Titel: | Die Dampfmaschinen der Weltausstellung in Chicago 1893. |
Autor: | Fr. Freytag |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 241 |
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Die Dampfmaschinen der Weltausstellung in
Chicago 1893.
Von Fr. Freytag, Lehrer der Maschinenbaukunde
an der königl. höheren Gewerbschule zu Chemnitz i. S.
(Fortsetzung des Berichtes S. 145 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Die Dampfmaschinen der Weltausstellung in Chicago 1893.
In hervorragender Weise ist die Westinghouse Machine
Company in Pittsburgh, Pa., auf der Ausstellung vertreten; ausser zwei
einfach wirkenden 300 pferdigen Verbundmaschinen hat die Firma acht 1000 pferdige
stehende doppelt wirkende Verbunddampfmaschinen ausgestellt, deren Kurbelwellen mit
je einer Westinghouse-Glühlichtdynamo zu 10000 Lampen direct gekuppelt sind; diese
letzteren Maschinen weichen in Construction und Anordnung der Einzeltheile ganz
wesentlich von den in Deutschland genügend bekannten Maschinen der Westinghouse Company ab.
Textabbildung Bd. 290, S. 241
Fig. 45.Dampfmaschine der Westinghouse Machine Co.
Die Cylinder von 546 bezieh. 940 mm Durchmesser für 560 mm
Kolbenhub sind, wie Fig. 45 erkennen lässt, über
einander angeordnet, und zwar der Niederdruckcylinder oben; letzterer arbeitet mit
Flachschieber-, der Hochdruckcylinder dagegen mit einer Kolbensteuerung. Zur
Aufnahme bezieh. Ueberwindung der Massenwirkung der schweren Steuerungstheile und
Entlastung des Excenters ist ein Luftcylinder vorgesehen; in diesem bewegt sich ein
Kolben mit quer durchgesteckter Traverse, die zum Betreiben des Schieberkolbens
dient und mittels kurzer Lenkstangen und Hebel von einem zwischen Lager und
Riemenscheibe liegenden frei beweglichen Excenter mitgenommen wird. Zum Betreiben
des Flachschiebers vom Niederdruckcylinder dient ein neben dem einen Kurbelarme im
Inneren des Gehäuses sitzendes festes Excenter.
Der Regulator, aus zwei bügelförmigen Gewichten bestehend, deren
Centrifugalkraft durch Spiralfedern entgegengewirkt wird, stellt das frei bewegliche
Excenter ein; er besitzt bedeutende Abmessungen und ist in das Gehäuse der
Riemenscheibe eingeschlossen, wo er vollständig in Oel schwimmt.
Die Umdrehungszahl der Maschine beträgt 200 in der Minute.
Die von der Westinghouse Company erbauten einfach
wirkenden Verbundmaschinen veranschaulichen Fig. 46 bis 49. Die Kolbensteuerung
ist bei diesen Maschinen gegenüber den Zwillingsmaschinen (Standard-Maschinen)
älterer Construction (1890 276 * 397) wagerecht über die beiden zusammengegossenen Cylinder gelegt. In
dem ebenfalls aus einem Stück gegossenen Schieberkasten befinden sich Aussparungen
für Ein- und Ausströmung des Dampfes, sowie eine mit Durchbrechungen versehene
Büchse, in welcher der Kolbenschieber hin und her geht. Auf die Vorderseite des
Schieberkastens sind die Gehäuse zweier mittels Federn regelbarer Ablassventile
(Fig. 48)
geschraubt, welche etwaige Zerstörungen der Maschine durch Wasser verhüten sollen.
