Titel: | Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen. |
Autor: | Alois Schwarz |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 289 |
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Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und
Kühlmaschinen.
Von Prof. Alois Schwarz
in Mährisch-Ostrau.
(Schluss des Berichtes S. 202 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen auf dem Gebiete der Eis- und Kühlmaschinen.
Eine Steuerung für Expansionscylinder an
Kaltdampfmaschinen von Emil Riegelmann in Augsburg,
unter D. R. P. Nr. 60282 patentirt, bezweckt, ohne Anwendung von aussen liegenden,
d. i. sichtbaren und bewegten Steuerungstheilen, dem Expansionscylinder die jeweilig
nothwendige Füllung genau geben zu können. In Fig. 20
ist, um den Zusammenhang des ganzen Processes übersichtlich darzustellen,
angenommen, dass sich der bei Kaltdampfmaschinen zur Kälteerzeugung nothwendige
Compressions- und der zur Ausnutzung oben erwähnter Arbeitsfähigkeit nothwendige
Expansionsprocess in einem und demselben Cylinder abspielen, derart, dass die
Hinterseite des Cylinders als Compressor, die Vorderseite als Expansionsmotor wirkt.
Es lässt sich der Expansionscylinder mit vorliegender Steuerung aber auch ohne
weiteres als selbständiger Motor sowohl einfach wie doppelt wirkend ausführen. Was
die Wirkungsweise der Steuerung betrifft, so tritt die vom Condensator kommende
Kälteflüssigkeit: Kohlensäure, Ammoniak, schweflige Säure, Aether, Pictetflüssigkeit
oder was immer für eine, durch die Rohrleitung E hinter
das Einlassventil F. Dieses ist als Druckventil
ausgeführt und trägt auf seiner Spindel einen in einem Cylindergehäuse dicht
gehenden Kolben G. Das Einlassventil F ist während der Expansions- und der Auspuffperiode
geschlossen, weil seine Hinterseite und des Kolbens G
Vorderseite, das ist die gegen das Ventil hin gewendete, durch die Leitung E und des Kolbens G
Hinterseite durch Vermittelung des Regulirdrosselventils H und der Leitung d unter Condensatordruck
gestellt sind, während die Vorderseite des Ventils F
unter einem kleineren Drucke steht. Sobald sich der Kolben O seiner vorderen Endlage nähert, stösst er an die Spindel des
Steuerventils J und öffnet dadurch dasselbe. Dieses
Steuerventil J aber trennt bezieh. verbindet den Raum
K hinter dem Kolben G
von bezieh. mit dem Refrigerator durch Beihilfe der Leitungen k und l.
Es wird deshalb, sobald das Steuerventil J
geöffnet ist, der Druck im Raume K auf
Refrigeratorspannung fallen, so dass sich unter dem Einflüsse des auf der
Vorderseite des Kolbens G lastenden Ueberdruckes das
Ventil F öffnen muss. Hat der Cylinderkolben O die ersten Millimeter seines Rückganges zurückgelegt,
so schliesst sich das Steuerventil J unter dem
Einflüsse seiner Feder, wodurch der Raum K vom
Refrigerator wieder getrennt wird. Sobald nunmehr der Druck im Raume K auf Condensatorspannung gestiegen ist, schliesst sich
das Ventil F unter der Einwirkung der hinter dem Kolben
G liegenden Feder. Durch Stellung des
Regulirdrosselventils H hat man es also in der Hand,
das Einlassventil F früher oder später zu schliessen,
d.h. dem Cylinder eine kleinere oder grössere Füllung zu geben. Wenn man darauf
verzichtet, eine variable Füllung zu erreichen, kann man das Regulirventil H einfach durch eine feine Drosselöffnung ersetzen.
Während des weiteren Rückganges des Cylinderkolbens O
expandirt die Kälteflüssigkeit bis auf Refrigeratorspannung; wenn diese erreicht
ist, öffnet sich unter Mitwirkung einer Feder das Auslassventil L1 so dass der Kolben
O bei seinem Vorgange die expandirte
Kälteflüssigkeit, ein Gemenge von Flüssigkeit und Dampf, durch die Leitung M hindurch nach dem Refrigerator hinschieben kann. Um
einen sicheren Schluss des Auslassventils L zu
erreichen und am Ende der Auspuffperiode eine gewisse Compression geben zu können,
ist das Ventil L mit einem Zapfen n versehen, gegen welchen der Kolben O mit einem Luft- oder Federpuffer p nahe seiner Endlage stösst.
