Titel: | Neuere Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 170 |
Download: | XML |
Neuere Dampfkessel.
(Fortsetzung des Berichtes S. 148 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Dampfkessel.
Im Nachstehenden lassen wir einige der neueren Ausführungen folgen. Die Aenderungen
und Neuerungen an Grosswasserraumkesseln sind nicht von Belang. Die grösste
Aufmerksamkeit wird zur Zeit den sogen. combinirten Kesseln zugewendet, d.h.
solchen, die neben dem vorwiegend als
Dampfentwickler benutzten Rohrsystem einen grösseren Raum für Wasser und Dampf
zeigen. Das Bestreben ist dabei insbesondere darauf gerichtet, die letzteren Räume
nicht direct von den Feuerungsgasen bestreichen zu lassen, oder aber erst dann, wenn
die Gase sich durch Abgabe der Wärme an die engen Röhren schon abgekühlt haben. Sehr
in Aufnahme sind in der letzteren Zeit die Röhren vor wärmer gekommen, denen man
gern ihren Platz in der Nähe des Dampfsammelraumes anweist. Dem Umstände, dass zur
Haltbarkeit einer Kesselanlage wesentlich die freie Beweglichkeit der einzelnen
Constructionstheile beiträgt, lässt man immer mehr die gebührende Rücksicht zu Theil
werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 169Batterieheizröhrenkessel von Främbs und Freudenberg. Die ungemein zahlreichen Vorschläge zu Verbesserungen an den combinirten
Kesseln zeigen übrigens handgreiflich, dass wir von einer festen Gestaltung eines
oder mehrerer bestimmter Systeme und der allgemeinen Anerkennung einer bestimmten
Bauart noch sehr weit entfernt sind. Aus dem Grunde ist auch die der nachfolgenden
Uebersicht zu Grunde liegende Eintheilung in Grosswasserraum-, combinirte und
Engröhrenkessel nicht so scharf durchzuführen gewesen.
I. Grosswasserraumkessel.
Der Batterieheizröhrenkessel von Främbs und Freudenberg
in Schweidnitz verdankt seine Entstehung dem Bestreben, einen Dampferzeuger zu
construiren, der bei geringem Raumbedarf und geringem Durchmesser in den einzelnen
Theilen einen verhältnissmässig grossen Wasserraum und eine grosse Heizfläche
besitzt; in seinen einzelnen Theilen leicht zugänglich ist und sich namentlich
für hochgespannte Dämpfe eignen sollte.
Textabbildung Bd. 291, S. 169Wild's Kessel. Der als Batterieröhrenkessel bezeichnete Dampferzeuger (D. R. P. Nr. 67722
vom 18. Juni 1892; vgl. auch Zeitschrift des internationalen
Kesselüberwachungsvereins vom 1. August 1893) besteht aus einem
querliegenden Unterkessel (Fig. 1 und 2), in welchen rechtwinkelig zur Achse zwei oder mehrere Flammrohre und zwar
Wellrohre eingebaut sind. An den Stellen, wo diese Flammrohre den Mantel des
Querkessels nach vorn durchdringen, läuft derselbe zur Erzielung einer möglichst
grossen Rostfläche mit den Flammrohren jedesmal in rohrförmige Stutzen aus.
Unmittelbar über diesen Querkesseln sind zwei oder mehrere Röhrenkessel von
verhältnissmässig geringem Durchmesser gelagert und mit ersteren fest vernietet.
Unterhalb der Röhrenkessel befindet sich am hinteren Ende ein Schlammsammler,
welcher durch Kupferrohre mit den Oberkesseln und dem Querkessel in Verbindung
steht. Die Feuerung befindet sich in den Flammrohren des Querkessels, von hier
bestreichen die Heizgase zunächst die innere Mantelhälfte der Röhrenkessel, gehen
durch die Röhren nach vorn und von hier über den Dampfraum des Kessels hinweg in den
Kamin. Der Schlammsammler wird von den Heizgasen nicht berührt.
