Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 14 |
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Neuerungen im Metallhüttenwesen.
Mit Abbildungen.
Neuerungen im Metallhüttenwesen.
Bisher benutzte man zur Bleigewinnung mit Hilfe
oxydischer Bleiverbindungen, welche entweder in demselben Verfahren durch Röstung aus
dem zu verarbeitenden Erz erzeugt wurden und aus Sulfat bezieh. Oxyd bestehen, oder
auch anderen Ursprunges sind (wie etwa Glätte vom Abtreiben, Hüttenrauch, Gekrätz),
vielfach Schwefelblei. In der hierbei stattfindenden Reaction wird der Sauerstoff
der oxydischen Bleiverbindung von dem Schwefel des Schwefelbleies unter Bildung von
entweichender schwefliger Säure gebunden, während das Blei sowohl der oxydischen
Bleiverbindung als auch des Schwefelbleies in Freiheit gesetzt und als metallisches
Blei gewonnen wird. Diese bei der Reaction stattfindenden chemischen Processe lassen
sich durch folgende Gleichungen veranschaulichen:
2PbO + PbS = 3Pb + SO2
PbSO4 + PbS = 2Pb + 2SO2.
Dieses Verfahren hat die Nachtheile, dass es viel Zeit, Arbeitskraft und Brennstoff
benöthigt und in Folge der langen Arbeitsdauer zu reichlicher Bleiverflüchtigung
Gelegenheit gibt. Ausserdem aber kann die entweichende schweflige Säure, weil sie
mit Rauchgasen stark verunreinigt und verdünnt ist, nur sehr schwer und
unvollständig beseitigt bezieh. gewonnen werden.
Das neue Verfahren von Foerster bezweckt, diese
Uebelstände zu beseitigen. Es beruht dasselbe auf der Beobachtung, dass sich
Bleioxyd oder Bleisulfat in hocherhitztem flüssigen Zustande mit zweckmässig
gleichfalls-vorgewärmtem Schwefelblei sehr schnell und energisch ohne Zuhilfenahme
äusserer Wärme in der oben angedeuteten Weise in metallisches Blei und schweflige
Säure umsetzt. Dieses Verfahren würde also in einem geeigneten Ofen die vollständige
Gewinnung der sich entwickelnden schwefligen Säure gestatten, weil es hiernach
möglich wäre, letztere frei von Rauchgasen in bedeutend concentrirterer Form zu
gewinnen.
Textabbildung Bd. 293, S. 15Foerster's Bleiofen. Der Ofen, dessen sich Foerster bei der
Ausführung des neuen Verfahrens bedient, ist in den nachstehenden Fig. 1 und 2 schematisch abgebildet.
Derselbe besteht aus zwei durch eine Scheidewand W von
einander getrennten Längskammern H und K und kann um einen Zapfen Z, der in bekannter Weise hydraulisch etwas angehoben wird, in wagerechter
Ebene um 180° gedreht werden.
Die Stossflächen P und P1 sind derart konisch gestaltet, dass dieselben eine
Drehung des Ofens gestatten und einen dichten Verschluss ermöglichen, sobald nach
erfolgter Drehung der Zapfen Z in dem hydraulischen
Cylinder O und damit zugleich auch der Ofen gesenkt
wird.
Von den Kammern H und K ist
die eine stets mit der Feuerung F und durch den Fuchs
E mit der Esse verbunden, während die andere
Kammer mit dem durch einen Deckel verschliessbaren Glätteloch G für das geschmolzene oxydische Bleimaterial und durch
den Fuchs S mit der Ableitung für die entwickelte
schweflige Säure in Verbindung steht.
