Titel: | Zur Frage der Befestigung breitbasiger Schienen auf eisernen Querschwellen. |
Autor: | Rudolfv. Lichtenfels |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 193 |
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Zur Frage der Befestigung breitbasiger
Schienen auf eisernen Querschwellen.
Von Rudolfv. Lichtenfels, Professor der k. k. technischen Hochschule in
Brünn.
Mit Abbildung.
Zur Frage der Befestigung breitbasiger Schienen auf eisernen
Querschwellen.
Die über das Verhalten des eisernen Oberbaues bisher gemachten Erfahrungen zeigen,
dass, wenn auch ein oder das andere System gelobt wird, doch der eiserne Oberbau im
Allgemeinen den an ihn gestellten Anforderungen noch nicht ganz entspricht. Ein
Hauptmangel desselben besteht darin, dass er – einige in der Praxis vorgekommene
Fälle, wo solche Constructionen in langen Tunnels schon im Zeitraume weniger Jahre
durch Verrostung unbrauchbar wurden, abgerechnet – grösstentheils schon lange bevor
die Abrostung seiner Theile bedenkliche Fortschritte gemacht hat, durch die
Formveränderung der Schwellen ausschnitte und der die Schienen auf den Schwellen
festhaltenden Klemmvorrichtungen unbrauchbar wird.
Textabbildung Bd. 291, S. 193Lichtenfels' Schienenbefestigung. Die entsprechende Erscheinung findet sich auch beim Holzschwellenoberbau,
indem dort häufig die Schwellen durch die verschiedenen bei der Erhaltung der Bahn
an denselben vorgenommenen mechanischen Eingriffe früher zu Grunde gehen, als die
Fäulniss ihrer Verwendung eine Grenze setzt. Während aber beim Holzschwellenoberbau
die Ursache für diese Erscheinung in der für die heutigen Anforderungen bereits
nicht mehr ausreichenden Haltkraft der Schienennägel im Holze der Schwellen und den
dadurch bedingten immerwährenden Reparaturen an den Schwellen liegt, ist sie beim
Eisenoberbau unzweifelhaft in der Construction dieses letzteren zu suchen. Mit dem
Holzschwellenoberbau ist man also in Anbetracht der jetzt angestrebten grossen
Zugsgeschwindigkeiten und der grossen Achsdrücke unserer Lastenmaschinen so ziemlich
an der Grenze seiner Verwendbarkeit angelangt, denn derselbe lässt sich nicht mehr
verstärken, ohne dass dabei seine ihn so sehr auszeichnende Einfachheit und andere
seiner unstreitigen Vorzüge eine Einbusse erleiden; beim eisernen Oberbau wird
man aber, weil das Eisen für den gedachten Zweck ohne Zweifel tauglich ist, trachten
müssen, jene Constructionsmängel zu beseitigen, welche das vorzeitige Verderben der
Befestigungsbestandtheile herbeiführen.
Die Einflüsse, welche die über die Schienen rollenden Fahrzeuge auf die
Klemmvorrichtungen ausüben, ziffermässig ganz genau festzustellen, ist bis jetzt
noch nicht gelungen, indessen ist uns die Art und Weise, wie die von aussen
kommenden Kräfte auf die Klemmvorrichtungen einwirken, doch ausreichend bekannt, um
auf Grund dieser Erkenntniss den Oberbau so construiren zu können, dass die
schädlichen Einflüsse jener Kräfte wenigstens nicht noch durch Hebelübertragungen
vergrössert, oder jene Kräfte auf so kleine Flächen übertragen werden, dass diese
den auf sie einwirkenden enormen Drücken, Stössen, Abscherungen u.s.w.
augenscheinlich einen entsprechenden Widerstand nicht entgegensetzen können.
Ein aufmerksames Auge wird aber bei Betrachtung der verschiedenen derzeit bekannten
Eisenoberbausysteme finden, dass nicht alle derselben von solchen Mängeln ganz
freigesprochen werden können, und ist wohl hierin die Ursache dafür zu suchen, dass
mit dem Eisenoberbau bisher ein allgemein
durchschlagender Erfolg nicht erzielt werden konnte.