Die einzelnen Kesseltheile sind so bemessen, dass sie bequem befahren und gereinigt
werden können. Insbesondere wird hervorgehoben, dass die Flammrohre oder
Feuerbüchsen von allen Seiten zugänglich sind, sowie die Heizröhren in den
Oberkesseln in zwei Bündeln mit so viel Spielraum unter einander vertheilt sind,
dass die Reinigung nicht mit allzugrossen Schwierigkeiten verknüpft ist.
Die Speisung erfolgt in die Oberkessel, von hier gelangt das Wasser in den
Schlammsammler, von wo es durch ein kupfernes Verbindungsrohr dem Querkessel
zugeführt wird. Auf diese Weise ist ein gesunder Wasserumlauf in dem ganzen
Kesselsystem erreicht.
Zur Entfernung des Schlammes ist der Schlammsammler mit einer Abblasevorrichtung
versehen. Der Behauptung, dass selbst bei schlechtem Speisewasser durch Anwendung
des Schlammsammlers jede Anwendung eines Apparates für Wasserreinigung überflüssig
gemacht ist, vermögen wir indessen nicht ohne weiteres zuzustimmen, denn je nach der Art der im
Speisewasser enthaltenen Bestandtheile kann sich der Kesselstein trotz
Schlammsammlers und Abblasevorrichtung ansetzen und Unbequemlichkeiten im Betriebe
veranlassen.
Textabbildung Bd. 291, S. 170Kessel von Paschke und Kästner. Was die constructive Durchführung des Kesselsystems anbelangt, so muss
anerkannt werden, dass derselbe bei genügendem Wasserinhalte einen verhältnissmässig
grossen verdampfenden Wasserspiegel besitzt, ohne dass die einzelnen Theile des
Kessels erheblichen Durchmesser besitzen. Letzterer Umstand bewirkt, dass die
einzelnen Kesseltheile bei hohem Dampfdruck verhältnissmässig nur schwache
Wandstärken zu erhalten brauchen.
Der Kessel, welcher auf der vorjährigen Schweidnitzer Gewerbeausstellung zum ersten
Male vorgeführt wurde, ist vorläufig nur in wenigen Exemplaren zur Ausführung
gelangt. –
Die Kugelform scheint trotz ihrer schwierigen Herstellung immer noch bei den
Kesselschmieden in Gunst zu stehen, wie die in Fig. 3 und 4 abgebildete Form
(Englisches Patent Nr. 12659 vom 9. Juli 1892 von J.
Wild in Royton) zeigt. Wir begnügen uns mit der Wiedergabe der Figuren, da
diese der Erklärung weiter nicht bedürfen.
Der Dampfkessel von Paschke und Kästner in Freiberg i.
S. (Fig. 5 und 6) ist auf
verhältnissmässig kleinem Raume als Grosswasserraumkessel mit grosser Heizfläche
gebaut, und hat 260 qm Heizfläche. Er besteht aus vier neben einander liegenden,
getrennten selbständigen Kesselgruppen, deren jede durch fünf einzelne Kessel von
700 mm Durchmesser und je 6,5 m Länge gebildet wird, von denen die vier unteren um
100 mm geneigt sind. Der obere Kessel dient als Dampfbehälter und ist zur Hälfte mit
Wasser gefüllt. Die einzelnen Kessel werden an ihren Enden durch Stutzen verbunden,
die einen leichten Wasserumlauf gestatten. Die Speisung wird in den nächst oberen
Kessel A bewirkt, was den Vortheil hat, dass sich der
Schlamm in demselben absetzen kann, ohne dass ein Durchbrennen zu befürchten
wäre, da dieser Kessel schon von ziemlich abgekühlten Heizgasen bespült wird.
Die Kesselgruppen geben ihren Dampf in einen quergelegten Hauptsammler B ab, welcher mit den Gruppen durch je ein absperrbares
Dampfrohr in Verbindung steht. Sicherheitsventile, Armatur u. dgl. sind auf den
Oberkesseln angeordnet. Zum Entleeren sind an den Unterkesseln Stutzen angeordnet,
die mit einem Hauptableitungsrohre verbunden werden. Als Rauchschieber dienen
Chamotte- oder Gussplatten.
