Titel: | Ueber Kohlenstaubfeuerungen. |
Autor: | Mg. |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 266 |
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Ueber Kohlenstaubfeuerungen.
Mit Abbildungen.
Ueber Kohlenstaubfeuerungen.
Die Verwerthung der Staubkohle ist durch besondere Rostconstructionen, durch
Verbrennung in besonderen Schüttöfen, in Retorten u.s.w. meist mit geringem Erfolg
versucht worden. Mehrfach ist auch der Vorschlag gemacht worden, die Staubkohle
bezieh. körnige Abfallkohle durch Vermahlung in Kohlenstaub umzuwandeln und in
dieser Form zur Verbrennung zu bringen. Naturgemäss ist der Kohlenstaub auf den
gewöhnlichen Kosten in den üblichen Feuerungen nicht verbrennbar, weil er sich auf
den Rosten nicht hält und in rostlosen Feuerungen die Zuführung von Luft nicht
angeht. Die Verbrennung von Kohlenstaub erscheint nur praktisch möglich; wenn
derselbe in geeigneten Mengen mit Luft gemischt wird und in der Luft schwebend, also
von dieser völlig umschlossen, entzündet wird.
Dieses Problem ist auf zwei Wegen angestrebt worden. Einmal dadurch, dass man ein
explosives Gemisch aus Kohlenstaub und Luft herstellte und in geschlossenen Räumen
durch einen Funken oder durch Compressionswärme (Diesel) entzündete und verbrennen liess. Diese Ausnutzung bedingt die
unmittelbare Verwerthung der erzeugten Verbrennungsgase durch Expansion unter
Einwirkung auf den Kolben einer Maschine. Sodann wurde die Verbrennung in
geschlossenen und offenen Feuerungen versucht, um die erzeugte Wärme zur Beheizung
von Kesseln u.s.w. zu verwenden. Mit letzterer Art wollen wir uns hier
beschäftigen.
Die Kohlenstaubfeuerungen beruhen auf der Verbrennung von Kohlenstaub in einem
Luftstrome. Um diese Verbrennung zu ermöglichen, muss der Kohlenstaub möglichst fein
und gleichmässig in der Luft vertheilt sein, muss aber auch das Verhältniss der
Luft- und Staubmengen sich thunlichst eng an die theoretischen Ziffern anschliessen,
weil zu geringe Luftbeimischung keine vollständige Verbrennung zulässt, während ein
Luftüberschuss die Ausnutzung der Wärme durch unnöthige Abkühlung schädlich
beeinflusst.
Das in angemessenem Verhältniss hergestellte Staubluftgemisch wird in einen glühenden
Chamotteraum eingeführt, dessen Temperatur die Entzündungstemperatur des
eingelassenen Gemisches übersteigen muss; unter letzterer Voraussetzung wird die
Kohle sich entzünden und verbrennen. Von der richtigen Bemessung des Gemisches hängt
der Grad der mehr oder weniger vollständigen Verbrennung ab, also sowohl die mehr
oder weniger vollkommene Ausnutzung des Brennstoffes, wie auch die mehr oder weniger
rauchlose Verbrennung.
Diese Grundzüge lassen erkennen, dass die Verbrennung von Kohle unter den denkbar
günstigsten Umständen vor sich gehen muss. Die leichte Beweglichkeit und
Vertheilungsfähigkeit des Kohlenstaubes gestatten es verhältnissmässig leicht, die
günstigste Mischung von Staub und Luft herzustellen und – was die Hauptsache ist –
den jeweiligen Anforderungen des wechselnden Betriebes anzupassen. Ist das
Mischungsverhältniss ermittelt, so bedarf es nur der vergrösserten und verminderten
Einfuhr der angemessen gemischten Ladung, um die Wärmeerzeugung zu vergrössern oder
zu vermindern. Da die Verbrennung eine augenblickliche ist, da nie mehr Brennstoff
zugeführt wird, als gerade zur Verbrennung nöthig ist bezieh. zur Verbrennung
gelangen kann, so ist der erhebliche Vortheil nicht nur für die Sicherheit, sondern
auch für die günstigste Gestaltung des Betriebes offenbar.
Aber noch weitere wesentliche Vortheile hat eine Kohlenstaubfeuerung für sich. Es ist
mit einer solchen der einzige Weg gegeben, um Kleinkohle und Abfallkohle, die sich
in anderer Weise praktisch gar nicht angemessen ausnutzen und nur durch allerhand
Kunststücke überhaupt zur Verbrennung mit verhältnissmässig geringem Erfolge bringen
lässt, in ihrem vollen Werthe nutzbar zu machen, indem man dieselben fein zermahlt
und dann im Luftstrom verbrennt. Der Nutzwerth dieser Abfallkohle ist keineswegs
gering, da dieselbe im Wesentlichen dieselbe Beschaffenheit und Güte hat wie die
Stückkohle, von der dieselbe abgefallen ist.
Besonders beachtenswerth ist aber die Erleichterung und Vereinfachung der Bedienung.
An Stelle des Aufwerfens tritt die Anfüllung eines Speisetrichters, aus welchem der
Kohlenstaub in genau einstellbaren Mengen selbsthätig der Feuerung zugeführt wird.
