Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 98 |
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Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von diplom. Ingenieur Alfred
Haussner.
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Rohmaterialien.
a) Lumpen.
Mehr und mehr werden die Hadern von ihrer vormaligen Alleinherrschaft für die
Papierherstellung durch die neueren Surrogate, den Zellstoff insbesondere,
verdrängt bezieh. auf jene feinsten Sorten von Papier beschränkt, für welche die
Cellulose derzeit kein geeignetes Ersatzmaterial ist. Nicht zu wundern ist daher
das Sinken der Lumpenpreise bei uns, was dadurch noch gefördert wird, dass die
Vereinigten Staaten von Nordamerika, wohin ein guter Theil insbesondere
deutscher Strazzen exportirt worden ist, sich mit Rücksicht auf die
Seuchengefahr dem Eintritte fremder Hadern gegenüber nahezu verschliessen.
Es spielt eben hierbei die unerbittlich geforderte Entseuchung der Lumpen mit, welche unseres Erachtens nur gebilligt
werden kann, obwohl bei den niedrigen Lumpenpreisen dadurch das Geschäft in
diesem Handelszweige fast lahm gelegt wird. Häufig genug wird von sehr nahe
Betheiligten durch geschickt gruppirtes Zahlenmaterial darauf hingewiesen, dass
z.B. Cholera durch Lumpen nicht übertragen werde. Bei Richtigkeit dieser
Behauptung müssten allerdings viele jener Errungenschaften bezweifelt werden,
welche die neuere Forschung zu Tage gefördert hat, und das geht denn doch nicht
an.
Es bleibt beklagenswerth, wenn ein alter Handelszweig solcherart zu welken
beginnt. Das Gemeinwohl steht aber doch höher. Man muss sich eben darauf
beschränken, die Lumpen für die feinsten Papiere, welche die Kosten zu tragen
vermögen, für welche also auch entseuchte Lumpen noch verarbeitet werden können,
zu verwenden und die so viel reinlicheren übrigen Rohmaterialien, die Surrogate,
zu den übrigen Sorten von Papieren zu gebrauchen suchen, bezieh. die Fabrikation
dieser Surrogate noch so weit von Unvollkommenheiten befreien, dass die Mängel
verschwinden, welche noch häufig den aus Zellstoffen allein angefertigten
Papieren anhaften. Auf die möglichst vollkommene Herstellung von Zellstoff wird
aber so kräftig hingearbeitet, dass die Sachlage kaum jemals mehr in dieser
Richtung für den Lumpenhandel eine günstige Wendung wird nehmen können. Auch
Vereinigungen u. dgl. der dabei interessirten Kreise werden diese Wandlung,
wenigstens was die Lumpen für die Papierfabrikation betrifft, auf die Dauer
schwerlich zu hindern vermögen.
Wesentlich gemindert wird die Gefahr in gesundheitlicher Beziehung, wenn die
Lumpen derart entstäubt werden, etwa durch mechanische Bearbeitung irgend einer Art, Reiben, Dreschen u. dgl.,
dass der Staub gelockert und durch einen Luftstrom entführt werde. Jedoch ist
begreiflicher Weise nur dann hiervon Erfolg zu erwarten, wenn die
Verbreitung des Staub es in den Arbeitsräumen verhindert wird. Dies erfordert
aber sehr kräftige Sauger und ein möglichst zusammenhängendes Kanalnetz, welches
die einzelnen Arbeitsstellen verbindet, um den Staub an einen gemeinsamen
Ablagerungsort bringen zu können. Daraus folgt aber wieder eine Einrichtung,
welche nur dann ertragbare Kosten verursacht, wenn der Betrieb im Grossen
geschieht. Kleinere Unternehmen sind dann nicht mehr concurrenzfähig, wie es aus
den neuerlich gelegentlich einer einschlägigen Verfügung der badischen
Gewerbeinspectoren erhobenen Klagen ersichtlich ist. Aehnlich liegt es aber
leider mit anderen Methoden, welche wohl als um so kostspieliger, theilweise
auch wegen der dadurch bedingten Faserverluste bezeichnet werden dürfen, je
vollständiger dieselben den angestrebten Zweck, alle Krankheitskeime unschädlich
zu machen, erreichen. Und doch werden, möchten wir meinen, menschliche
Rücksichten es erzwingen, dass, bevor an das Sortiren gegangen wird, jener
Zustand bereits erreicht worden ist. Dann bleiben doch nur verhältnissmässig
sehr wenige Personen, deren unmittelbare Berührung mit schmutzigen Hadern nicht
zu umgehen ist.
