Titel: | Das Eisen zum Bau von Wohnhäusern. |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 241 |
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Das Eisen zum Bau von
Wohnhäusern.
(Fortsetzung des Berichtes S. 207 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Das Eisen zum Bau von Wohnhäusern.
Bildung von Decken und Fussböden.
Sehr zahlreich sind die Constructionen, welche zur Bildung von Decken erfunden worden
sind. Die Grundlagen für dieselben bestehen meistens aus Trägern von Eisen oder
Flusstahl. Zu der Füllung werden die verschiedensten Mittel gebraucht, Wellblech,
Holz, Cement, Steine und künstlich gefertigte Materialien, wie Gypsdielen u. dgl.
Wir werden auch einige Constructionen erwähnen, die einen besonderen Schutz gegen
Feuer gewähren. Ein Hauptaugenmerk ist auf die möglichst vollständige Dämpfung des
Schalles gelegt – eine Folge unserer socialen Wohnungsverhältnisse.
Textabbildung Bd. 292, S. 241Fig. 16.a Eiserne Birne (Belageisen); b
Asphalt, heissflüssig eingebracht; c Gedörrte Holzeinlagen; d
Asphaltfilzplatten. Einige Verbindungsarten zwischen Holz, sowie anderen Stoffen und Eisen zur
Bildung von Decken hat H. Klette, Ingenieur beim
königl. sächsischen Eisenbahnbau, seinerzeit im Civilingenieur, Bd. 32, und in der Zeitschrift des
sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins, 1886 S. 285,
zusammengestellt, von denen wir hier die bemerkenswerthesten folgen lassen.
Fig. 16 zeigt ein Dielenlager mit Zoreseisen Nr. 6
deutschen Normalprofiles.
Das Verlegen und die Füllung derselben wird im Bau vorgenommen und zwar nachdem
derselbe unter Dach gebracht ist. Zur Füllung dienen gedörrte, etwa 1 m lange Hölzer
und Asphalt, der heissflüssig eingebracht, nach dem Erkalten die feste Verbindung
zwischen Holz und Eisen vermittelt. Die Hölzer liegen, weil den Einflüssen der
Witterung entzogen, nach oben zu frei und bieten so viel Oberfläche, dass auf ihnen
ein Stoss der Dielen bequem vorgenommen werden kann.
Der Füllung der Dielenlager folgt der Abschluss des Füllmaterials durch Aufkleben der
Asphaltfilzplatten auf die Ränder der Belageisen mittels Asphaltes und dieser Arbeit
folgt das Aufbringen der Dielung in der gewöhnlichen Weise.
Gleich hier sei der weiteren Arbeit, der Isolirung der Dielbretter gegen die
Umfassungen hin, Erwähnung gethan, da sie wohl stets bei den Fussböden der
Erdgeschossräume – gleichviel ob es sich um Vorbeugung oder Beseitigung des
Schwammes handelt – nicht immer aber bei den Zwischendecken zur Ausführung kommen
wird.
Sie wird, wie aus den Fig. 18 bis 20 hervorgeht, dadurch
hergestellt, dass man die Dielung nicht bis an die Wand heranführt, sie vielmehr im
Abstande von 3 bis 5 cm von dieser entfernt abschneidet. Die auf diese Weise längs
der letzteren entstehende Rinne wird mit heissflüssigem Asphalt, also wiederum auf
trockenem Wege, gefüllt. Der so gebildete Asphaltfries, der, nebenbei bemerkt, gar
nicht übel aussieht, wird von der Scheuerleiste zum Theil überdeckt; bei
Parquetirungen kommt er ganz unter diese zu liegen.
Textabbildung Bd. 292, S. 241Fig. 17.Querschnitt der Deckenbalken. 3/10 der natürl. Grösse.a Eiserner Balken, F = 38,2
qcm, G = 29,9, Widerst.-Mom. = 225000; b Nagelbarer Asphalt; c Holzeinlagen,
etwa 15 cm lang für 1,5 m Balken rd. 2 Stck.; d Holzlatte zur Befestigung
der Schalung; e Auflagerung von Fehlböden; f Befestigung der Deckenschalung;
g Anlagerung von Wölbsteinen. Die Deckenbalken (Fig. 17) sind zweitheilig
vernietet und nach beiden Querachsen symmetrisch. Der oberen Rinne entspricht daher
eine untere. Die Formengabe nimmt auf alle Bedürfnisse des Hochbaues Rücksicht,
dergestalt, dass der breitbasige Träger mit den Aussenwänden der unteren Rinne ein
bequemes Widerlager für die Gewölbe und mit der darüber befindlichen Einkröpfung ein
vortheilhaftes Auflager für den Fehlboden abgibt. Die Rinnen, für welche wieder
bezüglich ihrer Abmessung die Möglichkeit des Stossens von Brettern vorgesehen ist,
verengen sich an der Oeffnung, so dass das in dieselben eingebrachte Füllmaterial vom Eisen
festgehalten und gegen ein Herausfallen bewahrt wird.
