Titel: | Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und Zubehör. |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 109 |
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Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen)
und Zubehör.Vgl. auch 1893 289 168. 288, 290 168.
183. 190. 191. * 206. 209.
(Patentklasse 21. Fortsetzung des Berichtes Bd.
290 * S. 53.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Elektromotoren (Dynamomaschinen) und
Zubehör.
1) Thomson's aufzeichnendes Wattmeter. Die
Anforderungen, welche an ein derartiges Instrument gestellt werden, sind: 1) sein
Grundgedanke muss theoretisch richtig und 2) seine Anordnung möglichst einfach sein,
so dass es 3) leicht aufzustellen und in Thätigkeit zu erhalten ist; 4) muss es
innerhalb der gewählten Grenzen durchaus genau arbeiten, und 5) muss es selbsthätig
sein. Hierzu stellte sich der Erfinder noch die Bedingung, dass das Instrument
sowohl für Gleichstrom, als auch für Wechselströme gleich brauchbar sei und mit
gleicher Genauigkeit arbeite, und endlich soll es ein Motormeter sein, d.h. es soll
durch die zu messende Kraft selbst bethätigt werden, so dass ein Uhrwerk o. dgl.
entbehrlich ist.
Textabbildung Bd. 291, S. 108Fig. 1.Wattmeter Thomson's. Das in Fig. 1 nach dem Londoner Electrical Engineer, 1893 Bd. 11 * S. 287, abgebildete
Wattmeter Thomson's ist nun thatsächlich ein Motor,
welcher weder im Anker, noch in den Feldmagneten Eisen enthält. Das aus zwei, zu
beiden Seiten des Ankers angeordneten Spulen bestehende Feld ist in Reihen mit den
Lampen bezieh. dem Motor, deren Kraftverbrauch gemessen werden soll, geschaltet, so
dass der ganze in Verwendung stehende Strom durch diese Feldspulen geht. Der Anker
besteht aus einem hohlen Fibercylinder, worauf die Spulen in Form einer Siemens'schen Trommelwickelung aufgebracht sind.
Am Ende der Ankerwelle befindet sich ein silberner Stromsammler, auf welchem die mit
silbernen Contactstücken versehenen biegsamen Bronzebürsten ruhen. Der Anker ist
nach Art einer Lampe in einen Nebenstromkreis querüber zum Hauptstromkreise
geschaltet und zur Verminderung des Stromes in ihm ist hinter ihm noch ein hoher
Widerstand aus feinem Draht eingeschaltet; das Ganze bildet also eine
Spannungsspule, deren Strom sich mit der Spannung in der ganzen Anlage ändert.
Da hiernach das Feld sich mit dem Strome, der Anker aber mit der Spannung ändert, so
wird sich auch die Geschwindigkeit des Motors im geraden Verhältniss mit der
verbrauchten Energie oder mit den aufgewendeten Watt ändern.
Damit nun die Reibung diese genaue Art der Messung nicht beeinträchtige, wird der
Ankerstromkreis jenseits des Feldes entnommen, wodurch, da der Ankerstrom durch die
Feldspulen geht, ein schwaches, sich gleich bleibendes Feld erhalten wird, welches
unabhängig ist von dem nach den Lampen gehenden Strom. Bei sehr niedrigen
Belastungen, bei denen die Reibung einen sehr hohen Factor darstellt, bildet dieser
„Nebenschluss“ oder dieses sich gleich bleibende Feld einen
vergleichsweise hohen Procentsatz des ganzen Feldes bezieh. Drehungsmomentes,
welches die Reibung ausgleicht. Bei mittleren und hohen Belastungen bilden dagegen
die Reibung und dieses Nebenschlussfeld einen so geringen Procentsatz der ganzen
Belastung und des Drehungsmomentes, dass ihr Einfluss vernachlässigt werden
kann.
