Titel: | Neuere Maschinenelemente. |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 232 |
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Neuere Maschinenelemente.
(Fortsetzung des Berichtes S. 181 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Maschinenelemente.
4) Reibungsräder und Reibungskuppelungen.
a) Reibungsräder.
Die Reibungsräder vermeiden einzelne Uebelstände, die sich beim Betrieb der
Dynamomaschinen herausgestellt haben, in glücklicher Weise, so z.B. das Schlagen
der Riemen in Folge der Verbindungsstellen, auch ermöglichen sie es, den Betrieb
auf einen sehr engen Raum zu beschränken.
Eine sehr gedrängte Anordnung zum Betriebe von Dynamomaschinen ist von Hamon angegeben und in Le
Génie Civil beschrieben.
Textabbildung Bd. 292, S. 232Fig. 60.Hamon's Reibungsräder. Bei derselben kommen konische Reibungsscheiben zur Verwendung; die den
Vortheil gewähren, ohne weitere Geschwindigkeitsübertragung zu arbeiten, da sie
eine verhältnissmässig grosse Uebersetzung zulassen. Fig. 60 und 61 zeigen zwei
verschiedene Anordnungen. – Bei der ersten Anordnung wird die Welle L von der Betriebsmaschine aus bewegt; auf der
Welle sitzt mit Keil befestigt die konische Scheibe D. Auf derselben Welle, aber lose und mit Lagerschalen ausgebüchst,
befindet sich die konische Scheibe G, die mittels
Stirnradübertragung von der Welle L aus in der der
Scheibe D entgegengesetzten Richtung in Umdrehung
versetzt wird. Die Scheiben D und G fassen die aus gepresstem Papier gebildete
Reibungsrolle E zwischen sich, an deren Achse F die Dynamomaschinenachse O angekuppelt ist. Die Kuppelung wird mit Hilfe der Büchse G bewirkt, die mit Feder und Nuthe auf der Achse
F verschiebbar ist. Die Kuppelung mit der
Dynamoachse wird mittels der Muffen J bewirkt.
Unter dem Drucke der Rankenfedern H werden die
Reibungskonusse J an die Scheiben D und G gepresst und
erhalten dadurch die zum Betriebe erforderliche Reibung. Es bedarf nur eines
Hinweises darauf, dass die Geschwindigkeit der Scheibe G so bemessen sein muss, dass an dem Konus E die Umfangsgeschwindigkeit von G und
D dieselbe ist, was durch die Wahl der Grösse
der Stirnräder ohne Schwierigkeit erzielt werden kann. – Es steht übrigens
nichts im Wege, die Scheibe G als Losscheibe zu
benutzen, wobei die Stirnräderübertragung wegfällt, wie dies auch bei der
zweiten Anordnung geschehen ist. Bei derselben ist die vorhin beschriebene
Anordnung doppelt vorhanden, die Kraftübertragung geht von der Achse L aus auf die doppeltkonische Scheibe C. Die Scheiben D sind
Losscheiben. Da ohne Schwierigkeit die Maschinenachse nach rechts dieselbe
Vorrichtung aufnehmen kann, so ist es möglich, auf einem engen Raume acht
Dynamomaschinen unterzubringen. Des geringen Raumverbrauches wegen wird sich die
Hamon'sche Anordnung besonders zur
Schiffsbeleuchtung empfehlen.
Textabbildung Bd. 292, S. 232
Fig. 61.Hamon's Reibungsräder.
Textabbildung Bd. 292, S. 232
Fig. 62.Reibscheibenkuppelung von Gawron.
b) Reibungskuppelungen.
Vgl. 1893 288 269.
Die lösbare Reibscheibenkuppelung System Gawron ist
unter D. R. P. Nr. 64549 vom 13. Januar 1892 patentirt worden und hat, wie Fig. 62 zeigt, folgende Einrichtung:
In dem Gehäuse a der treibenden Welle A sind die Reibscheiben b und
c in axialer Richtung verschiebbar befestigt.
Zwischen diesen Reibscheiben ist eine dritte Reibscheibe d auf der Nabe g der zu treibenden Welle
B gleichfalls verschiebbar angeordnet. Diese
Reibscheiben werden durch vier Scheiben h mit
steilem Gewinde, welche in dem aufgeschraubten Theile r des Gehäuses a gelagert sind, mittels
der Räder i zusammengepresst und hierdurch die
nöthige Reibung zur Kraftübertragung erzeugt.
