Titel: | Neuerungen an Wirkmaschinen. |
Autor: | Mz. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 121 |
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Neuerungen an Wirkmaschinen.
Mit Abbildungen.
Neuerungen an Wirkmaschinen.
Bei schlauchförmiger Ränderwaare, welche man in Theile zerschneidet und an
Jackenärmel, Hosen u.s.w. annäht, erhält jedes Ränderstück einen sogen. Doppelrand.
Dieser wurde bisher nur schmal, höchstens aus fünf Reihen bestehend, am
Rundränderstuhl durch eine selbsthätige Vorrichtung hergestellt, während man
beliebig breite Doppelränder nur an Stühlen mit indirect angetriebenen Nadeln durch
Verstellen der Schlosstheile mit der Hand erzeugen konnte.
Textabbildung Bd. 293, S. 121Roscher's Wirkstuhl zur Herstellung von Doppelrändern. Nach der Einrichtung, welche Albin Roscher in
Chemnitz durch D. R. P. Nr. 67005 vom 1. Juni 1892 sich hat schützen lassen, können
aber auf dem Rundränderstuhl mit direct angetriebenen Nadeln beliebig breite
Doppelränder selbsthätig hergestellt werden und ist die demselben zu Grunde liegende
Construction folgende (Fig.
1 bis 4):
Der Stuhl hat zwei Schlossysteme, von denen jedes aus dem Cylinderschloss für
die senkrecht stehenden Maschinennadeln und aus dem Schloss für die wagerecht
liegenden Stuhl- oder Rippnadeln besteht. Zum Zwecke der Herstellung eines beliebig
breiten Doppelrandes bringt jedes Schloss zunächst die Nadeln in die Fangstellung,
bei der die Maschen noch auf den zurückgeschlagenen Zungen derselben hängen, dann
werden die Maschen hinter diese gelegt, hierauf die Nadeln, nachdem sie den Faden
erfasst haben, abwärts bewegt und in der Abschlagstellung die neuen Maschen durch
die alten gezogen. In dem ausrückbaren Schloss N1 und M (Fig. 3 und 4) sind alle drei
Schlosstheile oder Excenter von einander getrennt und einzeln verschiebbar, in dem
ausrückbaren Schloss N und M1 ist aber nur das Abschlagexcenter
beweglich. Je ein ausrückbares Cylinderschloss M
arbeitet mit einem unausrückbaren Rippschloss M1 oder umgekehrt N mit
N1 zusammen. In den
Fig. 3 und 4 sind l4 und i4 die Fangexcenter,
m6 und k4 die Austreibexcenter
und h4 und n4 die
Abschlagexcenter. Beim Ausrücken des Schlosses, z.B. von M (Fig. 4),
werden Fang- und Austreibexcenter l4 und m6 niedergezogen, so dass die in der Richtung des
Pfeiles x ankommenden Cylindernadeln die Maschenbildung
verhindern. Wenn dann die an den Nadeln hängenden Maschen die Nadelzungen geöffnet
haben, wird das Austreibexcenter m6 in seine höchste Lage gebracht und die Nadeln
werden vollends herausbewegt. In gleicher Weise arbeitet auch das ausrückbare
Rippschloss N1 mit dem
Fangexcenter i4,
Austreibexcenter k4 und
Abschlagexcenter n4.
Die selbsthätige Verstellung dieser Schlosstheile wird von einer Steuerwelle D (Fig. 2) eingeleitet, auf
welcher eine Anzahl Excenter sitzen; diese Welle dreht sich nur, wenn ein Doppelrand
hergestellt werden soll, macht dann aber auch bloss eine Umdrehung. Diese Drehung
wird von einem auf ihr sitzenden Schneckenrad D5 bewirkt, welches in eine, auf einer quer dazu
liegenden Welle verschiebbaren Schnecke eingreift. Letztere sitzt lose auf ihrer
Welle, diese aber wird beständig mit dem Rundstuhl durch die Winkelräder D1D2 gedreht. Soll nun
die Steuerwelle D eine Umdrehung machen, so wird von
der Musterkette aus der Hebel g gehoben, von diesem
mittels der Zugstange g1 und des Winkelhebels g2 die Schiene g4 verschoben und durch deren Zapfen g5 die Klauenkuppelung
D4 mit den Klauen
der Schnecke in Eingriff gebracht.