Noch ein anderer Umstand spricht dafür, dass man die Hadern möglichst kurze Zeit
im schmutzigen Zustande belässt. Die Gefahr des Faulens und auch der
Selbstentzündung. Wenn letztere glücklicher Weise selten vorkommt, so geschieht
doch hier und da ein durch dieselbe veranlasstes Brandunglück, wie vor kurzem in
der grossen Papierfabrik der Gebrüder Palm in
Neukochen, wo wahrscheinlich Manillataue, welche beim Brennen wenig Geruch
verbreiten, die Ursache waren, dass ganz plötzlich das Rohstoffmagazinsgebäude
in hellen Flammen stand, ohne dass kurz vorher ein brenzlicher Geruch verspürt
worden wäre.
Je mehr man sich der so wünschenswerthen Reinheit der Lumpen nähert, desto
weniger gesundheitsschädlich werden dann alle mit denselben vorzunehmenden
Operationen, und die sogenannte, dem Milzbrande ähnliche
„Hadernkrankheit“ wird verschwinden. Es wird sich dann auch beim Hadernschneiden nicht jener, zum mindesten höchst
lästige Staub entwickeln, der uns zwingt, auch diese Arbeit, selbst wenn die
Maschine ganz einfach ist, im Gegensatze zu der für diesen Zweck höchst
verwickelten Maschine von E. S. Hidden in Milburn
(D. R. P. Nr. 69514), welche mit zwei Messersätzen für Längs- und Querschneiden
versehen ist, als ungesund zu bezeichnen.
b) Altes Papier.
Bekannt ist, dass altes Papier für Druckpapiere ein ganz geeignetes Rohmaterial
ist. Schon bedrucktes Papier verursacht aber bei der Wiederverarbeitung aus dem
Grunde viele
Umstände, weil die Druckerschwärze beim Auflösen des Papiers dasselbe schmutzig
färbt. Dies zu vermeiden, schlägt L. Horst in Linz
a. Rh. nach D. R. P. Nr. 71012 folgenden Weg ein: Die Druckmaculatur wird mit
Erdöl getränkt, wodurch die Druckerschwärze derart aufgeweicht wird, dass das
Fett derselben beim Kochen mit Soda u. dgl. leicht verseift und hierauf
ausgewaschen werden kann, wodurch weisse Maculatur erhalten wird. Man erkennt,
dass das Verfahren viel Aehnlichkeit mit der „Oelbleiche“ hat, auf welche
schon 1890 277 120 aufmerksam gemacht worden ist.
Textabbildung Bd. 292, S. 98Fig. 1.Reinigungsanlage von Stevens. Wenn auch altes Papier selten derartig beschmutzt ist, wie es bei
manchen Lumpensorten vorkommt, so sollte doch wenigstens die Anfangsvorrichtung
möglichst der Maschine überwiesen werden. Derartige Einrichtungen sind nach der
Papierzeitung, 1892, in Amerika in Gebrauch
gekommen und ist ein von S. S. Stevens angegebenes
Verfahren in Fig. 1 versinnlicht. Ein
Transportband nimmt bei a das alte Papier auf und
führt es in den sogen. Eisenbahnstäuber A, von
welchem es selbsthätig in den Förderkanal b
geworfen wird. Dieser leert das ausgeklopfte Papier in den Trichter b2, wo es mit heissem Wasser aus Rohr b3 und heisser
Natronlauge aus Rohr b4 und Bottich b1 zusammenkommt und dann in den Quetschapparat B gelangt. Dieser hat die äussere Gestalt einer Kegelmühle. Die
Trommel im Innern hat jedoch keine Messer, sondern Quetschdaumen, welche, in
Reihen angeordnet, zwischen ähnlichen Vorragungen des äusseren Mantels bei der
Drehung passiren können. Da die Kegeltrommel 275 Umdrehungen in der Minute
macht, so wird bei genügend enger Stellung der festen und beweglichen Daumen das
durch die heissen Flüssigkeiten mürbe gemachte Papier schon in diesem Apparate
recht gut aufgelockert bezieh. aufgelöst. Es gelangt mehr oder weniger breiig
gegen das Ende der Quetschmühle, wo es durch das Rohr C abwärts in Waschbütten D, welche
abwechselnd benutzt werden können, gelangt. Dort erhalten Rührer r die festen Theile schwebend und Waschtrommeln d besorgen die Entfernung des suspendirten
Schmutzes sowohl, wie auch der durch die Natronlauge verseiften fettigen
Bestandtheile, welche sämmtlich durch Rohre d1 oben abgeleitet werden, während am Boden der
Bottiche durch Rohre d4 aus einem entsprechend grossen Gefässe d2 mit Ueberfall d3 frisches, reines
Wasser eintritt. Nachdem genügend gewaschen worden ist, kann der Inhalt der
Bottiche D durch Rohre f in geeignete Holländer oder andere Stoffmühlen abgelassen werden,
welche das alte Papier vollständig zerfasern.