Der obere Theil der Figur stellt die Kuppelung im eingerückten, der untere Theil
dieselbe im ausgerückten Zustande dar.
Soll die Kuppelung eingerückt werden, so wird der verschiebbare Einrückmuff m, welcher vorn die Klauen p trägt, in das gleichfalls mit Klauen versehene Mittelrad Zugeschoben
und hierdurch dieses festgehalten. Die beständig kreisenden Räder i erhalten dann eine Drehung um ihre Achse und
veranlassen ein Hineindrehen der Schrauben h und
dadurch ein Aufeinanderpressen der Reibscheiben. Das Anziehen der Schrauben
geschieht so lange, bis beide Wellenenden gleiche Umdrehungen machen und hiermit
eine Relativbewegung der Räder i und k aufhört. Das Ausrücken der Kuppelung erfolgt
durch die Lösung des Muffes m vom Mittelrade k; die Schrauben h
springen, veranlasst durch die zwischen den Reibscheiben befindlichen Federn w, vermöge ihrer grossen Steigung zurück. Die
Reibscheiben werden frei und in ihrer Ruhelage durch die Federn gehalten.
Textabbildung Bd. 292, S. 233Reibungskuppelung von Korn. Gegen Ueberanstrengung der Kuppelung einerseits und zum genauen
Einstellen derselben andererseits ist der Muff m in
zwei Theile derart zerlegt, dass der vordere Theil die Klauen p, der hintere Theil die Angriffsstelle des
Ausrückhebels trägt. Beide Theile sind durch Klemmplatten verbunden, deren
Reibungswirkung durch Schrauben mittels elastischer Zwischenlage einstellbar
ist.
Die Ausführung dieser Kuppelung ist von der Cottbuser
Maschinenbauanstalt und Eisengiesserei übernommen worden.
Eine Hohlcylinderreibungskuppelung mit durch Kegelscheibe angepressten Ringbacken
ist R. Korn in Berlin unter D. R. P. Nr. 69625 am
31. Juli 1892 patentirt worden und wird von der Maschinenfabrik C. L. P. Fleck angefertigt.
Die Fig. 63 bis 66 stellen die sehr
einfache Kuppelung als Wellenkuppelung, und zwar in Fig. 63 im ruhenden
und Fig. 64 im
arbeitenden Zustande dar, doch lässt die Construction die
verschiedenartigsten Anwendungen zu.
Die Scheibe a sitzt fest auf der treibenden Welle
g, während die Scheibe b auf der anzutreibenden Welle h
verschiebbar angeordnet und durch Nuth und Feder gegen Drehung geschützt ist.
Der Kranz der Scheibe b ist als schlanker Konus
ausgebildet und trägt einen aus Segmenten bestehenden Ring c, dessen Bohrung dem Konus der Scheibe b angepasst, der aussen aber cylindrisch ist. Im
Innern der Scheibe a ist eine Kammer angeordnet,
welche den Ring c seitlich so umfasst, dass er
keiner axialen Bewegung folgen kann. Die einzelnen Segmente des Ringes c sind durch Stiftschrauben und Rankenfedern auf
der Scheibe b so gehalten, dass sie gegen Drehung
geschützt sind, sich axial aber verschieben können. Wird nun, behufs
Einschaltung der Kuppelung, die Scheibe b gegen die
Scheibe a verschoben, so gleiten die Segmente auf
dem Konus b entlang und müssen sich dadurch, dass
sie in der Kammer seitlich gehalten sind, radial erweitern. Es wird also die
äussere cylindrische Fläche des Ringes c gegen die
innere Fläche der Scheibe a gepresst und diese
durch die entstehende Reibung mitgenommen. Die cylindrischen Reibungsflächen
werden entsprechend der zu übertragenden Kraft so gross bemessen, dass ein
Verschleiss durch den specifisch geringen Flächendruck kaum eintreten kann. Der
Druck zur Einschaltung der Kuppelung ist wegen der geringen Konicität des
Kranzes der Scheibe b sehr gering und wird nach
erfolgter Einschaltung aufgehoben.
Die Kammer für den Ring c dient gleichzeitig zur
Aufnahme genügenden Schmiermaterials, so dass ein Fressen der cylindrischen
Reibungsflächen ziemlich ausgeschlossen ist.