Deckenbalken werden in der Regel vor Aufbringung des Daches zur Verlegung gelangen,
sie bleiben mithin den Einflüssen der Witterung bis dahin ausgesetzt. Aus diesem
Grunde werden sie vor Einbringung in den Bau gefüllt; aber nicht wie die Dielenlager
mit Asphalt und nach oben hin freiliegenden Holzstücken, sondern mit einem gegen
Nässe unempfindlichen homogenen Gemisch nagelbaren Asphaltes, welches erhalten wird
durch Zumengung von Sägespänen zu besonders zähem Asphalt. Würden sie ungefüllt in
den Bau gebracht, so würden sich die Rinnen mit Regenwasser füllen können, welches
nach den Umfassungen abfliessen und diese an den Auflagerstellen durchnässen würde.
Sollen, wie bei glatten Putzdecken, auch die unteren Rinnen die Möglichkeit, Holz an
den Balken befestigen zu können, gewähren, so werden in diese kurze (etwa 15 cm
lange) Holzeinlagen in Abständen von 50 bis 80 cm eingeführt, an welche eine Latte
bequem befestigt werden kann, die zur Annagelung der Schalung u.s.w. in der üblichen
Weise sich benutzen lässt. Die Holzeinlagen sind der Länge nach durch einen diagonal
geführten Schnitt getrennt, die Stücke lassen sich daher wie Keile gegen einander
treiben und erhalten eingeklemmt zwischen die Wandungen der Rinne sicheren Halt.
Textabbildung Bd. 292, S. 242Fig. 18.Fussboden-Construction.a Dielenlager wie Fig. 16; b
Asphaltfilzplatten; c Asphaltfries. Die Schliessung der zwischen den Balken gelegenen Felder, also die weitere
Bildung der Zwischendecken kann auf verschiedene Weise erfolgen, wie die Fig. 19 bis 24 des Näheren
darthun.
Zu Ortbalken werden halbe Deckenbalken verwendet, welche durch Annieten einer Platte
von halber oder ganzer Balkenhöhe, je nachdem nur einer- oder beiderseits Holz
aufgebracht werden soll, ergänzt werden. In den Figuren für glatte Putzdecke und für
gewölbte Eisendecke (Fig.
19 und 23)
sind derartige Halbbalken mit zur Darstellung gebracht. Ebendort ist auch zu
ersehen, wie der dichte Anschluss der Ortbalken an die Umfassungen mittels
Schrauben, Anker oder Spiessnägel herbeizuführen ist, um der Schalldurchlässigkeit
an diesen Stellen vorzubeugen.
Das Tragvermögen der Balken ist so bemessen, dass sie unter Zugrundelegung von 90 cm
mittlerem Abstande – der für sie wie für die Dielenlager aus der Breite der
Asphaltfilzplatten resultirt – und bei Abnahme von 150 k Betriebslast für 1 qm,
sowie bei einer Inanspruchnahme ihres Materials mit 1000 k für 1 qc (entspricht 800
k bei gewöhnlichem Walz- oder Schmiedeeisen), also einer 4½fachen Sicherheit gegen
Bruch, zur Ueberdeckung von 6,5 bis 7,5 m weiten Räumen zu dienen vermögen. Dabei
ist das Füllmaterial in beträchtlicher Höhe (14 cm bei den Putzdecken und nicht
unter 8 cm bei den leichtesten Wölbdecken) vorgesehen. In den Fig. 19 bis 24 sind den
verschiedenen Constructionen die zulässigen Stützweiten beigefügt, und zwar setzen
die kleineren Zahlen schweres Füllmaterial (1600 k für 1 cbm), die grösseren
leichtes (1000 k für 1 cbm) voraus.
Textabbildung Bd. 292, S. 242Fig. 19. Glatte Putzdecke.
