Titel: | Die Hartlothe für Messing. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 65 |
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Die Hartlothe für Messing.
Von R. Schwirkus in
Charlottenburg.
(Mittheilung aus der
Physikalisch-technischen Reichsanstalt, Abth. II.Nach frdl. Einsendung der Direction der
Reichsanstalt.)
Die Hartlothe für Messing.
Veranlassung zu der vorliegenden Arbeit gab die bekannte Thatsache, dass die in den
mechanischen und verwandten Betrieben benutzten, käuflichen Hartlothe für Messing im
Allgemeinen zu schwerflüssig sind, während die leichter flüssigen sich in der Regel
spröde und wenig oder gar nicht hämmerbar zeigen. Die äusserst wenigen, allen
Anforderungen entsprechenden und daher allein wirklich brauchbaren Messinglothe sind
fast ganz unbekannt.
Die Schwerflüssigkeit der Hartlothe hat zur Folge gehabt, dass vielen derselben Zinn
zugesetzt wurde. Dadurch erreichte man allerdings eine Erniedrigung des
Schmelzpunktes, verdarb aber zugleich das Loth, da der Zinnzusatz je nach seiner
Grösse stets eine grössere oder geringere Sprödigkeit hervorrief.
Die von den verschiedenen Messingwerken hergestellten Messinghalbfabrikate haben
eigentlich nur die gelbe Farbe mit einander gemein; die Zusammensetzung der
Legirungen und damit auch deren Schmelzpunkte sind aber von einander so abweichend,
dass es nicht möglich ist, mit einem und demselben der jetzt käuflichen, hämmerbaren
Hartlothe alle Sorten Messing (den Guss mit eingerechnet) mit gleicher Sicherheit zu
löthen. – Dieser Umstand ist bisher wenig oder gar nicht in Betracht gezogen worden,
obwohl sich gerade hieraus die beim Hartlöthen von Messing herrschende und immer
weiter um sich greifende Unsicherheit herleiten lässt.
Die heutige Metallindustrie bringt freilich viele, tadellos hartgelöthete
Messinggegenstände auf den Markt, allein die bei ihrer Herstellung zur Anwendung
kommende Methode eignet sich nur für die Fabrikation im Grossen und kann für
mechanische Werkstätten nicht in Betracht kommen. Andererseits hat die heutige
Metallbearbeitungstechnik einen so hohen Grad der Vollkommenheit erreicht, dass
viele Gegenstände, die früher hartgelöthet werden mussten, jetzt aus dem Vollen
durch Ziehen, Pressen, Drücken u.s.w. hergestellt werden.
Wenn sich auch mit dem Wegfall von vielen Hartlöthungen naturgemäss der Grad der
Uebung und Erfahrung bei dem Einzelnen vermindern musste, so gibt dieser Umstand
dennoch keinen Grund, die so häufigen Misserfolge beim Hartlöthen von Messing allein
auf Rechnung der Ungeschicklichkeit zu setzen. – Die Versuchswerkstatt der
Physikalisch-technischen Reichsanstalt hat es sich deshalb zur Aufgabe gemacht,
diese Unsicherheiten aufzusuchen und wenn möglich zu beseitigen.
Um eine Basis für die Untersuchungen zu gewinnen, wurden alle Hartlothe, die in der
Literatur aufgefunden werden konnten und für Messing brauchbar erschienen, in
Betracht gezogen. Es waren dies 55; davon stellten sich bei Umrechnung auf Procente
14 als doppelt vorhanden heraus, während 5 von vorn herein wegen des sehr hohen
Zinngehaltes als zu spröde ausser Acht gelassen werden konnten. Zu den verbleibenden
36 Hartlöthen kommen noch 3 von den Ulmer Messingwerken bezogene mit unbekannter
Zusammensetzung, 2 nach Analyse und 14 Versuchsschmelzen, so dass im Ganzen 53
Hartlothe untersucht worden sind.
