Titel: | Neuere Maschinenelemente. |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 127 |
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Neuere Maschinenelemente.
(Fortsetzung des Berichtes S. 107 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Maschinenelemente.
2) Röhren und Röhrenverbindungen.
Schutz der Röhren gegen Rost. Röhren sind bekanntlich in
vielen Fabrikbetrieben verderblichen chemischen Einflüssen ausgesetzt, die vom
Betriebe nicht wohl zu trennen sind. Einer der gefährlichsten Feinde ist die Asche
des Brennmaterials, die meistens als Ausfüllmaterial verwendet wird und fast in
jedem Betriebe ihre verderbliche Wirkung ausübt. Das Theeren der Röhren und das
vielfach angewandte Einschlagen in fetten Lehm ist nicht immer von Erfolg begleitet.
Bei der Wichtigkeit der angeregten Frage lassen wir im Nachstehenden einen Vortrag
folgen, den Prof. Weber im Märkischen Verein von Gas-
und Wasserfachmännern über die Einwirkung der Bodenbeschaffenheit auf eiserne Röhren
gehalten hat, und von dem Stahl und Eisen nachstehenden
kurzen Auszug gibt:Näheres im
Journal für Gasbeleuchtung und
Wasserversorgung, 1893 S. 552.
„Sehr heftig corrodirend wirkt Schwefelwasserstoff unter Mitwirkung von Luft,
indem das leicht sich bildende Schwefeleisen von dem Sauerstoffe in Metalloxyd
umgewandelt wird.
Interessante Beobachtungen an einer Rohrleitung für schwefelhaltiges Mineralwasser
beschrieb Prinotznik. Es hatten sich Schichten
gebildet, von denen die innere im Wesentlichen aus braunrothem Oxyd bestand, das
von einer Schwefeleisen einschliessenden Schicht umschlossen war.
Die Verrostung sehr befördernd wirken Salzlösungen, selbst in verdünntem Zustande.
Namentlich besitzen die leicht löslichen Chlorsalze der Alkalien und Erden
(Kochsalz, Chlormagnesium, Chlorkalium) diese Eigenschaft in hohem Grade. Der
Zutritt reichlicher Mengen Luft beschleunigt dabei wesentlich den
Oxydationsvorgang. Aber selbst bei geringem Luftwechsel tritt eine Oxydbildung
ein. So erwähnt Berzelius, dass eiserne
Geschützrohre, welche bei Carlscrona während 50 Jahren im Meer versunken
gewesen, zu ⅓ ihrer Masse in einen grauen, graphitähnlichen Körper verwandelt
waren.
Höchst energisch oxydirend wirken auf das Gusseisen Wässer ein, welche Salpeter-
und salpetrigsaure Salze enthalten und von Ammoniaksalzen begleitet zu sein
pflegen. Der Vortragende bezieht sich auf zwei ihm bekannt gewordene
Fälle.
1) An den Eisentheilen eines zum Betrieb einer Heisswasserheizung dienenden, mit
Brunnenwasser gespeisten Ofens war nach kurzer Zeit eine auffallend heftige
Oxydationswirkung eingetreten. Als später der Heizofen mit Wasserleitungswasser
gespeist wurde, war der vordem beobachtete Angriff des Eisens nicht mehr
bemerkbar.
2) Bei dem Röhrennetz eines Gas- und Wasserwerkes hatte sich gezeigt, dass
gusseiserne Rohre an mehreren Stellen in mangelhaftem Zustand waren. Es ergaben
sich bei näherer Untersuchung in Reihen auftretende Durchlöcherungen, die
eigenthümlicher Weise sich nur an den nach oben gekehrten Flächen der Röhren
zeigten. Die meisten in der Richtung der Röhren gestreckten Oeffnungen waren
verschieden gross: es zeigten sich mehrere bis 10 Zoll Länge. Eigenartig waren
die Randtheile dieser Oeffnungen beschaffen, denn das Eisen war daselbst in eine
graubraune Substanz, aus hydratischem Eisenoxyd bestehend, übergegangen,
die beim Schneiden einen metallischen Glanz annahm.
