Titel: | Sicherheits- und Absperrventile. |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 246 |
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Sicherheits- und Absperrventile.
(Schluss des Berichtes S. 221 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Sicherheits- und Absperrventile.
Ventile für verschiedene Zwecke und verschiedener
Construction. Unter D. R. P. Nr. 52519 vom 17. November 1889 ist K. Reyscher in Bielefeld ein mehrsitziges Rohrventil
patentirt worden (Fig. 18), welches aus zwei oder
mehreren, geeigneten Falls aus einem Stück hergestellten hohlen Kolben AA1 besteht, welche die
durchströmende Flüssigkeit an den beiden Stirnseiten und an den am Umfange
angebrachten Ringflächen austreten lassen, oder umgekehrt.
Das Glockenventil mit dreitheiligem, zusammenschraubbarem Sitzkörper von Robert Reichling in Dortmund (D. R. P. Nr. 52382 vom
10. November 1889) besteht aus einem unteren Ventilsitz a (Fig. 19),
in welchen ein Führungsstück b eingepasst ist, das
einen oben liegenden Ventilsitz trägt, in den ein Mittelstück f passt.
Textabbildung Bd. 290, S. 246Fig. 18.Reyscher's Rohrventil. In die so entstehenden Nuthen d und d1 wird das
Dichtungsmittel gebracht, bestehend aus Hirnlederringen oder sonst geeignetem
Stoffe; die genannten Theile werden durch Anziehen der Schraube c mittels eines Bügels sowohl unter sich, als auch mit
dem Ventilgehäuse zu einem Stücke verbunden. Die Glocke g hat Führung an den Rippen des Stückes b und
an der Verlängerung der Schraube c. Der Hub wird
entweder durch die Ventildeckel oder durch einen auf c
gesteckten Ring begrenzt. Durch Zusatzpatent Nr. 60937 werden die in vorstehender
Beschreibung ersichtlichen Dichtungsflächen in eine Ebene verlegt, wie Fig. 20 zeigt.
Textabbildung Bd. 290, S. 246Glockenventil von Reichling. Das Niederschraubventil mit Gummidichtung von Arndt in Aschersleben (D. R. P. Nr. 48424 vom 26. Januar 1889), Fig. 21, hat als abschliessenden Theil eine
Gummiplatte i mit dem halbkugelförmigen Vorsprung i1. Letzterer wird von
der mittels der Schraube k verbundenen Brücke g angedrückt. Die Brücke ist durch Knaggen an der
Drehung verhindert und wird dadurch an- und abgestellt, dass die mit Kragen
versehene Flügelschraube rechts oder links gedreht wird. Um die übliche
Drehungsrichtung beizubehalten, ist die Flügelschraube mit Linksgewinde
versehen.
Textabbildung Bd. 290, S. 246
Fig. 21.Niederschraubventil von Arndt.
Macht man den Ventilkörper a aus
säurewiderstandsfähigem Stoffe, so hat man einen einfachen und praktischen Hahn, der
die Säure vollkommen abschliesst.
Das D. R. P. Nr. 50959 vom 13. Juni 1889 (Fig. 22) für
W. Thomson in Glasgow, Grafschaft Lanark,
Nordbritannien, ist ein Niederschraubventil mit längsfedernder Verbindung zwischen
Ventilteller g und Spindel m. Es erhält beim Oeffnen und Schliessen eine reibende Drehung des Tellers
auf seinem Sitz, so dass der Teller sich frei in die zum Schliessen geeignete
Stellung betten kann und andererseits durch abschleifende Reibung seinen guten
Schluss selbsthätig sicherstellt.
Textabbildung Bd. 290, S. 247Fig. 22.Thomson's Niederschraubventil. Das D. R. P. Nr. 50471 vom 18. Mai 1889, ertheilt an C. Reuther in Firma Bopp und
Reuther in Mannheim, zeigt einen Ventilversehluss für Wasserpfosten
(Hydranten). – Der Durchmesser a1 (Fig. 23) des im
Schachtrohruntertheil angeordneten Gewindetheiles a ist
so gross, dass durch Herausschrauben dieses Gewindetheiles auch das Ventil b herausgenommen bezieh. eingesetzt werden kann.
