Titel: | Neuere Steuerungen an Dampfmaschinen. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 29 |
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Neuere Steuerungen an Dampfmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neuere Steuerungen an Dampfmaschinen.
Flachschiebersteuerungen.
Die Coulissensteuerung von J. Woods in Boston, Lincoln,
gestattet nach Industries and Iron vom 29. December
1893 veränderliche Füllungen mit Hilfe eines einzigen Excenters sowie zweier, am
oberen bezieh. unteren Ende der Coulisse angreifenden und derart mit einander
verbundenen Stangen, dass die Vorwärtsbewegung der einen Stange die
Rückwärtsbewegung der anderen bewirkt und umgekehrt.
Textabbildung Bd. 293, S. 29Coulissensteuerung von Woods. Die in Fig. 1
und 2 ersichtliche
Coulisse A ist durch Stange C, welche den Coulissenstein C1 trägt, mit dem Expansionsschieber B verbunden und wird mittels Hängestange, die am
äusseren Ende eines vom Regulator in der gewöhnlichen Weise bethätigten
ungleicharmigen Hebels D angreift, getragen. E ist ein um den Zapfen F
des Maschinengestelles schwingender Hebel, der durch Stange G mit dem unteren Ende der Coulisse, durch Stange H mit dem auf der Maschinenwelle befestigten Excenter
J verbunden ist, und J1 ein zweiter, um den Zapfen K eines am Maschinengestell befestigten Böckchens L schwingender Hebel, dessen oberes Ende durch Stange
M mit dem anderen Ende der Coulisse verbunden ist,
während im unteren gegabelten Theile desselben ein auf dem Zapfen O des erstgenannten Hebels E befestigtes Gleitstück N liegt. Bewegt sich
die Stange H in der in Fig. 1 ersichtlichen
Pfeilrichtung, so wird das untere Coulissenende in demselben Sinne mitgenommen,
während zufolge der Wirkung des Gleitstückes N im
unteren gegabelten Arme des Hebels J1 das obere Coulissenende eine entgegengesetzte
Bewegung ausführt; hierdurch entsteht die zur Bethätigung des Expansionsschiebers
nöthige schwingende Bewegung der Coulisse.
Textabbildung Bd. 293, S. 29Steuerung von Morel. Um das lineare Voreilen bei Flachschiebersteuerungen nöthigenfalls ändern
zu können, hat F. H. Morel in Paris nach Industries vom 14. April 1893 folgende Einrichtung
getroffen (Fig. 3 bis
6): Der gewöhnliche
Muschelschieber ist durch einen Schieber von derselben Grösse mit Durchlasskanälen
B, C, D und E (Fig. 3) ersetzt, auf
dessen Rücken behufs Oeffnen und Schliessen der letzteren zwei für gewöhnlich fest
liegende, durch äussere Vorrichtungen jedoch verstellbare Platten F. und G liegen. Die
äusseren Kanten des Schiebers wirken genau wie bei einem gewöhnlichen
Muschelschieber ohne Durchlasskanäle, d.h. sie bestimmen die veränderliche
Voreinströmung bezieh. das Oeffnen der nach dem Cylinder führenden Kanäle je nach
den Füllungsgraden. Angenommen, die von dem Voreilwinkel, der Excentricität und der
äusseren Deckung des Schiebers abhängige grösste Voreilung entspräche einem Werthe
H (Fig. 3) und der Schieber
bewegt sich um eine gewisse Grösse x weiter, so ist,
wenn die Platte F so eingestellt ist, dass die Kanten
J und J1 derselben, wie in Fig. 3 ersichtlich, genau
mit den entsprechenden Kanten der Kanäle B und C zusammenfallen, dem in den Cylinder tretenden Dampfe
ein Durchgangsquerschnitt von der Breite H + 3x geboten, vorausgesetzt, dass die Breite jedes
Durchlasskanales mindestens x, diejenige des Kanals K 2x und die Innenkante des letzteren diejenige L des Einströmkanals im Cylinder noch nicht
überschritten hat. Die Einstellung der Platten für verschiedene Füllungsgrade lässt
sich in der in Fig. 4
bis 6 ersichtlichen
Weise durch Daumenscheiben M bewirken, welche auf
Spindeln N befestigt sind, die durch aussenliegende
Hebel O in entgegengesetzten Richtungen verdreht
werden; dies geschieht von der mit dem einen Hebel O
gelenkig verbundenen Stange P aus, welche sich mittels
Gewinde in einer Büchse führt und an ihrem unteren Ende ein Handrad Q trägt. Der Schieber gestattet sonach dreifache
Einströmung des Arbeitsdampfes bezieh. eine je nach dem Dampfdruck, der
Geschwindigkeit, mit welcher die Maschine arbeitet oder von anderen Umständen
abhängige Aenderung der Grösse des linearen Voreilens.
