Titel: | Neuere Hebevorrichtungen. |
Fundstelle: | Band 292, Jahrgang 1894, S. 293 |
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Neuere Hebevorrichtungen.
(Schluss des Berichtes S. 275 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuere Hebevorrichtungen.
5) Fahrstühle und Bühnen.
Otis' Fahrstuhlwinde mit elektrischem Kraftbetrieb.
Auf der Frankfurter Ausstellung 1891 hatte die American
Elevator Co. in London (Otis Brothers and
Co. in New York) für den Fahrstuhlbetrieb im Aussichtsthurm das in Fig. 68 bis 75 nach Engineering, 1891 Bd. 51 * S. 669, dargestellte
Windwerk aufgestellt.
Das über die Rollen b und c geführte Tragseil wickelt sich auf die Windentrommel auf und trägt
den Fahrstuhl a, sowie ein Gegengewicht d, welches nebst dem todten Gewichte noch die halbe
Nutzlast ausgleicht, so dass die Hebearbeit auf beide Hübe gleichmässig
vertheilt wird. Zum Betriebe der Windentrommel e
dient ein Schneckenrad g, deren Schnecke f unmittelbar auf der Welle der elektrischen
Kraftmaschine M sitzt. Um ein rasches Anhalten zu
ermöglichen oder einen selbsthätigen Rücklauf des Schneckentriebwerkes zu
verhindern, ist eine unmittelbar auf die Schneckenwelle thätige Backenbremse h vorgesehen, durch deren Gewicht i der Backen h auf die Bremsscheibe
presst, sobald die Hebelstützrolle k in eine
vertiefte Mulde der Steuerschiene l gelangt, was
der Mittellage derselben bezieh. der Umsteuerungsperioden entspricht.
Textabbildung Bd. 292, S. 294Fig. 68.Otis' Fahrstuhlwinde. Zwei Federwerke m, m (Fig. 68) erhalten die Steuerschiene l in der Mittellage, welche mittels eines
Kreuzhebels n in Rechts- oder Linkslage durch das
über Leitrollen laufende Steuerseil o gebracht,
sobald eines der beiden Enden durch den Handsteuerhebel p, der am Fahrgehäuse steckt, gespannt wird. Zur Begrenzung der
Fahrgeschwindigkeit ist auf der Schnecken welle f
noch ein Schwungkugelregulator q vorhanden, dessen
Hülse einen Kreuzwinkelhebel r bethätigt. An einem
Hebelende desselben ist ein Einlegezahn angelenkt, welcher sich in einem der
zwei keilförmigen Einschnitte der Ausrückschiene einlegt, welche den
Endstellungen entsprechen. Das andere Hebelende trägt einen Eisenkern für das
Solenoid s, welches bei zu grosser Stromstärke in
die Spule gezogen, wobei der Einlegezahn aus der Steuerschiene l ausgehoben wird.
Dahingegen wird bei übernormaler Fahrgeschwindigkeit der Kugelregulator q durch den Kreuzhebel r der Eisenkern aus der Spule gehoben und dadurch die Stromstärke
abgemindert.
Dieser Einlegezahn von r muss leicht ausrückbar
sein, damit die Verlegung der Steuerschiene l durch
den Handhebel p nicht zu schwer wird.
Um ferner eine stetige Stromzuführung zu sichern, ist an der Schiene l ein Band t
befestigt, durch welches Stange u und damit der
Kolben v gehoben wird, sobald die Steuerschiene l in den Endlagen eingestellt ist.
Alsdann setzt aber der unter Federwirkung stehende Sperrzahn w in den Einschnitt der Schienenunterkante ein.
Dagegen werden in der Mittellage der Steuerstange l
das Band t und die Stange u frei, so dass der Kolben v unter der
Einwirkung seiner Feder nieder gestellt und damit der Sperrzahn w aus dem Zahnschnitt ausgehoben wird.
Textabbildung Bd. 292, S. 294Otis' Fahrstuhlwinde. Zur weiteren Betriebssicherheit sind noch die Thermostaten xx vorhanden, welche das Warmlaufen der Lager
angeben, indem diese in einem Stromkreise liegen, der beim Warmwerden
geschlossen wird und das Läutewerk y einrückt,
welches übrigens auch dann ertönt, sobald die Steuerschiene l bezieh. das Hebelkreuz n Zwischenlagen einnimmt, also nicht in den vorschriftsmässigen
Endstellungen bezieh. in der Mittellage sich befindet.