Fehlboden von Holz; Fig. 20. Balkendecke. Fehlboden von Holz od. Wellblech;
Fig. 21. Schwere Bauart. – Gewölbte Steindecken –; Fig. 22. Leichte Bauart;
Fig. 23. Schwere Bauart. – Gewölbte Eisendecken –; Fig. 24. Leichte Bauart;
Anmerkung: Bei Berechnung der Stützweiten l1 (schwere Füllmasse) und l2
(leichte Füllmasse) ist eine mittlere Balkenentfernung von 0,90 m, die
Betriebsbelastung mit 150 k für 1 qm und eine 4½fache Sicherheit gegen Bruch
angenommen worden. Für sehr grosse Räume, bei denen die zweitheiligen Balken bezüglich ihres
Tragvermögens nicht mehr ausreichen, werden fünftheilige construirt, die, ähnlich
wie Blech träger, aus einer Mittelrippe und je zwei oberen und unteren Gurtungseisen
bestehen, die auch noch durch Aufnieten von Platten verstärkt werden können, so dass
die Träger jedem Ansprüche an Tragkraft Genüge leisten. Nachstehende Fig. 25 gibt einen derartigen Träger im Querschnitte
wieder. Von 24, 27 und 30 cm Höhe bei 5,5 und bezieh. 6 mm starker Mittelrippe haben
dergleichen Träger Widerstandsmomente von bezieh. 284000, 336000 und 387000 gegen
225000 des zweitheiligen Balkens.
Die bei den seither bewirkten Ausführungen gemachten Beobachtungen haben
ergeben, dass die fertige Construction durchaus geruchlos ist, der Asphaltgeruch war
lediglich bei der Herstellung selbst bemerkbar, und zwar nur so lange, als die
Asphaltmasse heissflüssig ist. Er verliert sich nach dem Erkalten und wird auch
nicht beim Eintritt hoher Aussen- oder Innentemperaturen wieder bemerkbar.
Der Verfasser ist bemüht gewesen, sich an das Hergebrachte möglichst anzulehnen, um
dem conservativen Zuge der Bauarbeiter Rechnung zu tragen. Die Dielenlager und
Balken werden verlegt wie gewöhnlich, nur das tragende Material ist geändert. Die
vom Verfasser angeschlossenen Berechnungen, den Kostenpunkt betreffend, können wir
hier übergehen.
Textabbildung Bd. 292, S. 243Fig. 25.Fünftheiliger Träger. Eine eigenthümliche Construction zeigen die von Hennebique angegebenen Deckenträme aus Cement und Stahl. Dieselben werden
an Ort und Stelle in Formen aus dünnen Brettern gegossen und bestehen aus einer
Mischung von Portlandcement mit grobem Sand. Die Decke ist durch eine wagerechte
Schicht mit Rippen an der Unterseite gebildet; die Rippen vertreten die Stelle der
Deckenträme, nehmen nach oben stark an Dicke zu und enthalten unten je eine der
Länge der Rippe nach fortlaufende Rundstange aus Stahl, welche in den Cement
eingegossen ist. Bekanntlich wird ein Träger durch die Belastung im oberen Theil
seines Querschnitts auf Druck, im unteren auf Zug in Anspruch genommen; dem ersteren
widersteht der Cement, dem letzteren die Stahlstange. Als Vortheile der Construction
gegen eine solche mit ⌶-förmigen Eisenträgern werden
bezeichnet: Grosse Festigkeit, einfache Herstellung, bedeutende Ersparung,
Widerstand gegen Feuer und Rost, da die Stahlstange vom Cement umhüllt ist. (Nach
S. Goffin de Félice, Revue universelle des mines,
1893 Bd. 22 S. 241.)
Textabbildung Bd. 292, S. 243Steindecken mit Bandeiseneinlage von Koch. In der Deutschen Bauzeitung, 1893 Nr. 29,
theilt Bauinspector Keil in Erfurt interessante
Versuche mit, welche dort mit einer noch wenig bekannten Deckenconstruction,
Steindecken mit Bandeiseneinlage, System Koch, von H.
Hunzinger aus Köln vorgenommen wurden: Auf einer Bretterschalung als
Lehrgerüst, ohne Stich, wurden Hintermauerungsziegel hochkantig im Blockverband
verlegt, in den Lagerfugen aber Bandeisen, 3/30 mm stark, im Mörtel mit vermauert. Das
Bandeisen reicht von Auflager zu Auflager (Fig. 26 bis 29). Nachdem der Mörtel
abgebunden und das Bandeisen, welches durch Belastung seitlich nicht mehr ausweichen
kann, im Mörtel vollständig eingehüllt ist, erhält die so hergestellte Decke eine
ganz aussergewöhnliche Tragfähigkeit. Der Mörtel bestand aus gewöhnlichem Kalkmörtel
(1 Kalk, 2½ Sand), dem Gyps (der 4. Theil der Mörtelmasse) beigemengt wurde. Es
hätte natürlich auch Cementmörtel verwendet werden können. Diese Probedecke, 1,8 :
0,9 m gross, wurde 14 Stunden nach Fertigstellung mit 16 Sack Gyps zu 75 k belastet.