Die Beschädigungen des Eisenmaterials waren sowohl bei Gasleitungsröhren von 5 bis
6 mm Wanddicke, als auch bei Wasserröhren von 10 mm Dicke bei 0,12 m Durchmesser
vorhanden. Erstere Röhren waren vor 10, letztere vor 15 Jahren verlegt worden.
Die Erscheinung erklärt sich lediglich aus der Beschaffenheit des Terrains
bezieh. des Grundwassers. Die Durchrostung der nach oben gewendeten Rohrflächen
lässt darauf schliessen, dass das von oben kommende unreine Wasser, dessen
Gehalt an Schwefelsäure zu 0,748 g und an Salzsäure zu 0,668 g auf 1 l (neben
Salzen der Alkalien) angegeben wird, die in Rede stehende Wirkung ausgeübt
hat.
Auf die Mittel zur Verhütung der Corrosion eingehend, hebt Redner hervor, dass die
Umkleidung der Rohre mit einer dichten Thonschicht guten Erfolg verspricht. Auch
ein Asphaltanstrich sei günstig; Cementumkleidungen stellen weniger Erfolg in
Aussicht. Das sicherste Mittel wäre die Umgebung der eisernen Röhren an solchen
Stellen mit Thonröhren.“
In der auf den Vortrag folgenden Besprechung erwähnte ein Herr die schädliche
Einwirkung der Schlackenwolle auf schmiedeeiserne Röhren. Die Zerstörung beruhe hier
hauptsächlich auf dem Vorhandensein von Chlorcalcium. In betreff des Schutzes gegen
Rost empfiehlt derselbe einen Graphitanstrich der Rohre, und noch bessere Ergebnisse
habe er mit einem Anstrich von in Firniss aufgelöstem Mangankitt gemacht.
Fast noch verderblicher sind den Rohrleitungen und insbesondere den leichter
rostenden Verbindungsschrauben, die ja in den meisten Fällen aus Schmiedeeisen
hergestellt sind, manche Grubenwässer oder auch das Seewasser. Will man in solchen
Fällen nicht zu anderem Material übergehen, wie es uns in gewissen Legirungen
geboten ist, so ist es unumgänglich nothwendig, ein Schutzmittel zu gebrauchen. In
solchen Fällen, in denen ein rasches Lösen der betreffenden Theile erforderlich
werden kann, haben wir halbfeste Fette mit Graphit gemischt bewährt gefunden, jedoch
verlangt dieses Mittel eine vollständig trockene Oberfläche während des
Aufstreichens. Versuche mit Mannocitin haben gute Ergebnisse geliefert und würden
sich eingehendere Versuche mit demselben empfehlen.
Textabbildung Bd. 292, S. 127Fig. 17.Marini's Rohrverbindung.Rohrverbindungen. Fast jeder Monat bringt neue
Anmeldungen und Berichte von Patenten, die sich auf Rohrverbindungen beziehen. Wir
werden nur die uns wichtiger erscheinenden aus der grossen Menge herausgreifen.
Der Civilingenieur H. Marini bringt in Le Génie Civil eine ihm vor längerer Zeit patentirte
Rohrverbindung in Erinnerung, da sich dieselbe gut bewährt habe. Nach Fig. 17 besteht die Verbindung aus einem über die
glatten Rohrenden geschobenen Rohrstück A, an dessen
beiden Enden Kautschukringe B gelegt sind. Diese Theile
werden von zwei Flanschenscheiben C mittels der
Schrauben D zusammengepresst und so ein dichter Schluss
bewirkt.
Die unter D. R. P. Nr. 64013 vom 30. December 1891 an E.
Schwoerer in Colmar, Elsass, patentirte Flanschendichtung mit Kitt und
eingelegtem Metallring (Fig. 18) wird durch einen
zwischen die Flanschen geklemmten Ring mit rauten- oder linsenförmigem Querschnitt
C bewirkt. Die erforderlichenfalls gespaltenen
Schneiden desselben legen sich in Ringnuthen der Flanschen ein. Der zwischen den
Flanschen vorhandene Raum wird mit Kitt gefüllt, dessen Einpressen in das Rohrinnere
durch einen zweiten in Ausdrehungen der Flanschen gelegten Ring d oder durch eine dünne rohrförmige Verlängerung des
einen Rohres, welche in eine entsprechende Erweiterung des anderen Rohres passt,
verhindert wird.
