Titel: | Chemisch-technische Untersuchungsmethoden. |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 237 |
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Chemisch-technische
Untersuchungsmethoden.
(Fortsetzung des Berichtes S. 166 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Chemisch-technische Untersuchungsmethoden.
Laboratoriumsapparat zur Ausführung von Destillationen mit
überhitzten Wasserdämpfen.
Um im Laboratorium Destillationen mit überhitztem Wasserdampf vornehmen zu können,
benutzt B. Jaffé eine tubulirte. Retorte, die mit
mehreren Condensationsanlagen verbunden ist, deren Form, Anzahl und eventuelle
Kühlung der Natur des zu destillirenden Körpers anzupassen ist. Die erste oder
ersten Vorlagen sind leer, die hinteren mit wenig Wasser gefüllt. Die letzte Vorlage
steht in Verbindung mit einer Wasserluftpumpe. In den Tubulus der Retorte ist
ausser dem Thermometer ein rechtwinkelig gebogenes, beiderseits offenes, 3- bis
4-mm-Kupferrohr eingeführt, das für die meisten Fälle zweckmässig nur bis zur
Oberfläche der Flüssigkeit reicht. Die Dichtung des Tubulus geschieht mittels einer
durchlochten Asbestplatte, durch welche Thermometer und Kupferrohr hindurchgehen,
und Lehm.
Vor die etwas erweiterte Mündung des Kupferrohres stellt man eine Bunsen-Flamme,
deren Verbrennungsproducte bei Thätigkeit der Luftpumpe mit Luft gemischt in das
Rohr einströmen und die Destillation der in der Retorte befindlichen Flüssigkeit
bewirken. Um die Destillation rascher in Gang zu bringen, setzt man unter die
Retorte ebenfalls einen Bunsen-Brenner.
In Fällen, in denen nur reiner Wasserdampf in Anwendung zu bringen ist, kann man sich
statt der Leuchtgasflamme einer Wasserstoffflamme bedienen.
Der Apparat ist besonders geeignet für Bestimmungen des Glyceringehaltes von
Rohglycerin. Bei gut geleiteter Destillation ist das Resultat ein für die Technik
ausreichend sicheres. Nach vom Verfasser ausgeführten Bestimmungen beträgt die
Differenz zweier mit demselben Material ausgeführter Operationen nicht mehr als 0,1
Proc. (Nach Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1893 Bd. 26 S. 123.)
Bestimmung des Luftgehaltes des Wassers.
Textabbildung Bd. 291, S. 237Fig. 6.Bestimmung des Luftgehaltes des Wassers. Der Luftgehalt des Wassers spielt eine Rolle bei der Berechnung der Grösse
einer Luftpumpe für die Condensationsanlagen der Dampfmaschinen. Um denselben mit
einer für technische Zwecke hinreichenden Genauigkeit zu bestimmen, stellte E. König einen Apparat zusammen, in welchem eine
grössere Wassermenge – rund 7 l – durch Auskochen von der Luft befreit wird, während
eine Messvorrichtung die Bestimmung der ausgeschiedenen Luftmenge gestattet. Er
besteht aus dem Glasgefäss G (Fig. 6) mit zwei Hülsen und einem seitlichen Tubus, und dem Kochgefäss
K; beide Gefässe sind durch Glasröhren mit einander
verbunden. Da der Apparat vollständig mit Wasser gefüllt ist, so findet, wenn im
Kochkolben K der Inhalt dauernd zum Sieden gebracht
wird, in den Röhren c und d eine sehr lebhafte Bewegung statt, durch welche allmählich das gesammte
Wasser durch das Kochfläschchen K geführt und
ausgekocht wird. Damit die ausgeschiedene Luft nicht die ganze Wassersäule in G zu durchdringen braucht, wodurch unter Umständen
wieder ein Theil absorbirt werden würde, ist das Rohr b
angebracht, welches sie in den oberen Theil der Flasche G leitet. Ein Messrohr a ist bis auf den
Boden von G geführt und endet mit dem anderen Ende in
ein ungefähr 2 m tiefer stehendes, genau von 5 zu 5 ccm eingetheiltes Messgefäss M. Ausserdem ist zur Beobachtung der Temperaturen ein
Thermometer T in G
eingeführt. Da während des Versuches auch die Röhre a
mit Wasser gefüllt ist, so entsteht in dem Apparat eine geringe Luftleere von ⅕ bis
⅙ at, was zur Folge hat, dass die durch Undichtigkeiten des Apparates vielleicht
eindringende Luft das Ergebniss vergrössert, was mit Rücksicht auf den Zweck
der Luftbestimmung kein Nachtheil ist. (Nach Zeitschrift des
Vereines deutscher Ingenieure, 1892 Bd. 36 S. 1379.)
