Titel: | Neue Gasmaschinen. |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 204 |
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Neue Gasmaschinen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 178 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neue Gasmaschinen.
Die Maschine von H. Beck in Chemnitz arbeitet nach dem
Compoundsystem, indem die Abgase der beiden Hauptcylinder abwechselnd in einen
Nebencylinder eintreten und hier weiter wirken.
Textabbildung Bd. 291, S. 204Fig. 14.Gasmaschine von Beck. An das gemeinschaftliche Maschinengestell a
(Fig. 14) sind die drei Cylinder b c und d parallel neben
einander befestigt. Die Hauptwelle e hat drei
Kurbelkröpfungen in gleicher Richtung, und die Kolben b1
c1 und d1 der Cylinder b c und d sind mittels der
Schubstangen b2
c2 und d2 mit den Kurbeln der
Welle so verbunden, dass diese Kolben b1
c1 und d1 stets gleiche
Bewegungsrichtungen aufweisen und immer gleichzeitig, bald in der hinteren, bald in
der vorderen Todtpunktstellung ankommen. Die beiden Cylinder b und c bilden die Hauptkraftcylinder und der
Hilfscylinder d ist möglichst eng zwischen beiden
angeordnet. Zur Einführung der Kraftmittel und zur Zündung der Ladung sind an den
freistehenden hinteren Enden der beiden Cylinder b
und c Cylinderköpfe befestigt, welche die Einlass- und
Zündorgane, beispielsweise Zünd- und Steuerungsschieber, tragen, und ferner ist der
Hilfscylinder d mit einem grossen Kopfschlusstück
versehen, welches als gemeinschaftliches Traversenstück alle drei Cylinder b c und d verbindet. In
diesem Traversenstück sind auch die Zwischenventile b6 und c6 und die Auslassventile b8 und c8 angeordnet. Die von der Hauptwelle e aus in der halben Umdrehungszahl getriebenen
Steuerwellen k und k1 sind an den beiden Langseiten der Maschine
gelagert und werden durch die Stirnräderpaare h bezieh.
h1 die konischen
Räderpaare i bezieh. i1 bewegt. Von diesen Steuerwellen k und k1 werden einestheils Einlass- und Zündorgane und
anderentheils die Zwischenventile b6 und c6, sowie die Auslassventile b8 und c8 gesteuert.
Die Hauptkraftkolben b1
und c1 lassen in ihren
inneren Stellungen noch die Kammern b3 und c3 frei und werden in diesen Compressions- oder
Explosionskammern die angesaugten und zusammengefassten Gasgemische in einer
üblichen Weise entzündet. Durch die rasche Verbrennung entstehen die hochgespannten
Kraftgase, welche die Kolben auswärts treiben.
Jeder Kraftcylinder b und c
arbeitet im Viertakt, und da die Steuerungsorgane so gestellt sind, dass Cylinder
b zündet und Kraft gibt, wenn Cylinder c ansaugt und ladet, und umgekehrt, so wirkt bei jeder
Wellenumdrehung abwechselnd bald der eine, bald der andere Cylinder. Zur besseren
Ausnutzung der in den Hauptcylindern b und c entstehenden hochgespannten Kraftgase werden nun zur
Zeit der Zündung und Entwickelung der grössten Energie einem Theil dieser Kraftgase
durch möglichst weite und kurze Zwischenkanäle, Seitenwege in dem naheliegenden
Hilfscylinder d geöffnet, wodurch den Kraftgasen
grössere Expansionsräume und Kolbenflächen zur Verfügung gestellt werden, als dies
sonst in den Hauptcylindern allein geschehen kann.
Zu diesem Zwecke wird der Hilfscylinder d bei jeder
Umdrehung durch ein Zwischenventil b6 oder c6 mit dem Kraftcylinder b oder c verbunden, welcher gerade den
kraftgebenden Aushub und den ausstossenden Einhub macht, während der andere
Kraftcylinder c oder b für
sich abgeschlossen den ansaugenden Aushub und den zusammenpressenden Einhub
bewerkstelligt.
