Titel: | Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen Druckverfahren. |
Autor: | J. M. Eder, E. Valenta |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 94 |
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Ueber die Fortschritte der Photographie und der
photomechanischen Druckverfahren.
Von Dr. J. M. Eder und
E. Valenta.
(Fortsetzung des Berichtes S. 41 d.
Bd.)
Ueber die Fortschritte der Photographie und der photomechanischen
Druckverfahren.
Negativlacke und Firnisse.
Die käuflichen photographischen Lacke, wie solche zum Lackiren von Negativen im
Gebrauche stehen, sind sogen. Warmlacke, d.h. Lacke, welche nur dann eine gleich
massig klare Schicht geben, wenn selbe auf die
früher erwärmte Platte aufgetragen werden.
Der Einfachheit halber werden insbesondere von Amateurphotographen die sogen.
Kaltlacke vorgezogen, wie dieselben von verschiedenen Firmen unter mancherlei Namen
in den Handel gebracht werden.
E. Valenta hat eine Reihe solcher im Handel
vorfindlicher Kaltlacke untersucht und folgende Eintheilung derselben gegeben:
a) Alkoholische
Kaltlacke.
Diese Art der Kaltlacke sind zumeist Lösungen von Sandarakharz in Alkohol; da
aber eine Lösung von Sandarak in Alkohol, für sich aufgegossen, die Bildung
einer matten Schicht zur Folge hat, enthalten diese Lacke noch gewisse Zusätze,
welche dies verhindern. Solche Zusätze sind z.B. Lavendelöl, Citronenöl u.s.w.
Valenta gibt die folgende Vorschrift zur
Herstellung eines solchen Lackes:
Sandarakharz
18
g
Alkohol
100
cc
Lavendelöl
1
cc
Dieser Lack trocknet ziemlich langsam, gibt aber eine feste, wenig klebende
Schicht, welche die Bleistiftretouche gut annimmt; er ist also in einer
Beziehung manchen Handelsproducten vorzuziehen, welche bei sonst gleichen
Eigenschaften selbst nach stundenlangem Trocknen, wenn man mit dem Ballen der
Hand die Schicht presst, noch Eindrücke in derselben annehmen.
b) Ammoniakhaltende alkoholische
Kaltlacke.
Ein derartiger Lack ist beispielsweise der „Krystalllack“ von Dierkes in Cleve. Man erkennt solche Lacke leicht,
auch wenn kein starker Ueberschuss an Ammoniak vorhanden sein sollte und die
Lacke parfümirt sind, da sie beim schwachen Erwärmen stets Ammoniak abgeben,
welches durch seinen Geruch und die alkalische Reaction der Gase kenntlich ist.
Diese Lacke sind den im Kreidelichtdruck gebräuchlichen Ammonschellackfirnissen
nachgebildet und enthalten meist nur Schellack als Lacksubstanz. Dieses Harz
gibt, in reinem Alkohol gelöst, wenn man die Platte vorher nicht erwärmt, keine
klaren Schichten, während ein Zusatz von Ammoniak die Bildung klarer Schichten
auch auf kalten Platten bewirkt. Das Ammoniak wird meist nach erfolgter Lösung
des Schellacks in Alkohol zugegeben.
Die Weingeistlacke trocknen alle in der Kälte ziemlich langsam, geben aber
dann Schichten, welche fest haften und gut Retouche annehmen.
Zur Herstellung solcher Lacke eignet sich nach Valenta am besten eine Lösung von Ammoniakgas in absolutem Alkohol; in
derselben quillt der Schellack in der Kälte nur auf, löst sich aber leicht beim
darauffolgenden schwachen Erwärmen zu einer gelben, klaren Flüssigkeit.
Ammoniakalkohol (absolut)
100
cc
Schellack
8
g
Wünscht man den Lack dicker, so kann mit der Schellackmenge bis auf 14 Proc.
hinaufgegangen werden. Das Handelsproduct wird, wie erwähnt, durch Lösen des
Schellacks in absolutem Alkohol und nachträgliches Versetzen mit Ammoniak in
wässeriger Lösung hergestellt; es gibt stets weichere Schichten, als dies bei
dem nach obigem Recepte erhaltenen Lack der Fall ist.
c) Aether- und acetonhaltende
Kaltlacke.