Ein Schüren und Schlackenziehen fällt fort, da bei der hohen Temperatur des
Verbrennungsraumes die feinen Aschentheile sofort schmelzen, am Boden der
Verbrennungskammer zusammenfliessen und dann durch eine Oeffnung zum Abfluss
gebracht werden können. Welche Erleichterung für den Heizer!
Aber wie wenig hängt auch die günstige Gestaltung einer Kohlenstaubfeuerung von der
Geschicklichkeit des Heizers ab. Braucht derselbe doch gar keinen Einfluss mehr auf
das die Verbrennungsweise allein beeinflussende Mischungsverhältniss zu
erhalten.
Die Vorzüge einer Kohlenstaubfeuerung ergeben sich aus obigen Darlegungen. Ob die
Behauptung sich wird erweisen lassen, dass die Kohlenstaubfeuerung eine günstigere
Ausnutzung der Kohle erzielt als unsere besten Kohlenrostfeuerungen, braucht nicht
untersucht zu werden. Es genügt neben den aus Obigem hervorgehenden Vortheilen
bezüglich der Bedienung und Regulirung der Hinweis, dass es gelingt, einen jetzt als
unnütz und lästig betrachteten Stoff – die Staubkohle – voll auszunutzen und zu
verwerthen.
Dass aber die Kohlenstaubfeuerungen auch den Wettbewerb mit den
Kohlenrostfeuerungen vertragen, erscheint zweifellos. Die beste bisherige Feuerung
erreicht 80 Proc. Ausnutzung, welchen Betrag die Kohlenstaubfeuerung nach den
bisherigen Untersuchungen übersteigt. Ob die Kosten der Vermahlung der Kohlen stark
ins Gewicht fallen, erscheint fraglich, da uns von glaubwürdiger Seite versichert
wird, dass sich die Vermahlungskosten für 100 k Kohle auf etwa 10 Pf. beziffern.
Bei den Kohlenstaubfeuerungen findet die Verbrennung in einer aus Chamottesteinen
gemauerten Kammer statt, an deren hinterem Ende sich in üblicher Weise eine
Feuerbrücke befindet. Das Gemisch aus Kohlenstaub und Luft wird am vorderen Ende in
die Kammer eingeführt und verbrennt beim Beginne des Betriebes über einem Holzfeuer.
Wird auf diese Weise die Kammer allmählich heiss, so findet die weitere Verbrennung
des ständig zufliessenden Gemischstromes durch die Hitze in der Kammer statt. Das
Kennzeichen der Kohlenstaubfeuerung ist die Verbrennung der Kohlenstaubtheilchen im
Luftstrom, in welchem dieselben schweben.
Die älteren Kohlenstaubfeuerungen erzeugen den Luftstrom mittels eines Gebläses. Die
Kammer ist dann vorn am Einblaserande völlig abgeschlossen. Aber auch dieses Element
ist durch die Feuerung von Schwartzkopff in Berlin
beseitigt, da bei letzterer Ausführung der Zug eines Schornsteines zur Einführung
des Luftstromes und zur Vertheilung der Kohle benutzt wird.
Versuchen wir in Folgendem eine kurze Schilderung der bestehenden
Kohlenstaubfeuerungen zu geben.
Einer der ersten Vorschläge zur Verbrennung von Kohlenstaub in Feuerungen rührt von
Mc Auley in Denver, Colorado, Nordamerika (*D. R.
P. Nr. 15189 vom 12. Januar 1881) her. Die Einrichtung ist umständlich insofern, als
auch die Vermahlung der Kohle zu Staub durch dieselbe erfolgen soll.
Die Stückkohle gelangt aus Schüttrichtern in Kegelmühlen. Der hier erzeugte Staub
gelangt in einen Kanal, aus welchen ihn ein von einem Gebläse erzeugter Luftstrom
aufnimmt und durch eine Düse in den Feuerraum überführt.
Die Einrichtung enthält somit alle Grundzüge, welche noch jetzt beim Bau von
Kohlenstaubfeuerungen massgebend sind.
Die Feuerung von J. G. Hathaway in Boston, Nordamerika
(*D. R. P. Nr. 37238 vom 8. April 1886) besitzt die jetzt übliche mit Chamotte
ausgefütterte Verbrennungskammer als Einsatz in ein Flammrohr. Der Kohlenstaub wird
mittels Gebläseluft durch die hinten geschlossene Wand eingeführt.
Das Patent bezieht sich auf eine vor der Feuerung angeordnete
Zerkleinerungsvorrichtung für die zugeführten Stückkohlen. [Nach dem Patent von H. Neubart in Charlottenburg (*D. R. P. Nr. 74221 vom
28. April 1893) wird der Luftkohlenstaubstrahl durch ein Flügelrad inniger
gemischt.]
Während die bisher genannten und sonst in der Literatur erwähnten
Kohlenstaubfeuerungen keinen Eingang fanden und nicht über ein Versuchsstadium
hinauskamen, ist für die nun folgenden Anordnungen die praktische Nutzbarmachung
nicht nur versucht, sondern auch zum Theil thatkräftig vollzogen.