Saugt also z.B. Cylinder c beim Aushub seines Kolbens
c1 an und presst
beim Einhub zusammen, so sind Zwischenventil c6 und Ausstossventil c8 geschlossen; Cylinder b und Hilfscylinder d sind
aber bei Beginn dieses Aus- und Einhubes durch Oeffnen des Zwischenventils b6 in Verbindung
gebracht; die rasch auftretenden und viel Raum verlangenden hochgespannten Kraftgase
verbreiten sich auch durch Kanal b5, Ventil b6 und Kanal d3 expansirend und kraftgebend in den Hilfscylinder
d auf Kolben d1; ja es können sich auch durch Verbrennung von mit
übergerissenen Gasgemischen Kraftgase in diesem Cylinder bilden.
Nach Vollendung dieses gemeinschaftlichen Krafthubes öffnet das Ausstossventil b8, die verbrauchten
Gase aus Cylinder b werden direct ausgestossen und die
aus dem Cylinder d gehen denselben Weg, sobald sie das
Zwischenventil b6
passirt haben.
Bei Beginn der zweiten Umdrehung und während ihres Umlaufes (nachdem also Cylinder
c während der ersten Umdrehung für sich angesaugt
und zusammengepresst hat) haben die Ventile gewechselt, b6 und b8 haben sich geschlossen und c6 hat sich geöffnet, so dass nun die Cylinder c und d beim zweiten
Kraftaushub und Ausstosseinhub zusammenarbeiten.
Während also bei jeder Umdrehung abwechselnd ein anderer Hauptcylinder kraftgebend
wirkt, wirkt der Hilfscylinder d bei jedem Aushub
kraftgebend bald mit dem einen Kraftcylinder b, bald
mit dem anderen c gemeinschaftlich.
Zu einer noch besseren Ausnutzung der Kraftgase in dem Hilfscylinder d kann die Maschine noch in der Weise ausgebildet
werden, dass in den Hilfscylinder d noch ein besonders
gesteuertes Ausblaseventil eingesetzt wird. Wird dann nach einem jeden Krafthub
dasjenige Zwischenventil (durch welches soeben die Kraftgase in den Cylinder d übergetreten waren) geschlossen und das
Ausblaseventil noch ein Stück des nun beginnenden Einhubes geschlossen gehalten, so
werden die in diesem Cylinder d befindlichen
Auspuffgase durch Condensation ein gewisses Vacuum bilden und der Kolben d1 wirkt eine Strecke
unter Depression, einwärts kraftgebend. Nach Zurücklegung von etwa 6/10 dieses
Einhubes, wo die Depression nachlässt, wird etwa 3/10 des Einhubweges das Ausblaseventil
geöffnet, Auspuffgase ausgelassen und beim letzten 1/10 des Einhubweges das Ventil wieder
geschlossen, damit zur Verbindung mit dem anderen Hauptcylinder die erforderliche
Compression hergestellt wird. Bei einer solchen Maschine müssen grössere Hub- und
Durchmesserverhältnisse gewählt werden. Auch kann das Zwischenventil b6 bezieh. c6 schon ein gutes
Stück vor Vollendung des betreffenden Krafthubes geschlossen werden, wodurch der
Hilfscylinder d weniger Kraftgase bekommt, dadurch
letztere länger für sich abgeschlossen bleiben und ein besseres Vacuum ergeben. Der
Hilfscylinder d wird in diesem Falle auch kräftiger
gekühlt werden müssen; auch wird die Einspritzung eines Sprühregens von Wasser
fördernd sein. Das im Hilfscylinder d eingesetzte
Ausblaseventil thut auch dann gute Dienste, wenn die gegenseitigen Abmessungen der
Cylinder b c und d und
ihre Hubverhältnisse ein brauchbares Vacuum im Hilfscylinder d nicht ergeben. Oeffnet dann das Ventil während der Dauer des fast ganzen
Einhubes, so wird der Austritt der Auspuffgase aus Cylinder d leichter erfolgen, als wenn diese erst die Zwischenventile b6 und c6 passiren
müssten.
Bei der Construction der Gasmaschine von T. Griffiths in
St. Davids und T. H. W. Beddols in Bristol (* D. R. P.
Nr. 70347 vom 8. August 1891) ist besonders auf die Umsteuerbarkeit Werth gelegt.