Ein derartiger Kessel mit 174 qm Heizfläche bei 10 at Betriebsspannung, aus 20 (8 mm
starken) Röhren von je 6,25 m Länge und 0,65 m Durchmesser bestehend, soll die neben
ihm liegenden Wasserrohr- und Röhrenkessel von grösserer Heizfläche in Bezug auf
Dampferzeugung übertreffen und vollständig trockenen Dampf liefern. Zum Speisen
steht nur Grubenwasser mit viel Schlamm zur Verfügung, der sich im Speiserohre
zumeist absetzte; ein Durchbrennen desselben ist bisher nicht eingetreten, da die
Hitze der Feuergase hier schon sehr gering ist. Die Ueberdachung soll bei solchen
Kesseln Anwendung finden, die auf Kohlengruben im Freien aufgestellt werden.
II. Combinirte Dampfkessel.
In Le Génie civil, Bd. 22 Nr. 25 S. 395, befindet sich
Zeichnung und Beschreibung eines Röhrenkessels, der bemerkenswerthe Einzelheiten
zeigt. Der Constructeur desselben, A. Coiquet, hat
möglichste Explosionssicherheit mit möglichst grossem Wasserraum dadurch zu
vereinigen gesucht, dass er grössere Kesseltheile der Einwirkung der Flamme entzieht
und die Röhren in mehrere von einander unabhängige Bündel theilt, die durch
selbsthätige Absperrvorrichtungen von einander getrennt sind.
Textabbildung Bd. 291, S. 170Röhrenkessel von Coiquet.Fig. 7 bis 11 zeigen einen
Landkessel von 250 qm Heizfläche.
Der Kessel besteht aus zwei über einander liegenden Cylindern A und B, deren letzterer als Dampfsammler
dient; sie sind durch die Röhren D und D1 mit einander
verbunden. Rechtwinkelig zu B und A sind Röhren C und C1 angebracht, an
welche die Röhrenbündel D und D1anschliessen, die von dem Mauerwerk E E abgeschlossen sind. Dies Mauerwerk theilt die ganze
Kesselanlage in drei Theile, deren beide äusseren einander gleich sind und als
Heizräume dienen, während der mittlere nicht geheizt ist und nur von den bereits
abgekühlten Heizgasen durchstrichen wird. Fig. 7 ist ein
Längsschnitt durch den Heizraum und zeigt den Rost G,
die im Zickzack liegenden Heizrohren und gibt durch Pfeile an, wie die Heizgase
geführt sind.
Textabbildung Bd. 291, S. 171Röhrenkessel von Coiquet. Als Röhren werden am besten gezogene Stahlröhren gewählt. Die
Verbindungsweise der Röhren wird durch Fig. 9 und 10 erläutert. In der
Mitte sind die Röhren mittels besonderer Formziegel, die zugleich eine Leitung für
die Feuergase bilden, gegen Durchbiegen gestützt. Den Abschluss der Heizgase bilden
die Wände E E1. Es ist
ersichtlich, dass die Heizröhren an der Ausdehnung durch Wärme nicht gehindert sind.
Der Abschluss der einzelnen Rohrsysteme wird, wie Fig. 11 erläutert, durch
zwei mit den Röhren C C C1
C1 in Verbindung
gebrachte Ventile bewirkt, deren unteres das Kesselwasser abschliesst, während das
obere das Entweichen des Dampfes verhindert. Der Erfinder hat auch die Anlage eines
Ueberhitzers vorgesehen. Er benutzt dazu den mittleren Raum, in den er ein
Röhrensystem, ähnlich dem beschriebenen, anbringt, durch welches der Dampf vom Dom
aus hindurch geleitet wird und demnächst zur Verwendung kommt. Das System empfiehlt
sich auch durch seine leichte und sichere Aufstellbarkeit und durch leichte
Zugänglichkeit zum Zweck der Reinigung. Aus der Anordnung ergibt sich, dass das
System sehr wohl auch für Schiffskessel eingerichtet werden kann.
