Titel: | Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation. |
Autor: | Morgen |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 187 |
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Ueber Fortschritte in der
Spiritusfabrikation.
(Schluss des Berichtes S. 162 d. Bd.)
Ueber Fortschritte in der Spiritusfabrikation.
Studien über Malz, Würze und Bier. H. Vogel und G. Luft wenden sich in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, Bd. 16 S. 152, gegen die Versuche
von E. Jalowetz, welche auch G.
Düll zu seinen neuen Untersuchungen veranlassten (vgl. 1894 291 286). Jalowetz erkennt
die Einwände der Verfasser gegen seine Versuche nicht an, und führt dieses des
Näheren an derselben Stelle, S. 221, aus. (Vgl. auch unter VII. die Arbeit von Luft über die Reductionsgleichungen.)
Beiträge zur Chemie und Bakteriologie der industriellen
Gährungsprocesse bringt Percy F. Frankland in
einer Reihe von Abhandlungen im Pharm. Journ. and
Transactions, Bd. 52 S. 654, 753, 775, 814, in denen er die
bakteriologischen Untersuchungsmethoden, die Methoden von Reinculturen, die
Nährmedien, sowie verschiedene Bakterienarten und ihre Stoffwechselproducte
bespricht. Weiter wird die Synthese des Zuckers, die künstliche Gährung des Zuckers
und zwar die Alkoholgährung und Essiggährung und die dabei in Betracht kommenden
Fermente erörtert. Ein anderer Theil handelt von dem Zweig der Bakteriologie,
welcher für die Landwirthschaft in Betracht kommt. (Nitrification, Fixirung des
Stickstoffs u.s.w.)
Ueber die Gährung von Mannit und Dulcit haben Percy F. Frankland und Wm.
Frew Versuche ausgeführt, welche zeigen, dass Mannit und Dulcit durch Hefe
nicht vergohren werden. Dagegen vermögen gewisse Bakterien, wie z.B. der Bacillus
aethaceticus, die Gährung unter Bildung von Alkohol, Essigsäure, Bernsteinsäure,
Kohlensäure und Wasserstoff zu bewirken. (Naturwissenschaftliche Rundschau, 1892 S. 425.)
Ueber die butylalkoholische Gährung und das Butylferment
berichtet W. W. Beijerinck. Der Verfasser hat das
Ferment der butylalkoholischen Gährung entdeckt, welches er Granulobacter butylicum
nennt. Dasselbe findet sich in Begleitung des Granulobacter saccharobutyricum, des
Buttersäureferments, auf der Oberfläche der Getreidekörner. Allein kommt es auf zwei
nackten Gerstenarten vor, Hordeum distichon nudum und Hordeum vulgäre himalayense.
Zur Züchtung des Ferments dienen Körner dieser Arten, die in demselben Jahr geerntet
worden sind. Bei der Gährung entstehen ausser Kohlensäure und Wasserstoff etwa 1 bis
2 Proc. des angewandten Mehls an Butylalkohol, so dass eventuell dessen technische
Darstellung auf diesem Wege möglich wäre. Die flüchtigen organischen Säuren fehlen
vollständig und dadurch unterscheidet sich das Butylferment vom Buttersäureferment,
welches neben wenig Butylalkohol viel normale Buttersäure liefert. Die Gährung und
Fortpflanzung der Fermente erfolgen nur bei gänzlichem Luftabschluss oder bei einem
äusserst kleinen Sauerstoffdruck. (Nach Chem.
Centralblatt, 1893 Bd. 2 S. 690.)
Anärobische Gährung, hervorgerufen durch den Bacillus
ortho-butyricus, beobachtete M. L. Grimbert
durch den von ihm entdeckten Bacillus ortho-butyricus. Derselbe entwickelt sich nur
anärob und vergährt Glycerin, Mannit, Glykose, Rohrzucker, Maltose, Galactose,
Lactose, Arabinose, Amylum, Kartoffeln, Dextrin, Inulin. Die hierbei entstehenden
Producte sind normaler Butylalkohol, Essigsäure, normale Buttersäure, Kohlensäure
und Wasserstoff. Der Bacillus bildet eine Diastase, welche Dextrin in Maltose
umwandelt. Saccharose wird durch denselben ohne Inversion vergohren. (Nach Chemiker-Zeitung, 1893, Repertorium S. 169.)
Physiologische Studien über Essiggährung und
Schnellessigfabrikation veröffentlicht F.
Lafar im Centralblatt für Bakteriologie und
Parasitenkunde, 1893 Bd. 13 Nr. 21, 22. Der Verfasser stellt durch seine
Untersuchungen manche ältere Angaben richtig und bestätigt auch die in letzter Zeit
wiederholt festgestellte Thatsache, dass auch durch Sprosspilze Ester gebildet
werden können.
