Titel: | Neuere Dampfkessel. |
Fundstelle: | Band 291, Jahrgang 1894, S. 271 |
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Neuere Dampfkessel.
(Schluss des Berichtes S. 241 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Dampfkessel.
Die E. Völcker'sche Halbgasfeuerung wird neuerdings von
der Firma Keilmann und Völcker in Bernburg nach der
Abbildung Fig. 105 ausgeführt.
Die Feuerung, die sich in erster Reihe für Braunkohle eignet, ist in zwei
Abtheilungen getheilt, wobei der obere Theil mittels des schrägen Registerrostes und
des verstellbaren, geschlitzten Wehres die Schwelabtheilung bildet. In dieser
Abtheilung wird die Kohle vorgearbeitet, tritt von hier aus auf den unteren
Treppenrost, wo die vollständige Verbrennung derselben erfolgt. Aus beiden
Abtheilungen treten die Gase in die über dem Treppenroste liegende
Verbrennungskammer. Die in der oberen Abtheilung entwickelten Schwälgase mischen
sich auf diesem Wege zwischen den beiden geschlitzten Wehren innig mit vorgewärmter
Luft, so dass in der erwähnten Verbrennungskammer die sämmtlichen von beiden
Rosten erzielten Grase zur vollkommensten Verbrennung gelangen. Von grossem Werthe
ist es, dass sowohl die Roste, als auch das Kohlenwehr verstellbar sind, wodurch
eine immer gleichmässige Beschickung der Feuerung möglich und somit auch ein stets
gleichmässiger Gasstrom erzielt wird. Bei richtiger Einstellung der erforderlichen
Luftmengen soll die Verbrennung rauchfrei, auch ein Mitreissen von Flugasche bei
richtigem Betriebe ausgeschlossen sein. Eine vor dem Roste angebrachte Thür
gestattet, die erforderlichen Rostluftmengen genau zu regeln.
Textabbildung Bd. 291, S. 271Fig. 105.Völcker's Halbgasfeuerung. Die Feuerung kann, je nach der Zugstärke, sowohl für hohe als auch für
geringe Dampfentnahme eingestellt werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 271Fig. 106.Reich's Halbgasfeuerung. Das D. R. P. von C. Reich in Hannover (Nr.
62043 vom 20. Juni 1891) zeigt eine Halbgasfeuerung. – Zur Fortführung der im
Schwelraum A (Fig. 106)
von dem Fülltrichter F aus eingebrachten Kohlen sich
entwickelnden Gase dient der Kanal X, welcher so
angeordnet ist, dass er die Oxydationskammer B
umschliesst. In Folge dessen werden die Gase stark erhitzt in die Misch- und
Verbrennungsdüse R eingeführt, wo sie durch die
schräg angeordneten Schlitze O aus dem Kanal C stark erhitzte Luft erhalten. Durch die schräge
Anordnung der Heissluftschlitze wird ein inniges Mischen der Verbrennungsluft mit
den Gasen bewirkt.
Textabbildung Bd. 291, S. 271Fig. 107.Feuerung von Dobbs. Bei der Feuerung von Wilhelm Samuel Dobbs in
Wien (D. R. P. Nr. 69036 vom 7. October 1892) besteht der Hauptrost aus dem festen
Staffelrost a (Fig. 107)
zwischen dessen schrägen Theilen der in den Führungsschienen d eingehängte und mittels Kurbelachse i
bezieh. Schneckenrad j bewegliche Schieberrost b hin und her bewegt wird. Durch diese Bewegung wird
die bei l eingebrachte Kohle vorgeschoben, der Rost
gereinigt und Schlacken, Asche u.s.w. über den Rost hinausgeschoben.
In der Patentschrift findet sich noch ein eben solcher Rost, mit Wasserkühlung
versehen, beschrieben.
Textabbildung Bd. 291, S. 271Fig. 108.Feuerung von Jones. Die Feuerungsanlage von E. W. Jones in
Portland, Oregon (D. R. P. Nr. 68626 vom 2. März 1892), Fig. 108, arbeitet mit unterer Brennmaterialzuführung. Auf der oberen
Flansche des Brennmaterialbehälters b ist ein den Herd
ganz umziehendes Windrohr i vorgesehen, welches mit
Oeffnungen l zum Einblasen der Luft versehen ist. In
der oberen, der Hitze am meisten ausgesetzten Wandung des Windrohres sind
Wasserkanäle h vorgesehen. An den beiden Seiten des
Behälters b befinden sich Schlackenbrecher, bestehend
aus senkrecht auf und ab beweglichen Platten p mit
angeschraubten Zahnstangen und den Zahngetrieben a.
