Titel: | Neuerungen in der Technik der Glasindustrie. |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 172 |
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Neuerungen in der Technik der
Glasindustrie.
(Fortsetzung des Berichtes S. 157 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Technik der Glasindustrie.
Herstellung von Tafelglas durch directes Giessen aus dem
Ofen von R. H. Pease. Um die Herstellung von
Tafelglas zu verbilligen, ist von verschiedener Seite vorgeschlagen worden, den
Betrieb ununterbrochen vor sich gehen zu lassen. Man ging dabei von der Ansicht aus,
diese Aufgabe könne durch Verwendung von grossen Schmelzgefässen gelöst werden, aus
denen an der tiefsten Stelle das Glas stetig abgezogen werden soll. Der
Ausführbarkeit dieses Verfahrens stellten sich jedoch unerwartete Schwierigkeiten
entgegen. Die Abzugöffnung vergrösserte sich sehr schnell, der Thon schmolz durch
die innige Berührung mit dem ausfliessenden Glase und vermischte sich mit diesem, so
dass nach jedem Guss das Schliessen der Abzugöffnung immer schwieriger wurde. Es
blieb daher nichts anderes übrig, als die Entnahme des flüssigen Glases von oben,
und zwar durch Kippen des Schmelzgefässes oder mittels Heber vorzunehmen. Bald ergab
sich die Undurchführbarkeit auch dieses Verfahrens.
Bei der Wichtigkeit des Gegenstandes dürfte deshalb das neue Verfahren von Roger Sherman Pease in Minneapolis (Nordamerika),
wonach Tafelglas direct aus dem Ofen gegossen wird, von um so grösserem Werthe sein,
als die Schwierigkeiten, die dem alten Verfahren anhafteten, dabei ziemlich
glücklich vermieden sind.
Pease schmilzt das Glas zunächst in einer Anzahl
geeigneter Schmelztiegel ein, die in einem gemeinsamen Ofen geheizt werden. Durch
Kippen der einzelnen Tiegel wird sodann der Guss ausgeführt, ohne dass es nöthig
ist, die Tiegel aus dem Ofen zu entfernen. Der Ofen hat nämlich einen Zwischenboden,
auf welchem die Tiegel in Reihen geordnet stehen. Eine Oeffnung in dem Zwischenboden
gestattet das Durchgiessen des Glases auf einen fahrbaren darunter befindlichen
Gusstisch. Durch geeignete Vorkehrungen kann das Kippen der einzelnen Tiegel im
Inneren des Ofens von aussen bewerkstelligt werden, während das Nachfüllen derselben
durch Thüren in der Wandung des Ofens geschieht.
Textabbildung Bd. 290, S. 172Pease's Tafelglasofen. Im Inneren des Ofens A (Fig. 18 bis 20) stehen die
Schmelztiegel B in zwei Reihen längs den Seitenwänden,
so dass die im Boden R befindliche Oeffnung E zwischen den Tiegelreihen liegt. Oberhalb der Tiegel
sind die Seitenwände mit Oeffnungen C versehen, durch
welche die Tiegel angefüllt und gekippt werden können. Für gewöhnlich werden diese
Oeffnungen durch Klappen D geschlossen gehalten. Die
Ausgüsse der Tiegel stehen der Oeffnung E zugekehrt, so
dass ein einfaches Kippen genügt, sie zu entleeren. Die Oeffnung E wird durch gewöhnliche feuerfeste Ziegel F, welche von aussen mittels Stangen gehandhabt werden,
abgedeckt. Indessen ist besonders bei ununterbrochenem Betriebe die
Abschlussvorrichtung Fig.
20 vorzuziehen. Hier wird der Abschluss für je ein Tiegelpaar durch zwei
Thüren G gebildet, die aus Eisen mit feuerfester
Ausfütterung bestehen. Gegengewichte G1 halten die Thüren für gewöhnlich geschlossen; es
empfiehlt sich, die Gegengewichte G1 so schwer zu wählen, dass sie die Thüren G auch dann noch geschlossen halten, wenn diese durch
Schmelzgut beschwert werden, was z.B. in Folge eines Tiegelbruches eintreten kann.
Zum Oeffnen der Thüren G bedient man sich der Ketten
H, welche über Führungsrollen b nach geeigneten Stellen geleitet werden.