Ausserdem stellten sich noch vier kräftige Arbeiter auf die Säcke und versuchten,
Last und Construction zu erschüttern. Weder ein Bruch, Riss, noch eine Senkung war
zu beobachten. Die Belastung betrug demnach 740 k für 1 qm bezieh. mit den Arbeitern
rund 930 k.
Statt der schweren Hintermauerungssteine könnten vortheilhafter poröse oder noch
besser Schwemmsteine verwendet werden. Es wird also eine vollkommen feuersichere,
einfache und höchst tragfähige Decke erhalten, deren Unteransicht eben ist. Bei den
üblichen Betondecken (Kappen) zwischen ⌶-Trägern ist die
Unter ansieht, d.h. der Stich der Kappen, nicht angenehm für das Auge. Bei
vorliegender Construction aber kann die Decke sehr wohl und vor allem billig für
bessere Wohnräume ausgebildet werden.
Der Preis für 1 qm – ohne tragende Construction – ist folgender:
Für die 1,62 qm Probedecke wurden verwendet:
1) 11 . 7 = 77 Hintermauerungssteine zu 3 Pf.
2,31
M.
2) 32 l Kalkmörtel zu 1 Pf.
0,32
„
3) 8 l Gyps zu 3 Pf.
0,24
„
4) 11 . 1,8 = 19,8 m zu 0,7 k = 13,86 k Band- eisen,
3/30
mm stark, das Kilo zu 16 Pf.
2,22
„
5) Für Vorhalten und Verlegen der Schalung
0,50
„
6) Arbeitslohn 2 Maurer je 2 Stunden zu 45 Pf.
1,80
„
–––––––––
Summa
7,39
M.
Demnach wurde 1 qm für 4,55 M. hergestellt.
Werden jedoch Schwemmsteine verwendet, die statt 6,5 cm 10 cm breit sind, so wird
aus
1) 8 . 7 = 56 Schwemmsteine zu 3 Pf.
1,68
M.
4) 8 . 1,8 = 14,4 m zu 0,7 k = 10,1 k Bandeisen
zu 16 Pf.
1,62
„
mithin 1,23 M. weniger, oder für 1 qm 3,80 M.
Eine einfache statische Ermittelung ergibt das durch die Rabitz- und
Monier-Constructionen bereits bekannte Resultat, dass die Tragfähigkeit von Eisen in
Mörtel eingehüllt, eine aussergewöhnlich grosse wird.
In unserem Falle, wo jegliches Widerlager fehlt, haben wir es mit einem geraden
Balken auf zwei Stützen zu thun (Schnitt a bis b). Auf eines der 9 Bandeisen kommt die Last (16 Sack
Gyps zu 75 k, 4 Mann zu 75 k)
\frac{(16+4)\,.\,75}{9}=166\ k
Dazu die Constructionslast:
77 Steine zu 8,5 k
269,5
k
40 l Mörtel zu 1,5 k
60,0
k
das Bandeisen
13,86
k
–––––––––
343,36
k
folglich auf eines der 9 Bandeisen 38,2 k. In Summa 166 + 38,2
= rund 204 k
M_{max}=\frac{204\,.\,170}{8}=\mbox{ rund }4335\mbox{
cmk}
Das Widerstandsmoment des Bandeisens
\frac{0,3\,.\,3^2}{6}=0,45; demnach würde, den Mörtel
unberücksichtigt, das Eisen mit
K=\frac{M}{W}=\frac{4335}{0,45}=9633\mbox{ k für }1\mbox{
qc}
beansprucht, was aber unmöglich ist, da bei rund 3500 k Last
für 1 qc das Schweisseisen bekanntlich reisst. Wir sehen daraus, dass das Mehr, mit
welchem wir diese Decke belasten können, lediglich der Festigkeit des Mörtels
zugeschrieben werden muss, der noch dazu auf relative Festigkeit beansprucht
wird.
Textabbildung Bd. 292, S. 244Fig. 30.Massive Decke von Ludolff. Ueber eine neue Befestigung von Holzfussböden auf Kunststein des
Architekten Ferd. Ludolff in Hannover (D. R. P. Nr.
43062) berichtet die Deutsche Bauzeitung, Nr. 63 des
23. Jahrgangs, Folgendes:
In einem Neubau zu Hannover sind sämmtliche Decken massiv hergestellt und ist der
Fussboden darauf mit Parquet nach dem Patent Ludolff
befestigt.