Ueber die Beziehung der Phosphate und des Caseïns zur
Milchsäuregährung theilt Hermann Timpe
Versuche mit, welche eine Aufklärung für den hohen Milchsäuregehalt in der Milch
geben, obwohl doch bekanntlich die Thätigkeit des Milchsäureferments schon durch
geringe Mengen von Milchsäure gestört wird. Die Ursache, dass sich grössere
Milchsäuremengen ansammeln können, ist nach Versuchen des Verfassers darin zu
suchen, dass sowohl die Phosphate, wie auch das Caseïn und endlich auch das in
Verbindung mit dem Caseïn auftretende Calcium eine grosse Menge von Milchsäure zu
neutralisiren vermögen. (Nach Chem. Centralblatt, 1893
Bd. 2 S. 87.)
Darstellung von Citronensäure mittels Gährung, ein neues
Gährungsgebiet. Wehmer hat eine besondere Art von Mikroorganismen entdeckt,
welche er Citromyces nennt und welche er näher studirte. Dieselben veranlassen bei
Gegenwart von Sauerstoff die Bildung von Citronensäure. Als Substrat für die
Citronensäuregährung kommen fast ausschliesslich die Zuckerarten, wie Traubenzucker,
Rohrzucker u.s.w., sowie überhaupt Kohlehydrate (auch Stärkekleister) in Betracht.
Das Verfahren wird bereits technisch ausgebeutet. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 221.)
Ueber die Organisation der Hefezellen hat G. Hieronymus Untersuchungen ausgeführt, welche zu ganz
neuen Beobachtungen über den Zellkern führten. Der Verfasser fand in der Presshefe,
welche er bei 5000facher Vergrösserung untersuchte, ein fast völlig homogen
erscheinendes Plasma, in welchem zahlreiche, mehr oder weniger eckige, starke
Körnchen eingebettet sind; in den meisten Zellen fanden sich eine oder mehrere
Vacuolen, die bisweilen ausser dem Zellsaft noch ein, ähnlich wie die im Protoplasma
befindlichen Körnchen, gestaltetes, grösseres Körnchen enthielten. Die im
Protoplasma liegenden eckigen Körnchen bildeten stets Reihen, und diese Reihen
erschienen in einer mehr oder weniger regelmässigen Spirale oder auch zu einem
Knäuel zusammengewickelt; oft war dieser Knäuel ziemlich dicht, zuweilen aber auch
ziemlich lang, und mitunter bestand er auch aus zwei durch ein mehr oder
weniger geschlängeltes Fadenstück unter einander verbundenen Knäueln. Mitunter ist
der Knäuel fest zusammengewickelt und es zeigt sich auch in der Vacuole, besonders
in älteren Zellen, ein sehr grosses Korn, das der Verfasser als einen regulären
Würfel anspricht. Gewöhnlich erscheinen die Körnchen mehr rundlich. Da die Körnchen
quellbar sind, will Hieronymus sie als Krystalloide
auffassen; sie waren unlöslich in Alkohol und Aether, Kalkwasser, Kochsalzlösungen
und anderen Salzlösungen; in Kalilauge sind sie schwer löslich, auch starke
Salpetersäure löste sie nicht, sie quellen darin nur etwas auf. In
Traubenzuckernährlösung bildete die Hefe auffallend wenig Körnchen, dagegen viel in
Milch- oder Rohrzuckerlösungen. Die chemische Substanz der Körnchen ist noch
unbekannt, vielleicht ist sie das Nucleïn. Der Verfasser knüpft an diese
Mittheilungen noch einige Betrachtungen über die Structur des lebenden Protoplasmas.
(Berichte der deutschen botanischen Gesellschaft,
Bd. 11 S. 176, nach Zeitschrift für Spiritusindustrie,
Bd. 16 S. 141.)
Die Existenz eines Körnchens in der Hefezelle hat auch
Fr. A. Janssens durch Untersuchungen verschiedener
Saccharomycesarten festgestellt. (Centralblatt für
Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. 13 S. 639.)
Ueber das Wachsthum der Hefe auf festen Nährböden
berichtet P. Lindner in der Wochenschrift für Brauerei, Bd. 10 S. 692. Der Verfasser beschreibt die
Vorzüge der Cultur auf festen Nährböden, gegenüber den flüssigen, welche unter
anderem auch darin bestehen, dass bei den festen Nährböden die Möglichkeit gegeben
ist, die Colonien auf der Nährgelatine durch Photographie zu fixiren. Der Verfasser
hat eine Anzahl solcher auf Nährgelatine wachsender Hefecolonien photographirt und
die Bilder der vorliegenden Arbeit beigefügt. An der Hand dieser Photogramme
schildert er die Cultureigenthümlichkeit.