In diesem Ofen gestaltet sich die Ausführung des oben angedeuteten Verfahrens in
folgender Weise: Eine der Kammern, etwa K, wird durch
die Schüröffnungen T mit möglichst fein zerkleinertem
Schwefelblei beschickt und letzteres alsdann durch die Feuerung F, mit welcher die Kammer K während dieses Theiles des Processes verbunden ist, so stark erhitzt,
bis der Bleiglanz eben anfangen will abzurosten. In diesem Zeitpunkte dreht man den
Ofen, nachdem er etwas angehoben worden ist, um 180°, wodurch die Kammer K mit dem Glättloch G und
dem Fuchs S in Verbindung gesetzt wird, während
gleichzeitig die Kammer H in die bisherige Lage der
Kammer K gelangt und von Neuem mit Schwefelblei
beschickt wird. Nachdem durch Senken des Ofens überall ein dichter Verschluss
hergestellt worden ist, wird auf das heisse Schwefelbleimaterial in der Kammer K durch das Glätteloch G
geschmolzenes oxydisches Bleimaterial, vorzugsweise geschmolzene Bleiglätte,
fliessen gelassen. Hierbei erfolgt sofort entsprechend den oben beschriebenen
Reactionen eine plötzliche und stürmische Umsetzung, welche durch die dabei
entwickelte Reactionswärme in Thätigkeit erhalten wird. Es bedarf unter diesen
Umständen einer besonderen Erhitzung während des Verlaufes der Reaction nicht, in
Folge dessen die entwickelte schweflige Säure frei von Rauchgasen, somit möglichst
concentrirt und demnach in einer Form gewonnen wird, die eine leichte Gewinnung
derselben beispielsweise zur Schwefelsäuredarstellung ermöglicht. Die Umsetzung des
oxydischen und des schwefelhaltigen Bleimaterials in Blei und schweflige Säure wird
gegen Ende der Reaction durch Umrühren befördert und vervollständigt. Das
geschmolzene Blei sammelt sich an der tiefsten Stelle des Herdes der Kammer K an und wird durch das Stichloch a abgelassen. Die nach Beendigung der Arbeit
zurückbleibenden Rückstände werden durch die Fuchsöffnung herausgezogen, nachdem der
Ofen die nun folgende halbe Drehung, welche nöthig ist, um die inzwischen in der
Kammer H vorgewärmte Schwefelbleimaterialbeschickung in
der soeben für die Kammer K beschriebenen Weise zur
Reaction zu bringen, ausgeführt hat. Die durch diesen kleinen Aufenthalt bedingte
Abkühlung des Schwefelbleies ist ohne Nachtheil für den Gang des Processes, da die
Umsetzung mit der geschmolzenen Bleiglätte eine mehr als hinreichende Wärmemenge
erzeugt.
Die beiden Arbeiten, Vorwärmen und Umsetzen, wechseln in der geschilderten Weise ab.
Sollte der Blei- bezieh. Silbergehalt der Rückstände es lohnend erscheinen lassen,
so werden dieselben in bekannter Weise im Schachtofen behufs Gewinnung dieser
Metalle niedergeschmolzen.
Farnhelm Maxwell Lyte in London hat sich unter Nr. 72804
Kl. 40 ein Verfahren patentiren lassen, um Bleisulfat,
welches vielfach in der Technik als Nebenproduct gewonnen und wegen seiner
schwierigen Verarbeitung oft als Abfallproduct angesehen wird, auf metallisches Blei zu verarbeiten, wobei Sulfat und Chlor als
Nebenproducte gewonnen werden.
In kurzen Zügen gestaltet sich dieses Verfahren folgendermaassen:
Das Bleisulfat wird mit einer starken kochenden Lösung von zweckmässig mit
Magnesiumchlorid versetztem Alkalichlorid (Kochsalz) behandelt, wodurch es in
Bleichlorid umgesetzt wird, während gleichzeitig Alkalimagnesiumsulfat gewonnen
wird. Das Bleichlorid wird aus der Lauge durch Abkühlung erhalten, und sodann durch
weitere Abkühlung derselben auch die Alkalisulfate. Etwa in der Lösung enthaltenes
Silber kann durch Zink abgeschieden und das noch in der Lösung befindliche Blei
durch abermaliges Kochen mit Alkalichloriden und darauf folgendem Abkühlen gewonnen
werden.