Das selbsthätige Entlüftungs- und Entwässerungsventil für Druck Wasserleitungen von
Friedrich Lux in Ludwigshafen a. Rh.
(Gebrauchsmusterschutz Nr. 694) dient folgenden zwei Zwecken: 1) Es entfernt
selbsthätig die in Druck Wasserleitungen, besonders in den auf- und absteigenden
Leitungen sich ansammelnde Luft, die Veranlassung zu unrichtigen Angaben der
Wassermesser geben kann. 2) Es gestattet das Entwässern der Leitungen, zum Schutz
derselben gegen Einfrieren.
Textabbildung Bd. 290, S. 247Fig. 23.Reuther's Ventilverschluss. Der Apparat (Fig. 24) besteht aus dem in
Messing ausgeführten, am höchsten Punkt der Wasserleitung anzubringenden Gehäuse und
dem von diesem umschlossenen, oben und unten in Führung gehenden Hartgummischwimmer.
Das Gehäuse besteht aus dem auf die Wasserleitung aufzusetzenden Untertheil, welches
das seitlich anzuschraubende, zur Zurückhaltung von Unreinigkeiten dienende Sieb und
die durchbrochene, die untere Führung des Schwimmers bewerkstelligende Platte
enthält; ferner aus dem für Aufnahme des Schwimmers nöthigen Hohlraum, sowie aus dem
zur Führung des Ventilstiftes dienenden, gleichzeitig die mit Ventilsitz versehene
Scheibe aufnehmenden Hals und aus dem zur Befestigung letztgenannter Scheibe
dienenden, mit Bleirohrverschraubung versehenen Kopf.
Textabbildung Bd. 290, S. 247Fig. 24.Entlüftungs- und Entwässerungsventil von Lux. Der Schwimmer hat etwa 4 bis 5 mm Hub und besteht aus einem
Hartgummihohlkörper, der unten einen Hartgummiführungszapfen, oben aber den mittels
Scharnier oder Kugelgelenk verbundenen Ventilstift trägt, welcher den Apparat im
luftfreien Zustande nach oben absperrt.
Die Wirkung des Apparates ist folgende: Solange die Wasserleitung leer ist,
sitzt der Schwimmer unten auf, der Ventilsitz ist geöffnet; wird nun der Haupthahn
aufgemacht, so treibt das Wasser sämmtliche Luft durch die Ventilöffnung aus, bis
zuletzt auch der Apparat selbst sich mit Wasser füllt. Sobald der Schwimmer zu etwa
⅔ vom Wasser umspült ist, hebt er sich allmählich und der Ventilstift schliesst die
Oeffnung ab. Die Luft, die sich nun in der Leitung ansammelt, steigt in den Apparat
hinauf und verdrängt daselbst das Wasser, der Auftrieb des Schwimmers vermindert
sich entsprechend. Ist das Wasser ganz verdrängt, so wirkt das Gewicht des
Schwimmers auf das Ventil ein und öffnet es, so dass die Luft austreten kann. In
dieser Weise wiederholt sich fortwährend das Spiel.
Soll die Wasserleitung entwässert werden, so genügt es, den Haupthahn abzuschliessen
und den Entwässerungshahn zu öffnen; der Apparat besorgt dann zuverlässig und
selbsthätig die Entwässerung der betreffenden Leitung, wie er deren Entlüftung
besorgt.
Textabbildung Bd. 290, S. 247Fig. 25.Ent- und Belüftungsventil von Kawel. Die Brauchbarkeit des Apparates ist durch Versuche erwiesen.