Textabbildung Bd. 292, S. 128Fig. 18.Schwoerer's Flanschendichtung. Die Röhrenverbindung von John Mc Intyre in
Jersey City (Amerikanisches Patent Nr. 503432 vom 15. October 1882), Fig. 19, hat an den Enden der Röhren aussen
Schraubengewinde und ringförmige Vertiefungen, die zusammen mit den Aushöhlungen e der auf die Rohrenden aa1 aufgeschraubten Muttern bcc1 einen ringförmigen
Raum bilden, der mit Dichtungsmaterial angefüllt ist. Die aufgeschraubte Mutter b dient ausserdem zum Zusammendrücken des
Dichtungsmaterials, damit eine möglichst dichte Verbindung entstehe. Die beiden
Röhren sind mittels der Mutter d gekuppelt, welche sich
beim Aufschrauben auf die Mutter c1 gegen einen Vorsprung der Mutter c legt und dadurch beide Muttern fest mit einander
verbindet.
Textabbildung Bd. 292, S. 128Fig. 19.Röhrenverbindung von Mc Intyre. Bei der Rohrverbindung von Ferdinand Weipert
in Heilbronn (D. R. P. Nr. 68496 vom 4. October 1892), Fig.
20, erhält das eine Rohr a an der
Verbindungsstelle eine innen ringsum laufende rinnenförmige Aussparung, welche nach
dem Zusammenschrauben beider Rohre mit Weichmetall ausgegossen wird, worauf der so
gebildete Weichmetallring a1 durch Schrauben d angepresst wird.
Textabbildung Bd. 292, S. 128Fig. 20.Rohrverbindung von Weipert. Bei einer Dückeranlage durch die Yssel bei Zwolle ist nach Le Génie Civil eine Sicherheitsmuffe zur Verwendung
gekommen, deren Einrichtung aus Fig. 21 erhellt. Die
Rohrleitung hat einen lichten Durchmesser von 305 mm. (Vgl. Journal für Gasbeleuchtung und Wasserversorgung, 36. Jahrg. S. 347.)
Die biegsame Rohrverbindung von J. G. Falcon in
Evansville, Ill. (Fig. 22), ist so angeordnet, dass
sie in keiner üblichen Stellung die Durchflussöffnung verengt und ausserdem eine
grosse Dichtungsfläche besitzt. Sie erträgt nach Engineering
and Mining Journal vom 1. Juli 1893 über 14 at Druck. (Vgl. 1893 287 * 12 und * 38.)
Eine wegen der bedeutenden lichten Weite von 1372 mm bemerkenswerthe bewegliche
Rohrverbindung ist nach Eng.
News von R. Hill bei
dem Bau des Wasserwerkes in Syrakuse (Nordamerika) zur Anwendung gekommen.
Textabbildung Bd. 292, S. 128Fig. 21.Sicherheitsmuffe.Textabbildung Bd. 292, S. 128Fig. 22.Biegsame Rohrverbindung von Falcon.Textabbildung Bd. 292, S. 128Rohrverbindung von Hill. Es handelte sich dabei um die bewegliche Verbindung genieteter Stahlrohre,
bei einer Gesammtlänge der Leitung von 1952 m. Die von Carnegie, Phipps und Co. in Homstead gelieferten Platten waren 89 mm dick,
1830 mm lang und so breit, dass man bei 63,5 mm Ueberlappung den gewünschten
Rohrdurchmesser erhalten konnte. Die Anfertigung der Rohre wurde von der Croton Bridge and Manufacturing Co. in Croton, N. Y.,
in der Weise ausgeführt, dass fünf von den oben beschriebenen Stahlplatten
teleskopartig verbunden und zu Rohrstücken von 8896 mm Länge zusammengenietet
wurden. Diese einzelnen Längen wurden verstemmt, untersucht, mit Asphalt
angestrichen und an den Bestimmungsort, das Ufer des Skaneateles-Sees, verfrachtet,
woselbst je vier Längen zu einem Stück von etwa 35,38 m Länge vereinigt wurden. An
einem Ende dieses Stückes (Fig. 23) wurde ein stählerner Ring A von
66,6 × 19 mm angenietet, während man das andere Ende mit einem gusseisernen Ring H versah. Neben dem angenieteten Ring befand sich noch
ein beweglicher schmiedeeiserner Reifen B von 25,4 ×
22,2 mm; der Raum zwischen Ring und Reifen wurde durch ein weiches Bleirohr K ausgefüllt (Fig. 24). Der
gusseiserne Ring H hatte 20 stählerne Hakenschrauben
J, die nach erfolgtem Ineinanderstecken der
entsprechenden Rohrenden mittels Muttern N angezogen
wurden. Die Haken J drückten dabei gegen den Reifen und
dieser seinerseits gegen das Bleirohr K, auf diese Art eine
einfache und sichere Dichtung zwischen L und M bildend.