Ueber die Wirkung einiger Desinfectionsmittel auf Hefe
von H. Will. Der Verfasser prüfte 26 verschiedene
Desinfectionsmittel in ihrer Wirkung sowohl auf Culturhefen, als auf wilde Hefen und
auf die Sporen beider, und versuchte den niedrigsten Concentrationsgrad
festzustellen, welcher selbst bei sehr kurzer Einwirkungsdauer für verhältnissmässig
grosse Mengen noch tödtlich ist. Eine rasche und sichere Tödtung vermochten nur
auszuüben: Quecksilberchlorid, Chlorkalk, alkalisch reagirende Javelle'sche Lauge, Calciumdisulfit, sauer reagirendes
Bismutnitrat, Kaliumpermanganat, alkoholische Benzoë- und Salicylsäurelosung, sowie
Kreolin, von welchen Stoffen jedoch für die Praxis nur Chlorkalk und Calciumdisulfit
in Frage kommen. Eine Lösung von Chlorkalk, welche nur 0,2 Proc. actives Chlor
enthält, zerstört schon bei 2 Minuten langer Einwirkung das Leben dieser Organismen,
und ebenso wirkt eine Lösung von Calciumdisulfit, welche 2 g schweflige Säure (SO2) im Liter enthält. Für die Praxis dürfte eine
Chlorkalklösung mit 1 Proc. activem Chlor, oder eine Calciumdisulfitlösung von 1
Proc. zu wählen sein.
Die Chlorkalklösung eignet sich besonders zur Reinigung von Gerätschaften, während
Schimmelvegetationen in Kellereien u.s.w. selbst durch eine 5- bis 6mal stärkere
Lösung nicht getödtet werden, während hier jedoch eine 1,3 Proc. schweflige Säure
(SO2) enthaltende Calciumdisulfitlösung schon
nach 1½stündiger Einwirkung von Erfolg waren. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 2 S. 60.)
Ueber die chemischen Bedingungen der
Diastasewirkung theilt E. Effront im Moniteur Scientifique Quesneville, 1893 Bd. 7 S. 266,
interessante Versuche mit. Die Beobachtung, dass ein Rückstand der
Glykosedarstellung aus Mais auf Stärke eine ähnliche Wirkung wie Amylase auszuüben
vermochte und dass auch der wässerige und der gekochte Auszug diese Wirkung
äusserte, so dass es sich nicht um die Wirkung eines Fermentes handeln konnte,
führte dazu, gewisse Bestandtheile dieses Rückstandes in der Richtung zu prüfen,
welchen Einfluss dieselben auf die Diastase ausüben. Zunächst wurde das Asparagin geprüft und gefunden, dass dasselbe sehr
günstig wirkte, indem z.B. ein Zusatz von 0,04 g Asparagin auf 100 g Kleister die
Bildung von 58,2 Proc. Maltose veranlasste, während dieselbe Mischung ohne Asparagin
unter dem Einflüsse derselben Menge Malzauszug nur 16,4 Proc. Maltose ergeben hatte.
Ferner wurden mit 0,04 g Asparagin mehr als das Doppelte an Maltose erhalten als mit
0,01 g Asparagin. Dieser günstige Einfluss der grösseren Asparaginmenge trat jedoch
nur ein bei 1½stündiger Verzuckerung bei 50° C, während bei 12stündiger
Zuckerbildungsdauer bei 15° C. die Menge des Asparagins insofern eine untergeordnete
Rolle spielte, als die Gegenwart des Asparagins (0,01 g) überhaupt schon genügt
hatte, die Wirkung zu verdreifachen. Ebenso günstig wie Asparagin wirkten Thonerdesalze, und zwar wurde festgestellt, dass bei
Anwendung der essigsauren Thonerde die günstige Wirkung nicht etwa der Essigsäure,
sondern der Thonerde zuzuschreiben ist. Um ein Beispiel anzuführen, wurde der Gehalt
der Trockensubstanz an Maltose durch Zusatz von 0,2 g essigsaurer Thonerde zu 100 g
Kleister auf 61,93 Proc. gesteigert, gegenüber 7,31 Proc. ohne Thonerde. Kali- und Ammoniakalaune wirkten ebenfalls günstig,
jedoch nur, wenn sie dem Kleister direct zugesetzt wurden, während dieselben, wenn
man sie vorher dem Malzauszuge zusetzte, die diastatische Kraft störten, was beim
Asparagin und der essigsauren Thonerde nicht der Fall war. Auch die Phosphorsäure, zu Kleister zugesetzt, befördert
sichtlich die diastatische Wirkung, jedoch nur bis zu einem gewissen Grade; auch
scheint die Wirkung der freien Säure wenig regelmässig zu sein. Dagegen wurden
wieder sehr günstige Zahlen durch Ammoniumphosphat
erhalten, wodurch der Gehalt der Trockensubstanz an Maltose fast um das Fünffache
gesteigert werden konnte. Auch war es gleichgültig, ob das Salz dem Malzauszuge oder
dem Kleister zugesetzt wurde, während Calciumphosphat
nur günstig wirkte, wenn es zum Kleister gegeben wurde, dagegen zum Malzauszug sogar
störend wirken kann. Versuche mit Kali- und Magnesiasalzen und mit Sulfaten ergaben stets negative Resultate. – Die Wirkung chemischer
Agentien auf Diastase ist durch folgende Thatsachen charakterisirt: Sie hört auf,
wenn man die betreffenden Substanzen in einen Kleister einführt, dessen Umwandlung
bereits weit vorgeschritten ist, auch darf man bei Ausführung von Versuchen mit
diesen Körpern nur geringe Mengen Malzauszug verwenden. Bei Wiederholung der
Versuche mit nach der Lintner'schen Methode
dargestellter reiner Diastase ergaben sich dieselben Resultate wie bei Anwendung von
Malzauszug. Weitere Versuche mit Chlornatrium und Natriumcarbonat zeigten, dass reines Kochsalz die
Wirkung der Diastase nicht begünstigt, während technisches Salz in der That einen
günstigen Einfluss ausübt; dagegen wirkt Soda schon in sehr kleinen Mengen
hemmend, in grösseren Mengen vernichtend auf die Diastase ein, denn schon durch
Anwendung von 0,001 g Soda auf 100 cc Kleister sank der Maltosegehalt um 0,7 Proc.
