Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 41 |
Download: | XML |
Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photomechanischen Druckverfahren.
Von Dr. J. M. Eder und
E. Valenta.
(Fortsetzung des Berichtes S. 18 d.
Bd.)
Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
Druckverfahren.
Photochemie.
Guntz untersuchte das Verhalten der Silbersalze des
Chlors und fand, dass Wärme Chlorsilber analog dem Lichte unter Umständen
entwickelungsfähig macht.
Bei längerer Belichtung von Chlorsilber entweicht Chlor und es bildet sich
Silberchlorür, was durch die thermische Gleichung
2 AgCl = Ag2Cl + Cl – 287 Cal.
veranschaulicht wird.
Der Vorgang erfolgt also unter ganz bedeutendem Wärmeverbrauch.
Wegen der Undurchsichtigkeit des Silberchlorürs erfolgt die Zersetzung nicht
proportional der Lichtwirkung. {Zeitschrift f. phys.
Chem., 1892 S. 515.)
Guntz hat ferner das von den Chemikern oft angezweifelte
Silberchlorür aus Silberfluorür durch Umsetzung mit Salzsäure dargestellt; das
Silberchlorür ist derjenige Körper, der die farbenempfindliche Schicht bei Becquerel's, Poitevin's u.a. Verfahren der Photographie
in natürlichen Farben bildet.
Ueber den Einfluss von Licht und Wärme auf Chlor-, Brom- und
Jodsilber stellte Acworth Untersuchungen an.
Er fällte die Silbersalze aus wässeriger oder alkoholischer Lösung, trug den
gewaschenen Niederschlag auf Glas, theils mit, theils ohne Gelatine, auf, trocknete
und prüfte die Silbersalzschichten kalt und nach dem Erwärmen auf 50, 100, 160° C.
auf ihr Verhalten gegen Entwickler. Bei allen Silbersalzen wurde beim Erhitzen auf
50° C. die Empfindlichkeit gesteigert. Bei 100° C. trat bei Bromsilbergelatine das
Maximum der Empfindlichkeit ein, bei 160° C. zeigte sich kein Bild mehr, sondern es
erfolgte Schleierbildung, bei 200° C. wirkte der Entwickler gar nicht mehr. Aehnlich
verhielten sich Chlor- und Jodsilber. (Phot. Journ.,
1892 S. 20.)
Ueber die Wirkung des Lichtes, welches eine
Bromsilbergelatineschicht durchsetzt hat und dann noch eine zweite
Bromsilbergelatineschicht trifft, wurden von Hurter und
Driffield Versuche angestellt, welche ergaben, dass
das Licht, welches die erste Schicht passirt hat, noch 1/17 bis ⅓ von der Wirkung in der ersten
Schicht auf die darunter befindliche zweite Schicht auszuüben vermag, welches
Verhältniss mit zunehmender Belichtungsdauer wächst. (Phot.
Journ., 1892 S. 250.)
Brom-, Chlor- und Jodsilber erleiden unter grossem Drucke
eine Schwärzung, wie Carey-Lea an reinem Brom-
und Chlorsilber, welches er durch 29 Stunden einem Drucke von 50 t auf 1 Quadratzoll
aussetzte, zeigte. Die Farbe war jedoch nicht, wie bei Lichtwirkung, violett,
sondern grünlichschwarz.
Jodsilber, welches mit Jodüberschuss dargestellt wurde,
schwärzt sich bekanntlich im Lichte nicht bemerklich, bei Druck tritt dagegen eine
starke Schwärzung auf.
Ueber die Lichtempfindlichkeit der Mangansalze schrieben
A. und L. Lumière in
Lyon. (Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1893.)
Von der Thatsache ausgehend, dass gewisse Manganoxydsalze rasch im Lichte zu
Manganoxydulsalzen reducirt werden, arbeiteten A. und
L. Lumière ein photographisches Copirverfahren aus,
bei welchem in Folge der stark oxydirenden Wirkung des nicht reducirten
Manganoxydsalzes die Bildung von Farbstoffen in Folge der Oxydation gewisser
Reagentien, wie der Monamine, Diamine, Amidophencle u.s.w. herbeigeführt wird. Da
die durch Einwirkung des Lichtes entstehenden Manganoxydulsalze ohne Einwirkung auf
diese organischen Stoffe sind, war es Lumière möglich,
sie durch diese Reactionen von den Manganoxydsalzen zu trennen.