In die ganze Leitung wurden sieben bewegliche Verbindungsstücke eingeschaltet, die,
wie Fig. 23 zeigt, aus
Blechen F,
∪- und Winkeleisen D
hergestellt waren. Die Beweglichkeit wurde in der Weise erreicht, dass eine mit Blei
ausgefüllte Pfanne D auf einer abgedrehten gusseisernen
Kugelzone C glitt und eine Biegung von 12° nach jeder
Richtung hin gestattete. Die erforderlichen Bleche waren Flusseisenbleche von 38,7
bis 45,7 k/qmm
Festigkeit.
Textabbildung Bd. 292, S. 129Fig. 25.Wetterluttenverbindung von Wirtz. Die von Wirtz und Co. in Schalke, Westfalen
(D. R. P. Nr. 72679), angegebene Wetterluttenverbindung (Fig. 25) lässt die beiden Luttenenden stumpf vor einander stossen und
verbindet sie mit einem federnden, innen mit einer Dichtung versehenen Klemmbande
mit einander. Das Klemmband wird mittels eines Keiles fest angezogen. Die Verbindung
ist einfach und bequem, erschwert nicht das Auswechseln einzelner Luttentheile und
ist dichter und glatter als die Verbindung der Luttenenden durch
Ineinanderschieben.
Eine Kuppelung für ein bewegliches Rohr ist J. Thompson
in London durch das englische Patent Nr. 20868 vom 17. November 1892 patentirt
worden. Von den zugehörigen Fig. 26 bis 28 ist Fig.
26 Längsansicht und Längsschnitt zur Verbindung zweier Rohrenden, Fig. 28 ist die Ansicht
des dreitheiligen Stückes B, während Fig. 27 die Verbindung
eines Schlauches mit einem festen Rohre darstellt. Die Mutter A fasst mit ihrem konischen Ende C über die entsprechende Verdickung des dreitheiligen
Stückes B, zieht dasselbe fest und presst damit das
Rohr E fest auf das feste Einlagerohr F. Zum Anziehen dient die Sechskante G des Mittelstückes in Verbindung mit Mutter A. Die an dem festen Rohr angewandte Verbindung (Fig. 27) ist der
beschriebenen ganz ähnlich und ohne weiteres verständlich.
Textabbildung Bd. 292, S. 129Thompson's Rohrkuppelung. Es sei an dieser Stelle das D. R. P. Nr. 63341 vom 25. October 1891
erwähnt, das von W. Daehr in Berlin angegeben ist und
zum Antreiben der Bleidichtung bei Muffenrohrleitungen durch Pressen und zugehöriges
Werkzeug dient. – Das Zusammenpressen der Bleidichtung b (Fig. 29) bei eisernen
Muffenrohrleitungen geschieht mittels einer Hebelvorrichtung. Es kann dazu ein
einarmiger Hebel A mit besonderem Stempel B verwendet werden, um durch den Druck der Hand einen
im Verhältniss der Hebellänge vergrösserten Druck auszuüben.