Die Untersuchungen erstreckten sich auf folgende Punkte:
1) Der Einfluss der Herstellungsmethode auf die Güte der
Hartlothe.
2) Die Schmelzbarkeit bezieh. das Fliessen der Hartlothe im
Feuer.
3) Bestimmung der Hämmerbarkeit bezieh. Bruchfestigkeit.
4) Anwendung der Hartlothe auf verschiedene
Messingsorten.
5) Erniedrigung des Schmelzpunktes mit Erhaltung bezieh.
Erhöhung der Hämmerbarkeit.
6) Der Einfluss des Zinnzusatzes auf die Hämmerbarkeit der
Hartlothe.
1. Der Einfluss der
Herstellungsmethode auf die Güte der Hartlothe.
Die Hartlothe für Messing bestehen im Wesentlichen aus Kupfer und Zink. Entweder wird
die Legirung beider Metalle allein als Loth benutzt, oder es werden noch Zusätze von
anderen Metallen gemacht, die theils die Zähigkeit erhöhen, theils den Schmelzpunkt
erniedrigen sollen. Zur Herstellung der Hartlothe schmilzt man nach dem
althergebrachten, aber noch heut angewandten Verfahren zunächst das schwerstflüssige
Metall, das Kupfer, dem dann die leichter schmelzenden zugesetzt werden. Bei dieser
Art der Lothbereitung entsteht aber immer ein grösserer oder geringerer Zinkverlust,
da das Zink die Eigenschaft besitzt, schon bei einer Temperatur von etwa 900° C. zu
verdampfen bezieh. zu verbrennen. Hierdurch wird der Schmelzpunkt des Lothes je nach
der Grösse des Materialverlustes mehr oder weniger gehoben. – Beim einfachen
Messingformguss schadet letzterer Umstand weniger, während es gerade bei einem
Hartloth ganz besonders darauf ankommt, den einmal als richtig erkannten
Schmelzpunkt auch für spätere Fälle mit der gleichen Sicherheit immer wieder zu
erhalten.
In der Praxis entzieht sich der Verlust an Zink jeder Controle, weshalb die Lothe,
welche etwa nach Analysen oder sonstigen Anweisungen hergestellt werden, in ihrer
Zusammensetzung den wirklichen Angaben nicht entsprechen. Die Verminderung des Zinks
ist namentlich bei kleineren Quantitäten des Schmelzgutes mit hohem Kupfergehalt
sehr gross, der Verlust kann hierbei bis ¼ der ganzen Zinkmenge betragen. Die
vielfach zur Lothbereitung empfohlene Benutzung von Messing an Stelle des
schwerflüssigen Kupfers vermindert den Zinkverlust keineswegs, da hierbei je nach
Art des einzuschmelzenden Materials grössere oder geringere Oxydation eintritt;
zudem verbrennt auch das in Messing befindliche Zink wegen der hohen Erwärmung
selbst sehr leicht. Schliesslich kommt noch der eingangs erwähnte Uebelstand der
verschiedenen Zusammensetzung des Messings hinzu, so dass diese Art der Herstellung
immer ungleiches Hartloth liefern wird.
Es kommt häufiger vor, dass an einem und demselben Arbeitsstück mehrere Hartlöthungen
zu verschiedener Zeit ausgeführt werden müssen. Um nun die vorangehenden Löthungen
nicht zu gefährden, benutzt man für die nachfolgenden immer leichter flüssige Lothe.
Der Unterschied des Zinkgehaltes in den einzelnen Sorten einer solchen Reihe beträgt
nur etwa 5 Proc., es ist demnach leicht ersichtlich, dass der Zinkverlust bei der
Herstellung von grosser Bedeutung für solche Lothe ist, die speciell für Messing
bestimmt sind.