Insbesondere will es scheinen, als ob dem durch die Längsbewegungen der Schienen auf
die Klemmvorrichtungen ausgeübten schädlichen Einflüsse ein zu geringes Gewicht
beigelegt würde.
Dass sich die Schienen ihrer Längenrichtung nach auf ihren Unterlagen bewegen, ist
eine unbestreitbare Thatsache. Das Ergebniss dieser Bewegung – das Wandern der
Schienen – ist ja allgemein bekannt und schon vielfach erörtert.
Die Längsbewegung der Schienen hat verschiedene Ursachen, z.B. den Temperaturwechsel,
das Anstossen der Räder an die Schienenstösse, die gleitende Reibung der Räder auf
den Schienen bei der Befahrung der Curven, die Tendenz der Triebräder, die Schienen
unter sich nach rückwärts in die der Fahrtrichtung entgegengesetzte Richtung zu
schieben, die Tendenz der Laufräder, die Schienen nach ihrer eigenen
Bewegungsrichtung mitzuziehen, die Bremsung der Räder u.s.w. Von diesen
Bewegungsursachen bewirkt die Mehrzahl eine Längsbewegung der Schienen nach der
Richtung, in welcher sich der Zug bewegt, eine kleinere Zahl derselben bringt eine
der Bewegungsrichtung des Zuges entgegengesetzte Längsbewegung der Schienen hervor;
der Temperaturwechsel endlich erzeugt eine von der Zugsbewegung unabhängige, bald
nach vor-, bald nach rückwärts gerichtete Längsbewegung der Schienen. Man sieht
hieraus, dass auf eingleisigen Bahnen die Richtung,
nach welcher sich die Schienen ihrer Länge nach bewegen, eine nach
vor- und rückwärts wechselnde ist und dieser Wechsel in der
Bewegungsrichtung der Schienen auch bei zweigleisigen Bahnen, dort aber minder
lebhaft, auftritt.
Den Klemmvorrichtungen fällt nun neben anderen auch die Aufgabe zu, diese wechselnden
Bewegungen der Schienen bis auf ein gewisses, von der Längenänderung der Schienen
beim Temperaturwechsel abhängiges Maass aufzuhalten. Zu diesem Zwecke werden die
Kräfte, welche die Schienen in der gedachten Weise zu bewegen trachten, bekanntlich
zumeist durch Vermittelung der Winkellaschen direct auf die Klemmvorrichtung
übertragen, andererseits geschieht diese Kräfteübertragung aber auch ohne die
directe Absicht hierzu durch die Reibung von Constructionstheilen auf einander, z.B.
indem man die Flügel der Klemmplatten auf die Schienenfüsse presst. So mit den
Schienen in Verbindung gebracht, werden nun die Klemmvorrichtungen selbst durch die
Längsschübe abwechselungsweise nach vor- und rückwärts gezogen.
In dieser, dem Constructeur nichts weniger als erwünschten, in der Praxis aber durch
die beobachtete Verdrehung von Bestandtheilen der Klemmvorrichtungen constatirten
Thatsache liegt meiner Ansicht nach eine Hauptursache für das Lockerwerden und
dadurch in weiterer Folge für die rasche Deformirung der Klemmvorrichtungen. Denn
während alle anderen durch Vermittelung der Schienen auf die Klemmvorrichtungen
übertragenen Kräfte diese zwar in mehr oder weniger heftiger Weise, aber doch immer
nur in einer und derselben Richtung angreifen und demzufolge verhältnissmässig
leicht durch einseitig angebrachte Anlehnungsflächen aufgefangen werden können, ist
dies hinsichtlich jener Kräfte, welche die Längsbewegungen der Schienen hervorrufen,
nicht der Fall. Um dieser Inanspruchnahme wirksam zu begegnen, muss der bezügliche
Befestigungsbestandtheil vorn und rückwärts an fixe
Flächen angelehnt, also statt zwischen zwei
Anlehnungsflächen eingepasst werden, sonst wird er durch die fortwährend in ihrer
Richtung nach vor- und rückwärts wechselnden Schübe, wenn dieselben auch
verhältnissmässig schwach sind, gelockert.