Die Herstellung ist wie folgt beschafft (Fig. 30):
Nachdem der Bau unter Dach gebracht war, sind die Träger, welche durchschnittlich 70
cm von Mitte zu Mitte liegen, von 10 zu 10 cm Entfernung unter einander mit 5 mm
starken Drähten von Flansch zu Flansch unterspannt, so dass immer ein Träger mit dem
nächsten verbunden wird. Diese Drähte sollen zunächst den Zweck erfüllen, die zu
tragende Last mit aufzunehmen und somit die Betondecken von dem Vorwurf zu befreien,
dass die Tragfähigkeit nur auf der Bindekraft des Materials beruhe. Ferner geben die
Drähte der Decke eine Spannung, welche gegen das Reissen des Putzes unter den
Trägern wirkt. Hiernächst werden die Träger mit Schalung unterstellt und die
Zwischenräume 10 cm hoch mit Kiesbeton ausgestampft. Nachdem der Beton die genügende
Festigkeit erlangt hat, wird die Schalung entfernt und dann die Untersicht der
Träger, welche noch nicht genügend mit Beton bedeckt ist, mit Cementmörtel rauh
beworfen.
In dieser Weise wurden in dem genannten Neubau sämmtliche Decken fertig gestellt und
hiernach in dem obersten Geschoss mit dem Putzen begonnen. Sobald ein Zimmer fertig
geputzt, wurde die an der Ausstampfung noch fehlende Höhe durch Auftragen von
Schlackenbeton mit Oberkante-Träger abgeglichen und abgerieben. Auf diese Fläche
wurde, nachdem der Beton angezogen hatte, ein starker Jutestoff genagelt, und zwar
mit geschmiedeten 5 cm langen Nägeln mit 10 cm Abstand der Nägel. Diese letzteren
setzen sich zumeist in dem frischen Beton fest, so dass sie nach dem Erhärten nicht
auszureissen sind.
Der unten liegende Kiesbeton war nach Verlauf der vorhergehenden Arbeiten vollständig
abgebunden und wurden nun die von oben fertig gestellten Decken mit Kalk und Gyps
sauber geputzt und die Stuckgesimse an den Drähten befestigt. In weiterer Folge
wurden im ganzen Bau in gleicher Weise die Putzarbeit und Ausstampfung der Decken
fertig gestellt. Nachdem der Bau so weit ausgetrocknet war, wurde zum Schluss der
Parquetboden in Tafeln sowohl wie in Riemen in Nuth und Feder auf den aufgenagelten
Stoff mittels einer Mischung von Käse und Kalk aufgeklebt. Der Stoff hatte bisher
nicht gelitten, obgleich in dem Hause Ausstattungen, wie Täfelungen, Holzdecken
u.s.w. angeschlagen und zum Schutz der Jute keinerlei Vorsichtsmaassregeln getroffen
worden waren. Der Boden liegt fest und schön, auch die Decken sind frei von Rissen
und so gerade und glatt, wie sie kaum bei verschalten und gerohrten Decken erzielt
werden können.
Textabbildung Bd. 292, S. 244Zimmerdecke von Jödicke. Ein nennenswerther Vortheil ist noch, dass ein Parquetboden nach dem Ludolff'schen Patentverfahren gut 20 Proc. billiger
wird als ein gleicher in Asphalt verlegter.
Textabbildung Bd. 292, S. 244Fig. 33.Wayss' Eisenbalkendecken.a Dielung; b Wasserdichte
Zwischenlage; c Hartgussdielen; d Putz. Nach einer Mittheilung der Deutschen
Bauzeitung vom 30. März 1892 sind in verschiedenen Bauten in Berlin
Zimmerdecken mit Gypshohlplatten der Firma Hermann
Jödicke in Berlin erstellt (Fig. 31 und 32), welche in mancher
Beziehung einen grossen Vorsprung vor anderen Deckenconstructionen mit
Feuersicherheit haben. Zumeist ermöglicht die grössere Leichtigkeit gegenüber der
bisher oft zur Verwendung gelangten Construction der flachen Gewölbe aus Ziegelstein
eine Verringerung der Abmessungen der Profile der Eisenträger. Dann gestattet die
Eigenschaft der Gypshohlplatten, unmittelbar den Deckenputz aufzunehmen, den Wegfall
der Drahtgewebe unter den Gewölbekappen. Die zulässige Belastung einer
Gypshohlplattendecke wird bis zu 250 k für 1 qm angegeben, eine Belastung, die der
erheblichen Höhe der Hohlplatten (15 cm) und der in der Längsrichtung der Platten
laufenden Drahteinlagen zu verdanken ist. In Folge dieser Construction ist bei einer
Belastungsprobe in der königl. Prüfungsstation zu Charlottenburg eine Belastung von
28000 k ermittelt worden, ehe eine Zerstörung der Platte erfolgte. Diese Belastung,
welche für eine freie Länge von allerdings nur 45 cm versucht wurde, ging bei 90 cm
freier Länge auf 2000 k herunter. Wie die vorstehende Fig. 31 zeigt, ist durch
die Hohlplatten eine völlige Ummantelung des unteren Theils des eisernen Trägers
erzielt, wodurch manche Vortheile in Hinsicht der Feuersicherheit, wie auch der
Anbringung des Deckenputzes und der späteren Deckenbemalung, sich ergeben. In die
Gypshohlplattendecke können alle Stucktheile unmittelbar eingeschraubt und
Kronleuchter von mittleren Abmessungen befestigt werden, ohne dass die Festigkeit
des Materials nachgibt. Es ist in den Gypshohlplatten der Firma Hermann Jödicke ein Baumaterial hergestellt, welches
weitere Beachtung verdient.