Die Neuerungen an Röhrenkesseln (Oesterreichisch-Ungarisches Privilegium vom 10. Mai
1892) von Ernest Petersen in Kertch, Krim (Russland),
beziehen sich auf Röhrenkessel, bei welchen wagerecht oder geneigt liegende
Rauchrohre in den Rohrwänden befestigt sind (Fig. 12 bis 16). Der Zweck dieser
Erfindung besteht darin, die von den Rauchrohren dargebotene Heizfläche zu
vergrössern.
Bei den bisher construirten Röhrenkesseln war ein verhältnissmässig grosser
Durchmesser (ungefähr 80 mm) der Röhren erforderlich, um dieselben durch Einwalzen
leicht in den Rohrwänden befestigen zu können. Rauchrohre von so grossem Querschnitt
besitzen indessen eine im Verhältniss zu dem Volumen des durchströmenden Heizgases
geringe Heizfläche und die Heizgase durchstreichen in Folge dessen die Rohre, ohne
ihre Hitze vollkommen abzugeben. Ferner ist es, um eine hinreichend grosse
Heizfläche zu erzielen, nothwendig, die Rohre in solcher Anzahl zu verwenden,
dass der Gesammtquerschnitt für den Durchgang der Heizgase die für den Durchtritt
der Verbrennungsluft bestimmte freie Rostfläche bedeutend übertrifft. Die Folge
hiervon ist, dass die Verbrennungsgase vorwiegend durch die oberen Röhrenreihen
hindurchstreichen, so dass die unteren theilweise ausser Thätigkeit gesetzt werden.
Diese Uebelstände sollen dadurch beseitigt werden, dass Rauchrohre von kleinem
Durchmesser derart angeordnet werden, dass die Befestigung in der Rohrwand durch
Einwalzen geschehen und dennoch sowohl die Heizfläche beträchtlich erhöht, als auch
die Durchlassöffnung für die Verbrennungsgase beträchtlich herabgemindert werden
kann. Zu diesem Zwecke werden die Rauchrohren von geringem Durchmesser nicht
unmittelbar in den Rohrwänden befestigt, sondern mit ihren Enden in entsprechend
angebrachte Oeffnungen der geschlossenen inneren Seiten von cylindrischen
Befestigungsstutzen mit grossem Durchmesser eingefügt, deren äussere Enden durch
Einwalzen in gewöhnlicher Weise in die entsprechend weiten Oeffnungen der Rohr wände
eingesetzt werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 171Röhrenkessel von Petersen. In dieser Weise können beispielsweise Gruppen von etwa 7 Röhren von 30 mm
Durchmesser in die inneren geschlossenen Enden der Befestigungsstutzen von 130 mm
Durchmesser so eingefügt werden, dass sechs derselben in gleichen Abständen von
einander auf einem nahendem Umfange gelegenen Kreise zu liegen kommen, während das
7. Rohr in der Mitte befestigt wird. Da Röhren von solch kleinem Durchmesser nur
schwer durch Einwalzen mittels einer Dichtvorrichtung in die Oeffnungen der
Befestigungsstutzen eingesetzt werden können, so können dieselben in ihrer Weite so
bemessen werden, dass beim Erhitzen und der dadurch bedingten Ausdehnung ein
Einfügen der Rauchrohre in die Oeffnungen der Befestigungsstutzen möglich ist. Beim
Wiedererkalten zieht sich dann der Befestigungsstutzen zusammen, presst die Enden
der Rauchrohre fest und erzeugt auf diese Weise eine starre Verbindung des Systems
von Rauchrohren mit den beiden Befestigungsstutzen. Um ein leichtes Entfernen eines
derartigen Rohrsystems zu ermöglichen, werden die Oeffnungen am Umfange des
Befestigungsstutzens so angeordnet, dass die hervorstehenden Enden der Rauchrohre
sich auf eine tiefer liegende Auflagefläche an den Seiten des Stutzens auflegen,
derart, dass behufs Entfernung der Rauchrohre beim Hineintreiben des Stutzens an dem einen Ende die
Rauchrohre nebst dem anderen Stutzen zurückgedrängt werden, gleichsam, als ob
dieselben sämmtlich aus einem einzigen Stück hergestellt wären.