Im ruhenden Zustande werden die Segmente durch die auf ihren Stiften sitzenden
Spiralfedern im Innern des Kranzes der Scheibe b
von der Scheibe a radial abgezogen, weil sie der
Verjüngung des Konus des Kranzes b folgen. Ein
Verschleiss der Arbeitsflächen findet nicht statt.
Die ins Auge springenden Vortheile sind: Stossfreie Ein- und Ausrückung, sicherer
Betrieb, Einfachheit, daher Billigkeit, geringe Abnutzung, Fehlen konischer
Laufflächen, welche den Nachtheil besitzen, das Schmiermaterial wegzudrücken und
dadurch leicht fressen.
Nach der Geschäftsanzeige von Fleck sind die
Reibungskuppelungen nach der Formel:
\mbox{Wellendurchmesser
}=120\,\sqrt[4]{\frac{\mbox{Anzahl der Pferdestärken}}{\mbox{Umdrehungen in
der Minute}}} berechnet
\left(d=120\,\sqrt[4]{\frac{HP}{n}}\right).
Die betreffenden Grössen sind in nachstehender Tabelle zusammengestellt:
dmm
Scheiben-durchmessermm
AxialeBaulängemm
{\frac{HP}{n}
Gewichtk
50
400
290
0,0301
70
55
450
315
0,0441
90
60
500
345
0,0625
120
65
550
370
0,0861
150
70
600
400
0,1158
180
75
650
425
0,1526
210
80
700
460
0,1975
240
85
750
485
0,2517
270
90
800
510
0,3164
310
95
850
540
0,3928
400
100
900
565
0,4822
500
105
950
595
0,5862
600
110
1000
625
0,7061
700
120
1100
680
1,0000
860
130
1200
735
1,3774
1060
140
1300
790
1,8526
1200
150
1400
845
2,4414
1350
Textabbildung Bd. 292, S. 234Kuppelung von Martin und Hervais. Eine Kuppelung, die bei drohender Gefahr sofort von der treibenden
Welle losgelöst werden kann und die sich nach der Lösung zugleich bremst, haben
nach Le Génie Civil P. Martin und E. Hervais angegeben. Sie benutzen verdünnte Luft
als Bewegungsmittel für die Ausrückung. In Fig. 67 und 68 ist P eine an der treibenden Welle befestigte
Kuppelungsscheibe mit den Zähnen C, in welche
während des Betriebes die axial auf Nuth und Feder verschiebbare Scheibe E eingreift. Letztere wird mittels der auf ihrer
Nabe befindlichen Feder an die Kuppelungsscheibe P
gedrückt. Ein zweiarmiger Ring F umfasst lose die
Nabe der Scheibe E, die sich unter ihm umdrehen,
aber auch eine axiale Verschiebung von ihm erhalten kann. Letzteres wird durch
zwei in A befindliche Membrane bewirkt, welche
mittels der Bolzen f auf F einwirken; sobald in dem ringförmigen Raum A Vacuum entsteht, macht f eine Bewegung
nach links, der spannenden Rankenschraube entgegen, löst damit die Scheibe E aus der Kuppelung und presst sie sofort auf die
mit dem äusseren Rande der Scheibe E in
Berührung kommenden hölzernen Bremsringe. Die nähere Einrichtung des
Umsteuerungsventiles B für die Betriebsluft ist aus
den Fig. 69 und
70 zu
ersehen.
Textabbildung Bd. 292, S. 234Kuppelung von Martin und Hervais. Das Umsteuerungsventil bedarf einer kurzen Erläuterung. Fig. 69 stellt
dasselbe vor während des normalen Ganges, wo also die Kuppelung PC eingerückt ist. Während dieser Zeit herrscht in
A Luft von atmosphärischer Spannung. Es steht
somit der Rohrstutzen c mit A in Verbindung und die atmosphärische Luft kann durch d und c frei zum Raume
A zutreten. Der obere Raum des
Umsteuerungsventiles steht durch Stutzen a mit der
unter Vacuum stehenden Rohrleitung (vgl. Fig.