Die Bilder zeigen je nach dem benutzten Entwickler verschiedene Färbung; eine Tabelle
gibt summarisch die Färbung an, welche einige der wichtigsten Entwickler hervorrufen
können. Es gibt jedoch auch eine Anzahl organischer Substanzen, welche das
Manganoxydsalz zu Manganoxydulsalz reduciren, ohne einen Farbstoff zu erzeugen;
solche, wie z.B. das Pyrocatechin, das Hydrochinon, die Chlorhydrate des
Triamidophenols, des Diamidoresorcins u.s.w. können deshalb hierbei keine Verwendung
finden.
Indem man zwei oder mehr der in der folgenden Tabelle aufgeführten Reagentien
zusammenbringt, ist es möglich, intermediäre Farbenreactionen zu erhalten, die nach
dem gewählten Verhältnisse der Reagentien den Farben mehr oder weniger nahe kommen,
welche die einzelnen Reagentien hervorgerufen haben würden; vorausgesetzt ist dabei
natürlich, dass die mit einander gemischten Entwickler auf einander keine chemische
Wirkung ausüben.
Die Lichtbeständigkeit der Bilder hängt wesentlich von dem Entwickler ab,
mittels dessen sie erzeugt wurden, und der Farbstoff, welcher das Bild ausmacht, hat
demnach sehr verschiedene Zusammensetzung. So werden die Bilder, welche mit
Anilinsalzen entwickelt sind, sehr rasch durch die Sonnenstrahlen vernichtet,
während diejenigen, welche das Paramidophenolchlorhydrat liefert, sich auffallend
gut halten. Es dürfte von Interesse sein, die Natur dieser Farbstoffe zu untersuchen
und festzustellen, ob das Mangan sich in ihnen als Bestandtheil findet, oder aber ob
das Manganoxydsalz nur dadurch wirkt, dass es an den zur Entwicklung verwendeten
Stoff Sauerstoff abgibt.
A. und L. Lumière haben,
indem sie in einem Glasgefässe Paramidophenolchlorhydrat im Ueberschuss auf eine
Lösung von milchsaurem Manganoxyd einwirken liessen, eine braune, wenig lösliche
Substanz erhalten, die ausgewaschen und dann analysirt wurde. Dabei ergab sich, dass
dieselbe kein Mangan enthielt und ihre Zusammensetzung eine rein organische war.
Bis jetzt hat sich folgendes Verfahren beim Photographiren mittels Manganoxydsalz am
besten bewährt:
Man löst bei 15° C:
Destillirtes Wasser
50 g
Kaliumhypermanganat
6 g
Hierzu setzt man vorsichtig unter Abkühlung, so dass keine Temperaturerhöhung
eintreten kann:
Milchsäure (d = 1,225)
16 cc
Kaliumformiat
3 g
Die Lösung wird filtrirt und mit der erhaltenen Flüssigkeit bei Gaslicht gelatinirtes
Papier durch Schwimmenlassen präparirt. Nach etwa einer Minute entfernt man den
Ueberschuss an lichtempfindlicher Substanz aus dem Papiere, indem man dasselbe
zwischen zwei Stücke Löschpapier bringt, worauf es, gegen Staub und Licht geschützt,
zum Trocknen aufgehängt wird. Die Exposition geschieht unter einem Positive;
dieselbe erfordert, wenn die vorhin beschriebenen Maassnahmen richtig ausgeführt
werden, ein wenig mehr Zeit, als das Copiren mittels Albuminpapier. Wenn die Tiefen
oder die grossen hellen Stellen des Bildes vollständig entfärbt sind, taucht man das
Bild in eine 5procentige Lösung von Paramidophenolchlorhydrat; es nimmt dann rasch
die passende Schärfe an, und man braucht nun nur noch durch Waschen den grössten
Ueberschuss an löslichen Salzen, welche das Papier imprägnirten, zu entfernen, was
sich in einigen Minuten ausführen lässt.
Die leicht gelbliche Färbung, welche das Bild annimmt, lässt sich mittels einer
schwachen Salzsäurelösung leicht beseitigen.
Nach einer Schlussabwaschung wird das Bild in derselben Weise fertig gemacht, als
wenn es sich um ein mit Silbersalzen hergestelltes handelte.