In dem selbsthätigen Ent- und Belüftungsventil mit Doppelkolben und Wasserverschluss
von H. Kawel in Berlin (D. R. P. Nr. 51051 vom 28. Juli
1889), Fig. 25, sind zwei gekuppelte, frei bewegliche
Kolben B und C mit ihren
bezüglichen Ventilflächen angeordnet. Die Kanäle dfg
dienen zur Abführung der Luft und bilden nach Beginn der Dampfausströmung durch adfg einen Wasserverschluss bezieh. eine Wassersäule
durch sich niederschlagenden Dampf, so dass der Ueberdruck auf C den Anschluss der oberen Ventile BE bewirkt.
Die Einrichtung zum Einlassen von Luft in eine sich entleerende Wasserleitung von P. Erbrecht in Bernburg (D. R. P. Nr. 51130 vom 1.
October 1889), Fig. 26, besteht aus einer mit
Oeffnung h versehenen Bodenplatte a, dem Cylinderraume b und
der mit Winkelkanal n und n1versehenen Aufsatzkappe c mit zwischengeschaltetem Abschlussorgan d und der oberen Deckkappe e, zum Zwecke, bei Druckverminderung die Wasserleitung selbsthätig zu
entleeren.
Textabbildung Bd. 290, S. 247Fig. 26.Einlassventil von Erbrecht. In Fig. 27 ist ein selbsthätiges
Entlüftungsventil mit nach unten verlängertem Ventilrohre von F. Lieding und Blumenthal in Berlin (D. R. P. Nr. 51661
vom 6. April 1889) gezeigt. Das Entlüftungsventil besteht aus einem Gehäuse a mit zwei Ventilsitzen, einem Rohr b mit zwei Ventilkegeln und zwischen denselben
befindlichen Oeffnungen h, einem Gewichtshebel c zum Entlasten des Ventils und einer nach unten
gehenden Ventilrohrverlängerung d. Diese Vorrichtung
lässt bei Dampfeintritt in das damit versehene Gefäss die Luft durch dbh so lange entweichen, bis das obere Ventil durch
Dampfspannung geschlossen wird. Bei Abstellung des Dampfes öffnet sich das Ventil wieder und
lässt die Luft in das Gefäss hineintreten.
Das Kolbenschieberventil mit geführten Dichtungsringen von Gustav Paul in Posen (D. R. P. Nr. 60314 vom 23. September 1890) will, um
eine dichte Berührung zwischen dem Ventilsitze und dem Ventildeckel zu erreichen,
die Berührungsflächen möglichst klein machen. In dem Maasse aber, in dem die radiale
Dimension der Berührungsflächen vermindert wird, nimmt auch die Widerstandsfähigkeit
der die Berührungsfläche bietenden ringförmigen Körpertheile ab und Absperrventile
mit geringer Steigung der Spindel werden sehr bald undicht, weil in Folge des durch
die Schraube ausgeübten starken Druckes der ringförmige Theil des Sitzes oder
Deckels abgenutzt wird und die Berührungsflächen sich nicht mehr vollständig decken.
Die Abbildungen Fig. 28
bis 34 zeigen die
Anwendung der Erfindung auf ein Absperrventil und auf ein Sicherheitsventil.
Textabbildung Bd. 290, S. 248Fig. 27.Entlüftungsventil von Lieding und Blumenthal. Der Ventilsitz s ist nach oben als Cylinder
B fortgesetzt, in dessen Wandung sich Oeffnungen
für den Durchlass der Flüssigkeit befinden. Der Ventildeckel d ist, wie der Kolben einer Dampfmaschine, an seinem Umfange mit federnden
Dichtungsringen r versehen, welche mit ihrer den
Cylinder B berührenden Fläche die Oeffnungen im
Cylinder B auch in axialer Richtung überdecken. Die
Ausströmung der Flüssigkeit kann daher erst stattfinden, wenn die Oeffnungen im
Cylinder B theilweise oder vollständig freigelegt sind,
und der Abschluss erfolgt schon, wenn die Oeffnungen durch die Ringe r gedeckt werden, bevor noch der Deckel d den Ventilsitz berührt.