Auslösende, als Flachschieber ausgebildete Expansionsschieber an Dampfmaschinen
mit hin und her gehendem Vertheilungsschieber schlagen J.
Judson, F. T. Longbottom und J. Hudson in
Keighley, Yorkshire, vor.
Textabbildung Bd. 293, S. 30Vertheilungsschieber von Judson. Wie die ebenfalls Industries entnommenen
Abbildungen (Fig. 7 und
8) erkennen lassen,
bewegt sich zwischen Schieberspiegel des Cylinders und einer im Schieberkasten
liegenden Platte der Vertheilungsschieber; auf der genannten mit Oeffnungen für den
Dampfeintritt versehenen Platte gleiten die beiden Expansionsschieber A und B, doch können
dieselben auch direct auf dem Rücken des Grundschiebers angeordnet werden. Die
Expansionsschieber werden nach der einen Richtung durch ein auf der Kurbelwelle
sitzendes Excenter mittels einer Stange G bewegt, von
welcher Lenkstangen D mit Gabeln E nach dem einen Arm des auf jeder Schieberspindel G befestigten Winkelhebels F führen. Der andere Arm jedes Winkelhebels F
ist durch eine Stange H mit einem Luftbuffer J verbunden, durch welchen die Expansionsschieber nach
erfolgtem Auslösen der Gabeln E gezwungen werden, sich
nach der entgegengesetzten Richtung wie vordem zu bewegen.
Das Auslösen geschieht durch einen auf der Spindel jedes Schiebers frei beweglichen
Hebel mit Daumen J1,
welcher mittels Stange vom Regulator eingestellt wird und je nach der Höhenlage
desselben früher oder später mit dem unteren Zinken der Gabel E zusammentrifft. Der Auslösmechanismus der
Expansionsschieber ist nahezu derselbe, wie er sich an den Maschinen mit
schwingenden Cylinderschiebern nach System Wheelock
(1890 275 * 490) vorfindet.
Textabbildung Bd. 293, S. 30Fig. 9.Lenkersteuerung von Good und Petsche. Bei der Lenkersteuerung von William E. Good und
Gustav B. Petsche in Philadelphia steht, wie Fig.
9 erkennen lässt, der mit der Pleuelstange verbundene Hebel G durch Gelenke sowohl mit dem um J drehbaren dreiarmigen Winkelhebel HP1P wie auch mit dem zweiarmigen Hebel in Verbindung.
Ersterer bethätigt die auf ein Dampfabschlussorgan wirkende Stange Q, während am Hebel K eine
zweite ebenfalls auf ein Steuerorgan wirkende Stange N,
und ferner am äussersten Ende desselben noch ein Hebel angreift, welcher einen
in der um einen festen Zapfen des Maschinenständers drehbaren Coulisse J1 schleifenden Stein
trägt.
Textabbildung Bd. 293, S. 30Fig. 10.Flachschiebersteuerung der Lamplough. In ähnlicher Weise erfolgt die Mitnahme eines Flachschiebers bei der F. Lamplough und J. A. Bauer in London unter Nr. 17107
vom 24. September 1892 in England patentirten Steuerung. Wie die Industries and Iron entnommene Abbildung (Fig. 10) veranschaulicht, ist der Hebel A mit der Pleuelstange B
und am äussersten Ende durch eine Stange C mit dem
Schieber D gelenkig verbunden. Ausserdem greift eine
zweite Stange E am Hebel A
an, deren anderes Ende sich in dem Schlitz der einen Halbkreis bildenden Coulisse
F führt, derart, dass die Maschine umgesteuert ist,
wenn der Endpunkt der Stange E nach Punkt 1 der Coulisse gelangt.
