Titel: | Viscosimeter für Maschinenschmieröle. |
Autor: | A. Künkler |
Fundstelle: | Band 290, Jahrgang 1893, S. 281 |
Download: | XML |
Viscosimeter für Maschinenschmieröle.Der Apparat ist zu beziehen von C. Desaga in Heidelberg.
Von A. Künkler.
Mit Abbildung.
Viscosimeter für Maschinenschmieröle.
Zur Bestimmung der Zähflüssigkeit mittels der gebräuchlichen Viscosimeter ist eine
verhältnissmässig grosse Menge Oel nöthig, wie sie nicht immer zur Verfügung steht.
Es ist dies stets der Fall, wenn ein aus fettem Oel und Mineralöl gemischtes Oel zur
Prüfung vorliegt, denn die Trennungsmethode gestattet nicht, mit so grossen Mengen
Oel zu arbeiten, um eine für die Zähflüssigkeitsbestimmung der einzelnen
Bestandtheile genügende Menge zu erhalten. Es ist aber mindestens die
Zähflüssigkeitsbestimmung des in dem Gemische enthaltenen Mineralöles erforderlich,
denn diese ist das einzig sichere Mittel der Qualitätsbestimmung. Ich habe daher den
nachstehenden Apparat construirt, welcher gestattet, die Zähflüssigkeitsbestimmung
mit nur 30 ec Oel vorzunehmen. Bei diesem Apparate sind auch gleichzeitig die
Nachtheile anderer Viscosimeter vermieden, welche darin bestehen, dass höhere
Temperaturen nur durch besondere theure Vorrichtungen constant zu halten sind, das
Arbeiten ohne diese aber schwierig ist und die Ergebnisse leicht ungenau werden,
dass ferner die Bestimmungen bei allen Temperaturen unter denselben Bedingungen
vorgenommen werden und deshalb bei höheren Temperaturen an Genauigkeit einbüssen.
Bei letzteren sind nämlich die Unterschiede in den Auslaufzeiten sehr klein und die
Fehler bei der Beobachtung in Folge dessen gross, so dass die Qualitätsunterschiede
nicht mit der wünschenswerthen Schärfe hervortreten. Um dies zu erreichen, müsste
man für höhere und niedere Temperaturen zwei verschiedene Apparate bezieh.
Auslaufröhren verwenden. Einestheils um dies zu vermeiden, anderentheils um die
Zähflüssigkeit als solche möglichst genau zu bestimmen, ist als Auslaufrohr eine
Capillare gewählt, durch welche das Oel bei hohen und niederen Temperaturen unter
verschiedenem Drucke durchfliesst. Mit dem Apparate arbeitet man auch bei höheren
Temperaturen schnell und sicher, und die Unterschiede an den Zähflüssigkeiten treten
bei allen Temperaturen scharf hervor.
Das aus Messingblech gearbeitete und mit einem Kupferboden versehene cylindrische
Gefäss w dient zur Aufnahme des Oel- bezieh.