Um nun zunächst eine Langreihe zu bilden, zieht die Hubscheibe h den Hebel h1 zurück und dreht mittels der Zugstange h2 den oberen
Schlossring h3 so weit,
dass die Nadeln in Folge des Herabgehens der Abschlagexcenter h4 (Fig. 4) eine längere
Maschenreihe bilden. Nach einer Umdrehung des Stuhles geht h3 und damit auch h4 wieder in die ursprüngliche Stellung
zurück und eine Reihe Ränderwaare wird gebildet. Bei dem nun erfolgenden Ausrücken
der Fang- und Austreibexcenter i4 und k4 wird ersteres durch Hubscheibe i, Hebel i1, Zugstange i2 und Kurbel i3 und letzteres durch Hubscheibe k, Hebel k1, Zugstange k2 und Kurbel k3 gedreht. Beim Cylinderschloss aber wird das
Fangexcenter l4 durch
Hubscheibe l, Hebel l1, Zugstange l2 und Winkelhebel l3 herabgedrückt, das Austreibexcenter m6 aber durch den
unteren, mit schrägem Schlitz versehenen Schlossring herabgetrieben, und geschieht
die Bewegung des letzteren durch Hubscheibe m, Hebel
m1, Zugstange m2, Hebel m3 und Zugstange m4 (Fig. 2).
Damit beim Arbeiten der Ränderwaare, weil hier nur jeder Faden auf einer Nadelreihe
verarbeitet wird, die Maschen nicht zu fest werden, verstellt man die
Abschlagexcenter im Cylinder- und Rippschloss und zwar bei ersterem wie bei der
Herstellung einer Langreihe, bei dem Rippschloss aber durch die Hubscheibe n mittels Hebel n1, Zugstange n2 und Kurbel n3 den Abschlag n4 (Fig. 2 und 3).
Textabbildung Bd. 293, S. 122Wever's Vorrichtung zum Durchschneiden der Plüschhenkel. Da die nur zum bequemeren Aufstossen der Maschen bestimmte erste Langreihe
a (Fig. 1) nicht zum
eigentlichen Doppelrand gehört, so wird zur Bildung derselben ein besonderer Knaggen
der Musterkette benutzt, dadurch der unabhängig von der Hubscheibe h arbeitende Arm h5 mittels des Armes h9 und der Hebel h7h8h1 gesenkt und hierdurch eine Drehung des oberen
Schlossringes bewirkt.
Die in dem französischen Rundstuhl von den Platinen coulirten langen Plüschhenkel
wurden zum Zwecke der Umwandelung der Schleifendecke in eine Faserdecke an den
äussersten Enden bisher auf einer Schermaschine abgeschnitten. Um dies rascher vor
sich gehen zu lassen und den sich dabei ergebenden Materialverlust zu vermeiden, hat
sich Fritz Wever in Chemnitz eine Einrichtung schützen lassen (D. R. P. Nr. 73161 vom 6. Juli 1893), mittels welcher jeder
Plüschhenkel von seiner Coulirplatine selbst durchschnitten wird (Fig. 5 bis 8).
Textabbildung Bd. 293, S. 122Terrot's Vorrichtung zum Auseinanderziehen der Plüschhenkel. Das hierzu verwendete, an der den langen Plüschhenkel b coulirenden Nase d
befindliche Schneidwerkzeug besteht entweder aus zwei unter einem spitzen Winkel
sich treffenden Messern 1, 2 (Fig. 6) oder aus einer
Schere 3 4 5 (Fig. 7 und 8). Die Messer
zerschneiden die langen Henkel beim Vorziehen der Platinen in dem Winkel 1 2. Bedient man sich aber einer Schere, so wird an
jeder Platine c1 ein
Winkelhebel fg drehbar befestigt; das Ende 5 des Armes f bildet das
eine, die Coulirnase 3 4 der Platine das andere
Scherenblatt. Werden nun die Platinen c1 in ihrer Führung vorgezogen, wobei zur Sicherung
hierfür die Mailleuse drei Scheiben m1m3m2 enthält, so stösst Hebel g gegen ein Stelleisen h und die Schere wird
geschlossen (Fig. 8).
Der Arm g stösst dann an ein zweites Stelleisen i (Fig. 5) und die Schere
öffnet sich wieder. Hierbei tritt Hebel fg weder
zwischen die Stuhlnadeln, noch in den Schlitz der Führungsscheibe m2 mit ein; letztere
ist überdies noch nach aussen radial geschlitzt, so dass sich die Platinen noch ein
Stück aus ihr herausbewegen können und die Schere sich an dieser Stelle schliessen
kann.