Die Construction weist ferner vor den bisher in Gebrauch gekommenen Rauchrohren den
Vortheil auf, dass bei derselben die Rauchrohre selbst einer Beschädigung überhaupt
nicht ausgesetzt sind, also nur die Befestigungsstutzen der Auswechselung oder
Erneuerung bedürfen, während bei anderen Constructionen die Rauchrohre bei ihrer
Entfernung unbrauchbar werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 172Dampfkessel von Prégardien. In Fig. 12
und 13 ist die
vorliegende Erfindung in Anwendung auf einen Schiffskessel dargestellt.
Mit A A A sind gewöhnliche Rauchrohre von kleinem
Durchmesser (etwa 18 bis 40 mm Durchmesser) bezeichnet. Die Enden dieser Rohre sind
in den Stahlstutzen B von 140 bis 180 mm Durchmesser
derart eingefügt, dass Gruppen von je sieben Rohren A
durch je zwei dieser Befestigungsstutzen zusammengehalten werden. Die Stutzen B sind auf ihrer Aussenfläche abgedreht und passen in
die ausgebohrten Oeffnungen der Rohrwände C; die
Verbindung der letzteren mit den Befestigungsstutzen geschieht durch Einwalzen.
Wenn die Rauchrohre A einen kleinen Durchmesser
besitzen, so können sie mit denselben durch warmes Aufziehen verbunden werden;
sind die Rohre hingegen hinreichend weit, um ein Einwalzen zu ermöglichen, so werden
die Oeffnungen in den Befestigungsstutzen mit flachen Riefen eingewalzt. Beide
Theile werden demnach fest mit einander vereinigt, so dass, wenn man eines der
Rauchrohre entfernen will, dieses dadurch geschehen kann, dass man an der einen
Seite den äusseren umgelegten Rand des Stutzens B
entfernt und alsdann das ganze Rohrsystem durch die Oeffnungen am anderen Ende
hinaustreibt. Die Stutzen B können an den Enden der
Rohre A auch durch Hartlöthen abgedichtet werden, oder
aber die Stutzen können mit den Rauchrohren zusammengeschmiedet oder an den Enden
der letzteren angegossen werden, und schliesslich kann man auch beide Theile in
einem Stück aus Gussstahl giessen.
Da somit die Rauchrohre mit den Befestigungsstutzen sehr fest verbunden werden, so
kann ein Undichtwerden nicht eintreten, und da die äusseren Flächen der
Befestigungsstutzen abgedreht und die Oeffnungen in den Rohrwänden in der
beschriebenen Weise genau ausgebohrt sind, so wird auch diese letztere
Verbindungsstelle einem Undicht werden nicht ausgesetzt sein.
Die Rauchrohre liegen in jeder Gruppe von einander weniger weit entfernt, als von den
Rohren der benachbarten Gruppen, und hieraus ergibt sich, dass das zwischen den
Rohren befindliche Wasser höher erhitzt wird, als das zwischen den benachbarten
Rohrgruppen befindliche, wodurch eine Strömung dieses Wassers rings um die einzelnen
Rauchrohre herum bewirkt, der Dampf von denselben losgelöst und eine Ablagerung von
Kesselstein, sowie ein Durchbrennen der Rauchrohre verhindert wird.
Die Vortheile der oben beschriebenen zusammengesetzten Rauchrohre können demnach in
Folgendem zusammengefasst werden:
1) Vergrösserung der wirksamen Heizfläche, bessere Ausnutzung des Brennmaterials.
2) Die Dauerhaftigkeit des Kessels wird erhöht, da die Ursache der schnellen
Abnutzung beseitigt wird.
3) Der gesammte Querschnitt der Rauchrohre wird auf das dem thatsächlich
erforderlichen Luftzug entsprechende Maass herabgemindert.
4) Die Rauchrohre wirken gleichzeitig als Streben.
5) Da ein Theil des Gesammtdampfdruckes, welchem die Rohrwände der gewöhnlichen
Dampfkessel ausgesetzt sind, im vorliegenden Falle
von der inneren flachen Seite der Befestigungsstutzen B
aufgenommen wird, so unterliegen diese Rohrwände einem geringeren Druck und können
erheblich dünner gewählt werden, oder aber es kann der Dampfdruck im Kessel über die
sonst zulässige Spannung erhöht werden.