Zur Regelung und Verlangsamung der Geschwindigkeit des Motors ist dicht unter dem
Anker eine dünne Kupferscheibe auf dessen Welle aufgesteckt, welche zwischen drei
permanenten Magneten umläuft. Die Felder der letzteren erzeugen Foucault'sche Ströme in dieser Scheibe, und diese
Ströme bilden eine beträchtliche Hemmung oder Belastung des Motors, welche
gleichbleibend ist und im geraden Verhältniss zu seiner Wirkung steht. Da, wie
bereits erwähnt, die Reibung unschädlich gemacht ist, so ist das Instrument durchaus
proportionirt, denn es steht das Drehungsmoment im geraden Verhältniss zu dem
Product aus Anker- und Feldstrom, welches wieder gleich dem Product aus Stromstärke
(Ampère) und Spannung (Volt) ist, d.h. der Ausschlag gibt unmittelbar die durch das
Instrument gehende Kraft oder die Watt. Die Geschwindigkeit steht im geraden
Verhältniss zum Drehungsmoment, die Bremswirkung oder die Stromerzeugung in der
Kupferscheibe steht im geraden Verhältniss zur Geschwindigkeit.
Ein weiterer Vorzug dieses Meters liegt darin, dass in ihm die Hemmung oder Belastung
gross ist; in Folge dessen bildet die Reibung, welche die einzige veränderliche
Grösse ist, selbst bei schwacher Arbeitsbelastung nur einen kleinen Theil der
gesammten verzögernden Wirkung.
Das Instrument macht die Angaben in Watt-Stunden mittels eines Zählwerks bekannter
Einrichtung, welches bei kleinen Instrumenten auf 5 Zifferblättern bis 10000000
Watt-Stunden oder annähernd 200000 Lampenstunden angibt und erst wieder auf 0
zurückkommt, wenn diese Zahl erreicht ist. Die grössten Instrumente zählen bis
360000000 Watt-Stunden.
Um zur Vermeidung der Reibung in den Rädern und dem einzigen unten liegenden Lager
die Umlaufszahlen klein zu halten und zugleich dasselbe Zählwerk bei allen Metern benutzen zu
können, sind bei den grösseren Apparaten die elektrischen Abmessungen so gewählt,
dass die Umdrehungszahl nur ½, ⅓, ⅙ u.s.w. der normalen beträgt und demnach bei
allen bei voller Belastung 60 in der Minute nicht übersteigt, wodurch die
Lebensdauer des Instruments wesentlich verlängert wird. Die Angaben desselben sind
dann mit einer, auf dem Zählwerk angegebenen Constanten (2, 3, 6 u.s.w.) zu
multipliciren.
Zur möglichsten Verminderung der Reibung im Spurlager der Ankerwelle ist diese selbst
am Ende gehärtet, hoch polirt und in einem Saphir gelagert; letzterer ruht auf einer
kleinen Spiralfeder, welche in die Spitze einer, durch die Grundplatte gehenden
Messingschraube eingesetzt ist. Der Stein kann auf diese Weise den Schwankungen der
Welle folgen, ohne harte Stösse von derselben aufzunehmen. Die Calibrirung jedes
Instrumentes geschieht durch radiale Verschiebung der Pole der permanenten Magnete
so lange, bis die Scheibe synchron mit dem Normalinstrumente umläuft.
Nach dem Vorhergehenden würde die Zahl der Windungen im Feld mit der Grösse des
Instrumentes abnehmen, und es würde ein solches von z.B. 100 Lampen Fassungsvermögen
nicht denselben Betrag vom ursprünglichen, dem durch Reihenspulen gehenden
Ankerstrome entspringenden Felde besitzen, wie ein Instrument von geringerer
Fassung. In derartigen Fällen wird aber das anfängliche Drehungsmoment durch die
Einfügung der sogen. Nebenschlussfeldspule gesichert, welche innerhalb der einen
oder auch beider Reihenspulen gewickelt ist. Da der Strom durch dieses
Nebenschlussfeld, worin er in gleichem Sinne und in derselben Richtung wie das
Reihenfeld wirkt, und dann auch durch den Anker geht, so beschafft er annähernd
dieselbe Zahl von anfänglichen Ankerfeldwindungen und das nämliche
Anfangsdrehungsmoment zur Ausgleichung der Reibung. Man kann daher zufolge dieser
feinen Anordnung mit demselben Instrumente, selbst bei solchen von 100 Ampère, noch
den Kraftverbrauch für nur eine Lampe ablesen.