Wir sehen also, dass, wenn sich die in Rede stehenden Kräfte auch hinsichtlich ihrer
Grösse mit den durch die Fahrbetriebsmittel ausgeübten Verticaldrücken und
Seitenstössen nicht messen können, dieselben doch durch den Wechsel in ihrer
Angriffsrichtung höchst gefährlich werden und demzufolge auch bei der Construction
des Eisenoberbaues eine erhöhte Aufmerksamkeit verdienen.
Betrachtet man aber die verschiedenen im Eisenoberbau zur Anwendung kommenden
Klemmvorrichtungen, so findet man, dass die meisten derselben gerade in dem
berührten Punkte manches zu wünschen übrig lassen. Bei einigen derselben wird die
Aufnahme der gedachten Kräfte lediglich der Reibung zwischen Klemmplatte und
Schwelle überlassen. Bei anderen übernehmen zwar allerdings von den
Befestigungsbestandtheilen in die Schwelle reichende Zapfen als secundäre Aufgabe
auch die gedachten Schübe; diese Zapfen liegen aber gewöhnlich so weit abseits von
der Angriffsrichtung der bezüglichen Kräfte, dass hierdurch für die Zapfen höchst
bedenkliche Drehmomente entstehen. Nur vereinzelt trifft man auf Constructionen,
welche den berührten Umständen besser Rechnung tragen; der von mir angedeutete
Endzweck, eine im bezeichneten Sinne unverrückbar
mit der Schwelle verbundene Klemmvorrichtung
herzustellen, welche die Schiene festhält, zugleich aber auch zum Zwecke der
Dilatation beim Temperaturwechsel noch ein Gleiten derselben zwischen
Klemmvorrichtung und Schwelle zulässt, ist jedoch meines Wissens bisher noch von
keiner vollkommen erreicht worden, daher wäre in diesem Punkte nach einer
Verbesserung zu streben.
Nach dem Vorbesprochenen und den Grundzügen, welche bereits von mehreren Autoren über
die Construction des Eisenoberbaues aufgestellt wurden, liessen sich die
Anhaltspunkte für diese der Hauptsache nach in Folgendem zusammenfassen:
Die Reibung der Befestigungsbestandtheile an einander sollte – mit Ausnahme bei den
Schrauben – niemals zu Zwecken der Befestigung ausgenützt, hingegen aber dann immer
in Berücksichtigung gezogen werden, wenn sie unseren Zwecken hindernd in den Weg
tritt.
Die Schwelle, als der nach der Schiene kostspieligste Theil des Oberbaues und jenes
Stück, dessen Auswechslung die grösste Störung im Betriebe der Bahn verursacht, ist
vor allem gegen eine vorzeitige Abnützung zu schützen. In der Unterlage der Schiene
bildet sich an jener Stelle, wo der Schienenfuss aufruht, mit der Zeit durch
Verrostung und die hin und her gehende Bewegung der Schiene eine Nuth. Es empfiehlt
sich daher, zwischen Schienenfuss und Schwelle ein auswechselbares Zwischenglied –
die Unterlagsplatte – zu geben.
Stellt man die Schienenfüsse direct auf die Schwellen, so müssen die letzteren zur
Herbeiführung der Neigung der Schienenstege gegen die Gleismitte, ferner auch noch
eine Knickung erhalten. Diese Knickung erschwert nebst anderen ihr anhaftenden
Nachtheilen die Anwendung des mit einer solchen construirten Oberbaues in den
Weichenanlagen. Sie wird daher besser unterlassen und die Neigung des Schienensteges
durch eine keilförmige Gestalt der Unterlagsplatte zu erzielen sein.