Diese Lacke enthalten entweder Sandarak oder auch sehr harte Harze, Copale,
Bernstein u. dgl., in welch letzterem Falle dieselben sich durch rasches
Trocknungsvermögen und grosse Härte auszeichnen, während die sandarakführenden
meist nach Verlauf von 3 bis 5 Minuten nach dem Aufgiessen noch etwas kleben.
Die folgende Vorschrift gibt nach E. Valenta einen
solchen sehr guten, rasch trocknenden und sehr harten Kaltlack. Man pulverisire
30 g Angolacopal, 5 g Bernsteinabfall und versetze das Gemenge mit einer
Mischung, bestehend aus:
Aether
300
g
Aceton
200
g
Chloroform
10
g
Die Harze werden entweder durch langes Stehenlassen mit dem Lösungsmittel und
zeitweiliges Um schütteln zur theilweisen Lösung gebracht, oder, was einfacher
und rascher ist, man digerirt das Gemenge 1 bis 2 Stunden mit dem Lösungsmittel
am Rückflusskühler. Dabei löst sich ein Theil der Harze auf, und es entsteht
eine klare, gelbe Flüssigkeit, welche, auf Glas gegossen, eine rasch erhärtende,
klare, feste Schicht bildet, welche gut Bleistiftretouche annimmt.
d) Benzolkaltlacke.
Der Hauptbestandtheil dieser Sorte von Kaltlacken ist Sandarak oder Dammar.
Lacke, mit Hilfe des letzteren Harzes bereitet, sind stets weicher als mit
ersterem; da diese Harze sich in Benzol nur schwer lösen, so muss ein Kunstgriff
angewendet werden, der darin besteht, die Harze erst mit wenig Alkohol zu
behandeln und dann das nöthige Quantum Benzol zuzufügen. Man erhält, wenn man in
der Weise vorgeht, klare Lacke, welche eine zwar feste, aber bei Verwendung von
Dammarharz langsamer erhärtende klare Schicht liefern.
Steinkohlenbenzol
90
cc
Alkohol
10
cc
Dammarharz
8
g
Dieser Lack kann auch für Papiere verwendet werden, nur ist es zu diesem Zwecke
nöthig, ihn entsprechend zu verdünnen. Bei einer derartigen Lacksorte hat Valenta einen kleinen Zusatz von Guttapercha
nachweisen können.
e) Collodionkaltlacke.
Die derartigen im Handel vorfindlichen Lacke sind fast alle amylacetathaltig. Sie
bestehen aus Collodion, welches in Amylacetat und Aceton mit oder ohne Zusatz
von Benzol
und manchmal auch von Kampfer gelöst worden ist.
Der Gehalt dieser Lacke an Amylacetat macht ihren Gebrauch unter Umständen recht
unangenehm, aber sie geben sehr feste und zähe haftende, nicht blätternde
Schichten.
Man kann sich einen guten solchen Kaltlack leicht darstellen, wenn man 150 g
Collodionwolle mit 1000 cc Aceton übergiesst und dann ein Gemenge von 2000 cc
Amylacetat und 2000 cc Benzol zufügt. Die erhaltene Lösung enthält noch kleine
Fasern von ungelöstem Pyroxylin, ist demzufolge etwas trübe und wird so wie alle
Collodien in der bekannten Weise durch Filtriren und Absetzenlassen geklärt.
Einen guten Negativlack erhält man nach E. Valenta
ferner, wenn man:
Sandarak
100 g
Benzol
400 cc
Aceton
400 cc
Absoluten Alkohol
200 cc
mischt und nach erfolgter Lösung durch Papier filtrirt.
Dieser Lack ist rasch herzustellen, besonders wenn man vorsichtig im Wasserbade
erwärmt, klärt sich gut und gibt klare, rasch trocknende Schichten, welche
härter sind als diejenigen, welche die Benzolkaltlacke des Handels liefern, die
häufig Dammar enthalten. (Photogr. Corresp.,
1893.)
