Titel: | Neue Gasmaschinen. |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 179 |
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Neue Gasmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neue Gasmaschinen.
Die Erfindungsthätigkeit hat sich in den letzten Jahren ganz besonders der
Entwickelung der Gasmaschinen zugewendet. Es sind im Laufe der Jahre eigentlich
keine von praktischer Bedeutung sich erweisende grundlegende neue Erfindungen
aufgetaucht, vielmehr handelt es sich im Allgemeinen immer nur um den verfeinerten
Ausbau der durch Otto zuerst erdachten
Viertaktgasmaschine, für welche die mannigfaltigsten Einrichtungen und Ausführungen
vorgeschlagen werden.
Die Maschinen werden in stehender und liegender Form, schnell und langsam laufend,
mit dem Cylinder über oder unter der Kurbelwelle gebaut. Die Unterschiede der jetzt
von etwa 73 deutschen Firmen auf den Markt gebrachten Gasmaschinen beziehen sich im
Allgemeinen, abgesehen von der genannten äusseren Form, nur auf die constructiven
Einrichtungen zur Regulirung und Steuerung. Das Arbeitsverfahren ist zumeist der
Viertakt; die Benz'sche Maschine, welche mit Ladepumpe
im Zweitakt arbeitet, scheint aus dem praktischen Betriebe zu verschwinden, doch
tauchen neuerdings eigenartige und vielversprechende Vorschläge auf, den Zweitakt in
anderer, einfacherer Form zu erreichen. Die mit so grossen Erwartungen begrüsste
Maschine von Atkinson, welche mittels eines
eigenartigen Hebelsystems eine zweckmässigere Ausnutzung der Expansion der
verbrannten Ladung erzielt, scheint praktischer Schwierigkeiten wegen nicht
marktfähig zu werden oder wenigstens noch nicht durchaus marktfähig zu sein. Die
zweifellos vorliegenden theoretischen Vortheile sind eben constructiv noch nicht zu
gewinnen; die Hauptschwierigkeit dürfte in den auftretenden schiefen Drucken liegen,
welche durch die eigenartige Uebertragung der Kolbenbewegung sich ergeben.
Die meisten der heutigen Viertaktgasmaschinen sind so angeordnet, dass je nach der
Belastung die zur Entzündung kommende Anzahl voller Ladungen geändert wird.
Wenngleich mit diesem Verfahren ein günstiger Gasverbrauch bei geringer Leistung
erzielt werden kann, so liegt darin doch andererseits der Uebelstand, dass die
Gleichmässigkeit des Ganges stark beeinträchtigt wird. Will man eine grössere
Gleichförmigkeit der Maschine erhalten, so muss man eine Steuerung benutzen, bei
welcher die einzelnen Ladungen nicht ausfallen, sondern bei der die Stärke der
Ladungen je nach der Kraftäusserung sich ändert. Um bei einer solchen Gasmaschine
einen möglichst günstigen Gasverbrauch bei jeder Belastung zu erzielen, würde die
Gasmaschine am besten so arbeiten müssen, dass bei jeder Belastung die
Zusammensetzung der Ladung stets die gleiche bliebe. Indessen ist das aus dem Grunde
nicht möglich, weil bei den Viertaktmaschinen am Ende des Cylinders ein
Verdichtungsraum sich befinden muss, dessen Grösse sich bei den verschiedenen
Belastungen ändern müsste, sofern man die obige Forderung erfüllen wollte. An
Vorschlägen und Versuchen in dieser Richtung hat es nicht gefehlt, praktische
Ergebnisse sind aber nicht erzielt worden, denn mit der Ausführung der
Veränderlichkeit des Verdichtungsraumes würde die Einfachheit der Construction
verloren gehen, damit aber die Maschine für die Praxis unbrauchbar werden. Muss man
also den Verdichtungsraum in unveränderlicher Grösse beibehalten, so wird diejenige
Maschine dem Ideale am nächsten kommen, welche bei geringerer Ladung die stets
gleich bleibende Menge an Rückständen beibehält und ein je nach der Kraftäusserung
mehr oder weniger entzündbares Gemisch einsaugt.
Die Körting'sche Präcisionsgasmaschine dürfte diesen
Anforderungen insofern entsprechen, weil sie auf Grund der letztgenannten Forderung
construirt ist. Diese Maschine gleicht in mancher Beziehung der Atkinson-Maschine,
weil bei ihr, insbesondere bei mittleren und geringen Belastungen, auch die
Expansion der eingezogenen Gemische weiter getrieben wird, als das bei der
gewöhnlichen Viertaktmaschine – selbst bei der mit veränderlichen Ladungen – bis
jetzt der Fall war. Erreicht ist diese Arbeitsweise dadurch; dass das
Eintrittsventil für das Gasgemisch während des Ansaugehubes mehr oder weniger früh
geschlossen wird, je nachdem die Leistung der Maschine grösser oder geringer ist.