Der Schluss zwischen den Stirnflächen des Ventilsitzes und des Ventildeckels kann
fortfallen, doch wird man der grösseren Sicherheit halber diesen Schluss beibehalten
und die Einrichtung in jedem Falle so treffen, dass der Deckel den Rand des
Ventilsitzes dicht berühren kann.
Um Absperrventile in kürzester Frist schliessen zu können, hat man wiederholt der
Schraubenspindel eine solche Steigung gegeben, dass schon eine halbe Umdrehung oder
weniger genügt, den Schluss herbeizuführen. In diesem Falle wird das Ventil aber oft
wieder geöffnet, weil die Reibung in dem Gewinde dem Dampfdrucke nicht widerstehen
kann. Um dem vorzubeugen, ist der Spindelschaft durch eine in den Ventilkörper
eingesetzte, geschlitzte Hülse A (Fig. 28 und 33) geführt, welche den
Spindelschaft bremst; der innere Durchmesser der Hülse A ist etwas kleiner als der Durchmesser des Spindelschaftes. Die Ventile
mit Sitzzwischenraum und Entlastungsfedern von Edmund
Poppy in Stadlau bei Wien (D. R. P. Nr. 50939 vom 14. August 1888), Fig. 35 bis 51, müssen immer in
schwebender Lage (Fig.
40) zusammengebaut werden. Die Fig. 35 und 36 zeigen das
vorgeöffnete Ventil. Der cylindrische Abschluss und die Entlastung des Ventils
erfolgt erst bei einer gewissen Strömung von oben nach unten. Die Fig. 37 und 38 zeigen die untere und
obere Ansicht des Ventilkegels. Fig. 47 ist ein
wagerechter Schnitt nach der Linie a-b der Fig. 35. Die Fig. 39, 45 und 46 zeigen ein
vorgeschlossenes Ventil ohne das sogen. Einlassventil W
im Ventilsitzzwischenraum, welche Bauweise sich besonders für Luftleitungen eignet.
Die Oeffnungen c in den cylindrischen Führungen dieses
Ventils oder in den Druckringen RR1 sind ebenso wie m in
Fig. 38 nur
örtliche Ausnehmungen für den freien Durchfluss. Fig. 49 stellt ein
besonders für Wasserleitungen geeignetes Ventil mit besonderem Einlassventil W im Ventilzwischenraum dar, welches auch bei den
verschiedenen Anordnungen von Doppelsitzventilen mit doppeltem cylindrischen Schluss
(Fig. 41 und 44) ersichtlich ist. Die
Fig. 50 und 51 zeigen je die beiden
Hälften der Fig. 49
vervollständigt. Die Fig.
42 und 43
stellen in grösserem Maasstabe die Theile der in den Fig. 41 und 44 nur angedeuteten
Einlassventile dar. Aus Fig.
41 ist auch die conaxiale Anordnung der Federn zu ersehen. Sollen diese
ausserhalb des Gehäuses liegen, so wird die Ventilstange bei n durch eine Stopfbüchse geführt.
Textabbildung Bd. 290, S. 248
Kolbenschieberventil von Paul.
Fig.