Silbercopirverfahren, Tonen von Silberdrucken, Tonfixirbäder
für positive Papierbilder.
Whatmann-Papier lässt sich zur Herstellung von Silbercopien verwenden; das Papier
eignet sich insbesondere für grössere Bilder sehr gut. Man präparirt das Papier
durch Schwimmenlassen auf einer Lösung, bestehend aus:
Arrow-root
18
g
Chlorammonium
16
g
Wasser
960
cc,
welche man durch Erhitzen des Wassers und Eintragen des
Arrow-root unter Umrühren, sowie endlich des Chlorammoniums erhält. Man trocknet und
silbert sodann mittels eines Gemisches von:
CitronensäureWasser
25240
gcc
mit
SilbernitratWasser
60240
gcc
auf welcher Flüssigkeit man die Bogen 3 Minuten schwimmen
lässt. Das Papier wird trocknen gelassen und kann nun copirt werden. Die Copien
lassen sich leicht platiniren (Phot. News, 1892 Nr. 47,
48). (Es wird hierzu ein Platintonbad empfohlen, welches dem von Valenta für sein HarzemulsionspapierSiehe unser Referat in D. p. J. 1893 287 118.
empfohlenen sehr ähnlich ist, nur dass es statt des praktisch besser ausnutzbaren
Kaliurnplatinchlorüres Platinchlorid enthält. Anm. d. Ref.)
Austin empfiehlt für die Präparation von rauhem Papier
statt des Arrow-root eine Gelatinepräparation, und zwar:
Wasser
500
Th.
Nelsongelatine
1
„
Chlornatrium
5–10
„
Die Papiere werden nach erfolgtem Präpariren und Trocknen im citronensäurehaltigen
Silberbade (12 Th. Silbernitrat, 3 Th. Citronensäure und 100 Th. Wasser) wie
gewöhnlich sensibilisirt.
Kräftige Negative erfordern weniger Salz in der Präparation, dagegen ein starkes
Silberbad, flaue das umgekehrte Verhältniss.
Die Drucke werden gewaschen und sodann in einem Tonfixirbade folgender
Zusammensetzung getont und fixirt:
Wasser
400
Th.
Fixirnatron
100
„
Natriumcitrat
20
„
Rhodanammonium
10
„
Auf je 4000 Th. der Lösung kommt 1 Th. Chlorgold. (Amateur
Photographer, 1892 S. 450.)
Ueber die Wirkung der gemischten Ton- und Fixirbäder schreibt E. Valenta: Alte Tonfixirbäder enthalten häufig kein Gold mehr und tonen
dennoch; diese Art der Tonung beruht auf der Bildung von Schwefelsilber und
beeinträchtigt die Haltbarkeit der so hergestellten Bilder wesentlich. Es empfiehlt
sich, bei Verwendung der Tonfixirbäder 1) zu rasch tonende Bäder zu vermeiden; 2)
die Bilder genügend lange im Tonfixirbade zu belassen, bis ein vollständiges Fixiren
erfolgt ist, und 3) die Benutzung zu alter erschöpfter Tonfixirbäder zu
vermeiden.
E. Valenta untersuchte die einzelnen Bestandtheile der
gebräuchlichen Tonfixirbäder und studirte die Wirkung derselben beim Tonungs- und
Fixirungsprocesse eingehend.
Chlorsilberdrucke tonen beim Behandeln mit Fixirnatronlösung, welche mit verdünnten
Säuren oder Alaun versetzt wurde. Dies beruht auf der Wirkung des bei der Zersetzung
der Thioschwefelsäure ausgeschiedenen Schwefels:
H2S2O3
= H2O + S + SO2
3 Na2S2O3 + Al2(SO4)3
= Al2O3 +
S3 + 3SO2 + 3 Na2SO4,
und der durch denselben bewirkten Bildung von
Schwefelsilber.
Die Bleisalze (Nitrat, Acetat) beeinflussen die Tonung im günstigen Sinne, indem die
Bilder dunklere Färbungen annehmen. Der Process geht nach folgender Gleichung vor
sich:
Na2S2O3 + Pb(NO3)2 = PbS2O3 + 2NaNO3.