Die Unterlagsplatte soll fest und unverrückbar auf der Schwelle sitzen. Eine
schlotterig sitzende Unterlagsplatte begünstigt ganz besonders eine vorzeitige
Abnützung der Befestigungsbestandtheile und Lockerung der Schrauben.
Unterlagsplatten, welche lediglich mit einer ebenen Fläche auf der Schwelle liegen
und in der Richtung der Gleislänge nach vorn und rückwärts keine solide Anlehnung an in die Schwelle greifende andere
Befestigungsstücke haben, können von den nach ihrer Längsrichtung sich bewegenden
Schienen mitgenommen, somit hin und her gezogen werden, wodurch eine Veranlassung zu
Deformationen der Befestigungsbestandtheile entsteht. Es wird sich daher
insbesondere mit Rücksicht auf die Verwendung des Eisenoberbaues in eingleisigen
Strecken, auf welchen, wie wir früher gesehen haben, die abwechselungsweisen Vor-
und Rückwärtsbewegungen der Schienen besonders lebhaft auftreten, empfehlen, der
Unterlagsplatte eine solche Form zu geben, dass entweder die in die Schwelle
greifenden Befestigungsstücke, an welche sich die Unterlagsplatte anlehnen soll,
durch in dieser angebrachte Löcher gesteckt werden, oder dass die Unterlagsplatte
auf ihrer Unterseite rechts und links der Lagerstelle für den Schienenfuss Nasen
erhält, mit welchen sie selbst in die Schwelle greift; dann fallen die gedachten
Uebelstände ganz weg.
Von besonderer Wichtigkeit ist die Form der Klemmplatten bezieh. die Form jener
Befestigungsbestandtheile des Oberbaues, welche die Schiene in senkrechter Richtung und nach der
Richtung normal zum Gleise festhalten sollen. Diese Körper müssen, weil man von der
Ausnützung der Reibung absehen soll, mit einem Zapfen in die Unterlage der Schiene
greifen, um so die Seitenstösse der Fahrbetriebsmittel auf die Schwelle zu
übertragen. Diese Zapfen sind es nun, welche, wenn sie unrichtig angebracht und
geformt sind, die Ausschnitte in der directen Schienenunterlage oder in der Schwelle
ganz besonders leicht verderben können. Die Klemmplatten liegen mit ihren Flügeln
auf dem Schienenfusse. Die Schienen werden dieselben also in Folge der zwischen den
Berührungsflächen auftretenden Reibung bei ihren Längsbewegungen mitzunehmen
trachten, wodurch die Zapfen auf Torsion in Anspruch genommen werden. Liegen die
erwähnten Zapfen sehr weit abseits vom Schienenfuss, so werden diese
Inanspruchnahmen zu thatsächlichen Bewegungen der Klemmplatten führen und es beissen
sich dann die Kanten der Zapfen in die Seitenwände der Ausschnitte, in welchen sie
sitzen, oder sie drücken sich selbst ab und erhalten mit der Zeit, sowie die
Ausschnitte eine gerundete Form. Ausserdem werden die Fusschrauben, wenn dieselben
zwischen den Zapfen und den Schienenfüssen ihren
Platz erhalten, keine ruhige Lage haben, was auch wieder verschiedene Uebelstände,
insbesondere aber die Lockerung der Schraubenmutter zur Folge hat. Das Mitziehen der
Klemmplatte durch die Schiene wird nicht leicht ganz zu beseitigen sein. Sein
schädlicher Einfluss wird aber selbstverständlich um so grösser, je weiter der in
der Schwelle steckende Zapfen vom Schienenfuss entfernt ist, dagegen aber auf das
bei einer einfachen Klemmplatte ohne Rückenanlehnung erreichbare Minimum gebracht,
wenn der Zapfen der Klemmplatte selbst mit einer
Seitenfläche unmittelbar am Schienenfuss anliegt. Es
erscheint daher insbesondere dann, wenn man der Klemmplatte keine Rückenanlehnung
geben kann, zweckmässig, dieselbe so zu construiren, dass die soeben angegebene Lage
ihres Zapfens zum Schienenfuss bei jeder Stellung, in
welcher die Klemmplatte zur Anwendung kommt, eintritt. Ferner soll die Fusschraube
durch den Mittelpunkt des Klemmplattenzapfens gehen, weil diese Schraube – nachdem
die Drehung der Platte um den gedachten Mittelpunkt erfolgen muss – an dieser Stelle
vor den Angriffen, durch welche sie abgerieben, abgeschert, gebogen oder gerüttelt
werden würde, am gesichertesten ist, was bekanntlich als ein Haupterforderniss für
jeden guten Eisenoberbau ganz besonders angestrebt wird.