72), die zu den gefährdeten Arbeitsstellen führt, und durch Stutzen b mit dem Hilfsbehälter G in Verbindung. Mittels enger Bohrungen im Ventil communiciren die
beiden oberen Räume mit einander, so dass sich kleine Druckdifferenzen stets
ausgleichen können. In der augenblicklichen Stellung wird der Ventilteller p vom Vacuum angezogen gehalten und die Stellung
des Ventiltellerkörpers ist dadurch gesichert. Droht nun an irgend einer Stelle
ein Unfall, so wird einer der in Fig. 72
angedeuteten Hähne 1 bis 5, die von den betreffenden Arbeitsstellen aus leicht erreichbar sind,
geöffnet. Hierdurch tritt Folgendes ein: Durch Stutzen a (Fig.
69) tritt atmosphärische Luft aus der allgemeinen Rohrleitung ein, das
Vacuum oberhalb der Membrane fällt fort, unterhalb bleibt es in Folge Einwirkung
des Vacuumkessels G bestehen und bewirkt ein
sofortiges Sinken des Tellerventil es (Fig. 70). Dadurch
ist die Verbindung cd aufgehoben, dagegen die
Verbindung cb hergestellt und somit sind auch die
Kuppelungsmembrane A unter den Einfluss des Vacuums
von G gebracht, unter dessen Einwirkung sie
bleiben, so dass die Ausrückung sofort erfolgt. Das Ventil p1 schliesst
während dieser Zeit noch die Ausgleichsbohrungen der Membrane.
Textabbildung Bd. 292, S. 234Fig. 71.Absperrvorrichtung von Martin und Hervais. Die Erfinder haben zur Vorsicht ihr System noch mit einer
Absperrvorrichtung für den Motor versehen, da sie den Fall annehmen, dass bei
etwa mangelhaftem Regulator der Motor in Folge der plötzlichen Entlastung
durchgeben könnte.
Der einfache Apparat ist in Fig. 71 dargestellt
und besteh b in einer Auslösung für die Drosselklappe des Motors; er ist an die
allgemeine Luftleitung angeschlossen und bedarf wohl weiter keiner Erläuterung.
Die angegebene Quelle führt noch eine Berechnung für diese Kuppelungsvorrichtung
aus, auf die wir jedoch nur hinweisen wollen.
Textabbildung Bd. 292, S. 235Fig. 72.Kuppelung von Martin und Hervais.H. W. Hill in Cleveland (Ohio) legt bei seiner
nachstellbaren Cylinderreibungskuppelung mit inneren und äusseren Backen (D. R.
P. Nr. 69732 vom 8. Juni 1892), Fig. 73 bis 76, besonderen Werth
darauf, dass die Backen von beiden Seiten gleichmässig andrücken, wodurch eine
Regelmässigkeit des Angriffes der Reibungstheile erreicht wird.
Der Kranz A der Kuppelungsscheibe, die mit dem
treibenden Wellenende fest verkeilt ist, wird von vier Paar Backen C und D der zu
kuppelnden Scheibe B erfasst. Die Theile C und D erhalten in
den ∪-förmigen Armen genaue Führung, zu deren
Innehaltung die Rankenschraube J1 beiträgt. Die unteren Enden der Schäfte c und d sind mit
einander durch den Doppelhebel G gekuppelt, der
seinen Drehpunkt auf einem Bolzen M am tragenden
Kuppelungsarme hat, so dass die Bewegung der Klemmbacken in entgegengesetzter
Richtung erfolgt. Der Bolzen M ruht in einem radial
sich hinziehenden Schlitzloche b5 des Armes und seine Einstellung wird durch
Anziehen einer Mutter m gesichert. Ein Hebel H, welcher in der Gabel c3 des Schaftes des äusseren Backens
um Bolzen h seinen Drehpunkt hat, wird in
gewöhnlicher Weise durch den Gleitring N bewegt.
Das Ende des Hebels, welches in den von den Schäften cd gebildeten Hohlraum tritt, greift dort den inneren Klemmbacken
mittels der Kniehebelglieder JJ an, die die Zapfen
ee einer linksgängigen Schraubenmuffe E umfassen, die mittels des Bolzens K (mit Rechts- und Linksgewinde) den Backen D mehr oder weniger angenähert werden kann. Das
Rechtsgewinde geht durch einen Ansatz d2 des Futters d1 und kann durch die Schraube e2, welche gegen den Block e3 aus Weissmetall wirkt, festgespannt
werden. Die Bolzen der Kuppelung sind mit zugehörigem Schlüssel zu erreichen. –
Das Wesen der vorstehend beschriebenen Neuerung liegt hauptsächlich in der
verstellbaren Anordnung der Backen gegen einander mittels des Hebels G. Etwaiger Verschleiss oder eine Verstellung der
Theile werden in einfacher Weise dadurch behoben, dass die Mutter m des Bolzens M
gelöst, mittels des Hebels H die Reibungsbacken
gleichmässig gegen den Scheibenrand gezogen und bei dieser Lage die Mutter m fest angezogen wird.
