchen.
Textabbildung Bd. 290, S. 55Fig. 25.Rheostat von Carpenter.Textabbildung Bd. 290, S. 55Fig. 26.Mordey- Wechselstrommaschine. 20) Zu der 1892 286 * 16 beschriebenen 250
Kilowatt Mordey-Wechselstrommaschine der Brush Electrical
Engineering Co. in London bringt der Engineer,
1892 Bd. 74 * S. 354, noch Einzelheiten des Ankers, welcher in Fig. 26 und 27
wiedergegeben ist. Der Anker enthält 40 in zwei parallelen Reihen geschaltete Spulen
mit den in den seitlichen Hervorragungen an den Enden des wagerechten Durchmessers
befindlichen Polklemmen. Jede Spule wird unter Vermittelung einer Zwischenlage von
Ebonit zwischen zwei Neusilberplatten gehalten, die Drahtenden sind durch in die
Platten eingesetzte Porzellanbüchsen nach aussen gezogen. Die beiden Platten mit der
zwischenliegenden Spule werden durch drei Bolzen zusammengehalten, welche zugleich
durch den inneren Flansch des äusseren Ankerringes gehen. Mit Hilfe von zwei
in demselben Ringe sitzenden radialen Bolzen, deren Köpfe in Aussparungen der
Spulenplatten liegen, kann jede Spule radial verstellt und alle Spulen können dicht
an einander gepresst werden, so dass eine die andere stützt und ein festes Ganzes
gebildet wird. Zufolge dieser Anordnung ist es auch möglich, dass jede Spule schnell
herausgenommen und durch eine andere ersetzt werden kann, ohne dass der Anker oder
irgend ein anderer Theil der Maschine abzunehmen ist. Ausserdem ist, wie schon
früher bemerkt wurde, der Ankerring im senkrechten Durchmesser getheilt, so dass
jede Hälfte desselben seitlich fortgenommen werden kann. Wie aus Fig. 3 (1892 286 * 16) und Fig. 15 (1891 279 * 102) ersichtlich, ist übrigens der Anker auch in der
zusammengestellten Maschine jederzeit leicht zugänglich, was bei den meisten anderen
Bauarten nicht der Fall ist. Die Ankerspulen sind über Kerne von Schiefer gewickelt;
hierdurch, sowie durch die Anwendung des sehr schlecht leitenden Neusilbers in den
Klemmenplatten werden die Verluste in der Maschine auf das geringste Maass
herabgezogen, denn es ist kein Eisen zu magnetisiren oder zu entmagnetisiren,
überhaupt ist kaum ein Metall vorhanden, in welchem Nebenströme entstehen
könnten.
Textabbildung Bd. 290, S. 56
Fig. 27.Mordey Wechselstrommaschine.
Die Maschine gibt daher nicht bloss bei voller Belastung einen
hohen Nutzeffect, sondern auch bei geringer Belastung und bei offenem Stromkreis
erfordert sie wenig Kraft. Diese Eigenschaft ist nicht bloss mit Rücksicht auf die
geringe Erwärmung werthvoll, sondern auch für Beleuchtungsanlagen von Bedeutung,
weil dieselben häufig mit geringer Belastung arbeiten, wobei auch ein hoher
Nutzeffect verlangt wird. Die Charakteristik des Ankers ist nahezu eine gerade
Linie, der Potentialunterschied an den Polklemmen ist nur 4 bis 5 Proc. bei
Veränderungen in der Belastung von einer bis 8000 Lampen (zu je 8 Kerzen) als
Normalbelastung.
Das Gesammtgewicht der Maschine ist 20 t, wovon 15 auf die Feldmagnete nebst Welle,
also auf die sich drehenden Theile, kommen. Zur Magnetisirung des Feldes sind
bei offenem Stromkreis 1 Proc., bei voller Belastung 1 ½ Proc. erforderlich.
21) Ueber die elektrische Eisenbahn, welche als Fortsetzung der Locomotivbahn
Interlaken-Lauterbrunn und der 1890 gebauten Seilbahn Lauterbrunn-Mürren von der Maschinenfabrik Oerlikon zwischen Grütsch und Murren
oberhalb Lauterbrunn in einer Höhe von 1500 m über Meer ausgeführt worden ist,
entnehmen wir den Industries, 1893 * S. 43, und der Lumière Électrique, 1893 Bd. 49 * S. 326, Folgendes.