Die Ausführungen, denen eine praktische Bedeutung zugesprochen werden muss –
mögen einzelne auch noch mehr oder weniger stark stottern – knüpfen sich an die
Namen Baumert und Wegener,
Friedeberg und Schwartzkopff. Während bei den
Feuerungen der ersten Erfinder die Luft durch ein besonderes Gebläse in den
Feuerraum geführt wird, hat Schwartzkopff die höchste
denkbare Vereinfachung erreicht, indem er unter Ausmerzung des Gebläses den
natürlichen Zug eines Schornsteins benutzt, um die Zerstäubungs- und
Verbrennungsluft in die Kammer zu führen.
Treten wir in eine kurze Charakterisirung der ertheilten bezüglichen Patente ein.
Baumert und Wegener (*D. R. P. Nr. 63955 vom 9. Mai
1891). Der Kohlenstaub wird durch eine Walze geleitet und durch mit verstellbaren
Schiebern versehene Kammern in den Verbrennungsraum geblasen. Letzteres ist eine
Chamottekammer von verhältnissmässiger Länge; dieselbe ist fahrbar und wird mit
ihrer Mündung dicht in das Flammrohr u. dgl. eingeschoben, so dass der grössere
Theil der Kammer ausserhalb des Kessels liegt. Die Einblasung des Kohlenstaubes
erfolgt am hinteren Ende der Kammer mittels Druckluft, Dampf oder beiden Stoffen
gemeinsam.
Das erste Zusatzpatent Nr. 66843 vom 9. October 1891 schützt eine Reihe von
Einblaseeinrichtungen, welche den Zutritt bezieh. Durchlass des Kohlenstaubes und
der Luft thunlichst zu regeln gestatten sollen.
Das zweite Zusatzpatent Nr. 67622 vom 15. December 1891 bezieht sich auf
Vorrichtungen zum Auflockern des Kohlenstaubes. Die im Hauptpatent hierzu
vorgesehene Walze ist durch einen hin und her bewegten Rost ersetzt, durch dessen
Spalten der aufgelockerte Kohlenstaub niederfällt, um hierbei von dem
vorbeistreichenden Luftstrahl aufgenommen und in den Verbrennungsraum fortgerissen
zu werden.
Andererseits ist eine Vorrichtung zur Bewegung der Walze des Hauptpatentes mittels
des Gebläseluftstromes angegeben. Dieselbe besteht aus einem Flügelrade, welches zum
Theil in den Luftleitungskanal hineinragt und somit von der durchströmenden Luft
umgedreht wird, so dass das umlaufende Flügelrad durch Kette die Walze drehen kann.
Ebenso kann von dem derart bethätigten Flügelrad die hin und her gehende Bewegung
des Schüttelrostes abgeleitet werden.
Bei dem dritten Zusatzpatent Nr. 72876 vom 2. März 1893 erscheint die
Verbrennungskammer fast völlig in das Flammrohr eingebaut. Das Kennzeichen dieses
Patentes liegt in der Theilung des Luftstromes, bezieh. in der Verwendung einer
zweiten Luftzuführung in den Verbrennungsraum. Während der erste Luftstrom den
Kohlenstaub einbläst, soll der zweite Strom die Verbrennung befördern. Der letztere
Strom wird zu einem Theil in der Chamottewand der Verbrennungskammer zugeführt,
erhitzt sich also sehr stark und trifft ringförmig im letzten Drittel der Kammer in
diese ein.
A. Friedeberg in Berlin (*D. R. P. Nr. 74321 vom 22.
September 1893) steht im Wesentlichen auf den Grundsätzen, wie sie den besprochenen
Patenten eigenthümlich sind; er legt den Schwerpunkt seiner Erfindungen in eine
günstige Fortschaffung und Vertheilung des Kohlenstaubes. Nach diesem Patente wendet
Friedeberg einen Trichter A an (Fig. 1),
in welchem ein die Mündung der Luftzuführung aufnehmender, unten offener Kasten b hängt, aus welchem das gemeinsame Luft- und
Kohlenstaubableitungsrohr c
abgeht. Der
Kohlenstaub füllt den Behälter A bis wenigstens über
Decke des Kastens b an, so dass sich in letzterem ein
von Kohlenstaub freier Luftraum bildet, welcher das Aufwirbeln und somit feinere
Zertheilen des Kohlenstaubes herbeiführen soll; der Luftstrom aus a trifft auf die mit der unteren Kante des Gefässes b abschliessende Kohlenstaubschicht und wirbelt die
obersten Theilchen auf, so dass ein günstiges Gemenge durch Rohr c in den Feuerungsraum übergeführt wird.
Nach dem Patente Nr. 74495 vom 24. Februar 1893 (Fig. 2) stülpt Friedeberg einen Kasten A
so in einen Kasten B, dass der aus A zugeschüttete Kohlenstaub im Kasten B seine natürlichen Böschungswinkel einnimmt – wie dies
punktirt in der Skizze angedeutet ist –, oberhalb dieser Böschung ist ein freier
Raum. Die bei a eingeblasene Luft wird nun am Umfange
der Böschung Kohlenstaub abreissen und durch b
fortführen.
Textabbildung Bd. 292, S. 267Friedeberg's Staubkohlenfeuerungen. Eine aus Cylinderröhren zusammengesetzte, auf gleichen Grundsätzen
beruhende Zerstäubungsvorrichtung ist im Patente Nr. 74697 v. 7. März 1893
geschützt.