Zum Centriren von Flanschendichtungen benutzt J. Roller
in Frankfurt a. M. eine Vorrichtung (D. R. P. Nr. 65507), bei der die Dichtung
in einen dünnen Kupferring gefasst ist, der mittels schmaler Blechstreifen bezieh.
mittels eines Drahtreifens von der Aussenseite der Flansche anstellbar ist, so dass
die Flanschendichtung genau in die Mitte der Rohrleitung fällt. Die Ringe werden für
eine lichte Weite von 25 bis 200 mm mit 5 mm, von 200 bis 500 mm mit 10 mm steigend
geliefert.
Textabbildung Bd. 292, S. 129Fig. 29.Bleidichtung von Daehr. In Nr. 11 des 36. Jahrganges des Journals für
Gasbeleuchtung und Wasserversorgung macht G.
Oesten in Berlin einige bemerkenswerthe Mittheilungen über
Rohrverbindungen, wie sie seit längerer Zeit bei den städtischen Wasserwerken in
Berlin sich bewährt haben, und über deren Herstellung. Wir entnehmen aus seinen
Mittheilungen Nachstehendes:
Zunächst erwähnt sei eine Verbindung stumpf an einander stossen der Enden von
Gusseisenrohren, denen aber ein gewisser Spielraum gegeben ist und an welche die
besondere Anforderung gestellt wird, dass sie eine leichte Auswechslung der
eingebundenen Leitungstheile als Wassermesser, Rückschlagventile u.s.w. gestatte,
dass sie also leicht lösbar und leicht wiederherstellbar sei. Der wesentliche Theil
dieser Verbindung ist ein Bleiring, der sich über die zu schliessende Rohrfuge
schieben lässt und aus einem Ende gewöhnlichen Bleirohres von 25 bis 40 mm lichtem
Durchmesser hergestellt ist. Das Bleirohrende ist platt gedrückt, so dass die
inneren Wandflächen an einander liegen, ringförmig zusammengebogen und an der
Stossfuge zusammengelöthet. In dieselbe ist als Nabelrohr ein kleines Zinnrohr
eingelöthet. Presst man in das letztere mittels einer kleinen hydraulischen
Schraubenpresse Wasser in den doppelwandigen Bleiring hinein, so wird derselbe
dadurch aufgetrieben werden. Der Bleiring ist durch eine zweitheilige gusseiserne
Schelle gefasst, deren Höhlung er ausfüllt; mit seiner inneren Fläche dagegen wird
er auf die zu schliessende Fuge und in dieselbe, sowie in die in beide Rohrenden
eingedrehte oder eingegossene Nuthe hineingepresst (Fig.
30). Um etwaige Unebenheiten auf den Rohrenden hierbei leichter
auszugleichen, wird die Dichtfläche mit etwas Mennigekitt bestrichen. Der
erforderliche Druck beträgt 50 bis 100 at. Nach erfolgter Pressung wird das
Nabelrohr durch eine Schraubenzwinge zusammengedrückt und dadurch geschlossen. Die
Verbindung wird gelöst, indem man die Schelle abnimmt und den Bleiring
durchschneidet. Sie wird bei den städtischen Wasserwerken für Rohrdurchmesser von 50
bis 150 mm angewendet und entspricht allen Anforderungen.
Textabbildung Bd. 292, S. 129Fig. 30.Bleiringdichtung. Der von allen Seiten gleichmässig auf den verbindenden und dichtenden
Körper wirkende hydraulische Druck wird auch zur Verbindung von Bleiröhren mit
Messingrohrstücken, sowie von Messingröhren unter einander nutzbar gemacht und
eignet sich besonders zur Verbindung schwachwandiger Röhren aller Art.
Textabbildung Bd. 292, S. 130Fig. 31.Bleirohrverbindung von Smith and Cooper. Bevor ich auf diese Rohrverbindungen eingehe, möchte ich eine brauchbare
Bleirohrverbindung beschreiben, welche von Smith and
Cooper in Manchester herrührt und hier angewendet ist. Dieselbe besteht aus
einer Bleimuffe (Fig. 31) mit Rechtsund
Linksmuttergewinde, in deren Mitte eine Lederscheibe liegt. Durch das Aufschrauben
der Mutter werden die vorher gerade und glatt geschnittenen Enden gegen einander
gepresst, indem sie die abdichtende Lederscheibe zwischen sich nehmen. An
Bleirohrenden kann man auf der Baustelle das erforderliche Gewinde in bekannter
Weise erzeugen.