2) J. H. Holmes und Co. in Newcastle bei Thames Ditton
(vgl. 1892 285 * 88) haben für die Aluminium-Company eine neue „Castle“-Dynamo
erbaut, die mit Holmes' verbessertem, mit Leiterstäben
bewickeltem Trommelanker versehen und für Erzeugung eines Stromes von 125 Volt und
1025 Ampère bei 350 Umdrehungen in der Minute bestimmt ist. Dieselbe ist mit einer
Willans-Dampfmaschine unmittelbar gekuppelt; das Ganze beansprucht eine Grundfläche
von 3,962 × 1,524 m.
Der Anker wiegt mehr als 2000 k, sein Kern besteht aus etwa 1700 Scheiben von
schwedischem Holzkohleneisenblech, die durch Pergamentpapier von ungewöhnlicher
Feinheit sorgfältig gegen einander isolirt sind. Dieselben sitzen unmittelbar auf
der stählernen Ankerwelle, werden durch eine, über die ganze Kernlänge sich
erstreckende Feder mitgenommen und sind in der Mitte so ausgestanzt, dass drei
Luftkanäle unmittelbar an der Welle gebildet werden. Die stabförmigen Leiter sind
aus Kupferstreifen zusammengesetzt, welche so aufgebracht sind, dass möglichst wenig
Wirbelströme gebildet werden; sie werden durch Mitnehmer vom Kern mitgenommen,
welche in Kanälen des Kernumfanges in bestimmten Abständen befestigt sind. Die End-
oder Querverbindungen bestehen gleichfalls aus Kupferstreifen von grossem
Querschnitt, ohne Verbindungsstellen, welche an jedem Ankerende ein dichtes
Gebilde darstellen, aber doch die oben erwähnten Luftkanäle frei lassen. Es ist
überhaupt für guten Luftwechsel gesorgt, damit sich die Maschine auch bei langem
ununterbrochenen Betriebe nicht erhitzt.
Die Feldmagnete sind aus bestem Schmiedeeisen hergestellt, sorgfältig ausgeglüht, von
allen Seiten bearbeitet, und ihr Gewicht beträgt mit ihren Kupferwindungen ungefähr
8130 k. Sie sind flach gewickelt und liegen im Nebenschluss; der Widerstand der
Spulen ist so gross, dass bei voller Belastung etwa 15 Ampère von dem Strome um die
Magnete gehen, d.h. gerade 1,5 Proc. des Stromes im äusseren Stromkreise. Die
Magnete ruhen auf einer Rothgussplatte, die unmittelbar auf einer Cementgründung
liegt; seitlich sind die Magnete durch nichtmagnetische Stützen gehalten, welche auf
der die Lager der Ankerwelle enthaltenden Grundplatte der Maschine ruhen.
Die Verbindungen zwischen Anker und Stromsammler sind so getroffen, dass die
Umwechselungslinie in der wagerechten Ebene liegt, damit die Bürsten und
Bürstenhalter leicht zugänglich sind. Die Maschine soll eine elektrische
Nutzleistung von 97 Proc. geben, so dass nach Abzug der Reibungs- und anderer
Verluste eine Nutzleistung von 94 Proc. verbleiben würde.
Bei einem mit der Dynamo angestellten 6stündigen Versuche betrug die mittlere
Umdrehungszahl 335,7 in der Minute, die Klemmspannung 128,3 Volt, der Strom im
äusseren Stromkreise 1006 Ampère, so dass (128,3 . 1006) : 746 = 173 elektrische
erzielt wurden. Die indicirte Leistung der Dampfmaschine betrug 201,07
, so dass sich eine Nutzleistung von 173 : 201,07 = 86,04 Proc. ergibt. In
22 Minuten 25 Secunden wurden 635 k verbraucht; dies gibt 1697 k in 1 Stunde oder
1697 : 173 = 9,81 k für 1 elektrische und Stunde. Die Ankertemperatur
betrug beim Beginn des Versuches 29,5° C, nach 6 Stunden Betrieb bei voller
Belastung 57° C., hatte also um 27,5° zugenommen. Der Raum, in welchem die Versuche
stattfanden, hatte 23,3° C. Anfangstemperatur und 26,0° C. Endtemperatur, so dass
man die wirkliche Zunahme der Ankertemperatur zu 27,5 – (26,0 – 23,3) = 24,8° C.
erhält. (Londoner Electrical Engineer, 1893 Bd. 11 * S.
536.)