Zur Bethätigung der umständlichen Steuerung dient Druckluft, welche in einer Pumpe
der Maschine erzeugt wird. Bezüglich der näheren Construction verweisen wir auf die
Patentschrift.
Steuerungen und Regulirvorrichtungen.
Zweck der Regulirungsweise von L. König in Berlin (* D.
R. P. Nr. 70771 vom 1. Januar 1893) ist der, Regelmässigkeit des Ganges der Maschine
und geringen Gasverbrauch dadurch zu erzielen, dass die Zusammensetzung der
Cylinderladung für alle Kraftleistungen der Maschine gleichbleibend gehalten
wird.
Zur Veränderung der Kraftleistung der Maschine wird ein grösseres oder geringeres
Volumen Explosionsgemenge dem Cylinder zugeführt, indem das Einströmventil später
oder früher geschlossen wird; ausserdem wird aber die im Cylinder vor Eintritt
der neuen Ladung befindliche Menge Verbrennungsrückstände variabel gemacht, indem
man durch längeres oder kürzeres Offenhalten des Ausströmventils vor Eintritt der
Ladung, also zu Anfang der Ansaugeperiode, Verbrennungsproducte zurücksaugt.
Textabbildung Bd. 291, S. 205Fig. 15.Textabbildung Bd. 291, S. 205Fig. 16.Fig. 15 und 16 stellen
den Vorgang schematisch dar. m p stellt den ganzen
Cylinderraum am Ende eines Kolbenaushubes vor, und zwar ist m n der Compressionsraum, n p der vom Kolben
bestrichene oder Ansaugeraum.
Arbeitet die Maschine mit voller Kraftleistung, so werden während des ersten Theiles
n o des Ansaugehubes Verbrennungsproducte
zurückgesaugt; im Punkt o schliesst sich das
Ausströmventil, und es öffnet sich das Einströmventil, das bisher geschlossen war,
es wird dann bis zum Ende des Kolbenhubes, also auf dem Wege o p Explosionsgemenge eingesaugt. Die Cylinderladung besteht also aus
zurückgebliebenen Verbrennungsproducten im Raum 1,
eingesaugten Verbrennungsproducten im Raum 2 und
Explosionsgemenge im Raum 3. Soll dagegen die Maschine
mit geringerer Kraftleistung arbeiten (Fig. 16), so
werden nur während eines kleineren Theiles n o1 der Ansaugeperiode Verbrennungsproducte
zurückgesaugt, und es wird durch früheren Schluss des Einströmventils nur ein
kleineres Volumen o1
q Explosionsgemenge eingeführt.
Die Cylinderladung besteht also aus den im Compressionsraum zurückgebliebenen
Verbrennungsproducten 1, den eingesaugten
Verbrennungsproducten 21 und dem Explosionsgemenge 31. Während der Kolben den Raum 41 freilegt, werden
keinerlei Gase eingesaugt, sondern nur die im Cylinder enthaltenen verdünnt. Die
Menge der zurückgesaugten Verbrennungsproducte muss nun so bemessen werden, dass das
Verhältniss des gesammten Volumens Verbrennungsproducte zum Volumen des eingesaugten
Explosionsgemenges dasselbe bleibt, also
(1 + 2) : 3 = (1 + 21)
: 31.
Textabbildung Bd. 291, S. 205Fig. 17.Gasmotor der Deutzer Fabrik. Die zurückgesaugte Menge Verbrennungsrückstände (2 oder 21)
muss daher mit abnehmender Kraftleistung kleiner werden, und die Grenze der
Regulirung ist erreicht, wenn überhaupt keine Verbrennungsproducte zurückgesaugt
werden.
Nach der Erfindung der Gasmotorenfabrik Deutz in
Köln-Deutz (* D. R. P. Nr. 71904 vom 5. Mai 1893) wird die Spannung der Gase im
Arbeitscylinder zur Steuerung des Auspuffs und damit zur Regulirung benutzt.
Das Einströmventil q (Fig.