Textabbildung Bd. 292, S. 289Fig. 20.Steuerung für Expansionscylinder von Riegelmann. Als weitere Neuerung wurde zu diesem Patente unter D. R. P. Nr. 62683
folgender Zusatz patentirt: Anstatt das Steuerventil J
des Hauptpatents in dem Deckel des Expansionscylinders anzubringen, wird dasselbe
aussen in einem besonderen Gehäuse angeordnet, wobei, wie aus Fig. 21 ersichtlich ist, die Ventilstange p durch einen Arm der Kolbenstange P oder einen anderen Maschinentheil entsprechend
beeinflusst wird. Ferner wird die Kammer l des durch
die Feder h geschlossenen Auslassventils L durch Röhren m und k mit dem Raum K hinter
dem Kolben G des Einlassventils F verbunden, so dass die Feder Wirkung zeitweise durch die
Condensatorspannung aufgehoben wird. Des Weiteren kann der selbsthätige Schluss des
Auslassventils L durch Vermittelung eines zweiten
Steuerventils obiger Art bewirkt werden. Die Räume zu beiden Seiten des Kolbens G stehen durch die Röhren d und E mit dem Condensator in Verbindung.
Die Röhren b und M führen
zum Refrigerator.
Textabbildung Bd. 292, S. 290Fig. 21.Steuerung für Expansionscylinder von Riegelmann. Eine Kolben- und Kolbenstangenkühlung für Compressionspumpen ist von Paul Haenel in Berlin construirt worden (D. R. P. Nr.
58748).
Der Anschluss der Kühlwasser-Zu- und -Ableitung an die bewegliche Kolbenstange des
Compressors wird durch die feststehenden hohen Cylinder C (Fig. 22) und D vermittelt, in denen sich
die hohlen Kolben h und k
bewegen, welche durch ihre Befestigung an dem beweglichen Kreuzkopf den Durchfluss
des Kühlwassers durch Kolben und Kolbenstange ermöglichen.
IV. Eisapparate und Kühlvorrichtungen.
Eine weitere Reihe der auf dem Gebiete der Kälteerzeugung patentirten Neuerungen
umfasst die Anwendung der künstlichen Kälte zur Eiserzeugung und zur Abkühlung von
Räumen, sowie die hierzu dienenden Apparate. In ersterer Richtung sind besonders die
zur Erzeugung von Klareis (Krystalleis) vorgeschlagenen Apparate bemerkenswerth.
Textabbildung Bd. 292, S. 290Fig. 22.Kühlung für Compressionspumpen von Haenel. Eine dem Johannes Fleischer in Frankfurt a.
M. unter Nr. 61259 patentirte Erfindung bezweckt in ihrer Hauptsache, die Rührwerke
entbehrlich zu machen und trotzdem zu gleicher Zeit die grösste Ausnutzung des
Kältemediums zu ermöglichen. Ein derartiger Erfolg kann nur durch die Anwendung des
Gegenstromprincips in den Gefriergefässen herbeigeführt werden. In Fig. 23 ist das Gefäss cylindrisch mit centraler
Zuführung der Salzlösung und seitlicher des Kältemediums gedacht.
Das Gefriergefäss ist am einfachsten in folgender Weise construirt: Das den
äusseren Mantel bildende geschlossene Gefäss A enthält
zwei weitere Gefässe B und C, von denen letzteres kleiner ist und von B
überdeckt wird. B ist ein unten offener, C dagegen ein unten geschlossener Blechcylinder. In
diesen Gefässen ist ein Kühlrohrnetzsystem D bis D5 zur Aufnahme des
Kältemediums – beispielsweise Kohlensäure, Ammoniak u.s.w. – angeordnet. Von der
äusseren Kühlschlange D führt ein Steigrohr D1 in den zwischen B und C gebildeten Raum
und erhält hier Verbindung mit der darin befindlichen Kühlschlange D2, welche durch das
Steigrohr D3 wiederum
mit der mittelsten, im Gefässe C angeordneten Schlange
D4 vereinigt ist.