Photographien, die auf diese Weise erzeugt waren, zeigten, nachdem sie drei Wochen
dem Sonnenlichte ausgesetzt gewesen waren, nicht die geringste Veränderung.
Die Verfasser zweifeln nicht daran, dass es ihnen durch Fortsetzung dieser
Untersuchung gelingen wird, zu Verfahren zu gelangen, deren Anwendung für die Praxis
bedeutsam sein dürfte.
A. und L. Lumière haben
ferner Versuche gemacht, das zur gleichen Gruppe wie das Mangan gehörige Kobalt bezieh. dessen Oxydsalze zur Herstellung von
photographischen Bildern zu verwenden. Wie diese Versuche ergaben, lassen
sich die Kobaltoxydbilder nur mit folgenden Reagentien entwickeln:
1) Hämatoxylin gibt ein veilchenblaues Bild, das beim Behandeln mit Salzsäure
röthlich wird.
2) Benzidin, Tolidin und ihre Chlorhydrate geben blaue Bilder, welche von Ammoniak in
Braun, von Salzsäure in Blassgelb übergeführt werden.
Obwohl die Kobaltsalze lichtempfindlicher als die Mangansalze sind, haben sie doch
eine geringere Verwendbarkeit, indem die lichtempfindliche Schicht weit kürzere Zeit
haltbar ist, und die Farbenscala sich als sehr eng begrenzt darstellt.
J. North in New York nahm ein deutsches Patent auf die
Herstellung von Photographien mittels
Guajaretinsäure.
Die im Guajacharz enthaltene Guajaretinsäure, C20H26O4, ändert ihre
Eigenschaften unter dem Einflusse des Lichtes, indem Guajaconsäure (C19H22O6) gebildet wird, welche andere
Löslichkeitsverhältnisse gegen Benzol, Schwefelkohlenstoff, Alkohol, Aether u.s.w.
zeigt, was North zum obengenannten Zwecke verwenden
will. (Phot. Arch., 1892 S. 173.)
Die Messung der Opacität von Negativen will De la Baume Pluvinel statt auf optisch-photometrischem
Wege dadurch ermitteln, dass er die Quantität des ausgeschiedenen
Silberniederschlages chemisch-titrimetrisch bestimmt. (Bull.
Assoc. Belge Phot, 1892 S. 548.)
Ueber Licht und directe Vergrösserung schrieb V. Abney. Nach diesen Untersuchungen ist in reiner
Luft, z.B. in den Alpen bei 2500 m Seehöhe, die optische Helligkeit der
Sonnenstrahlen zu Mittag im Juni 8000 Kerzen.
An der Meeresküste, z.B. in England, wäre die optische Helligkeit der Sonnenstrahlen
etwa 5600 Kerzen, wenn die Sonne im Zenitb stände, dagegen:
bei
30°
über
dem
Horizont
4700
Kerzen
„
20°
„
„
„
3300
„
„
10°
„
„
„
2000
„
„
8° 30'
1400
„
kurz vor Sonnenuntergang
140
„
Die chemische Helligkeit bei verschiedenen Sonnenhöhen nimmt viel rascher ab. Sie
beträgt
beim Zenithstande der Sonne
120000
Kerzen
bei
30°
72000
„
„
20°
42000
„
„
10°
9000
„
„
8° 30'
5600
„
„
Sonnenuntergang
1,7
„
Das Licht des Mondes ist photographisch 400000mal schwächer als Sonnenlicht. (Brit. Journ. of Photogr., 1891 S. 712.)
Emulsionsbereitung.
Zur Herstellung von Diapositivplatten für
Projectionszwecke, welche ein ziemlich feines Korn bei guter Deckung zeigen
sollen, werden mit Vorliebe Chlorbromsilbergelatineemulsionen verwendet.
Eine Vorschrift zur Herstellung solcher Emulsionen findet sich im Brit. Journ. of Photographie.
Man bereitet sich folgende Lösungen:
I.
Gelatine (Marke Nelson)
weich
5
g
Bromammonium
15
g
Chlornatrium
3
g
Salzsäure
2,5
cc
Wasser
240
cc
II.
