Titel: | Vernickeln der Metalle. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 70 |
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Vernickeln der Metalle.
Vernickeln der Metalle.
Das Nickel hat bekanntlich allen atmosphärischen Einflüssen gegenüber eine grosse
Widerstandsfähigkeit und zeigt sich gegen schweflige Gase völlig indifferent. Es
wird daher vielfach als Ersatz für Silber, insbesondere bei
Haushaltungsgegenständen, Küchen- und Tafelgeräthen mit grossem Vortheil angewendet.
Dazu kommt noch die grössere Härte und vor allem die grosse Billigkeit des
Nickelmetalles dem Silber gegenüber, wodurch es letzteres als Ueberzug für andere
Metalle mehr und mehr in den Hintergrund gedrängt hat. Das Nickel deckt ferner, wie
kein anderes Metall, abgesehen vielleicht von Kupfer, sämmtliche bekannten Metalle
ausser Aluminium, und ist in Folge dessen sehr geeignet, aus verschiedenen
Metallstücken zusammengesetzten Gegenständen eine gleiche Färbung zu geben, so dass
das Nickelmetall in der heutigen Industrie eine sehr grosse Verwendung findet.
Nachfolgend geben wir nach dem Allg. Anz. für Berg-, Hütten- und
Maschinenindustrie einige Zusammensetzungen für
Nickelbäder, die bei geeigneter Behandlung alle gute Niederschläge geben, aber mehr
oder minder sorgfältige Behandlung bedürfen.
1) In 100 l Wasser 8 k schwefelsaures Nickeloxydulammon (Nickelammon) auflösen, die
Lösung durch Ammoniak schwach alkalisch machen, so dass sich rothes Lackmuspapier
darin bläut; darauf durchkochen, nach dem Erkalten filtriren und sodann so viel
Citronensäure zusetzen, dass blaues Lackmuspapier eine leicht röthliche Färbung
zeigt.
2) Eine Badflüssigkeit für galvanoplastische Abzüge besteht aus 5 k durch Ammoniak
neutralisirtem Nickelsulfat, 3,75 k weinsaurem Ammoniak, 25 g Gallusgerbsäure
und so viel Wasser, dass 100 l Flüssigkeit entstehen. Der erhaltene Niederschlag
soll sehr gleichmässig und weiss sein und selbst bei grosser Stärke keine Rauheiten
zeigen. Das weinsaure Ammoniak erhält man, indem man zu Weinsteinsäure so lange
Salmiakgeist zusetzt, bis alle Säure gebunden und sich rothes oder blaues
Lackmuspapier in der Flüssigkeit nicht mehr verändert.
3) Ein sehr beständiges Bad soll das mit essigsaurem Nickel angefertigte sein; nach
der Vorschrift von Potts in Philadelphia soll es aus 2¾
Th. essigsaurem Nickeloxyd, 2½ Th. essigsaurem Kalk und 100 l Wasser bestehen, dem
noch 700 g flüssige Essigsäure von 1,047 spec. Gew. zugesetzt wird. Die Anfertigung
kann geschehen, indem man Nickelammon auflöst, das Nickel durch eine Lösung von
kohlensaurem Natron fällt, den Niederschlag auswäscht und denselben unter Erwärmung
in Essigsäure auflöst. Der essigsaure Kalk wird durch Auflösen von fein
pulverisirtem Wienerkalk in Essigsäure in warmem Zustande erhalten. Die fertige
Nickellösung wird vor dem Gebrauche filtrirt.
4) 5 k Nickelammon, 2 k schwefelsaures Ammoniak, 500 g Citronensäure und 100 l
Wasser. Durchkochen und Filtriren.
5) 8 k Nickelammon, 1 k Chlorammon und 500 g oxalsaurer Baryt auf 100 l Wasser. Auch
ohne Zusatz von oxalsaurem Baryt anwendbar.
6) 6 k Nickelammon, 3,5 k Chlorammon und 2,5 k schwefelsaures Ammoniak auf 100 l
Wasser.
7) Bad für Gusseisen, aber auch für alle anderen Metalle anwendbar. 5 k Nickelammon,
1 k schwefelsaures Ammoniak und 100 l Wasser.
8) 5 k Nickelammon und 2,5 k Borsäure auf 100 l Wasser.
Parwell hat durch langes Versuchen gefunden, dass der
Zusatz von Benzoesäure zu einem der Nickelsalze einen reinen weissen und
gleichmässigen Ueberzug hervorbringt, ob nun die Benzoesäure frei oder mit anderem
Salze verbunden in das Bad gelangt. Der Zusatz richtet sich wesentlich nach der
Zusammensetzung des Bades; er kann zwischen 1 bis 8 g auf das Liter
Nickelflüssigkeit betragen, darf dieses Quantum aber nicht übersteigen. Er empfiehlt
folgende Zusammensetzungen, nach denen gute Niederschläge zu erhalten sind:
1) 124 g Nickelsulfat, 93 g Nickelcitrat und 31 g Benzoesäure.
2) 62 g Nickelchlorür, 62 g Nickelcitrat, 62 g essigsaures Nickelsalz, 62 g
Nickelphosphat und 31 g Benzoesäure.
3) 93 g Nickelsulfat, 93 g Nickelcitrat, 31 g benzoësaures Nickelsalz und 8 g
Benzoësäure.
Ein in den meisten Metallwaarenfabriken gebräuchliches Bad, das leicht zu behandeln
ist und nie versagt, wird aus Nickelammon, Borsäure und Chlorammon zusammengesetzt.
Bäder mit Borsäure lassen einen harten Niederschlag fallen und decken glatte
Gegenstände sehr gut, lassen aber Vertiefungen unberührt. Gibt man diesen Bädern
aber einen Zusatz von Chlornatrium, so werden sie auch leichte Vertiefungen mit
Nickel überziehen und man erhält einen ziemlich harten, gleichmässigen Ueberzug. Die
Zusammensetzung eines solchen Bades wird durch Auflösen von 5 k Nickelammon in 100 l
Wasser, Zufügen von
2,5 k Borsäure und 1,25 k Chlornatrium oder auch je 1,25 k Borsäure und Chlornatrium
erhalten. Die Flüssigkeit wird durchgekocht, mit Citronensäure angesäuert, durch
Salmiakgeist oder kohlensaures Ammoniak neutralisirt und filtrirt.
Nachzutragen ist noch, dass durch die Benutzung von Chlornickel und Borsäure 5 : 2
oder 2 : 1 ein sehr leistungsfähiges Bad erhalten wird, welches jedoch für Eisen und
Stahl, wie alle Bäder, die Chlor enthalten, nicht geeignet ist, da nach den
gemachten Erfahrungen das Chlor ein Rosten des Grundmetalles befördert. Die
Verwendung von schwachen Säuren, wie Citronensäure, Benzoesäure, Weinsäure u.s.w.
ist für Eisenvernickelung vorzuziehen, kommt aber viel theuerer zu stehen und ist in
Folge dessen für die Massenvernickelung schlecht geeignet.