Die erwähnte Eigenschaft des Zinks brachte auch für die Versuche anfangs grosse
Schwierigkeiten, da bei jedem einzelnen der zu untersuchenden Hartlothe die Menge
des Schmelzgutes nur 400 g betrug. Es gelang indessen bald, ein Verfahren zu
finden, bei dessen Anwendung der Zinkverlust auf das geringste Maass
beschränkt, bei geschickter Handhabung sogar gänzlich vermieden wird. Der
wesentliche Unterschied desselben gegen das oben beschriebene besteht darin, dass
zuerst das Zink bei möglichst niedriger Temperatur geschmolzen und diesem die
schwerflüssigen Metalle zugefügt werden. Um dabei eine Legirung zu erzielen, müssen
die letzteren jedoch vorher besonders zubereitet werden.
Das Kupfer, reine zinnfreie Abfälle, wird für sich geschmolzen und danach in der
bekannten Weise des Giessens aus etwa 2 m Höhe durch einen dicht über Wasser
bewegten Reisigbesen granulirt. Nach erfolgtem Trocknen siebt man das Kupfer und
sammelt nur die Körner, welche durch ein Sieb von etwa 1,5 mm Maschenweite
hindurchgehen. Der gröbere Rest wird zu gleichem Zweck mit etwas Borax wieder
eingeschmolzen.
Die zur Lothbereitung abgewogene Menge des granulirten Kupfers vermischt man mit etwa
dem dritten Theil seines Volumens mit gestossenem Salmiak. Dieses Gemisch wird dem
möglichst reinen flüssigen Zink in Portionen unter Umrühren hinzugefügt, die nächste
Portion jedoch nicht früher, als bis die vorhergehende vollständig vom Zink
aufgelöst ist. Die Grösse der Portionen richtet sich nach der Menge des
Schmelzgutes. – Nach und nach muss dabei die Temperatur gesteigert werden, ein
Verbrennen des Zinks tritt aber nur dann ein, wenn die Erhitzung unnöthiger Weise zu
hoch getrieben wird. Nach erfolgter Auflösung der letzten Portion des Kupfers wird
noch etwas Salmiak hinzugefügt, um so viel wie möglich von dem sich bildenden
Zinkoxyd zu reduciren, gut umgerührt und in der beschriebenen Weise ausgegossen,
getrocknet und gesiebt.
Leichtflüssige Metalle, die das Loth etwa enthalten soll, fügt man gleich anfangs dem
flüssigen Zink bei, während Silber in dünnes Blech gehämmert und in kleine Stücke
zerschnitten mit dem Kupfer zugesetzt wird. Die eingangs erwähnte verschiedene
Zusammensetzung des Handelsmessings empfiehlt seine Verwendung zur Hartlothbereitung
nicht, wenigstens nicht für Messinglothe. Soll trotzdem Messing an Stelle des
Kupfers angewandt werden, so wird es ebenso behandelt wie letzteres.
Soll das Hartloth eisenfrei sein, wie dies für manche Instrumente durchaus nothwendig
ist, so müssen die Materialien vor dem Einschmelzen auf Eisengehalt untersucht
werden, oder man verwendet, um sicher zu gehen, nur elektrolytisch dargestellte
Metalle. Die Schmelztiegel erhalten entweder einen Porzellaneinsatz, oder werden mit
eisenfreiem Thon ausgefüttert. Das flüssige Loth wird mit Stäben aus trockenem
harten Holz, oder bei kleinen Mengen mit langen Thonpfeifen umgerührt und nur in
Gefässe aus Chamotte oder Porzellan ausgegossen. Das Sortiren des Kornes geschieht
in Messingsieben. Ueberhaupt ist jede Berührung mit Eisen während der Herstellung
und Verarbeitung durchaus zu vermeiden.
Das Zusammenschmelzen von Zink und Kupfer in der erwähnten Weise ist unter
gutziehenden Abzügen auszuführen, da andernfalls die Salmiakdämpfe sehr lästig
werden. Das beste Material für die Schmelztiegel ist der GraphitthonBezugsquelle: Ludwig
Raum, Nürnberg..