Bei der mittleren Belastung wird z.B. das Eintrittsventil schon auf ungefähr der
Hälfte des Hubes geschlossen; die nunmehr im Cylinder befindliche Ladung wird aber
beim Fortschreiten des Kolbens sich expandiren müssen, wird bei dem nächsten darauf
folgenden Verdichtungshube zunächst auf die ursprüngliche Verdichtung zurückkehren
und dann, je nach der vorhandenen Menge von Gemisch im Cylinder, darüber hinaus
verdichtet werden. Der Grad der Verdichtung der Ladung richtet sich also bei dieser
Maschine nach der Leistung. Vergleicht man weiter mit der Atkinson-Maschine, so
findet man, dass diese letztere bei voller Belastung ungefähr die Arbeitsweise
besitzt, wie die Körting'sche Präcisionsmaschine bei
halber Leistung. Daraus ergibt sich erstens für die Körting'sche Maschine selbst bei halber Belastung ein fast ebenso
günstiger Gasverbrauch, wie die voll belastete Atkinson'sche Maschine ihn thatsächlich besitzt; daraus ergibt sich aber
zweitens auch, dass die Atkinson-Maschine für gleiche Kraftäusserung einen erheblich
grösseren Cylinder besitzen muss als eine gleich grosse gewöhnliche
Viertaktmaschine. Belastet man die Körting'sche
Präcisionsmaschine voll, so arbeitet sie natürlich genau in der Weise der
gewöhnlichen Viertaktmaschine mit aussetzenden Ladungen. Beim Leergange wird nur auf
ungefähr ⅕ des Weges des Kolbens das Einlassventil geöffnet, woraus sich auch
hierfür ein ausserordentlich günstiger Gasverbrauch ergibt. Gerade dieser Umstand
ist es aber, welcher die Körting'sche
Präcisionsmaschine gegenüber denjenigen Maschinen, welche früher mit veränderlichen
Ladungen gebaut wurden, günstiger erscheinen lässt. Dabei ist allerdings auch der
gute Vollgangsgasverbrauch nicht zu vergessen, welchen die Körting'schen neueren Motoren besitzen und der bei gleich grossen
Maschinen kaum je so gut gefunden worden.
Auf der 1891er Frankfurter elektrotechnischen Ausstellung wurde von den Prof.
Slaby und Brauer ein
Körting'scher eincylindriger Präcisionsmotor von 16
gebremst; das Ergebniss weist nach Zurückführung der Gaswärme auf 12° C.
und des Gasdruckes auf 760 mm folgende Zahlen auf:
Stündlicher
Ge-sammtgasver-brauch
Für 1 -Stunde
I.
Versuch
17,86
11,028
cbm
0,617
cbm
II.
„
18,30
11,471
„
0,627
„
III.
„
18,30
11,411
„
0,624
„
IV.
„
9,5
(½ belastet)
7,295
„
0,768
„
V.
„
0
(Leergang)
3,287
„
–
„
Im J. 1889 befand sich im Journal für Gasbeleuchtung und
Wasserversorgung eine Bemerkung, nach welcher ein 40pferdiger
Zwillingsgasmotor bei 40 Leistung 31,08 cbm Gas gebrauchte, während bei
18,6 noch 25,9 cbm Gas nöthig waren. Wenn man dagegen die Frankfurter
Ergebnisse betrachtet, bei denen der Gasverbrauch von 11,4 auf 7,29 cbm bei ungefähr
halber Belastung hinunterging, so kann man sehen, welche Fortschritte gemacht
sind.
Bei geringeren Leistungen waren vielfach die sonst für gleichmässigen Gang mit
veränderlichen Ladungen gebauten Gasmaschinen so ausgebildet, dass, unter
Hintansetzung der Gleichförmigkeit des Ganges, wiederum aussetzende Ladungen
verwandt wurden, weil es nicht möglich war, bei den Zündungs- und Arbeitsweisen die
ganz schwachen Ladungen ordnungsgemäss zur Entzündung zu bringen. Es stellt sich
deshalb bei solchen Maschinen zwar der Gasverbrauch im Leergange nicht ganz so
ungünstig, aber die Gleichförmigkeit war verloren gegangen und der Werth der
Maschinen bei geringerer Belastung für elektrische Beleuchtungszwecke viel geringer
geworden.
Textabbildung Bd. 291, S. 179Fig. 1.Gasmaschine der Palatine Engineering Company. Diesen allgemeineren Ausführungen sei die Besprechung einiger neueren
Gasmaschinen und wesentlicheren Constructionstheile derselben angeschlossen.
Die mehrfach vorgeschlagene Einkapselung des Kurbelraumes zwecks Gewinnung von
Druckluft mittels des vorderen Cylinderendes zur Ausblasung des Cylinders wird auch
bei der in Fig. 1 dargestellten Palatine-Gasmaschine
der Palatine Engineering Company in Liverpool (Engineer, 1892 * S. 576) angewendet. Der Kolben P saugt bei seinem Niedergange durch ein
Selbstschlussventil Luft in den geschlossenen Kurbelraum H und drückt dieselbe in letzterem beim Aufwärtshube leicht zusammen. Wenn
der Kolben nun im letzten Ende seines Aufwärtshubes die Oeffnungen O im Cylinder frei legt, wird die Luft aus H durch den Cylinder nach dem durch die Steuerung
geöffneten Auslassventil E streichen und den Cylinder
somit von den Verbrennungsrückständen reinigen, um selbst dann von dem wieder nieder
gehenden Kolben ausgetrieben zu werden. Nach dem Hubwechsel saugt der Kolben durch
Ventil V Luft zur Gemischbildung an, während durch
Ventil A Gas mittels einer Pumpe zugeführt wird. Der
Rückhub verdichtet das Gemenge, welches beim Hub Wechsel durch den Glühzünder J entzündet wird.
Interessant ist die Regelung der Maschine, welche durch Beeinflussung des
Gasreichthums der Ladung erfolgt. Ein Regulator steuert nämlich den Gaszulass zur
Gaspumpe, welche somit immer nur die vom Regulator erlaubte Gasmenge saugen und in
den Arbeitscylinder drücken kann.
Die Maschine ist als Schnelläufer für 200 bis 300 Umdrehungen gebaut; eine 7pferdige
Maschine besitzt einen Cylinder von 175 mm Durchmesser und braucht einen Raum von
1,95 m Länge und 1 m Breite.