Colorimetrische Bestimmung des Eisens im Brunnenwasser mittels
Gerbsäure.
Zur Bestimmung des Eisens im Brunnenwasser auf colorimetrischem Wege benutzt F. Gerhard die Gallusgerbsäure (Tannin). Um letztere
verwenden zu können, ist es nöthig, dass das eisenhaltige Wasser schwach alkalisch
ist, oder das Eisen in einer Form enthält, in welcher es durch Alkalien nicht
gefällt werden würde. Hält man obige Bedingungen ein, so entsteht auf Zusatz einer
Tanninlösung kein Niederschlag, sondern nur eine intensive, schöne rosa oder lila
Färbung.
Von den Eisensalzen, welche durch Alkalien nicht gefällt werden, fand Verfasser das
Eisen-Natriumdoppelsalz der Pyrophosphorsäure als das geeignetste. Um die Reaction
mit Tannin anzustellen, versetzt man deshalb das Wasser zunächst mit einer Lösung
von krystallisirtem Natriumphosphat und fügt dann erst das Reagenz hinzu. Ist das
Wasser kalkhaltig, so entsteht zunächst ein Niederschlag von Calcium- und
Eisenpyrophosphat, der sich in einem Ueberschuss des angewandten Salzes wieder klar
auflöst.
Da freie Alkalien mit Tannin ebenfalls Färbungen, wenn auch schmutzige, geben, und
freie Säure die Färbung aufhebt, so verwendet Verfasser folgende vorräthig zu
haltenden Lösungen:
1) Eine Lösung von 1 Theil kryst. Natriumpyrophosphat in 20 Theilen Wasser.
2) Eine Lösung von 1 Theil Tannin in 20 Theilen schwachem Spiritus.
3) Eine Eisenlösung, die in jedem Cubikcentimeter 0,1 mg Fe in der Form von
Eisen-Natriumpyrophosphat enthält.
Man erhält solche Flüssigkeit, wenn man 0,898 Eisenalaun und 2,5 kryst.
Natriumpyrophosphat in Wasser löst und zum Liter verdünnt, oder indem man 1 g
officinelleArzneibuch für das Deutsche Reich, 3. Ausgabe,
1890 S. 185. Eisenchlorid Flüssigkeit mit 50 ccm der obigen
Natriumpyrophosphatlösung mischt und die klare Flüssigkeit ebenfalls auf 1 l bringt.
Diese Lösungen sind ohne Zersetzung lange Zeit haltbar, bleiben klar und scheiden
keine basischen Salze aus. Hat man zur Untersuchung frisch entnommenes, klares
Wasser, so gestaltet sich die Methode dann sehr einfach: 100 ccm desselben werden
sofort mit 20 ccm der Lösung des Natriumpyrophosphats versetzt und darauf mit 5
Tropfen Tanninlösung.
Nach wenigen Secunden ist die erwünschte constante Färbung eingetreten, und diese
vergleicht man in bekannter Weise mit der Färbung, die eintritt, wenn man 100 ccm
eisenfreien Wassers mit 20 ccm Natriumpyrophosphat und einer gewissen Menge
Eisenlösung und Tannin versetzt.
Etwas umständlicher ist das Verfahren, wenn sich das Eisen ganz oder theilweise
ausgeschieden hat. Dann schüttelt man das Wasser auf, löst in etwa 150 ccm 1 g
Oxalsäure unter Erwärmen auf, fügt zu der noch heissen Lösung ein Körnchen
Kaliumcitrat und dann so viel Calciumcarbonat, bis alle Oxalsäure ausgefüllt und
eine neutrale Flüssigkeit entstanden ist. Letztere filtrirt man ab und verfährt
mit 100 ccm des Filtrats, wie weiter oben angegeben, mit frischem, klarem
Brunnenwasser.
Als Vergleichsflüssigkeit verwendet man am besten eine Flüssigkeit, die man erhält
durch Vermischen von 100 ccm Wasser mit 20 ccm Natriumpyrophosphat, 5 Tropfen
Tanninlösung und 1 ccm Eisenlösung, wie solche oben angegeben. Die
Vergleichsflüssigkeit enthält dann 0,1 mg Eisen, im Liter also 1 mg. (Nach Archiv der Pharmacie, 1892 Bd. 230 S. 705.)
Chrom- und Manganbestimmung im Stahl.