2. Die Schmelzbarkeit der Hartlothe im
Feuer.
Im Allgemeinen wird die Schmelzbarkeit der Hartlothe rein äusserlich nach deren Farbe
geschätzt, die hellgelben gelten als schwerflüssig, die dunkleren als leichter und
die grauen als schnellflüssig. Diese Art der Schätzung führt aber zu Trugschlüssen,
da die Lothe bei zu starker Erwärmung während des Trocknens anlaufen und dunklere
Färbung erhalten. Wird Werth auf die äussere Farbe als Kennzeichen gelegt, so muss
das Trocknen bei niedriger Temperatur geschehen.
Die genaue Kenntniss des Schmelzpunktes eines Hartlothes
hat für die Praxis nur dann Werth, wenn gleichzeitig die Schmelztemperatur des zu
löthenden Materiales bekannt ist. Letzteres ist jedoch nie der Fall. Ausserdem kommt
noch der Umstand in Betracht, dass zum Löthen stets Borax als Flussmittel angewandt
werden muss, und dass die Hartlothe am Schmelzpunkt sich ganz verschieden verhalten.
Manche von ihnen fliessen träge, andere oxydiren sich stark und verzögern dadurch
das Fliessen. Für die Praxis ist allein der Zeitpunkt maassgebend, bei welchem das
Loth auseinander fliesst.
Es erschien daher zweckmässiger, die Zeit zu bestimmen,
welche unter sonst gleichen Verhältnissen vom Beginn der Erwärmung an bis zum
völligen Dünnflüssigwerden der bereits mit Borax vermischten Hartlothe verläuft. Aus
der Verschiedenheit der so gefundenen Zeitintervalle ergibt sich dann beim Vergleich
von selbst die leichtere oder schwerere Schmelzbarkeit. Diese Methode ist auch
deshalb vorzuziehen, weil sie der Verwendungsart der Hartlothe in der Praxis
entspricht.
Für diese Untersuchungen wurde als Wärmequelle eine Gasgebläseflamme benutzt,
deren Temperatur mit Anwendung empfindlicher Druckregulatoren ausreichend constant
gehalten werden konnte. Die Hartlothe wurden zu je 0,5 g abgewogen und diese Menge
mit 0,3 g gestossenem Borax und zwei Tropfen Wasser vermischt. Als Schmelzgefässe
dienten kleine, mit Stiel versehene flache Tiegelchen von 12 mm Durchmesser, die
alle in gleicher Grösse mittels eines besonders angefertigten Werkzeuges aus ein und
derselben Tafel von 0,75 mm starkem Kupferblech hergestellt worden waren. Je fünf
solcher Tiegelchen nahmen zu gleichen Theilen das fertige Gemisch eines Lothes
auf.
Vor dem eigentlichen Niederschmelzen musste zunächst, dem Vorgang in der Praxis
entsprechend, das vorbereitete Loth soweit erwärmt werden, bis die letzte Spur der
stumpfen weissen Farbe des Borax eben im Vergehen begriffen war. Hierbei wurde die
Bemerkung gemacht, dass bei einer weiter fortgesetzten Erwärmung die späteren
Resultate unbrauchbar ausfielen, da alsdann schwerflüssige Lothe in der Flamme gar
nicht, und leichter flüssige viel später flössen. Dieser Umstand ist auf stärkere
Oxydation bei der neuen Erwärmung zurückzuführen. War das Tiegelchen nicht bis zu
jenem Punkt erwärmt worden, so entstanden später dadurch Fehler, dass das noch
nothwendige Vorschmelzen des Borax jedesmal einen mitunter erheblichen Zeitverlust
bedingte.