Textabbildung Bd. 292, S. 98
Fig. 2.Schälmaschine von der Sundwiger Eisenhütte.
c) Holzschliff.
Bekanntlich ist es nothwendig, das Holz, welches entweder zu Holzschliff oder zu
Zellstoff weiter verarbeitet werden soll, zu entrinden, weil die Rinde für den
vorliegenden Zweck nicht bloss unbrauchbar, sondern sogar schädlich ist.
Vielfach wird behauptet, dass das Rindenschälen
besser von Hand geschehe. In der That kann man sich bei der Arbeit mit dem
Schälmesser besser den Unregelmässigkeiten der Stamm Oberfläche anpassen, so
dass bei dem Schälen von Hand weniger brauchbares Holz in den Abfall kommt, der
doch nicht gut anders als zum Heizen verwendet werden kann. Das Maschinenschälen
erstrebt sozusagen einen vollständig runden Körper, so dass alles Vorragende
abgeschnitten wird. Begreiflich ist es daher, wenn der Abfall hierbei etwa
doppelt so gross werden kann, als beim Handschälen.
Textabbildung Bd. 292, S. 98Rindenschälmaschine von Bache-Wiig und Morterud. Bei dem Schälen mit Messern darf auch keineswegs behauptet werden,
dass das Maschinenschälen weniger gefährlich sei. Verletzungen kommen hierbei
leider häufig genug vor, weil der Arbeiter meist den Klotz an die Messer drückt
und auch dreht. Deutlich lässt sich dies an der Maschine Fig. 2 erkennen, welche in ähnlichen Systemen
bereits bekannt ist, neuerer Zeit jedoch von der Sundwiger Eisenhütte in hübschen kräftigen Formen gebaut wird (s. Papierzeitung, 1892). Wir bemerken, dass Holzklötze
h auf Tischen t an
kräftige Messerscheiben s mit vier nur wenig
vorstehenden Messern m gedrückt werden können. Die
Scheiben erhalten rasche Drehbewegung von der Riemenscheibe r. Hierbei können bei nur geringfügiger
Unachtsamkeit die Hände des Arbeiters, während derselbe den Klotz andrückt und dreht,
beschädigt werden. Doch ist es hier nicht gefährlicher als bei den meisten
anderen Systemen auch.
Solches mag auch von einer neuen Rindenschälmaschine (D. R. P. Nr. 67791) von Albert Schmiedel in Hirschstein gesagt werden. Bei
dieser Maschine wird das Hobelmesser durch eine Schubstangenkurbelbewegung
wagerecht hin und her gezogen. Wenn der Arbeiter den auf einem Tische liegenden
Holzklotz andrückt, wird die Rinde abgehobelt.
Ein neues Princip für den hier verfolgten Zweck haben sich C. Bache-Wiig und E.