Die bisher bei den Berliner Wasserwerken fast ausschliesslich zur Anwendung gekommene
Bleirohr Verbindung, die sogen. Lappenlöthung, welche bekanntlich entsteht, indem
man das eine Ende Bleirohr etwas auftreibt, das zu verbindende andere Rohrstück
hineinsteckt, alsdann beides mit dem flüssigen Loth mittels einer Kelle übergiesst
und, indem das Löthmetall erkaltet und breiartig wird, dieses mit dem Lappen in die
Fuge streicht und um dieselbe zu einem Wulst formt, ist in mancher Beziehung
mangelhaft. Einmal fliesst das Loth leicht durch die Fuge in das Rohr und verengt
den Querschnitt desselben, indem es darin erstarrt. Einzelne Lothtropfen werden
durch den Wasserstrom fortgeführt und bringen Störungen in den Ventilen der Leitung
hervor. Die Verbindung besitzt geringe Festigkeit in der Längsrichtung, wird beim
Biegen des Rohres leicht undicht und die Löthmasse ist zuweilen porös. Auch sind zur
Ausführung der Verbindung viele Geräthe und Materialien erforderlich.
Textabbildung Bd. 292, S. 130Bleimuffendichtung. Einfacher, mit geringem Aufwand an Material und Geräth herzustellen, dabei
fester und zuverlässiger in der Dichtung, erweisen sich die mittels hydraulischen
Druckes hergestellten Verbindungen (Fig. 32a, b, c). Bei denselben haben
alle Messingzapfen einen vorstehenden scharfen Rand, der übrigens auch für die
Herstellung von Lappen- und Kelchlöthungen nützlich ist. Die Löthzapfen sind mit
einem leichtflüssigen Loth (8 Th. Wismuth, 5 Th. Blei, 3 Th. Zinn, Schmelzpunkt 95°)
dünn verzinnt. Es wird nun nur das Bleirohrende mit dem Auftreiber aufgetrieben, auf
den mit Rand versehenen verzinnten Löthzapfen aufgeschoben (Fig. 32c), mittels der
Wasserdruckzange fest auf denselben aufgepresst (Fig. 32a und b) und die Verbindung
mittels einer Löthlampe auf etwa 100° C. angewärmt.
Die Wasserdruckzange (Fig.
33 und 34)
besteht im Wesentlichen aus zwei doppelwandigen Gummibacken a
und b, welche je einen kurzen Nabel mit der
Eingangsöffnung in den Innenraum besitzen. Die Gummibacken sind in Metallbacken,
welche durch ein Scharnier verbunden sind, eingepasst und nach Bestreichen ihrer
Aussenfläche mit einer Kautschuklösung lose in dieselben eingesetzt. Die
Nabelöffnungen passen auf die Kanäle in den Backen, deren eine die zugleich als
Handgriff dienende cylindrische Verlängerung mit der hydraulischen Schrauben presse
trägt. An der dem Scharnier entgegengesetzten Seite sind beide Backen durch die an
der einen derselben, um einen Zapfen drehbar, befestigte eiserne Schraubzwinge
verbunden. Beim Gebrauch des Werkzeuges wird die Schraubzwinge gelöst; die
geöffneten Backen umfassen die Verbindungsstelle und werden durch Umlegen und
Anziehen der Schraubzwinge auf derselben in der beabsichtigten Stellung
festgehalten. Es wird dann der Presskolben in den Cylinder hineingeschraubt. Die in
letzterem enthaltene Flüssigkeit tritt durch die Kanäle in die Gummibacken und
überträgt mittels derselben den erhaltenen Druck gleichmässig von allen Seiten auf
das Bleirohr, welches dadurch fest auf das zu verbindende Rohrstück aufgepresst
wird. Hierbei drückt sich der an dem Rohrzapfen, Hahn u.s.w. befindliche scharfe
Rand in das Bleirohr gleichmässig ein. Die freigelegte Verbindungsstelle wird nun
mit der Löthlampe bis 100° bezieh. 116° C. angewärmt. Auf diese Weise wird eine
feste und dichte Verlöthung und eine dünne Fuge erzielt, und die so hergestellte
Bleirohrverbindung übertrifft alle bisher bekannten an Festigkeit und Dichtheit,
sowie an Einfachheit und Billigkeit.