Je nach der von einem Regulator oder von Hand einstellbaren Lage der Stange E in der Coulisse ergeben sich verschiedene Füllungen
im Cylinder. Fig. 10 lässt erkennen, dass, wenn die
Stange E nach Punkt 1 der
Coulisse gebracht wird, der andere Endpunkt derselben in einem Bogen 3 schwingt, der hinsichtlich des Bogens 4 eine umgekehrte Lagezeigt; hierdurch gelangt der
Schieber D in die punktirt angedeutete Stellung, so
dass das Voreilen auf der anderen Kolbenseite und eine Umkehr der Bewegungsrichtung
der Kurbelwelle stattfindet.
M. B. Dodge in San Francisco, Cal., wurde nach Engineer vom 8. Juli 1892 unter Nr. 473657 in
Nordamerika die Fig. 11 ersichtliche
Flachschiebersteuerung an Verbundmaschinen patentirt.
Textabbildung Bd. 293, S. 30Fig. 11.Dodge's Flachschiebersteuerung. In zwei über einander liegenden, durch eine Zwischenwand getrennten
Cylindern von gleichem Durchmesser bewegen sich Kolben, die mit einem verbindenden
Plunger ein Ganzes bilden und von je drei Dichtungsringen umgeben sind. Der vom
Kessel kommende Dampf tritt durch Oeffnungen der Schieberkastendeckel in auf den
Rücken der Grundschieber F gleitende mit
Entlastungsplatten versehene Expansionsschieber und von hier durch Oeffnungen beider
Schieber nach den inneren Enden der Cylinder. Die Aushöhlungen P der Grundschieber F
bringen die inneren mit den äusseren Cylinderenden in Verbindung; so dass der Dampf
nach erfolgter Arbeit in dem durch Cylinder und Plungerkolben gebildeten ringförmigen
Raum nochmals auf die Aussenflächen der Kolben wirken kann, und vermitteln auch den
Austritt des Dampfes aus den Cylindern in an den Enden derselben liegende
Oeffnungen.
Eine Flachschiebersteuerung an Verbundmaschinen von F. W.
Stoker in Erith, Kent., veranschaulichen die, Engineering vom 19. August 1892 entnommenen Abbildungen (Fig. 12 und 13).
Textabbildung Bd. 293, S. 31Flachschiebersteuerung von Stoker. Der Hochdruckcylinder H liegt unmittelbar
über dem Niederdruckcylinder L. An der Seite des
letzteren befindet sich das Schiebergehäuse, in welchem ein Kanalschieber D die Ein- und Ausströmung des Dampfes regelt; dieses
Gehäuse steht durch einen Kanal P auch in steter
Verbindung mit dem unteren Ende des Hochdruckcylinders H.
Mit dem Kanalschieber ist der in einem cylindrischen Gehäuse untergebrachte
Kolbenschieber V verbunden, welcher die Einströmung des
durch Rohr S zuströmenden Kesseldampfes in den nach dem
oberen Ende des Hochdruckcylinders führenden Kanal Q
regelt. Der Dampf drückt dann zunächst auf den Kolben des Hochdruckcylinders und
treibt denselben abwärts, tritt sodann behufs Aufnahme von Stössen bei der
Aufwärtsbewegung der Schieber durch die Kanäle Q und
P unter diesen Kolben, und nachdem die Schieber
sich wieder abwärts bewegt haben, aus dem unteren Ende des Hochdruckcylinders durch
den Kanal P in den Niederdruckcylinder.
Indem der Dampf hier den Kolben nach abwärts treibt, wirkt auch gleichzeitig wieder
der in dem Kanäle Q zuströmende Kesseldampf auf den
Hochdruckkolben. Bevor der Niederdruckkolben seine untere Endstellung erreicht hat,
strömt der Dampf durch den Kanalschieber wieder unter diesen Kolben und entweicht
schliesslich durch den Kanal und die Ausströmöffnung E
ins Freie bezieh. einen Condensator. Da der Dampf nur auf die oberen Flächen der
Kolben treibend wirkt, werden Stösse in Folge lockerer Verbindungen an
Pleuelstangen, Excenter u. dgl. vermieden.
Bei der Simpson, Strickland und Kingdon in Dartmouth in
England unter Nr. 4039 vom 23. Februar 1893 patentirten Flachschiebersteuerung für
Verbundmaschinen mit hinter einander liegenden Cylindern regelt ein einziger
Schieber die Dampfvertheilung beider Cylinder.