Weiter erscheint es einleuchtend, dass es zweckmässig ist, jene Seitenflächen des
Ansatzes, welche parallel zum Schienenfuss laufen, möglichst gross zu machen, weil
sich dann die Seitenstösse der Fahrbetriebsmittel im Schwellenausschnitte auf eine
grössere Fläche vertheilen und demzufolge die bezügliche Wand des Ausschnittes nicht
so stark angegriffen wird.
Die Anzahl der Theile, aus welcher eine Befestigungsvorrichtung besteht, ist von
wesentlichem Einflüsse auf deren Dauerhaftigkeit und Haltkraft. Jede
Berührungsstelle zweier Stücke ist, weil sich dort die Flächen an einander reiben,
drücken, abstossen u.s.w., ein Ort, an welchem Deformationen auftreten müssen. Die zunehmende Ausbreitung dieser Deformationen
führt eine Lockerung der Klemmvorrichtung und schliesslich die Unbrauchbarkeit
der letzteren herbei. Ausserdem ist es, weil sich die einzelnen Stücke nicht
mathematisch genau an einander anschliessen, sondern jedes derselben einen kleinen
Spielraum haben muss, selbstredend, dass sich mit dem Wachsen der Zahl der Stücke
auch die Zahl der Spielräume vermehrt und dadurch ein schlotteriges Sitzen der
Klemmvorrichtung herbeigeführt wird. Je mehr man also die Zahl der einzelnen Stücke
reducirt, desto mehr reduciren sich die Veranlassungen zur Abnützung des Oberbaues
und desto fester wird dieser sitzen.
Das Bestreben, die Zahl der die Klemmvorrichtung bildenden Stücke möglichst klein zu
machen, empfiehlt sich um so mehr, als hierdurch auch der Erzeugungspreis geringer
wird und sich die Manipulation beim Oberbaulegen wesentlich vereinfacht. Mit
Rücksicht auf diese letzterwähnten Erwägungen wäre auch anzustreben, der
Klemmvorrichtung eine solche Construction zu geben, dass zur Erzielung der
verschiedenen Spurerweiterungen keine Auswechselung von Befestigungsbestandtheilen
nothwendig wird, sondern durch entsprechende Einpassung immer derselben Bestandtheile dem Gleise alle vorgesehenen
Spurerweiterungen gegeben werden können, also für alle
Befestigungsstellen der ganzen Strecke immer die
gleichen Bestandtheile zur Verwendung kommen.
Alle Befestigungsbestandtheile sollen ausgewechselt werden können, ohne dass es
nothwendig wird, deshalb die Schwelle aufzuheben oder diese sonst aus ihrer Lage zu
verrücken. Sämmtliches Kleinzeug mit Ausnahme der Unterlagsplatte, wenn diese mit in
die Schwellen ausschnitte greifenden Käsen versehen ist, soll ausgewechselt werden
können, ohne die Schiene aus ihrer Lage bringen zu müssen.
Rücksichtlich der Erzeugung der Stücke wäre den letzteren eine solche Form zu geben,
dass sich dieselben im grossen Ganzen durch Walzung herstellen lassen.