Erst nach völligem Erkalten wurden die Tiegelchen der Reihe nach alle in genau
gleicher, vorher festgestellter Höhe in die Flamme gebracht. Die letztere umspülte
die Tiegelchen wegen deren Kleinheit vollständig, so dass in der Ebene des Tiegels
die Temperatur der Flamme an allen Punkten die gleiche blieb. Die vom Moment der
Einbringung bis zum ersten Anfang des Fliessens verstreichende Zeit konnte mit Hilfe
eines Metronoms in halben Secunden ziemlich genau festgestellt werden. Bei
Schwankungen von 1,5 Secunden innerhalb einer Reihe wurden alle Versuche verworfen
und wiederholt. Abweichungen in solcher Höhe traten übrigens nur bei den
schwerstflüssigen Hartlothen auf, bei den leichtflüssigen dagegen waren dieselben
geringer, manchmal fehlten sie ganz. Die in den Zusammenstellungen unter
„Schmelzzeit“ angegebenen Zahlen sind daher immer das Mittel aus 5 bis
15, in einzelnen Fällen sogar 30 zu verschiedener Zeit ausgeführten
Einzelversuchen.
Die vorher erwähnte, durch zu hohes Erwärmen des Borax vor dem Schmelzen des
Hartlothes herbeigeführte Verzögerung des Fliessens tritt in der Praxis sehr häufig
auf, und zwar nicht nur bei schwerflüssigen, sondern auch vielfach bei
leichtflüssigen Hartlothen. Wenn man nämlich ein zum Lothen vorbereitetes
Messingstück längere Zeit in Rothglut bei nicht ausreichender Temperatur erhält, wie
dies bei ungeübten Arbeitern aus Furcht, das Messingstück zu verbrennen, öfter
geschieht, so fliesst der Borax, sobald seine Schmelztemperatur erreicht ist und man
ihm Zeit dazu lässt, von den Lothkörnern herab, die Kanten und Spitzen der letzteren
werden von der schützenden Decke befreit und fangen aufs Neue an, sich stark zu
oxydiren. Durch die neugebildete Oxydhaut wird aber das Zusammenfliessen des Lothes
verhindert, und bei dem Versuch, letzteres dennoch zum Schmelzen zu bringen,
verbrennt sehr häufig das Stück erst recht. Die Temperatur muss vielmehr von dem
Augenblick an, wo der Borax schmilzt, energisch gesteigert werden, damit das Loth
bis zum eintretenden Fluss von dem Flussmittel eingehüllt bleibt.
Grosse Stücke von Messing sind wegen der mit ihrer Masse verbundenen Wärmefortleitung
dem Verbrennen aus dem vorgenannten Grunde eher ausgesetzt als kleinere Gegenstände,
die ganz vom Feuer umgeben werden können. Deshalb muss gerade für Stücke von
grösserer Ausdehnung das Loth leichtflüssiger sein.
3. Bestimmung der Hämmerbarkeit
bezieh. Bruchfestigkeit.
Die Hämmerbarkeit wurde wiederum mit Anlehnung an die Praxis untersucht, da die
Prüfung der Zerreiss- oder Bruchfestigkeit dem Praktiker keinen Anhalt für die
Hämmerbarkeit bietetIn der Praxis belegt
man das hämmerbare Hartloth mit dem Ausdruck „Schlagloth“, während
das nicht hämmerbare als „Hartloth“ (hartes Loth) gilt. Gegen diese
Benennungen ist einzuwenden, dass sie wenig bezeichnend sind. In der
Literatur ist vielfach von „zinnhaltigen Schlaglothen“, „guten
Schlaglothen, nicht für Gürtler und Bronzearbeiter“ u.a.m. die Rede.
