Titel: | Ueber die Kühlung von Gas- und Erdölmaschinen. |
Autor: | Mg. |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 204 |
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Ueber die Kühlung von Gas- und
Erdölmaschinen.
Mit Abbildungen.
Ueber die Kühlung von Gas- und Erdölmaschinen.
Die Nothwendigkeit einer Kühlung des Arbeitscylinders von Gas- und Erdölmaschinen
ergibt sich aus den hohen Temperaturen, welche in Folge der Verbrennung des
Explosionsgemenges im Arbeitscylinder entstehen und deren Beseitigung erforderlich
ist, um die laufenden Maschinentheile schmieren zu können und Vorzündungen zu
verhindern. So lange es nicht gelungen ist, diese hohen Temperaturen zu vermeiden,
wird die Anwendung einer Kühlung für den Arbeitscylinder ein noth wendiges Uebel
sein.
Die Bestrebungen, die hohen Temperaturen im Arbeitscylinder auszugleichen, laufen
darauf hinaus, entweder eine verlangsamte Verbrennung zu bewirken, oder die
Explosion ausserhalb des Arbeitscylinders stattfinden zu lassen, so dass die in den
Arbeitscylinder eintretenden Gase hier nur durch Expansion wirken. Auch die
Versuche, die Wärme im Cylinder zur selbsthätigen Entzündung der Ladung zu benutzen,
so dass eine besondere Zündvorrichtung fortfällt, erstreben den Nebenzweck einer
geringeren Erhitzung des Cylinders.
Im Allgemeinen läuft die Aufgabe für die Kühlung von Motoren darauf aus, die Wärme
des Cylinders so zu halten, dass die Schmierstoffe nicht verdampfen. Bei Verwendung
von Wasser als Kühlmittel ist die obere Grenze gegeben, wenn das Wasser mit einer
Wärme von 70° C. aus dem Mantel des Cylinders abläuft.
Das gebräuchlichste und einfachste Kühlmittel ist das Wasser, welches in einem Mantel
um den Cylinder herumgeleitet wird, indem es unten eintritt und oben den Kühlmantel
verlässt. Bei Vorhandensein einer Druckwasserleitung wird gewöhnlich die Kühlung mit
durchfliessendem Wasser benutzt; soll der Motor aber unabhängig von einer
Wasserleitung sein, so wird eine Kühlung mit umlaufendem Wasser benutzt. In
letzterem Falle wird an einem kühlen Ort ein genügend grosser Behälter aufgestellt,
aus welchem das Wasser in den Kühlmantel läuft, um sodann warm wieder in den
Behälter zurückzukehren und hier wieder abzukühlen.
Um die Abkühlung zu beschleunigen und die Abmessung des Behälters thunlichst klein zu
halten, ist auch mit grossem Erfolg die Einschaltung von Rippenkörpern in das
Ableitungsrohr vom Cylinder zum Behälter vorgenommen worden.
Vortreffliche Regeln für die Anlage und Berechnung der Kühlung mit umlaufendem
Wasser findet der Leser in dem Werk von Lieckfeld: Der
Gasmotor.
In Folgendem seien die Vorschläge zusammengestellt, welche zum Ersatz oder zur
Verbesserung, Erleichterung und Verbilligung der Wasserkühlung in letzter Zeit
bekannt geworden sind. Diese Vorschläge bezwecken sowohl die Abkühlung des Motors
durch Ableitung der Wärme nach aussen, als auch durch innere Kühlung des
Arbeitscylinders mittels Einspritzung von Wasser, Dampf u.s.w.
Wohl der älteste Vorschlag zum Ersatz des Wassers zur äusseren Kühlung ging von Daimler in Cannstatt aus (* D. R. P. Nr. 28243). Daimler benutzt Luft zur Abkühlung des Cylinders in der
Weise, dass ein Mantel um Arbeitscylinder und Schwungradkranz gelegt wird. Bei
Umlauf des Schwungrades saugt der Kranz mit Hilfe besonderer Ansätze Luft an und
treibt dieselbe durch den Mantel am Cylinder. Diese Art der Kühlung soll sich recht
gut bewährt und weiter gehende Anwendung gefunden haben.