Die letzte durch Patent Nr. 74714 vom 20. September 1893 veröffentlichte
Zertheilungs- und Zuführungsvorrichtung des genannten Erfinders besteht aus einem
Schenkelrohr (Fig. 3),
dessen Theil c durch Bleche in enge Räume zerlegt ist,
welche in verschiedener Höhe in den Schenkel b
einmünden. Die Theilung des Weges soll verhindern, dass der bei a zutretende Luftkohlenstaubstrahl sich in dem
Rohrwinkel verdichtet.
Textabbildung Bd. 292, S. 267Fig. 4.Kohlenstaubfeuerung von Schwartzkopff. Bei einer ausgeführten Feuerung, welche wir kurz besichtigen konnten, war
eine andere Form der hier erläuterten Zerstäubungsvorrichtungen angewendet worden,
welche aber nur in der Formgebung abwich, dem Grundzuge nach sich den geschilderten
Einrichtungen anschloss.
Als einfachste Art der Kohlenstaubfeuerung erscheint uns die nebenstehend abgebildete
Ausführung von Richard Schwartzkopff in Berlin (Fig. 4).
Der Trichter a nimmt die Staubkohle auf. Derselbe ist
nach unten durch ein, mittels der Schraube b
stellbares, gebogenes federndes Blech c und durch die
federnde Klappe d geschlossen. Ein festes Blech e entlastet die federnde Klappe d von dem Druck des Kohlenstaubes, f ist eine
Bürste, deren Borsten aus flachem Stahldraht bestehen, welche in der Mitte den
stellbaren Hammer g trägt, welcher bei jeder Umdrehung
der Bürste gegen die Nase h der federnden Stahlklappe
d schlägt und diese um ein Gewisses von dem
gebogenen Blech c entfernt. Da dieses letztere durch
die Schraube b in seiner Lage festgehalten wird, so
entsteht zwischen c und d
bei jeder Bürstendrehung ein über die ganze Breite der Bürste reichender Spalt,
durch welchen die Staubkohle der Bürste zufällt.
Erstere wird dann von den Stahldrahtborsten erfasst und in die Verbrennungskammer k geschleudert.
Sobald der Hammer g die Nase h passirt hat, schlägt die Klappe d in Folge
ihrer Spannung wieder gegen das Blech c bezieh. gegen
zwei in der Zeichnung nicht angedeutete Arretirungsstifte. Hierdurch wird der
Trichterinhalt um ein Geringes erschüttert, und dadurch ein absolut regelmässiges
Nachrutschen des Kohlenstaubes, auch wenn derselbe feucht sein sollte, im Trichter
a gewährleistet.
Die Verbrennungskammer k wird beispielsweise in einem
Flammrohrkessel einfach durch Ausmauern des vorderen Flammrohrtheiles p auf etwa 1,5 m Länge mit feuerfestem Material
gebildet und hinten durch eine gemauerte Feuerbrücke abgeschlossen. Die gemauerten
Wandungen q nehmen sehr bald nach Inbetriebsetzung der
Feuerung die zur fortgesetzten Entzündung des Kohlenstaubes erforderliche Temperatur
an.
Die erste Entzündung wird durch ein kleines Holzfeuer oder durch einige mit Erdöl
getränkte Putzlappen bewirkt und bietet gar keine Schwierigkeit. Bei einem Kessel,
welcher nur Nachts ausser Betrieb war, hat man schon in etwa 5 Minuten helle
Glut.
Die erforderliche Luftmenge wird der Feuerung auf den durch die Pfeile l, m und n bezeichneten
Wegen zugeführt. Eine Regulirung derselben kann an allen drei Stellen vorgenommen
werden, jedoch genügt es vollkommen, bei n durch den
Schieber o zu reguliren.
Die Kohlenstaubmenge wird während des Betriebes durch die Schraube b regulirt, nachdem man vorher, je nach dem in Betracht
kommenden Staubmaterial, den Hammer entsprechend weit herausgeschraubt hat. Je
weiter die Schraube b hineingedreht wird, desto weiter
wird das Blech c zurückgedrängt, und desto breiter wird
der zwischen c und d beim
jedesmaligen Anschlag des Hammers entstehende Spalt.
Da man sich während des Betriebes auf die Regulirung durch den Schieber o und die Schraube b
beschränken kann, und die einzige sonst noch erforderliche Arbeit für den Heizer
darin besteht, durchschnittlich nach 10stündigem Betrieb die auf dem unteren Theil
der Verbrennungskammer abgesonderte Schlacke durch die Luftöffnung bei n mittels einer Krücke zu entfernen, so ist es
einleuchtend, dass ein Mann im Stande ist, eine ganze Kesselbatterie – bis zu 12 und
mehr Kesseln – zu bedienen.