Letztere werden bei Bewegung des Stössels h mittels der
Stangen r und der Arme s
in Drehung versetzt. Der das Brennmaterial einführende und unmittelbar von der
Kolbenstange einer Dampfmaschine bewegte Stössel h hat
veränderlichen Hub und zwar derart, dass bei jedem Hubende die Dampfsteuerung in die
Mittelstellung kommt und Dampf vor bezieh. hinter den Kolben treten kann.
Die Feuerungsanlage mit Rauchverzehrung von JosephHinstin in Paris (D. R. P. Nr. 63565 vom 2. Juni 1891)
setzt sich aus drei Theilen zusammen, der Vorfeuerung a
(Fig. 109), der Hauptfeuerung b und der hinteren Feuerung c. Das durch Fülltrichter w eingebrachte
Brennmaterial wird zunächst zwischen dem Luft einlassenden Rost g und dem Gegenrost k
vergast. Nötigenfalls werden zwischen a und k Luft- und Gaskanäle j
angebracht, welche durch Träger u gehalten werden und
dazu bestimmt sind, dem Brennstoff diejenige Luftmenge zuzuführen, die zur
Vermengung mit den Gasen und zu deren Verbrennung erforderlich ist. In der
Hauptfeuerung b wird die Destillation der Gase
fortgesetzt und vollendet, gleichzeitig findet die Verbrennung des aus der
Vorfeuerung kommenden Gemisches von Luft und Gas statt. Das Brennmaterial liegt auf
einem nach hinten geneigten Hauptrost e, welcher von
Querbalken getragen wird; den Luftzutritt unter die Hauptfeuerung vermittelt der
Regulirungsschieber r. Die hintere Feuerung, welche an
die Hauptfeuerung anstösst, besteht aus dem Eintrittskanal m für die Gase der Vorfeuerung, einem mittels Hebel p beweglichen Rost f,
einer Feuerbrücke n und einem Gewölbe t. In der Feuerbrücke befindet sich ein Kanal o, welcher mit dem hinter dem Kanal m gelegenen Luftsammler l
in Verbindung steht und warme Luft direct unter den Rost f leitet.
Textabbildung Bd. 291, S. 272Fig. 109.Feuerung von Hinstin.Textabbildung Bd. 291, S. 272Fig. 110.Wilkinson's Feuerung. Von der automatisch arbeitenden Rostanlage der Wilkinson Manuf. Co. in Philadelphia, Pa., gibt Uhland's Maschinenconstructeur folgende Beschreibung
(Fig. 110): Die Roststäbe c sind als Hohlkörper ausgeführt und besitzen auf der der Feuerbrücke
zugewendeten Seite eine Anzahl Treppen. In den Steg jeder Stufe mündet aus dem
Hohlraum von c eine Bohrung. Diese Stäbe können von der
Welle e aus mittels Excenters d so bewegt werden, dass je zwei neben einander liegende Stäbe die
entgegengesetzte Schwingung um ihre untere Auflagestelle ausführen. In die Stäbe
wird durch Düsen f Dampf eingeblasen, welcher dann
durch die Bohrungen der Stäbe aus und zwischen das Brennmaterial tritt. Beim
Austritte mischt er sich mit der Luft und trägt dadurch zur Verbesserung der
Verbrennung bei. Zugleich schützt der Dampf die Stäbe c
vor dem Verbrennen.
Ueber den Roststäben liegt eine sechsrillige Zufuhrwalze g. Letztere schliesst zusammen mit der Klappe i den Einwurftrichter h ab und wird von einer
Transmission aus in langsame Umdrehung versetzt. Je zwei ihrer Rillen erfassen ein
bestimmtes Quantum Klarkohle und führen es der ganzen Rostbreite gleichmässig zu. Da
alle sechs Rillen gleich gross sind und die Rolle sich gleichmässig dreht, so ist,
vorausgesetzt, dass die Klarkohle keine grösseren Stücke enthält, die Kohlenzufuhr
auf den Rost eine ziemlich gleichmässige. Die Auflage a
für den Rost ist hohl und wird von Luft durchstrichen. Der Aschenkanal b kann mittels regulirbaren Schiebers k verschlossen werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 272Rauchverzehrung von Mörath u. Schulz. Das D. R. P. Nr. 69083 vom 10. August 1892 von A.