Textabbildung Bd. 292, S. 245Fig. 34.Decken mit Umhüllung der Eisenträger. In Jahrg. 10 Nr. 7 1890 des Centralblattes der
Bauzeitung beschreibt Haesecke die von der
Firma G. A. Wayss und Co. (Actiengesellschaft für
Monierbauten) ausgeführte Anordnung von Eisenbalkendecken. Bei dieser Decke werden
Mack'sche Gypsdielen verwendet. Eine Reihe dieser
gewöhnlich 2,5 m langen, 20 bis 25 cm breiten Dielen wird zunächst rechtwinkelig zur
Längsrichtung der Träger auf deren Unterflansch verlegt. Sollen diese Flansche
später durch Putz gedeckt werden, so werden die Gypsdielen an den Enden dem
Flanschprofile entsprechend so ausgeschnitten; dass sie die Unterfläche der Flansche
etwas überragen (Fig. 33). Die Fugen werden mit Gyps
vergossen. Auf diese Lage wird jederseits dicht an den Steg der Länge nach eine
Diele gelegt, und auf diese Längslage kommt wieder eine der unteren entsprechende
Querlage von Dielen so, dass die obere Fläche der Oberflansche damit erreicht oder
etwas überschritten wird. Auch diese Lage wird in den Fugen und an den Stegen dicht
mit Gyps ausgegossen, und auf sie kann ein Holzfussboden unmittelbar genagelt oder
geschraubt werden, da beide Befestigungsmittel in den Gypsdielen ebenso haften, wie
in Holz. Um Feuchtigkeit vom Gyps abzuhalten, welche durch die Fugen des Fussbodens
dringen könnte, ist die obere Dielenlage mit einem Ueberzug von Holzcementmasse zu
versehen. Selbstredend kann auf die Gypsdielen statt des Holzfussbodens auch
unmittelbar Linoleum oder ein anderer geeigneter Belag aufgebracht werden.
Die Vorzüge dieser Deckenbildung fallen in die Augen. Der Deckenputz kann ohne
Schalung unmittelbar an der unteren Gypsdielenlage angebracht werden. Zur
Anfertigung der Zwischendecke ist weder eine Einschalung, noch sind Gerüste nöthig,
auch kommt, abgesehen von der geringen Menge beim Fugenvergiessen, keine
Feuchtigkeit in den Bau, da die Dielen trocken verlegt werden. Alles Füllmaterial
wird vermieden; zur Befestigung des Fussbodens bedarf es weder der Unterlagshölzer,
noch einer Asphaltirung; es wird somit ein Mindestmaass an Deckenstärke erreicht,
namentlich bei Verwendung von Linoleumbelag. Träger und Ausfüllung sind schwer
verbrennlich. Die Decke ist weniger schalldurchlässig als eine Holzbalkendecke,
weniger Wärme durchlassend als ein Gewölbe, schnell herstellbar, in gesundheitlicher
Beziehung allen Ansprüchen genügend, überdies leicht und billig. Für dieselbe
Verwendungsweise ergab sich die Gypsdielendecke 39 Proc. leichter als eine
Balkendecke, die nur um Geringes billiger ist.
Eine Deckenausführung mit Umhüllung der Eisenträger durch Flanschziegel ist nach
derselben Quelle vom 1. Juni 1889 bei dem Regierungsgebäude in Hildesheim in der
nach Fig. 34 angedeuteten Weise zur Verwendung
gekommen.
Textabbildung Bd. 292, S. 245Cementbetondecke von Löhr.Fig. 35. Grundriss der Decke;
Fig. 36. Querschnitt durch die Decke Die Herstellung der so gewölbten Decken erfolgte in der Art, dass zunächst
alle Träger mit den Flanschziegeln umhüllt wurden, und sodann, nachdem in diesen so
entstandenen Steinbalken der Mörtel fest geworden war, die Wölbung der Kappen
vorgenommen wurde, wobei man sich des in der Abbildung dargestellten Lehrgerüstes
bediente. Die aus zwei Flacheisen und zwei Schraubenbolzen bestehende Schlinge abcd war auch schon bei dem Ansetzen der Flanschziegel
in der Weise benutzt worden, dass die auf dem unteren Flacheisen ruhenden zwei
Bretter durch Anziehen der vier Schraubenmuttern so eingestellt waren, dass sie als
wagerechtes Unterlager der Flanschziegel dienten.