Der hintere Cylinderdeckel lässt sich, wenn die Maschine in Gang ist, entfernen und
damit der Zustand des Schiebers genau untersuchen. Die einzige Stopfbüchse der
Maschine in dem vorderen Schieberkastendeckel hat die Schieberstange nur gegen den
Ausströmdampf abzudichten. Der Kolbenschieber trägt an seinen cylindrischen Enden je
zwei schmale federnde Dichtungsringe; der zwischen diesen Enden liegende Raum steht
mit dem Hochdruck- und zeitweise behufs Ueberströmen von Dampf aus diesem in den
Niederdruckcylinder auch mit letzterem in Verbindung. Die Schieberstange geht durch
ein inmitten des Kolbenschiebers liegendes Rohr und ist mittels Mutter am hinteren
Kolbenende befestigt; eine Drehung des Schiebers auf der Stange wird durch einen
schmalen Keil verhütet, der leicht entfernt werden kann, wenn die Voreilung geändert
werden soll. Die Bewegung des Schiebers regelt ein von einem Schwungradregulator
eingestelltes Excenter, dessen äussere Fläche ein Kugelsegment bildet, über welches
ein Bügel sorgfältig aufgepasst ist. Das obere Ende der Excenterstange ist in ein
mit Babbitmetall ausgefüttertes Kopfstück geschraubt, welches mit dem angreifenden
Winkelhebel ein Kugelgelenk bildet; das andere Ende des Winkelhebels bethätigt durch
ein Paar Stahlbänder direct die Schieberspindel. Die Schmierung sämmtlicher
Einzeltheile der Maschine ist eine selbsthätige und erfolgt für den Winkelhebel und
das Excenter durch Rohre, die der hohlen Excenterstange von einem über den
Stahlbändern des Winkelhebels liegenden Schmierbehälter aus. Das inmitten der einen
Riemenscheibe concentrisch liegende Gehäuse für den Regulator ist beiderseits
mittels aufgeschraubter Deckel geschlossen und vollständig mit Oel angefüllt; der
Regulator hat dieselbe Construction, wie bei den doppelt wirkenden Verbundmaschinen der
Firma und bewegt sich in dem mit Oel angefüllten Gehäuse.
Der mit seitlichen und oberen Aussparungen versehene Hochdruckkolben trägt ebenso wie
der Niederdruckkolben gewöhnliche gusseiserne Dichtungsringe; der letztere ist noch
mit einer Plungerführung versehen, welche behufs Aufnahme von Stössen beim
Hubwechsel zur Zusammendrückung und Ausdehnung von Luft in dem ringförmigen Raum
unterhalb des Kolbens dient. Die Luftspannung in dem ringförmigen Raum lässt sich
durch ein kleines Ueberströmventil a (Fig. 47), welches Fig. 49 in grösserem
Maasstab veranschaulicht, von aussen regeln.
Textabbildung Bd. 290, S. 242Verbundmaschinen der Westinghouse Co. Die Maschinen werden in neun Grössen für 35 bis 300 und den aus
nachstehender Tabelle ersichtlichen Abmessungen gebaut; letztere sind auf Millimeter
abgerundet.
Cylinderdurchmesser
Hub
MinutlicheUmdrehungen
Kolben-geschwindrgkeit
Hochdruck
Niederdruck
mm
mm
mm
m
205
330
205
375
2,56
230
380
230
350
2,68
255
460
255
320
2,72
280
485
280
300
2,80
305
510
305
300
3,05
330
560
330
290
3,19
355
610
355
280
3,31
405
685
405
250
3,37
460
760
405
250
3,37
Für kleinere Leistungen von 5 bis 75 baut die Firma in den letzten
Jahren eine als Junior-Maschine bezeichnete Zwillingsmaschine, welche sich durch
einfachere Construction und grössere Billigkeit von den bisherigen einfach wirkenden
Maschinen unterscheidet. Die Kolbensteuerung liegt auch hier wagerecht über den
beiden zusammengegossenen Cylindern von gleichem Durchmesser und wird wieder durch
einen Winkelhebel mit Kugellager von einem excentrischen Zapfen des Regulators
betrieben, der offen an der Aussenseite des Schwungrades angebracht ist. Die aus
gebogenen Kröpfungen bestehende Kurbelwelle ruht nur in zwei Aussenlagern, während
die Kurbelwelle der einfach wirkenden Verbundmaschine und Standard-Maschine in der
Mitte noch durch ein drittes Lager unterstützt ist. In neuester Zeit wird dieser
Motor auch für Verbundbetrieb gebaut.