49 zeigt links und rechts verschiedene Abänderungen des in Fig. 48 dargestellten
Ventils, und zwar links eine andere Fassung der Druckringe, rechts ein Ventil ohne
Federn, welche ganz wegfallen, wenn das Ventil mit seinem Eigengewichte schliessen soll und auf
eine Entlastung verzichtet wird. Die Ventile können selbsthätig sein oder gesteuert
werden. Die Ventile haben an den beiden Begrenzungen des Ventilsitzes und
Ventilkörpers doppelte cylindrische Schlussflächen rr,
welche auch jede gebräuchliche Kolbendichtung erhalten können. Sobald bei e und f der doppelte
cylindrische Ventilschluss erfolgt, wird in dem hierdurch abgeschlossenen
Ventilsitzzwischenraum z von der durchfliessenden, nun
eingezwängten Flüssigkeit ein nachgiebiger Ventilsitz gebildet und durch das bei den
Fugen e und f erfolgende
Herauspressen der in z eingezwängten Flüssigkeit sofort
ein dichter Schluss und ein verzögertes langsames Aufsetzen des Ventils auf den
festen Sitz fg bewirkt. Der dem Aufsetzen des Ventils
vorangehende cylindrische Schluss wird dazu benutzt, dass der nach erfolgtem
Abschluss auf dem Ventil lastende Druck von einer starken Feder mittels
entsprechender Ansätze und Ringe RR1 aufgenommen und somit das Ventil in einem von der
Federstärke abhängigen Maasse entlastet wird. Vermöge der gestatteten längeren
Pressung cg der Feder bis zum Aufsetzen des Ventils bei
fg braucht bei entsprechender Wahl der Feder selbst
ein in der entlastenden Lage vorgeöffnetes Ventil (Fig. 35) keinen grossen
Flüssigkeitsdruck, um bei e den cylindrischen Schluss
zu bewirken; trotzdem aber können die Federn so stark sein, dass bis zum Aufsetzen
des Ventils auf den festen Sitz gf der auf dem
geschlossenen Ventil lastende Druck ganz oder theilweise aufgehoben wird.
Textabbildung Bd. 290, S. 249Ventil von Poppy. Der Abschluss eines solchen Ventils erfolgt ohne Schlag. Das Ventil ist
von dem darauf wirkenden Drucke entlastet und geht sofort in die freischwebende Lage
zurück, sobald der Druck auf dasselbe nachlässt oder ein solcher im
entgegengesetzten Sinne zu wirken beginnt. Der Druck für das Dichten am Sitze gf, welcher von der Feder nicht aufgenommen wird, kann
nach Gutdünken bestimmt oder auch gleich Null gemacht werden.
Sobald sich das Ventil vom Sitze gf entfernt, würde
während der Bewegung innerhalb ge im Zwischenraum z ein leerer oder luftverdünnter Raum erzeugt werden,
da durch die Fugen e und f
nicht so rasch die Flüssigkeit oder Luft eintreten kann, was zu Stössen und
verzögertem Oeffnen Anlass geben könnte. Um dies zu verhindern, sind nach Fig. 43 u.s.w.
Einlassventile W angebracht, welche zwar irgend eine
der bekannten Einrichtungen haben können, jedoch so in Verbindung mit dem
Zwischenraume z stehen müssen, dass während der
Bewegung des Hauptventils in der Richtung eg das Ventil
W durch den in z
herrschenden Druck geschlossen bleibt, während bei entgegengesetzter Bewegung oder
einem diese bewirkenden Flüssigkeitsdruck das Ventil W
sich öffnet und jeden öffnenden Druck in den Raum z
einlässt. Hieraus ergibt sich der Vortheil, dass durch die eingezwängte Flüssigkeit
nicht nur der Sitz geschont wird, sondern durch die starke Drosselung im
Ventilsitzzwischenraum das Ventil bei raschem Druckwechsel, wie bei Kolbenpumpen
u.s.w., gar nicht zum Aufsitzen bei gf kommt und
vermöge des Einlassventils W in dem Zwischenraume z der mit dem Ventilsitze gf zusammenhängende Ventilsitzüberdruck verschwindet, da von beiden Seiten
gleich grosse Ventilflächen dem Drucke geboten werden und nur der Ventilüberdruck
des Einlassventils W in Betracht kommt. Da aber auch
beim Oeffnen des Ventils eine so starke Feder mittels des losen Ringes R bezieh. Ansatzes R1 gepresst wird, dass dieselbe auch die grössten auf
das Ventil geäusserten Drucke ohne festen Anschlag aufnimmt, so erfolgt auch das
Oeffnen ohne Schlag.