Morterud in Böhnsdalen durch D. R. P. Nr. 66375 und Nr. 67020
patentiren lassen. Hierbei kommen keine Messer vor; dagegen sind allerdings, wie
aus Fig. 3 bis 5 ersehen werden
kann, die Einrichtungen nicht sehr einfach, und mag auch die Entrindung etwas
lange dauern; doch arbeitet der Apparat derart schonend, dass wohl auf keine
andere Weise ein so geringer Abfall erzielbar ist. Wir sehen bei der älteren
Ausführung (Fig. 3
und 4) eine Trommel
A mit Thür E,
gebildet aus Holzstäben e, welche durch geeignete
Gusseisentheile a zusammengehalten werden. In diese
Trommel wird hinreichend Flüssigkeit und etwa bis zur halben Höhe Holz in
Klötzen gegeben. Wird die Trommel gedreht, so kollern die Klötze über einander
und durch einander, wodurch die durch die Flüssigkeit bereits erweichte Rinde
abgestossen wird. Als Flüssigkeit kann Wasser oder, weil gelinde Wärme
vortheilhaft wirkt, die Ablauge von Zellstoffabriken benutzt werden.
Begreiflicher Weise ist nicht zu erwarten, dass die Rinde wirklich vollkommen
durch diesen Arbeitsvorgang abgelöst wird, weshalb die Erfinder vorschlagen, die
bereits stark entrindeten Hölzer mit kräftigen Bürsten (etwa Stahldrahtbürsten)
zu behandeln. Auf den letzteren Umstand wird im zweiten oben genannten Patente
das meiste Gewicht gelegt. Wir haben dementsprechend in Fig. 5 den Holzstamm
H zwischen Spitzen eingespannt zu denken,
während er durch die Bürsten f im Umfange, durch
i der Länge nach bearbeitet wird. Hierfür wird
der im Arme g gelagerten Bürste f die Drehbewegung durch eine Rädertransmission von
der Welle d aus ertheilt, während ein genügend
grosses Gegengewicht die Bürste f fortwährend an
das Holz H andrückt. Die Bürste i bekommt durch die Kegelräder m, n drehende und ausserdem noch fortschreitende
Bewegung. Letztere wird durch eine geeignete Verbindung der Wellen k und h erzielt, indem
h gedichtet aus dem Bottich a tritt und eine an ihrem Ende befindliche Schnecke
in eine festliegende Zahnstange greift, so dass dann, wenn die Welle h sich dreht, sie sich auch an der Zahnstange
fortzieht. Weil die Welle h abwechselnd durch
offenen und gekreuzten Riemen bewegt werden kann, ist es möglich, die Welle h und, weil nach dem Früheren auch k sammt der Bürste i
mit ihr verbunden ist, auch diese längs des Holzes hin und her zu bewegen.
Um die Arbeit flinker zu machen, sind drei Arme c
mit Körnerspitzen und Einstellhandrädern an einer Achse b vorhanden, so dass, während ein Klotz H
in der Flüssigkeit gebürstet wird, ein zweiter von den Spitzen abgenommen und
ein dritter zwischen die Spitzen gegeben werden kann.
Von Holzschleifern wird neuestens nach Berichten in
der Papierzeitung, 1893, ein Flachschleifer von J. E. Christoph gern benutzt. Diese hübsche
Ausführung vereint (Fig.
6 und 7)
einige Neuheiten, auf welche auch schon 1892 285 146
ff. hingewiesen worden ist. Die ungünstige Beanspruchung, welche das
Steinmaterial eines Flachschleifers gewöhnlicher Anordnung erfährt, sehen wir
hier vermieden, indem ein Steinring A in einem
gusseisernen Teller B befestigt ist, derart, dass
der Stein in der ganzen Unterfläche vollkommen unterstützt ist. Die Presskästen
Q befinden sich im Gehäusedeckel excentrisch
(vgl. 1892 285 147) auf den Stellscheiben q, welche in jeder Lage durch Klemmschrauben
festgehalten werden können und gestatten, die ganze Breite des Steinringes
allmählich zum Schleifen zu benutzen, obwohl die Presskasten eine wesentlich
kleinere Abmessung als jener besitzen. Das nothwendige Schleifwasser wird hier
durch Rohr r, Ringrohr r1 und die radialen Rohre t mit entsprechenden Löchern geliefert.