Wilkinson in Bridgeport, Pennsylvanien, unterscheidet sich von der
vorhergehenden Einrichtung hauptsächlich dadurch, dass zwischen der Feuerbrücke und
dem Rostträger zwar ebenfalls Pressluft eingeführt wird, dass jedoch zwischen dem
Rost und der Feuerbrücke ein drehbarer Aschen ab führ er angebracht ist. Dieser
besteht aus einer Reihe von Scheiben, die an einer Hohlwelle befestigt sind. Die
Scheiben sind mit Ansätzen versehen, damit sie in der gewünschten Entfernung von
einander gehalten werden. Die Bewegung dieses Aschenabführers wird von der
Excenterwelle d aus bewirkt.
Der Rauchverzehrungsapparat von Mörath und Schulz v.
Straznicki in Wien (Oesterreichisches Privilegium vom 6. August 1891), Fig. 111 und 112, wirkt unter dem
Roste automatisch und besteht aus zwei unzertrennlichen Theilen, nämlich aus einem
aushängbaren Hebel A und den Heiz- und Aschenthüren a und b, die so mit
einander verbunden sind, dass, wenn die Feuerthüre geöffnet wird, der Hebel die
Aschenthüre schliesst. Fig.
112 zeigt die geöffnete Feuer- und geschlossene Aschenthüre, während in
Fig. 111 die
Feuerthüre geschlossen und die Aschenthüre offen angezeigt ist. Es kann somit
während der Beschickung der Feuer keine kalte Zugluft unter den Rost dringen und
das Feuer abkühlen.
Weiter befindet sich am hinteren Ende des Aschenfalles ein Luftinjector B, der mit einem oder mehreren Regulirungshähnen
versehen ist. Das Reguliren dieses Apparates geschieht bei
Dampfkesselfeuerungsanlagen mittels eines Hahnes am Wasserzuleitungsrohre C, der die beliebige Befeuchtung der herabfallenden
Asche erlaubt; überdies ist ein mit einem Hahne versehenes Dampfzuleitungsrohr D angebracht, das in das im Injector B befindliche Querrohr E
einmündet, um dem Feuer die nöthige warmfeuchte Luft einzupressen, ohne einen
Luftüberschuss zu bekommen.
Textabbildung Bd. 291, S. 273Fig. 113.Feuerung von Lutton u. Buckley. Bei den Feuerherden, wo kein Dampf zur Verfügung steht, wird entweder
bloss das Wasserrohr C in Anwendung gebracht, welches
in Verbindung mit einem im Kaminmantel eingesetzten Wasservorwärmer in Verbindung
steht, oder es wird Luft eingepresst, um die nöthige Sauerstoffmenge dem Feuer
zuzuführen, wozu das Dampfzuleitungsrohr D geeignet
ist.
Die durch die Wirkung dieses Apparates am hinteren Theile des Rostes erzeugte hohe
Temperatur, über den die vorn entwickelten Kohlenoxydgase streichen müssen, verzehrt
alle Kohlentheilchen, verhindert daher die Russbildung (mit Ausnahme der Anheizzeit,
wo der Apparat noch nicht wirken kann).
Textabbildung Bd. 291, S. 273Fig. 114.Thompson's rauchlose Feuerung. Die Feuerungsanlage von J. Lutton und J. W. Buckley in Formby, Lancaster (D. R. P. Nr. 69088
vom 30. November 1892), Fig. 113, hat einen
plattenförmigen mit Oeffnungen f versehenen Rost; unter
den Oeffnungen sind Dampfrohre h in der Art angeordnet,
dass der aus ihnen austretende Dampf durch die Oeffnungen des Rostes in das
Brennmaterial tritt und hier den Zug verstärkt.
Die Thompson Smokeless Fire Company in Pittsburg fertigt
eine rauchlose Feuerung nach Fig. 114 an (Engineering and Mining Journal vom 22. Juli 1893). Am
Ende des Rostes ist eine gleichsam umgekehrte Feuerbrücke angebracht; vor derselben
befindet sich ein besonderer Rost, der das Herausnehmen der Asche erleichtert und
gleichzeitig die vollständige Verbrennung der Heizgase befördert. Eine
Aufbrechvorrichtung im Vergasungsraum ist vom Stande des Kesselwärters aus in
Thätigkeit zu setzen. Die Feuerung soll sich gut bewähren.
Eine Vorrichtung zur Verzehrung des Rauches der Kesselfeuerung einer elektrischen
Centralanlage beschreibt Revue industrielle vom 18.