Silbernitrat
23
g
Wasser
60
cc
Bei etwa 40° C. wird Lösung II langsam in Lösung I gegossen, worauf gut
durchgeschüttelt wird; man lässt einige Zeit stehen, fügt 23 g gequollene harte
Gelatine (Heinrich's) hinzu, welche sich allmählich
auflöst. Die Emulsion wird nach dem Erstarren durch Stoff gequetscht und wiederholt
gut gewaschen, gesammelt, geschmolzen und vergossen. (Phot.
Wochenbl., 1892 S. 454.)
Als Entwickler wird für die mit dieser Emulsion hergestellten Platten Pyro-Ammoniak
empfohlen. Dem Fixirbad soll, um glasklare Negative, wie sich solche zu
Projectionszwecken gut eignen, zu erhalten, Kaliummetabisulfit zugesetzt
werden.Wir empfehlen zu
demselben Zwecke, die als Nebenproduct der Sodafabriken erhaltene saure
Sulfitlauge dem Fixirbade in kleinen Mengen (1/10) zuzufügen.Die Ref.
Adrianoff beschreibt die Herstellung von
Chlorsilberemulsion für Diapositivplatten, welche sowohl zum Auscopiren, als zum
Entwickeln benutzt werden können. (Eder's Jahrb. f. Photogr.
für 1893, S. 81.)
Zur Herstellung von Emulsionen für Aristopapier werden
von mehreren Seiten Vorschriften gegeben.
E. Vogel erzielte mit folgender Vorschrift gute
Resultate:
Lösung
I.
Gelatine
20
g
Wasser
300
cc
Chlorammonium
1,5
g
Lösung
II.
Citronensäure
5
g
Wasser
40
cc
Lösung
III.
Silbernitrat
10
g
Wasser
40
cc
Lösung I wird im Wasserbade auf 40 bis 50° C. erwärmt, bis die Gelatine geschmolzen
ist; unter Umrühren wird hierauf Lösung II zugegossen und schliesslich Lösung III.
Man filtrirt durch Flanell und die Emulsion ist zum Gusse fertig. (Phot. Mitthl., Bd. 29 S. 19.)
Beadle empfiehlt, statt der Citronensäure Weinsäure zu
nehmen, und gibt für diese sogen. „Chlorotartratemulsion“ folgende Vorschrift:
Lösung
I.
Silbernitrat
¼
Unze engl.
Citronensäure
1
Drachme
Wasser
1
Unze
Lösung
II.
Gelatine
¾
Unze
Wasser
6
Unzen
Lösung
III.
Alaun
20
Gran
Weinsaures Kalinatron
10
Gran
Chlorammonium
10
Gran
Wasser
1
Unze.
Man bereitet diese Lösungen, mischt sodann Nr. II mit Nr. III und fügt allmählich Nr.
I hinzu. Schliesslich erwärmt man auf 150° F. und filtrirt durch Musseline. Die
Emulsion wird für Aristopapiere und auch für die Präparation von Opalgläsern
empfohlen. Die Opalbilder erfreuen sich heute bereits einer grossen Beliebtheit und
bilden einen gangbaren Handelsartikel, welcher von mehreren grossen Plattenfabriken
Deutschlands hergestellt wird.
Mehrfach wurden Vorschriften zur Herstellung von
Collodionemulsionen für den Auscopirprocess gegeben. (Siehe Brit. Journ. of Phot., Bd. 38 S. 721 und 738; ferner
Jossart Guyaux, Rev. phot. Suisse, 1892 S.
176.)
Eine Vorschrift, welche haltbare Papiere geben soll, hat Vollenbruch veröffentlicht. Derselbe bemerkt, dass die Wahl der Chlorsalze
von Einfluss auf den Ton der Bilder sei. So erreicht man zum Beispiel mittels
Chlorlithium blaue, mit Chlorcalcium braune, und mit Chlorstrontium Purpurtöne.
Vollenbruch empfiehlt folgende Emulsion, welche im
Liter enthält:
Collodion (3procentig)
800
Th.
Chlorstrontium
4
„
Chlorlithium
2
„
Citronensäure
8
„
Weisses Glycerin
12 bis 14
„
Aether
100
„
Alkohol
100
„
Silbernitrat
28
„
und zwar füllt man in zwei Gefässe je 400 cc Collodion
(3procentig).