An die Schneckenwelle f (Fig. 68 bis 71) ist ein Gleichstromelektromotor M
(System Eickemeyer) angekuppelt, dessen
Schaltvorrichtung für die Umkehrung der Drehbewegung, sowie die Vorrichtungen
zur Sicherung gegen Ueberlastung der Ankerwindungen in Fig. 72 bis 75 zur Ansicht
gebracht sind. G ist der Generator (Elektromotor
der Centrale) und M der Elektromotor der
Fahrstuhlwinde, 1 und 4 ist die Hauptzuleitung für den elektrischen Strom, sowie C die Schaltvorrichtung, deren Bürstenbrücke B mittels eines an die Steuerschiene l (Fig. 68 und 69) angelenkten
Zahnbogens A gedreht und derart über die
Segmentplatten gestellt wird, dass der Stromkreis geschlossen wird.
Textabbildung Bd. 292, S. 294Otis' Fahrstuhlwinde. Entsprechend den drei Ringsegmenten der Schaltvorrichtung C besteht der Brückenhebel B aus drei über einander liegenden isolirten Bürsten m, m1 und m2 für die inneren,
mittleren und äusseren Segmente.
Die Hauptleitung vom Generator G schliesst an die
Segmente 2 und 3, die
Hauptleitung 4 an das Segment 5 an. Nun sind die Segmente 7 mit 8, ferner 3 mit 10, 11 mit 12, sowie 12 mit 6 und n in leitender Verbindung, während
die Nebenschlusswickelung des Motors D an 1 und 11 anschliesst,
in welcher der Strom zur Erregung des magnetischen Feldes in jedem Falle in
gleicher Richtung fliesst.
Die Drahtenden r für die Widerstandsleitungen münden
am Schaltbrett in n und n1. Wird bei Stromunterbrechung die
Brücke B aus der Mittellage (Fig. 72 und 73) nach rechts
gedreht, so werden im Sinne der Rechtsdrehungen immer mehr Widerstände (des
Rheostaten) ausgeschaltet und die Stromstärke dadurch verstärkt, während im
Hauptstromkreis die von der Steuerschiene l
vollständig unabhängigen Regulirwiderstände r1 (Fig. 74 und 75) eingeschaltet
bleiben.
Bei dieser Rechtsstellung der Brücke fliesst der Strom von 1, 2 durch die äussere Bürste m2, ferner durch
die Widerstände r von n nach n1
durch das Solenoid 13 und die Widerstände r1 (15, 16) zu den Bürsten o des Motorankers M, von o1 nach dem
Schaltsegment 9, von 9
nach 10 durch die mittlere Bürste m1 nach 6 und 5 durch die
Hauptleitung 4 nach dem Generator G zurück. Umkehrung der Drehrichtung des Motors M wird durch Umkehrung des Stromes bei Linksdrehung
der Brücke B erhalten, indem der Strom von 1, 2, 3 durch die mittlere Bürste m1 nach 9, durch die Bürste o1 des Motors M nach o, durch die Widerstände r1 (16, 15) rückläufig durch das Solenoid S (13) nach n2, durch die äussere Bürste m2 nach 5
und durch die Hauptleitung 4 zum Generator G zurückfliesst.
Die selbsthätige Sicherheitsvorrichtung (Fig. 74) gegen die
Steigerung der Stromstärke in den Ankerwindungen besteht aus dem Solenoid S, dessen Eisenkern auf einem Winkelhebel 14 sitzt, der durch die mitschwingende
Contactbürste 15 die Widerstände r1 (16) auslöst. Mittels einer Rolle wird dieser
Winkelhebel 14 durch die symmetrische Curvennuth
18 in die Lage Fig. 74 eingestellt
und darin im Bereiche des centrischen Bogentheiles auch erhalten.
Da nun diese Curvennuth 18 mit der Brücke B durch die Steuerschiene l (Fig. 73 und 74) gedreht wird, so
wird in den Endstellungen derselben der Winkelhebel 14 in die Nutherweiterung von 18 schlagen
und dadurch zum Ausschwingen frei werden. In Folge dessen bewegt sich der
bogenförmige Solenoidkern nach aussen und schaltet durch die Bürste 15 die Widerstände r1 (16)
aus. Da aber der in die Hauptleitung eingeschaltete Solenoid eine der
Stromstärke entsprechende Drahtwickelung besitzt, so wird bei einer die normale
übersteigenden Stromstärke der Solenoidkern in die Spule eingezogen und dadurch
werden die Widerstände r in den Hauptstrom
eingeschaltet.
Roux und Combaluzier's Versenkgitter und Hebebühne.
Im Pariser Hippodrom ist eine umgitterte Arena zur Abhaltung von Schaustellungen mit wilden
Thieren errichtet, die nach Le Génie civil, 1891
Bd. 19 Nr. 4 * S. 53, die in Fig. 76 bis 82 dargestellten
Einrichtungen besitzt.