Bei Fahrrädern mit Motorenbetrieb ist diese Art der Kühlung dahin vereinfacht, dass
der beim Fahren entstehende natürliche Luftzug um den Cylinder geleitet wird.
Eine Ausbildung desselben Gedankens behandelt die Patentschrift Nr. 67264 (Czermak, Barany und Hauer in Wien). Der Kurbelraum der
Maschine ist ummantelt. In diesen Mantel mündet das vordere offene Cylinderende, so
dass der Arbeitskolben bei seinem Hin- und Hergange durch geeignete, mit dem Mantel
des Arbeitscylinders verbundene Löcher Luft einsaugt und ausbläst, also um den
Cylinder und in demselben einen Luftstrom erzeugt, welcher kräftig kühlend
wirkt.
Bei einer Vorrichtung, welche von Klein und Tscheschner
in Wien (* D. R. P. Nr. 66973) vorgeschlagen wird, saugen die auspuffenden Gase
einen Luftstrom durch den Cylindermantel.
Um den Cylinder nicht nur zu kühlen, sondern die hier abgenommene Wärme auch wieder
nutzbar zu machen, wird die zur Bildung der Ladung erforderliche Luft um den
Cylinder geführt, so dass sie zwecks besserer Verbrennung des Gemisches vorgewärmt
wird. Solche Einrichtungen werden in den Patenten Nr. 3068, 18654 und 59882
behandelt.
Der ebenfalls naheliegende Gedanke, das Kühlmittel für den Cylinder zum
Motorenbetrieb nutzbar zu machen, ist in der Patentschrift Nr. 53914 zum Ausdruck
gekommen. In diesem Falle wird das zum Betriebe der Maschine benutzte Erdöl um den
Cylinder geleitet.
Als fernere Vorschläge zur äusseren Kühlung des Cylinders haben wir noch folgende zu
verzeichnen. Daimler (* D. R. P. Nr. 43554) benutzt die
Stosskraft der Auspuffgase, um einen günstigen Umlauf des Kühlwassers bei
Vorhandensein einer Kühlung mit umlaufendem Wasser zu veranlassen.
Bei Schiffsmaschinen desselben Constructeurs wird, in ähnlicher Weise wie bei
Torpedobooten zur Berieselung des Oberflächencondensators, ein Wasserstrom um den
Cylinder geleitet.
Capitaine in Berlin (* D. R. P. Nr. 45129 und 46714)
will den Cylinder im Laufraum des Kolbens ständig durch einen Mantel kühlen, aber
den Explosionsraum auch dann, wenn derselbe zu warm wird. Zu diesem Behufe ist eine
Vorrichtung
vorgesehen, welche eine Eröffnung einer Wasserbrause zur Berieselung des
Cylinderkopfes bewirkt und in Thätigkeit tritt, wenn der Druck im Cylinder zu hoch
steigt oder der Cylinderkopf zu warm wird.
Brünler in Eutritzsch (* D. R. P. Nr. 67378) umkleidet
die Cylinder umlaufender Maschinen mit Drahtgaze. Gegen diese wird Wasser geleitet,
welches beim Umlauf der Cylinder verdunstet.
Zur Kühlung des warm gewordenen Kühlwassers einer Kühlvorrichtung mit umlaufendem
Wasser benutzt H. Grundig in Berlin (* D. R. P. Nr.
70736) das in Fig. 1 dargestellte Kühlgefäss.
Dasselbe ist in seinem oberen Theil doppelwandig und in seinem Untertheil als
Sammelbehälter ausgebildet. Das zu kühlende, von der Maschine kommende Wasser tritt
durch Stutzen a in das Gefäss ein, um hierauf seinen
Umlauf zwischen den Wandungen herab, durch Rohr b
hinauf und durch Kühlschlange c wieder herab nach dem
Sammelbehälter zu nehmen. Die Abkühlung des Wasserspiegels im Sammelbehälter E, der inneren Wandung des Gefässes und der
Kühlschlange erfolgt durch einen durch die Oeffnungen d
eintretenden Luftstrom, welchem dadurch eine grössere Geschwindigkeit ertheilt wird,
dass die im oberen Theil des Kühlgefässes durch Stutzen e eingeführten Abgase absaugend auf die im Inneren des Gefässes
befindliche Luft wirken. Dadurch, dass dieser Luftstrom entgegengesetzt der Richtung
des Wassers läuft, wird eine vollständige Kühlung desselben erzielt. Durch Stutzen
f wird das gekühlte Wasser der Maschine wieder
zugeführt.