Sämmtliche Ausstellungsmaschinen der Westinghouse
Company arbeiten mit Condensation, und zwar theilweise mit
Oberflächencondensatoren der Wheeler Condenser and
Engineering Co. in New York (vgl. 1889 275 *
540). Die als „Wheeler Standard“ bezeichneten Condensatoren der
letztgenannten Firma liegen unmittelbar über der zugehörigen Luft- und
Wassercirculationspumpe; der von der Maschine kommende Abdampf tritt bei A (Fig. 50) in den
Condensator und trifft hier auf eine Platte O, welche
eine gleich-massige Vertheilung desselben über die Kühlflächen bewirken soll. Die
Condensationsproducte treten bei B aus dem Condensator
in den Saugraum der Luftpumpe. Das Kühlwasser wird durch den Stutzen C in die Kammer F des
Condensators gedrückt und tritt von hier in Rohre, welche, wie Fig. 51 in grösserem
Maasstabe veranschaulicht, zu je zwei in einander geschoben sind. Das enge Rohr M erstreckt sich im Innern des weiteren Rohres L bis nahezu an dessen hinteres, mittels Messingkappe
Qgeschlossenes Ende. Sämmtliche Rohre sind aus Messing
gefertigt und mit ihren vorderen, verstärkten und mit Gewinde versehenen Enden in
die Wandungen I1 und
K des Condensators eingeschraubt; die hinteren
Rohrenden sind nur so weit unterstützt (die Aussenrohre durch eine Platte P), dass sich die Rohre nach einer Richtung frei
ausdehnen können.
Textabbildung Bd. 290, S. 243
Oberflächencondensator der Westinghouse Co.
Das Wasser strömt aus der Kammer F zunächst in die inneren Rohre des unteren Rohrbündels nach den hinteren
Enden der Aussenrohre zu und dann in den durch je zwei Rohre gebildeten ringförmigen
Räumen in die Kammer G zurück; aus dieser letzteren
tritt das Wasser durch eine Oeffnung E und die Kammer
H in die Innenrohre des oberen Rohrbündels
und- schliesslich nach erfolgter Circulation in letzterem durch die Kammer I und Oeffnung D aus dem
Condensator. Die Saugventile der doppelt wirkenden Luft- und Circulationspumpe sind
mit S, die Druckventile mit V bezeichnet.
Die Ball Engine Co. in Erie, Pa., stellte eine 450
pferdige Verbundmaschine mit neben einander liegenden, aus einem Stück gegossenen
Cylindern von 495 bezieh. 914 mm Durchmesser für 457 mm Kolbenhub aus, die, wie Fig. 52 ersichtlich, freischwebend an dem der Länge
nach getheilten Maschinenrahmen befestigt sind. Die Constructionen der Einzeltheile
dieser Maschine entsprechen grösstentheils denjenigen der bereits beschriebenen Ball and Wood Co. in New York mit Ausnahme der
Steuerung des Niederdruckcylinders; letztere geschieht nicht mittels Drehschiebers,
sondern mittels eines durch zwei Entlastungskolben theilweise entlasteten
Flachschiebers, dessen Gleitflächen jedoch nicht quer zur Cylinderachse und
wagerecht wie beim Hochdruckcylinder angeordnet sind, sondern, wie gewöhnlich, in
Richtung der Cylinderachse liegen. Die Construction des Hochdruckschiebers, wie er
sich in derselben Ausführung auch bei den Maschinen der Ball
and Wood Co. vorfindet, ist 1892 285 57 in Fig.
92 zu erkennen. Das Dichthalten der in einander gesteckten Hohlcylinder beider
Schieberplatten wird durch drei Sprengringe gesichert; im Uebrigen sei auf die
früher gegebenen Erläuterungen verwiesen.
Textabbildung Bd. 290, S. 243
Fig. 52.Verbundmaschine der Ball Engine Co.
Die Maschine arbeitet mit einem Worthington-Condensator und
dient, ebenso wie eine daneben montirte 400 pferdige eincylindrige Maschine von Armington and Sims, deren Construction den bisherigen
Ausführungen entspricht (vgl. D. p. J. 1892 285 * 57 bezieh. 1890 276* 402), zum
Betreiben zweier Edison-Generatoren zu je 2500 Lampen.