Das Ein- und Ausrückgetriebe mit Differentialrädern für Reibungskuppelungen von
K. Brensing in Elberfeld (D. R. P. Nr. 70062
vom 20. December 1892), Fig. 77 und 78, wirkt, indem ein System von Reibungsrollen 1 2 3 4 in Thätigkeit gesetzt wird, und zwar so,
dass Rolle 4 der Welle voreilt. Rad 4 trägt eine Zahnspirale, die in das Zahnrad a eingreift, dasselbe dreht und hierdurch mittels
der als Schraube gestalteten Achse des Rades a
einen Bremsring b an die mitzunehmende Kuppelung
andrückt. Der Vorgang vollzieht sich, indem die Reibungsräder 3 und 2 an die auf der
treibenden Achse ruhenden Räder, von denen 1 fest
aufgebracht, das andere 4 lose mitläuft, angedrückt
werden. Die Grössen der Reibungsräder können so gewählt werden, dass die
Einrückung selbst bei hoher Umgangszahl ohne Stoss erfolgt.
Textabbildung Bd. 292, S. 235Kuppelung von Hill. Das Ausrücken erfolgt, indem Rad 4 durch
eine Bremse festgehalten wird, wodurch Rad a die
umgekehrte Bewegung macht und der Bremsring b
gelöst wird. Bei der weiteren Drehung stösst die Achse von a mit ihrer Stirnfläche gegen den Bremsring; die im
Bremsring gelagerte und durch an den zugekehrten Ständern angebrachte
Kuppelungszähne an der Drehung gehinderte Gewindemutter schraubt sich aus dem
Bremsringe heraus, bis die Kuppelungszähne ausser Eingriff kommen, und kann nun
an der Drehung theilnehmen, bis durch Einstellung des Bremsens von 4 auch die Drehung von a aufhört. Der Rand der Mutter trägt am Umfang einen Zahnkranz, in
welchen eine an den Bremsring befestigte Sperrfeder eingreift, die jedoch die
rückläufige Bewegung der Mutter nicht hindert. Erhält beim Wieder einrücken der
Kuppelung das Rad a die umgekehrte Bewegung, so
verhindert die Sperrfeder die Drehung der Mutter; letztere schraubt sich
wieder in den Bremsring hinein, die Kuppelungszähne kommen wieder in Eingriff
und bei weiterer Drehung von a wiederholt sich der
Bremsvorgang. Die Patentschrift zeigt noch verschiedene Anordnungen, z.B. für
eine kegelförmige Bremskuppelung.
Die lösbare Klauenkuppelung mit Sicherheitsbremse von Albert Fükenwirth in Poln.-Peterwitz bei Schmolz in Schlesien (D. R.
P. Nr. 70411 vom 18. Februar 1893), (Fig. 79 bis 81) bezieht sich auf die Vereinigung einer
Klauenkuppelung und einer Bremse zur Erreichung eines sofortigen Stillstandes
sowohl des angetriebenen, als auch des treibenden Wellenstranges nach Lösung der
Kuppelung.