Das PbS2O3 löst sich bei Ueberschuss von Natriumthiosulfat
und es wird ein Doppelsalz [PbS2O3 2(Na2S2O3)] gebildet, die
Lösung erfolgt besonders reichlich bei Gegenwart von Acetaten.
Das PbS2O3 zersetzt
sich langsam unter Abscheidung von Schwefel:
PbS2O3 + H2O = PbS + H2SO4.
Die frei werdende Schwefelsäure leitet die Schwefeltonung
durch Zersetzung neuer Mengen Natriumthiosulfat und Bleithiosulfat ein.
Wir haben es daher in dem Falle ebenfalls mit einer Schwefeltonung zu thun.
Die Wirkung der Goldsalze ist bekannt. Rhodansalze und Natriumthiosulfat wirken als
Fixirmittel.
Als allgemein (für Chlorsilber-, Gelatine- und Collodionpapier) verwendbares
Tonfixirbad, welches bei richtiger Handhabung haltbare Drucke liefert, gibt E. Valenta folgendes Bad an:
Wasser
500
Th.
Fixirnatron
200
„
Bleinitrat
10
„
Rhodanammonium
25
„
Alaun
20
„
Je 100 cc der filtrirten Lösung werden vor dem Gebrauche mit
100 cc Wasser und 8 cc 1procentiger Goldchloridlösung versetzt; die Tonung soll 5
bis 10 Minuten dauern; wenn das Bad zu schnell tonen sollte, verdünnt man noch mit
100 cc Wasser. Viele Photographen ziehen getrennte Ton- und Fixirbäder vor. (Photogr. Corresp., 1892.)
Bühler in Mannheim gibt ein Tonbad für sein
Mignonpapier (mattes Chlorsilbergelatinepapier) an, welches schwarze,
platindruckähnliche Töne liefert. Dasselbe enthält Rhodankalium, Wasser, Chlorgold
und Chlorstrontium. (Eder, Jahrb. f. Photogr. f. 1893,
S. 216.)
Für das von der Ilford Compagnie in den Handel gebrachte
Alpha-PapierDieses Papier ist ein
Gelatineemulsionspapier für Hervorrufung bestimmt, als Hervorrufer dient
Oxalatentwickler. Anm. d. Refer. wird ein Tonfixirbad folgender
Zusammensetzung mit Vortheil benutzt:
Wasser
1000
Th.
Fixirnatron
200
„
Rhodanammonium
50
„
Chlorgoldlösung (1 : 60)
50
„
(Ilford Manual of Photogr., 1892
S. 97.)
Ueber den sogen. Silberplatindruck stellte E. Valenta eine Reihe von Versuchen an. Dieselben
ergaben, dass jene Bäder, welche saure weinsaure oder phosphorsaure Salze enthalten,
am langsamsten tonen; schneller wirken solche, welche freie organische Säuren
enthalten (Weinsäure, Citronensäure, Essigsäure), am schnellsten wirken Bäder mit
Salpetersäure. Der Gehalt an Salpetersäure darf jedoch kein zu geringer sein; bei
Verwendung von Harzemulsionspapier zeigte es sich, dass bei einem Gehalte von 20 bis
25 Tropfen auf 300 cc des Platintonbades (enthaltend 1 g Kaliumplatinchlorür in 300
cc Wasser gelöst) die Schwärzung des Bildes fast momentan eintritt. (Photogr. Corresp., 1892.)
Für ChlorsilbergelatinepapierAristopapier
(Chlorocitratemulsion). wurde von J.
Brown folgendes Platintonbad empfohlen:
Kaliumplatinchlorür 1 Th., Citronensäure 10 Th., Wasser 1000 Th. In diesem Falle
soll die Anwendung von Citronensäure jener von Salpetersäure vorzuziehen sein. (Anthony's Photogr. Bull., 1892 S. 106.)
Just empfiehlt zum genannten Zwecke (für gesilbertes
Mattpapier) ein Platintonbad, welches Kaliumplatinchlorür (1), Wasser (200) und
Boraxweinstein (2 bis 3) enthält. (Siehe dessen Broschüre: Die Behandlung des Silbergelatinepapiers, 1892 S. 49.)