Wasserbades, welches mittels einer darunter gestellten Gas- oder Spiritusflamme
erwärmt und dessen Temperatur an dem durch die Oese x
gehaltenen Thermometer beobachtet wird. In dem Bade steht das ebenfalls aus
Messingblech gefertigte herausnehmbare Gestell d,
welches durch seine an die Wandungen des Gefässes w
anstossenden vier Füsse, sowie durch zwei in Einschnitte des schrägen Gefässrandes
eingreifende Arme h festen Halt hat. In diesem Gestelle
ruht, durch die Federklammer i gehalten, das aus
starkem Glas gefertigte Viscosimeter, bestehend aus dem 13 mm weiten und 65 mm
langen Einfüllrohre k, der 40 mm weiten Kugel e, in welche das zu prüfende Oel bis zur Marke f eingefüllt wird, der Capillare c, der unteren Kugel a und
dem Steigrohre b mit der Marke g, bis zu welcher 25 cc Oel durch die Capillare in die Kugel a und das Steigrohr b
eingesaugt werden. Das in die Kugel e reichende
Thermometer ist durch einen lose über das Einfüllrohr k
gesetzten
Kork gehalten. Der Abstand der Marke f von der
Mündung der Capillare ist 35 mm. Die Weite der 30 mm langen Capillare ist dadurch
bestimmt, dass in ihr destillirtes Wasser von 20° C. 50 mm hoch aufsteigt. Die Höhe
des Steigrohres b, welches mit dem Apparate noch durch
die Stütze l verbunden ist, beträgt 125 mm, seine
lichte Weite, wie auch die des Anschlussrohres am Saugapparat 5 mm. Dieses
Anschlussrohr, sowie der wagerechte Theil des Steigrohres b sind je 75 mm lang und durch einen 120 mm langen starkwandigen
Gummischlauch verbunden. Beide Röhren sind mit Hähnen m
und o versehen. Die Kugel r des Saugapparates, welche die Druck- bezieh. Saugflüssigkeit bis zur
Marke p enthält, ist 48 mm weit und durch das Rohr 5
mit der zur Aufnahme der Flüssigkeit dienenden 56 mm weiten Kugel t verbunden. Die Druckhöhe, von der Marke p bis in die Mitte der Mündung des Rohres s gemessen, ist genau 160 mm. Die offene Röhre v dient zum Einfüllen der Druckflüssigkeit und die
Kanne y zum Vorwärmen des Oeles.
Der Apparat ist mit wässeriger Glycerinlösung von 1,110 spec. Gew. bei 20° C. unter
Verwendung von Quecksilber als Druckflüssigkeit zu aichen. Die gefundene Auslauf
zeit der Glycerinlösung von 20° C. in Secunden (aus drei Bestimmungen das Mittel)
gilt als Einheit, worauf die für die verschiedenen Oele gefundenen Auslaufzeiten
bezogen werden können.
Textabbildung Bd. 290, S. 282 Die Zähflüssigkeit der Oele bestimmt man bei ihrer mittleren
Verwendungstemperatur, somit die der Maschinenöle bei 50° C. und die der Cylinderöle
bei 150° C., und verwendet im ersten Falle Quecksilber, im letzteren Wasser als
Druckflüssigkeit, wie überhaupt bei allen Temperaturen bis einschliesslich 100° C.
Quecksilber und bei solchen über 100° C. Wasser zu verwenden ist. Die Prüfung der
Oele bei anderen als den genannten mittleren Temperaturen hat indessen nur in
einzelnen bestimmten Fällen Zweck, in welchen die Abweichungen von den
Durchschnittstemperaturen auch nicht gross sind. Man wird vielleicht im Einzelfalle
ein Maschinenöl noch bei 80° C. prüfen, nicht aber bei 100° C., und ebenso wenig ein
Cylinderöl bei letzterer Temperatur.
Gebrauchsanweisung. Man füllt durch die untere Kugel t
des Saugapparates nach- und nach so viel Druckflüssigkeit (Wasser oder Quecksilber)
in die obere Kugel r
ein, dass diese bis zur Marke p gefüllt und ein
wesentlicher Ueberschuss in der unteren Kugel nicht vorhanden ist, da die bei dem
Versuche ausfliessende Flüssigkeit nicht bis über die Mündung des Verbindungsrohres
s in der unteren Kugel steigen darf. Bei Verwendung
von Quecksilber muss der nach oben gerichtete Meniscus bei Verwendung von Wasser,
der nach unten gerichtete mit der Marke p in gleicher
Höhe sein. Den Gummischlauch, welcher den Saugapparat mit dem Viscosimeter verbinden
soll, zieht man über das Ende des Steigrohres b, dessen
Hahn m man schliesst, setzt das Viscosimeter in das aus
Blechstreifen gefertigte Gestell d ein und schiebt die
an letzterem befestigte Federklammer i über die Stütze
l, welche das Steigrohr b und das Einfüllrohr k verbindet, so dass
das Viscosimeter mit dem Gestelle fest verbunden im Bade am Auftriebe gehindert ist.