Die elektrischen Bahnen sind den Bahnen mit Dampfbetrieb in schönen Gebirgsgegenden
vorzuziehen, da sie unter Benutzung der Wasserkräfte billiger sind, weniger Lärm und
keinen Rauch machen. Die Bahnen der Oerlikon-Werke
ähneln den sich auf grössere Erfahrung stützenden amerikanischen, wahrscheinlich
weil ihr Ingenieur Kolben lange Zeit in den Vereinigten
Staaten gewesen ist.
Textabbildung Bd. 290, S. 56Fig. 28.Oerlikon's elektrische Locomotive. Die Stromerzeuger sind vielpolig, mit zwei Bürsten. Der sammt dem
Räderwerk etwa 1000 k wiegende Motor der elektrischen Locomotive ist in Fig. 28 abgebildet; er liefert 17 der Achse
bei einer Geschwindigkeit von 425 Umdrehungen in der Minute. Er kann auch weit mehr
leisten, namentlich beim Anfahren. Das Feld bilden zwei Stahlgehäuse. Es ist nur
eine Räderübertragung, die auf eine 100 mm-Achse wirkt, vorhanden. Die
Feldmagnetrollen sind aus gut isolirendem Material gemacht, das in besonderen Formen
gepresst ist. Die Kohlenbürsten liegen fest und deshalb kann der Luftraum klein
sein, die Feldspulen demgemäss überaus klein. Das Rad auf der Achse ist aus Stahl;
das Getriebe aus Phosphorbronze mit Zähnen von einer neuen Form, welche geräuschlos
und ohne Spielraum wirken sollen. Der Motor befindet sich auf einem Gestell mit 750
mm-Rädern, und seine tiefste Stelle ist 80 mm über der Schienenkante. Auch seine
Länge ist klein, so dass leicht ein Paar Motoren auf einem Gestell mit 1,5 m-Rädern
untergebracht werden können.
Die Seilbahn von Lauterbrunn (816 m über Meer) nach Grütsch (1490 m über Meer) ist
1392 m lang, in wagerechter Richtung 1215 m. Es sind Steigungen bis 50 Proc. darin
vorhanden. Die beiden Wagen hängen an den Enden eines oben um eine Rolle laufenden
Drahtseiles. Bei Bedarf lässt man einen Wassermotor auf die Rolle wirken, oder man
gibt den bergab laufenden Wagen eine entsprechende Zusatzbelastung von Wasser.
Da Murren 1641 m über Meer liegt, so ist eine Steigung von 151 m zu überwinden. Die
elektrische Bahn ist 4300 m lang und hat 53 Curven von 200 bis 50 m Halbmesser;
in der Mitte ist eine Ausweichestelle für die sich kreuzenden Züge. Die Steigungen
betragen bis 5 Proc. Es sind vorhanden drei Locomotiven von 7,2 t Gewicht, 4 m
Länge, 2 m Breite und 3 m Höhe, mit Rädern von 0,75 m Durchmesser; ferner zwei
Personenwagen für je 40 Personen und zwei Güterwagen. Der den Strom zuführende Draht
liegt in 5 m Höhe. Die Motoren geben bei 450 bis 500 Umdrehungen 11 km
Geschwindigkeit in der Minute. Jeder verbraucht 30 , nämlich 36 Ampère bei
600 Volt. Die Turbinen der Kraftstation werden vom Wasser des Staubbaches getrieben;
sie leisten bis 150 , für gewöhnlich reichen aber 120 aus. Die
Dynamo liefert 150 Ampère mit 600 Volt bei 750 Umdrehungen in der Minute, also 120
. Ein Kupferdraht von 50 qmm im Querschnitt läuft an der Bahn nach Grütsch,
zwei nach Murren, drei an die als Rückleiter benutzten Schienen. Der Zug besteht
meist nur aus Locomotive und einem Personenwagen. Die Fahrt von Interlaken bis
Murren kostet 14,40 M. und dauert von Lauterbrunn bis Murren 25 Minuten.