Hermitte verwendet für Albuminbilder ein Goldtonbad,
welches statt des gebräuchlichen essigsauren Natrons Calciumacetat enthält. Dieses
Tonbad soll haltbarer sein und besser tonen. (Progrès
photogr., 1892.)
Balsamo gibt ein goldfreies
Tonfixirbad an. Dasselbe beruht auf der Eigenschaft des Wismuthnitrates, den Albumincopien einen angenehmen
kastanienbraunen Ton zu ertheilen (Photogr.
Archiv, 1892 S. 354). Nach Mercier wirken
solche Tonbäder sehr langsam (3 bis 4 Stunden). Auch Cobaltsalze sollen auf Albumincopien tonend wirken. (A. Rédarès, Eder's Jahrb. f. Photogr. f. 1893.)
Copiren auf Seide und anderen Geweben.
Hierzu wird insbesondere chinesischer Seidenstoff empfohlen. Man soll zunächst die
Appretur durch Waschen entfernen und den Stoff durch Eintauchen in folgende Lösung
salzen:
Kochsalz
4
g
Arrow-root
4
g
Essigsäure
15
g
Wasser
100
cc
werden warm gelöst und dann eine Lösung von 4 g Tannin in 100
cc Wasser zugesetzt. Der damit präparirte Stoff wird nach dem Trocknen mittels
einer Lösung von 6 g Silbernitrat in 50 cc Wasser, welcher man 1 Tropfen
Salpetersäure zusetzt, gesilbert, dann aufgespannt, getrocknet, copirt und nach dem
Copiren wie gewöhnliches Salzpapier im Goldbade getont, fixirt, gewaschen und
getrocknet. (Photogr. Tim., 1891 S. 489.)
J. Bardswell empfiehlt, zum Salzen des Stoffes eine
Harzsalzlösung, bestehend aus: 8 Th. Benzoëharz, 5 Th. Mastix, 30 Th. Chlorcadmium
und 1000 Tb. Alkohol, zu verwenden. Der Stoff wird nach dem Trocknen mit
Silberlösung 1: 8 sensibilisirt und dann wie Albuminpapier behandelt. (Yearbook of Photogr. f. 1892, S. 190.)
Kallitypie, Similiplatinprocess.
Ueber die chemischen Vorgänge bei diesen ProcessenSiehe unser Referat in dieser Zeitschrift 1892
286 136. schreibt Eder:
Dr. Nicol in England liess sich ein Verfahren
patentiren, welches in seinen Grundzügen dem Platinotypverfahren sehr ähnlich ist.
Das Kallityppapier Nr. II, welches in den Handel kommt, ist der Hauptsache nach mit
einer Mischung von Silberoxalat und Ferridoxalat sensibilisirt. Im Lichte entsteht
oxalsaures Eisenoxydul, welches auf das Silberoxalat schwach reducirend wirkt.
Uebergiesst man die schwache Copie mit oxalsaurem Kali, so entsteht ein kräftiges
Bild (Analogie des Platinotypverfahrens mit Hervorrufung). Bessere Entwickler sind
kalte Entwickler mit Oxalat und Seignettesalz. (Analogie der kalten Entwickelung des
Platinpapieres mit Phosphaten.)
Bringt man Mischungen von Natriumferridoxalat mit Silberoxalat auf Papier, so erhält
man direct copirende „Silbereisenpapiere“, bei welchen das Bild besonders
kräftig hervortritt, sobald man heisse Wasserdämpfe auf die Copie wirken lässt.
Diese Erscheinung benutzte Prof. E. Boidin in Paris zur
Herstellung seines „Similiplatinpapieres“, welche mit Wasserdämpfen
entwickelt wird.
Der photochemische Process bei diesem Copirverfahren lässt sich durch folgende
Zersetzungsgleichung darstellen:
A) Schema für den photochemischen Process
bei der Platinotypie.