Die Klemmvorrichtung soll die Dilatationsbewegung der Schiene über die Querschwelle
hinweg nicht hindern. Verbindet die Klemmvorrichtung die Schiene mit der
Querschwelle ganz fest, so macht diese die Dilatationsbewegung der Schiene mit und
lockert dadurch ihr Lager im Schotter.
Ob es vortheilhaft ist, die Klemmplatten durch an der Unterlagsplatte angebrachte
Krempen zu ersetzen, muss erst eine längere Beobachtung solcher Constructionen
zeigen. Die Krempen biegen sich auf, reiben sich aus. Die dadurch entstehenden
Lockerungen lassen sich nicht beseitigen, wie dies bei den Klemmplatten durch ein
Anziehen der Schraubenmuttern möglich ist.
Endlich sei noch erwähnt, dass dem Bestreben, die Construction möglichst leicht zu
machen – so begreiflich dieses vom rein geschäftlichen Standpunkte ist – doch nicht
die Solidität der Construction zum Opfer fallen darf.
Meine seit einer Reihe von Jahren auf diesem Gebiete betriebenen Studien führten mich
nach vielen Constructionsversuchen schliesslich auf eine Klemmvorrichtung, welche
den voran geführten Grundzügen zu entsprechen scheint, deshalb will ich dieselbe
hier kurz beschreiben. (Figur S. 193.)
Dieselbe besteht, von den Fusschrauben abgesehen, nur aus einer keilförmigen
Unterlagsplatte und zwei Klemmplatten. Die Unterlagsplatte hat eine Grundfläche von
\frac{116}{227} mm und auf jeder ihrer beiden vertauschbaren
Lagerflächen je zwei 55 mm lange, in ihrem Querschnitte den zu befestigenden
Schienenfussenden nachgeformte Nasen. Diese Nasen liegen an den schmäleren Rändern
der Platte, parallel zur Schienenrichtung, und sind 181 mm von einander entfernt.
Das Nasenpaar jener Lagerfläche, welche man auf die Schwelle legt, greift in zwei im
Schwellenlager passend angebrachte Ausschnitte. Dabei lehnen sich die Stossflächen
und die Stirnflächen der beiden Nasen so an die Seitenwände dieser Ausschnitte an,
dass die Platte – wenn man von den hier ganz minimalen Bewegungen, welche die wegen
der Ungenauigkeit der Ausführung nothwendigen Spielräume zwischen den
Befestigungsmitteln noch zulassen, absieht – für sich allein vollkommen unverrückbar
und sicher auf der Schwelle sitzt. Verschiebungen der Platte nach rechts und links
oder nach vor- und rückwärts, oder gar Verdrehungen derselben sind selbst in dem
Falle ganz unmöglich, wenn die Platte noch von keiner Schraube gehalten wird.
Die Keilplatte kann durch Vertauschung der Lagerflächen in zwei Stellungen auf die
Schwelle gelegt werden. Dieser Umstand ist zur Erzielung der Spurerweiterung dadurch
ausgenützt, dass die beiden Nasen jeder Lagerfläche ungleiche Breiten erhielten. Die
im Querschnitte der Keilplatte diagonal gegenüber liegenden beiden Nasen sind gleich
breit, während die über einander liegenden ungleich breit sind. Die Differenz dieser
Breiten beträgt das doppelte Spurerweiterungsintervall und zeigen sich, da die
Innenseiten dieser Nasen genau über einander liegen, die äusseren Stossflächen
derselben um das genannte Maass gegen einander verschoben. Es ist also, indem man
die Platte in der einen oder der anderen Lage in die Schwellenausschnitte einpasst,
möglich, dieselbe gegen die Gleismitte um das doppelte Spurerweiterungsintervall zu
verschieben.