Der Boden R ruht auf einer eisernen Tragplatte a, ist nach der Oeffnung E
zu abgeschrägt, damit etwa vorbeigegossenes Glas nach der Oeffnung E geleitet und auch den Tiegeln der erforderliche Raum
gegeben werde. Durch die leichte Abrundung des Tiegelbodens und den weit
überstehenden Ausguss kann jeder Tiegel mit Leichtigkeit gekippt werden. Das
flüssige Glas wird auf den fahrbaren Gusstisch J
entleert. Oberhalb des Tisches ist eine Walze J1 angeordnet, welche das aufgegossene Glas bis zur
erforderlichen Dicke auswalzt. Seitenränder des Tisches und Führungsschienen, auf welchen die
Walze J1 läuft und
welche die Dicke der Glastafel bestimmen, sind in bekannter Weise ausgeführt. An dem
nach aussen zugekehrten Ende des Tisches sind seitliche Erhöhungen c angebracht; auf diese wird die Walze J1 nach beendeter
Arbeit hochgeführt und hierdurch der gewalzten Tafel genügend Raum gegeben, um unter
der Walze J1
herausgezogen zu werden, von wo die Tafel entweder direct nach einem
gegenüberliegenden Ausglühofen gelangt oder zunächst auf einen Wagen, welchen man an
den Gusstisch J heranfährt, gezogen und auf diesem nach
dem Ausglühofen befördert wird.
Um den Gusstisch während des Auswalzens der Glasmasse in dem heissen Baume unter dem
Ofen A belassen zu können, wodurch die flüssige
Glasmasse bedeutend länger plastisch bleibt, ist die Walze J1 beiderseits an zwei endlosen Ketten N befestigt, die um vier Rollen e laufen. Zwei derselben sind auf einer mit Handkurbeln L versehenen Welle, die am Vorderende des Gusstisches
gelagert ist, befestigt; die beiden anderen Rollen sind an dem hinteren Ende des
Gusstisches gelagert. Durch Drehung der Handkurbeln L
kann die Glättwalze J1
vor- und rückwärts gerollt werden, ohne dass es nöthig wäre, den Gusstisch selbst
unter dem Ofen herauszufahren.
Das vorliegende Verfahren hat den Vortheil, dass während des Giessens ein
Temperaturwechsel nicht stattfindet. Denn da die Tiegel selbst hierbei im Ofen
bleiben und das Glas fast unmittelbar auf den Gusstisch fliesst, der durch sein
beständiges Verweilen in der unteren Ofenkammer selbst hochgradig erhitzt ist, so
kann ein Abschrecken des Glases nicht eintreten. Der Guss wird in Folge dessen
äusserst gleichmässig sein und kann mit grösserer Sicherheit und Leichtigkeit, als
dies bisher der Fall war, ausgeführt werden. Auch wird die Haltbarkeit der
Schmelztiegel durch die Gleichmässigkeit der Temperatur bedeutend erhöht werden. (D.
R. P. Kl. 32 Nr. 66919 vom 24. November 1891.)
Doppelwalzverfahren für Tafelglas. Ein Verfahren,
Tafelglas zu walzen, ist von James William Bonta in
Wayne (Nordamerika) vorgeschlagen worden, welches sich von dem gebräuchlichen
dadurch unterscheidet, dass die Glastafeln zweimal, und
zwar auf jeder Seite einmal gewalzt werden. Zunächst
wird die Glastafel auf einer Seite gewalzt, indem ein durch Zahngetriebe bewegter
ebener Tisch mit der Glasplatte unter einer in ihrer Höhenlage verstellbaren Walze
vorbeigeführt wird. Dann senkt man auf die Oberseite der Glasplatte eine
zweite, der Unterlage ähnliche, gleichfalls ebene Platte, dreht das Ganze um 180°
und führt nach dem Abheben der oberen Platte die Glastafel nochmals unter der
vorerwähnten Walze durch, wodurch nunmehr auch die andere Seite der Glastafel
gewalzt wird. Auf die Vortheile dieses Verfahrens (D. R. P. Nr. 65689 vom 3.
November 1891 ab) werden wir zurückkommen.