Zweckmässig wird das Bleisulfat vor dem Behandeln mit der heissen Chloridlösung mit
einer dem Schwefelgehalte des Bleies entsprechenden Menge Kochsalz gemischt und
sodann bei niedriger Temperatur geröstet.
Aus dem erhaltenen Bleichlorid wird durch Elektrolyse das Blei ausgefällt und
gleichzeitig Chlor zu beliebiger weiterer Verwerthung gewonnen.
Der neue Bodenstein von Hermann
Bansen in Tarnowitz (Fig. 3 und 4)
ist bestimmt, das bei der Verarbeitung bleihaltiger Erze in Eisenhochöfen und
anderen Schachtöfen durch die Böden durchsickernde Blei möglichst vollständig
aufzufangen.
Zu diesem Zwecke sind in dem Bodenstein unter dem ganzen Boden des Ofens eine Anzahl
von concentrischen Kanälen a und b in zwei wagerechten Lagen versetzt über einander
angeordnet.
Textabbildung Bd. 293, S. 16Bodenstein von Hermann Bansen. Um einen sicheren Abfluss des sich ansammelnden Bleies zu erzielen, sind
sämmtliche Kanäle geneigt gelagert und zwar derart, dass der höchste Punkt eines
jeden derselben bei c liegt, wo sie durch eine
Zwischenwand in zwei Hälften getheilt sind. Ihr niedrigster Punkt befindet sich an
der Ausmündungsstelle in dem gleichfalls geneigten Sammelkanal d.
Da jeder einzelne Kanal a bezieh. b durch die Zwischenwand c
für sich abgeschlossen ist, so kann ein Durchströmen von atmosphärischer Luft nicht
stattfinden, welche das austropfende Blei mehr oder weniger oxydiren würde.
Bei einem Durchbruch von Metall oder Schlacke aus dem Ofenherd A des Schmelzofens in einen oder mehrere der Kanäle a bezieh. b wird durch das
Gefälle derselben nach der tiefer gelegenen Sohle des Sammelkanals d das durchgebrochene Metall sehr schnell nach aussen
abfliessen und eine weitere Bleigewinnung nicht beeinträchtigen (D. R. P. Kl. 40 Nr.
70906 vom 23. December 1892).
Wenngleich die beim Abtreiben von silberhaltigem
Werkblei durch die Oxydation des Bleies erzeugte Wärme bedeutend genug ist,
um das Metallbad flüssig erhalten zu können, so sind die bei den bisherigen
Verfahren durch Strahlung, Leitung u.s.w. verursachten Wärmeverluste so
beträchtliche, dass die Zufuhr äusserer Wärme zur Ausführung derselben unbedingt
nothwendig wurde, sei es durch eine geeignete Feuerung oder durch Einleiten vorher
hocherhitzter Luft in das Bleibad.
Versuche von B. Rösing haben ergeben, dass sich das
Abtreiben von Werkblei ohne die genannten
Hilfsmittel lediglich durch die Reactionswärme sehr gut durchführen lässt. Ein
Vorversuch, welcher in der Weise unternommen wurde, dass Hochofenblei in kaltem
Zustande in eine basisch ausgekleidete Birne nach Beendigung einer Stahlhitze
eingetragen wurde, lieferte befriedigende Resultate. Das eingetragene Blei schmolz
in kürzester Zeit in der hocherhitzten Birne und erhitzte sich so stark, dass nach
wenigen Minuten mit dem Blasen begonnen werden konnte. Nach dem Aufrichten der Birne
entwich dicker Bleiqualm; die Oxydation des Bleies war eine ausserordentlich
energische, so dass schon nach 9 Minuten der Einsatz von 2100 k zu ¾ Theilen oxydirt
war. In diesem Zeitpunkte wurde die Birne entleert und sofort wieder zur
Stahlbereitung benutzt.