Diese Lothe sind aber gar nicht hämmerbar. Es erschien daher
zweckdienlicher, den Ausdruck „Schlagloth“ in der vorliegenden Arbeit
überhaupt fallen zu lassen.. – Am zweckmässigsten erschien es,
die Haltbarkeit an Rohren zu prüfen, die mittels der betreffenden Lothe aus Messing
bezieh. Kupfer hergestellt waren und alsdann einer allmählichen Ausweitung durch den
Schweifhammer unterworfen wurden. Diese Rohre wurden von je 100 mm Länge, 35 mm
Durchmesser und 1 mm Wandstärke aus ein und derselben Tafel Ulmer Messingblech
mit stumpf zusammenstossender Naht hergestellt. Erwiesen sich manche Lothe als zu
schwerflüssig, so wurden die Löthungen mit kupfernen Rohren von denselben
Dimensionen wiederholt. Schlechte Löthungen wurden ebenfalls verworfen und erneuert.
Die Löthungen sind alle ohne Anwendung einer Löthpistole mittels des Fochers im
Holzkohlenfeuer in ordnungsmässiger Weise ausgeführt worden.
Man begann bei je einem Rohre mittels eines geeigneten Schweifhammers das Metall an
einem Ende auf 7,5 mm Länge von innen heraus auszuschweifen, so dass dieses Stück
des Rohres einen rechtwinklig zu letzterem stehenden Flansch von 7,5 mm Breite
bildete. Bei dieser Bearbeitung wird das Loth am allerstärksten beansprucht, da es
nicht allein dem Hammer, sondern auch der durch das Hämmern entstehenden, auf
Zerreissen gerichteten Spannung Widerstand leisten muss. Riss die Naht gleich beim
Beginn des Hämmerns oder wenig später ein, so wurde das Loth zu den nicht genügend
hämmerbaren gerechnet und mit O bezeichnet. War
indessen die Naht am Ende der Operation noch nicht gesprungen, so wurde der Flansch
unter möglichster Schonung der Löthung abgeschnitten und eine neue Ausschweifung mit
10 mm Länge begonnen. Blieb auch hierbei die Löthnaht unverletzt, so wurde das
Verfahren wiederholt und zwar mit 12,5 mm, und, wenn dann noch nothwendig, mit immer
2,5 mm mehr, bis schliesslich die Naht einriss. Reichte das Rohr zu einer so
ausgedehnten Prüfung nicht aus, so wurden die Versuche an einem ganz gleichartigen,
mit demselben Hartlothe gelötheten Rohre fortgesetzt.
Es entstanden dadurch acht Stufen der Hämmerbarkeit, von denen jede immer eine um 2,5
mm grössere Beanspruchung der Löthung bedeutet, als die vorhergehende. Wenn die Naht
erst dann riss, wenn der Flansch bereits rechtwinklig stand, so wurde dieses Loth
noch der Stufe zugetheilt, welche der Breite der Ausschweifung entsprach, während
nur völlig unversehrt gebliebene Löthungen weiter geprüft worden sind. Wenn bei
Weiterprüfung die Naht bei etwa 45 bis 60 ° Abweichung von der Seitenlinie einriss,
so wurde dieses Loth, da seine Festigkeit grösser war, als der vorhergehende Flansch
erfordert hatte, zur Hälfte der nächsten Stufe zugetheilt. Nach dem Löthen
unterblieb selbstverständlich jedes neue Glühen der Rohre, da dies falsche Resultate
ergeben hätte. Zur besseren Uebersicht ist die Hämmerbarkeit in den betreffenden
Tafeln graphisch dargestellt.
Die ursprüngliche Absicht, die Prüfung der Bruchfestigkeit der nicht hämmerbaren
Hartlothe an stumpf zusammen gelötheten Messingstäben von 10 mm Durchmesser
vorzunehmen, musste fallen gelassen werden, da es trotz giosster Vorsicht nicht
gelang, völlig einwandfreie Löthungen herzustellen. Das Loth floss bei den Versuchen
in keinem einzigen Falle so tadellos durch die Löthfuge, wie dies für die
Bruchfestigkeitsbestimmung nöthig war; es blieben vielmehr immer freie Stellen auf
den Löthflächen, welche die Festigkeit sehr beeinträchtigten.