Textabbildung Bd. 290, S. 173Bonta's Walzverfahren für Tafelglas. Das Gestell A (Fig. 21 bis 23), auf welchem eine
Kraftmaschine B angebracht ist, ist mit den auf den
Schienen a1 laufenden
Bädern a versehen und fahrbar. Die Tischplatte D bezieh. D1, auf welcher die Glastafeln x ausgewalzt werden, ist auf Rollen b fahrbar gelagert. Ihre Bewegung erhält die
Tischplatte durch die Glatt- oder Druckwalze F, welche
an beiden Seiten Zahnräder f trägt, die einerseits
durch Zahnräder f1 und
f2 mit der
Triebwelle c des Motors verbunden sind, andererseits in
zwei Zahnstangen d eingreifen. Um Glastafeln von
beliebiger Dicke walzen zu können, ist die Walze F mit
einem Excenterhebel e verbunden, durch dessen
verschiedene Einstellung in dem Bogen e1 die Walze F gehoben
oder gesenkt wird. Soll eine Glastafel ausgewalzt werden, so wird zunächst mittels
des Motors die Tischplatte D nach links ausgefahren,
sodann die glühende ungewalzte Glasplatte auf den Tisch gelegt und durch Umsteuerung
der Maschine die Glasplatte unter der Walze F
durchgeführt, wodurch die obere Seite der Glastafel geglättet wird. Der Tisch D gelangt schliesslich in seine rechte Endstellung
(Fig. 22) und
befindet sich nunmehr unter der zweiten, mit zwei hohlen Halbzapfen g auf zwei massiven Zapfen j und Stiften g1 des Bades h ruhenden umgekehrten
Tischplatte D1, welche
der ersten vollkommen analog beschaffen ist. Die Zapfen j und somit auch das Zahnrad h sind in zwei
Rahmen i gelagert, welche sich bei i1 und i1 führen und durch
Kegelschrauben k, die auf der Welle k1 befestigt sind,
gehoben und gesenkt werden können. Sobald die einseitig fertig gewalzte Glastafel
x und die Tischplatte D unter der Tischplatte D1 angelangt sind, wird diese durch Einschaltung der
Kegelräder l und l1 auf die Glastafel x
herabgesenkt, beide Tischplatten durch Ueberschieben zweier Hülsen p über die Halbzapfen g
der Platten D und D1 auf einander befestigt und durch Anheben des
Hebels m ein Stück d1 der Zahnstange d
angehoben, wodurch die Zahnstangen von der Tischplatte D ausgelöst werden. Durch Umsteuerung des Motors werden jetzt mittels der
Kegelschrauben k in beiden Rahmen iund mit diesen auch die beiden Zapfen g und die darauf lagernden Platten D und D1 nebst dazwischen liegender Glastafel x hochgehoben, wodurch die untere Platte D von den Rollen b, auf
denen sie für gewöhnlich aufruht, freikommt und somit beliebig um die Zapfen g gedreht werden kann. Diese Drehung wird durch
Einschalten des Kegelrades s bewerkstelligt, welches
auf der Welle s1 in
einer Längsnuth verschiebbar gelagert ist und die Drehbewegung auf die Welle s1, Zahnräder n, n1 und h überträgt. Da die Welle S1 fest, hingegen das Zahnrad h in dem verschiebbaren Rahmen i gelagert ist, so wird dadurch ein stetes Ineinandergreifen der drei
Zahnräder n, n1 und h bewirkt, dass das mittlere Zahnrad n1 gleichfalls
beweglich gelagert ist, und zwar in einem Arme o,
welcher auf der Welle s1 drehbar befestigt ist.
Die fertig gewalzte Glastafel wird in einen Kühlofen geschafft, r und r1 sind Heizvorrichtungen, welche besonders beim
Beginn der Arbeit zum Anwärmen der kalten Tischplatten erforderlich sind.
Die Vorzüge des neuen Verfahrens bestehen zumeist darin, dass die erhaltenen
Glastafeln auf beiden Seiten gleichmässig glatt und eben sind, so dass das
nachfolgende Schleifen hauptsächlich nur noch zum Glätten vor dem Poliren dient.
Hierbei brauchen aber die Glastafeln bei weitem nicht so lange geschliffen zu
werden, als dies ohne vorhergehendes Walzen der Fall wäre. Demnach wird bei dem
neuen Verfahren sowohl Glas, als auch Zeit beim Schleifen und Poliren gespart.