Textabbildung Bd. 292, S. 236Reibungskuppelung von Brensing. Die Construction besteht aus dem Kuppelungskörper a, mit welchem die auf dem Kuppelungsbolzen d gleitende Ausrückmuffe b in Eingriff tritt, sowie aus einem zwischen diese eingeschalteten
Bremsring und den federnd mit einander verbundenen Bremsbügeltheilen e und f. Auf dem Boden
des in Fig. 81 dargestellten Kuppelungskörpers
a befinden sich die beiden Klauen s, die in ihren Abmessungen so gehalten sind, dass
sie bei aufgesetztem Bremsring einen geringen Zwischenraum zwischen den beiden
Theilen lassen. An dem Kuppelungskörper a sind zwei
Augen zwecks Befestigung der Kuppelung an der Treibwelle angezogen. Entsprechend
der Gestalt der Klauen s der Kuppelungsmuffe a sind in den Bremsring Aussparungen eingearbeitet,
durch welche die Klauen der Ausrückmuffe b in ein–,
sowie ausgerückter Kuppelungsstellung hindurchgreifen. Die Ausrückmuffe besitzt
die übliche Gestalt und wird von dem Schellenhebel k eingestellt. Dieser Hebel k ist am Arm
g des Bremsbügels f gelagert, greift mit den Putzen p in
die Ausrückmuffe ein und erhält seinen Bewegungsantrieb durch eine
Anschlagschraube m von dem Hebel ii1. Der Hebel i1 gabelt sich in
die Arme ii, die mit den excentrisch gestalteten
Augen i2 an die
Bolzen der Bremsbügel angreifen. Diese sind durch die Flanschen des Bügels e hindurchgesteckt und in denen des Bügels f befestigt. Spiralfedern haben das Bestreben, die
Bügeltheile stets von einander zu halten. Die Bremsbügel erhalten ebenso
wie der ringförmige Theil des Kuppelungskörpers a
zusammen mit dem Bremsring eine innere bezieh. äussere, dachförmig ausgebildete
Lauffläche, um die Lage der Bügel e und f gegen den Kuppelungskörper a zu sichern und den Bremsring stets auf der
Kuppelungsmuffe a zu halten. Der Kuppelungsbolzen
d ist am unteren Schafttheil eingedreht und
wird durch eine entsprechende Sitzfläche im Kuppelungskörper a mittels Scheibe und Mutter in axialer Richtung
unverrückbar an a befestigt. Die Federn dienen der
Ausrückmuffe als Führung. Zum Zwecke des Anschlusses der anzutreibenden Welle an
die Kuppelung ist der Bolzen entsprechend ausgearbeitet, mit einem Hohlraume zur
Aufnahme des Wellenvierkantes und mit Stellschrauben ausgerüstet. Fig. 79 zeigt die
eingerückte Kuppelung. Ein am Schellenhebel k
gelenkig befestigter Bolzen l geht durch das Auge
des Hebels i1 und
hält in Folge Herabziehens der Ausrückmuffe durch eine Spiralfeder die Wellen
gekuppelt. In der Stellung der Fig. 80 ist durch
Vermittelung der Anschlagschraube m die Auslösung
herbeigeführt. Die Klauen der Muffe b weichen aus
dem Eingriffe mit den Klauen s zurück. Gleichzeitig
mit diesem Vorgange treten die Excentergelenke i2 in Wirkung, die Bremsbügel nähern sich
einander und bremsen durch die Kuppelungsmuffe a
den treibenden, durch den Ring c und die Muffe b den getriebenen Strang der Wellenleitung. Die
Feder des Augenbolzens l ist in der
Auslösungsstellung gespannt und wirkt gleichzeitig mit den beiden ebenfalls
gespannten Federn der Bügelbolzen h und den
Excentern i2 auf
selbsthätiges Kuppeln des Gesammtmechanismus.
Textabbildung Bd. 292, S. 236Klauenkuppelung von Fükenwirth.Textabbildung Bd. 292, S. 236Fig. 81.Klauenkuppelung von Fükenwirth. Die Reibungskuppelung mit durch Schwinghebel angezogenen, paarweise
umschliessenden Bremsbacken von Bernh. Röber in
Dresden (D. R. P. Nr. 70405 vom 28. Juli 1892) ist in Fig. 82 und 83 dargestellt. Die
Bremsflächen der Reibungskuppelung werden paarweise von Bremsbacken CD umfasst; zur Uebertragung der
Verschiebungsbewegung auf der Welle ist ein Schwinghebel E angeordnet, der seinen Stützpunkt gegen die Bremsbacke C findet und durch Ausschwingen die andere
Bremsbacke D anzieht, während er beim Lösen
seinen Stützpunkt gegen den Zugbolzen der Bremsbacke D findet, worauf beide Bremsbacken durch Federdruck von den
Bremsflächen abgehoben werden.