Es sind daher von den noch vorhandenen Resten der nicht hämmerbaren Hartlothe unter
Vermeidung jeglichen Zinkverlustes je zwei Stäbchen von 100 mm Länge und 10 mm
Durchmesser gegossen worden; dasselbe geschah, um einen Vergleich der Festigkeiten
zu ermöglichen, mit vier der weniger hämmerbaren Hartlothe, den Nr. 8, 17, 24 und
30. Jedes einzelne der Stäbchen wurde drei- bis viermal auf einem dazu geeigneten
Apparate zerbrochen. Die betreffenden Zahlen in Tafel 2 sind daher immer das Mittel
aus mindestens sechs Einzelversuchen. Das Hartloth Nr. 36 ist weggelassen worden,
weil während des Einschmelzens ein grosser Theil des Cadmiums aussinterte und durch
Oxydation verloren ging.
Die leicht- und schnellflüssigen Hartlothe sind für die Praxis nicht zu entbehren.
Sie werden speciell für solche Gegenstände gebraucht, die eine höhere Erwärmung
nicht vertragen, oder die nach erfolgter Löthung einer weiteren mechanischen
Bearbeitung nicht mehr unterworfen werden. Wenn auch von solchen Löthungen nur ein
geringes Maass von Festigkeit gefordert wird, so sollte man im Interesse der
Sicherheit damit doch nicht unter eine gewisse Grenze herabgehen. Praktische
Versuche haben gezeigt, dass nichthämmerbare Lothe, deren Bruchfestigkeit nicht
mindestens 2 k auf 1 qmm beträgt, überhaupt keine Verwendung mehr finden
sollten.
In mechanischen Werkstätten werden auch die besseren der nicht hämmerbaren Hartlothe
nur sehr selten angewandt; hier hat man sich längst in richtiger Erkenntniss der
Gefahr dem sogen. Silberloth (mit 62 Proc. Feinsilber) zugewandt, obwohl dasselbe
erheblich theurer ist und noch nicht die geforderte Sicherheit in Bezug auf
Haltbarkeit bietet, wie die Hämmerbarkeitsziffer 2 von Nr. 46 in Tafel 3
beweist.
4. Anwendung der Hartlothe auf
verschiedene Messingsorten.
Um festzustellen, ob die Zusammensetzung des Handelsmessings wirklich von so
einschneidender Bedeutung für die
Tabelle 1.
Marke
Nr. 1.87 Th. Messing13 „ Zink
Nr. 2.81 Th. Messing19 „ Zink
Nr. 3.77 Th. Messing23 „ Zink
Nr. 10.61 Th. Kupfer39 „ Zink
Nr. 11.56 Th. Kupfer44 „ Zink
Nr. 12.51 Th. Kupfer49 „ Zink
Nr. 13.46 Th. Kupfer54 „ Zink
Schmelz-zeit.
16,2
15
14,8
19,2
19
15,6
14,8
Neue Berliner Messingwerke
16,8
Verbrannt
An derGrenze
Gut
Verbrannt
Verbrannt
Verbrannt
Gut
Englisches Messing (Jens Müller Söhne,
Hamburg)
17,2
Verbrannt
An derGrenze
Gut
Verbrannt
Verbrannt
An derGrenze
Gut
Basse und Selve, Altena
17,6
Verbrannt
An derGrenze
Gut
Verbrannt
Verbrannt
An derGrenze
Gut
K. und G. Schmoele, Menden
18,8
Verbrannt
An derGrenze
Gut
Verbrannt
Verbrannt
An derGrenze
Gut
Elbinger Messingwerke
18,8
An derGrenze
Gut
Gut
Verbrannt
Verbrannt
An derGrenze
Gut
Julius August Erbsloeh, Barmen
19,4
An derGrenze
Gut
Gut
Verbrannt
Verbrannt
An derGrenze
Gut
Ulmer Messingwerke (Max Kochius, Berlin S.)