Textabbildung Bd. 291, S. 109Joel's Wechselstromdynamo. 3) Joel's patentirter Wechselstrommotor (vgl.
1892 285 * 89) ist besonders für kleine Kraftleistungen
geeignet und zeichnet sich durch die einfache Herstellungsweise seiner Magnete und
Ankerkerne aus. – Beide bestehen aus dünnen Eisenblechscheiben (Nr. 28 oder 32 der
Lehre); erstere werden nach dem Londoner Electrical
Engineer, 1893 Bd. 11 * S. 561, in der Form Fig. 2 in einem Stück
gestanzt, während aus dem herausfallenden Mittelstücke die Scheiben des Ankerkernes
gestanzt werden, wodurch möglichste Materialersparniss erzielt wird. Diese Scheiben
werden durch Bolzen mit einander verbunden (Fig. 3), und die Anzahl
der so vereinigten Scheiben ist verschieden je nach der Stärke oder Leistung der
Motoren, so dass sich deren Kerne daher innerhalb gewisser Grenzen nur durch ihre
Länge unterscheiden.
Während die Form Fig.
2 für zweipolige Motoren dient, zeigt Fig. 4 die Magnetkern
Scheiben für vierpolige Motoren. Eine andere Form dieser letzteren Art wird dadurch
gewonnen, dass man die Scheiben nach den punktirten Linien der Fig. 2 ausstanzt und zwei
getrennte Feldmagnete benutzt.
Textabbildung Bd. 291, S. 110Fig. 5.Joel's Dynamo. Nach einer neueren Erfindung Joel's werden
die Kerne sowohl der Feldmagnete, als auch der Anker aus dünnem, weichem Eisendrahte
bester Gattung hergestellt. Der Rahmen und die Feldmagnetkerne mit Polen und
Polstücken werden aus weichem, feinem Eisendraht hergestellt, der entweder in
geeigneter Menge und Weise auf eine passende Form von der gewünschten Gestalt, oder
als flacher Ring, oder als Spule von geeigneter Form gewickelt wird; im letzteren
Falle wird dann durch Pressung die endgültige Gestalt des Kernes hervorgebracht. So
z.B. wird, um einen geschlossenen Rahmen von der Form in Fig. 2 herzustellen, erst
ein flacher cylindrischer Ring aus Eisendraht gewickelt und dann die Rolle über eine
Form gepresst, oder zwischen Formen. ⋃-formige
Magnetkerne werden erzeugt, indem man eine Ringspule auf sich selbst verdoppelt und
dann formt. Diese Herstellungsweise bietet den Vortheil, dass weitere Bearbeitung
nicht nothwendig ist.
Textabbildung Bd. 291, S. 110Fig. 6.Joel's Dynamo. Die Anker, auch die in Form des gezahnten Pacinotti-Ringes, werden in
gleicher Weise hergestellt; der ringförmig aufgewickelte Eisendraht erhält durch
Bearbeiten zwischen gezahnten Rollen die nöthigen Hervorragungen, welche alle aus
einem zusammenhängenden verzahnten Rade aus Eisendraht bestehen, das bereit ist, die
den Strom leitende Wickelung aufzunehmen. Die Anwendung sowohl der dünnen
Blechscheiben, als auch des schwachen Drahtes bezweckt die möglichst grösste
elektromagnetische Wirkung bei möglichst geringer magnetischer Trägheit.
Diese Motoren werden von Henry F. Joel und Co. in
verschiedenen Formen und für die verschiedensten Zwecke ausgeführt. Fig. 5 zeigt einen solchen mit Magnetkernen von der
Form Fig. 2, die auf der
Grundplatte befestigt sind. Der ebenfalls aus gestanzten Blechscheiben bestehende
Ankerkern hat Pacinotti's zahnförmige Hervorragungen in
ungleichen Abständen auf dem Umfange vertheilt, damit alle todten Punkte vermieden
und die Umdrehungsrichtung bestimmt wird. Die Ankerwelle läuft in zwei konischen
Lagern, deren Ständer Oelbehälter bilden. Der Anker hat zusammenhängende Wickelung;
die Feldmagnete haben getrennte Spulen. Die Bürsten bestehen aus Kohle.