Eine 60 pferdige, ohne Condensation arbeitende Eincylindermaschine der Ball Engine Co. ist bereits seit ungefähr 2 Jahren auf
dem Ausstellungsplatze in Betrieb.
Die 350 pferdige Eincylindermaschine der Sioux City Engine
Works in Sioux City, Iowa, dient zum Betreiben eines Wellenstranges in dem
Anbau der Maschinenhalle und fällt besonders dadurch auf, dass alle bearbeiteten
Theile, einschliesslich der mächtigen Kurbelstange, des Regulators,
Dampfcylindermantels u. dgl. mit Nickel plattirt sind; sie arbeitet mit einem
Cylinder von 610 mm Durchmesser für 1220 mm Kolbenhub, dessen Dampfvertheilung eine
Corliss-Steuerung regelt. Die Maschine hat doppelte Schwingscheiben, von denen die
vordere mit dem Excenter, die hintere mit den Schiebern in der gewöhnlichen Weise
verbunden ist; beide Scheiben werden vor dem Ingangsetzen der Maschine durch einen
Riegel zusammengekuppelt.
Textabbildung Bd. 290, S. 244
Fig. 53.Tandeinmaschine von Ide and Son.
Der Regulator ist mit einer selbsthätigen Vorrichtung
versehen, welche ein gefahrloses Anlassen der Maschine ohne besonderes Zuthun des
Maschinisten gestattet. Bei der gewöhnlichen Corliss-Maschine ist bekanntlich, um
ein Durchgehen der Maschine bei einem Defect des Regulators zu verhüten, ein kleiner
Ansatz auf einer vom Regulator eingestellten Scheibe angebracht (vgl. 1892 285 80), welcher sich in derartigen Fällen gegen die
Klinke legt und damit verhindert, dass dieselbe mit dem Anschlage des auf der
Hahnspindel festgekeilten Hebels zusammentrifft; die Hähne werden dann nicht
mitgenommen und es kann kein Dampf in den Cylinder treten. Während dies z.B. bei
einem Reissen des Regulatortreibriemens eintritt, wird ein Einströmen von Dampf in
den Cylinder ebenfalls aufhören, sobald der Regulator aus irgend einem anderen
Grunde in die untere Endstellung gelangt. Soll die Maschine dann wieder angelassen
werden, so muss der Maschinist den Regulatormuff um einen gewissen Betrag anheben
und es werden dann besondere Einschaltvorrichtungen – ein Bolzen o. dgl. – nöthig, damit der Regulator nicht wieder
herunterfällt. Wenn diese Vorrichtungen, nachdem die Maschine in Gang gekommen ist,
an Ort und Stelle bleiben, kann der Regulator bei etwaigen Unfällen seine untere
Endstellung nicht erreichen und demzufolge auch kein Abschneiden des Arbeitsdampfes
durch die Steuerungsorgane stattfinden. Im vorliegenden Falle ist deshalb eine unter
dem Drucke des im Schieberkasten befindlichen Dampfes stehende Bourdon'sche Feder angeordnet, welche, sobald der Dampf
von der Maschine abgeschnitten ist, in Folge ihrer Bewegung eine Klinke veranlasst,
unter den Regulatormuff zu treten und diesen so weit anzuheben, dass ein Einströmen
von Dampf in den Cylinder, selbstverständlich bei geöffnetem Einlassventil,
jederzeit stattfinden kann; herrscht jedoch, wie es beim Anlassen der Maschine der
Fall ist, irgend welche Spannung im Schieberkasten, so entfernt sich die Klinke in
Folge Ausdehnung der Feder wieder von dem Muff des Regulators und letzterer kann nun
jede beliebige Stellung einnehmen.
A. L. Ide and Son in Springfield, III., stellten eine
250 pferdige liegende Tandemmaschine und verschiedene Eincylindermaschinen gleicher
Bauart aus, die sämmtlich nach dem Namen der Erbauer als „Ideal“-Maschinen
bezeichnet sind.