und bei Anwendung von 0,05 g betrug er nur noch 3,1 Proc. gegenüber 53,3 Proc. ohne
Soda. Diese Zahlen lehren also deutlich die Gefahr, welche die Gegenwart von
Natriumcarbonat für den Zuckerbildungsvorgang hat. (Nach Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 118.)
Ueber Glykase schreibt G. Harris
Morris in Transactions of the Institute of
Brewing, Bd. 6 S. 132. Nach Cuisinier besteht
in dem Gerstenmalz und anderen Cerealien ein Enzym, das Stärke in Dextrose umwandeln
kann. Später haben Géduld und Lintner dasselbe Enzym untersucht. Géduld
scheint dabei wesentlich mit Mais gearbeitet zu haben. Nach den Untersuchungen des
Verfassers scheint allerdings die Glykase ein dem Mais eigenthümliches Enzym zu
sein, das vielleicht auch in anderen, noch nicht darauf untersuchten Cerealien
vorkommen kann. Dass Glykase aber auch in Gerste und Gerstenmalz vorkommt und hier
eine Rolle spielt, ist unwahrscheinlich. (Nach Chemisches
Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 837.)
Das Vorkommen von Invertase in den Bananen hat E. Miran nachgewiesen. (Chemiker-Zeitung, 1893 S. 1283.)
Inulase und indirecte Gährung des Inulins von Em. Bourquelot. Wie Stärke durch Diastase in Maltose,
so wird Inulin durch das von Green entdeckte Ferment,
die Inulase, in Lävulose verwandelt. Die Inulase wird durch Culturen von Aspergillus
niger erzeugt. (Comptes rendus, Bd. 116 S. 1143.)
Eine Beziehung zwischen fettspaltenden und glykosidspaltenden
Fermenten hat Wilhelm Siegmund in der Art
gefunden, dass die glykosidspaltenden Fermente auch wirkliche Aether, wie es die
Fette sind, und die fettspaltenden Glykoside speciell Amygdalin in Salicin zu
spalten vermögen. (Nach Biedermann's Centralblatt, 1893
S. 648.)
Ein neues lösliches Ferment, das die Trehalose in Glykose
umwandelt, hat Bourquelot in Culturen
Aspergillus niger gefunden. Dasselbe wandelt die Trehalose glatt in Glykose um,
ebenso auch die Maltose in Glykose. Von den Fermenten des Speichels, sowie vom
Invertin und Emulsin ist es verschieden, da diese die Trehalose nicht umzuwandeln
vermögen. Die Wirkung der Fermentflüssigkeit auf Trehalose hört bei 63° auf, die
Wirkung auf Maltose aber erst bei 74 bis 75°, wonach der Verfasser vermuthet, dass
zwei Fermente vorhanden sind, von denen er das die Trehalose umwandelnde als Trehalase bezeichnet. (Comptes
rendus, 1893 Bd. 117 S. 836.)
Den Chemismus des zuckerbildenden Blutfermentes hat Manfred Bial studirt und gefunden, dass das Blutferment
Stärke nicht wie andere zuckerspaltende Fermente in Maltose und Dextrin umwandelt,
sondern fast vollständig in Dextrose überführt, dass jedoch zuvor eine Spaltung in
Dextrine und Maltose stattfindet, denn durch geeignete Behandlung mit Alkohol konnte
das Ferment so abgeschwächt werden, dass die Umwandlung nur bis zur Bildung der
Maltose ging. (Pflüger's Archiv für die gesammte
Physiologie, Bd. 54 S. 72.)
Bei Untersuchungen über die essigsäurebildenden Mikroben
konnte Wernischeff sechs verschiedene Formen aus dem
gewöhnlichen Essigpilz erhalten, von denen fünf dieselbe Form der Essiggährung,
nämlich das dünne Essighäutchen, geben, während die sechste Form stets schleimige Häute
bildete. Diese sechste Form besteht aus Stäbchen oder vielmehr aus Ketten von
Kokken. (Nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 10 S.
743.)
Zur Kenntniss der diastatischen Wirkung der Bakterien
macht Emil Cavazzani im Centralblatt für Bakteriologie und Parasitenkunde, Bd. 13 S. 587,
Mittheilungen, aus denen hervorgeht, dass viele Bakterien in hohem Grade
diastatische Wirkung besitzen. Mit der Umwandlung der Stärke ging die Bildung von
Säure parallel, und zwar um so stärker bei Gegenwart von Eiweiss, aus welchem
dieselbe vermuthlich entsteht.