Textabbildung Bd. 292, S. 99Flachschleifer von Christoph. Interessant ist die Aufgabe gelöst, bei unveränderter Stellung der
Pressen die Höhenlage des Steines entsprechend der unvermeidlichen Abnutzung zu
regeln. Der Steinteller ruht nämlich auf einem Flansch b1 der Hülse D1,
welche durch einen Querkeil im Längsschlitze d der
Antriebswelle D drehend mitgenommen wird. Diese
Hülse D1 geht nun
durch das obere Halslager E mit Keilstellung und
enthält die Schraubenspindel G, welche sich auf das
obere Ende der Welle D stützt und mittels
Gegenmutter g festgestellt werden kann. Durch
entsprechende Bethätigung der Spindel G kann der
Teller B und der Stein A gehoben werden, ohne dass eine weitere Vorkehrung zu treffen ist,
damit derselbe in der neuen Lage gedreht werden kann. Diese Stellbarkeit des
Steines bietet im Verein mit der Fassung desselben durch den Teller den
Vortheil, dass der Stein bis auf eine geringe Dicke abgearbeitet werden kann.
Den Uebergang zur Haupttransmission finden wir, wie so häufig, durch Kegelräder
ausgeführt. Dabei ist das Kegelrad L, welches D zur Achse hat, mit ihr nicht unmittelbar, sondern
durch einen konisch abgedrehten Mitnehmer verbunden. Durch Schraube O, Hebel N und
Halsschelle M kann das Rad L rasch angehoben und dadurch die Verbindung mit der Haupttransmission
unterbrochen werden. – Für das zeitweilige Nachschärfen ist die Schärfrolle bei
S zu benutzen.
Für eine dieser Anordnung ähnliche (Fig. 8) hat
Friedrich André in Hildesheim das D. R. P. Nr.
59989 erhalten, jedoch ist derjenige Patentanspruch, welcher die Stellung des
Steines durch die Schraube G betrifft, auf eine Klage von
Christoph für nichtig erklärt worden. Indess
verbleibt dem Patente die wichtige Neuerung, dass hier
vollständig unter Wasser gemahlen wird, so dass anzunehmen ist, dass
die abgeschliffenen Fasern theilweise im Wasser schwimmend aufsteigen und nicht
unter folgende Pressen gelangen werden, wo sie todtgemahlen werden würden.
Allerdings ist nicht zu verkennen, dass ein, wenn auch vielleicht kleiner Theil
des Schliffes ziemlich fest in den Vertiefungen des Steines haftet und
energischer losgelöst werden muss. Zu diesem Zwecke mögen die gewöhnlichen
Spritzrohre C vorgesehen sein, welche zeitweise
wirken können. Für gewöhnlich tritt jedoch Wasser durch die Rohre R und R1 fortwährend am Boden des abgedichteten Kastens
P1 zu, während
der Schliff bei f oben abgeleitet wird.
Textabbildung Bd. 292, S. 100Fig. 8.Schleifer von André. Das Todtmahlen des Schliffes zu verhindern, bezweckt nach
amerikanischem Patent Nr. 469812 Clark Cornwell in
Ypsilanti. Doch ist zu bezweifeln, ob die Abstreichleisten, welche er zwischen
je zwei Pressen anwendet, dieses Ziel wirklich erreichen lassen. Werden sie nur
etwas von der Schleiffläche entfernt gehalten, so nützen sie sicher nichts,
liegen sie aber vollständig an, dann werden sie selbst geschliffen und nützen
den Stein ungemein ab, ohne doch zu verhindern,
dass der in den Steinvertiefungen befindliche Stoff todt gemahlen werde.
Textabbildung Bd. 292, S. 100Fig. 9.Nitzsche's Diagonalschliff. Einzelne Neuerungen betreffen Besonderheiten bei den Pressen. So
wollen C. G. Nitzsche und Sohn in Schmiedeberg
durch eine allerdings einfache Einrichtung der Presskästen ein Mittelding
zwischen Längsschliff und Querschliff, nämlich Diagonalschliff erzeugen. Dies soll so erzielt werden, dass durch
geeignete Leisten in den Presskästen oder auch durch entsprechend zugeschnittene
Holzklötze, welche an den Wandungen der Presskästen liegen, die Hölzer mit ihrer
Faserrichtung schief gegen die Drehungsebene zu liegen kommen (Fig. 9). Dies wird auch erreicht. Doch mag auf das
hingewiesen werden, was schon 1890 275 531 über den
vergleichsweisen Werth von Längs- und Querschliff gesagt worden ist. Deshalb mag
auch der eben beschriebenen Einrichtung um so mehr nur ein fraglicher Werth
zuerkannt werden, weil durch andere Einrichtungen, unter anderen auch durch den
Schleifer von Christoph, dasselbe leicht erreicht
werden kann.