Textabbildung Bd. 291, S. 180Fig. 2.Campbell-Gasmaschine. Die Campbell-Gasmaschine der Campbell gasengine
Company in Halifax (Engineer, 1892 * S. 471)
ist mit besonderem parallel dem liegenden Arbeitscylinder gelagerten Ladecylinder
versehen, so dass sie im Zweitakt arbeiten kann. Die Vertheilung von Luft und Gas in
dem Ladecylinder, dessen Kolben übrigens einen geringeren Hub als der Arbeitskolben
besitzt, erfolgt mittels eines Steuerschiebers V (Fig. 2), welcher durch den von der Kurbelwelle hin und
her bewegten Stösser F geöffnet wird, wenn der
Regulator den Theil S P vor den Stösser F legt. Dieser Theil S P
besitzt eine treppenförmige Zahnung, so dass der Stösser F, je nachdem er einen näheren oder entfernteren Zahn trifft, den Schieber
V entgegen seiner Feder S mehr oder weniger öffnet, also mehr oder weniger Ladung und zwar Luft
durch A und Gas durch G in
der Pfeilrichtung zum Ladecylinder gelangen lässt. Geht der Stösser F zurück, so zieht Feder S
wieder den Schieber V in die abschliessende Stellung.
Zu bemerken ist noch, dass zwischen Ladepumpe und Arbeitscylinder ein besonderes
Mischventil angeordnet ist.
Eine eigenartige Zusammenstellung einer Gasmaschine beschreibt die englische
Patentschrift Nr. 5192 vom 3. April 1890 (A. G.
Melhuish in London). Die Construction ist in Fig. 3 und 4 dargestellt.
Textabbildung Bd. 291, S. 180Gasmaschine von Melhuish. Die Kolben E und F zweier über einander liegender ungleich grosser Cylinder wirken auf
getrennte Kurbelwellen G I1 bezieh. H I, welche durch zwei im
Verhältniss 1 : 2 stehende Zahnräder so mit einander verbunden sind, dass der obere
Kolben E zwei Hübe während eines Hubes vom Kolben F macht. Besonders ist zu beachten, dass die Welle I1 des Kolbens E das Schwungrad K, die
Welle I des Kolbens F die
Riemenscheibe L trägt. Beide Cylinder A und B sind durch einen
Kanal C verbunden, welcher durch einen Steuerhahn D geöffnet und geschlossen werden kann.
Die Arbeit dieser Maschine ist folgende: Der Kolben E des Cylinders A saugt eine Ladung Luft und
Gas ein, während Hahn D den Kanal C geschlossen hat. Der Kolben F befindet sich während des Saughubes von E
auf seinem Einwärtsgange und bläst die Rückstände der vorhergegangenen Explosion
aus. Der Kolben E drückt beim Rückgange die eben
eingesaugte Ladung durch den nun sich öffnenden Hahn D
nach B. Der Hahn D ist
völlig geöffnet, wenn Kolben E auf der Hälfte seines
Rückhubes sich befindet und die Kurbel H etwa um 1/16 Umdrehung vom
Todtpunkt steht. Nun findet am Hubwechsel Entzündung der Ladung statt, so dass die
explodirenden Gase auf beide vor dem Ausschube stehenden Kolben wirken, wobei also,
vom Anfang des Spiels an gerechnet, Kolben E seinen
zweiten Ausschub macht. Der Rückhub von E fördert die
im Cylinder A vorhandenen Gase in den Cylinder B, worauf Hahn D den Kanal
C schliesst. Endlich treibt Kolben F die Gase aus Cylinder B
in den Auspuffkanal.
Textabbildung Bd. 291, S. 180Fig. 5.Gasmaschine von Robinson. Die Gasmaschine von A. E. und H. Robinson in
Manchester (Engineer, 1892 * S. 56) zeichnet sich durch
den Ersatz der die Steuerwelle gewöhnlich antreibenden Kegelräder durch eine
Excenterschubstange mit Sperrgetriebe aus. Die Excenterstange A (Fig. 5) kommt durch
einen Zahnansatz in Eingriff mit einem Zahnrade B,
welches abwechselnd je einen kleineren und grösseren Einschnitt bezieh. Zahn P bezieh. R besitzt. Fällt
die Stange A mit ihrem Zahnansatz in einen flacheren
Einschnitt P, so trifft das Ende der Stange nicht gegen die Ventilstange für den Auspuff; dagegen
trifft die Stange A gegen die Ventilstange und öffnet
den Auspuff aus dem Cylinder, wenn der Zahnansatz der Stange A in einen tieferen Einschnitt R des Rades
B fällt. Da der Zahnansatz der Stange A stets das Zahnrad B um
einen Zahn weiter rückt, so wird abwechselnd bei jedem Hube der Auspuff geöffnet
bezieh. geschlossen gehalten. Der Arbeitskolben kann somit die übliche
Viertaktarbeit ausführen.
Die Regulirung der Maschine erfolgt durch den Auspuff, indem das bezügliche Ventil
offen gehalten wird, wenn die Geschwindigkeit der Maschine zu gross ist; bei offenem
Auspuff kann der Kolben keine neue Ladung einsaugen, so dass eine Entzündung
ausfällt. Die getroffene Ausführung ist in ihren Einzelheiten in unserer Quelle
nicht genügend klar erläutert.
Eine Gasmaschine von C. White und A. R. Middleton in
Baltimore ist nach American Machinist, 1892 Bd. 15 * S.
1, in Fig. 6 dargestellt.