In der Februarversammlung des Magdeburger Bezirksvereins des Vereins deutscher
Ingenieure stand die Frage der Kohlenstaubfeuerungen zur Verhandlung, welche
allgemeines Interesse erregte durch die Mittheilungen des Directors Cario vom Magdeburger Verein für Dampfkesselbetrieb zu
Magdeburg, in dessen Versuchsanstalt die Schwartzkopff'sche Staubkohlenfeuerung einer Reihe vorläufiger Versuche
unterworfen worden war. Aus diesen Mittheilungen und Aussprachen geben wir Folgendes
wieder: Der Kessel,
der mit der Schwartzkopff'schen Vorrichtung ausgerüstet
war, ist ein Dreiflammrohrkessel ohne Einmauerung mit 20 qm Heizfläche, wobei die
von dem Brennfutter verdeckte Kesselwandung nicht als Heizfläche mitgerechnet ist.
Es war ein Flammrohr mit der neuen Feuerung armirt.
Zunächst richteten sich die Versuche darauf, nachzuweisen, ob sich alle möglichen
Kohlensorten mittels des Apparates ohne Schwierigkeit verbrennen lassen. In dieser
Beziehung hat sich ergeben, dass Steinkohle, böhmische Braunkohle, sowie auch sehr
geringwertige erdige Braunkohle der Magdeburger Gegend ausgezeichnet brannten. Aber
auch Anthracit, der von anderer Seite als Kohle bezeichnet war, welche in einer
anders construirten Staubkohlenfeuerung nicht brennen wollte, hat mit sehr
bedeutender Temperaturentwickelung gebrannt, und es war ausserordentlich
interessant, zu beobachten, dass sich die Form des Brennfutters, welche sich für die
am schwersten brennbare Kohle am besten eignete, ebenso gut für alle anderen
Kohlensorten bewährte.
Cario behielt sich vor, später, nach eingehenderen
Versuchen, genaue Versuchsberichte zu veröffentlichen, vorläufig wurde nur
hinsichtlich des erreichbaren Nutzeffectes Folgendes erwähnt:
Bei einem 7stündigen Brennversuch mit getrockneter und gemahlener Offlebener erdiger
Braunkohle, welche einen Brennwerth von etwa 3750 W.-E. besitzt, wurde eine fast 5
fache Verdampfung, d.h. eine Nutzleistung des Kessels von 83 Proc. erzielt, ein
Resultat, welches mit keiner anderen Feuerung auch nur annähernd erreicht worden
ist.
Wurde in diesem Fall der Kessel zwar aus rein zufälligen Gründen nicht stark
angestrengt, so ist es doch trotz der geringen Grösse des zur Verfügung stehenden
Apparates (Bürstenbreite 200 mm) gelungen, bei einem anderen Versuch mit sehr
minderwerthiger Steinkohle 26 k Dampf auf 1 qm Heizfläche und Stunde zu
erzeugen.
Mit dieser Kohle, deren Heizwerth 6800 W.-E. beträgt, wurde eine 8fache Verdampfung
erzielt, die einem Nutzeffect von nahezu 80 Proc. entspricht, obwohl bei diesem
Versuche keine besondere Aufmerksamkeit auf einen guten Ausnutzungseffect verwendet
wurde.
Wie sicher und genau das richtige Verhältniss zwischen Kohle und Luftmenge sich
einhalten lässt, geht daraus hervor, dass der durchschnittliche Kohlensäuregehalt
bei dem Versuch mit der Offlebener Braunkohle 16,56 Proc. der Sauerstoffgehalt 1,76
Proc. der Stickstoffgehalt 81,68 Proc. war, während Kohlenoxydgas nicht nachgewiesen
werden konnte.
Die dem Feuer wirklich zugeführte Luftmenge war also nur 1,08mal so gross als die
theoretisch erforderliche, während sonst immer mit fast der doppelten Luftmenge und
mehr gefeuert wird. Dabei hat der Schornstein nie geraucht, selten sah man demselben
einen dünnen graugefärbten Dunst entsteigen.
Der hohe Nutzeffect der Staubkohlenfeuerung besteht in der weitgehenden Gewinnung der
im Verbrennungsraum freigemachten Wärme, was sich bei den genannten Versuchen durch
die niedrige Abgangstemperatur der Gase von 170° C. ausdrückte, so dass durch den
Schornstein nur 7,3 Proc. Wärme verloren gegangen sind.
Nach den in der Versuchsanstalt des Magdeburger Vereins für Dampfkesselbetrieb
ermittelten Daten ist anzunehmen, dass die Schwartzkopff'sche Staubkohlenfeuerung berufen ist, der gesammten
Industrie wichtige Dienste zu leisten.
Am Montag, den 19. Febr. d. J. fand eine Besichtigung der Feuerung im Betriebe
statt.
Ein Bericht über die ebenfalls bereits dem Betrieb übergebene Kohlenstaubfeuerung von
Baumert und Wegener in Berlin ist bereits nebst
bezüglichen Versuchsergebnissen früher mitgetheilt worden, vgl. D. p. J. 1893 291 242.
Nachdem durch obige Darlegungen der Nachweis von der Bedeutung der
Kohlenstaubfeuerungen versucht wurde, sei eines Vorschlages gedacht, welcher sich
auf die Förderung von Kohlenstaub durch Rohrleitungen bezieht.