I. Fe2(C2O4)3 = 2[Fe(C2O4)] + 2CO2
Ferridoxalat Ferrooxalat Kohlensäure
II. 6Fe(C2O4) + 3(K2PtCl4) = 2[Fe2(C2O4)3]
Ferrooxalat Kaliumplatinchlorür Ferridoxalat
+ Fe2Cl6 + 6KCl + 3 Pt
Eisen- Chlor- metallisches
chlorid kalium Patin
B) Schema für den photochemischen Process
beim Silbereisenprocess und der Kallitypie.
I. Fe2(C2O4)3 = 2[Fe(C2O4)] + CO2
Ferridoxalat Ferrooxalat Kohlensäure
II. 2[Fe(C2O4)] + Ag2(C2O4) = Fe2(C2O4)3 + 2Ag
Ferrooxalat Silberoxalat Ferridoxalat
metall. Silber
Es ist also beim Platinotypverfahren einerseits der primäre photochemische Process
(Entstehung von Ferrooxalat im Lichte) identisch und der secundäre Process
(Reduction von Platin- oder Silbermetall) ganz analog; die secundären Processe
werden in beiden Fällen durch die Gegenwart von oxalsaurem Kali, Natron oder
Ammoniak in hohem Grade beschleunigt, weil das
Kaliumferrooxalat u.s.w. eine viel grössere Energie als Reductionsmittel besitzt als
Ferrooxalat.
Diese Daten genügen zur Orientirung über die photochemische Grundlage dieser neu
auftauchenden Processe. (Photogr. Corresp., 1892.)
E. Valenta stellte Versuche über den praktischen Werth
des „Similiplatinpapieres“ und Nicol's
Kallityppapier an.
1) Das sogen. Similiplatinpapier von Boivin ist ein
gelbliches, mit Silber und lichtempfindlichen Eisendoppelsalzen präparirtes Papier;
dasselbe wird unter einem Negative so lange belichtet, bis die tiefsten Schatten
rothviolett erscheinen, dann setzt man es der Einwirkung von Wasserdämpfen aus,
wobei das Bild voll zum Vorschein kommt. Fixirt wird in einem Tonfixirbade,
bestehend aus: 1000 g Wasser, 80 g Fixirnatron und 20 bis 40 cc einer 1procentigen
Goldchloridlösung. Die Bilder sind nach dem Waschen und Trocknen blauschwarz und
erreichen bezüglich Wärme des Tones, sowie Wiedergabe der Halbtöne Platinpapier
nicht im entferntesten.
2) Nicol's Kallityppapier. Der Nicol'sche Kallitypprocess ist, gleich dem Similiplatinprocesse, ein
Hervorrufungsprocess. Die neueste Form desselben, welche als Kallityppapier Nr. 2
von der Birmingham Photographic Compagnie in den Handel
gebracht wird, ist entweder mattes oder glänzendes Papier (Albuminkallityppapier).
Es wird ungefähr 2 Minuten in der Sonne copirt, und wenn die Bildumrisse schwach
sichtbar sind, mit folgender Lösung entwickelt:
Für schwarze
Töne:
Seignettesalz
30
g
Borax
22
g
Wasser
300
g
Kaliumbichromatlösung (1 : 24)
12–15
Tropfen
Für
Purpurtöne:
Seignettesalz
60
g
Borax
7
g
Wasser
300
g
Kaliumbichromatlösung (1 : 24)
10–12
Tropfen
Die Entwickelung dauert etwa 30 Minuten. Kaliumbichromatzusatz vermehrt die
Contraste. Das Fixiren geschieht in verdünntem Ammoniak (1 : 20) durch 10 Minuten.
Es wird empfohlen, ein zweites Ammoniakbad zu verwenden, um das Fixiren vollkommen
herbeizuführen und einen weissen Grund zu erhalten.
Die mit diesen Papieren erhaltenen Copien lassen manches zu wünschen übrig. (Photogr. Corresp., 1892.)
Ueber die Präparation der Kallityp- und Similiplatinpapiere machen E. Valenta (Photogr.
Corresp., 1892) und W. J. Harrison (Anthony international annual, 1891–1892 S. 274)
Mittheilung.
(Schluss folgt.)