An diese schliesst sich das Ausflussrohr D5 an. Die Schlangenrohre sind spiralförmig gewunden,
die Steigrohre führen rechtwinkelig in die Höhe und erhalten durch Bogen und
Flanschen ihre Verbindung mit der folgenden Kühlschlange. Das Gefäss C enthält ferner das Eintrittsrohr E für die Salzlösung. Am Gefäss A ist noch ein Auslass J angebracht. In der
Mitte des Gefriergefässes ist ein Rohr F mit zwei
Stutzen GG1 auf den
beiden äusseren Abtheilungen und einem Auslasshahn H
angeordnet, welche Einrichtung zur schnelleren Entleerung des Gefässes an Stelle der
Ausheber dient.
Textabbildung Bd. 292, S. 290Fig. 23.Fleischer's Kühlwerk. Die Wirkungsweise dieses Gegenstromgefriergefässes ist folgende: Das
Kältemedium fliesst zunächst in die äussere Schlange D,
geht durch das Steigrohr D1 in die Schlange D2 und von hier durch Steigrohr D3 in die mittelste Schlange D4, von wo dasselbe durch das Ausflussrohr
D5 in den
Compressor zurückkehrt, um alsdann seinen Kreislauf von Neuem zu beginnen. Die
wärmere Salzlösung wird durch das Einlassrohr E bis
nahe an den Boden des Gefässes C geführt, steigt hier
in die Höhe und fliesst in das C umgebende und unten
offene Gefäss B, um von hier durch die
bezüglichen Oeffnungen in das Gefäss A zu gelangen.
Hier steigt die Lösung gleichfalls in die Höhe und gelangt durch Auslass J zur Pumpe. Durch eine derartige Construction ist ein
continuirlich und sicher wirkendes Gegenstromgefriergefäss mit etwa 25 bis 30 Proc.
Mehrausbeute der Kälte geschaffen, wobei die Ausnutzung derselben eine vollständige
und rationelle bei grösster Einfachheit der ganzen Anordnung ist. Durch den Fortfall
der beim Betriebe eines Rührwerkes erforderlichen Transmissionsöffnungen in der
Mauer tritt allein schon eine bedeutende Temperaturerniedrigung ein, da Kälte jetzt
nicht mehr zwecklos entweichen kann.
Textabbildung Bd. 292, S. 291Fig. 24.Apparat zur Klareisbereitung von Schmaltz. Ein Apparat zur Herstellung agitirter Kühlflüssigkeiten und zur
Klareisbereitung von Paul J. Schmaltz in Hamburg-Hamm
(D. R. P. Nr. 62198) hat nachstehende Einrichtung (Fig.
24): Der Verschlussdeckel b des von der
Isolirschicht f umgebenen Kühlgefässes a hat Rührarme c, welche
in die Kühlmasse des Gefässes tauchen und mit dem Deckel wagerecht bewegt werden.
Falls es sich um Eisbereitung handelt, werden die Rührarme durch Eiszellen d ersetzt. Die Isolirschicht f wird durch ein Gefäss g umschlossen,
welches als Condensator der Dämpfe dient, wenn der Betrieb des Apparates nicht auf
Kältemischungen, sondern auf der Verdampfung von Flüssigkeiten beruht, und welches
in diesem Falle dann zugleich die Isolirschicht vor der Berührung mit Aussenluft
schützt.
Rotirende Gefrierzellen zur Eiserzeugung verwendet Gustav
Naville in Zürich und hat derselbe für diese Neuerung ein D. R. P. Nr.
49546 erhalten. Bei den bisherigen Verfahren und den dazu gehörigen Apparaten zur
Krystalleiserzeugung wird die Bewegung des Wassers durch Versetzen in Rotation von
innen aus eingeleitet, z.B. durch Stäbchen, Ketten, Flossen u.s.w. Dabei müssen
diese Rührvorrichtungen, damit sie nicht einfrieren, schliesslich herausgenommen
werden. Das zurückbleibende Wasser gefriert daher, da es nicht mehr bewegt wird, zu
Matteis, das einen undurchsichtigen weissen Kern bildet. Zur Umgehung dieses
Uebelstandes dient das neue Verfahren, bei welchem die rotirende Bewegung des
Wassers von aussen eingeleitet wird und bis zum Schlusse eine sehr intensive bleibt.