Derselbe besitzt nach der Industries and Iron vom 30.
Juni 1893 entnommenen Abbildung (Fig. 14) in seiner
Gleitfläche eine breite Oeffnung B für die Kanäle C und C1 des Hochdruckcylinders und steht durch den
Durchlasskanal D im Schieber mit den Kanälen E und E1 des Niederdruckcylinders in Verbindung.
Frischdampf strömt durch die Oeffnung F in den
Schieberkasten und tritt zunächst durch den Kanal C
oder C1 in den
Hochdruckcylinder, von da behufs nochmaliger Arbeitsverrichtung durch den
Schieberkanal D in den Niederdruckcylinder und nachdem
durch die Oeffnung G in letzterem sowie die
Ausströmöffnung H des Schiebers ins Freie.
Textabbildung Bd. 293, S. 31Flachschiebersteuerung von Simpson, Strickland und Kingdon. Um eine Stopfbüchse zur Führung der durchgehenden Kolbenstange J in der die beiden Cylinder trennenden Zwischenwand
J1 zu vermeiden,
sind auf dem im Hochdruckcylinder liegenden Theil derselben Nuten eingedreht und es
ist die Zwischenwand J in der Mitte derart verstärkt,
dass behufs hinreichender Dichtung stets wenigstens drei Ringe der Kolbenstange in
diesen Führungstheil zu liegen kommen. Fig. 15 veranschaulicht
die Anordnung bei Benutzung eines entlasteten Kolbenschiebers an Stelle des
Flachschiebers.
Textabbildung Bd. 293, S. 31Steuerung von Llewellyn und Bate. Füllungsänderungen, sowie augenblickliches Oeffnen und Schliessen der
Einströmkanäle im Cylinder bei Steuerungen mit nur einem einzigen Flachschieber
erreichen Llewellyn und Bate in Redditch,
Worcestershire, durch die Fig. 16 und 17 ersichtliche Anordnung des Steuerungsmechanismus.
Die Schieberstange A ist mit einem Schlitz versehen, in
welchem der eine Arm des um einen festen Bolzen drehbaren Winkelhebels B eingreift, dessen anderer Arm mit einer hin und her gehenden
Stange C verbunden ist. Die Bewegungsübertragung auf
die Stange C erfolgt mit Hilfe zweier auf der
Kurbelwelle befestigten Daumenscheiben DE mit
vorstehenden Flächen FG verschiedener Gestalt, durch
welche die Bewegung des Schiebers je nach Erforderniss geregelt wird.
Am hinteren Ende der Stange C befindet sich eine Rolle
H, welche durch die Daumenscheiben bethätigt wird
und bei einer Längsverschiebung auf der Stange C früher
oder später mit den vorstehenden Flächen der Daumenscheiben in Berührung kommt. Die
Längsverschiebung der Rolle wird durch Verbindung derselben mit dem Regulator J1 durch eine Stange
J erreicht und ihre jedesmalige Lage demnach durch
die Geschwindigkeit der Maschine bestimmt.
Textabbildung Bd. 293, S. 32Fig. 18.Steuerung von Hartig. Die Fig. 18 dargestellte Steuerung von J. Hartig in Dresden (D. R. P. Nr. 69912) vereinigt die
Vorzüge der einfachen Schiebersteuerung mit denen der Doppelschiebersteuerungen; sie
besteht aus einem entlasteten Trick'schen
Kanalschieber, der mit zwei in einem Stück gegossenen Hülsen hh1 fest verbunden ist, in denen zwei von
Excentern aa1 bewegte
Kolbenschieber cc1
gleiten, während in einer rechteckigen Erweiterung derselben senkrecht zur
Längsachse Kuppelungsklinken de und d1e1 liegen, welche
mittels Federdruck in entsprechende Aussparungen der Kolbenschieber eingreifen und
damit die Kuppelung schliessen. Die Auslösung der Kuppelung erfolgt dadurch, dass
die unteren Enden der Klinken bei ihrer Bewegung auf Vorsprünge von Gleitbahnen n bezieh. n1 stossen.