Nach diesem ersten Versuche wurde ein zweiter Versuch unternommen. Es wurde ein
Converter mit neuem Futter versehen, auf etwa 100° C. vorgewärmt und sodann mit 2 t
zinkischem Armblei der Friedrichshütter Entsilberungsanstalt beschickt. Das
Entzinken verlief in gleichfalls zufriedenstellender Weise. Das resultirende Blei
war von einer sonst kaum zu erlangenden Reinheit und enthielt folgende
Verunreinigungen:
Antimon
0,0007
Proc.
Arsen
0,0005
„
Kupfer
0,0013
„
Eisen
0,0022
„
Zink
0,0015
„
–––––––––––––
Zusammen
0,0062
Proc.
Der Gehalt an Arsen und Antimon ist äusserst gering, trotzdem gerade diese beiden
Körper in den oberschlesischen Erzen und demzufolge auch in dem Friedrichshütter
Werkblei nicht unwesentlich zugenommen haben. Obgleich das Blasen mehrfach
unterbrochen wurde, war durch die Verbrennung des Zinkes und der übrigen
Verunreinigungen so viel Wärme erzeugt worden, dass die Birne bei Beendigung des
Blasens heisser als bei Beginn desselben war.
Versuche, mit kalt eingesetztem Blei zu arbeiten, ergaben negative Resultate, da die
Hitze der Birne nicht hoch genug war, um dasselbe in genügender Menge zu schmelzen.
Es genügte jedoch, das Blei nur gerade zu schmelzen, um den Oxydationsprocess in
Gang zu setzen. Dann fand durch die energische Oxydation eine beträchtliche
Erwärmung statt, so dass die Glätte zum Schluss hellrothglühend war. Auch die Birne
war erheblich heisser geworden; ein ununterbrochener Betrieb würde demnach wohl auch
mit kalt oder nur massig vorgewärmtem Blei durchzuführen sein.
Weitere Versuche waren auf die Entsilberung von silberhaltigem Werkblei gerichtet. Der Wind druck
betrug je nach der Bleimenge 0,6 bis 1,2 at, die Blasedauer bei 6 t Einsatz etwa 15
Minuten. Der in dicken Wolken entweichende Bleirauch enthielt etwa 75 Proc. Blei und
0,0086 Proc. Silber. War das Abtreiben weit genug vorgeschritten, so wurde die Birne
gekippt und die Glätte vom Blei in Tiegeln getrennt. Die Glätte war stets sehr schön krystallinisch.
Der Silbergehalt der reinen Glätte betrug 0,0036 Proc. Der durchschnittliche
Silbergehalt des Werkbleies von 0,0435 Proc. war auf 0,255 bis 0,613 Proc.
angereichert. Ueber diese Grenze hinaus die Anreicherung zu treiben, war nicht von
Vortheil.
Als besondere Vorzüge des vorstehend beschriebenen Verfahrens wäre anzuführen,
dass die Oxydation des Bleies mit einem Minimum an oxydirendem Agens (Luft oder auch
Sauerstoff) bewerkstelligt werden kann, wodurch der erzeugte Bleirauch frei von
Rauchgasen, also äusserst concentrirt ist und aus diesem Grunde auch leicht und mit
verhältnissmässig geringen Metallverlusten aufgefangen werden kann.
Jul. Asbeck berichtet in der Berg- und Hüttenmännischen Zeitung, 1893 S. 439/40, über den Hüttenbetrieb zu Sala in Schweden.
Die zur Verhüttung gelangenden eigenen Erze sind Stuffe mit 5 Proc. Blei und 45 g
Silber und Schliege mit 15 Proc. Blei und 100 g Silber, die Gangart ist Quarz und
Kalk.
Die Schliege haben einen grossen Gehalt an Schwefelkies und werden deshalb zunächst
in einem Fortschaufelungsofen stark abgeröstet, während die Stufferze direct
verschmolzen werden.
Zum Niederschlagen wird Eisenfrischschlacke genommen. Durchsetzquantum 40 t Erz oder
60 t Beschickung in einem achtseitigen Tiegelofen Stolberger System. Beschickung 100
k eigenes Erz, 25 k fremdes Erz, 35 k Eisenfrischschlacke, 20 k Ofenbruch, 25 k
Bleistein und 21 k Koks.