Es kann sich dabei Matteis nicht bilden, sondern der ganze Block ist vollständig
durchsichtig. Die vom Kaltbad umgebene Gefrierzelle ist drehbar montirt, sei es um
eine senkrechte, wagerechte oder schräge Achse. Die Drehung kann entweder
gleichmässig erfolgen oder abwechselnd vorwärts und rückwärts. Durch die Bewegung
der Zelle im Kaltbad entsteht eine energische Reibung zwischen der Zellenwand und
der in der Zelle befindlichen zu gefrierenden Flüssigkeit, als welche Brunnenwasser
oder reines Flusswasser dient. Diese Reibung ist so gross, dass beim Gefrieren die
Flüssigkeit vollständig entlüftet und zu einem krystallklaren Block ausfriert.
Textabbildung Bd. 292, S. 291Fig. 25.Wasserentlüfter von Roth. Ein Wasserentlüfter mittels Vacuum zur Klareisfabrikation ist von H. Roth in Mailand construirt worden und besteht aus
folgenden Einrichtungen (Fig. 25):
a) einem mit durch je einen Hahn o. dgl. verschliessbaren Zulauf, Ablauf und
Ueberlauf versehenen Gefässe, dessen Cubikinhalt dem zum Füllen der Gefrierzellen
nöthigen Quantum Wasser entspricht, und
b) einem mit dem vorbeschriebenen Gefäss durch ein Regulirventil o. dgl. und mit
einer Luftpumpe durch einen Hahn o. dgl. in Verbindung stehenden Gefässe, in dessen
Innerem sich eine oder mehrere unter einander angeordnete, wagerecht liegende
Platten, über welche das zu entlüftende Wasser geleitet wird, und so viele Fächer
bezieh. Abtheilungen, als Gefrierzellen im Eisgenerator gleichzeitig gefüllt werden
sollen, befinden, in welchen das von den Platten kommende Wasser sich sammelt, und
von wo es mittels gleichzeitig zu öffnender bezieh. zu schliessender Hähne o. dgl.
in die Gefrierzellen geleitet wird.
Bei Anwendung des oben gekennzeichneten Apparates für schon bestehende, mit
Zellenfüller versehene Anlagen ist der Wegfall der Fächer bezieh. Abtheilungen h und die Anwendung nur eines Hahnes e bemerkenswerth.
Der Apparat hat nachstehende Einrichtung:
Das Messgefäss A trägt einen Hahn a, durch den das Wasser in A einfliesst, und einen Winkelhahn b, durch
welchen das Wasser, wenn das Gefäss A gefüllt ist,
überläuft und in einen Trichter l ausläuft. Sowie das
Wasser in dem letzteren sichtbar wird, werden Hähne a
und b geschlossen, und erhält man auf diese Weise stets
ein gleiches
Quantum Wasser. Am Gefäss A ist ausserdem noch ein
Wasserstandszeiger g angebracht. Das Gefäss B ist durch das Regulirventil c mit dem Gefäss A und durch den Hahn d mit einer guten Schieberluftpumpe verbunden. Durch
die Hähne ee, welche durch das Handrad k und entsprechende Hebelcombination gleichzeitig
geöffnet oder geschlossen werden können, wird das entlüftete Wasser mittels
Gummischläuche in die Gefrierzellen gefüllt. Der Vacuummeter f ist am Gefäss B angebracht. Der complette
Apparat ruht auf Doppel-⊤-Eisen, die ihrerseits entweder
mit Säulen verschraubt oder an der Decke aufgehängt werden können.