Die Maschine vermeidet ebenfalls die übliche Zahnradsteuerung für den Viertakt durch
eine eigenartige Excentersteuerung. Die Maschine saugt beim Ausschube des
Arbeitskolbens durch das Ventil b aus dem Raum a eine gemischte Ladung Gas und Luft ein, welche beim
Rückgange des Kolbens verdichtet wird. Beim Hubwechsel findet Entzündung der Ladung
durch ein dann frei gelegtes, aber nicht gezeichnetes Glührohr statt und der Kolben geht
kraftäussernd vor. Kurz vor dem Hubende legt der Kolben eine Oeffnung f frei, welche in den Auslass mündet, so dass ein
Spannungsausgleich erfolgt, also die Spannung im Arbeitscylinder auf den
atmosphärischen Druck sinkt. Hierdurch wird der Vortheil erreicht, dass das
Auslassventil c ohne Widerstand geöffnet werden kann,
durch welches nun der zurückkehrende Arbeitskolben auf dem Wege c d n e die verbrannten Gase austreibt.
Textabbildung Bd. 291, S. 181Fig. 6.Gasmaschine von White und Middleton. Der Umstand, dass die Oeffnung f vom Kolben
auch beim Ansaugehube frei gelegt wird, kann nicht als Nachtheil aufgefasst werden,
weil sich unmittelbar hinter dem Kolben wohl nur Verbrennungsgase lagern, aber keine
Ladung, so dass sicher keine Ladung durch f entweichen
kann. Die durch den Spannungsausgleich stattfindende Entlastung von Ventil c und Kolben erscheint dagegen sehr beachtenswerth.
Die Steuerung des Auslassventils c erfolgt mittels des
doppelarmigen Hebels g h und der Stange i von dem Schieber k.
welcher durch ein bei m angeordnetes Excenter hin und
her geschoben wird. Die Einrichtung, zufolge welcher der Schieber k die Stange i und damit
Ventil c nur bei jeder zweiten Kurbelumdrehung bewegt,
ist nicht näher angegeben, ebenso wenig die Regulirung der Maschine durch das
Auslassventil. Ueber letztere ist nur mitgetheilt, dass ein Achsenregulator den
Schieber von einer Berührung mit der Stange i abhält,
wenn die Maschine zu rasch läuft; dann bleibt der Auslass c geschlossen, Ventil b wird ebenfalls nicht
öffnen.
Ueber einen Probeversuch mit einer Maschine von 8 indicirten wird Folgendes
berichtet: Der Arbeitscylinder hatte 150 mm Durchmesser, der Kolben hatte 300 mm
Hub. Die Maschine bethätigte bei 212 minutlichen Umdrehungen eine Dynamo für 61
Glühlampen und einen 300 mm-Fächer mit 1200 Bewegungen. Die Maschine lief unter der
Bremse mit 215 Gängen und entwickelte 5,98 . Der Gasverbrauch betrug bei dem
10 Minuten währenden Versuche 19 Cubikfuss. Bei einem dreistündigen Versuche ergab
sich ein Gasverbrauch für die Stunde und Bremspferdekraft von 16,3 Cubikfuss.
Eine eincylindrige doppeltwirkende Gasmaschine von K.
Deinlein in Köln (* D. R. P. Nr. 70689 vom 17. Januar 1893) ist in Fig. 7 dargestellt.
Der Arbeitscylinder a ist durch die Doppelwand b getheilt und von einem Kühlmantel a1 umgeben. Die beiden
Verdichtungskammern c sind nach der Mitte hin verlegt,
und es münden in sie die Einlasskanäle mit den Einlassorganen. Auch die
Ableitungskanäle c der Verbrennungsgase schliessen sich
hier an. In dem Arbeitscylinder spielen zwei Kolben f
und f1. Der Kolben f ist in eine Hülse verlängert, die bis an den
Kolben f1 reicht.
Dieser dient gleichzeitig als Kreuzkopf.
Die Kreuzkopfzapfenbefestigung ist mit der Verbindung beider Kolben vereinigt. Der
Konus g ist in die Stange h fortgesetzt. Letztere umgibt die Hülse i,
die mit einem Flansch gegen den verstärkten Rand der Hülse von f sich anlegt. Die Hülse i
wird durch auf h aufgeschraubte Muttern gehalten,
wodurch nicht bloss der Kolben f gegen f1 angepresst, sondern
auch der Kreuzkopf befestigt erscheint.
Es können in jeder der beiden Cylinderabtheilungen Explosionen erfolgen und auf den
darin befindlichen Kolben wirken, und zwar abwechselnd in der einen und in der
anderen Abtheilung, so dass, falls beispielsweise die Steuerung nach dem Otto'schen Princip eingerichtet ist, auf jede Umdrehung
der Kurbelwelle ein Explosionshub kommt, und überhaupt bei derselben Umdrehungszahl
zweimal so viel Explosionen erfolgen, als es bei Vorhandensein nur einer
Verdichtungskammer und nur eines Kolbens möglich wäre.
Mit Differentialkolben arbeitet die Gasmaschine von F.
Morani in Rom (* D. R. P. Nr. 65617 vom 9. April 1892).
