Titel: | Neuere fahrbare Krahne. |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 131 |
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Neuere fahrbare Krahne.
Mit Abbildungen.
Neuere fahrbare Krahne.
Fahrbare Krahne sind meistens Drehkrahne, die auf einem Wagen aufgestellt sind und
einen schwingenden Ausleger von solcher Art erhalten, dass mit dem Krahne die
Normaldurchgänge durchfahren werden können. Dass bei dieser Krahnart auf die
Entlastung des belasteten Auslegers besondere Aufmerksamkeit verwendet wird, um
einen Sturz des Krahnwagens zu verhindern, ist selbstverständlich, trotzdem kann
eine Verankerung des Krahnwagens mit dem Schienengleis nicht wohl umgangen
werden.
Abgesehen von der Art der Fortschaffung des Krahnes an den Arbeitsplatz, ist der
Betrieb desselben im Allgemeinen auf Dampf angewiesen, doch ist für
Mittellasten der Handbetrieb der allereinfachste, namentlich da, wo diese Krahne an
Unglücksstätten unvermuthete Verwendung und rasches Eingreifen erfordern.
Textabbildung Bd. 292, S. 131Bouisson's Drehkrahn. Nicht so stellt sich der Betrieb an ständiger Arbeitsstätte oder solcher
allmählich wechselnden Ortslage, wo ein Anschluss an ein Leitungsnetz für
elektrischen Strom zu ermöglichen ist. Es können daher in der Neuzeit ganz wohl
fahrbare Krahne mit elektrischem Kraftbetrieb in Frage kommen.
C. Bouisson's fahrbarer Drehkrahn mit Handbetrieb.
Dieser fahrbare, 8 bis 10 t tragende Drehkrahn ist zum Verlegen der Gasleitungsrohre
und zum Verladen bestimmt. Nach Revue industrielle,
1893 Nr. 35 * S. 341, besteht dieser Krahn (Fig. 1 bis 4) aus einem Wagengestell A mit einer festen Vorderachse für gewöhnliche Strassenräder Q und einem hinteren mittleren Lenkrade P, sowie einer Hinterachse O mit Eisenbahnrädern.
Textabbildung Bd. 292, S. 131Fig. 3.Bouisson's Drehkrahn. Fährt der Krahnwagen auf einer gewöhnlichen Strasse, so wird das hintere
mittlere Lenkrad niedergestellt (Fig. 1 und 4). Soll aber der Krahnwagen auf einem Schienengleis
gefahren werden, so wird die Gabel des Lenkrades P um
einen Bolzen, der im Lagerbügel U liegt, mittels eines
Handstellhebels V hochgedreht, so dass die beiden
Eisenbahnräder auf die Schienen auftreffen.
Um nun bei dieser Inbetriebsetzung auch die Vorderräder zu entlasten, werden an
die Traversen Stützböckchen mit Rollen geschraubt, so dass der Hauptstützdruck durch
die Rollen geht. Während der Strassenfahrt werden (Fig. 1) die beiden
Ausleger N durch Verlängerung der Zugstangen E wagerecht niedergelegt und am Rollenkopf die Pferde
angespannt, sowie das Hakengewicht M an dem
Wagengestelle angehangen wird, während nach erfolgter Bereitstellung die Zugstangen
zurückgezogen und die Krahnstrebe gehoben wird.
Textabbildung Bd. 292, S. 132
Fig. 4.Bouisson's Drehkrahn.
Wie jeder Drehkrahn, so ist auch dieser aus einem um eine
Drehsäule B drehbaren Windengestell C mit Gegengewichts- und Kettenkasten zusammengebaut,
welcher mittels Spurzapfen D und Kegeldruckrollen B1 gestützt wird, und
während dasselbe mittels Gabelbolzen I und D den Krahnausleger trägt, findet der Betrieb mittels
Handkurbeln und Stirnräder durch eine Kettennuss statt, welche die Lastkette
aufzieht und durch ein Zwangsrohr in den Kettenkasten treibt. – Mittels Handkurbel
und Rädertriebwerk S (Fig.
3) wird der Transport des schwer beladenen Krahnes am Werkplatz besorgt,
sonst ist noch eine freie Windetrommel K für ein
Schlingseil vorgesehen, die unabhängig vom eigentlichen Lasthebebetrieb bei
ausgerückter Kettennuss mittels der Windenkurbeln zum Heranholen von Wagen u.
dgl. benutzt werden kann. Zum Niederlassen der Last ist eine Bandbremse J1 gewöhnlicher Bauart
vorhanden, zum Festlegen des Auslegers sind jedoch beiderseitig Backenbremsen F hinzugefügt, die durch die Schilde C an den Säulenhals B
treffen.
Yale and Towne's fahrbahrer Drehkrahn für 7 t
Tragkraft.
Auf der Columbischen Ausstellung war nach Engineering,
1893 Bd. 56 * S. 270, ein fahrbarer Drehkrahn mit Dampfbetrieb vorgeführt, der von
der Yale and Towne Manufacturing Co. in Stamford,
Conn., für 7 t Last und 6,4 m Ausladung gebaut worden ist. Der Wagen a (Fig. 5 bis 7) ist für eine Spurweite
von 2133 mm und einen Radstand von 2438 mm mit einer hohlen Krahnsäule auf einer
kreisförmigen Plattform b mit Zahnkranz ausgeführt, auf
welcher mittels vier Tragrollen c das Krahngerüst mit
der Plattform d für die Dampfwinde und Kessel gestützt
ist. Eine Zwillingsmaschine mit aussenliegenden Cylindern und Doppelexcentern e, die in der Mittelebene des Krahnwerkes angeordnet
sind, treibt mittels eines Stirnradpaares f die grosse
Seiltrommel g.