Der Ofen ist ringsum mit Wasserkühlung versehen, weil feuerfeste Steine, da sie aus
Deutschland oder England bezogen werden müssten, sich zu theuer stellen würden. Die
anfänglich gehegte Befürchtung, dass der Koksverbrauch ein bedeutenderer sein würde
oder bei dem sehr zinkischen Erze ein Zubrennen eintreten könnte, bestätigte sich
nicht. Der Koksverbrauch hielt sich zwischen 10 bis 11 Proc; das Durchsetzquantum
war 60 t. Das Schmelzen ist ein sehr regelmässiges, da die Wände nicht angegriffen
wurden, in Folge dessen die Ansatzbildung eine überall gleiche war und die
Beschickung gleichmässig niederging. Ausser einem neuen Tiegel, welcher aus Koks und
Lehm hergestellt wurde, benöthigte der Ofen keinerlei Reparatur und konnte nach dem
Ausblasen schon nach 4 Tagen wieder in Betrieb gesetzt werden. Sauenbildung fand bis
jetzt nicht statt, da alle Zuschläge, besonders Koks, auf ein Minimum beschränkt
werden mussten. 1000 k Koks kosteten rund 29 M.
Eine besonders construirte Beschickungsvorrichtung gestattet, den Ofen mit einem Mal
zu beschicken, wodurch ein Flammen oder Warmgehen der Gicht vollkommen vermieden
wird. Die Flugstaubbildung ist eine sehr geringe, so dass grosse
Condensationskammern überflüssig sind.
Die beim Schmelzen fallende Schlacke enthält noch rund 0,5 Proc. Blei und 2 g Silber
pro 100 k.
Das Werkblei enthält zwischen 0,35 bis 0,50 Proc. Silber, welches aus demselben
theils durch Parkesirung, theils durch Abtreiben gewonnen wird. Da die Erze pro 100
k Silber auch etwa 10 bis 20 g Gold enthalten, so wird der erste Schaum für sich
verarbeitet und Silber mit 0,3 bis 0,4 Proc. Gold gewonnen. Der Zinkverbrauch
beläuft sich für 18 t Blei mit 0,4 Proc. Silber auf etwa 380 k Zink. Das fertige
Handelsblei, welches
an
Silber
noch
0,0006
Proc.
„
Antimon
„
0,0062
„
„
Kupfer
„
0,0020
„
„
Eisen
„
0,0010
„
„
Kadmium
„
0,0008
„
„
Zink
„
Spuren
„
–––––––––––––
Zusammen
0,0106
Proc.
enthält, wird aus dem Entsilberungskessel mittels eines
Hebers direct in die Formen abgelassen.
Der erhaltene Goldschaum mit 0,3 Proc. Gold, sowie der
Silberschaum mit 1 Proc. Silber werden unter Zusatz von eigener und etwas
Frischschlacke bei 8,5 Proc. Koksverbrauch niedergeschmolzen. Das hierbei gewonnene
Blei wird sodann auf dem deutschen Treibherde bei einem Einsatze von 10 t Blei in
rund 50 Stunden bis zum fertigen Silber mit einem Feingehalt von 985 bis 998
abgetrieben. Versuche, die abfliessende Glätte direct am Treibofen zu reduciren,
ergaben günstige Resultate.
Die beim Treiben und Raffiniren des Bleies fallende Antimonkrätze wird auf Hartblei verarbeitet, welches theils als solches
mit etwa 10 Proc. Antimon in den Handel geht, theils zur Fabrikation von Hartschrot
benutzt wird.
Einer Mittheilung des Engin. Mining Journal, Bd. 52 S.
162, zufolge verwendet J. W. Neill mit Erfolg ein
Gemenge von 12 Th. Koks, 7 Th. Steinkohle und 7 Th. Holzkohle beim Bleischmelzen im Schachtofen. Das Verfahren ist
angeblich billiger, als mit Koks. Die Schlacken sollen besser schmelzen und heisser
sein, und demzufolge die Steinabsonderung sehr gut erfolgen. Die Schlackenproben
fielen niedriger aus, als bei der Anwendung von Koks als Brennstoff. Die Formen
sollen heisser, die Düsen heller sein, desgleichen hält sich der Herd besser offen,
und das Blei ist heisser.