Der Arbeitscylinder A, in welchem sich der Kolben P bewegt, ist von einem
Kühlmantel umgeben und mit seinem Flansch b an den
Flansch b1 eines
zweiten Cylinders A1
angeschraubt, der durch den rückwärtigen Theil des Maschinenrahmens B gebildet werden kann und in welchem sich ein Kolben
P1 von grösserem
Durchmesser als der Kolben P bewegt. Die Kolben P . . . P1 sind aus einem Stück hergestellt und bilden einen
Differentialkolben. Der Kolben P ist im Inneren mit
einem Rückschlagventil D versehen, welches durch die
Schraubenfeder d auf seinen Sitz angedrückt wird und
sich in eine Kammer öffnet, welche sich in ein kegelstutzförmig sich erweiterndes
Rohr a bis an das hintere Ende des Kolbens P fortsetzt. Ein Kanal w1 setzt den Cylinder A1 mit dem Ventil D in Verbindung. Auf den hinteren Theil des Cylinders
A ist ein Deckel C
aufgeschraubt, welcher durch Wasser gekühlt wird und mit einem trichterförmigen
gebogenen Kanal a1
versehen sein kann, dessen offene Grundfläche an den kegelförmigen Kanal a anliegt, während sein anderes Ende in eine seitlich
an diesem Deckel befestigte Kammer des Auspuffventils E
ausmündet.
Textabbildung Bd. 291, S. 181Fig. 7.Gasmaschine von Deinlein. Der Cylinder A1 ist mit einem seitlichen Kanal w versehen,
dessen eines Ende im hinteren Cylindertheil ausmündet, während das andere Ende über
einem Doppelsitzsaugventil F mündet, durch welches das
die Triebkraft erzeugende explodirbare Gemisch hergestellt wird. Die Kammer des
Mischventils F trägt an der Seite einen cylindrischen
Ansatz G, welcher einen Cylinder H umschliesst, in dem mit schwacher Reibung ein kleiner
Kolben p gleitet. Letzterer erhält seine Bewegung vom
Regulator und dient dazu, die kreisförmigen Oeffnungen r
r1
r2 des Cylinders H, durch welche das Gas zwecks Mischung mit Luft in der
Ventilkammer F eintritt, zu öffnen oder zu
schliessen.
Auf die Antriebswelle Mist ein Ring K2 mit Daumen u u1 gekeilt, von
welchen der Daumen u das Auspuffventil E während eines Theiles der Rückbewegung des Kolbens
P P1, und zwar so
lange öffnet, dass der grösste Theil des verbrannten Gases ausgetrieben werden kann,
während der Daumen u1
bloss zum Anlassen der Gasmaschine dient.
Aus den Fig. 8 und 9 ist ersichtlich, dass
die Wirkung des Daumens u auf das Ventil E durch zwei auf derselben Welle q aufgekeilte Hebel L L1 übertragen wird, von welchen der eine an der
Innenseite und der andere an der Aussenseite des Rahmens B angeordnet ist. Um die Maschine anzulassen, braucht man nur, nachdem man
vorher den Sperrhaken n ausgehoben hat, an dem
Handgriff R der Stange T
zu ziehen, damit während eines Kolbenrückganges die Rolle h des Hebels L von den beiden Daumen u u1 getroffen wird;
dies hat den Zweck, die Verdichtung, welche der Bewegung des Schwungrades
entgegenwirkt, zu vermindern.
Der Geschwindigkeitsregulator V, welcher direct auf der
Kurbelwelle, und zwar auf der dem Schwungrad gegenüberliegenden Seite befestigt ist,
besitzt eine mit zwei Scheiben m m1 versehene bewegliche Hülse, welche durch die
centrale Stange x unter der Einwirkung der
Regulatorarme steht; woraus sich ergibt, dass, sobald eine der Scheiben m oder m1 den äusseren Rand der Muffe s in K oder K1 berührt, diese Muffe
mitgenommen wird und sich in dem festen Träger J in dem
einen oder anderen Sinne dreht, wodurch das mit Gewinde versehene Ende der Stange
f sich in die Muffe einschraubt oder
herausschraubt. Es wird dadurch eine entsprechende Wirkung auf den kleinen Kolben
p ausgeübt, welcher den Zutritt des Gases zum
Mischventil F öffnet oder absperrt.
Die Wirkungsweise dieser Gasmaschine ist folgende:
Da der Kolben P, welcher in dem Cylinder A sich bewegt, der Arbeitskolben ist, so wirkt auf
denselben bei jeder Kurbelumdrehung die treibende Kraft der Explosion. Der Kolben
P1 hat den Zweck,
die Explosion, welche in A erfolgen soll,
vorzubereiten, indem er vorher durch das Ventil F in
A1 ansaugt und in
A durch das Ventil D
das die Triebkraft erzeugende explodirbare Gemisch absperrt; sobald der Kolben P P1 sich zurückbewegt,
wird das vorher in A1
angesaugte Gemisch durch den Kanal w1 gedrückt, öffnet das Ventil D und tritt durch das Rohr a in den Cylinder A.
Das in a hineingedrängte Gemisch ist genöthigt, dieses
sich erweiternde Rohr mit allmählich sich vermindernder Geschwindigkeit zu
durchströmen und tritt an Stelle der verbrannten Gase, die es vor sich
hertreibt und deren grösster Theil durch das Ventil E
ausgetrieben wird, welches nur während der für das Austreiben dieser Gase nöthigen
Zeit, d.h. nur während eines Theiles des Kolbenrückganges geöffnet bleibt.
Zum besseren Verständniss des Gesagten sei angenommen, dass der Kolben P1 in A1 ungefähr dasselbe
Volumen erzeugt, wie P in A, und dass ferner das Auspuffventil E beim
Auspuffen der verbrannten Gase während der ganzen Zeit geöffnet bleibt, als der
Kolben P P1 die erste
Hälfte seines Rückweges durchläuft.