Textabbildung Bd. 290, S. 205Fig. 1.Grundig's Kühlung. Die Patentschrift von W. Maybach in Cannstatt
(* D. R. P. Nr. 70260) behandelt ein Verfahren zum Umlauf und zur Kühlung des
Kühlwassers bei Kraftmaschinen und Compressoren, sowie zur Zuführung und zum Umlauf
von Kühlwasser bei Schiffsmaschinen. Das Verfahren besteht im Wesentlichen in der
Einführung des zu kühlenden und in Umlauf zu bringenden Wassers in eine
centrifugenartige, gegebenenfalls als Schwungrad ausgebildete, sich drehende Scheibe
der Kraftmaschine oder des Compressors, und in der Entziehung seiner Wärme durch den
von der Scheibe erzeugten Wind theils unmittelbar durch Verdunsten und Verdampfen,
theils mittelbar durch die Flächen der Scheibe selbst, und in dem Wiederauffangen
des Wassers durch ein Fangrohr, sowie in der Ausnutzung der dem Wasser durch die
Umdrehung gegebenen Geschwindigkeit zum Hochdrücken desselben zwecks Umlaufs und
energischer Kühlung des Wassers bei einfachster Einrichtung und kleinster
Oberfläche.
Weitere Einrichtungen bestehen in dem schifförmigen Ausläufer des Fangrohres zwecks
Vermeidung des Spritzens beim Auffangen des Wassers, und endlich in der Abschälung
der auf dem Wasserring sich bildenden heissen Luft- oder Dampfschicht durch eine
oder mehrere, nahe bis auf die Wasseroberfläche reichende Schaufeln oder Fangröhren
zwecks Verstärkung der Kühlung.
Fig. 2 und 3 zeigen den
Grundgedanken der Einrichtung; A ist die
centrifugenartig ausgebildete Scheibe, B das Rohr zur
Einführung des Wassers, C das Auffangrohr.
Wird die Scheibe A nach der Pfeilrichtung in Umlauf
versetzt und durch Rohr B Wasser eingeführt, so nimmt
dieses fast sofort die Geschwindigkeit des Ringes A an;
das Wasser kann dann neben der Einströmung oder an einer anderen Stelle des Umfanges
durch das Fangrohr C aufgefangen werden, und wird je
nach der erhaltenen Geschwindigkeit mehr oder minder im Rohr c aufsteigen.
Fig. 4 und 5 stellen eine Gas- oder
Erdölkraftmaschine dar, bei welcher das eben Beschriebene angewendet ist. A ist die centrifugen artige und hier als Schwungrad
ausgebildete Scheibe, B das Einlaufrohr, C das Auffang- und c das
Steigrohr, durch welches das Wasser nach Ingangsetzung der Kraftmaschine unter Druck
nach dem Mantelraum des Cylinders E geleitet wird; dort
nimmt es Wärme auf, geht durch Rohr e in den Behälter
F und von dort durch Rohr B wieder zur Scheibe A zurück. Der von
letzterer erzeugte Wind entzieht dem Wasser die aufgenommene Wärme theils
unmittelbar in Dunst- oder Dampfform, theils mittelbar durch Abkühlung der vom
Wasser erwärmten Scheibe, so dass es abgekühlt bei weiterem Kreislauf in der
angeführten Weise Verwendung findet.
Textabbildung Bd. 290, S. 205Maybach's Kühlung. Vor dem Abstellen der Kraftmaschine wird die Leitung vom Behälter F nach der Scheibe A durch
den Hahn H geschlossen, so dass kein Wasser mehr
nachfliessen kann und die Scheibe nach wenigen Umdrehungen entleert sein wird, die
Maschine somit ohne Wasserverlust abgestellt werden kann.