Dann werden gelöst: 28 g Silbernitrat in 28 cc destillirtem Wasser, ferner 4 g
Chlorstrontium und 2 g Chlorlithium in 5 bis 6 cc Wasser und 25 cc Alkohol, sodann 8
g Citronensäure in 25 cc Alkohol.
Man fügt zur Silbernitratlösung 50 cc Alkohol und setzt das Gemisch unter Schütteln
dem Collodion zu; dann werden die Chlorsalze und die Citronensäurelösung gemischt,
das Gemisch zur zweiten Portion Collodion gesetzt und endlich dem Silbercollodion
das Chloridcollodion zugefügt. Zum Ganzen kommen schliesslich noch 100 g Aether und
12 bis 14 g weisses Glycerin. Die Emulsion wird einige Stunden stehen gelassen,
filtrirt und ist sodann zum Gusse zu benutzen. (Deutsche
Phot. Ztg., 1892 S. 349.)
Hervorrufung von photographischen Bildern.
Das von J. Hauff in Feuerbach hergestellte und in den
Handel gebrachte Glycin
\left(\mbox{Oxyphenylglycin
C}_6\mbox{H}_4\left\{{{\mbox{OH}\ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \ \
}\atop{\mbox{NH.CH}_2\mbox{COOH}}}\right)
ist eine Entwicklersubstanz, welche, obgleich die mit ihrer
Hilfe hergestellten Entwickler sich nicht durch Rapidität der Wirkung auszeichnen,
dennoch immer mehr Eingang in die Praxis findet, indem es sehr klare, schleierlose
Bilder liefert.
Das Glycin ist ein weisses lockeres Pulver, welches sich in Wasser nach Zusatz eines
Alkalis oder Alkalicarbonates leicht löst; die Lösung ist bei Gegenwart von Sulfit
haltbar und farblos; sie wirkt als kräftiger Entwickler.
Zur Herstellung von Glycin-Potascheentwickler werden
gelöst:
Potasche
25
g
Wasser
90
cc
Glycin
5
g
Natriumsulfit
15
g
Die Lösung wird vor dem Gebrauche auf das Vierfache verdünnt.
Dieser Entwickler arbeitet ähnlich dem Pyrogallusentwickler, das Bild kommt langsam
und allmählich, die Platten bleiben klar. Bromkalium wirkt als Verzögerer.
Noch klarere Negative gibt der Glycin-Sodaentwickler.
Man löst:
Glycin
3
g
Natriumsulfit
15
g
Soda, krystallisirt
22
g
Wasser
200
cc
Die Lösung kann sofort verwendet werden und ist in verschlossenen Flaschen gut
haltbar. Der Entwickler arbeitet langsamer als der erstere Glycinentwickler, gibt
aber sehr klare und zarte Negative. (Eder's Jahrb. f.
Photogr. f. 1893.)
Nach Hübl eignet sich das Glycin in vorzüglicher Weise als Entwickler für
orthochromatische Collodionemulsion,da es ohne Bromkaliumzusatz schleierlos arbeitet. (Phot. Corresp., 1892.)
Liesegang empfiehlt zur Herstellung einer concentrirten
Lösung von Paramidophenol, welches in Wasser schwer löslich ist, wässerige
Citronensäure, worin es sich leichter lösen soll, zu verwenden. (Phot. Arch., 1892 S. 273.)
Meydenbauer empfahl Trockenplatten in äusserst
verdünntem Entwickler während sehr langer Zeit zu entwickeln (Standentwickelung). Dieses Verfahren soll den Vorzug haben, dass man,
ohne sich viel um die Entwickelung kümmern zu müssen (die Platten verbleiben
stundenlang in geeigneten Standgefässen, welche mit verdünntem Entwickler gefüllt
sind), zartere harmonische Bilder erhält, als bei Verwendung von concentrirtem
Entwickler! – Schmid empfiehlt die Standentwickelung
für Interieuraufnahmen. (Phot. Corresp., 1892 S.
390.)
Fixiren, Verstärken und Abschwächen von Negativen.
Die Actiengesellschaft für Anilinfabrikation in Berlin
bringt unter dem Namen „Fixirsalz“ ein Präparat
in den Handel, welches, in der 8fachen Menge Wasser gelöst, ein saures Fixirbad
gibt. Dasselbe ist ein Gemenge von trockenem, saurem Natriumsulfit und entwässertem
Fixirnatron.