Wir folgen in unseren Darlegungen einem Bericht der Engineering News vom 22. Februar 1894 und der Deutschen Bauzeitung vom 4. April:
In der äussersten Nordostecke der Halle für Berg- und Hüttenwesen auf der vorjährigen
Weltausstellung zu Chicago war ein unscheinbarer Apparat ausgestellt, welchem die
grosse Menge der Besucher wohl wenig Aufmerksamkeit schenkte. Derselbe bestand aus
einer Rohrleitung; die mit einer selten in Betrieb gesetzten Pumpe in Verbindung
stand, und aus einigen Flaschen Wassers mit schwarzem Bodensatz. Ein Schild mit der
Inschrift: „Pumping Coal to Market“ mochte wohl
mehr zur Erregung der Neugier des Beschauers als zu dessen Befriedigung dienen. Der
oder jener mag vielleicht eine der Flaschen prüfend zur Hand genommen und dabei
beobachtet haben, dass der Inhalt, der halb und halb aus Kohlenstaub und
schmutziggelbem Wasser bestand, durch geringes Schütteln sich in eine schwarze
Flüssigkeit verwandeln liess, die sehr beträchtliche Zeit gebrauchte, ehe sich die
Kohle wieder am Boden absetzte.
Da nicht einmal erklärende Druckschriften zur Vertheilung vorhanden waren, so war es
nicht wohl möglich, dass der Besucher weiteren Aufschluss erhielt, es sei denn durch
eigenes Nachdenken über das Gesehene. – Von unserem Standpunkte aus betrachtet,
dürfte sich dieses bescheidene Ausstellungsobject unter der grossen Menge von
Gegenständen in der Folge als eins der weitaus bedeutendsten erweisen. In dieser
Beziehung sei an die Erfahrung erinnert, welche sich an den Fernsprecher knüpft, der
als neue Erfindung auf der Centennialausstellung in Philadelphia im Jahre 1876 so
gut wie übersehen wurde. Wenn wir auch zugeben müssen, dass das Telephon als
Erzeugniss des menschlichen Erfindungsgeistes ungleich höher steht, als die hier in
Rede stehende Erfindung, so zögern wir gleichwohl nicht, der letzteren eine
segensreiche Einwirkung auf unser Culturleben zuzusprechen.
Der Vorschlag, welchen der obige Apparat zu verkörpern bestimmt war, läuft darauf
hinaus, die Kohle am Fundorte in feinste Staubform überzuführen, was angeblich mit
einem Kostenaufwand von 12 bis 20 Pf. für 1 t geschehen kann, sie mit Anwendung
eines geeigneten Waschverfahrens von ihrem Gehalt an freiem Schwefel, Schwefelkies,
Schiefer u.s.w. zu befreien (zu weiteren 20 Pf. für 1 t), den Staub durch Mischung
mit nahezu gleichen Gewichtstheilen Wasser in eine schwarze Flüssigkeit zu
verwandeln und ihn in diesem Zustande in einer Röhrenleitung auf jede beliebige
Entfernung hin zu pumpen, gerade wie man bei uns das Erdöl so erfolgreich zu pumpen
gelernt hat. Am anderen Ende der Rohrleitung soll die Flusskohle (wenn wir uns dieses Ausdruckes
bedienen dürfen) in grossen Klärbecken bis auf 10 bis 20 Proc. ihres Wassergehaltes
zurückgeführt und in Schlammform durch Pumpwerke den Verbrauchsstellen zugeleitet
werden, wo der Rest des Wassers durch überschüssige Wärme leicht ausgetrocknet
werden könnte.
Eine eingehendere Prüfung dieses Vorschlages veranlasst uns zu erklären, dass sich in
der That vieles für, weniges gegen denselben ins Feld führen lässt. Zunächst sei
darauf hingewiesen, dass die beim Erdöltransport gewonnenen Erfahrungen gezeigt
haben, dass die Fortbewegung flüssiger Massen durch ein Pumpverfahren bei weitem
billiger zu stehen kommt, als irgend eine andere Transport weise auf dem Festlande,
besonders da, wo die zu befördernde Flüssigkeit selbst als Brennmaterial zur
Erzeugung der zum Pumpen erforderlichen mechanischen Arbeit sich benutzen lässt.
Dass Kohlenstaub mit Wasser vermischt sich zum Pumpen eignet, war durch die
obengenannten Flaschenproben hinlänglich bewiesen, deren Inhalt in Folge massigen
Schütteins so dünnflüssig wie Milch oder klares Wasser wurde.
Im Vergleich mit Erdöl wäre freilich hier auf den einen Nachtheil hinzuweisen, dass
bei der Flusskohle nur die Hälfte der zu befördernden Last als eigentliche Nutzlast,
die andere Hälfte als todte Last zu betrachten ist; doch steht diesem Hinweis die
Erwägung gegenüber, dass beim Kohlentransport die zu bewegenden Mengen um so viel
massenhafter sein würden, dass schon dadurch der Pumpbetrieb verhältnissmässig
billig von statten gehen dürfte. Die beim Erdöl erzielten Erfahrungen berechtigen zu
der Annahme, dass die Beförderung der Kohle durch Rohrleitungen bei grossen Massen
und stetigem Betrieb weniger als ein Zehntel des Eisenbahntransportes kosten wird.
Jedenfalls steht fest, dass der Kostenunterschied der beiden Beförderungsweisen sehr
entschieden zu Gunsten des Pump Verfahrens ausfallen wird.