Bei dem amerikanischen Patent Nr. 483458 von Alfred H.
Lefebre in New York wirkt bei Wasserdruckpressen (Fig. 10) dann, wenn Druck gegeben werden soll, das
Druckwasser auf den Kolben F, unter welchem eine
Feder G angebracht ist, so dass diese mit dem
Fortschreiten des Tellers A, unter welchem die
Hölzer befindlich sind, zusammengedrückt wird. Soll die Presse neu beschickt
werden, so wird mittels des Hahnes J die
Druckwasserzuleitung unterbrochen, dagegen der Austritt des ober dem Kolben F befindlichen Wassers ermöglicht, die Feder G kann sich wieder ausdehnen und der Teller A wird so weit zurückgezogen, dass in die Presse
neuerlich Holz einzulegen möglich ist. Die Länge der Feder G darf allerdings für die gangbaren Verhältnisse
bezüglich Kolbenvorschub nicht unbedeutend sein.
Kaum glücklich kann der Gedanke im amerikanischen Patent Nr. 481174 von John T. Horton in Lowoille genannt werden. Hiernach
soll der Vorschub des Tellers in der Presse durch Wasser von geeignetem Drucke,
der Rückgang ebenfalls durch Wasser, jedoch von geringerem Drucke erzielt
werden, so dass also zwei Accumulatoren nothwendig wären, was um so weniger
angebracht ist, als der Druck für den Vorschub specifisch kaum grösser als etwa
0,5 at (bei den gangbaren Verhältnissen) sein müsste.
Textabbildung Bd. 292, S. 100Fig. 10.Lefebre's Wasserdruckpressen. Die Beschickung der Pressen während des Ganges, ohne irgend eine
Presse ausrücken zu müssen, erstrebt C. F. L.
Fritzsch in Neuhammer nach D. R. P. Nr. 59477. Es sollen hierbei in den
oben offenen Presskästen je zwei Riffelwalzen
angebracht sein, welche das Holz erfassen und gegen den Stein drücken. Doch mag
aus dem Grunde, wenigstens vorläufig, von einem näheren Eingehen abgesehen
werden, weil nach den vorliegenden Erläuterungen nicht anzunehmen ist, dass
wirklich in dieser Weise die Lösung der erwähnten Aufgabe, so wünschenswerth
dies auch wäre, gelungen ist.
Eine Schaltung des Presskolbens mittels Excenter, welche auf der Schleifwelle
sitzen, und Schalträdern finden wir im D. R. P. Nr. 70478 an Adolf Frederik Unger in Henriksholm. Wesentlich
Neues bietet diese Construction nicht.
Eine Einrichtung, welche an den seinerzeit beschriebenen Holzschleifer von Schmidt (1890 275 530)
erinnert, bietet D. R. P. Nr. 59619 von J.
Rosenhauer in Schwarzenberg i. S. Es erhalten nämlich auch hier die
Presskästen eine hin und her gehende Bewegung, und zwar hier senkrecht gegen die
Drehungsebene des Steines. Im Uebrigen liegen die Pressen nicht radial, sondern
etwas gegen den bezüglichen Halbmesser geneigt. Ob dadurch wirklich besserer
Schliff erzielt wird, mag als fraglich hingestellt werden. Sicher scheint die
schwierigere Montirung. Auch wird durch das Hin- und Hergehen der Presskasten
der Schleifer nothwendiger Weise verwickelt, wie derjenige von Schmidt.
Als Schärfrädchen für die Steine werden
neuestens gern solche benutzt, bei denen die Reihen der Zähne nicht parallel zu
den Cylindererzeugenden, sondern schief gegen dieselben liegen, und zwar bei
einem Rädchen gegen rechts, bei dem anderen gegen links abweichend. Der Zweck
ist leicht einzusehen. Wird der Stein durch ein
bestimmtes Rädchen beständig nachgeschärft, so springen die Schärfzähne
erfahrungsgemäss immer wieder in die alten vorhandenen Vertiefungen. Benutzt man
jedoch abwechselnd die eben erwähnten zwei Rädchen, so ist das nicht möglich und
die Steinoberfläche wird besser ausgenutzt, weil dieselbe an der ganzen Fläche
gleichmässig nachgeschärft wird. Zum besseren Verständniss sei eine
Schärfeinrichtung mit Rädchen a bei einem
wagerechten Schleifer der Maschinenfabrik Golzern
(vgl. 1890 275 532) hier in Fig. 11 wiederholt,
und Fig. 12 und
13 sollen einen
Theil von Schärfrädchen der oben erwähnten Anordnung darstellen, wobei die
Zahnreihen nach ab in Fig. 12 und nach a1b1 in Fig. 13 laufen.