März 1893. Die Anlage ist mit Unterwind versehen, hat Perret'sche eingetauchte Roststäbe, Green'schen Vorwärmer. Die Rauchgase streichen über Wasser und werden durch
eine Waschvorrichtung, die genässte Koksstücke enthält, hindurchgepresst. Die ganze
Vorrichtung soll sich so sehr bewährt haben, dass alle früheren Beschwerden
verstummt sind. Die Anlage ist von Moët und Chandon
unter Leitung des Ingenieurs Lebègue erbaut worden. Zeichnungen, Angaben über
Leistung und Brennmaterialbedarf, sowie auch über die Abmessungen finden sich a. a.
O.
In enger Beziehung zu der Anlage der Kesselfeuerungen stehen die Vorrichtungen zur
mechanischen Beschickung des Rostes mit Brennmaterial. Ueber diese Anlagen hat der
Oberingenieur C. Schneider in dem Organ des Vereins für Kesselüberwachung, 1892 Nr. 4,
eine Abhandlung veröffentlicht, deren wesentlichen Inhalt wir nachstehend folgen
lassen.
„Die meisten Einrichtungen dieser Art verfolgen das Princip, den frischen
Brennstoff gleichmässig und regelmässig über die ganze Rostfläche
hinwegzustreuen, und es bedarf keiner weiteren Erörterung; dass man durch eine
praktische Verwirklichung dieses Principes den für eine vollkommene Verbrennung
maassgebenden Grundbedingungen ausserordentlich nahe zu kommen vermag. Dass die
mechanischen Rostbeschicker bei uns bisher so wenig Verbreitung gefunden haben,
dürfte in erster Linie dem Umstände zuzuschreiben sein, dass die meisten dieser
Apparate den gehegten Erwartungen nicht entsprochen haben, indem sie nicht im
Stande waren, das Brennmaterial gleichmässig genug über die Rostfläche
hinwegzustreuen; es entstanden auf diese Weise freie Stellen auf dem Roste,
durch welche die Luft ungehindert in grossen Mengen hindurchstreichen konnte,
wodurch der Wirkungsgrad der Feuerung sehr geschmälert werden musste.
Nicht unbedeutend fällt ferner ins Gewicht, dass diese Apparate zu viele
bewegliche Theile besitzen, wodurch sie leicht versagen können.
Immerhin verdienen dieselben, dass ihnen auch bei uns ein grösseres Interesse
entgegengebracht werde, und wir bezweifeln nicht, dass sie über kurz oder lang
weitere Verbreitung im Dampfkesselbetriebe finden werden.
Wir glauben daher im Interesse der Leser dieses Blattes zu handeln, wenn wir einen
Apparat dieser Art einer näheren Erörterung unterziehen und die
Versuchsergebnisse mittheilen, welche von uns und von anderer berufener Seite an
einigen damit ausgerüsteten Dampfkesselanlagen erzielt worden sind.
Es ist dieses der mechanische Rostbeschicker, welcher von der Firma Münchner und Co. in Bautzen i. S. ausgeführt
wird.
Der Apparat wird an der Stirnwand des Kessel- oder Feuerraumes befestigt und
besteht im Wesentlichen aus einer Schaufel, welche, durch eine Feder in Bewegung
gesetzt, die Kohle auf den Rost wirft.
Die Kohle wird in den darüber befindlichen Rumpf geworfen, von wo sie zunächst in
den Vertheilungskasten gelangt. Die Vertheilung wird durch ein Rührwerk bewirkt,
welches
abwechselnd rechts und links jedesmal eine gewisse Menge Kohlen auf die darunter
liegende Platte fallen lässt, über welche die Schaufel hinwegstreicht.
Die Anspannung der Feder, welche die Schaufel vorschnellt, wird durch eine mit
Knaggen versehene Scheibe bewirkt, welche durch eine Zahnradübersetzung von der
Antriebwelle aus in Umdrehung versetzt wird. Die Feder schnellt die Schaufel
nach dem Passiren der einzelnen Knaggenpunkte in die senkrechte Stellung zurück,
wobei die auf der Platte befindliche Kohle auf den Rost geworfen wird.
Durch die verschieden hohen Knaggen, mit denen die Scheibe versehen ist, wird die
Feder bald schwächer, bald stärker angespannt; dadurch wird die Wurfweite
veränderlich gemacht, was erforderlich ist, um den ganzen Rost gleichmässig mit
Kohle bewerfen zu können. In der Regel ist die Scheibe mit drei verschieden
hohen Knaggen versehen, welche nach einander zur Wirkung gelangen. Die Feder
befindet sich ausserhalb des Kastens und kann durch eine Flügelmutter nach
Bedarf angespannt werden.
Die Ingangsetzung der beweglichen Theile des Apparates geschieht durch eine
unmittelbar davor gelagerte kleine Antriebswelle, welche von irgend einer Stelle
aus in Bewegung gesetzt werden kann.