17), welchem von l Luft und von m Gas zugeführt wird, ist selbsthätig, das
Ausströmventil f wird durch das auf der Motorachse
sitzende Excenter, die Stange b, Schneide c und den von der Membran g
h beeinflussten Stichel e bewegt. Wie in dem
Patent Nr. 53906 des Näheren erläutert, wird die Viertaktsteuerung des
Ausströmventils dadurch hervorgebracht, dass in der Saugperiode die mit dem Saugraum
o verbundene Membran abgelenkt und dadurch der
Stichel e ausser Eingriff mit der Schneide c gebracht wird, so dass während des folgenden
Kolbeneinhubes das Ausströmventil nicht aufgestossen, sondern die in dem Cylinder
enthaltene Ladung verdichtet wird. Am Ende dieses Verdichtungsziels wird durch
irgend eine bekannte Zündvorrichtung die Ladung entzündet, und beim nächsten
Kolbenaushube expandiren die Gase, indem sie Arbeit leisten. Die in dem Saugspiel
der Maschine abgelenkte Membran ist während dieser Zeit unter Einwirkung der Feder
x wieder in den gezeichneten Ruhestand
zurückgekehrt, da nach dem Ende des Saughubes in o
wieder Atmosphärenspannung eingetreten war und sich durch die Leitung k der Membran mitgetheilt hatte. In Folge dessen wird
beim nächsten Kolbeneinhube durch Schneide c und
Stichel e das Ausströmventil aufgestossen, die
Verbrennungsgase entweichen, und der Viertakt kann sich wiederholen.
Nun ist zur Ermöglichung der Regulirung in die Membranleitung k ein Rückschlagventil i und eine
verstellbare Luftöffnung t eingeschaltet. Es wird dann
nach wie vor die Membran während der Saugperiode abgelenkt (indem sich Ventil i lüftet), so dass beim nächsten Kolbeneinhub ein
Verdichtungs- und beim Kolbenaushub ein Arbeitsspiel stattfindet. Beim Aufhören der
Depression in o schliesst sich nun das Ventil i und lässt keine Luft aus der Membranleitung in das
Membrangehäuse g zurücktreten, es wird jedoch durch die
feine regulirbare Oeffnung t so lange Luft von aussen
in das Gehäuse einströmen und im gleichen Maasse sich der Stichel e senken, bis im Membrangehäuse wieder
Atmosphärenspannung herrscht, und bis der Stichel an seinem Anschlage anliegt. Die
Grösse der Oeffnung t ist nun so bemessen, dass beim
normalen Gange der Maschine der Stichel e noch vor
Beginn der Ausströmperiode in seine gezeichnete Stellung zurückkehrt und das Oeffnen
des Ausströmventils ermöglicht. Läuft die Maschine jedoch schneller, so wird die mit
gesteigerter Geschwindigkeit bewegte Schneide c den
Stichel e, welcher nach Ende des Ansaugespiels mit
stets gleichbleibender Geschwindigkeit in seine Ruhelage zurückkehrt, beim Beginn
des Ausströmspiels noch nicht in seiner Ruhelage antreffen und ihn daher verfehlen.
In Folge dessen bleibt das Ausströmventil geschlossen, und es werden die im Cylinder
enthaltenen gespannten Verbrennungsrückstände zusammengedrückt und beim nächsten
Aushube wieder ausgedehnt, so dass also keine neue Ladung angesaugt und entzündet
werden kann. Dieses Spiel wird sich so oft wiederholen, bis die Umlaufzahl der
Maschine iu Folge des Ausfalls von Explosionen auf das normale Maass zurückgekehrt
ist, so dass der Stichel e wieder rechtzeitig in seiner
Ruhelage ankommt; alsdann wird die Maschine im regelmässigen Viertakt weiter
arbeiten.
Durch Vergrösserung oder Verkleinerung der Oeffnung t
ist die Geschwindigkeit der Maschine nach Belieben zu ändern.
Man kann die verstellbare Oeffnung t statt in die
äussere Luft auch in den Theil der Membranleitung münden lassen, welcher über
dem Rückschlagventil liegt, da in diesem Theil nach Abschluss des Ventils i ebenfalls Atmosphärenspannung herrscht. Ferner kann
man die verstellbare Oeffnung dadurch herstellen, dass man das Ventil i durch einen verstellbaren Anschlag hindert, sich ganz
zu schliessen, so dass durch den schmalen Spalt zwischen Konus und Sitz die Luft aus
der Membranleitung langsam in das Membrangehäuse zurückströmt.
(Fortsetzung folgt.)