Ein derartiger Motor von etwa 39 k Gewicht macht bei Belastung 1000 Umdrehungen in
der Minute und leistet etwa ½ ; seine Leistung und Geschwindigkeit sind
durch einen veränderlichen Widerstand zu regeln.
Textabbildung Bd. 291, S. 110Fig. 7.Joel's Dynamo.Fig. 6 zeigt einen vierpoligen Motor, dessen
Magnetkerne nach den punktirten Linien der Fig. 2 hergestellt sind,
zum Betriebe eines kleinen Aufzuges, z.B. als Speisenaufzug, Actenaufzug u. dgl.
Beträchtliches Drehungsmoment war nöthig und für einen kleinen Motor ist seine Kraft
gross. Derselbe kann über 50 k heben, die Ankerwelle macht 800 Umdrehungen in der
Minute; die nöthige Uebersetzung ist mittels Schnecke und Schneckenrad hergestellt.
Der Motor kann rechts oder links umlaufen. Damit der Motor bei verschiedenen
Belastungen laufen kann, ist ein Stromsammlerumschalter angebracht, dessen
elektrische Verbindung und Bestimmung aus dem Schema Fig.
7 zu ersehen ist. Diese sowohl für Wechsel- als auch Gleichstrommotoren
angewendete Verbindung ist folgende: Der Umschalter hat zwei Reihen von Contacten in
einem inneren und einem äusseren Ringe. Ersterer besteht aus zwei Hälften, von denen
eine durch die Feldmagnetspulen mit der Batterie (oder Dynamo) B verbunden ist. Der äussere Ring besteht aus mehreren
Abschnitten, die paarweise mit einer Widerstandsspule verbunden sind. Das eine Ende
dieser unter sich verbundenen Spulen ist am Umschalter mit dem Anker des Motors M verbunden, der mit seinem anderen Ende mit der Mitte
des Umschalterhebels in Verbindung steht. Dieser Hebel trägt zwei gegen einander
isolirte Reibungscontacte; der an dem einen Ende vermittelt die Verbindung zwischen
dem inneren Ringe
und einem der Contacte des äusseren Ringes, der an dem anderen Ende verbindet
einfach nur das eine Ende des Ankers, oder die eine Bürste mit einer der Hälften des
inneren Ringes, je nachdem der Umschalterhebel gestellt wird. In der in Fig. 7 gezeichneten Stellung verbindet der
Umschalterhebel die Batterie B mit einer der Bürsten
des Ankers und das eine Ende der Feldmagnetspulen (deren anderes Ende mit dem
zweiten Pole der Batterie verbunden ist) durch alle Widerstände mit der anderen
Bürste des Motors M. In dieser Stellung geht der Motor
langsam in der einen Richtung (rückwärts); soll er schneller laufen, so wird der
Schalthebel so gedreht, dass er die Widerstandsspulen nach Bedarf ausschaltet. Soll
der Motor vorwärts laufen, so muss der Schalthebel zurück auf Langsam, dann auf Halt
und zuletzt auf die andere Seite der Contacte gedreht werden, wodurch die
Ankerverbindungen umgekehrt und die Batteriepole an den Bürsten gewechselt werden,
und zwar ohne den durch die Feldspulen gehenden Strom umzukehren.
Bei Anwendung dieses Motors zum Aufzugbetriebe ist noch eine Einrichtung zur Bewegung
des Umschalterhebels getroffen; eine Kette bewegt da nämlich den Umschalterhebel mit
Hilfe eines Räderpaares, so dass ein Weg von 610 mm der Kette die gewünschte Drehung
des Schalthebels hervorbringt.
Textabbildung Bd. 291, S. 111Fig. 8.Joel's Dynamo. Der in Fig. 8 abgebildete kleine Motor von
etwa 1,86 k Gewicht ist mit einem aus Draht hergestellten, einem Pacinotti-Ring
ähnlichen Anker mit Trommelwickelung und ebenfalls aus Draht hergestelltem Magnete
versehen; er eignet sich besonders für kleinen Kraftbedarf, wie z.B. zum Betrieb von
Nähmaschinen, Bohrmaschinen für Zahnärzte, kleine Ventilatoren u.s.w.