In den 181 mm weiten Raum zwischen den beiden obenauf befindlichen Nasen wird die
Schiene mit zwei Klemmplatten satt eingepasst, so dass die die Schiene treffenden
Seitenstösse durch Vermittelung der Klemmplatten auf die Nasen der Keilplatte und
durch diese weiter auf die Schwelle übertragen werden. Um die beiden ebenso wie die
Keilplattennasen 55 mm langen Klemmplatten gegen die eingangs besprochenen
Verschiebungen nach der Längenrichtung der Schiene und gegen Verdrehungen zu
sichern, ist der untere Ansatz derselben, welcher zwischen dem Schienenfuss und der
diesem gegenüber liegenden Nase der Keilplatte liegt, nach unten zu mit seinem
vollen Querschnitt verlängert und greift in knapp neben den Nasen in der Keilplatte
angebrachte Ausschnitte bezieh. noch durch diese hindurch in die bis dorthin
reichenden Ausschnitte der Schwelle. Die Keilplatte hat oben zwei Flügel. Von diesen
legt sich einer auf den Schienenfuss, der andere auf die bezügliche Nase der
Keilplatte. Eine durch die Mitte der Klemmplatte gehende Fusschraube, welche mit
ihrem Kopfe in das Schwellenlager einklinkt, bewirkt die Befestigung im senkrechten
Sinne.
Auch bei diesen Klemmplatten sind Verschiebungen nach vor-, seit- und rückwärts, oder
gar Verdrehungen derselben ganz unmöglich. Auch sie sitzen, sowie die
Unterlagsplatten, selbst unverschraubt vollkommen unverrückbar in ihren Lagern fest
und fassen den Schienenfuss stets in der gleichen, sichersten Weise.
Die Klemmplatten haben auch noch die Aufgabe, bei der Spurerweiterung
mitzuwirken. Aus diesem Grunde sind ihre zwischen Schienenfuss und Nase
einzupassenden Ansätze in ihren Stärken um das einfache Spurerweiterungsintervall
verschieden und die Klemmplatten vertauschbar; welch letzteres trotz der
keilförmigen Gestalt der Unterlagsplatte dadurch ermöglicht wird, dass die auf
dieser angebrachten Nasen den Schienenfussenden nachgeformt wurden und die unteren
Flächen der Klemmplattenflügel sich, soweit es die Praxis erfordert, umhüllend
einerseits über den Schienenfuss, andererseits über die diesem gegenüber liegende
Keilplattennase legen. Nachdem auf den beiden Seiten der Schiene nur die Stellungen
der Schienenfussenden zu den Nasen vertauscht sind, die Begrenzungsformen dieser
Körper aber die gleichen bleiben, kann die Platte sowohl rechts, als links
eingesetzt werden.
Durch die Vertauschung der Klemmplatten ist es möglich, die Schiene um das einfache
Spurerweiterungsintervall zu verschieben. Durch die Combinirung der verschiedenen
möglichen Lagen der Unterlagsplatte und der Keilplatten ergeben sich vier
verschiedene Stellungen einer einzelnen Schiene, und die Stellungen der beiden
Schienen des Gleises combinirt geben sieben verschiedene Spurweiten. Dies gilt für
den Fall, dass die Differenz der Stärke der auf der Keilplatte über einander
liegenden Nasen mit zwei Spurerweiterungsintervallen angenommen wird. Nimmt man
diese Differenz mit drei Spurerweiterungsintervallen an, so kann man sogar neun
verschiedene Spurweiten erzielen.
Dieses Klemmsystem erreicht somit bezüglich der Spurerweiterung mit nur drei Stücken dasselbe, wozu andere eiserne
Querschwellenoberbausysteme mit Keilunterlagen sieben bis
acht Stücke benöthigen; dabei kann sich bei demselben absolut nichts
verdrehen oder verschieben; alle Stösse und Schübe werden auf breiten Flächen
aufgefangen; die Stücke sind derb und setzen demzufolge der Deformirung einen
bedeutenden Widerstand entgegen. Die Fusschrauben werden, weil die Unterlagsplatte
und die Klemmplatten unverrückbar sind, nur auf Zug in Anspruch genommen und sind
von oben in den Schwellenausschnitt einzuführen. Die ganze Anordnung ist so einfach,
dass für seine Zusammensetzung die minimalsten Kenntnisse des Oberbaulegers
ausreichen. Irrthümer in der Combinirung der Versatzstücke, durch welche, wie bei
anderen Systemen, der Fall eintreten kann, dass die scheinbar richtig eingesetzte
Klemmvorrichtung trotz der angezogenen Fusschraube den Schienenfuss doch nicht
sicher hält, sind ganz unmöglich.