Der ganze Apparat wird in das zur Aufnahme des Bades bestimmte Blechgefäss w derart eingestellt, dass die beiden Arme h des Gestelles d in die
Einschnitte des schrägen Gefässrandes eingreifen; hierdurch steht der Apparat nach
allen Seiten hin unbeweglich fest. Als Badflüssigkeit dient bei Temperaturen bis
100° C. Wasser und bei höheren Temperaturen ein möglichst dünnflüssiges, aber
hochsiedendes Oel, welches bei 150° C. keine belästigenden Dämpfe entwickelt. Die
Flüssigkeit wird mit Rücksicht auf ihre Ausdehnung nur bis nahe an die Unterkante
des schrägen Gefässrandes eingefüllt und nach ihrer Erwärmung noch so viel
zugegossen, dass sie bis an die Unterkante reicht und die ganze obere Kugel des
Viscosimeters bis an die Mündung des Einfüllrohres bedeckt. Das Bad wird mit einer
darunter gestellten Gas- oder Spiritusflamme unter Umrühren mit einem beigegebenen
hölzernen Rührscheit bis auf die gewünschte Temperatur erwärmt und auf dieser
Temperatur constant erhalten. In der beigegebenen kleinen Kanne y erwärmt man das zu prüfende Oel für Bestimmungen bei
50° C. auf etwa 53° C. und für solche bei 150° C. auf etwa 165° C., hebt dann das
Viscosimeter mit dem Gestelle so weit aus dem Bade (etwa ½ Minute lang), dass die
untere Kugel a sich etwas abkühlt, und giesst, indem
man gleichzeitig die untere Kugel wieder eintaucht, das Oel bis zur Marke f in die obere Kugel e
ein. Durch das Eintauchen wird die beim Herausnehmen des Apparates abgekühlte Luft
in der unteren Kugel wieder ausgedehnt und das Einfliessen des Oeles in diese verhindert.
Ist die Temperatur des Oeles in der oberen Kugel noch zu hoch, so hält man diese
noch eine Zeitlang über dem Bade in die Höhe, jedoch nur so lange, bis die
Temperatur des Oeles noch 4° C. höher ist als die Bestimmungstemperatur, setzt dann
den Apparat ganz in das Bad und lässt die Temperatur sich vollständig ausgleichen.
Auf diese Weise arbeitet man rascher und sicherer, als wenn man das Oel im
Viscosimeter durch das Bad erwärmt. In jedem Falle ist darauf zu achten, dass die
Temperatur des Bades um die untere Kugel stets steigt bezieh. constant bleibt, nicht
aber sinkt, da sonst die Luft in der unteren Kugel zusammengezogen und Oel in diese
einfliessen würde. Aus demselben Grunde ist auch das Bad während des
Temperaturausgleiches und der Bestimmung selbst fleissig umzurühren. Ist der
Temperaturausgleich vollzogen, so zieht man den Gummischlauch über das Rohr des
Saugapparates, öffnet zunächst den Hahn o an diesem,
dann den Hahn m am Steigrohre b und beobachtet die Zeit, in welcher das Oel, vom Oeffnen des Hahnes m an gerechnet, bis an die Marke g in das Steigrohr b
gesaugt wird.
Wenn das zu prüfende Oel nicht zweifellos rein und wasserfrei ist, so ist es vorher
zu filtriren und durch Erwärmen auf 110° C. zu trocknen, bis es nicht mehr schäumt.
Der Kork, welcher das in die obere Kugel reichende Thermometer trägt, muss lose und
nicht etwa luftdicht auf dem Einfüllrohre aufsitzen; das Thermometer darf auf der
Mündung der Capillare nicht aufstehen. Der Apparat wird bei abgenommenem
Gummischlauche durch das Steigrohr entleert und mit Aether (auch vorher mit Erdöl
oder Benzin) gereinigt. Die Aetherdämpfe müssen durch Erwärmen oder Aussaugen vor
der Bestimmung entfernt werden. Der Saugapparat muss, wenn er nass ist, vor dem
Einfüllen des Quecksilbers durch auf einander folgendes Ausspülen mit Alkohol und
Aether getrocknet werden und darf ebenfalls keine Aetherdämpfe mehr enthalten.
Bei der Aichung taucht man gleichzeitig mit dem Einfüllen der Glycerinlösung in die
obere Kugel die untere Kugel a in lauwarmes Wasser, um
das Einfliessen der Glycerinlösung in letztere zu verhindern.