4) Meston's Wechselstrommotor (vgl. 1891 279 * 104) ist ebenfalls für kleinen Kraftbetrieb bei
langsamem Laufe bestimmt; er ist selbstangehend und selbstregulirend und kann je
nach Bedarf mit verschiedenen Geschwindigkeiten arbeiten. Derselbe wird nach zwei
verschiedenen Modellen angefertigt, in dem einen ist die Wickelung für Stromkreise
mit 50 bis 52, im anderen für 100 bis 104 Volt eingerichtet. Die Uebersetzung von
der Motorwelle, welche 2000 bis 2500 Umdrehungen in der Minute macht, ist so
gewählt, dass die Betriebswelle 200 bis 280 Umdrehungen in der Minute erhält. Bei
grösserem Kraftbedarf werden zwei auf derselben Grundplatte angeordnete Motoren
durch die Vorgelegetriebe mit der gemeinschaftlichen Betriebswelle gekuppelt. Damit
aus den mit Selbstölung versehenen Lagern der Ankerwelle kein Gel verspritzt wird,
befindet sich in jedem Lager ein kleiner Oelbehälter, welcher mit Baumwolle
oder Filz gefüllt ist, vollständig mit Gel gesättigt wird und einen sanften Druck
gegen die untere Seite der Welle ausübt, welche auf
diese Weise genügend geschmiert wird. Die arbeitenden Theile des Motors sind in ein
polirtes, schwarz angelassenes Bronzegehäuse eingeschlossen, welches gleichzeitig
die Lager der Anker welle bildet. Die beiden Stirndeckel desselben sind leicht
abzunehmen, so dass die inneren Theile leicht zugänglich und der Anker leicht
herauszunehmen ist, ohne dass die Drahtverbindungen
gelöst werden müssten. – Durch Verschiebung des in Fig.
9 und 10 sichtbaren Knopfes kann die
Geschwindigkeit des Motors geändert oder die Umdrehungsrichtung umgekehrt werden.
Fig. 9 zeigt nach dem Londoner Electrical Engineer, 1893 Bd. 11 * S. 564, einen
einfachen, Fig. 10 zwei gekuppelte Motoren.
Textabbildung Bd. 291, S. 111Fig. 9.Meston's Dynamo.Textabbildung Bd. 291, S. 111Fig. 10.Meston's Dynamo. 5) Die Westinghouse Electric Co. in Pittsburg
(vgl. 1891 279 * 105; 1892 285
* 101) nimmt in den Vereinigten Staaten von Nordamerika eine hervorragende Stelle
auf dem gesammten Gebiete der Elektrotechnik ein und hatte sich dementsprechend an
der Weltausstellung in Chicago betheiligt. – Nach dem Londoner Electrical Engineer, 1893 Bd. 12 * S. 150, hatte die
Gesellschaft einen grossen Theil der elektrischen Beleuchtung übernommen und zu
diesem Zweck zwölf Dynamo von je 1000 in Betrieb, ausserdem an Erregern und
anderen Maschinen noch etwa 1000 . – Von obigen zwölf Maschinen waren sechs
mit Westinghouse's schnellgehenden Dampfmaschinen
unmittelbar gekuppelt, während die übrigen sechs durch Dampfmaschinen anderer
Fabriken mittels Riemen angetrieben wurden. Eine ungeheure Corliss-Maschine betrieb
zwei dieser letzteren Dynamo, die beiden Betriebsriemen liefen auf derselben
Riemenscheibe, einer auf dem anderen: die grösste derartige Uebertragung, jede
derselben kann 15000 Lampen von je 16 Kerzen speisen. Der Anker besteht aus zwei
neben einander befestigten Ankern, er ist 2,44 m hoch; bei 200 Umdrehungen in der
Minute wird ein Strom von 2000 Volt erzeugt. Diese Dynamo sind selbstregulirend mit
Hilfe von Spulen, deren besondere Aufgabe darin besteht, die Spannung zu erhöhen
oder zu vermindern, je nachdem die Belastung steigt oder fällt, so dass das
Potential jederzeit constant bleibt. Jetzt baut man diese Dynamo mit
Geschwindigkeiten bis zu 90 Umdrehungen herab für 2000 Volt. In Chicago wurden diese
Maschinen mit Zweiphasenströmen, deren Phasen um ¼ verschieden sind, zum Betriebe
von Motoren und zur Kraftübertragung benutzt. – Durch eine kleine Veränderung des
Ankers auf der Welle arbeitet die Maschine mit gewöhnlichem Wechselstrom.