Bei den Schiffsmaschinen tritt an Stelle des Behälters F
der eben beschriebenen Einrichtung das Aussenwasser. Nach Ingangsetzung der Maschine
H tritt das Wasser in die Scheibe, wird hier in
Umdrehung versetzt, aufgefangen und nach dem Mantelraum des Cylinders und von da ins
Aussenwasser zurückgeleitet; eine Abkühlung und Wiederverwendung des Wassers ist
wegen der zur Verfügung stehenden grossen Menge von Kühlwasser nicht nöthig, weshalb
hier die Schwungscheibe lediglich zur Erreichung des Wasserumlaufes Verwendung
findet.
Fig. 6 zeigt den am
Fangrohr C in der Drehrichtung der Scheibe angebrachten
schifförmigen Ausläufer i, welcher dazu dient, beim Auffangen
des Wassers das Spritzen hinter dem Rohr zu vermeiden.
Eine Verstärkung der Kühlung des Wassers wird erreicht, wenn durch eine oder mehrere
Schaufeln oder Röhren die auf der Wasseroberfläche sich bildende heisse Luft- oder
Dampfschicht abgeschält bezieh. abgefangen und eventuell durch Rohrleitung
fortgeleitet wird.
Als weiterer Vorschlag zur Ableitung der Wärme nach aussen ist die Verwendung von
Rippen an dem Cylinder zu erwähnen. Der Vorschlag ging von Bisschop aus und hat sich bei dessen kleinen Maschinen auch recht gut
bewährt; bei grösseren Maschinen sind die Rippen aber nicht im Stande, hinreichende
Ableitung zu verschaffen. Die Patentschriften Nr. 21411 und 30573 zeigen ebenfalls
Kühlrippen für den Cylinder.
Zum Schluss sei hier noch auf Patentschrift Nr. 7156 (Winderlich in Berlin) verwiesen, in welcher eine Abstellvorrichtung für
Gasmaschinen behandelt ist für den Fall, dass das Kühlwasser durch irgend einen
Zufall ausbleiben sollte. Auch der Patentschrift Nr. 51918 (Brokk in Berlin) sei gedacht. Dieselbe beschreibt eine Vorrichtung,
welche die Beobachtung des Kühlwasserdurchflusses gestattet.
Die innere Kühlung der Gas- und Erdölmaschinen erfolgt durch Einspritzung von Wasser,
Dampf oder durch Einsaugen und Ausblasen von Luft. Diese innere Kühlung kann kaum
jemals so weit getrieben werden, dass eine äussere Kühlung dadurch überflüssig
würde. Im Wesentlichen wirkt die innere Einspritzung nur directer auf die
Zulassventile, löscht auch etwaige Funken, so dass vorzeitige Zündungen sicherer
vermieden werden, als durch äussere Kühlung allein.
Der erste Vorschlag zur Innenkühlung trat bei den Sechstaktmaschinen hervor, bei
denen nach jedem Auspuff in einem Takt Luft eingesaugt und dann in einem zweiten
Takt wieder ausgestossen wird. Hiermit soll nicht nur gekühlt werden, sondern der
Cylinder auch von allen Rückständen ausgefegt werden, um dann im Cylinder ein stets
gleiches Ladungsgemisch zu haben.
Die Einspritzung von Wasser in den Cylinder hat neben dem Zweck der Abkühlung in
Folge der Verdampfung des Wassers auch den Nebenzweck einer Kraftwirkung des
erzeugten Dampfes und vielleicht auch noch den Zweck der Schmierung von Kolben und
Cylinder durch den Dampf.
Nach den Nash'schen Patenten Nr. 30953 und 31785 wird
Wasser in das Gemenge gespritzt, entweder beim Ansaugen oder beim Verdichten des
letzteren; am besten dürfte die Einspritzung beim Verdichtungshube sein.
Drautz (* D. R. P. Nr. 50771) führt die
Wassereinspritzung am Schluss des Arbeitshubes herbei. Der erzeugte Dampf wird sammt
den Abgasen dann auf die andere Kolbenseite übergeführt, um den Rückhub zu
bewirken.
Seitens der Dentzer Gasmotorenfabrik (* D. R. P. Nr.
53132) wird namentlich für sehr grosse Maschinen eine Einspritzung von Wasser oder
auch von Dampf während des Auspuffspiels bewirkt. In diesem Fall hat die
Einspritzung den Zweck, die Auspuffgase abzukühlen.
Mg.