Um den Apparat bei wechselnder Dampferzeugung bald schneller, bald langsamer
laufen lassen zu können, ist die Antriebswelle mit einer Stufenscheibe versehen;
durch ein einfaches Verschieben des Riemens oder der Schnur kann somit die
beabsichtigte Geschwindigkeitsänderung bequem erreicht werden.
Unterhalb der zur Aufnahme der Kohle dienenden Platte befindet sich eine für
gewöhnlich durch eine Klappe geschlossen gehaltene Oeffnung von ausreichender
Grösse, durch welche die Entfernung der Schlacke vom Rost ermöglicht wird,
zugleich aber auch die Rostbeschickung mit der Hand bewirkt werden kann, wenn
der Apparat einmal versagen sollte.
Schliesslich erübrigt noch zu bemerken, dass der
Vertheilungskasten, sowie die Kohlenplatte durch Klappen zugänglich gemacht
sind, so dass etwaige Verstopfungen während des Betriebes gleich beseitigt
werden können.
Die Versuche, welche an einer mit diesem Apparate ausgerüsteten Kesselanlage
gemacht worden sind, haben Folgendes ergeben:
Der Versuchskessel ist ein Zweiflammrohrkessel mit Quersiedern, er hat
Planrostinnenfeuerung und folgende Hauptabmessungen:
Länge des Kessels
9,100 m
Durchmesser
des Kesselmantels
2,300 m
„
der Flammrohre
0,900 m
Die Flammrohre sind mit je fünf Quersiedern versehen Und verengen sich im letzten
Schusse auf 0,760 m Weite.
Es
beträgt
die
Heizfläche
des
Kessels
96,76 qm
„
„
„
Rostfläche
„
„
3,30 qm
Er dient im Verein mit einem daneben liegenden Zweiflammrohrkessel von annähernd
gleicher Grösse zum Betriebe einer 400pferdigen Verbundmaschine mit
Condensation.
Beide Kessel waren einige Tage vor den Versuchen innen wie aussen gründlich
gereinigt worden. Das Speisewasser durchlief vor seinem Eintritt in den
Versuchskessel einen Vorwärmer, welcher in dem gemeinschaftlichen Fuchs
aufgestellt ist. Als Brennmaterial diente bei allen Versuchen oberschlesische
Kleinkohle. Kohle und Wasser wurden gewogen und alle Beobachtungen in
wiederkehrenden kurzen Zwischenräumen aufnotirt. Die Ergebnisse dieser
Ermittelungen sind in nachstehender Zusammenstellung enthalten.
An den beiden ersten Versuchstagen wurde der Versuchskessel massig stark
betrieben, und zwar erfolgte am ersten Versuchstage die Beschickung des Rostes
durch den Apparat, am zweiten dagegen durch den Oberheizer der Fabrik.
Ein Vergleich der Ergebnisse dieser beiden ersten Versuchstage zeigt, dass bei
fast gleicher Beanspruchung des Kessels die Verdampfung für 1 k Kohle nur sehr
wenig verschieden ist. Die Verbrennung der Kohle an sich war an beiden Tagen
sehr günstig und die Verdampfung ging über das normale Maass hinaus. Der geringe
Unterschied in der Verdampfung bei Anwendung des Apparates gegenüber der
Handbeschickung wird erklärlich, wenn man berücksichtigt, dass die Bedienung des
Rostes durch einen älteren, erfahrenen Heizer mit Aufwendung grösster
Aufmerksamkeit erfolgte, ein Umstand, der für gewöhnlich nicht zutrifft.
Um die Leistungsfähigkeit des Apparates bei stärkster Beanspruchung des Kessels
beurtheilen zu können, wurde am dritten Versuchstage die 400pferdige Maschine
durch den mit dem Apparate versehenen Versuchskessel allein betrieben. Die
Leistung des Kessels stieg auf 34,75 k Dampf in der Stunde für 1 qm Heizfläche,
wobei auf 1 qm Rostfläche in der Stunde 116 k Kohle verbrannt wurde. Trotz
dieser hohen Beanspruchung verdampfte 1 k Kohle noch 8,78 k Wasser, was als ein
recht günstiges Ergebniss bezeichnet werden muss; der Dampfdruck konnte dabei
ohne Mühe auf normaler Höhe erhalten werden, und haben wir die Ueberzeugung
gewonnen, dass die Grenze der Leistungsfähigkeit des Apparates noch nicht
erreicht worden ist.
Zusammenstellung der Versuchsergebnisse.