21
An derGrenze
Gut
Gut
Verbrannt
Verbrannt
An derGrenze
Gut
Dürener Messingwerke
22,6
Gut
Gut
Gut
An derGrenze
An derGrenze
An derGrenze
Gut
Sächsische Messingwerke,
Auer- hammer
23
Gut
Gut
Gut
An derGrenze
An derGrenze
An derGrenze
Gut
Hartlöthtechnik ist, wurden neun verschiedene, gewöhnliche
Messingsorten der Löthprobe unterworfen; die Schmelzzeiten derselben sind der
Controle halber vorher bestimmt worden. Zur Anwendung kamen schwerflüssige Lothe mit
abnehmendem Kupfergehalt und zwar immer je ein Hartloth für alle neun Messingsorten.
Nr. 1 bis 3 sind Messing-Zink-Lothe, während 10 bis 13 aus Kupfer und Zink
hergestellt sind.
Die in Tabelle 1 angegebenen Resultate„An der
Grenze“ bedeutet, dass das Messing eine stärkere Erwärmung nicht
mehr ertragen hätte. entsprechen, wie vorauszusehen war, der
Verschiedenheit der ermittelten Schmelzzeiten. Es zeigte sich Nr. 1 nur für zwei,
Nr. 2 nur für vier Messingsorten brauchbar. Erst Nr. 3 ergibt ein für alle
Messingsorten gleich günstiges Resultat. Der Erfolg wäre bei Benutzung des
leichtflüssigsten Messings zur Lothbereitung ein besserer gewesen, während umgekehrt
schwerflüssigeres Messing ein ungünstigeres Ergebniss geliefert hätte. Es kann
demnach ein Hartloth aus Messing und Zink nur aus dem zu löthenden Messing selbst in
richtigem Verhältniss bereitet werden. Grosse mechanische Werkstätten, die ihren
Bedarf an Messing und Hartloth stets von ein und derselben Fabrik beziehen, werden
daher, da das Hartloth von dem dort hergestellten Messing angefertigt wird, weniger
unter den allgemeinen Misständen zu leiden haben, obwohl die Klagen über ungenügende
Hartlothe für Messing auch von dort her zahlreich sind. Kleinere Werkstätten, die
weder den Ursprung ihres Messings, noch den des Hartlothes kennen, leiden unter den
Uebelständen sehr.
Nr. 10 und 11 sind für Messing jeder Art unverwendbar; Nr. 12 kann nur für sehr
schwer schmelzbares Messing, wie Dürener oder sächsisches, benutzt werden; erst Nr.
13 ist für alle Sorten gleich brauchbar. Trotzdem ist dasselbe doch noch so
schwerflüssig, dass man mit Rücksicht auf stets sichere Erfolge mit dem Kupfergehalt
noch weiter, etwa bis 33 oder 35 Proc., herabgehen muss. Ein solches Loth ist aber,
immer unter der Annahme, dass nicht nur Blech, sondern auch massive Stücke damit
gelöthet werden sollen, die später stark gehämmert oder gerichtet werden müssen,
nicht haltbar genug, wie dies in Tabelle 2 bei Nr. 14 aus der fehlenden
Hämmerbarkeit ersichtlich ist. Hartlothe mit 45 bis 50 Proc. Kupfergehalt haben für
weniger beanspruchte Löthungen genügende Festigkeit, sind aber im Allgemeinen zu
schwerflüssig.
Aus der Wirkung der Hartlothe Nr. 2 und 3 ist übrigens die scharfe Grenze des
zulässigen Kupfergehaltes deutlich ersichtlich. Nr. 2 enthält nur etwa 3 Proc.
Kupfer mehr als Nr. 3, und doch ist das erstere nur noch für die schwerflüssigsten
Messingsorten anwendbar.
(Fortsetzung folgt.)