In der Nummer vom 23. Juni 1888 des Centralblattes der
Bauverwaltung wird über Herstellung feuersicherer Decken aus Cementbeton
und Gyps auf Eisen als Grundlage berichtet, wie sie im neuen Gerichtsgebäude in
Frankfurt a. M. in den beiden oberen Geschossen zur Anwendung gekommen sind.
Textabbildung Bd. 292, S. 245Cementbetondecke von Löhr.Fig. 37. a Keilförmige
Mittelstäbe; b Steifen; c Laschen. Einschaltung der Träger; Fig. 38. 1/10
der wirklichen Grösse. Schnittdurch den Träger; Fig. 39. Einschalung der
Kappen nach Fertigstellung der Träger; Fig. 40. Lehre der Kappen.Cementbetondecken sind vorzugsweise in den einfacheren
Geschäftsräumen zur Ausführung gebracht und derart angeordnet, dass durch eiserne,
senkrecht zur Aussenseite verlegte Hauptträger und durch Querträger rechtwinkelig zu
diesen kleinere Felder gebildet werden, welche mit muldenförmigen, nach vier Seiten
abgewalmten Kappen aus Cementbeton geschlossen sind. Die Träger haben eine
gebälkartig gegliederte Umkleidung aus derselben Masse erhalten (Fig. 35 und 36). Die Stärke der
Kappen beträgt im Scheitel 7 cm, an den Widerlagern 10 cm. Das zur Deckenbildung
verwendete Material besteht aus einer Mischung von 8 Th. Kiessand mit 1 Th. Cement
und ¼ Th. Kalk.
Die Ausführung ist nach zwei verschiedenen Verfahren, theils durch den Ingenieur B. Löhr in Frankfurt a. M., theils durch den
Fabrikanten Joh. Odorico ebendaselbst erfolgt. Die von
Löhr verwendete Einrüstung besteht aus hohlen, mit
Zink ausgefütterten Holzkasten für die Deckenträger und aus ebenfalls mit Zink
bekleideten Latten und Schalbrettern für die Kappen. Die Lehrgerüste für die Träger
sind aus vier verspreizten Eckstücken und vier keilförmig gestalteten
Zwischenstücken, diejenigen für die Kappen aus drei Theilen zusammengesetzt (vgl.
Fig. 37 bis 40). Diese Theilung war
nicht nur zweckmässig, um dieselben Lehren auch für Deckenfelder von verschiedenen
Breiten und Längen durch Einschaltung entsprechender Zwischenstücke verwenden zu
können, sondern auch nothwendig, um eine leichte Ausrüstung der durch den feuchten
Beton stark anquellenden Holzlehren zu ermöglichen. Die von Odorico verwendeten Lehrgerüste, welche aus Eisen bestehen, leiden zwar
nicht unter den Einflüssen der Feuchtigkeit, sie sind indessen viel kostspieliger,
schwieriger herzustellen und erfordern ausserdem, falls Gusstücke zur Verwendung
kommen, ein sorgfältiges Nachhobeln der Flächen. Da die Kosten der Einrüstung nicht
unerheblich sind, so empfiehlt es sich, die Gewölbe stückweise auszuführen.
Textabbildung Bd. 292, S. 246Fig. 41.Odorico's Betondecke. Schnitt durch eine feuersichere
Gypsdecke.a Vor dem Aufbringen gegossene
Stücke mit einer Staffeinlage und Drahtschlingen; b Gypsschicht mit
Staffeinlage zur Verbindung der gegossenen Stücke mit den Trägern; c
Gypsbewurf zur Festlegung der Cassettenplatten; e Cementbeton; f Gypsbeton;
g Gussplatte mit Staffeinlage. Bei dem von Löhr angewandten Verfahren werden
zuerst die Trägerumkleidungen (Fig. 38) fertiggestellt,
nach deren Ausrüstung man zur Ausführung der Kappen schreitet. Das Einbringen der
Füllmasse beginnt mit dem Auftrag einer etwa fingerdicken Lage feinsten
Cementmörtels, auf diese folgen weitere Betonlagen aus Cement und gröberem Kies,
zuletzt eine Schicht aus Cement mit Kieselsteinen. Der Träger wird auf diese Weise
vollständig umschlossen und eine Widerlagsfläche für den Kappenansatz gebildet.