Die Arbeitsweise der Steuerung ist folgende:
Durch Drehung der Hauptkurbel in der Fig. 18
ersichtlichen Pfeilrichtung wird zunächst durch das feste Excenter a der Kanal b im Cylinder
frei gelegt und danach die Klinke cd durch die
Gleitbahn n ausgelöst. Der Schieber b1 bleibt nun so lange
stehen, bis je nach Grösse des verlangten Füllungsgrades das vom Regulator mittels
Parallelkurbeln ii1
stellbare Excenter a1,
dessen Kolbenschieber c1 sich bisher lose in h1 verschob, den Kanal b
früher oder später wieder schliesst; nach Abschluss von b wird auch die Klinke d1e1 durch die Gleitbahn n1 ausgelöst.
Eine Verkleinerung des Excenterwinkels a vergrössert die
Füllung bis zu ihrem grössten Werthe für α = 0.
Da der Kanalschluss bei jeder Füllung dann erfolgt, wenn das Excenter a1 annähernd seine
grösste Wagerechtgeschwindigkeit entwickelt, wird die Drosselung des Dampfes nur
verhältnissmässig kurze Zeit andauern.
Die Steuerung eignet sich namentlich zur Füllungsänderung bei schweren, langsam
gehenden Maschinen (Wasserhaltungsmaschinen u. dgl.).
Um die Einwirkung des Regulators vom Schieberdrucke unabhängig zu machen, hat A. Guhrauer die Fig. 19
in ihren Haupttheilen ersichtliche zwangläufige Schleppschiebersteuerung, aus
dem Vertheilungsschieber A, zwei schwingenden
Expansionsschiebern und zwei durch Schnecken n
verstellbaren Anschlagplatten h und h1 bestehend,
construirt. Die Einlasskanäle b des Grundschiebers
verzweigen sich nach Mittheilungen im Praktischen
Maschinenconstructeur in drei Kanäle c in
Mulden am Rücken des Vertheilungsschiebers, in denen die entsprechend ausgebildeten
Expansionsschieber d und d1 liegen, welche, da sie um Achsen e bezieh. e1 des Vertheilungsschiebers drehbar, an der Bewegung
des letzteren theilnehmen. Die Achsen ee1 gehen in der Mitte in eigenthümlich geformte Hebel
ii1 über und sind
mit Flügeln hh bezieh. h1h1 versehen.
Textabbildung Bd. 293, S. 32Fig. 19.Guhrauer's Schleppschiebersteuerung. Diese Flügel sind mit Stahlplatten armirt und bilden Anschläge für
oberhalb an der Führung K gleitende Mitnehmer ll1, welche an ihrer
unteren Seite mit den Zähnen mm1 versehen sind. An der oberen Seite der Mitnehmer
befinden sich schraubenförmige Vertiefungen, in welche die durch ein besonderes
Expansionsexcenter bewegten rechts- und linksgängigen Schnecken nn1 eingreifen.
Bewegt sich z.B. der Vertheilungsschieber von links nach rechts und nehmen wir der
Einfachheit wegen an, dass die Mitnehmer ll1 feststehen, so wird der Expansionsschieber d so lange mitgenommen, bis die Stahlkante o an den Zahn m anstösst.
Von diesem Augenblicke an beginnt die Verdrehung des Schiebers d um die Achse e, so dass
die Kanäle c geschlossen werden.
Sobald jedoch der Flügel h in die wagerechte Lage kommt,
die Kanäle c also bereits geschlossen sind, wird der
Zahn m über die Kante o
hinweggleiten und der Schieber stillstehen. Dasselbe wiederholt sich mit dem
Schieber d1, sobald die
Bewegung des Vertheilungsschiebers umkehrt.
Die Expansionsschieber führen demnach unterbrochene Bewegungen aus und es ist dem
Regulator damit in den Intervallen, in welchen der Zahn über den wagerecht stehenden
Flügel derselben hinweggleitet, Gelegenheit geboten, ohne Ueberwindung irgend
welcher Schieberreibungen die Mitnehmerplatten zu verstellen. Wie leicht
ersichtlich; wird durch die Stellung der Zähne mm1 der Mitnehmer der Beginn der Expansion bestimmt.