Textabbildung Bd. 292, S. 101Schärfeinrichtung von Golzern. Für das Weiterverarbeiten des Schliffes empfiehlt sich
erfahrungsgemäss der alte Kollergang. Seine gerade für diesen Zweck
wohlangebrachte Arbeitsweise, das Zerquetschen, Zertheilen der Faserbündel, so
dass dieselben hauptsächlich in ihrer Längsrichtung zerfallen, lässt es
begreiflich erscheinen, dass man diesen Apparat gern dazu benutzt, um sehr grob
gewordenen, z.B. Abfallschliff, der im Holländer schlecht gemahlen wird, zu
verfeinern bezieh. gut mischbar mit anderen Faserstoffen zu machen.
Textabbildung Bd. 292, S. 101Fig. 14.Raffineur von Nacke. Einen ähnlichen Zweck, zu grob gerathenen Schliff zu verfeinern,
erfüllen die Raffineure. Ein solcher, der in seinem
Bau dem bekannten Centrifugalholländer ungemein ähnelt, ist an E. Nacke in Kötitz mit D. R. P. Nr. 69077 patentirt
worden. Wir erkennen in Fig. 14 als unmittelbar
arbeitende Organe den festen Bodenstein d im Deckel
f eines gusseisernen Gehäuses e und den mit der Welle a durch einen Teller b verbundenen
drehbaren Läufer c. Für den vorliegenden Zweck ist
der richtige Steinabstand, sowie eine gewisse Nachgiebigkeit für den Fall, dass
verhältnissmässig grosse Stücke zwischen die Steine gerathen, wesentlich. Dies
ist hier dadurch erreicht, dass die Welle a in
ihrer Längsrichtung durch die Schrauben v und
w verstellbar ist. Während aber v, einmal eingestellt, nicht weiter nachgibt,
stützt sich die Schraube w durch die Mutter o und den im Gestelle geführten Teller q an die Feder k,
welche sich ihrerseits an einen Gestelltheil l
lehnt. Hat man die Steine richtig eingestellt und kommt nun eine gröbere Partie
aus dem Einlaufe bei h zwischen dieselben, so wird
der Läufer c gegen links gedrückt, weil die Feder
k das Nachgeben gestattet. Dabei halten die
Theile m und n die
Schrauben in der Nähe der Stirnflächen der Welle, um zu verhüten, dass die
Spurzapfentheile etwa verbogen oder verklemmt werden. In der Figur nicht
angedeutete Stellschrauben ermöglichen es, mit m
und n in dem Maasse nachzurücken, als es durch die
Abnutzung der Steinoberflächen bezieh. durch das Nachschrauben von v und w nothwendig
gemacht wird. Der raffinirte Stoff fliesst endlich gegen den Auslauf g.
An Sortirapparaten, welche besonders für Holzschliff
gebaut sind, ist kaum etwas zu erwähnen. Es sei diesbezüglich auf die Apparate
zum Sichten von Zellstoff und auf Knotenfänger verwiesen, welche ja in vieler
Beziehung eine ähnliche Einrichtung besitzen.
Textabbildung Bd. 292, S. 101Fig. 15.Jäger's Entwässerung. Zur Entwässerung, die bekanntlich gern
für den Holzschliff mechanisch auf Cylindersiebmaschinen vorgenommen wird,
welche denselben in einer Art Pappe abliefern, sei ein amerikanisches Patent Nr.