I27. 1. 92mitApparat
II28. 1. 92ohneApparat
III29. 1. 92mitApparat
Dauer des Versuches in Stunden
7
7
7
Kohlenverbrauch im Ganzen in Kilo
1790
1730
2680
Kohlenverbrauch in 1 Stunde und 1 qm
Rostfläche in Kilo
77,5
74,9
116
Speisewasserverbrauch im Gan- zen in
Kilo
15360
14730
23540
Speisewasserverbrauch in 1 Std. und 1 qm
Heizfläche in Kilo
22,68
21,73
34,75
Temperaturdes Speisewassers in Grad C.
im Maassgefässhint. Ekonomiser
285
282
1,582
Dampfspannung im Kessel
in Atmosphären
5,8
5,8
5,7
Verdampfung auf 1 k Kohle in Kilo
8,58
8,51
8,78
Desgl. auf Speisewasser von 0° C. und Dampf
von 100° C. berechnet in Kilo
7,7
7,68
7,92
Heizgase, Gehalt an Kohlen- säure in
Vol.-Proc.
9,3
8,3
9,00
Heizgase, Temperatur im Fuchs in Grad
C.
220
237
252
Zugstärke am Rauchschieber gemessen in
Millimetern Wassersäule
5
3
10
Rückstände an Schlacken und Asche in
Kilo
–
–
248
Desgl. in Procent des
Kohlen- verbrauches
–
–
9,25
Zum Vergleiche mit den in vorstehender Zusammenstellung enthaltenen Werthen
theilen wir in Nachstehendem noch die Ergebnisse von Versuchen an einem mit
diesem Apparate versehenen Fairbairn-Kessel mit, welche von dem Kesselinspector
F. Tacheci und Prof. C.
Schedlbauer in Reichenberg ausgeführt wurden. Der Versuchskessel hat
folgende Hauptabmessungen:
Durchmesser
Länge
Mantel
2,00 m
6,85 m
Flammrohre
0,70 m
2,70 m
104 Stück Heizröhren
70 mm
3,15 m
Seine Heizfläche betrug 112 qm, seine Rostfläche 2,52 qm
entsprechend 1/44 der ersteren. Der Schornstein hat 55 m Höhe und 1,1 m
Mündungsweite.
Die angestellten Versuche lieferten folgende
Ergebnisse:
25. 1. 88ohneApparat
25. 6. 91mitApparat
Dauer des Versuches in Stunden
11
9,5
Betriebsdauer seit der Reinigung (Wochen)
6
7,5
Brennmaterial, oberschles. Steinkohle
Nuss II
Nuss II
Heizwerth in Wärmeeinheiten
6663
6316
Beanspruchung der Rostfläche für 1 Stunde und 1 qm.
Kilo Kohle
48,1
70,7
Desgl. der Heizfläche, Kilo Wasser
8,58
12,55
Verdampfung für 1 k Kohle
7,91
7,885
Temperatur des Speisewassers in Grad C.
58,80
37,50
„ der Heizgase im Fuchs
240
271,7
Kohlensäuregehalt der Heizgase in Vol.- Proc.
7,95
10,0
Nutzeffect in Proc.
71,1
77,4
Die Versuchsergebnisse zeigen deutlich, dass die mechanische Rostbeschickung
mancherlei Vortheile bietet. Der Hauptwerth der mechanischen Beschickung beruht,
wie schon eingangs erwähnt, auf der Möglichkeit der fortwährenden gleichmässigen
Kohlenzufuhr über die ganze Rostfläche hinweg, wodurch die weitere Möglichkeit
gewährt wird, das Brennmaterial rauchfrei mit dem geringsten Luftüberschuss zu
verbrennen.
Während der Versuche wurde beobachtet, dass das Brennmaterial auf dem Roste stets
in einer gleichmässig starken Schicht ausgebreitet war, es zeigten sich keine
freien Roststellen, durch welche die Luft ungehindert hätte eintreten können.
Des Weiteren fallen die Abkühlungsverluste weg, welche beim gewöhnlichen Heizen
mit der Hand mit dem Oeffnen der Feuerthüren verknüpft sind.
Gegen die Leistungsfähigkeit des Apparates dürften nach den vorliegenden
Ergebnissen ebenso wenig Bedenken erhoben werden können, als gegen seine
Verwendung bei wechselndem Dampfverbrauche, zumal auch durch die im
Vertheilungskasten befindlichen Schieber je nach Bedarf eine geringere oder
stärkere Kohlenzufuhr bewirkt werden kann.