Sobald die Gebälke freigelegt sind, werden die Lehren für die Kappen (Fig. 39 und 40) eingesetzt und
letztere in ähnlicher Weise aus Beton hergestellt.
Die sauber geputzten Flächen werden mit einer Lösung von kohlensaurem Ammoniak
gestrichen, wodurch eine zarte Haut von kohlensaurem Kalk gebildet wird, welche
einen gleichmässigen Grundton liefert, auf welchem der Deckenanstrich leicht
haftet.
Bei dem Odorico'schen Verfahren treten an Stelle der
Holzkasten für die Träger eiserne Rahmstücke, welche aus einzelnen Schienen und
Platten zusammengesetzt und durch Schrauben fest verbunden werden (vgl. Fig. 42). Kappe und Gebälk werden hier zu gleicher
Zeit hergestellt. Da die Arbeiter auf dem Kappenblech stehen müssen, ist für dieses
eine ausreichende Verspreizung nothwendig. Das Ausrüsten erfolgt bei den
eisernen Lehren durch Lösung der Schrauben und bietet keine Schwierigkeiten.
Die Decken sind versuchsweise bis zu 3000 k für 1 qm belastet worden, ohne dass
Veränderungen an denselben wahrgenommen wurden. Da die Eisentheile von der
Betonmasse umhüllt und nirgends der nachtheiligen Einwirkung der Flammen ausgesetzt
sind, darf von derartigen Decken ein hoher Grad von Feuersicherheit erwartet
werden.
Textabbildung Bd. 292, S. 246Fig. 42.Odorico's Betondecke. Einschalung der Kappen und
Träger.1/10 der wirklichen Grösse; a
Schale aus Eisenblech; b Steifen aus Schmiedeeisen; c Gusseisen; d
Flacheisen.Textabbildung Bd. 292, S. 246Fig. 43.Deckenbildung von Hobson. Die Gypsdecken. Die grossen Säle und einzelne andere
Räume des genannten Gebäudes sind mit verzierten Decken aus Gyps in Verbindung mit
Beton versehen worden. Diese Decken haben eine reichere Ausstattung in Anlehnung an
ältere Muster erhalten. Die unteren, verzierten Theile der Decken sind aus Gyps
hergestellt. Da letzterer nicht feuerbeständig ist, musste er mit einem
widerstandsfähigen Material in Verbindung gebracht werden. Zu diesem Zwecke ist
oberhalb eine Wölbschicht von Cementbeton hergestellt worden, welche in inniger
Verbindung mit der dünnen Gypsdecke letztere trägt und einen feuersicheren Abschluss
nach oben bildet (vgl. Fig. 41). Bei der Ausführung
konnte von einer vollständigen Einrüstung, wie solche für die Betondecken
erforderlich war, abgesehen und dadurch die Herstellung sehr erleichtert werden. Die
einzelnen, in grösseren Stücken gefertigten Theile der Gypsdecke sind mit einer
doppelten bis dreifachen Einlage von Hanfgewebe (Staff) versehen und mittels
verzinkter Drähte an den Trägern befestigt. Die eingebrachten Gypsstücke zeigten
sich so tragfähig, dass sie unmittelbar als Lehren für den aufzubringenden Beton
benutzt werden konnten. Die in dieser Weise hergestellte Gypsdecke wurde zunächst
mit einer starken Lage von Gyps und Kalkbrei, vermischt mit groben Kieselsteinen,
und hierauf mit Cementbeton übertragen. In die einzelnen Gypsschalen sind gleich
beim Abformen Eisendrähte eingegossen; welche als Schlingen bis in den Beton
hineingreifen. Diese Drähte führen im Verein mit der auf der Gypsdecke befindlichen
rauhen Schicht aus Kalkbeton eine innige Verbindung der verschiedenen Materialien
herbei. Die Schwierigkeit bei der Ausführung beschränkt sich lediglich auf das
genaue Zusammenpassen der einzelnen Gusstücke in der richtigen Höhenlage, sowie auf
das Verbinden und Nachputzen derselben.
Eine Deckenbildung mittels Blech und ⊤-Eisen zeigen
die unter Nr. 43 befindlichen Figuren, die durch englisches Patent Nr. 10565 vom 29.
Juni 1889, ertheilt an G. A. Hobson in Richmond,
Surrey, geschützt sind. Die Bleche sind bogenförmig oder polygonförmig gebogen und
an ihrem unteren Ende mit ⊤-Eisen oder ∪-Eisen vernietet. Die letzte Figur zeigt eine, die
Eisenconstruction vor Feuer schützende Verkleidung von Formziegeln. Die Bodenbildung
kann in beliebiger Weise erfolgen.