Bei Anordnung der Federn muss diejenige Lage des Ventils, in welcher ausser dem
Ventilgewichte oder der Vorspannung, welche man der Feder beim Zusammenbauen geben
will, keine Spannung der Feder auftritt, je nach dem Zwecke des Ventils bestimmt
werden.
Schliesslich ist der allgemeine Fall mit zwei Federn vorgeführt worden, bei welchem
nach jeder der beiden Bewegungsrichtungen des Ventils von der Mittellage aus
verschiedene Drucke vorkommen, daher auch verschiedene Federn gepresst werden
müssen. Dasselbe gilt für Fälle, in denen die Wege, während welcher nach beiden
Richtungen die Federn gepresst werden sollen, ungleich sind. Sind die erwähnten
Drucke und Wege gleich, so genügt für beide Bewegungsrichtungen eine Feder; kommt
nach der öffnenden Richtung des Ventils kein Druck vor, so kommt ebenfalls nur eine
Feder (Fig. 35) zur
Anwendung.
Textabbildung Bd. 290, S. 250Mischhalm von Frenger. Der Mischhahn für Badeeinrichtungen von Frenger (D. R. P. Nr. 46823 vom 14. October 1888) bezweckt mit nur einem Hahn, in möglichst einfacher Weise mittels nur
eines Hebels, das Wasser zur Wanne und Brause, in
jeder gewünschten und möglichen Temperatur und verschiedenen Zuflussmengen zu
liefern; es soll hierdurch eine Bedürfnissfrage in allereinfachster Weise gelöst
werden.
Die Construction des Mischhahnes (Fig. 52 bis 57), welcher an der
Wand, am Badeofen oder auf der Wanne befestigt und bei jeder vorhandenen
Badeeinrichtung eingeschaltet werden kann, besteht aus einem Hahngehäuse, an welches
sich die vier Rohrleitungen a, b, c, d und der Rücklauf
zum Badeofen o anschliessen, und einem konischen Küken,
dessen innerer als Mischkammer dienender vorderer Theil die Aus- und
Einströmungsöffnungen e, f, g, h, i, k, l, m, n und
dessen hinterer, mit dem Seitenkanal q der
Kaltwasserzuleitung stehender Theil die Oeffnungen o, p
besitzen. Vorn auf der Platte befindet sich ein Schild mit den Bezeichnungen:
Wanne – Brause, darüber die Buchstaben K (kalt) W (warm) und in der Mitte das Wort „Zu“. Steht der Hebel lothrecht, so ist die
Wasserleitung abgesperrt und die Oeffnung zur Brause geschlossen, während die frei
bleibenden Schlitze e und k durch Ausfluss zur Wanne das Kochen des Wassers im Badeofen anzeigen. Um
kaltes Wasser von der Leitung unmittelbar in die Wanne zu lassen, dreht man den
Hebel nach links auf K, wodurch sich die oben
bezeichneten Oeffnungen im Rücken coulissenartig verschieben und nur die zur
Wasserdurchführung bestimmten Schlitze frei bleiben. Durch weiteres Drehen und
Einstellen des Hebels auf W schliesst sich der
Kaltwasserzufluss nach und nach und die Warmwasserleitung vom Badeofen tritt durch
den Schlitz m in Wirksamkeit, während zu gleicher Zeit
die Oeffnung o im hinteren Theil des Kükens durch den
Seitenkanal q eine entsprechende Kaltwassermenge unten
in den Ofen drückt. Letztere Oeffnung ist so bemessen, dass der Badeofen nie unter
den Druck der Wasserleitung zu stehen kommt, während, um das Zusammendrücken des
Ofencylinders durch den äusseren Luftdruck in Folge einer im Ofen auftretenden
Luftverdünnung zu verhüten, auf denselben ein Luftventil oder Expansionsrohr gesetzt
wird. Durch Einstellen des Hebels mehr nach rechts oder links kann die Temperatur
des Wassers nach Wunsch geregelt werden.