Textabbildung Bd. 292, S. 292Fig. 26.Eismaschine von Cohn. Die pneumatische Eismaschine von E. Cohn in
Berlin (Fig. 26) besteht im Wesentlichen aus einer
kräftigen Luftpumpe, ferner einem gusseisernen, innen cementirten Cylinder, welcher
mit der die Wasserdämpfe aufnehmenden Schwefelsäure gefüllt wird, endlich einem
Gefässe, welches die zum Gefrieren zu bringende bezieh. zu kühlende Substanz
aufnimmt. Eine Füllung mit der überall käuflichen gewöhnlichen Schwefelsäure (von
1,846 spec. Gew.) kann etwa 100 Mal verwendet werden.
Zum Kühlen von Wasser dient die Karaffe O. Dieselbe
wird, nachdem man in den Cylinder das entsprechende Quantum Schwefelsäure gegossen
hat, zur Hälfte mit Wasser gefüllt und auf die mit K
bezeichnete Platte gestellt, worauf man die Pumpe in langsame, gleichmässige
Bewegung setzt. Dies wird so lange fortgesetzt, bis das in der Karaffe enthaltene
Wasser grosse Blasen wirft, was nach Verlauf von 2 bis 3 Minuten geschieht. Alsdann
dreht man die Kurbel des im Cylinder befindlichen Spatels H möglichst schnell hin und her, wodurch die starke Schwefelsäure nach
oben gebracht, somit das Verfahren beschleunigt wird. Nach 1 bis 2 Minuten setzt
sich an den Wänden der Flasche Eis fest und verbreitet sich rasch über die ganze
Wasserfläche. Diese Eisschicht kann durch längeres oder kürzeres Drehen der Kurbel,
sowie durch zeitweiliges Bewegen der Pumpe nach Bedarf verstärkt werden. Um einen
Block Roheis oder Speiseeis herzustellen, bedient man sich eines Glases, indem man
dieses statt der Karaffe auf die Platte K stellt,
während man den an demselben befindlichen Schlauch in ein mit Wasser gefülltes
Gefäss einführt. Hierauf pumpt man das Glas luftleer, öffnet den an seinem Deckel
angebrachten Hahn und lässt so viel Wasser einströmen, dass der Boden bedeckt ist.
Nunmehr verfährt man wie vorher; eine weitere Zuführung von Wasser darf jedoch erst
erfolgen, nachdem das im Glase befindliche vollständig gefroren ist.
In der Schlachthausanlage in Mährisch-Ostrau erfolgt die Kühlung der Fleischhalle
nach einem neuen System der Ingenieure Phelps und Schröder in Genf unter Anwendung der natürlichen
Luftbewegung ohne Benutzung eines Ventilators. Es ist nämlich über der Kühlhalle
eine besondere, von allen Seiten isolirte Luftkühlkammer angeordnet, in welcher 4
Systeme von je 36 Kühlröhren vertheilt sind, in denen die im Refrigerator stark
abgekühlte Salzlösung circulirt. Durch diese Kühlrohrsysteme wird die Luft in der
Luftkühlkammer auf 0° und auch darunter abgekühlt; die kalte Luft sinkt in Folge
ihrer Schwere durch die in der gegen die Mitte etwas geneigten Decke der
Fleischkühlhalle angebrachten Oeffnungen (9 Doppelöffnungen von 0,4 m quadratischem
Querschnitte) in die Kühlhalle, während die dort befindliche bereits erwärmte, daher
leichtere Luft durch 10 an der höchsten Stelle der Decke, unmittelbar an den
Umfassungsmauern angeordnete Kanäle von etwas grösserem Querschnitt nach aufwärts in
die Kühlkammer steigt, um hier wieder abgekühlt zu werden. In dieser Weise vollzieht
sich ein continuirlicher Austausch der kalten und erwärmten Luft ohne Anwendung
eines Ventilators. Der Ersatz der Luft der Kühlhalle durch Aussenluft kann durch 4
Ventilationsschlote erfolgen, welche in der rückwärtigen Wand der Kühlhalle und zwar
in der Luftkühlkammer angeordnet erscheinen, deren Oeffnungen dicht unter der Decke
der Luftkammer liegen und durch regulirbare Klappen verschliessbar sind, die 5 m
Höhe besitzen; durch diese Luftschlote kann man die durch Verweilen im
Fleischkühlraum unbrauchbar gewordene Luft entweichen lassen, in Folge dessen dann
durch Thüröffnungen frische Luft von aussen eindringt. Die Kühlrohrsysteme der
Kühlkammer beschlagen während des Betriebes in Folge der Luftfeuchtigkeit mit Reif,
welcher nach Einstellen der Maschine abschmilzt; dieses meist verunreinigte
Schmelzwasser sammelt sich auf dem nach der Mitte zu geneigten, asphaltirten Boden
der Kühlkammer und fliesst nach aussen ab, so dass es nicht in die Fleischkühlhalle
gelangen kann. Die durch das Schmelzen des Reifs frei werdenden Kältemengen dienen
zur Erhaltung der niedrigen Temperatur im Luftkühlraume und der Kühlhalle, in
welcher während des Stillstandes der Maschine die Temperatur in Folge der
angesammelten Kälte höchstens um 1° steigen darf.