Auch Tonfixirpatronen gelangen durch die genannte Firma in den Handel. Der Inhalt
dieser Patronen besteht aus einem Gemenge von entwässertem Fixirnatron, Bleinitrat
und Goldsalz. (Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1893, S.
423.)
An Stelle des unterschwefligsauren Natrons, welches beim Fixiren von
Chlorsilberbildern manche Uebelstände hat, insbesondere aber den einen, dass, wenn
auch nur Spuren davon im Papier zurückbleiben, ein Vergilben des Bildes die Folge
ist, wurden von mehreren Seiten Ersatzmittel vorgeschlagen.
Labarre empfiehlt zu diesem Zwecke das unterschwefligsaure Ammoniak zu verwenden. (Phot. Arch., 1892 S. 374.) (Dieses Salz ist zwar sehr
leicht in Wasser löslich, bietet aber sonst kaum Vortheile vor dem Fixirnatron und
steht im Preise wesentlich höher. Anm. d. Ref.)
R. E. Liesegang empfiehlt das Thiosinamin, einen Abkömmling des Sulfoharnstoffes, als Fixirmittel zu
verwenden.
Dasselbe soll sich nach den Angaben Liesegang's in
saurer Lösung sehr schwer zersetzen, Chlorsilber leicht zu einer wenig
lichtempfindlichen Verbindung lösen und daher im Falle ungenügenden Waschens ein
Vergilben der Bilder nicht so leicht als bei Verwendung von Fixirnatron eintreten.
(Phot. Arch., 1893.) Das Thiosinamin ist nach den Versuchen, welche E.
Valenta damit angestellt hat, kein besonders empfehlenswerthes Fixirmittel.
Abgesehen von dem hohen Preise (1 k kostet 100 M.), zeichnet es sich keinesfalls
durch ein höheres Lösungsvermögen als Fixirnatron für Chlorsilber (noch weniger für
Brom und Jodsilber, wo es dem Fixirnatron entschieden nachsteht) aus. Es wird von
Alkalien sofort zerlegt und tritt, wenn Silbersalze zugegen sind, dabei die Bildung
von Schwefelsilber auf. Selbst Borax wirkt in der Weise. (Phot. Corresp., 1893.)
Bogisch spricht sich für das Thiocarbamid, welches gegen
die Halloidverbindungen sich analog dem Thiosinamin verhalten soll, aus, da bei
Benutzung dieses Körpers als Fixirmittel eine schwer lösliche Verbindung des
Silberhalloidsalzes mit dem Sulfoharnstoff entsteht, welche die Fixage hindert und
aus dem Bilde schwer zu entfernen ist. (Phot. Arch.,
1893.)
Zur Verstärkung von Negativen ohne Verwendung des
giftigen Quecksilberchlorides empfiehlt Kröhnke,
dieselben in eine Lösung von Jod in Jodkalium zu bringen (1 Th. Jod, 2 Th.
Jodkalium, 10 Th. Wasser), worin sich das schwarze Silberbild in ein gelbes
Jodsilberbild umwandelt. Man wässert nun aus, bis das Wasser sich nicht mehr färbt,
und übergiesst mit einer Lösung von
Schlippeschem Salz
1
Th.
Wasser
100
„
Natronlauge (10procentig) einige Tropfen,
bis das Bild gleichmässig braun geworden ist.
Die Methode ist ausgiebiger als die Quecksilberverstärkung und liefert sehr klare
Schatten. (Phot. Arch., 1892 S. 307.)
Das MetolSiehe
unser Referat vom Jahre 1892. hat sich nach den von Hübl angestellten Versuchen als vorzügliches Verstärkungsmittel für nasse Collodion- und
Collodiontrockenplatten erwiesen. Metol lieferte mit Silbernitratlösung
einen Verstärker, welcher alle anderen Silber Verstärker für das nasse Verfahren
übertrifft.
v. Hübl gibt hierfür folgende Vorschrift:
A.
Metol
15
g
Citronensäure
10
g
Wasser
1000
cc
B.
Silbernitrat
10
g
Wasser
100
cc
Man verwendet ein Gemisch von A und B und zwar:
A
10
Vol.-Th.
B
1
„
(Phot. Corresp., 1892
Dec.-Nr.)
(Fortsetzung folgt.)