Die Menge des Rauches an der Gicht soll sich zwar gegen früher etwas grösser stellen;
doch gehen die Gichten gleichmässiger nieder, und die Flamme steigt nur selten bis
zur Gicht. Demgemäss geht auch die Gicht viel kühler, die Erzeugung von Flugstaub
und die Metallverluste sind geringer. Die Oefen gehen eine Woche länger wie früher,
bevor sie ausgeräumt werden müssen.
Textabbildung Bd. 293, S. 17Fig. 5.Entsilberungskessel von E. Honold. Bei dem neuen Entsilberungskessel von E. Honold in Stolberg (Rheinland) wird das Werkblei
durch ein Zinkbad geleitet und dafür Sorge getragen,
dass keine Schaumbildung eintreten kann, sondern dass das Silber mit dem Zink eine
homogene flüssige Legirung bildet, während das abfliessende Blei entsilbert ist.
Der Apparat (Fig. 5) besteht aus einem eingemauerten
Kessel A, unter welchem sich die Feuerung B befindet, deren Feuergase auch den Kessel C bespülen. Der Kessel C
ist von viereckiger Form und besitzt die geneigte, liegende Scheidewand D, die senkrechte Scheidewand E, welche fast bis zum Boden reicht, ferner die mit E zusammenhängende, geneigt liegende Scheidewand F und die zwei neben einander angeordneten
Ausflussrinnen G und H.
In dem Kessel A wird das Zink eingeschmolzen und sodann
durch das Abflussrohr K in die erste Abtheilung des Kessels C abgelassen. Gleichzeitig wird das silberhaltige Blei
durch den Heber L in die zweite Abtheilung des Kessels
C eingeleitet. Das Zink fliesst um die Unterkante
der Scheidewand D nach oben und um die Oberkante der
Scheidewand F herum über die Ausflussrinne G weg, mischt sich dabei mit dem abwärts strömenden
Blei und nimmt dessen Silber in sich auf. Es wird hierauf in Formen geleitet und
dann nochmals in den Kessel A zurückgegeben, um bei der
folgenden Entsilberung nochmals benutzt zu werden. Ist der Silbergehalt des Zinkes
bis zu einem gewissen Grade gestiegen, so wird ein Theil desselben zur weiteren
Verarbeitung auf Silber ausgeschieden, und eine entsprechende Menge frisches Zink in
den Kessel A aufgegeben.
Das in die zweite Abtheilung des Kessels C ausströmende
Blei geht durch das Zink hindurch, um die Scheidewand E
herum und fliesst schliesslich durch die Rinne H ab. Es
gibt hierbei seinen Silbergehalt an das Zink ab, nimmt aber dafür – die Metallbäder
werden zweckmässig auf 450 bis 500° C. gehalten – etwa 1,3 bis 1,4 Proc. Zink auf.
Ungefähr die Hälfte dieses Zinks wird nachher bei der Erkaltung als Schaum
ausgeschieden, abgehoben und in den Zinkkessel A
zurückgegeben, wo er in Zink und Blei zerlegt wird, von denen letzteres von Zeit zu
Zeit durch den Ausfluss K abgelassen wird, während das
Zink für die nächste Entsilberung im Kessel zurückbleibt.
Das entsilberte und von dem Zinkschaum befreite Blei wird in gewöhnlicher Weise
weiter verarbeitet (D. R. P. Kl. 40 Nr. 65296 vom 20. Februar 1892).