Die von Leopold Schneider im Nachfolgenden angegebene
Bestimmungsmethode des Chromes in Stahlsorten stützt sich auf die Beobachtung, dass
die niederen Oxydationsstufen des Chromes in saurer Lösung durch Kochen mit
Bleisuperoxyd in Chromsäure übergeführt werden. Die Chromsäure wird auf bekannte Art
bestimmt, indem man die Lösung mit Eisenammonsulfat im Ueberschusse versetzt und
durch Zurücktitriren mit Chamäleon die Eisenoxydulmenge bestimmt, welche durch
Chromsäure höher oxydirt wurde.
Die Methode selbst ist die folgende:
2 g Stahlspäne werden in 100 ccm verdünnter Schwefelsäure (1 : 10) unter Erwärmen
gelöst. Die entstandene Eisenoxydulsalzlösung wird in der Siedehitze mit 5 ccm conc.
Salpetersäure oxydirt. Nach dem Vertreiben der Untersalpetersäure werden etwa 5 g
Bleisuperoxyd hinzugesetzt und das Ganze eine Viertelstunde im Sieden erhalten. Nach
der Oxydation des Chromes wird mit Wasser verdünnt, erkalten gelassen und vom
überschüssigen Bleisuperoxyd abfiltrirt. Das Filtrat wird ammoniakalisch gemacht und
kurze Zeit gekocht. Ist die über dem gefällten Eisenoxyd stehende Flüssigkeit gelb
gefärbtTritt die Gelbfärbung
nicht deutlich hervor, so filtrirt man die ammoniakalische Flüssigkeit ab
und säuert das Filtrat mit Schwefelsäure an, worauf bei Spuren von Chrom
eine Gelbfärbung auftritt., was schon bei einem Chromgehalt von
0,1 Proc. sicher der Fall ist, so löst man durch Zusatz von Schwefelsäure das
Eisenoxyd wieder auf und lässt erkalten. Trübt sich die Lösung etwas durch
ausgeschiedenes Mangansuperoxyd, so filtrirt man, andernfalls verdünnt man die
erkaltete Lösung mindestens auf 1 l mit Wasser und bestimmt die Chromsäure wie
üblich durch Zugabe eines Ueberschusses von Eisenammonsulfat und Zurücktitriren
dieses Ueberschusses mit Chamäleonlösung.
Um das Mangan zu bestimmen, löst man weitere 2 g des zu untersuchenden Stahles in 200
ccm verdünnter Schwefelsäure (1 : 2), oxydirt wie oben mit 5 ccm Salpetersäure und
digerirt eine Viertelstunde mit Bleisuperoxyd. Darauf versetzt man nochmals mit
Bleisuperoxyd und kühlt unter Umschwenken die Flüssigkeit ab. Es wird hierbei das
Chrom zu Chromsäure, das Mangan zu Uebermangansäure oxydirt. Die Lösung beider
Säuren wird durch Asbest filtrirt, auf mindestens 1 l verdünnt und, nach Reducirung
beider Säuren, durch Zugabe eines Ueberschusses Eisenammonsulfat der Ueberschuss
durch Zurücktitriren mit Chamäleonlösung bestimmt. Man erhält so diejenige Menge des
Eisendoppelsalzes, welche zur Reduction beider Säuren nothwendig war. Zieht man
hiervon jene Menge ab, welche man bei der vorher beschriebenen Bestimmungsmethode
des Chromes zur Reduction der Chromsäure verbrauchte, so erhält man das dem
Mangangehalte äquivalente Eisenammonsulfat.
Zur Berechnung der Analyse sei bemerkt, dass der Eisengehalt des Eisenammonsulfates
genau 1/7 beträgt
und dass 1 Theil Eisen im Eisenammonsulfat 0,312 Theilen Chrom, bezieh. 0,196
Theilen Mangan entspricht. (Nach Oesterreichische
Zeitschrift für Berg- und Hüttenkunde, 1892 S. 235.)
Vereinfachte Methode zur Bestimmung des Eisens.