Die in Chicago für diese Dynamo benutzten Schaltbretter bestehen aus weissem Marmor;
alle Verbindungen liegen auf der Rückseite, so dass die Hand keinen Contact machen
und keinen Schlag erhalten kann. Die Verbindungen werden durch Doppelstöpsel
hergestellt, welche in Löcher passen und hinter der Marmorplatte den Contact
schliessen. Bei den Schaltungen werden alle Verbindungen hergestellt, bevor der
Strom durch Drehung des Umschalterhebels umgeschaltet wird. Auf dem grossen
Schaltbrette in Chicago waren über 1000 Instrumente angebracht.
Während für Beleuchtungszwecke zumeist der Wechselstrom benutzt wird, bedient man
sich beim elektrischen Eisenbahnbetrieb des Gleichstromes. Westinghouse-Gleichstromdynamo für diesen Zweck werden bis 250
vierpolig und bis 500 sechspolig gebaut. Dieselben haben gemischte
Wickelung, und zwar sind für gewöhnlich die Nebenschlussspulen in Reihen, die vier
Reihenspulen einander parallel geschaltet. Die vierpoligen Maschinen haben vier
Kohlenbürsten, von denen die gegenüber stehenden querüber verbunden sind; die
sechspoligen Maschinen haben sechs Bürsten. Es ist bemerkenswerth, dass an Stelle
der schmelzbaren Sicherheitsausschalter magnetische Contactbrecher allgemein
angewendet werden. Dieselben bestehen in der Hauptsache aus einem, durch eine starke
Spiralfeder von ein oder zwei Windungen gehaltenen Doppelmessercontacte, der an
beiden Seiten mit starken Kohlenstiften versehen ist, die an Kohlenplatten Contact
machen. Sobald ein ungewöhnlich starker Strom auftritt, wird der Anker angezogen, so
dass er den Umschalter zum Fallen bringt, doch wird der Strom erst dann vollständig
unterbrochen, wenn die beiden Kohlenstifte die Kohlenplatten verlassen.
Textabbildung Bd. 291, S. 112Patin's Dynamo. Die Westinghouse-Gesellschaft baut auch den
Tesla-Wechselstrommotor, und zwar bis zu 10 nach der einfachen
Zweiphasenanordnung, grössere, bis zu 500 , mit zusammengesetztem
Wechselstrom; letztere sind zum ersten Mal in Chicago ausgestellt worden. Dieser
Motor geht mit sehr starkem Drehungsmoment an und gewöhnlich geht er bei voller
Belastung leicht an.
6) Ueber die bereits in D. p. J. 1893 290 53 erwähnte Dampf- und Wechselstromdynamo von
O. Patin, auch Schwungradwechselstrommaschine
genannt, bringt der Londoner Electrical Engineer, 1893
Bd. 12 * S. 208, weitere ausführliche Mittheilungen. Bekanntlich benutzt Patin das Schwungrad der liegend angeordneten
Betriebsmaschine als Träger der Feldmagnete und stellt neben dasselbe den ebenfalls
radförmigen, nur in der Richtung der Schwungradwelle verschiebbaren Anker. Die
Anordnung gewährt vor allem den Vortheil, dass bei verhältnissmässig geringer
Umdrehungszahl der Dampfmaschine eine hohe Umfangsgeschwindigkeit der Magnete
erzielt wird. Patin gibt daher auch nur 60 bis 100
Umdrehungen in der Minute.