Ein wie Emulsion wirkendes Ferment konnte E. Gérard aus Penicillium glaucum darstellen. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 2 S. 534.)
Ueber das Vorkommen der Diastase, die Bildung von Stärke und
Zucker in Pflanzentheilen, sowie über die verschiedenen Zuckerarten in den
Pflanzen veröffentlichten Brown und Morris im Journal of the
Chemical Society, Maiheft 1893, eine sehr interessante Mittheilung, auf die
wir hier nur aufmerksam machen können. Die Verfasser wollten durch ihre
Untersuchungen Licht verbreiten über das Vorkommen, die Beziehungen und die
physiologische Bedeutung der Stärke, der Diastase und des Zuckers in den
Laubblättern. Die Verfasser glauben durch ihre Versuche über jeden Zweifel die
physiologische Wichtigkeit der Diastase als des wirksamen Principes bei der Lösung
und Translocation der Stärke nachgewiesen zu haben, und zwar nicht nur in Bezug auf
die Blätter, sondern auf alle wachsenden Pflanzentheile, und wenn die Diastase eine
so wichtige Rolle beim Abbau der Stärke spielt, so ist die nothwendige Folgerung
die, dass unter den Zuckern der Blätter, aus denen die Stärke verschwindet, Maltose
nachzuweisen sein muss. Dies soll nach den Versuchen der Verfasser auch in der That
der Fall sein. Ausser Maltose konnte in den Blättern von Tropacolum nur noch
Rohrzucker, Dextrose und Lävulose nachgewiesen werden. Die Verfasser glauben, dass
der Rohrzucker das erste Assimilationsproduct ist, dass derselbe jedoch nicht als
solcher, sondern als Dextrose und Lävulose, und die Stärke als Maltose in der
Pflanze transportirt wird. (Nach Zeitschrift für
Brauerei, Bd. 10 S. 594.)
Die von H. Buchner und Th.
Geisler (vgl. 1893 289 143) gemachte Beobachtung
über den Einfluss des Lichtes auf Bakterien fand
H. Marshell Ward beim Bacillus anthracis bestätigt.
(Nach Zeitschrift für Brauerei, Bd. 10 S. 743.)
Arthur Richardson studirte den
Einfluss des Lichtes auf die Verhinderung der Fäulniss und auf die Bildung
von Wasserstoffsuperoxyd in organischen Flüssigkeiten und fand, dass die durch
Sonnenlicht bei Gegenwart von Sauerstoff sterilisirte Versuchsflüssigkeit
Wasserstoffsuperoxyd enthielt, während im Dunkeln derselbe durch die Einwirkung von
Sauerstoff nicht gebildet wird. Substanzen, welche Wasserstoffsuperoxyd zerstören,
wie z.B. Mangansuperoxyd, erleichtern das Wachsthum der Mikroorganismen. (Nach Wochenschrift für Brauerei, Bd. 10 S. 743.)
Versuche über den Einfluss der Kohlensäure auf die
diastatischen und peptonbildenden Fermente im thierischen Organismus,
welche M. P. Schierbeck veröffentlichte, führten zu dem
Resultate, dass die Kohlensäure nur bei neutraler und alkalischer Reaction
förderlich, dagegen bei saurer Reaction sehr bald geradezu hemmend wirkt. (Nach
Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 745.)
Die Einwirkung der Kohlensäure auf die Lebensthätigkeit der
Mikroorganismen untersuchte C. Fränkel.
Derselbe beschreibt die beschränkte Anzahl von Mikroorganismen, welche in einer
ausschliesslichen Atmosphäre von Kohlensäure gedeihen können, zu denen z.B. Hüppe's Bacillus der Milchsäuregährung und derjenige
der echten Bierhefe gehören. Für die grosse Mehrzahl der Mikroorganismen dagegen ist
die Kohlensäure unbedingt entwickelungshemmend. (Centralblatt für Bakteriologie, 1892 Bd. 11 S. 450.)
Die Ursache der Resistenz der Sporen gegen trockene
Hitze glaubt Cramer auf Grund zahlreicher
analytischer Bestimmungen namentlich des Wasser- und Aschegehaltes von Sporen auf
den hohen Trockensubstanzgehalt der Sporen zurückführen zu sollen, besonders da
dieselben ihr sämmtliches Wasser als hygroskopisches enthalten und daher in
trockener Luft sehr rasch Wasserdampf abgeben und alsdann vermuthlich nur aus
wasserfreiem Eiweiss bestehen. (Nach Biedermanns
Centralblatt, 1893 S. 501.)