Um beim Hochofenbetrieb rasch und einfach das Eisen zu bestimmen, bedient sich Rubricius folgender zwei Methoden:
a) Bei Erzen: 5 g Substanz werden mit 25 bis 30 ccm conc. Salzsäure je nach
Beschaffenheit des Materiales 30 bis 40 Minuten über freiem Feuer erhitzt. Die
Lösung wird in einem 500 ccm-Kolben bis zur Marke verdünnt und geschüttelt. 50 ccm,
entsprechend 0,5 g Substanz, dieser letzteren Lösung werden abermals auf etwa 150
ccm verdünnt und mittels Zink und Schwefelsäure reducirt. Die Lösung wird durch
Glaswolle filtrirt, wobei eine Oxydation des Eisens durch mitgerissene Luft nicht
stattfindet, und dann mit Kaliumpermanganat titrirt.
b) In Roheisen und Stahlsorten: Obwohl eine directe Bestimmung des Eisens selten
vorgenommen wird, so wendet Verfasser gegebenen Falles nachstehende Methode an: 2 g
feine Feilspäne der betreffenden Eisensorte werden in 40 bis 50 ccm massig
verdünnter Schwefelsäure gelöst und die Lösung mit Wasser auf 500 ccm aufgefüllt,
umgeschüttelt und durch ein trockenes Filter filtrirt. 50 ccm dieses Filtrats,
entsprechend 0,2 g Eisen, werden sodann mit Kaliumpermanganat titrirt.
Die Uebereinstimmung der Resultate der beiden Methoden mit den gebräuchlichen ist
eine für die Praxis hinreichend genaue. Der Fehler überschreitet im Maximum kaum 0,1
%. (Nach Chemiker-Zeitung, 1893 Bd. 17 S. 33.)
Bestimmung des Siliciums im Roheisen.
Für die Bestimmung des Siliciums gibt H. Rubricius
ebenfalls ein vereinfachtes Verfahren. Dasselbe ist das folgende:
5 g der sehr fein gepulverten Probe werden unter allmählichem Erwärmen in 25 bis 30
ccm Salzsäure (Vol.-Gew. 1,15) gelöst. Die Lösung wird auf etwa 150 bis 200 ccm
verdünnt und filtrirt. Der Rückstand wird mit heissem Wasser zwei bis drei Mal, dann
mit verdünnter Salzsäure (1 Theil Säure 1,15, 2 Theile Wasser) ebenso oft und
schliesslich abermals mit heissem Wasser ausgewaschen. Nun wird nach vorherigem
Trocknen des Filters dasselbe in einem Platintiegel bis zur Verkohlung des Papiers
geglüht und dann unter allmählichem Salpeterzusatz der Kohlenstoff über der
Gebläselampe verbrannt, bis eine ruhig fliessende Schmelze entsteht. Sodann wird die
Auslaugeflüssigkeit der Schmelze zubereitet. 30 g reinsten Salmiaks – der, wenn
nicht ohne Rückstand löslich, umkrystallisirt werden muss – werden abgewogen, in
eine grössere Porzellanschale gebracht und aus einem kleinen Messcylinder 75 ccm
Wasser zugegeben; nun wird bis zur vollständigen Lösung des Salmiaks über freiem
Feuer erhitzt. Es resultirt eine 40procentige Salmiaklösung. In diese Flüssigkeit
taucht man den Platintiegeldeckel, an welchem geringe Antheile haften können, spült
denselben mit wenig heissem Wasser ab und legt nun den Platintiegel in die
Schale, welche während der ganzen Operation über dem Feuer bleibt. Durch Drehung des
Tiegels wird die Schmelze gleichmässig von der Salmiaklösung durchtränkt. Nach
geraumer Zeit scheidet sich alle Kieselsäure als flockige, wasserhaltige Masse ab;
bei siliciumreicheren Eisensorten geschieht es, dass am Boden des Platintiegels
hartnäckig Antheile von Kieselsäure haften, die dann am besten mittels eines kleinen
Glasstabes, der ein Stückchen Kautschuk trägt, entfernt werden. Ist die Schmelze
gelöst, somit alle Kieselsäure abgeschieden, so wird der Tiegel nach dem Abspülen
aus der Schale entfernt, die Kieselsäure enthaltende Lösung wird auf das 2- bis
3fache verdünnt und sofort filtrirt. Das Filtriren erfolgt sehr rasch; die
durchgehende Flüssigkeit ist klar und kieselsäurefrei. Die auf dem Filter
befindliche Kieselsäure, welche in den meisten Fällen rein weiss ist, wird nun
einige Male mit salmiakhaltigem, dann mit heissem Wasser gewaschen, getrocknet und
gewogen.
Die Differenzen der Analysenzahlen gegen jene, welche sich nach der üblichen Methode
ergaben, sind so unbeträchtlich, dass sie für die Praxis mit Rücksicht auf die
rasche Durchführbarkeit des Verfahrens – 2 Stunden – von gar keinem Belang sind.
(Nach Chemiker-Zeitung, 1893 Bd. 17 S. 101.)
(Schluss folgt.)