Textabbildung Bd. 290, S. 244Fig. 54.Steuerung der Maschine von Ide and Son. Die mit Condensation arbeitende Tandemmaschine veranschaulicht Fig. 53; sie hat Cylinder von 330 bezieh. 559 mm
Durchmesser, 406 mm Kolbenhub und treibt mit 260 minutlichen Umdrehungen zwei
Dynamomaschinen. Die behufs selbsthätiger Schmierung aller arbeitenden Theile mit
geschlossenem Rahmen ausgeführte Maschine diente bereits vor Eröffnung der
Ausstellung zu Installationszwecken und soll bei einer Gelegenheit 740 Stunden
ununterbrochen (?) in Betrieb gewesen sein, ohne dass es nöthig gewesen wäre, das
unterhalb der Kröpfung im Rahmen angeordnete Oelbad, in welches Kurbelzapfen und
Schubstangenkopf bei jeder Umdrehung eintauchen, um das Oel gegen die
betreffenden Theile des Triebwerkes zu schleudern, mit neuem Schmiermaterial zu
versehen.
Ueber eine derartige Schmierung finden sich übrigens bereits 1892 285 * 58 einige Angaben.
Die Steuerungsorgane der ohne Einschaltung eines Zwischenstückes mit einander
verbundenen Cylinder stehen unter dem Einflüsse desselben Regulators und werden
mittels gemeinschaftlicher Stange hin und her bewegt, die nur am Schieberkasten des
Niederdruckcylinders eine Stopfbüchse erhält.
Der durch eine Säule mit regulirbarer Schraube unterstützte Hochdruckcylinder
arbeitet mit einer Kolbensteuerung (Fig. 54), wie sie
bei allen Ideal-Maschinen anzutreffen ist (vgl. 1892 285
* 58, Fig. 96), nur mit dem Unterschiede, dass bei den Verbundmaschinen behufs
Erzielung hinreichender Querschnitte bei Beginn des Kolbenhubes die Einströmung
doppelt ist. Zur Steuerung des Niederdruckcylinders dient ein entlasteter
Flachschieber, der, um den Gegendruck auf den Kolben des Hochdruckcylinders
möglichst herunterzubringen, in Folge des Durchlasskanales in der mittels
Spiralfedern auf den Rücken des Schiebers gedrückten Entlastungsplatte eine
vierfache Einströmung zulässt. Die Verbindung der Schieberstange mit der
Excenterstange erfolgt durch ein Kugelgelenk; irgend welche besondere Führung der
Schieberstange ist nicht vorhanden.
Textabbildung Bd. 290, S. 245Fig. 55.Sicherheitsventil für Dampfcylinder. Der aus Gusstahl gefertigte Kreuzkopf hat Gleitschuhe von bedeutender
Länge aus Phosphorbronze, welche in Führungen gleiten, die auf denselben Durchmesser
wie der Hochdruckcylinder ausgebohrt sind.
Die zwischen Hoch- und Niederdruckcylinder liegende Stopfbüchse aus
Antifrictionsmetall ist behufs Dichthaltens mit inneren Nuthen versehen, in denen
sich Wasser ansammelt. Die Kolben beider Cylinder sind als Hohlkörper ausgebildet
und in gewöhnlicher Weise mit der durchgehenden Kolbenstange verbunden. Die über den
Kolben liegenden Dichtungsringe bestehen aus je zwei Theilen, von denen der obere,
aus Gusseisen gefertigte Theil ⅞ des Kolbenumfanges einnimmt und auf einen grösseren
Durchmesser, als die Bohrung des zugehörigen Cylinders beträgt, abgedreht ist,
während der untere aus Bronze hergestellte Theil ⅛ vom Umfange des Kolbens umspannt
und eine solche Stärke besitzt, dass, wenn er das Gewicht des Kolbens vollständig
aufzunehmen hat, der letztere sich inmitten des Cylinders bewegt; beide Theile
stossen unter einem solchen Winkel zusammen, dass das Dichthalten der
Berührungsstelle unabhängig von der Abnutzung des oberen Ringtheiles bleibt.