Lässt man die Mitnehmer feststehen, und durch den Regulator nur aus einander oder
zusammenstellen, so ist die Steuerung in ihrer Wirkungsweise der Farcot'schen Steuerung vollkommen analog; ertheilt man
aber den Mitnehmern eine eigene Bewegung durch ein besonderes Excenter, so erhält
man eine der Meyer'schen Steuerung in Bezug auf
Erzielung höherer Füllungsgrade gleichwerthige Steuerung, welche indess der ersteren
gegenüber den Vortheil aufweist, dass in Folge begrenzter Bewegung der
Expansionsschieber die zum Abschluss der Kanäle c nöthige Plattenlänge
nur gerade so gross zu sein braucht, dass die Kanäle auf jeder Seite 5 mm überdeckt
werden, während bei der Meyer-Steuerung diese Platten
viel länger ausfallen.
Textabbildung Bd. 293, S. 33Fig. 20.Druckausgleichung von Liberti. Um den Gegendruck auf der Ausströmseite der Kolben von einfach wirken den
Mehrcylindermaschinen durch einen entsprechenden Dampfdruck auf der anderen
Kolbenseite auszugleichen, schlägt A. Liberti in Neapel
nach Industries, auch Engineer vom 15. Januar 1892 die Fig. 20
ersichtliche Einrichtung vor. A ist ein Cylinder mit
Kolben B, Schieberkasten C, Muschelschieber D, zwei Kanälen EF für die Einströmung und einem Kanal G für die Ausströmung des Dampfes – alle Theile von
gewöhnlicher Construction. Der in dem Kanal E liegende
Pfropfen H hält, wenn die Maschine nur nach einer
Richtung ihre Bewegungen ausführt, also nicht umsteuerbar ist, den Durchgang des
Kanales E stets geschlossen, wenn sich dieselbe jedoch
vor- und rückwärts bewegen soll, ist der Pfropfen als drehbarer Hahnkegel
ausgebildet, so dass der Durchgang durch E je nach der
Richtung, in welcher die Maschine arbeitet, stattfinden oder unterbrochen werden
kann. Wenn eine nicht umsteuerbare einfachwirkende Maschine neu construirt werden
soll, empfiehlt es sich übrigens, nur einen Kanal, entweder E oder F, anzubringen. J ist ein zweiter Schieberkasten mit Schieber J1 für die Kanäle K, L und M: OO sind zwei
in den Kanälen L und M
liegende Hahnkegel, deren Spindeln durch die Cylinderwandungen treten und ebenso wie
die Spindel des Hahnes E entsprechend mit dem
Umsteuerungsmechanismus verbunden sind. Wenn der Hahn H
den Durchlasskanal E geschlossen hält, tritt Dampf
durch den geöffneten Kanal F gegen die untere Fläche
des Kolbens B und treibt denselben nach oben. Der
Schieber J1 bringt
während dieses Aufwärtshubes die Kanäle M und G mit einander in Verbindung, so dass der aus dem
oberen Cylinderende austretende Dampf durch das Ausströmrohr P in das Hauptrohr Q, welches auch mit der
Ausströmöffnung communicirt, entweicht, um von hier in den Schieber kästen des
nächsten Cylinders bezieh. einen Zwischenbehälter oder, wenn er zuletzt im
Niederdruckcylinder arbeitete, in die Atmosphäre oder einen Condensator zu
gelangen.
Wenn der Kolben seine höchste Stellung erreicht hat, bringt der Schieber D den Kanal F mit der
Ausströmöffnung G in Verbindung; der Schieber J1 bedeckt dann die
Ausströmöffnung K vollständig und legt die Oeffnungen
der Kanäle L und M frei,
so dass Dampf während des ganzen Abwärtshubes des Kolbens durch L, J und M nach dem oberen
Cylinderende strömen kann und dort auf der oberen Fläche des Kolbens B dem auf die untere Fläche desselben ausgeübten
Dampfdrucke entgegenwirkt. Wenn die Maschine ihre Bewegungen umkehren soll, wird
durch den Umsteuerungsmechanismus der Hahnkegel H
geöffnet, so dass Arbeitsdampf auch durch den Kanal E
in den Cylinder tritt; gleichzeitig werden die Hähne OO
derart gedreht, dass sie die Kanäle L und M schliessen, so dass die Maschine nun wie eine
gewöhnliche doppeltwirkende Maschine arbeitet und der nach jedem Auf- oder
Abwärtshub des Kolbens austretende Dampf in den Schieberkasten des nächsten
Cylinders bezieh. in die Atmosphäre oder einen Condensator entweichen kann.