Unter diesen Bedingungen, d.h. wenn der Kolben PP1 auf dem Punkt steht, seinen Rückgang zu beginnen,
das Ventil E offen und der Cylinder A1 mit dem vorher durch
P1 angesaugten
Gemisch gefüllt ist, wird, sobald der Kolben Pt sich
nach rückwärts bewegt, das in A1 enthaltene Gemisch das Ventil D öffnen und mit allmählich abnehmender Geschwindigkeit
das sich kegelförmig erweiternde Rohr a durchströmen,
wobei es die verbrannten Gase vor, sich hertreibt und an deren Stelle tritt.
Angenommen nun, es sei P1 bis zur Mitte seines Rückganges gekommen und das durch P1 zurückgedrückte
frische Gemisch habe schon das offene weitere Ende des Kegels a passirt, so wird, wenn das Ventil E sich schliesst, der Kolben P
P1 beim Durchlaufen der zweiten Weghälfte
in a a1 und A die zurückgebliebenen verbrannten Gase und das durch
P1 angesaugte frische Gemisch verdichten.
Textabbildung Bd. 291, S. 182Gasmaschine von Morani. Aus den Fig. 8
und 9 ist zu ersehen,
dass am Ende jeder Verdichtung, welche sich bei jeder Kurbelumdrehung vollzieht, das
in A verdichtete Gemisch durch das glühende Rohr Z der Zündvorrichtung, welche mit dem Cylinder A durch den Kanal π in
Verbindung steht, entzündet wird.
Bei den im Viertakt arbeitenden Gasmaschinen, namentlich bei grösseren, ist für die
Eröffnung des Auslassventils wegen der dabei noch herrschenden beträchtlichen
Endspannung im Cylinder ein ziemlicher Arbeitsaufwand erforderlich. Die Erfindung
der Maschinenfabrik Kappel in Kappel bei Chemnitz (* D.
R. P. Nr. 65746 vom 11. Juni 1892) bezweckt, denselben und die damit
zusammenhängenden Uebelstände zu vermeiden. Es sind dazu zwei Auslassventile von
verhältnissmässig kleinen Abmessungen angeordnet. Das erste steht wie gewöhnlich mit
dem Compressionsraum in Verbindung, das letztere ist mit seinem in den Cylinder
führenden Kanal so angeordnet, dass der Kanal während des grössten Theiles des Hubes
vom Kolben verdeckt bleibt und erst gegen Ende hubfrei wird. Die Eröffnung des letzteren
Ventils erfolgt während des Explosionshubes, ehe der Kanal freiliegt, also ehe ein
Druck darauf wirkt. Die Eröffnung des ersten Ventils erfolgt, wenn der Kolben den
Auslasshub beginnt, der Druck im Cylinder also bereits nachgelassen hat.
Der Abschluss des zweiten Ventils erfolgt, nachdem der Kolben den Kanal wieder
überschritten hat, der Abschluss des ersten Ventils gegen Ende des Auslasshubes. Die
Bethätigung der Ventile geschieht in bekannter Weise.
Die Maschine von C. Pfeffer in Berlin (* D. R. P. Nr.
64943 vom 1. November 1890) arbeitet mit veränderlicher Füllung. Es ist versucht
worden, die Verminderung der Füllung dadurch zu erreichen, dass man einen Theil des
angesaugten Gemenges beim Rückgänge des Kolbens durch das Einlassorgan wieder aus
dem Cylinder entfernte, indem man das Einlassorgan während eines Theiles des
Kolbenrücklaufes offen hielt. Im Gegensatze zur gewöhnlichen Viertaktmaschine lassen
die so eingerichteten Maschinen in Bezug auf die Entzündbarkeit der Ladung und den
regelmässigen Verlauf der Verbrennung jedoch viel zu wünschen übrig. Die Ursache
dieser eigenthümlichen Erscheinungen ist folgende: Das beim Saughube in den Cylinder
tretende Gemenge vermischt sich sogleich nach Verlassen des Eintrittskanals mehr
oder weniger mit den Rückständen der vorhergegangenen Verbrennung, welche den todten
Raum der Maschine erfüllen. Nach beendigtem Saughube befindet sich ganz reines
Gemenge eigentlich nur im Eintrittskanal; dieses reine Gemenge ist zur Einleitung
der Verbrennung am geeignetsten. Wird nun das Einlassorgan so lange offen gehalten,
dass die Rückwärtsbewegung des Kolbens einen Theil der Ladung wieder heraustreibt,
so wird gerade das im Eintrittskanal befindliche reine Gemenge wieder entfernt, und
der Laderaum enthält dann nirgendwo reines Gemenge mehr. Unter diesen Umständen kann
die Ladung mit einiger Sicherheit nur auf elektrischem Wege entzündet werden. Der
nichtsdestoweniger langsame und unregelmässige Verlauf der Verbrennung erklärt sich
daraus, dass das unreine Gemenge die Zündung zu langsam einleitet und dass es vom
Zufall abhängig ist, in welchem Grade das Gemenge an der Zündstelle mit
Verbrennungsrückständen vermischt ist.
Auf diese Erkenntniss gründet sich die vorliegende Erfindung, welche darin besteht,
dass das Einlassorgan bei Beendigung des Saughubes geschlossen wird und die
Entfernung eines Theiles der Ladung durch ein besonderes Organ geschieht, so dass
das reine Gemenge im Einlasskanal intakt bleibt. Dadurch erreicht man, dass die
Ladung vom Einlasskanal aus durch eine beliebige der gebräuchlichen
Zündvorrichtungen entzündet werden kann, und dass die Verbrennung in Folge der
energischen Einleitung durch das reine Gemenge ebenso prompt und regelmässig
verläuft, wie bei der gewöhnlichen Viertaktmaschine, aber die Ladung durch die
grössere Expansion weit besser ausgenutzt wird als in jener.