483847 von Gustav L. Jäger in New York
hervorgehoben. Der bezügliche Apparat gibt den entwässerten Papierstoff in
Strangform. Wir bemerken in Fig. 15 im Troge T mit Papierstoff eine Pumpe P, welche denselben mit dem Verdünnungswasser
ansaugt und in ein Siebrohr A drückt. Dieses muss
offenbar derart fein sein, dass es wohl das Wasser, jedoch nicht den Stoff
austreten lässt. Denken wir uns nun den Hals des Siebrohres oben bei C geschlossen, während die Pumpe Stoff liefert, so
wird Wasser durch die Sieböffnungen gepresst, während der wasserarme Stoff gegen
C gedrängt wird. Eröffnen wir nun bei C, indem wir die Rohrwandtheile durch ein
elastisches Band bei C zusammenhalten, so schiebt
die nachgepumpte Masse den schon ziemlich entwässerten Stoff in einem Strange
d hinaus. Weil dieser dabei einen Widerstand
äussert, so soll dadurch genügend Gegendruck entstehen, damit continuirlich das
Wasser durch die Sieböffnung, der entwässerte Stoff bei C auszutreten gezwungen wird. Der Apparat hat manche Aehnlichkeit in
seiner Wirkungsweise mit den 1892 286 154
beschriebenen Maschinen zur Herstellung gepresster Gegenstände aus Papierstoff.
Ob jedoch dieser Apparat und die Form, in welcher er den entwässerten
Papierstoff liefert, im Stande sind, den oben erwähnten Siebcylinder- oder auch
Langsiebmaschinen und ihren Producten von für den Versandt wesentlich
günstigerer Gestalt den Rang abzulaufen, ist sehr fraglich.
Was die Anlage von Holzschleifereien anbelangt, so
sollte man meinen, dass durch die Nothwendigkeit der einzelnen Apparate und des
möglichst einfachen Transportes des Stoffes die Einrichtung kaum Aenderungen
zulässt. Und
doch kommen so viel verschiedene Arten von Holzschleifereien vor, die sich
allerdings oft nur durch Einzelheiten, wie sie die verschiedenen Systeme der
angewendeten Maschinen bedingen, unterscheiden. Darin ist auch hauptsächlich der
Unterschied zwischen europäischen und amerikanischen Anlagen zu suchen. Letztere
sind aber doch meistens einfacher. Das rührt daher, dass verwickeltere
Sortirapparate und Raffineure, welche in Europa vielfach als nothwendig
angesehen werden, in Amerika häufig weggelassen werden.
Textabbildung Bd. 292, S. 102
Holzschleifereianlage.
Es wird dort von der Erwägung ausgegangen, dass
Holzschliff ohnehin nur zu sehr minderwerthigen Papieren tauglich ist, so dass
es gar nicht darauf ankommt, ob derselbe feiner oder gröber, gleichmässig oder
ungleichmässig ist. Das hat gewiss manches für sich und erlaubt bei der Anlage
an Platz und Kosten merklich zu sparen. Eine solche Anlage ist in ihrer
Einrichtung in den Fig.
16, 17
und 18 nach einer
Veröffentlichung in der Papierzeitung, 1892, im
Maasstabe 1 : 445 wiedergegeben. Im Raume A sind
die Vorbereitungsmaschinen, wie Sägen, Rindenschäler, Bohrer u. dgl. befindlich.
Die vorbereiteten Hölzer werden im Raume B
verschliffen. Die Schleifer besitzen eine gemeinsame Welle, welche durch die
Turbine bei K mittels Kegelradübersetzung gedreht
wird. Der Schliff sammelt sich in der Cementrinne C, indem er vorerst auf ein Sieb auffliesst, welches etwa 10 cm über
dem Rinnenboden angebracht ist und die Splitter u. dgl. zurückhält, so dass
dieselben nicht mit dem brauchbaren Stoffe in die Rührbütte D gelangen können. Aus dieser schafft die Pumpe E den Stoff durch den Vertheilungskasten F, wo derselbe durch das zugepumpte Abwasser der
Entwässerungsmaschine H verdünnt wird, auf diese, von welcher der Stoff in Pappenform abgenommen
wird. Bemerkt sei noch, dass von der Schleiferwelle durch Riemen die
Transmissionswelle L angetrieben wird. Von dieser
wird die Kraft für die noch weiter zu bewegenden Apparate, die
Entwässerungsmaschine H, die Pumpe J, welche das nothwendige Schleifwasser in einen
Accumulator schafft, u. dgl. abgeleitet. Bei der beschriebenen Anlage wird eine
Rohrturbine von 300 effectiven benutzt. Hiervon beanspruchen die drei
Schleifer für eine tägliche Production von 4 t lufttrockenen Stoffes 280
, während die Hilfsapparate 20 brauchen.
(Fortsetzung folgt.)