6) Da die Rauchrohre verhältnissmässig dünn gewählt werden können, so wird durch
dieselben die Hitze weit wirksamer übertragen.
Der Patentanspruch lautet:
1) Bei Röhrenkesseln die Anwendung von zusammengesetzten Feuerrohren, bestehend aus
der Verbindung verschiedener Rohre von kleinem Durchmesser, welche mit ihren Enden
in cylindrische Befestigungsstutzen von verhältnissmässig grossem Durchmesser
eingesetzt sind, welch letztere wiederum in entsprechend weitere Oeffnungen der
Rohrwände gehalten werden.
2) Ein Röhrenkessel mit zusammengesetzten Rauchrohren, bestehend aus Gruppen von
Rohren mit kleinem Durchmesser, deren Enden in cylindrische Befestigungsstutzen
eingefügt sind, welche ihrerseits wiederum in entsprechend weiten Abständen der
Rohrwände gehalten werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 173Fig. 19.„Gill“-Kessel der Stearn's Mfg. Company.J. Prégardien in Deutz hat in D. R. P. Nr. 70213 vom
25. December 1892 eine Anordnung getroffen, Dampfkessel mit Tenbrink-Feuerung von in
der Breite unbeschränkter Rostfläche herzustellen, welche jede Beschränkung in der
Rostfläche aufhebt. Der Kessel besteht, wie Fig. 17 und 18 zeigen, aus zwei oder
mehr (je nach Bedarf) hinter einander angeordneten Doppelelementen 1 I, 2 II, welche je aus einer unteren Wassertrommel
1, 2 und aus einer oberen Trommel I, II und den sie verbindenden Rohrbündeln 3, 4 zusammengesetzt sind. Die unteren Wasserkammern der
Elemente stehen durch Verbindungsstutzen 5, und die
oberen Trommeln durch Stutzen 6 mit einander in
Verbindung. Ausserdem werden die Stutzen 7 und 8 benutzt, um die oberen und unteren Trommeln mit
einander zu verbinden. Die Elemente sind quer zur Zugrichtung eingebaut, zu dem
Zwecke, die vor dem ersten Elemente 1 I vorgebaute
Tenbrink-Feuerung mit beliebig breitem Roste anordnen zu können. Je nach Grösse
können mehrere Roste 9, 91 neben einander gelegt werden. Die Rohrbündel 3 werden durch die Ablenkbrücke 10 vor zu
starker Einwirkung der Stichflamme geschützt und kann diese nach Bedarf mehr auf das
Wasserrohr 11 gelenkt werden. Ueber dem Rohre 11 ist ein ähnliches 12
angeordnet, und mit ihm durch Röhren 13 in Verbindung
gebracht. Die Köpfe 21 dienen zur Anbringung der
Armatur. Rohr 12 wird mittels Stutzen 14 an I angeschlossen.
Unter dem Rost 9 lagert das Speiserohr 15, welches nach oben mit Rohr 11 durch die Stutzen 16 und nach hinten mit
der unteren Wassertrommel 1 des ersten Elementes durch
das Rohr 17 communicirt. Stutzen 18 dient bei der Montage zum Abstützen. Die Speisung
erfolgt von 19 aus in das Rohr 15.
Textabbildung Bd. 291, S. 173„Gill“-Kessel der Stearn's Mfg. Comp. Die Heizgase ziehen an Rohr 11 vorbei, an
Bündel 3, Trommel 1 I zwischen 2 II und 4 hinweg, um 2 herum nach unten unterhalb 1 hinweg in den
Fuchs.
Von dem „Grill“-Kessel, angefertigt von der Stearn's
Mfg. Company in Erie, waren, wie Engineering vom 18. August 1893 berichtet, bei der
Ausstellung in Chicago vier Stück in zwei Gruppen ausgestellt, welche zusammen
stündlich 20000 k Wasser von 100° zu Dampf von 9 at Spannung zu verwandeln hatten.