Neu sind an dem System, welches in Deutschland und Oesterreich patentirt ist, die
Umlegbarkeit der Unterlagsplatte, welche durch die eigenthümliche Ausbildung der an
dieser angebrachten Nasen ermöglicht wird, sowie die eigenartige Gestalt der
Klemmplatten.
Hinsichtlich der Herstellung will ich mir, da ich weder Hüttenmann, noch
Walztechniker bin, ein Urtheil nicht anmaassen, soviel mir aber Fachmänner auf
diesem Gebiete sagen, unterliegt dieselbe keinen erheblichen Schwierigkeiten.
Keilplatte und Klemmplatten können gewalzt werden. Erstere erfordert dann allerdings
wegen Abnahme der Randleisten an acht Stellen und der Stanzung der Ausschnitte eine
grössere Appretur, und bei den letzteren sind die Bolzenlöcher nur entweder warm zu
stanzen oder zu bohren, dagegen ist aber die Walzarbeit, weil die Zahl der
Versatzstücke auf drei beschränkt ist, gegen andere Systeme,
welche deren sieben bis acht haben, geringer.
Die folgenden Tabellen geben das Gewicht der Klemmvorrichtung und die wichtigsten
Daten über die Schwelle, welcher aus verschiedenen Gründen ein grösseres Gewicht
gegeben wurde, als es sonst üblich ist.
Gewicht der Klemmvorrichtung.
Stück-zahl
Gegenstand
Gewicht in Kilo
einzeln
zusammen
11122
UnterlagsplatteKlemmplättchen Nr. 0Klemmplättchen Nr.
4FusschraubenFixirungsringe
2,130,500,560,62 0,025
2,130,500,560,620,05
Zusammen
–
4,48
Daten über die Schwelle.
Flächeninhalt des vollen Schwellenprofiles
39,86
qc
Flächeninhalt des verschwächten
Schwellen- profiles
34,26
qc
Trägheitsmoment des verschwächten
Schwel- lenprofiles
294,58
cm4
Entfernung der neutralen Achse von der Basis
6,654
cm
Widerstandsmoment des
verschwächten Schwellenprofiles
44,3
cc
Gewicht der Schwelle etwa
80
k
Das Gewicht der Klemmvorrichtung hätte durch eine Reduction in den Ausmaassen der
Bestandtheile noch verringert werden können; ich habe dies jedoch unterlassen, weil
ich der Ansicht bin, dass man in der Lösung der vorliegenden Frage dem vorgesteckten
Ziele nicht näher kommen wird, wenn man den Wunsch, eine leichte Construction zu
erhalten, allzusehr in den Vordergrund stellt.
Ich habe mit Rücksicht auf die oben eingeflochtene Bemerkung, dass auch bei dieser
Klemmvorrichtung in Folge der zwischen den Befestigungsbestandtheilen zu lassenden
Spielräume noch minimale Bewegungen dieser Bestandtheile möglich seien, zu erwähnen,
dass ich auch auf eine Vorrichtung gekommen bin, welche selbst diese kleinen
Bewegungen vollständig unmöglich macht, so dass dort die Klemmvorrichtung
thatsächlich ganz unverrückbar mit der Schwelle
verbunden ist. Ich erziele dies durch nach der Längenrichtung der Schiene wirkende,
diese in ihrer Dilatationsbewegung daher nicht hindernde Keilpressungen. Diese
Einrichtung erfordert aber statt drei Versatzstücken wieder deren fünf, ist daher
auch etwas complicirter, deshalb möge ihre Beschreibung unterbleiben.