Textabbildung Bd. 290, S. 174Pease's Herstellung von Glastafeln.Verfahren zur Herstellung von Glastafeln. Ein
eigenartiges Verfahren; Glastafeln herzustellen, ist von dem Amerikaner Roger Sherman Pease in Minneapolis vorgeschlagen worden (D. R. P. Kl. 32 Nr. 68317 vom 24. November 1891). Pease bewegt eine hohle ebene Platte aus Metall durch einen Bodenschlitz
in einem mit geschmolzenem Glas gefüllten Behälter in aufrechter Stellung auf und
nieder. Bei jedem Hochgange bedecken sich die beiden Seiten dieser Platte mit einer
Glasschicht, welche in der höchsten Stellung derselben, nachdem sie genügend
erhärtet sind, losgelöst und in einem Kühlofen abgekühlt werden. In gleicher Weise
nimmt die Platte bei jedem Niedergange, wobei der beim Hochgehen derselben eng
anschliessende Bodenschlitz etwas geöffnet wird, zwei Glasüberzüge mit, welche in
ähnlicher Weise wie beim Hochgange abgelöst und getempert werden.
Zur Ausführung dieses Verfahrens dient der in Fig. 24 und 25 dargestellte Apparat.
A ist die hohle Metallplatte, welche beim Hoch- und
Niedergehen Ueberzüge flüssigen Glases mit sich nimmt. An beiden Seiten ist sie mit
Führungsleisten a und Führungsnuth b ausgerüstet. Das Hoch- und Niedergehen der Platte A kann durch geeignete Hebevorrichtungen geschehen. Am
zweckmässigsten wird dies durch Wasserdruck bewirkt. Von einem Druckwasserbehälter
führt ein Rohr D abwärts und mündet unten in die hohle
Platte A. Ein Dreiwegehahn E regelt die Geschwindigkeit und Bewegungsrichtung des Kolbens. Zugleich
soll das Druckwasser die Platte A beständig kühlen.
Der Behälter C wird aus Tiegeln F mit geschmolzenem Glas gespeist. Den Boden des Behälters C bilden zwei eiserne, mit Chamotte gefüllte Klappen
I, welche durch Gegengewichte I1 gegen die Platte A so fest angedrückt werden, dass ein Durchsickern des
flüssigen Glases nicht stattfinden kann. Das Glas im Behälter C muss bis auf einen bestimmten Temperaturgrad
abgekühlt werden, damit es eine gewisse Dickflüssigkeit erhält, welche zu dem
Arbeitsvorgange erforderlich ist. Unterhalb der Klappen I sind zwei Walzen K mittels Gelenkstäbe L an Zapfen d derart
aufgehängt, dass sie sich mit einiger Kraft an die Platte A anlegen. Die Platten n dienen zum
Abschneiden der Glasplatten.
Die Wirkungsweise des beschriebenen Apparates bedarf hiernach wohl keiner
Erörterung.
Durch die Oeffnungen f werden dünne Holzstäbe g eingeschoben, welche beim Anheben der Platte A die fertigen Glasplatten ablösen, die dann sofort in
den Kühlofen geschafft werden.
Dem Apparate haften in der vorliegenden Form Mängel an. Zunächst ist die Abdichtung
der Platte A durch die Klappen K bedenklich. Ebenso wird das Loslösen der erhaltenen Glasplatten von der
Platte A, besonders wenn diese zu heiss geworden ist,
Schwierigkeiten machen. – Abgesehen hiervon, haben wir es dem Anscheine nach mit
einem bedeutungsvollen Verfahren zu thun.
Textabbildung Bd. 290, S. 174Pease's Herstellung von Flaschen.Pease erweiterte sein Verfahren dahin, dass er dem
durch die flüssige Glasmasse bewegten Körper eine cylindrische Gestalt gab, wodurch
der Glasüberzug die Form einer einseitig geschlossenen Röhre bekam.