Die Eiweisstoffe des Weizensamens untersuchten Osborne und Vorhees. Es
konnten folgende Körper abgeschieden werden:
1) 0,6 bis 0,7 Proc. eines Globulins; 2) 0,3 bis 0,4 Proc. eines bei 52°
coagulirenden Albumins; 3) eine Proteose, welche nicht unzersetzt analysirt werden
konnte; von derselben waren 0,3 Proc. und ferner 0,2 bis 0,4 Proc. eines anderen
Körpers, wahrscheinlich eines Derivates der erwähnten Proteose, vorhanden; 4) 4,25
Proc. Gliadin, welches identisch ist mit dem von Thaddei als Gliadin, von Dumas und Cahours als Pflanzengelatin bezeichneten Stoff, ebenso
auch mit den Körpern identisch, welche von Ritthausen,
Martin, Berzelius und de Sanssare unter den
Namen Glutenfibran, Pflanzengelatin, Gliadin, Mucedin und Mucin beschrieben worden
sind; 5) 4 bis 5 Proc. Glutenin, das in verdünntem Alkohol und Säuren löslich ist,
ein Körper, welcher von Thaddei Zymon, von Dumas, Liebig und Cahours
als Pflanzenfibrin, von Ritthausen als Glutencaseïn
bezeichnet wird. Weil und Bischoff hielten es für eine albuminöse Form eines myosinartigen
Globulins, Martin bezeichnete es als Glutenfibrin und
stimmt im Uebrigen mit Weil und Bischoff überein. – Weizenkleber besteht nach den Verfassern aus Gliadin
und Glutenin, von denen beide Proteïde zur Kleberbildung nöthig sind; jedoch ist die
Kleberbildung nicht von einem Ferment abhängig, vielmehr sind die Bestandtheile des
Klebers in diesem in der nämlichen Form enthalten wie im Weizen. (Nach Chemiker-Zeitung, 1893 Repertorium S. 238, und Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 2 S. 587.)
Gerstennucleïn hat P. Petit
aus gekeimter Gerste dargestellt. Dasselbe enthielt 43,18 Proc. Kohlenstoff, 6,64
Proc. Wasserstoff, 12,86 Proc. Stickstoff, 1,11 Proc. Phosphor, 0,195 Proc. Eisen,
6,2 Proc. Asche, 3,2 Proc. Kieselsäure, 31,1 Proc. Sauerstoff, aber keinen Schwefel,
wodurch es sich vom animalischen Nucleïn unterscheidet. Es gibt die
charakteristische Nucleïnreaction mit Kochsalzlösung und Ferrocyankalium und
Essigsäure, dagegen keine Reaction mit Millon's
Reagens.
Ueber Nucleïnsäure veröffentlichen Leo Liebermann und Béla v.
Bittó Untersuchungen im Centralblatt für die
medicinischen Wissenschaften, 1893 S. 465, auf die wir hier nur hinweisen können. An
derselben Stelle S. 497 wendet sich A. Kossel gegen die
Schlüsse, welche die genannten Verfasser aus ihren Untersuchungen ziehen.
Eine unter dem 18. Juni 1893 erlassene Ministerialverfügung
betreffend den zulässigen Fuselölgehalt im Branntwein, für welche
Steuervergütung oder Abgabefreiheit beantragt wird, wurde dadurch veranlasst, dass
Zweifel darüber entstanden waren, ob unter „Fuselöl“ nur Fuselöl im engsten
Sinne des Wortes, also Amylalkohol, oder auch Vorlaufproducte, wie Aldehyd, Acetal
u.s.w., zu verstehen sind. Die Verfügung bestimmt nun hierüber das Folgende: Unter
Fuselöl im Sinne des Bundesrathsbeschlusses vom 22. Mai 1890 und des § 41 b der
Branntweinreinigungsordnung vom 9. März 1893 ist die Gesammtheit aller
Verunreinigungen der Branntweine zu verstehen, die sich bei der Untersuchung nach
dem durch Bundesrathsbeschluss vom 26. November 1891 vorgeschriebenen Verfahren
ergeben.
Zur Reinigung des Alkohols von Stoffen, welche bei
Gegenwart von Alkalien eine dunkle Färbung bewirken, wie Aldehyd und Aceton,
empfiehlt J. Carter Bell im Journ. Soc. Chem., 1893 Bd. 12 S. 236, die Behandlung des Alkohols mit
Aetzalkalien und einem Ueberschuss eines verseifbaren Fettes und darauf folgende
Destillation.
A. M. Villon empfiehlt die
Reinigung der Alkohole durch Natriumsuperoxyd. 24 Stunden vor der
Rectification des Alkohols werden je nach der Natur desselben auf 1 hl 100 bis 500 g
Natriumsuperoxyd zur Zerstörung der höheren Alkohole und Aldehyde zugesetzt, wodurch
eine bessere Ausbeute an Alkohol und eine schärfere Trennung vom Nachlauf bewirkt
werden soll. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 2
S. 629.)
Zur Verbesserung der Branntweine und Liköre empfiehlt
derselbe Verfasser an Stelle des für kleinere Brennereien umständlichen
Ozonverfahrens die Behandlung der Spirituosen mit Sauerstoff unter Druck und bei
einer nach den gewünschten Resultaten wechselnden Temperatur. Durch diese Behandlung
sollen die Spirituosen einen feinen Geschmack erhalten und sich nicht trüben. (Nach
Chemiker-Zeitung, 1893 Repertorium S. 231.)