Die Art und Weise, wie dabei das wieder aus dem Cylinder entfernte Gemenge aufbewahrt
und fernerhin benutzt wird, kann sehr verschieden sein. Bei der in der Patentschrift
dargestellten Anordnung wird das zurückgetriebene Gemenge in einen geschlossenen
Behälter gedrängt und in diesem sowie in den Ueberleitungsrohren unter einer
etwas höheren als der atmosphärischen Spannung für den nächsten Saughub
aufbewahrt.
Eine neuartige Zweitaktmaschine von L. König in Berlin
(* D. R. P. Nr. 67273 vom 17. Juli 1892) ist in Fig. 10 und 11 dargestellt, während
Fig. 12 das
Arbeitsdiagramm zeigt.
Die Arbeitsweise dieser neuen Maschine beruht darauf, dass während des Aushubes des
Kolbens auf einen gewissen Theil des Kolbenweges zunächst die Expansionsarbeit
geleistet wird, dann ein Theil der Verbrennungsgase ausgestossen und für den Rest
des Kolbenweges zu den verbleibenden Verbrennungsgasen neue Ladung angesaugt wird,
während beim Rückgange des Kolbens die Cylindermischung verdichtet und im inneren
Todtpunkte entzündet wird.
Textabbildung Bd. 291, S. 183Zweitaktmaschine von König. Im Punkte I (Fig. 12) hat Entzündung
des im hinteren Theil des Cylinders verdichteten Gemenges stattgefunden. Auf dem
Wege I bis II geht die
Expansion der hoch erhitzten Gase vor sich; dabei nimmt das Schwungrad die auf den
Kolben übertragene Expansionsarbeit auf und vermittelt die Weiterbewegung der
Maschine. In einem Punkte II wird der im Cylinder
vorhandene Ueberdruck durch kurzes Aufstossen des Ausströmventils m während des Weges II bis
III entfernt, d.h. ein Theil der Verbrennungsgase
ausgestossen. Da die Zeitdauer des Auspuffes der Verbrennungsgase schwer zu bemessen
ist und durch die Expansion und die Abkühlung des Cylinders eine Luftverdünnung
eintreten könnte, ehe das Ausströmventil sich schliesst, so würden Verbrennungsgase
in den Cylinder zurücktreten. Dies kann durch ein in die Auspuffleitung (bei a, Fig. 10) eingeschaltetes
Rückschlagventil vermieden werden. Im Punkte III ist
Atmosphärenspannung im Cylinder erreicht, das Ausströmventil schliesst sich und das
Einlassventil e für Explosionsgemisch öffnet sich in
Folge der eintretenden Depression, so dass neue Ladung in den Cylinder zu den
vorhandenen Verbrennungsrückständen gelangt. Beim Kolbenrückgange nach
Ueberschreitung des Todtpunktes IV vollzieht sich die
Verdichtung des Cylinderinhaltes. Alsdann findet im inneren Todtpunkt I wieder Zündung des verdichteten Gemisches statt, und
der vorgenannte Kreislauf in der Arbeitsweise der Maschine wiederholt sich. Die
Maschine arbeitet somit im Zweitakt.
Eine Regulirungsart, nämlich die Verminderung des Gasreichthums der Ladung, ist in
Verbindung mit einer Steuerungsanordnung in Fig. 11 dargestellt. Von
der Kurbelachse aus wird durch konische Räder die Steuerwelle s mit derselben Umlaufzahl getrieben. Auf der Steuerwelle sitzt eine Hülse
h fest, welche durch einen Nocken n und einen Hebel z das
Ausströmventil m bethätigt. Ein Schwungkugelregulator
r wirkt auf eine zweite Hülse h1 ein, die mit einem
Regulirnocken n1 das
Oeffnen und Schliessen des Gasventils e bewirkt. Durch
die Form des Nockens n1
wird die längere oder kürzere Zeitdauer für das Zuströmen des Gases aus e nach dem Mischventil f
geregelt in der Weise, dass bei zu schnellem Gang der Maschine der Nocken n1 das Gasventil
kürzere Zeit offen hält, und dass somit schwächere Ladungen entstehen, wodurch die
Geschwindigkeit der Maschine abnimmt.
Textabbildung Bd. 291, S. 184Fig. 13.Gasmaschine von v. Oechelhäuser und Junkers. Die bisher für grössere Arbeitsleistungen gebauten Gasmaschinen sind in
ihren Abmessungen sehr gross, ihre Anlagekosten hoch und der Betrieb wird durch zu
starke Erhitzung und häufige Selbstentzündungen erschwert. Ausserdem nimmt der
Gasverbrauch mit der Grösse nicht in dem Maasse ab, wie man hätte erwarten sollen.
Bei der vorzugsweise für grössere Arbeitsleistungen bestimmten Gasmaschine von W. v. Oechelhäuser und H.