In neuester Zeit stellt Pease durch das
Eintauchverfahren auch Glasflaschen verschiedenster Formen her. Hierzu dient ein
Doppelkolben, welcher aus einem inneren und einem äusseren, dem kleinsten bezieh. grössten
inneren Durchmesser der herzustellenden Flasche entsprechenden Kolben besteht, die
unabhängig von einander verschoben werden können. Die Fig. 26 bis 28 zeigen diese
Einrichtung und zugleich die Hauptphasen bei der Herstellung einer Flasche. C ist der Behälter für das flüssige Glas, welches durch
die Oeffnungen G aus Tiegeln nach Bedarf eingefüllt
wird. In dem Behälter C bewegt sich durch eng
anschliessende Oeffnungen in den Bodenklappen K der
Doppelkolben EF. Beide Kolben E und F können unabhängig von einander bewegt
werden. Die Herstellung einer Flasche verläuft nun in folgender Weise. Zunächst
werden beide Kolben mit einander bündig gemacht und so tief gesenkt, dass die
flüssige Glasmasse über ihnen zusammenfliesst. Hierauf werden beide Kolben
angehoben. In der muldenförmigen Aushöhlung der Kolben, welche die Einstülpung des
Flaschenbodens bildet, sammelt sich flüssiges Glas an und zieht beim Weiterheben des
Kolbens eine weitere, sich genau an den äusseren Kolben anlegende Glasschicht aus
dem flüssigen Glase mit sich. Beim Auftauchen des Kolbens aus der Glasmasse wird
mittels eines Ballons L das überflüssige Glas aus der
Einstülpung fortgedrückt (Fig. 26). Ist der Kolben mit der ihn bedeckenden Glasschicht, die bald so
weit abgekühlt ist, dass der Gegenstand seine Form behält, genügend gehoben, so wird
die Arretirung gelöst und, während der innere Kolben F
stehen bleibt, der äussere Kolben E langsam gesenkt.
Sobald der letztere unter den Spiegel der Glasmasse getreten ist, wird der innere
Kolben F gehoben, wobei eine weitere Glasschicht
mitgenommen wird (Fig.
27). Hierbei nimmt der Durchmesser derselben mehr und mehr ab, bis sie
sich schliesslich an den inneren Kolben F anlegt. Auf
diese Weise erhält man den Flaschenhals. Steht derselbe in gleicher Linie mit den
Deckeln D, so werden diese heruntergeklappt und die
Schneideisen G mittels der Hebel H gegen den Kolben F
gepresst. Da die Kanten der Schneideisen G entsprechend
ausgehöhlt sind, so wird der Flaschenhals nicht nur von der nachfolgenden
Glasschicht abgetrennt, sondern ihm zugleich auch die geeignete Mundform gegeben.
Nunmehr wird auch der innere Kolben gesenkt, bis er mit dem Hauptkolben E wieder bündig ist, womit zugleich der Apparat zur
Herstellung einer zweiten Flasche bereit ist, und die fertig gestellte Flasche in
einen Kühlofen geschafft. (D. R. P. Nr. 68590.)
Herstellung grosser Glasrohre. Um Glasröhren grösseren
Durchmessers herzustellen, verfährt Paul Sievert in
Dohlen bei Dresden wie folgt. Es wird zunächst auf bekannte Weise eine Glastafel auf
einer Platte ausgewalzt. Hierbei werden auf der Platte Längs- und Kopfleisten
aufgesetzt, durch welche einerseits die Form der Glastafel und andererseits ihre
Stärke genau bestimmt wird. Auf die noch heisse und vollkommen plastische Glastafel
wird sodann eine, am besten hohle Walze gebracht, deren Durchmesser der lichten
Weite des herzustellenden Glasrohres entspricht, deren Länge aber etwas grösser als
die Länge desselben ist. Diese Walze wird auf die Mitte der Tafel in deren
Längsrichtung aufgelegt und alsdann die Längsseiten der Glastafeln mittels
geeigneter hölzerner oder metallener schaufelartiger Werkzeuge um jene von beiden
Seiten hochgeschlagen, so dass sich die parallelen Kanten der Glastafel oben
auf dem Walzenumfange treffen und hier zusammenschweissen.