Nach den Versuchen der Deutschen Gold- und
Silberscheideanstalt vorm. Rössler in Frankfurt a. M. ist zur vollständigen Entsilberung von Werkblei die wiederholte
Verwendung des Zinküberschusses auf mehrere Kessel nicht Bedingung, vielmehr können
es die Verhältnisse wünschenswerth und erforderlich machen, statt dessen jedem
einzelnen Kessel die ihm zur Entsilberung zukommende und genügende, aber nicht
überschüssige Menge aluminiumhaltigen Zinkes bei
angemessener Temperatur zuzugeben, nur muss dabei durch passende Behandlung auch das
ganze Zink in dem silberhaltigen Bleibade wirklich aufgelöst werden. Zu diesem
Zwecke gibt man auf das geschmolzene, von Kupfer befreite Blei das aluminiumhaltige
Zink, und zwar bei einem Gehalte von:
0,1
Proc.
Silber
etwa
1
Proc.
Zink
0,2
„
„
„
1,2
„
„
0,4
„
„
„
1,4
„
„
0,7
„
„
„
1,7
„
„
und zwar bei solcher Temperatur, dass sich das ganze Zink
auflöst, nämlich:
bei
0,1
Proc.
Silber
auf
etwa
450° C.
„
0,2
„
„
„
„
480° C.
„
0,4
„
„
„
„
510° C.
„
0,7
„
„
„
„
550° C.
wobei man die Auflösung des Zinkes durch langsames Bewegen des
Bades von unten auf unterstützt, und wobei die Oberfläche des Metalles blank und
fast ganz frei von Oxyden bleibt (D. R. P. Kl. 40 Nr. 64416 vom 6. März 1892).
Der Destillirofen für Zinkschaum und silberhaltige Zinklegirungen von E. Honold in Stolberg besteht aus einem unten und oben
offenen röhrenförmigen Destillirgefass A (Fig. 6), das oben mit einem Absatz auf der Deckwand
N
und unten auf der Kapelle D aufsitzt, woselbst
Einschnitte in das Gefäss A gemacht sind, um das Blei
austreten zu lassen, und wodurch das Gefäss A unten
geschlossen gehalten wird.
Das Destillirgefass wird durch die Feuerung F geheizt,
deren Heizgase durch den Kanal G abziehen und den
Kessel M warm halten. Ueber dem senkrecht stehenden
Destillirgefass A ist ein von Streben P getragenes Rohr H von
kleinerem Durchmesser angebracht, welches durch den Deckel J verschlossen werden kann.
Textabbildung Bd. 293, S. 18Fig. 6.Destillirofen von E. Honold. Durch das Beschickungsrohr H werden die
silberhaltigen Zinkschäume, mit etwas Holzkohle vermischt, aufgegeben; dieselben
sinken allmählich nach unten und kommen an den heissesten Theil des
Destillirgefässes A, woselbst das Zink abdestillirt und
sich in dem oben das Gefäss A umgebenden Raum O sammelt, condensirt und durch das Rohr R in den Kessel M abläuft.
Da das Rohr R in dem Kessel M bis fast zum Boden reicht, so ist durch das in dem Kessel M befindliche Zink ein sicherer Abschluss gegen die
atmosphärische Luft geschaffen.
Das silberhaltige Blei fliesst nach unten in die Kapelle D ab, in welcher es von den Feuergasen warm gehalten wird, und in welche
Luft eingeblasen werden kann, um nach Art der englischen Abtreiböfen das Blei zu
oxydiren und das Silber durch Anbohren der Kapelle in Formen abzulassen.
Die sich in dem Destillirgefass A ansammelnden
Rückstände werden von Zeit zu Zeit entfernt, indem man die Kapelle D wegnimmt und etwaige Ansätze abstösst.
Bei continuirlichem Betrieb hat der Ofen die Vortheile, dass er wenig Brennmaterial
verbraucht, dass wenig Zink im Blei zurückbleibt, und dass bei einem etwaigen Riss
des Destillirgefässes die Silberverluste sehr gering sind; da das absickernde Blei
auf den kalten Platten sofort erstarrt und ohne weiteres entfernt werden kann (D. R.
P. Kl. 40 Nr. 64293 vom 19. Februar 1892).
(Fortsetzung folgt.)