Textabbildung Bd. 292, S. 237Reibungskuppelung von Röber. Unter D. R. P. Nr. 70413 vom 2. März 1892 ist Th. Seleskowitsch in Belgrad eine Hohlcylinderreibungskuppelung mit
zur Wellenachse senkrechten Kniehebeln patentirt worden. Bei derselben wird die
Bremswirkung in bekannter Weise durch Anpressen zweier in radialen Führungen
beweglichen Reibungsbacken erzielt; das Anpressen geschieht durch zwei
Kniehebel; die an ihren Enden mit cylinderförmigen Knaggen versehen und
einerseits in einer festen Scheibe, andererseits in den Backen lagern. Durch
radiale Einstellung der Kniehebel wird die Kuppelung eingeleitet. Die
Einstellung sowohl, als auch die Auslösevorrichtung, die mittels eines
elektrisch getriebenen Bremshebels eingeleitet wird, erfordern zum Betriebe
Federn, und die ganze Kuppelung zeigt so viele einzelne und zum Theil
verwickelte Stücke, dass wir von einer eingehenderen Beschreibung absehen und
auf die Patentschrift verweisen.
Textabbildung Bd. 292, S. 237Reibungskuppelung von de Pretto. Eine recht einfache Reibungskuppelung von Ingenieur Silvio de Pretto in Schio, Italien, bei welcher ein
stossfreies allmähliches Einrücken erzielt wird, ist nach Uhland's Rundschau vom 24. November 1892 in Fig. 84 bis 87 wiedergegeben.
Wie die italienische Zeitschrift L'Industria
mittheilt, findet diese Reibungskuppelung in Italien besonders zum Antrieb von
Dynamomaschinen Verwendung.
In Fig. 86 und 87 ist die
Verbindung der Kuppelung mit einer Riemenscheibe veranschaulicht. Auf der
treibenden Welle ist eine lange Büchse C befestigt,
auf welcher die verlängerte Nabe der Kuppelungshälfte B lose läuft. Diese trägt die fest auf sie gekeilte Riemenscheibe,
welche ausserdem noch an den Armen mit dem Umfange der Kuppelung durch
Schrauben verbunden ist. Die andere Kuppelungshälfte A ist fest auf die Welle gekeilt und schliesst die ersterwähnte B. Am inneren Umfange der letzteren befindet sich
lose der im Durchmesser etwas kleinere und durch die Fig. 84 und 85 näher
veranschaulichte Ring D, welcher an der Stelle r durchschnitten ist, folglich sich erweitern und
an die innere Fläche der Kuppelungshälfte B
anpressen lässt. Derselbe hat auf der einen Seite eine hufeisenförmige Warze f, in welche ein Vorsprung der Scheibe A eingreift, um ihn bei der Drehung unabhängig von
der Kuppelungshälfte B mitzunehmen, und auf der
anderen Seite in der Nähe der Fuge zwei runde Warzen, von denen die obere den
Bolzen für die Rolle R und die untere denjenigen
für die daumenartige Scheibe L trägt. Die aus drei
Theilen bestehende Gabel c ist einerseits mit der
Scheibe L verbunden und andererseits mittels eines
Zapfens im Ringe D gelagert, so dass sie sich
excentrisch zur treibenden Welle drehen lässt, um entweder durch den Daumen L und die Rolle R den
Ring D aus einander zu treiben, an die innere
Fläche der Kuppelungshälfte B anzupressen, folglich
die letztere und mit ihr die Riemenscheibe durch die Reibung mitzunehmen, oder
den Ring bei der entgegengesetzten Bewegung der Gabel c frei zu geben und somit durch Aufhebung der Reibung an der inneren
Fläche der Kuppelungshälfte B die letztere mit der
Riemenscheibe wieder in den Ruhezustand zu versetzen. Die Bewegung der Gabel c wird vom Handhebel H
am Bogen I unter der Vermittelung der auf der Welle
verschiebbaren und von ihr durch Federn bei der Drehung mitgenommenen Hülse G und der Stange F
bewirkt.
Textabbildung Bd. 292, S. 237Reibungskuppelung von de Pretto.Textabbildung Bd. 292, S. 237Kuppelung von Moore und Körte. Es sei noch bemerkt, dass die Fig. 86 abgebildete
Kuppelung zur Uebertragung von 60 bei 160 Umdrehungen in der Minute
bestimmt ist.