Dass Kohlenstaub so leicht im Wasser schwebend bleibt, hat seinen Grund in der
annähernden Gleichheit der specifischen Gewichte der beiden Stoffe. Kohle, in allen
ihren Formen, gehört zu den leichtesten Mineralien, wie die folgenden Angaben
zeigen:
Anthracit (in Blöcken)
spec.
Gew.
1,4
bis
1,6
Bituminöse Kohle (in Blöcken)
„
„
1,2
„
1,3
Cannelkohle (in Blöcken)
„
„
1,2
Anthracit (aufgeschüttet)
„
„
0,8
„
0,9
Bituminöse Kohle (aufgeschüttet)
„
„
0,7
„
0,8
Noch geringer als die letztgenannten Werthe dürfte das specifische Gewicht des
Kohlenstaubes (in Massenaufschüttung) sein. Dies erklärt aber, warum im Falle des
Aufhörens des Pumpbetriebes der feine Kohlenstaub nur sehr allmählich vom Wasser
ausgeschieden werden und beim Wiederbeginn des Pumpens sehr leicht in Mischung
treten muss.
Sämmtliche amerikanische und die meisten englischen Kohlensorten gelangen mit einem
beträchtlichen Sandgehalt zur Versendung. Auf dem europäischen Festlande, wo der
höhere Kohlenpreis den Techniker zu erhöhter Sparsamkeit antreibt, hat man sich
gewöhnt, die Kohle an der Grube zu waschen, um sie von den erdigen Beimischungen zu
befreien, und zwar mit Vortheil insofern, als die Ersparniss an Fracht und der
erzielte Mehrpreis die Kosten des Waschens um ein Mehrfaches aufwiegt. Nach den uns
vorliegenden Angaben soll der Aschen- und Klinkergehalt der Kohle von 10 bis 15
Proc. durch Waschung auf 3 Proc. herabgemindert werden und zwar bei Anlagen von 500
t täglicher Leistung mit einem Aufwand von 12 Pf. für 1 t, bei solchen von 1000 t zu
8 Pf. für 1 t. Es ist augenfällig, dass wenn die Kohle behufs Beförderung einmal mit
Wasser vermischt werden muss, sich das Waschverfahren erst recht empfiehlt,
namentlich auch deshalb, weil reine Kohle das Innere der Rohrleitung weniger
angreifen wird, als mit Sand u.s.w. verunreinigte Kohle. Uebrigens muss zugegeben
werden, dass die Abnutzung der Röhrenleitung hier nicht wie bei Erdöl- und
Wasserleitungsanlagen schlechthin vernachlässigt werden darf, sondern dass dieselbe
ein Moment von einiger Bedeutung bei der Veranschlagung der Betriebskosten
darstellt.
Die Leistungsgrösse für den Arbeitstag zu 24 Stunden bei einer 24zölligen (= 60 cm)
Rohrleitung, die mittlere Geschwindigkeit zu 5 engl. Meilen = 8 km in der Stunde
angenommen, ergibt sich zu rund 31000 t (zu 2240 Pfd. engl. = nahezu 1000 k), wobei
das Gewicht der Flusskohle zu 35Soll wohl
heissen: 58 Pfd. für 1 Cubikfuss = 864 k für 1 cbm. Pfd. für 1
Cubikfuss (570 k für 1 cbm) angenommen ist. Bei einem Drucke von 1200 Pfd. auf 1
Quadratzoll (84 k für 1 qc) für Pumpstationen in Entfernungen von 30 engl. Meilen (=
48 km) von einander, entsprechend dem Druck bei einem Gefälle von 82 Fuss für 1
engl. Meile (15,5 m für 1 km), berechnet sich die Leistungsgrösse für den
24stündigen Tag für Rohrleitungen verschiedenen Kalibers wie folgt:
Durchm.
d.
Rohrleitung:
4,
8,
12,
18,
24
Zoll engl.
„
„
„
10,
20,
30,
45,
60
cm
Leistung
in
24 Stunden:
320,
1824,
5120,
13760,
28160
t.
Nun beläuft sich der gesammte Kohlenverbrauch der Stadt New York gegenwärtig auf
etwas weniger als 25000 t täglich, oder 9150000 t für das Jahr. Die Staaten von
Neu-England verbrauchen rund 50 Proc. mehr, die gesammten Vereinigten Staaten etwa
20mal so viel. Man sieht, dass verhältnissmässig wenige Rohrleitungen genügen
würden, um den Versand ungeheurer Mengen von Kohle zu bewältigen.
Es ist weiterhin darauf aufmerksam zu machen, dass der ganze beim gegenwärtigen
Grubenbetriebe nicht unbedeutende Verlust an Kohlenklein und Kohlenstaub beim
Pumpverfahren nicht vorkommt. Durchschnittswerthe für jenen Verlust bei bituminöser
Kohle in englischen Gruben werden von D. K. Clark wie
folgt angegeben:
Proc.