In den nachfolgenden Tabellen sind die mit diesem Viscosimeter und dem Engler'schen erhaltenen Resultate verzeichnet. Aus dem
Vergleich dieser geht hervor, dass das Engler'sche
Viscosimeter, dessen Auslaufrohr nicht capillar ist und daher wie andere
Viscosimeter den für die ganz genaue Bestimmung der Zähflüssigkeit zu stellenden
Anforderungen nicht in allen Fällen genügt, jedenfalls für die Praxis genügend
richtige Verhältnisszahlen liefert. Ist die Menge eines Oeles, dessen Zähflüssigkeit
auf dem Engler'schen Apparat bestimmt werden soll,
nicht ausreichend, so kann die specifische Zähflüssigkeit auf diesem Apparate
annähernd genau bestimmt werden, wenn man das auf meinem Apparate erhaltene
Ergebniss, bezogen auf Glycerinlösung (nicht die Auslaufzeit in Secunden), bei 20°
C. durch 1,50, bei 50° C. durch 1,33 und bei 150° C. durch 8,40 theilt. Der Umstand,
dass bei 20° C. eine Anzahl Maschinenöle nur in Tropfenform aus dem Engler'schen Apparat ausfliessen und auch bei 50° C.
einige zähflüssige Oele gegen Ende des Versuches dasselbe Verhalten zeigen, hat zu
der Ansicht geführt, dass die Bestimmung solcher tropfenden Oele mindestens ungenau
sei. Diese übrigens nach theoretischen Erwägungen irrthümliche Meinung ist
ebenfalls durch die obigen Versuche widerlegt; es ergeben auch die austropfenden
Oele für die Praxis durchaus richtige Zahlen.
Es sei hier noch bemerkt, dass die Zähflüssigkeit des Valvoline-Cylinderöles, welches
die anderen Cylinderöle an Schmierfähigkeit übertrifft, hinsichtlich der
Zähflüssigkeit von diesen nicht in demselben Maasse abweicht, so dass der allgemein
gültige Satz: „je zähflüssiger die Mineralöle, desto schmierfähiger
(schlüpfriger)“ in diesem Falle nicht zutrifft. Es ist anzunehmen, dass
seine Zusammensetzung (anderes Rohmaterial) von derjenigen der übrigen
amerikanischen Cylinderöle, wenn auch nicht sehr wesentlich, unterschieden ist.
Ergebnisse mit dem Künkler'schen
Viscosimeter.
Zähflüssigkeit
m Secundenbei
Glycerinlösung von1,110 spec.
Gew.bei 20° C.(66 Secunden) = 1
20° C.
50° C.
150° C.
20° C.
50° C.
150° C.
1) Raffinirtes Rüböl
1220
380
–
18,48
5,76
–
2) Leberthran
760
262
–
11,51
3,97
–
3) Helles amerikani- sches Maschinen- öl
0,905
905
215
–
13,71
3,26
–
4) Helles russisches Maschinenöl 0,908
4320
595
–
65,50
9,01
–
5) Helles amerikani- sches Cylinderöl
–
–
750
–
–
11,36
6) Dunkles ameri- kanisches
Cylin- deröl
–
–
1005
–
–
15,23
7) Valvoline-Cylin- deröl
–
–
885
–
–
13,41
Ergebnisse mit dem Engler'schen
Viscosimeter.
Zähflüssigkeit
m Secundenbei
Wasser von 20° C.(54 Secunden) =
1
20° C.
50° C.
150° C.
20° C.
50° C.
150° C.
1) Raffinirtes Rüböl
660
224
–
12,22
4,15
–
2) Leberthran
430
165
–
7,96
3,06
–
3) Helles amerikani- sches Maschinen- öl
0,905
475
140
–
8,80
2,59
–
4) Helles russisches Maschinenöl 0,908
2340
355
–
43,33
6,57
–
5) Helles amerikani- sches Cylinderöl
–
–
75
–
–
1,39
6) Dunkles ameri- kanisches
Cylin- deröl
–
95
–
–
–
1,76
7) Valvoline-Cylin- deröl
–
–
85
–
–
1,57