Sie hatten 2000 qm Heizfläche, 720 schmiedeeiserne Röhren von 4 Zoll engl. äusserem
Durchmesser und 5,50 m Länge. Das Eisengewicht beträgt 13000 k. Der Wasserinhalt
beträgt 7000 k. An Flächenraum beanspruchten sie 125 qm, an Höhe 4,9 m. Fig. 19, 20 und 21 zeigen die
Einrichtung. Die Röhren liegen mit 15° Neigung und sind durch 76 mm Abstand von
einander getrennt. Sie sind in Köpfe von verschiedener Form eingespannt, die 4, 5
oder 6 Röhren aufnehmen und je mit vierzölligen Rohrstutzen in senkrechter Richtung
unter einander verbunden sind. Die Zeichnung zeigt die Verwendung eines gewöhnlichen
Rostes, während die Kessel der Ausstellung mit Oelbrennern versehen waren, da
bekanntlich der ganze Betrieb durch Erdöl bewirkt wurde.
Textabbildung Bd. 291, S. 173Schiffsdampfkessel von Klein. Der quergetheilte Schiffsdampfkessel von H.
Klein in Mülheim a. R. (D. R. P. Nr. 68018 vom 12. Juli 1892) sucht die
Schwierigkeit der Reparatur rückschlagender Schiffskessel dadurch zu vermeiden, dass
er einen abnehmbaren Hintertheil besitzt. Der eigentliche Kessel (Fig. 22 und 23) erhält dabei hinten
und vorn eine gerade Kopfwand. Der hintere Theil C
besteht für sich und kann mit dem Hauptkessel mittels der Schrauben F und mit dem Oberkessel durch das Rohr c verbunden werden. Ausserdem ist eine Rohrverbindung
in dem unteren Theile der Kessel vorhanden, um dort die Verbindung des
Wasserinhaltes herzustellen. Der Wassereintritt erfolgt durch einen an der tiefsten
Stelle des Theiles C angebrachten Stutzen. Der hintere
Theil ist, um die Nietungen möglichst zu vermeiden, geschweisst.
Textabbildung Bd. 291, S. 173Fig. 24.Battin-Kessel der Water-Tube Boiler Co. In der vorstehenden Fig. 24 ist ein
Battin-Kessel dargestellt, wie er von der Water-Tube Boiler
Co. in Elizabeth, N. J., hergestellt wird. Der Kessel ist für 100
berechnet und für die Wasserstation in Netherwood bestimmt. Bemerkenswerth
sind an demselben die kegelförmig ausgebildeten Enden, die als Wasservorrath und als
Schlammsammler dienen sollen. Sie sind konisch geformt, um eine grössere
Widerstandsfähigkeit zu erreichen. In dem Kessel sind 84 Röhren von 3 ½ Zoll engl.
Durchmesser und 4 Röhren von 6 Zoll enthalten, deren Länge 16 Fuss beträgt. An der
Spitze jeden konischen Endes ist ein Mannloch angebracht.
Textabbildung Bd. 291, S. 174Hose's Dampfkessel. Der Dampfkessel mit stehenden Wasserrohren von G.
Hose in Uerdingen (D. R. P. Nr. 68067 vom 21. Juni 1892) besteht, wie Fig. 25 bis 27 zeigen, aus einem in
einen liegenden Kesselstutzen B einmündenden System von
geraden oder etwas gekrümmten Wasserrohren A. Diese
ruhen mit ihrem unteren Ende in der Vierkantröhre C.
Der Kessel B, sowie auch die Vierkantröhren C schliessen an den senkrechten Kessel G an, der von einem System von Feuerröhren durchzogen
ist. Die Vierkantröhren C gewähren dem Mauerwerke einen
wirksamen Schutz vor der zerstörenden Wirkung der Feuerung. Sie sind mit
Verschlüssen F versehen, die das Auswechseln der Röhren
ermöglichen. Die Heizgase steigen vom Roste E aus an
den Röhren A herauf, dann an der linken Seite des
Kessels G abwärts, durch die Feuerröhren nach oben, von
dort rechts von der Zunge nach abwärts und zum Kamin. Als Zweck der Einrichtung wird
angegeben, die Verbrennung der Schwelgase in dem weiten Raume über dem Roste zu
unterstützen und die Seitenwände des letzten durch Wasserkörper C zu begrenzen. Die Patentschrift gibt eine weitere
Anordnung an, bei der der wagerechte Kessel durchgeht. Die Feuerzüge werden von
einigen Leitungsplatten in gewöhnlicher Weise gebildet.