RelativerWerth
Gute runde Kohle
46
100
Kohlenklein, durch gesiebt (15 mm)
⅝ zöllige Maschen
21
70
Kohlenklein, durch gesiebt (11 mm)
7/16
zöllige Maschen
18
57
Kohlenklein, durch gesiebt ( 9 mm)
⅜ zöllige Maschen
15
33
––––––––––––––––––––––––––
Insgesammt:
100 Proc. 76 = Durchschnittswerth,
d.h. der Verlust an Werth an der Grube, erzeugt durch die
Zertrümmerung der Kohle, beträgt 24 Proc. Hierzu kommt noch ein weiterer Verlust von
5 bis 10 Proc. durch Zerbröckelung der Kohle während des Eisenbahntransportes, bevor
die Kohle an die Verkaufsstelle gelangt. Mit diesen Verlusten hat man bei dem
flüssigen Transport nicht zu rechnen. Es kommt hier aber noch eine Quelle der
Ersparniss in Betracht, insofern alle jene mehr oder weniger kostspieligen Vorkehrungen;
die den Zweck haben, die Kohle in möglichst grossen Blöcken zu gewinnen und die
Zertrümmerung derselben zu verhüten, hier einfach wegbleiben.
Wir wissen, die Kohle enthält keine nutzbaren Bestandtheile, die in Wasser löslich
wären; ebenso wenig enthält sie deren, die durch blosses Pulverisiren eine
Veränderung erlitten. Durch Monate lang fortgesetztes Einwirken der atmosphärischen
Luft aber verliert bituminöse Kohle etwa die Hälfte ihres Brennwerthes, während
gleichzeitig die Möglichkeit der Selbstentzündung bei diesem Verwitterungsprocess
naheliegt. So lange aber der Kohlenstaub mit Wasser genügend bedeckt ist, um die
Berührung mit der Luft fernzuhalten, so lange dürfte u. E. die Selbstentzündung der
Kohle unmöglich sein. Sollten die Thatsachen uns wider Erwarten hierin nicht Recht
geben, so brauchte man sich einfach darauf zu beschränken, nur so viel Kohle an der
Grube zu stampfen, flüssig zu machen und fortzupumpen, als für den Verbrauch
erforderlich ist. Diese Einrichtung dürfte sich auch schon deshalb empfehlen, weil
die Aufstapelung der Kohle am Fundorte billiger zu stehen kommt, als an der
Verbrauchstelle.
Wir gelangen nun zu demjenigen Punkte, der vielleicht als die Hauptschwierigkeit im
Wege der Ausführung zu betrachten ist, nämlich die Befreiung der Kohle von dem
Wasser am Verbrauchsorte. Hier drängen sich uns einige überraschende Ergebnisse auf,
an die der Erfinder des Pumpverfahrens wohl selbst nicht gedacht hat. Gesetzt, wir
verzichten gänzlich auf die Trennung der Kohle vom Wasser und verbrennten das
Gemisch unmittelbar wie es aus der Rohrleitung kommt. Der sich durch Rechnung
ergebende Verlust an Heiz Wirkung fällt dabei überraschend klein aus, wie wir im
Folgenden zeigen werden. Dennoch wollen wir einem solchen Plane nicht das Wort
reden.
Um 1 Pfd. Wasser von 60° F. in Dampf zu verwandeln und den letzteren mit den
entweichenden Verbrennungsgasen eine Temperatur von 452° F. erreichen zu lassen,
benöthigen wir die folgenden Wärmemengen:
Wärmeeinheiten(englisch)
1.
Um Wasser von 60° F. bis zum Siede-punkte (212° F.) zu
erwärmen
151
2.
Um dasselbe bei 212° F. in Dampf zuverwandeln
905
3.
Um den Dampf auf 452° zu erhitzen
114
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Insgesammt:
1230.
Nun erzeugt 1 Pfd. guter Kohle bei der Verbrennung rund 14500 W.-E. (engl.),
geringwerthige Kohle selten weniger als 11000 W.-E. Daher verlieren wir, wenn wir 1
Pfd. Kohle veranlassen, bei seiner Verbrennung das gleiche Gewicht Wasser in Dampf
zu verwandeln, nur 8,5 Proc. von der gesammten erzeugten Wärmemenge bei guter, oder
11 Proc. bei geringerer Kohle. Doch ein solcher immerhin beträchtlicher Verlust ist
ja gar nicht nöthig. Der Erfinder des Processes empfiehlt die Anlage ausgedehnter
Klärbecken, in denen binnen 12 Stunden ein Ausscheiden der Kohle stattfindet.
Hierbei ist aber wohl zu beachten, dass der Process durch Schleudern
(Centrifugiren) sehr beschleunigt werden könnte. Mit 10 bis 20 Proc. Wasser soll die
Masse noch flüssig genug sein, um gepumpt werden zu können. Dieser Schluss ist wohl
falsch; denn unter 40 Proc. Wassergehalt dürfte nicht vorhanden sein, wenn an ein
Pumpen gedacht werden soll.
Bei Verwerthung des Kohlenstaubes ist besonders an die Vergasung zu denken, aber auch
an die Kohlenstaubfeuerungen, bei denen verhältnissmässig nasser Kohlenstaub sehr
wirksam verwendet wird, um im Luftstrom zu verbrennen.
Wir machen nähere Interessenten auf das bezügliche amerikanische Patent Nr. 449102
von W. C. Andrews, Präsident der New York Steam Company aufmerksam.
Mg.