Ueber übelriechenden Spiritus wird in der Zeitschrift für Spiritusindustrie, Bd. 16 S. 309, nach
einem in der Chemiker-Zeitung, 1893 S. 74, über die
Brennereicampagne 1892/93 in Russland erschienenen Aufsatz berichtet. Die Ursache
ist vielfach in einer zu niedrigen Maischtemperatur zu suchen, durch welche die
besonders bei Verarbeitung von schlechtem Material stark vorhandenen Bakterien nicht
abgetödtet werden. Auch mangelhafte Reinigung der Destillirapparate, in denen sich
Schwefelkupfer angesammelt hatte, wurde oft als die Ursache des schlechten Geruches
festgestellt.
Ueber die Condensation der Alkohole der Fettreihe mit
aromatischen Kohlenwasserstoffen haben A.
Brochet und P. L. Boulenger Untersuchungen
ausgeführt. Die Verfasser erhielten bei mehrstündigem Erhitzen von 2 Th.
concentrirter Schwefelsäure, 1 Th. Alkohol und ½ Th. krystallisirtem Benzol in
zugeschmolzenen Röhren auf 175 bis 200° als alleinige Reactionsproducte bei 137°
siedendes Monoäthylbenzol und Hexaäthylbenzol, welches in langen, bei 123°
schmelzenden Nadeln krystallisirt. Die entsprechenden Verbindungen wurden auch aus
dem Propylalkohol und Isobutylalkohol erhalten. (Nach Chemiker-Zeitung, 1893 Repertorium S. 217.)
Penta-Erythrit, ein aus Formaldehyd und Acetaldehyd
bei Gegenwart von Wasser und Kalk synthetisch hergestellter vierwerthiger Alkohol,
haben B. Tollens, P. Wiegand, P. Rave und H. Hasäus untersucht. (Liebig's
Annalen der Chemie, Bd. 265 S. 316, auch Erlanger
Dissertation von P. Rave.)
Bei Untersuchung über Resorption und Secretion im Magen und
deren Beeinflussung durch Arzneimittel kommt J.
Brandt in Bezug auf den Alkohol zu dem
Resultat, dass derselbe der einzige Nahrungsstoff ist, der bereits im Magen, ohne
eine Vorbereitung erfahren zu müssen, rasch und vollständig resorbirt wird. Es ist
nicht unmöglich, dass die günstigen Wirkungen, welche man den alkoholischen
Genussmitteln im Schwächezustande zuschreibt, auf diese Eigenschaft des Alkohols
zurückzuführen sind. (Zeitschrift für Biologie, Bd. 29
S. 277.)
Ueber den Einfluss des Alkohols auf die Functionen des
gesunden menschlichen Magens theilt Eugen
Blumenau Untersuchungen in den Therapeutischen
Monatsheften, Bd. 5 S. 504, mit, welche zu dem Resultate führten, dass in
den ersten 2 bis 3 Stunden durch den Alkohol eine verlangsamte Verdauung eintritt,
wobei sowohl die gesammte Acidität, wie die Salzsäuremenge und dementsprechend die
peptische Kraft des Magens vermindert wird. In den nächsten 2 bis 3 Stunden findet
eine Steigerung sowohl der Magenabsonderung, wie der Aciditäts- und Salzsäuremenge
statt, trotzdem aber wird die resorbirende und motorische Kraft dös Magens
verschlechtert. Bei Nichttrinkern zeigen sich die Beobachtungen stärker als bei
Gewohnheitstrinkern. Erwähnenswerth ist ferner das Vorhandensein freier Milchsäure
nach dem Genüsse von Alkohol, welche im normalen Zustande im Magen vermisst wird.
(Nach Biedermann's Centralblatt, 1893 S. 492.)
Ueber die Wirkung des Allylalkohols führte Miessner Untersuchungen aus, welche eine grosse
Gefährlichkeit für denselben, sowohl wenn er eingeathmet, wie wenn er direct
genossen wird, ergaben, denn derselbe schädigt das Circulationssystem, bewirkt
Gefässerweiterung, Lähmung der Herzthätigkeit, grosse Abscheidung der Eiweisskörper
und eine Wirkung, wie solche erst durch eine 50fache Dosis des Propylalkohols
erreicht wird. Die Beobachtung ist von Wichtigkeit bei fortgesetztem Umgang mit
denaturirtem Alkohol, welcher Allylalkohol enthält. Bemerkenswerth ist, dass der
Allylalkohol eine narcotische Wirkung nicht besitzt. (Nach Biedermann's Centralblatt, 1893 S. 427.)
