Titel: | Elektrische Locomotive der General Electric Company in Lynn. |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 183 |
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Elektrische Locomotive der General Electric
Company in Lynn.
Elektrische Locomotive der General Electric Company.
Auf der Ausstellung zu Chicago hat die General Electric
Co. in Lynn eine von ihr gebaute elektrische Locomotive von 30 t
vorgeführt, welche besonders für den Betrieb kleinerer Bahnen und die Beförderung
von Fahrgästen und leichterer Waaren bestimmt ist; ihre mittlere Geschwindigkeit ist
48 km. Sie läuft auf vier Rädern von 1,117 m Durchmesser, ist 5,027 m lang, 3,224 m
hoch und 2,539 m breit; die Zugachse liegt 762 mm über den Schienen. Die Zugkraft
ist auf 5442 k berechnet. Jede Achse wird durch einen besonderen Motor getrieben. An
den Motoren sind keine Uebersetzungen vorhanden. Dieselben werden von Spiralfedern
getragen, welche sich auf die Rahmenseiten stützen; dabei können die Räder allen
Unregelmässigkeiten der Bahn folgen, und Bahn und Motoren werden weniger
angegriffen.
Die Anker der Motoren haben ihre Bewickelung in mit Glimmer versehenen Nuthen liegen,
welche auf der Mantelfläche des aus Walzeisen bestehenden Ankerkörpers eingearbeitet
sind. Die Achsen der Locomotive gehen durch die hohlen Wellen hindurch, auf denen
die Anker angebracht sind. Diese Wellen ruhen auf Zapfenlagern, welche von dem
Gestell der Motoren getragen werden, und sind mit den Achsen durch Universalgelenke
verbunden, welche volle Freiheit zur Bewegung in jedem Sinne lassen.
Der Regulator befindet sich in der Zelle des Maschinenführers; seine Wirkung hat
sich als feingradiger erwiesen, als die der besten Dampfregulatoren; er gestattet
ein leichteres Angehen und eine raschere Regelung der Geschwindigkeit.
Der Rahmen der Locomotive besteht aus I-Eisen und trägt die Zelle des
Maschinenführers, welche aus Eisenblech symmetrisch gebaut ist und zufolge ihrer
Gestalt den Luftwiderstand vermindert; ihr Inneres ist mit gehobeltem Holze belegt.
Zwei Gleitthüren gestatten den Eintritt; die Fenster gestatten den Umblick nach
allen Richtungen. Sie ist gross genug, dass der Führer sich in ihr frei bewegen
kann.
Die Luft für die Bremse liefert eine besondere Luftpumpe, welche durch Elektricität
getrieben wird; ihr schwingender Cylinder ist 152 mm im Durchmesser und hat 152 mm
Hub. Sie liefert in der Minute 3,868 cbm Luft von 4,92 k. Der Anker läuft normal mit
675 Umläufen und die Pumpe mit 110. Der Luftbehälter ist 1,04 m lang, 0,42 m breit
und 0,63 m hoch. Der Motor der Pumpe ist von einem besonderen Widerstände abhängig,
der seinerseits vom Luftdrucke abhängt.
Die Stromzuführung erfolgt entweder durch einen oberirdischen Draht oder durch eine
dritte Schiene.
Zur Zeit ist die elektrische Locomotive noch zu theuer für den allgemeinen Gebrauch;
sie eignet sich für kurze Bahnen mit dichtem Verkehr. (Génie
civil, 1893 Bd. 23 * S. 256.)