Erforderlichen Falls wird dies Zusammenschweissen der Glaskanten durch Druck oder
Bestreichen unterstützt. Zu diesem Zwecke wird die Walze mit der umgelegten, bereits
zusammengeschweissten Glastafel in eine Form aus Holz oder Eisen eingelegt, die aus
zwei hohlen, durch Scharniere mit einander verbundenen Halbcylindern besteht. Durch
Schliessen dieser Form wird der Glasmantel allseitig fest zusammen- und die
Schweissnaht vollkommen glatt gepresst. Jetzt ist nur noch nöthig, die Walze mit dem
umgebenden Glasrohre auf einer glatten Platte auszurollen, damit überall im Glasrohr
gleiche Stärken bleiben; durch dieses Ausrollen wird der Zusammenhalt der Kantennaht
unterstützt und vermehrt und zugleich das Glasrohr so viel geweitet, dass die Walze
leicht aus dem Rohre entfernt werden kann. Zur Erzielung gleicher Wandstärken laufen
die beiden von der Glastafel nicht bedeckten Walzenenden auf zwei Schienen, die an
zwei gegenüberliegenden Tischseiten angebracht und mit einer gemeinsamen Vorrichtung
zum Hoch- und Niedrigstellen versehen sind. Das Gewicht der Walze ruht also zum
grössten Theil auf diesen beiden Schienen, durch deren verschiedene Einstellung
zugleich auch die Wandstärke des Glasrohres bestimmt wird.
Nach dem Ausrollen kann, wenn glatte Kopfenden des Rohres nicht vorhanden sind,
sofort ein Abschneiden der Enden des Glasrohres, während es sich noch auf der Walze
befindet, erfolgen, um das Rohr auf die gewünschte Länge mit senkrecht zur
Längsachse stehenden Enden zu bringen. Hierauf wird die Walze herausgezogen und das
Glasrohr in den Kühlofen gebracht. (D. R. P. Kl. 32 Nr. 68601 vom 18. Juni
1892.)
Textabbildung Bd. 290, S. 175Sievert's Glasstanzvorrichtung.Herstellung flacher Glasgegenstände durch Ausstanzen.
Für gewöhnlich werden Buchstaben, Zahlen, Knöpfe, Ringe u.s.w. aus Glas nur durch
Pressen in Formen oder durch Ausschneiden oder Ausschleifen aus Glasflächen
hergestellt. Nach einem Verfahren (D. R. P. Kl. 32 Nr. 67292 vom 3. Mai 1892) von
Paul Sievert in Dohlen bei Dresden werden derartige
Gegenstände durch Stanzen aus einer noch plastischen
Glastafel hergestellt. Es wird zunächst durch Giessen eine Glastafel aus beliebigem
Glase hergestellt und auf die verlangte Dicke ausgewalzt. Während diese Glastafel
noch plastisch ist, läuft über dieselbe eine zweite Walze hinweg, die auf ihrer
Umfläche mit scharf umlaufenden Leisten oder Rändern besetzt ist, welche die Umrisse
der auszustanzenden Gegenstände bilden und in derselben die herzustellenden
Gegenstände markiren, ohne diese jedoch gänzlich auszustanzen. Befürchtet man ein
Verlaufen der markirten Conturen, so verbindet man mit der zweiten Walze ein
Blasrohr, welches die Glasplatte baldigst zum Erstarren bringt. Nachdem die
Glastafel gekühlt
ist, kann entweder sofort ein Ausbrechen der eingepressten Gegenstände vor sich
gehen oder aber die Glastafel zunächst auf einer oder beiden Seiten geschliffen
werden. Erfolgt hierauf das Ausbrechen der einzelnen Gegenstände, wobei das
Abschleifen das in den Rinnen stehen gebliebene Glas schon wesentlich geschwächt
hat, so sind die Gegenstände fertig; nur bei einigen bedarf es noch eines leichten
Abziehens der Ränder.
Die Fig. 29 und 30 veranschaulichen
einen Apparat zur Ausführung dieses Verfahrens.
A ist der mit erhöhten Gleitflächen b versehene Auswalztisch. B ist die Glättwalze, C die Ausstanzwalze.
Beide sind in einem gemeinsamen Rahmen D gelagert,
welcher von vier Rollen E, die auf den Gleitflächen b laufen, getragen wird. Beide Walzen können, wie aus
Fig. 29
ersichtlich, durch je zwei Schraubenspindeln gehoben und gesenkt werden, wodurch
sowohl die Dicke der Glastafel, als auch die Tiefe der einzudrückenden Rinnen genau
geregelt werden kann. Der Antrieb der Walzen erfolgt durch ein Seil oder eine Kette
e, welche um die Scheiben f gelegt ist.
(Fortsetzung folgt.)