Ueber die Einwirkung der Alkalien beim Dämpfen von
stärkemehlhaltigen Rohmaterialien führte Ferdinand
Stiasny Versuche aus. Bekanntlich ist man der Ansicht, dass das Dämpfen
stärkemehlhaltiger Materialien nur in neutralen oder schwach sauren Lösungen
stattfinden darf, weil in alkalischen Lösungen der in den Materialien stets
enthaltene Zucker eine Zerstörung erleidet. Der Verfasser studirte das Verhalten der
Stärke gegen Alkalien. Nach seinen Beobachtungen soll das Stärkemehl der
Maischmaterialien und speciell des Mais mit Natronlauge schon bei gewöhnlicher
Temperatur, noch mehr aber unter Druck vollständig aufquellen, ohne dabei eine
Zersetzung zu erleiden. Nach dem Neutralisiren mit passenden Salzsäuremengen soll es
sich in einer Form abscheiden, dass es durch Malz ausgezeichnet und schnell in
Zucker übergeführt werden kann. Der Verfasser theilt die Resultate von 26 Dämpf
versuchen mit, welche günstig ausfielen, macht jedoch über die nothwendige Menge von
Natronlauge und die specielle Ausführung des Verfahrens vorläufig noch keine
Mittheilungen, so dass man erst das Weitere abwarten muss.
Untersuchungen über Circularpolarisation
veröffentlichten C. Schulze, W. Schnelle und B. Tollem in Liebig's Annalen
der Chemie, Bd. 271 S. 49. Die Verfasser fanden unter anderem, dass sowohl
die Mehrdrehung der Dextrose, Galactose, Arabinose, Xylose, Lävulose und des
Milchzuckers, als auch die Wenigerdrehung der Maltose, Rhamnose und des
halbrotirenden Milchzuckers sich nicht zeigen, wenn man statt Wasser sehr schwaches
Ammoniak zum Auflösen nimmt. Schon 0,1procentiges Ammoniak bringt diese Wirkung
hervor und stärkeres verringert sogar die bleibende specifische Drehung, wenn auch
nicht bedeutend. Bei längerem Stehen färben und zersetzen sich die ammoniakalischen
Zuckerlösungen.
Beiträge zur Kenntniss des Stoffwechsels keimender
Kartoffelknollen bringt W. Dettmer in den Berichten der deutschen botanischen Gesellschaft, 1893
Heft 2, durch eine Untersuchung, bei welcher sowohl der Einfluss des Lichtes, wie
derjenige der Feuchtigkeit näher studirt wurde.
Die Wirkung des Kohlenoxyds auf das Keimen untersuchte
A. Marcacci und fand, dass das Kohlenoxyd ähnlich
dem Chloroform und dem Aether auf die Samen eine conservirende aufhaltende Wirkung
ausübt, indem es nicht nur die erste Bewegung der Keimung des Embryos, sondern auch
den Process der Fäulniss und die Entwickelung der Mikroorganismen verhindert, so
dass dieser Körper als Anästheticum angesprochen werden kann. Im Gegensatz hierzu
vermag Wasserstoff, ein indifferentes Gas, den Fäulnissprocess nicht zu verhindern.
(Nach Chemiker-Zeitung, 1893 Repertorium S. 169.)
Ueber den Einfluss der Acidität der Würzen auf die
Zusammensetzung des Phlegmas berichtet L.
Lindet im Anschlusse an seine früheren Untersuchungen über die Entstehung
der höheren Alkohole, welche ergeben hatten, dass die höheren Alkohole durch die in
der Hefe enthaltenen fremden Organismen erzeugt werden. Der Verfasser untersuchte,
welchen Einfluss das zum Schütze gegen das Einwandern fremder Organismen vielfach
geübte Ansäuern der Maischen ausübt auf die Zusammensetzung des Phlegmas und
besonders auf den Gehalt desselben an höheren Alkoholen, und fand, dass mehr höhere
Alkohole gebildet werden, dagegen weniger an flüchtigen Säuren und Aether, dass
demnach das Phlegma von besserer Qualität ist, indem es leichter ist, die höheren
Alkohole durch Destillation vollständig zu entfernen, während die Beseitigung der
Basen, Säuren und Aether grössere Schwierigkeit bereitet. (Comptes rendus, 1893 Bd. 117 S. 122, nach Chemiker-Zeitung, 1893 Repertorium S. 210.)
Ueber die physiologische Wirkung des Natriumfluorids
berichtet A. G. Bloxam in der Chemiker-Zeitung, 1893 S. 1244. Er fand schon beim Genuss von 1 g
Fluornatrium eine sehr ungünstige Wirkung, welche sich besonders in
Verdauungsstörungen zeigte.
Die antiseptische Eigenschaft des Formaldehyds stellte
Hans Aronson durch Untersuchung mit verschiedenen
pathogenen Bacillen fest. (Berliner Klinische
Wochenschrift, Bd. 29 Nr. 30.)
Formalin. Unter dieser Bezeichnung wird von der Chemischen Fabrik auf Actien vormals E. Schering eine
40procentige Lösung von Formaldehyd in den Handel gebracht und als
Desinfectionsmittel empfohlen. Dasselbe soll die antibakteriellen Eigenschaften des
Sublimats besitzen, ohne dessen Giftigkeit zu haben. J.
Stahl prüfte das Formalin in dieser Richtung und erhielt sehr befriedigende
Resultate, denn er fand, dass es dem Sublimat an keimtödtender Kraft sehr nahe
steht, in eiweisshaltigen Lösungen dasselbe sogar übertreffen wird. (Nach Chemisches Centralblatt, 1893 Bd. 1 S. 750.)
Morgen.