Zu den sogen. Cylinderkuppelungen gehört die von Moore
und Körte in Leeds construirte Reibungskuppelung, welche nach Uhland's Rundschau in Fig. 88 bis 90 veranschaulicht
ist. Die Kuppelungshälfte b ist auf der linken
Welle festgekeilt, trägt in der Nabe eine Büchse, in welcher die rechte Welle
frei laufen kann, an der Innenseite der Scheibe den Bolzen e und die beiden hohlen Vorsprünge. Um den Bolzen
e sind die beiden gabelförmigen Bremsklötze b drehbar beweglich, welche durch die in die
Höhlungen der Vorsprünge eingelegten Spiralfedern nach aussen hin gedrängt
werden. In die hakenförmigen Enden der Bremsklötze b greifen die beiden Gelenkstücke g ein,
welche sechseckige Augen zur Aufnahme von langen Muttern besitzen und mit
einander durch die Schraubenspindel f mit Rechts-
und Linksgewinde verbunden sind. Auf die Spindel ist in der Mitte ein
winkelförmiger Hebel d festgekeilt, um sie nach
Belieben durch einen gewissen Winkel in der einen oder anderen Richtung zu
drehen und dadurch die beiden Gelenkstücke g
einander zu nähern oder von einander zu entfernen. Die andere Kuppelungshälfte
a ist auf der rechten Welle festgekeilt,
während die Muffe im Gegensatze zu den üblichen Kuppelungen nicht nur axial auf
der Welle verschiebbar, sondern auch lose auf derselben drehbar ist und stets
von der Kuppelungshälfte b bei deren Drehung
mitgenommen wird, weil sie durch die Schienen c mit
dem Winkelhebel d an der Schraubenspindel f verbunden ist. Rückt man daher mit Hilfe des
Handhebels die Muffe nach links hin, so wird dadurch mittels der Schienen e und des Hebels d die
Drehung der Schraubenspindel f und somit die
Anpressung der Bremsklötze b an den Umfang der
Scheibe a veranlasst, so dass die entsprechende
Reibung die Scheibe a und die rechte Welle
mitnimmt. Um der Abnutzung der Bremsklötze b
Rechnung zu tragen, sind die Gelenkstücke g eben
mit den sechseckigen Augen versehen, welche gestatten, die darin befindlichen
Muttern der Länge nach zu verschieben, worauf diese durch beiderseitig
aufgeschraubte, auf Fig.
90 ersichtliche Muttern eingestellt werden. Augenscheinlich haftet
dieser Kuppelung der Nachtheil an, dass die Verbindung zwischen der Muffe und
der auf der anderen Welle befindlichen Kuppelungshälfte b unsicher ist und leicht zu Klemmungen, sowie Störungen Anlass
gibt.
Textabbildung Bd. 292, S. 238Fig. 91.Reibungskuppelung von Lohmann und Stolterfoht. Bei der Schraubenfederreibungskuppelung mit regelbarem Reibungsdruck
von Lohmann und Stolterfoht in Witten (D. R. P. Nr.
67283 vom 24. Februar 1892), Fig. 91, ist der
Kuppelungszaum oder die Schraubenfeder c mit einer
Reibungskuppelung verbunden, deren Reibungskörper ab beständig mit elastischem und regelbarem Druck gegen einander
gepresst werden, um die beim Einrücken durch das Mitnehmen von c hervorgebrachte plötzliche
Geschwindigkeitsäusserung durch Gleiten der Reibungsflächen der Körper ab unschädlich zu machen. Es kann die
Schraubenfeder c auch von einem Mantel m umschlossen werden, an dessen innere Fläche die
äussere Fläche des Kuppelungszaumes bei Rückwärtsbewegung sich anlegt und zur
Wirkung kommt.
Es sei an dieser Stelle noch die hydraulische Reibungskegelkuppelung mit
Universalgelenk von Lezius in Breslau erwähnt (D.
R. P. Nr. 70575 vom 23. August 1892).
Textabbildung Bd. 292, S. 238Fig. 92.Kegelkuppelung von Lezius. Der eine Kuppelungskegel A (Fig. 92) ist mittels Kreuzgelenkverbindung hl mit dem Nabenstücke C seiner Welle zu dem Zwecke verbunden, eine zuverlässige Abdichtung
zwischen den beiden Kegeln A und B und gleichmässige Uebertragung des
Reibungsdruckes auf alle Stellen der Reibungsflächen zu sichern.
(Fortsetzung folgt.)