Ein bei Anwendung dieses Apparates nicht zu umgehender Nachtheil besteht in dem
Transmissionsantriebe. In den meisten Kesselhäusern befinden sich keinerlei
Kraftleitungen und bei grösseren Kesselanlagen wird man eigens dazu eine kleine
Dampfmaschine beschaffen müssen, wenn die erforderlichen Kraftübertragungen von
der Dampfmaschine oder Transmission aus schlecht bewirkt werden können. In
solchen Fällen kann auch eine etwa im Kesselhause vorhandene Dampfpumpe für den
Antrieb des Rostbeschickers benützt werden.
Sodann tritt die Frage auf, wie sich der Apparat in der stauberfüllten Luft des
Kesselhauses auf die Dauer bewähren wird; vortheilhaft für denselben ist
jedenfalls der Umstand, dass die Antriebswelle keine grössere Geschwindigkeit
besitzt, als wir sie bei jeder landläufigen Dampfmaschine gewohnt sind, während
im Gegensatze hierzu andere ähnliche Rostbeschicker 500 bis 600 Umdrehungen in
der Minute machen, wobei eine schnelle Abnutzung der beweglichen Theile
unausbleiblich ist.
Das günstige Ergebniss der Versuche, die vorher erwähnten Vortheile des Apparates
gegenüber der Handbeschickung, seine verhältnissmässig einfache Construction und
einfache Bedienung, sowie der Umstand, dass keiner seiner beweglichen Theile im
Feuer liegt, und nicht zum geringsten Theile sein sicheres Arbeiten dürften
demselben eine weitere Verbreitung sichern.“
In derselben Zeitschrift, und zwar 1893 Nr. 5, wird die Frage der mechanischen
Beschickung durch Ingenieur C. Haage des Sächsischen
Vereins weiter besprochen. (Bezüglich der zunächst erwähnten Feuerung nach dem Leach'schen System verweisen wir auf 1891 280 * 153, wo eine solche selbsthätige Beschickung
ausführlich beschrieben ist.) Die Ausführungen des Verfassers über den Ruppert'schen Feuerungsapparat lassen wir hier
folgen:
Textabbildung Bd. 291, S. 275Fig. 115.Ruppert's Feuerungsapparat. Bei dieser Feuerung wird die Kohle mittels einer rotirenden Schaufel auf
die Rostfläche geworfen und durch die eigenartige Bewegung dieser Schaufel
gleichmässig vertheilt. Aus Fig. 115 wird das Princip
dieser Feuerung ersichtlich. Es sind a und b zwei sich gegenüber liegende Scheiben mit gesonderter
Lagerung, a wird durch einen Riemen von oben
angetrieben und trägt einen Kurbelzapfen c. Die Scheibe
b besitzt eine Coulisse, in deren verschiebbarem
Stein d der Kurbelzapfen c
von Scheibe a gelagert ist. In Folge dieser Verbindung
ist die Scheibe b gezwungen, der Bewegung der Scheibe
a zu folgen. Liegen die Mittellinien der
Scheibenachsen nicht in einer Linie, sondern gegen einander verschoben, wie in der
Figur angenommen, so muss bei einer Bewegung der Scheibe a der Coulissenstein d sich verschieben und
bei einer vollen Umdrehung einen Kreis beschreiben, welcher zur Achsenmitte von b excentrisch liegt, um die Grösse der
Achsenentfernung. Hat der Kurbelzapfen c eine
gleichmässige Geschwindigkeit, so muss der Stein d
dieselbe ebenfalls annehmen. Da dieser Stein aber bei der Bewegung seine Entfernung
von der Achsenmitte von b stetig ändert, so muss bei
einer Umdrehung von a die Scheibe b, sowie die auf deren Achse befestigte Schaufel i eine zu- und abnehmende Geschwindigkeit erhalten,
welche am kleinsten ist bei der äussersten Stellung des Coulissensteins in e und am grössten bei der innersten Stellung in f. Die Zu- und Abnahme der Schaufelgeschwindigkeit gibt
die Möglichkeit, diese Schaufelbewegung zum Werfen von Kohle zu benutzen, da die
letztere die Schaufel verlassen muss, nachdem die grösste Geschwindigkeit erreicht
ist und eine Verlangsamung der Bewegung eintritt.