Textabbildung Bd. 292, S. 130Wasserdruckzange. Die Verbindung schwachwandiger Messingröhren, ebenso Kupfer- und
Stahlröhren unter einander und mit anderen Rohrstücken wird nach dem vor
beschriebenen Verfahren mittels der Wasserdruckzange sehr einfach und befriedigend
durch Anpressen und Verlöthen einer Bleimuffe bewirkt.
Ueber einen neuen Bremsschlauch von Volpi und Schlüter finden sich in Glaser's Annalen vom 1. März 1893 einige
bemerkenswerthe Mittheilungen. Bekanntlich werden an Gummischläuche für
Eisenbahnbremsanlagen hohe Ansprüche bezüglich ihrer Haltbarkeit gegen Druck
gestellt, da aber weder in der Verarbeitung, noch in der Güte des Gummis Fortschritte von Belang
gemacht worden sind, auch noch kein wirksamer Schutz gegen die schädliche Wirkung
des Fettes auf Gummifabrikate aufgefunden ist, so sind die Vorschläge der
angeführten Firma der Beachtung werth.
Der in Rede stehende Schlauch ist mit einer Innenseele aus Leder und einer
Spiralfedereinlage, welche die Mitbiegung des Lederrohres bezweckt, hergestellt, im
Uebrigen aber nach Art der bis jetzt am meisten gebräuchlichen Gummischläuche
gefertigt. Um Schläuche zu bilden, werden Gummiplatten um einen Dorn gerollt, die
mit Gummilösung getränkte Leinwand wird ebenfalls umgerollt, bis der Schlauch die
gewünschte Wandstärke besitzt. Durch das Vulkanisiren wird dann das Ganze zu einer
festen Masse vereinigt. Das Lederrohr, mit einer von innen her verdeckten Naht
hergestellt, wird durch Oel nicht angegriffen, da das Leder alles Fett aufsaugt und
durch dasselbe erst recht geschmeidig erhalten wird. In wie weit das Fett durch das
Leder hindurch auf den Gummi einwirken wird, muss der Versuch noch ergeben.
Jedenfalls ist anzunehmen, dass geringe Fettmengen von dem Leder aufgenommen werden,
also nicht in dem Maasse schädlich wirken können, als wenn sie unmittelbar den Gummi
treffen. Ferner lässt sich erwarten, dass ein lappenartiges Loslösen der innersten
Schicht nicht eintreten kann, da das Leder sich nicht spaltet. Wenn also im Innern
des Rohres eine Spiralfeder dafür sorgt, dass der Schlauch offen gehalten wird, so
dürfte die grösstmögliche Sicherheit gegen Verstopfung erreicht sein. Derartige
Schläuche sind mit 20 at Druck geprüft, ohne dass sie Veränderungen erlitten hätten.
Es wäre damit die vierfache Betriebssicherheit erreicht, wenn man annimmt, dass bei
der Einkammerbremse der Luftdruck bis zu 5 at steigen kann. Die Spiralfeder ist mit
Spannung in das Lederrohr eingebracht, so dass sie sich ohne Gewalt nicht
verschieben lässt; es wird jedoch von der Fabrik empfohlen, diese Schläuche erst
dann auf ihre Biegsamkeit zu prüfen, nachdem die Kuppelungsstücke an beiden Enden
eingesteckt und mit gut abgerundeten Schellen befestigt sind. Sobald die
Anschlusstutzen angebracht sind, ist eine Verschiebung der Feder ausgeschlossen. Mit
Wasserdruck sollen die Schläuche nicht geprüft werden, da das Leder durch das
Nasswerden leidet. Bei mehreren Eisenbahn Verwaltungen sind solche Schläuche
probeweise in Benutzung genommen, und man wird abwarten müssen, wie sich dieselben
bewähren, da in diesem Falle alles auf das Ergebniss einer längeren Benutzung im
Betriebe ankommt.
(Fortsetzung folgt.)