Textabbildung Bd. 292, S. 292Fig. 27.Luftkühlapparat von Wepner. Der Luftkühlapparat von Ludwig Wepner in
Nürnberg (Fig. 27) hat nachfolgende Construction: Der
Kasten A enthält eine beliebige Anzahl über einander
angeordneter Schalen B1B2... B9. Durch die Düse
C1 tritt die
abzukühlende Luft über die erste Schalenfläche B1 und gelangt durch das Knie D1 über die zweite B2, welche
sie in entgegengesetzter Richtung überströmt. Von hier kommt sie durch D2 über die dritte und
so fort, bis sie die Schale B9 und den ganzen Apparat durch Düse C2 verlässt. Die Luftbewegung ist durch Pfeile
angedeutet.
Die Eisfläche in allen Schalen wird dadurch gebildet und in ihrem Zustande als Eis
erhalten, dass man zuerst an einem beliebigen Punkte des Kastendeckels durch eine
Oeffnung f Wasser auf die erste Schale laufen lässt und
damit fortfährt, bis alle Schalen sich durch Ueberlaufen durch die Knie D1D2... gefüllt haben,
was beim Auslauf g durch Erscheinen des Wassers erkannt
wird. Die Oeffnungen f und g werden dann geschlossen. Jede Schale enthält einen Kälteerzeuger
in Form eines Schlangenrohres, wie in der Zeichnung im Schnitt dargestellt und mit
E1E2... bezeichnet ist.
Jeder solchen Schlange E1E2... wird vom Condensator der Kälteerzeugungsmaschine
her durch ein Rohr e das Kälteerzeugungsmedium
zugeführt. Ein senkrechtes Vertheilungsrohr ermöglicht, dass die aus dem Condensator
austretende Kälteflüssigkeit sich auf alle Röhrchen vertheilt.
Die sämmtlichen Abgänge der Verdampferschlangen münden in ein senkrechtes Rohr,
welches als Ende der Saugleitung zum Compressor der Kälteerzeugungsmaschine
anzusehen ist.
Nachdem die Schalen B1B2... B9 mit Wasser
gefüllt sind und das Kälteerzeugungsmedium eine Zeit lang in den Schlangen E1E2... circulirt hat, wird das Wasser in den Schalen B1B2... gefroren sein und
die zur Luftkühlung dienenden Kühlflächen gebildet haben.
Es kann nur die Luft zur Abkühlung dem Apparate zugeführt werden. Die Bewegung der
Luft zum Apparat hin und durch denselben kann durch einen Ventilator bewirkt werden.
Sie geht aber auch ohne dieses selbst vor sich, indem die Luft, welche bei Beginn
des Abkühlprocesses im Apparate vorhanden sein wird, in Folge des Abkühlens durch
die entstehenden Eisflächen schwerer wird als die ausserhalb des Apparates
befindliche und daher aus der Düse C2 austreten und in die Aussenluft hinabsinken muss.
Das wird auch ununterbrochen so fort gehen, so lange die ausserhalb der Ausgangsdüse
C2 befindliche
Aussenluft wärmer, also leichter ist, als die den Apparat verlassende Luft.
Die durch den Ventilator oder von selbst dem Apparat zufliessende und ihn
durchziehende Luft wird ihre Wärme an die Eisoberflächen nach und nach abgeben, bis
sie die Eistemperatur angenommen hat; die vom Eis aufgenommene Wärme wird von dem im
Verdampfer circulirenden Kälteerzeugungsmedium abgeführt.