Der Unterschied zwischen der grössten und kleinsten Geschwindigkeit während einer
Umdrehung ist abhängig von der Entfernung der Achsen a
und b. Um diesen Geschwindigkeitsunterschied, durch welchen die
Wurf kraft der Schaufel bestimmt ist, zu verändern, ist daher nur nöthig, die
Achsenentfernung grösser oder kleiner zu machen. Zu diesem Zwecke ist die Scheibe
a in einem Hebel g h
gelagert, der in g aufgehängt ist und durch eine in h angreifende Stange eine schwingende Bewegung erhält,
so dass sich die Achsen a und b einander nähern und wieder entfernen. Der Geschwindigkeitsunterschied
der Schaufel i bei einer Umdrehung wird dementsprechend
in den auf einander folgenden Umdrehungen ab- und zunehmen, in gleichem Sinne also
auch die Wurf kraft der Schaufel. Da alle Bewegungen aber stetig erfolgen, so können
alle Punkte einer Fläche durch diese Bewegung der Schaufel mit Kohle beworfen
werden.
Textabbildung Bd. 291, S. 276Fig. 116.Ruppert's Feuerungsapparat.Fig. 116 gibt ein Bild von der Anordnung des
Schaufelapparates an einem Kessel. Vor der Schaufel ist eine kreuzförmige Walze
gelagert, durch deren Drehung der ersteren Kohle zugeführt wird. Die Bewegung dieser
Walze erfolgt mittels Sperrrades und kann durch Verstellung einer Schraube
vergrössert oder vermindert werden, so dass die Menge der Kohle, welche durch die
Schaufel auf den Rost geworfen wird, dem Dampfverbrauche genau angepasst werden
kann.
Textabbildung Bd. 291, S. 276Fig. 117.Beschickung von Tauer. Um den Rost auch mit der Hand bedienen bezieh. abschlacken zu können, ist
die vordere Wand des Fülltrichters zum Umklappen eingerichtet.
Der Apparat, welcher sich an die gewöhnliche Feuerungsthüröffnung des Kessels
anschliesst und bei jedem Kesselsystem Verwendung finden kann, steht auf Rädern, so
dass derselbe, wenn erforderlich, bei Seite geschoben werden kann.
Dieser Feuerungsapparat der Maschinenfabrik Otto Ruppert
in Chemnitz ist bis jetzt an zwei Anlagen zur Anwendung gekommen. An einer derselben
hat der Berichterstatter Untersuchungen anstellen können und eine gute Verbrennung
bei hohem Kohlensäuregehalt (12 Proc.) in den Gasen gefunden.
Bei der automatischen Beschickungsvorrichtung für Feuerroste von Carl Tauer in Warnsdorf, Böhmen (D. R. P. Nr. 69356),
Fig. 117, gelangt das Brennmaterial aus dem
Einwurftrichter in den Behälter c, in welchem sich die
auf der Welle d befestigten Schaufeln e drehen. Diese erfassen das in c fallende Brennmaterial und werfen es durch die Oeffnung i1 auf den Rost. Die
verstellbare Klappe q regulirt die Wurfweite. Eine der
drei Schaufeln ist so gebogen, dass sie das Brennmaterial in gerader Richtung
fortschleudert, d.h. auf die Mitte des Rostes. Schaufel e ist an ihrem Ende so gewunden, dass das von ihr fortgeschleuderte
Brennmaterial die linke Seite des Rostes beschickt, und Schaufel f wirft die Kohle auf die rechte Rostseite.
Wir geben nachstehend noch einige Mittheilungen und Angaben der Quelle von
bemerkenswerthen Kesselfeuerungen:
1) Die Acme, rauch verzehren de Feuerung, Beschreibung und Zeichnung in Industries vom 11. November 1892.
2) Englisches Patent Nr. 15 204 vom 24. August 1892, rauchverzehrende Feuerung von
Boyes, Heaton und Consorten.
3) Hutchinson's Dampfgebläse zur Verhinderung des
Rauches bei Locomotiven, Zeichnung und Beschreibung in Engineering News vom 4. April 1891.
4) Oelfeuerung für unterseeische Schiffe von Fraissinet et
Cie. in Marseilles, Zeichnung und Beschreibung in Industries vom 3. April 1891.
5) Lancashire-Kessel mit Feuerung von Beesley and Wright
in Liverpool, Zeichnung und Beschreibung in Industries and
Iron vom 17. November 1893, ebenso in Engineer
vom 10. November 1893.
6) Mittheilungen über Marinekessel enthält auch der Jahrgang 1893 von Industries and Iron in den August- und
September-Nummern, jedoch sind diese Kessel ihrem Wesen nach in unserem Journale
bereits besprochen.
7) Ausführliche Zeichnung und Beschreibung einer Kesselfeuerung nach Dulac, und zwar in zwei Ausführungen, für die
unmittelbare Feuerung eines Engröhrenkessels und als Vorfeuerung eines
Grosswasserraumkessels mit Feuerrohr; enthält Revue
industrielle vom 15. Juli 1893.