Textabbildung Bd. 290, S. 250Mischhalm von Frenger. Dieselben Stellungen finden bei Drehung des Hebels von der Mitte nach
rechts K (kalt), W (warm)
zur Brause statt. Hierbei ist jedoch der Zufluss des kalten Wassers in die
Mischkammer so bemessen, dass heisse Dünste niemals entstehen können.
Textabbildung Bd. 290, S. 250Fig. 58.Mischhahn von Teudloff. Die Dichtung des Mischhahnes mittels einer Gummischraube und Stopfbüchse
geschieht nur von aussen, eine Spiralfeder von Phosphorbronze bewirkt innen die
vollständige Dichtigkeit auch bei hohem Wasserdruck, ohne die leichte Handhabung des
Hahnes zu beeinträchtigen. Ein Rückschlag in den Rohrleitungen beim Schliessen des
Hahnes ist durch Anordnung von Dreiecksöffnungen in der Rohrleitung a und des Schlitzes f
vollständig aufgehoben.
Die Anbringung des Mischhahnes besteht in der Verbindung von fünf
Rohrverschraubungen, rechts mit dem Warmwasserrohre vom Badeofen, links mit dem Rohre zur
Wanne, welches in einen daselbst angebrachten Trichter mündet, unten mit dem
Kaltwasserzuleitungsrohre, oben mit dem Rohre zur Brause und hinten mit dem
Kaltwasserrücklaufrohre zum Badeofen, welche ohne besondere Vorkenntnisse und
Schwierigkeiten leicht auszuführen ist.
Eine zweite Art des Mischhahnes für Badeeinrichtungen ist nur bei Reservoirleitungen
anzuwenden, hat aber den Vorzug, ausser einer Kopf- auch eine Rückenbrause mit
Schwenktülle zu besitzen, welche entweder beide gleichzeitig oder jede für sich in
Benutzung genommen werden können. Das System ist dasselbe; nur in der Construction
des hohlen Dachzapfens, an welchem die Rücken- oder Schlauchbrause befestigt wird,
verschieden.
Der Mischhahn von C. Teudloff in Wien (D. R. P. Nr.
46781 vom 21. October 1888) besteht aus dem Rohrschieber i (Fig. 58) und dem damit fest verbundenen
Sitzventil l, durch deren axiale Verschiebung die
Zuflussöffnungen hw mehr oder weniger über einander
gestellt werden und der Abfluss durch das Ventil l nach
dem dritten (Ausfluss-) Rohr gestattet wird.
Das österreichisch-ungarische Privilegium vom 7. September 1889 hat den Drehschieber
von Oskar Christen in Witkowitz zum Gegenstand, der
sich besonders dann eignet, wenn die Flüssigkeit unter hohem Druck steht.
Textabbildung Bd. 290, S. 251Fig. 59.Drehschieber von Christen. In Fig. 59 ist die Durchgangsrichtung
mittels Pfeile angedeutet, die Anordnung ist so gewählt, das sowohl bei geöffnetem
als bei geschlossenem Schieber der Druck stets auf Schieber a lastet. Der Schieber ist auf einer Seite mit einer Aussparung versehen,
desgleichen ist der Sitz b auf der einen Seite in
entsprechender Weise durchbrochen. Decken sich die Aussparung des Schiebers und die
Bohrung im Sitz, so ist der Drehschieber geöffnet. Nach Drehung des Schiebers a um 180° ist dagegen der Schluss vollständig.
Die Drehung des Schiebers vollzieht sich selbst bei hohem Druck ganz leicht und seine
Handhabung ist leicht und einfach, die Dichtung dauerhaft, weil durch die
Drehbewegung alle Unreinigkeiten, die in das Schiebergehäuse treten, weggeschoben
werden.
Die Spindel wird mittels Vierkant und Splint oder auf eine andere zweckentsprechende
Weise mit dem Schieber a verbunden. Die Abdichtung der
Spindel im Gehäuse c erfolgt mittels Stopfbüchse.