Textabbildung Bd. 292, S. 295Roux und Combaluzier's Versenkgitter und Hebebühne. Das aus eisernen Rohrstäben von 34 mm Stärke und 27 mm lichter Weite,
4,5 m Höhe und 130 mm Mittelabstand gebildete Gitter (Fig. 77 bis 79) hat eine
Gesammtlänge von 185,1 m und umschliesst eine Bodenfläche von 2313 qm von der
Grundrissform Fig.
76. Dasselbe ist in einem 500 mm hohen Fachwerkrahmen eingebaut und am
oberen Theil durch ein Band aus ∪-Eisen verbunden,
während im Abstande von je 2 m an Stelle des Rohrstabes ein ∪-Eisen von 135 : 34 mm Querschnitt angebracht
ist.
Zur Geradführung dieses Gitterrahmens dienen 16 Verlängerungszungen, neben
welchen abwechselnd rechts- und linksseitig die 16 Hebekolben angeordnet sind.
Jeder Hebekolben hat bei 80 mm Durchmesser bezieh. 50 qc Querschnitt ein
Eigengewicht von 200 k, insgesammt daher für 16 Kolben 3200 k, was zum Gewicht
des Gitters von 32000 k gezählt eine Gesammtlast von 35200 k ergibt, die mit
einer Geschwindigkeit von 0,1 m/Sec. auf 4,3 m Höhe zu heben ist.
Hierzu werden 43 Zeitsecunden und 16 . 0,5 . 43 = 344 l Presswasser, d. i. 8 l
secundlich, gebraucht, welches von einem Gewichtsaccumulator geliefert wird, der
bei 380 mm Kolbendurchmesser eine Querschnittsfläche von 1134 qc und bei 65,7 t
Gewichtsbelastung eine Nutzwasserspannung von 57 k/qc hervorbringt.
Bei einem Hub des Accumulatorgewichtes von 3,5 m stellt sich die Wasserlieferung
für jeden Hub auf 11,34 . 35 = 396,9 l, während die zur Lasthebung erforderliche
Wassermenge bloss 344 l beträgt.
Textabbildung Bd. 292, S. 296Roux und Combaluzier's Versenkgitter und Hebebühne. Zwei Worthington-Dampfpumpen von 190 mm Dampfcylinder- und 45 mm
Pumpenkolbendurchmesser mit einer Leistung von 30 l/Min. füllen den Accumulator in 13
Zeitminuten.
Textabbildung Bd. 292, S. 296Fig. 81.Roux und Combaluzier's Versenkgitter und
Hebebühne. Bei einer mittleren nutzbaren Wasserspannung von 57 k/qc vermögen
aber diese 16 Hebekolben eine Last von 16 . 50 . 57 = 45,6 t zu überwinden.
Dieses in eine Grubenrinne eingeschobene Gitter wird durch diese 16 Druckkolben
gleichmässig über die Bühnenflur gehoben und in der Hochstellung erhalten, diese
aber durch selbsthätige Riegelwerke (Fig. 80) gesichert,
damit bei Rohrbruch oder sonstigem Unfall nicht das Gitterwerk unvermuthet
niedergehe. Mit einem an jedem Riegel angeschlossenen Differentialkolben
wird dieser zurückgestellt und dabei die schliessende Feder überwunden.
Damit aber das Niederlassen des Gitters erst nach zurückgestellten Riegelwerken
eingeleitet werden kann, sind die Vertheilungsventile (Fig. 82) für den Zu-
und Abfluss des Presswassers, wie für die vereinigten Riegelwerke mit Zahnrädern
derart verbunden, dass das eine Ventilsystem (Fig. 82) nur nach
dem anderen in der angegebenen Weise durch ein einziges Handrad bethätigt wird,
wozu für die einzelnen Ventile Kammscheiben vorgesehen sind.
Zur Beförderung der wilden Thiere dient eine Hebebühne (Fig. 81) von 4,5 : 4,5 m im Geviert, welche mittels eines
gusseisernen Kolbens von 190 mm Durchmesser bei 283,5 qc Querschnittsfläche
mittels Presswasser von 57 k/qc Spannung 4,4 m gehoben wird, was einer
Hebekraft von 283,5 . 57 = 16000 k entspricht, welcher bei 600 k Eigengewicht
des Kolbens und 4000 k Gewicht der Plattform nur eine todte Last von 4600 k
gegenübersteht.
An die freie Seite des abgegitterten Fahrschachtes wird der auf Schienen
laufende, 4,3 : 3,3 m grosse Löwenkäfig angeschoben, in welchem die Thiere ihren
ständigen Aufenthalt finden.
Je nach den Bedürfnissen der Schaustellung wird die Plattform in die Bühnenflur
darüber oder unter derselben eingestellt, wozu Anschlagdaumen dienen, die an
eine drehbare Stange versetzt angeordnet sind, durch welche nach erfolgtem
Anschlag der Hebebühne die Ventile (Fig. 82) selbsthätig
abgeschlossen werden.