Textabbildung Bd. 291, S. 112Patin's Dynamo. Die Feldmagnete dieser „Schwungraddynamo“ bestehen aus zwei
Haupttheilen: Nämlich aus einem, aus dem Ganzen oder aus zwei Theilen gegossenen
inneren Ringe A (Fig. 11), der durch Arme
B mit der Nabe verbunden ist und an seinem Umfange
Pole P (Fig. 12) von weichem
Eisen trägt, welche den inneren Theil des magnetischen Feldes bilden. Auf das
äussere Ende jedes Poles P ist eine Platte E aufgeschraubt, welche die Spule y festhält und, da sie leicht abnehmbar ist, ein
Auswechseln der Spulen ermöglicht. Die Zahl dieser Pole ändert sich mit der Grösse
der Dynamo und nach der Umdrehungszahl, wird aber so gewählt, dass für alle
Maschinen eine gleiche Periodicität erhalten wird. Der zweite Theil des Feldes wird
durch einen äusseren gusseisernen Ring A1 gebildet, der an seinem inneren Umfange mit ebenso
viel zahnförmigen Hervorragungen P1 versehen ist, als Pole P vorhanden sind; er ist mit einem Ringe C in
einem Stück gegossen, der einerseits gegen den Ring A
verschraubt, andererseits durch Arme B1 ebenfalls mit einer Nabe verbunden ist, die gegen
die Nabe von A geschraubt ist. Zwischen den Polen P bezieh. den Platten E
und den Polen P1 ist
nun ein überall gleich grosser ringförmiger Raum gelassen, in welchen der Anker
eintritt.
Textabbildung Bd. 291, S. 112Patin's Dynamo. Der Anker besteht wieder aus einem gusseisernen Ringe J (Fig. 11 bis 16), der mit gleich weit
entfernten viereckigen Aussparungen versehen und durch Arme mit einer ausgebohrten
Nabe M verbunden ist, welche mit leichter Reibung auf
dem sorgfältig abgedrehten rohrförmigen gusseisernen Träger D ruht, durch dessen inneren Theil die Kurbelwelle concentrisch frei
hindurchgeführt ist. In jeder der erwähnten Aussparungen des Ringes J ist das eine Ende einer Bronzeplatte T eingekittet, welche als Kern einer Spule dient und
durch den Kitt vollständig gegen Ring J isolirt ist.
Jede Ankerspule b (Fig. 13) ist unabhängig
von den benachbarten und leicht auszuwechseln; sie besteht aus dem aus einzelnen
Platten hergestellten Kerne N (Fig. 14 und 15) von Bronze und der
aus Kupferstreifen, die durch Fiber gegen einander isolirt sind, hergestellten
Wickelung. Durch diese Bauart des Kernes soll die Erzeugung von Strömen in ihm
vermieden werden. Jede Spule ist mit Gummilack gefirnisst, so dass ihre inneren und äusseren
Flächen in Cylindermantelflächen concentrisch zur Bohrung der Nabe M liegen. Auf jedem der in den Ring eingekitteten
Bronzeträger T sind zwei Spulen mittels Schrauben
befestigt (Fig. 14).
Die in den Ring J eingekitteten Träger T werden dann
zunächst auf der Drehbank abgedreht und dann werden die Spulenkerne genau nach Maass
aufgesetzt und centrirt, so dass das Ganze einen zur Nabe M centrirten Cylinder darstellt, welcher mit wenigen Millimetern Spielraum
zwischen den Magnetpolen sich drehen kann. Am oberen Theil des Ankers sind zwei
Polklemmen angebracht, von denen aus der Strom abgenommen wird.
Um die Ankerspulen zu untersuchen bezieh. auszuwechseln, zieht man den ganzen Anker
mit Hilfe einer Schraubenspindel Z auf seinem Träger
von den Feldmagneten hinweg. Die Schraubenspindel Z ist
in einem Ringe gelagert, welcher auf dem Träger des Ankers frei drehbar, aber nicht
verschiebbar ist, so dass man auch die unteren Spulen durch Drehen des Ankers in
bequeme Höhenlage bringen kann. Die Spindel Z wird
mittels Ratschhebels bewegt.
Textabbildung Bd. 291, S. 113Fig. 18.Patin's Dynamo. Der von einem besonderen Erreger entnommene erregende Strom wird mit Hilfe
zweier Bronzeringe in die Feldmagnete geleitet, die auf der Schwungradnabe befestigt
und gegen dieselbe durch Fiberscheiben (Fig. 17) isolirt
sind.
Die vorbeschriebene Bauart wird für Wechselstrommaschinen von 50 bis 300
angewendet; bei grösseren Leistungen wird ein doppeltes magnetisches Feld, wie Fig. 18 zeigt, mit zwei Ankern benutzt.
Für Leistungen unter 50 erfordern die Wechselstrommaschinen nur eine solche
Geschwindigkeit, dass sie unmittelbar mit Turbinen oder schnellgehenden
Dampfmaschinen gekuppelt werden können.
(Schluss folgt.)