Textabbildung Bd. 292, S. 132
Yale and Towne's Drehkrahn.
Von der Kurbelwelle aus wird mittels eines zweiten Räderpaares
h und Winkelräder i
ein kurzes stehendes Wellstück getrieben, das mittels eines Schneckentriebwerkes k die obere kleinere Seiltrommel l bethätigt, die mittels eines Rollenzuges m die Ausschwingung des Ausladers n besorgt. Von diesem Räderpaar h wird eine Zwischenwelle mit Kegelradwendetriebwerk o (Fig. 5) und eine kurze
stehende Welle mittels eines wagerechten Räderpaares p
angetrieben, mit welcher eine durch die Krahnsäule. geführte Welle bethätigt wird,
von welcher mittels einer Winkelwelle q beide Radachsen
rr durch Winkelräder angetrieben und damit der
Krahnwagen gefahren werden kann.
Textabbildung Bd. 292, S. 133Crompton's Drehkrahn. Endlich wird noch die Bewegung einer zweiten Querwelle s mit
Kegelradwendetriebwerken von der Kurbelwelle aus besorgt, welches mittels eines
Stirnradpaares t ein kurzes stehendes Wellenstück mit
Getriebe u treibt, das in den Zahnkranz b der festen Plattform eingreift, wodurch dem Krahne
jede beliebige rechts oder links gerichtete Drehbewegung ertheilt werden kann.
Sachgemäss sind sämmtliche Steuerhebel dieser Krahnmaschine vom Führerstand aus
leicht und bequem erreichbar, so dass von diesem aus der Führer die Abwickelung
sämmtlicher Arbeitsvorgänge des Krahnes stets vor Augen hat.
Crompton's fahrbarer Drehkrahn mit elektrischem
Betrieb.
Crompton and Co. in Chelmsford haben einen 4 t schweren
fahrbaren Drehkrahn mit elektrischem Betrieb gebaut, welcher nach Revue industrielle, 1891 Nr. 20 * S. 193, die in Fig. 8 bis 11 gezeigten
Einrichtungen besitzt.
Mit der elektrischen Kraftmaschine M wird mittels einer
Reibungsrolle mit Papierbelag eine grosse Scheibe F und
damit die erste Hauptantriebwelle bethätigt. Von dieser aus wird mittels einer
Zahnkuppelung d durch den Handsteuerhebel a ein Räderpaar eingerückt und damit die Seiltrommel
zur Lastbewegung betrieben. – Ferner wird durch den Handsteuerhebel b ein Kegelradwendetriebwerk mittels Reibungskegeln
(System Raworth) eingerückt; dessen Mittelrad e eine durch den Krahnzapfen geführte stehende Welle
und damit mittels Winkelräder die vordere Wagenachse im beliebigen Sinne dreht und
dadurch den Krahnwagen fährt. Endlich wird mit dem dritten Handsteuerhebel c ein gleiches Kegelradwendetriebwerk eingerückt, von
welchem die Drehbewegung des Krahngerüstes besorgt wird. Durch die Anlage dieser
beiden Wendetriebwerke wird eine Stromumkehrung in der Kraftmaschine erspart, dafür
muss die Lastsenkung durch den auf die Bandbackenbremse einwirkenden Fusstritthebel
B geregelt werden.
Textabbildung Bd. 292, S. 133Crompton's Drehkrahn. Der Motor entwickelt 110 Volt und arbeitet mit einer Stromstärke von 35
bezieh. 50 Ampère beim Heben einer mittleren bezieh. einer schweren Last, mit 23 bis
35 Ampère beim Fahren des Krahnwagens und mit 35 Ampère bei gleichzeitigem Drehen
des Krahnausladers.
Die Motor welle kreist mit 840 minutlichen Umläufen und hebt hierbei eine Last von
750 k mit 25 mm/Sec. Geschwindigkeit und fährt gleichzeitig den Krahnwagen mit 25 mm/Sec. weiter.
Bei stillhaltendem Kr ahn kann mit gleicher Geschwindigkeit eine Last von 1 t
gehoben werden. Ueber die Strom Zuführung geben Fig. 11 und 12 Aufschluss.
T. Smith's fahrbarer Drehkrahn für 16 t Tragkraft.
Industries, 1892 Bd. 12 * S. 324, beschreiben den in
Fig. 12 nachgebildeten, von T. Smith in Rodley bei Leeds gebauten 50 t schweren
fahrbaren Drehkrahn, dessen Fahrbetrieb mittels einer durch den hohlen Drehzapfen
geführten Triebwelle die mittels Winkelräder auf eine unter dem Wagenhintertheile
gelagerte Querwelle abzweigt.
Textabbildung Bd. 292, S. 133
Fig. 12.Smith's Drehkrahn.
Von dieser wird mittels Kurbelschubstangen auf die Mittelachse und von dieser
auf Vorder- und Hinterachse mittels Kuppelstangen die Bewegung fortgepflanzt.