Junkers in Dessau (* D. R. P. Nr. 66961 vom 8. Juli 1892) werden diese
Uebelstände durch eine bisher im regelmässigen Betriebe nicht erreichte hohe
Compression, hohen Arbeitsdruck, vollständige Ausspülung aller Verbrennungsgase und
vollkommene Trennung der Luftausspülung von der Gasladung beseitigt. Der
Arbeitscylinder erhält zwei Kolben gleichen oder verschiedenen Durchmessers und
Hubes, die sich stets in entgegengesetzter Richtung bewegen und hier die dreifache
Aufgabe haben, bei der Annäherung die Ladung zu verdichten, bei der Entfernung von einander nach erfolgter Explosion Arbeit an die
Treibwelle abzugeben und als Steuerkolben den Austritt der Verbrennungsgase und den
Eintritt verdichteter Luft ohne Zuhilfenahme besonderer Ventile zu bewirken. Ein
Ansaugen der Ladung durch die Arbeitskolben findet nicht statt, sondern wird durch
zwei Pumpen bewirkt, von denen die eine zum Verdichten von Luft, die andere zum
Verdichten von Gas dient. Zum Fortschaffen der Verbrennungsproducte dient die von
der ersten Pumpe gelieferte verdichtete Luft, so dass letztere nach beendeter
Expansion, wenn also die beiden Arbeitskolben am weitesten von einander entfernt
sind, durch den ganzen Arbeitsraum hindurchströmt und denselben ausspült. Die dann
in letzterem verbleibende reine Luft wird von den beiden sich einander wieder
nähernden Kolben verdichtet und erhält zu geeigneter Zeit Gas eingespritzt. Luft-
und Gaspumpe sind zweckmässig zu beiden Seiten des Arbeitscylinders angeordnet
und ihre Kolben werden mit den beiden Treibstangen des einen Arbeitskolbens
verbunden.
Von den beiden Tauchkolben B und C (Fig. 13) des Arbeitscylinders A ist der erstere unmittelbar durch eine Pleuelstange
mit der mittleren Kurbel D der Treib welle verbunden,
während die um ungefähr 180° versetzten Kurbeln E durch
Vermittelung von Pleuelstangen, besonderen Kolbenstangen F und H und eines Querhauptes I den anderen Kolben C
gegenläufig zu B bewegen. Von den beiden Kolbenstangen
F und H ist die
erstere mit dem Kolben der Gaspumpe G, die zweite mit
demjenigen der Luftpumpe L verbunden. Erstere besitzt
Ventilsteuerung, letztere Schiebersteuerung. Doch ist die besondere Einrichtung
dieser Pumpen an und für sich unwesentlich. Fig. 13
zeigt die Stellung der beiden Kolben B und C bei verdichteter Ladung in dem Augenblick, in welchem
die Zündung, beispielsweise auf elektrischem Wege, erfolgt. Während der
Arbeitsleistung bewegen sich die beiden Kolben in Richtung der Pfeile aus einander
und gelangen in eine Lage, in welcher der Kolben B die
Oeffnungen a und der Kolben C die Oeffnungen b freilegt. In Folge dessen
strömt verdichtete Luft aus dem von der Luftpumpe L
gespeisten Behälter R durch die Oeffnung a in den Arbeitsraum des Cylinders A und treibt die Verbrennungsrückstände durch die von
dem Kolben C am entgegengesetzten Ende des
Arbeitsraumes freigelegten Oeffnungen b vollständig
aus. Die vollständige Ausspülung mit frischer Luft wird einerseits dadurch erreicht,
dass sich diese Oeffnungen an entgegengesetzten Enden einander gegenüberliegen und
andererseits durch Beseitigung aller schädlichen Nebenräume, welche bei anderen
Zweikolbensystemen während der Verbrennung zwischen den beiden Arbeitskolben
freiliegen.
Ausserdem wird diese vollständige Ausspülung bei dem neuen Motor mit geringerem
Kraftbedarf bewirkt als bei älteren Motoren mit besonderem Lufteinlassventil, indem
der eine Arbeitskolben B den Lufteinlass steuert und in
kürzerer Zeit einen bedeutend grösseren Einlassquerschnitt freilegt, so dass die
Luftausspülung auch bei hoher Tourenzahl im Todtpunkt schnell und mit geringerem
Ueberdruck der verdichteten Luft stattfinden kann. Letzteres bedeutet aber auch
geringeren Kraftverlust bei dem neuen Motor. Der Arbeitsraum ist nach beendeter
Ausspülung ganz mit frischer Luft gefüllt, so dass die Anfangstemperatur der
Compression so weit als möglich herabgemindert, und verhindert wird, dass
Selbstzündungen durch die heissen Verbrennungsgase eintreten.
Nach Abschluss der Oeffnungen a und b des Arbeitscylinders wird die von den beiden Kolben
B und C
eingeschlossene Luft durch die Bewegung der Kolben verdichtet, wobei zu geeigneter
Zeit von der Pumpe G Gas nach Oeffnung des gesteuerten
Ventils mit Ueberdruck in die verdichtete Luft eingedrückt wird. Dadurch, dass Gas
und Luft mit ganz getrennten Oeffnungen und Pumpen und zu ganz verschiedenen Zeiten
in den Arbeitscylinder gedrückt werden, kann bei der Ausspülung, trotzdem hierbei
sämmtliche Verbrennungsproducte angetrieben werden, kein Gasverlust entstehen, wie
bei den älteren Zweikolbensystemen; wo Gas und Luft gemeinschaftlich und
gleichzeitig eingeführt werden.
Die Regelung der Maschine kann durch Drosselung des Gaszuflusses zur Pumpe G oder durch Beeinflussung des Steuerventils erfolgen. Die beschriebene
Gasmaschine, die natürlich sowohl mittels Leuchtgas, als auch mittels anderer
brennbarer Gase oder Erdöl betrieben werden kann, gestattet vermöge der getroffenen
Anordnung und Arbeitsweise, einen Verbrennungsdruck von 60 at und darüber zu
erzeugen, was mit einer erheblichen Verkleinerung des Querschnittes der
Arbeitskolben und des Arbeitscylinders und erheblicher Verminderung der abkühlenden
Flächen verbunden ist.
(Fortsetzung folgt.)