Mittels der Steuerung von O. Jones in London (Englisches
Patent Nr. 19961) lässt sich die Geschwindigkeit einer Maschine regeln bezieh. das
Durchgehen derselben verhüten, indem die Verbindung des Cylinders mit den Ein- und
Ausströmrohren unterbrochen und die hin und her gehenden Kolbenbewegungen durch den
Widerstand des in der Maschine eingeschlossenen Dampfes, der abwechselnd von einem
Cylinderende nach dem anderen strömt, beeinflusst werden.
Textabbildung Bd. 293, S. 33Fig. 21.Steuerung von Jones. In der Engineer vom 15. Januar 1892
entnommenen Abbildung (Fig. 21) sind die
Einströmkanäle bb1 der
Cylinder aa1 durch je
einen Kanal d mit einander verbunden. In den Kanälen
bb1 liegen wieder
Hahnkegel, welche durch äussere Beeinflussung geschlossen werden können und damit
die Verbindung zwischen dem im Cylinder eingeschlossenen Dampf, sowie den Ein- und
Ausströmöffnungen aufheben. Die Hahnkegel sind so eingesetzt; dass, sobald die
Einströmkanäle geschlossen sind, eine Verbindung derselben bezieh. zwischen den
beiden Cylinderenden durch den Kanal d geschaffen wird,
so dass der in dem Cylinder eingeschlossene Dampf durch den Kolben abwechselnd in
jeder Richtung von einem Cylinderende nach dem anderen getrieben wird.
Inmitten des Kanales d ist noch ein Hahn f angeordnet, der passend mit einem von der Maschine
betriebenen Geschwindigkeitsregulator derart in Verbindung steht, dass z.B. bei
einem Anwachsen der Geschwindigkeit der Durchgangsquerschnitt des Kanales f verengt und damit dem durchströmenden Dampfe ein
entsprechend grösserer Widerstand entgegengesetzt wird.
Neuerdings hat O. Jones die in Rede stehende Steuerung
dahin verbessert, dass der Durchgangsquerschnitt für den in den Cylinder ein- und
austretenden Dampf je nach der Geschwindigkeit der Maschine ein veränderlicher wird,
ohne dass ein vollständiges Abschneiden der Dampfzufuhr stattfindet.
Die Industries and Iron vom 21. Juli 1893 entnommenen
Abbildungen (Fig. 22
und 23)
veranschaulichen diese durch englisches Patent Nr. 12 321 vom 2. Juli 1892
geschützte Erfindung in zwei verschiedenen Ausführungen.
In Fig. 22 sind die in
den Einströmkanälen des Cylinders liegenden Hahnkegel A
und A1 durch Hebel B und eine Stange C mit
einander verbunden und werden durch einen Wasser- oder Luftcylinder D entsprechend eingestellt; die Wirkung des letzteren
wird durch die Geschwindigkeit der Maschine oder die Höhe einer Wassersäule
geregelt. Ueberschreitet die Geschwindigkeit der Maschine eine gewisse Grenze, so
findet eine entsprechende Drehung der Hähne AA1 statt, und es wird in Folge theilweiser Verengung
der Durchgangsquerschnitte für den Dampf ein Durchgehen der Maschine verhütet.
Textabbildung Bd. 293, S. 34Jones' verbesserte Steuerung.Fig. 23 zeigt eine
ähnliche Anordnung, nur stehen die beiden Enden des Cylinders durch einen Kanal E mehr oder weniger in Verbindung, je nachdem eine
entsprechende Drehung der Hähne AA1 stattgefunden hat.
Textabbildung Bd. 293, S. 34Fig. 24.Schiebersteuerung von Laney. Die Schiebersteuerung von Thomas G. Laney in
Lima, Ohio, veranschaulicht Fig. 24. Der
Flachschieber a hat zwei Kanäle a1 und a2, und über demselben liegt ein Kolbenschieber, der
mit Bohrungen c und d
versehen ist, welche den Dampfzutritt aus dem Raum b in
den Raum vor und hinter dem Kolbenschieber vermitteln und, indem sie in den
ringförmigen Ansätzen g und g1 ausmünden, vom Schieber a abwechselnd verschlossen werden. Die Kolbenstange ist
mit einem seitlichen Arm c versehen, der sich mit einem
Auge in der Schieberstange f führt und mit Knaggen f1 auf der letzteren
zusammentrifft, so dass der Schieber a entsprechend
verschoben wird.
(Schluss folgt.)