Der Kessel von Albrecht Drees in Duisburg (D. R. P. Nr.
65024 vom 13. October 1892) besteht aus einem kurzen vorderen und einem längeren
hinteren Cylinder, die durch Wasserröhren A (Fig. 28 und 29), die
Dampfüberleitungsröhren B und das konische Rohr C mit einander verbunden sind. Das Rohr C vermittelt die Ueberführung des Wassers aus dem
vorderen in den hinteren Cylinderkessel, wobei der Dampf durch die Platte F getrennt wird und auf den Durchgang durch die Röhren
B zum hinteren Cylinder angewiesen ist. In dem
vorderen Cylinder werden die kesselsteinhaltigen Theile durch die Platte D niedergehalten und dort abgelagert. Die Platte E bezweckt einen Umlauf des Wassers und zugleich
weitere Ausscheidung des Kesselsteines bezieh. Schlammes. Die Kesseltheile bedürfen
jedenfalls einer sehr sorgfältigen Lagerung, die bekanntlich schwer zu erreichen
ist. Dieser Umstand stellt Störungen mit Wahrscheinlichkeit in Aussicht.
Textabbildung Bd. 291, S. 174Kessel von Drees.Textabbildung Bd. 291, S. 174Kessel von Lutz. Bei dem Kessel von F. Lutz in Darmstadt (D.
R. P. Nr. 69649 vom 1. November 1892) kommt, wie Fig. 30 und 31 zeigen, die uralte
Form des Kofferkessels wieder zum Vorschein. In dem durch die sichelförmige Gestalt
des Kesselquerschnittes gewonnenen Raume liegen die Feuerröhren D. Diese sind an der höher liegenden Seite mit der
vorderen Wasserkammer W verbunden, am tiefer liegenden
Ende sind sie in der Wasserkammer W1 befestigt, die zugleich als Schlammsammler dient.
W1 ist mit dem
Hauptkesselkörper A B nicht fest verbunden, und
verschiebbar angeordnet, um den Röhren D zu gestatten,
je nach dem Wärmegrade sich ungehindert auszudehnen und zu verkürzen. Ob die mit
Wasser gefüllte Kammer diesem Zuge folgen wird, ist freilich eine andere Frage. Der
Erfinder glaubt, dass die gewählte Form recht widerstandsfähig sei; wir sind der
entgegenstehenden Ueberzeugung und erwarten, dass der Kessel sich ähnlich dem Bourdon'schen Rohre recht beweglich zeigen und nicht
dicht zu halten sein wird. Die Leitung des Zuges der Feuergase ist durch Pfeile
angedeutet, sie wird durch die Brücken E und G, sowie durch eine im oberen Theile des Hohlraumes
angeordnete Scheidewand bewirkt.
Textabbildung Bd. 291, S. 175Kessel von Behrendt. Der Kessel von M. Berendt, M. du Roi Droege, E.
Hadenfeld und Semler in Hamburg (D. R. P. Nr.
69113 vom 24. August 1892) ist namentlich für Schiffszwecke bestimmt und soll
möglichst wenig Raum einnehmen. Es sind deshalb sowohl das obere Flammenrohrsystem,
wie auch die unteren Flammenrohre für sich ausgebildet und durch eine doppelwandige
Feuerbüchse mit einander verbunden (Fig. 32 und 33). a und b sind die unteren
Röhrenkessel. B ist die Feuerbüchse. Die Kessel sind im
vorliegenden Falle für eine Vorfeuerung eingerichtet; mit geringer Abänderung würde
der Kessel auch für Innenfeuerung eingerichtet werden können. Die Erfinder
beanspruchen für den Kessel höheren Widerstand gegen Druck; dem scheint aber die
reichliche Verwendung flacher Wände entgegen zu stehen.
(Fortsetzung folgt.)