22) Ueber die bauliche Ausführung und Einrichtung der Fabrique Nationale d'Armes de Guerre zu Herstal in Belgien (vgl. 1893 288 288) hat Engineer vom
25. November 1892 S. 453 ausführliche Mittheilungen gebracht. Hiernach ist die
Leistung der stromerzeugenden Dynamo 90 Proc., die Leistung zwischen der Bremswelle
der Dampfmaschine und den Wellen der Motoren 77,2 Proc. Die Dampfmaschine leistete
bei den Versuchen 94 Proc. Daher erhielten die Motoren 72,5 Proc., die Wellen der
Arbeitsmaschinen 69,5 Proc. Da keine Riemenübertragung vorhanden ist, so braucht die
Dampfmaschine beim Leerlauf nicht 40, sondern nur 28 . Man hatte sich für
eine Maschine von 350 mit Condensation entschieden, wählte aber zur
Mitbeschaffung der elektrischen Beleuchtung eine Corliss-Verbundmaschine von 460
, welche von van den Kerchove in Gent geliefert
wurde.
Die Motoren liegen zwischen 3 und 37 . Die von der Dampfmaschine unmittelbar
mit 66 Umdrehungen getriebene Dynamo von 500 hat einen Gramme-Anker und die
Magnetkerne sind aus weichem Stahl. Die Feldmagnete liegen im Nebenschluss und
bilden einen aus zehn zusammengebolzten Stücken bestehenden Ring; sie haben 20 Pole.
Der Luftraum ist 6,3 mm weit. Die Magnete wurden in ihre Lage gebracht, dann
abgenommen, damit der Anker gewickelt werden konnte, was wegen der Grosse der
Maschine nöthig war; dann ward der Ring endgültig fertig gemacht. Zur Herstellung
des Ankers ward zuerst eine Nabe mittels hydraulischen Druckes auf die Welle
gezwängt und an jeder Seite ein hohles tassenförmiges Gusstück anstatt der Arme
eines gewöhnlichen Schwungrades angebolzt. Am Umfange bilden diese Gusstücke 100
Zähne, welche den im Durchmesser 4,8 m messenden, aus in radialer Richtung 130 mm
langen Eisenplatten von 7,1 mm Dicke hergestellten Anker fassen. Diese Eisenmasse
bildet einen Schwungradkranz von genügendem Gewicht. Durch 50 Zähne gehen Bolzen,
welche die Kernplatten mit einander vereinigen, während die übrigen 50 Querstäbe
tragen, worauf die Platten ruhen; alle sind sorgfältig gegen die Platten isolirt und
letztere mit Papier bekleidet. Die Wickelung besteht aus einem Flachdrahte von 4 × 5
mm, der mit Baumwolle und Schellack isolirt ist. Aussen ist bloss eine Lage, im
Inneren dagegen zwei, weil die Drähte zwischen den Zähnen der Seitenstücke
durchgehen müssen. Der ganze Anker hat 2400 Windungen und besitzt zwei Stromsammler
von 2,5 m Durchmesser, denen die durch Bronzedrähte von 1,5 mm Dicke festgehaltenen
Windungen abwechselnd zugeführt sind. Acht Bürsten nehmen den Strom ab und können
durch eine besondere Vorrichtung zugleich abgehoben und aufgelegt werden. Die Dynamo
liefert 2400 Ampère bei 125 Volt. Vier Kabel führen in paarweiser Parallelschaltung
den Strom nach dem Umschalter. Auf 1 qc der Ankerwindung kommen 300 Ampère und 160
bei den Magnetwindungen. Das Kupfer in den Magneten wiegt 2032 k, das im Anker 600
k. Es sind nur zwei Lager vorhanden, auf jeder Seite eines.
Die Lichtanlage enthält 116 Bogenlampen, in Hintereinanderschaltung zu zweien, mit 10
Ampère und 200 Glühlampen zu 16 Kerzen; letztere erhalten den Strom von einem
Ringleiter und verbrauchen im Ganzen 7 Volt, wenn sie alle brennen.
Die Motoren haben Gramme-Anordnung und bisher sich bewährende Kohlenbürsten. Der
Elektriker beaufsichtigt zugleich die Bogenlampen. Die Vertheilung der bestellten
Motoren war folgende:
Zahl derMotoren
GewährleisteterWirkungsgrad
Hauptsaal
16
9
87 Proc.
Holzbearbeitung
21
1
87 „
Schmiede
37
2
89 „
Stanz- und Ziehraum
16
1
87 „
„ „ „
7
1
84 „
Speisepumpe
10
1
85 „
Ventilatoren
3
1
80 „
An Stelle des 7 -Motors ward einer zu 16 finden Polirraum
angeschafft und einer zu 21 für den Patronenschuppen. Versuche haben
gezeigt, dass mehr Kraft (11 elektrische ) verbraucht wird, wenn alle
Maschinen leer laufen, als beim gewöhnlichen Arbeitslaufe (7 elektrische
).