The Brewer and Malster macht den Vorschlag, die
Kühlwirkung des an den Salzwasserrohrleitungen sich condensirenden Schneebelages,
der behufs Erhaltung des Kühleffects nicht zu dick werden darf und daher zeitweilig
durch geeignete Vorrichtungen abgeschabt werden muss, auszunutzen, indem man diesen
abgekehrten Schnee nicht bis auf den Boden, sondern vielmehr in eine etwa 1 m unter
dem Rohrnetze angeordnete, oben offene Blechrinne fallen lässt, welche etwas breiter
als das darüber liegende Kühlrohrsystem sein soll.
Es sammelt sich sonach der von der letzteren abfallende Schnee in der Blechrinne und
in Folge dessen bildet die letztere in der That eine weitere Kühleinrichtung
secundärer Natur für sich, welche, da sie noch in der Höhe des Raumes und daher in
dessen wärmeren Luftschichten sich befindet, eine gar nicht zu unbedeutende
Kühlwirkung besitzt. Jedoch muss zur vollen Ausnutzung der letzteren die Kühlrinne
auch noch eine gewisse Beweglichkeit besitzen. Sie soll nämlich nur dann direct und
parallel unter das Kühlrohr gebracht werden, wenn man beabsichtigt, dasselbe von dem
anhängenden Schnee zu befreien, so dass er also von ihr aufgefangen und gesammelt
werden kann. Ist dies erreicht, das Kühlrohr vom Schnee befreit, der letztere in der
Rinne gesammelt und ausgebreitet, so ist der richtige Platz der letzteren, welche
zuletzt Schneesammelrinne war und nun eigentliche Kühlrinne werden soll,
keineswegs mehr direct senkrecht unter dem Kühlrohr selbst, von wo nur ein sehr
kalter Luftstrom herab und so bloss auf den in der Rinne gesammelten Schnee fällt
und von diesem geradezu aufgehalten wird. Verbliebe sonach die Rinne für beständig
senkrecht unterhalb des Kühlrohres, so würde dadurch die Wirkung beider, des
Kühlrohres und der Kühlrinne, sich gegenseitig hemmen und herabsetzen, und deshalb
ist es unbedingt nöthig, dass nach der Sammlung des Abfallschnees die Kühlrinne
mindestens 2 bis 3 m seitwärts von dem darüber befindlichen Kühlrohre verschoben
werden könne, was durch eine ganz einfache Einrichtung möglich wird.
Schliesslich sei noch ein Hilfsapparat beschrieben, welcher überall eingeführt werden
sollte, wo Kühlanlagen, insbesondere bei Anwendung von comprimirten Gasen, bestehen.
Es ist dies der Respirationsapparat Patent König,
welcher die Bestimmung hat, für den Fall des Ausströmens grosser Mengen von Ammoniak
oder anderen schädlichen Gasen aus einer Kühlmaschine, wie solche bei grösseren
Undichtheiten leicht eintreten können, das rasche Eindringen in den Maschinenraum
behufs sofortiger Behebung des Schadens ohne Gefährdung der Gesundheit zu
ermöglichen. Der Apparat besteht aus einem Helm mit Maske und Schutzvorrichtung,
welcher den Kopf des eindringenden Mannes vollkommen schützt und mittels eines
Spiralschlauches mit einem Blasebalge in Verbindung steht, der ausserhalb des mit
schädlichen Gasen erfüllten Raumes situirt ist und von einem Hilfsmanne bedient
wird, so dass der mit dem Apparate ausgestattete Mann ohne jede Belästigung stets
frische Luft zugeführt erhält und mehrere Stunden ununterbrochen in dem Raume
arbeiten kann, ja sogar deutliche Signale und Befehle zu ertheilen im Stande ist.
Dieser Apparat ist insbesondere für Compressionskühlmaschinen, welche unter hohem
Drucke arbeiten und bei welchen durch einen unglücklichen Zufall leichter grössere
Gasaustritte erfolgen können, von besonderer Bedeutung.