Um die Cylinder gegen Wasserschläge zu schützen, sind an den Enden derselben
Sicherheitsventile (Fig. 55) angebracht, welche mit
Kapseln verschraubt sind, deren untere dünn gehaltene Wandungen bei einer Anhäufung
von Wasser in den Cylindern zerspringen; das von aussen mittels Handrad regulirbare
Ventil ist doppelsitzig und schliesst bei einer Linksdrehung der Ventilspindel die
mit den Kapseln in Verbindung stehende Durchlassöffnung, so dass ohne Störung eine
neue Kapsel aufgeschraubt werden kann, welche dann nach erfolgter Rechtsdrehung der
Spindel, wobei sich das Ventil auf die nach aussen führende Ablassöffnung legt, mit
dem Cylinderinnern in Verbindung tritt.
Der Regulator (Fig. 56) ist in eines der beiden
Schwungräder eingebaut und besitzt die charakteristische Eigenthümlichkeit, dass,
behufs vollständig gleichförmiger Regulirung der Geschwindigkeit der Maschine die
Feder derart mit dem gekrümmten Gewichtshebel verbunden ist, dass sie mit diesem
einen spitzen Winkel bildet. Dieser Winkel wird bei jedem einzelnen Regulator für
eine festgesetzte Geschwindigkeit durch Versuche ermittelt, und es ist zu dem Zwecke
das freie Ende der Feder mit einem Gleitstück verbunden, welches sich in einem
Support führt und mittels Schraubenspindel in diesem verstellbar ist. Um plötzlichen
Bewegungen des Gewichtshebels bezieh. heftigen Schwankungen der Geschwindigkeit der
Maschine vorzubeugen, ist ein Oelbuffer angeordnet.
Textabbildung Bd. 290, S. 245Fig. 56.Regulator für Ide's Maschine. Die von der Firma ausgestellte 175 pferdige Eincylindermaschine zeigt 406
mm Cylinderdurchmesser, 406 mm Kolbenhub und läuft mit 250 minutlichen Umdrehungen.
Bei Bestimmung der Leistung der Maschine ist eine Anfangsspannung des Dampfes von
ungefähr 5,6 at (80 Pfund auf 1 Quadratzoll engl.) und ein Expansionsverhältniss von
ungefähr ¼ zu Grunde gelegt. Diese Maschine war ebenfalls längere Zeit vor Eröffnung
der Ausstellung
Tag und Nacht in Betrieb. Die Dampfvertheilung regelt ein Kolbenschieber mit
Inneneinströmung, wie er sich 1892 285 58 in Fig. 96
vorfindet. Die übrigen Einzeltheile der Maschine stimmen mit denjenigen der
Tandem-Verbundmaschine nahezu überein.
Textabbildung Bd. 290, S. 246Fig. 57.Dampfmaschine „Ideal“ von Ide and Son. Ausser diesen beiden Maschinen haben Ide and
Son noch eine liegende Dampfmaschine von 356 mm Cylinderdurchmesser für 356
mm Kolbenhub, die zum Betreiben einer Edison-Dynamo dient, und ferner eine
ebensolche Maschine von 152 mm Cylinderdurchmesser für 152 mm Kolbenhub, die mit 500
minutlichen Umdrehungen zum directen Betreiben einer unmittelbar daneben montirten
Dynamo eingerichtet ist, in der Maschinenhalle ausgestellt. Die äussere Ansicht der
letztgenannten Maschine veranschaulicht Fig. 57.
Ein Riemen ohne Ende läuft über zwei unterhalb der Riemenscheibe des Motors liegende
Scheiben, von denen die kleinere als Antriebscheibe der Dynamomaschine dient, die
grössere von einem gabelförmigen Hebel umfasst wird, der mittels Schraube und
Handrad bewegt werden kann; die Drehachse dieses Hebels ist in der mächtigen
Sohlplatte der Maschine gelagert. In Folge Drehung des Hebels legt sich der
Treibriemen an die Riemenscheibe der Betriebsmaschine an oder entfernt sich von
derselben, so dass die zum Betreiben der Dynamomaschine erforderliche
Kraftübertragung damit hergestellt oder unterbrochen wird. (Vgl. 1893 287 255; 288 * 267.)
(Fortsetzung folgt.)