C. Terrot in Cannstatt (Württemberg) hat sich an
französischen Rundstühlen eine Einrichtung (D. R. P. Nr. 74817 vom 20. October 1893)
schützen lassen, welche bezweckt, bei der Herstellung von Plüschwaare die langen
Plüschhenkel mittels der Platinen während des Coulirens aus einander zu ziehen, so
dass sie auf einen Stift aufgereiht werden können. Dadurch ist man in den Stand
gesetzt, diese Henkel einestheils während des Abschlagens so fest anzuziehen, dass
das bekannte Durchschlagen des Plüschfadens auf die rechte Seite der Waare vermieden
wird, anderentheils dieselben, ohne dass ein Abfall entsteht, mittels eines
Kreismessers aufzuschneiden und dadurch der Waare das Ansehen des geschorenen
Plüsches zu geben (Fig.
9 bis 13).
Das sichere Auffangen der Plüschhenkel durch den Stift qu erreicht man dadurch, dass man die Coulirplatine (Fig. 11 bis 13) oberhalb der
Coulirnase mit einem angebogenen Haken w oder mit einem
Ansatzstift versieht, welcher beim Zurückgehen der Platine die Henkel in der in Fig. 12 dargestellten
Weise aus einander zieht. Dabei läuft der Faden auf der einen Seite der Platine von
deren Coulirnase geradlinig zur Nadel, auf der anderen Seite aber wird er durch den
Haken w weiter herausgezogen, gleichsam abgebogen,
worauf sich die Henkel, da sich der Stuhl dreht, über den Stift qu schieben und von dem Stuhle während des Abschlagens
straff angezogen werden. Dieselben rücken dann auf dem Stift qu weiter und vor das rotirende kreisrunde Messer i (Fig. 9 und
10), welches sie
gegen den auf seiner hinteren Seite kantig geschliffenen Stift qu zerschneidet. Die Drehung von i erfolgt von dem zur Ertheilung der Bewegung an die
Mailleuse dienenden Zahnkranze aus, in den das Rad t
greift, mit welchem ein Zahnkranz s verbunden ist. Rad
t dreht sich um Bolzen o, der an dem an der oberen Tragscheibe befestigten Halter f sitzt; an letzterem befindet sich auch das Lager l für die kurze Welle m,
welche auf der einen Seite das in den Zahnkranz s
greifende Zahnrad r, auf der anderen Seite das
Kreismesser i trägt. Der Stift qu ist an einem über das Lager l geschobenen
Bügel n befestigt.
Textabbildung Bd. 293, S. 123Vorrichtung zum Sammeln von Nadelabfall von Kirkpatrick und Nelson. Einen Schlosscylinder für Rundwirkmaschinen, bei welchem der beim Arbeiten
sich bildende und in störender Weise sich ansammelnde Abfall an Nadeln und
Nadelfüssen von selbst aus der Maschine gelangen kann, haben sich Roger Kirkpatrick in Philadelphia (Staat Pennsylvanien,
Nordamerika) und Abercromby Anson Craven Nelson in
The Priory (Bicester Oxon, England) schützen lassen (D. R. P. Nr. 73430 vom 7.
Februar 1893), Fig. 14
bis 16.
Von diesen Figuren ist Fig.
15 ein Querschnitt nach xx, Fig, 16 ein
solcher nach yy in Fig. 14.
Zur Erreichung dieses Zweckes bedienen sich die Erfinder einer offenen Führung des
Nadelschlosses. Auf der Tischplatte a und der darauf
befestigten Unterlage b (Fig. 14) befinden sich
der obere Ring c und der untere Ring d des Schlosscylinders; beide werden durch die
Verbindungsplatten e zusammengehalten. Zwischen beiden
Ringen liegt die Führung h. Dieselbe besteht aus zwei
an den Ringen c und d
befestigten Stahlstangen f und g; diese sind breit genug, damit sie aussen an den Ringen befestigt werden
können, aber auch genügend Platz i (Fig. 16) lassen für die
an den Nadeln k befindlichen Füsse j.
Eine Lamb'sche Strickmaschine ohne die sonst
erforderlichen Schlosschieber und Riegel zum Oeffnen und Schliessen der Schlösser,
welche auf beliebige Reihenbreite Fangwaare, glatte Rundwaare, Rechts- und
Rechtswaare mit und ohne Noppen arbeiten kann, hat sich Otto
Albert Petschke in Chemnitz durch D. R. P. Nr. 70932 vom 4. März 1892
schützen lassen (Fig.
17 bis 26).
Textabbildung Bd. 293, S. 123Lamb'sche Strickmaschine von Petschke. Bekanntlich verarbeitet man bei der Herstellung von Fangwaare die
coulirten Schleifen nur auf der einen Nadelreihe n zu
Maschen, während die andere Reihe n1 nur ihre Henkel auffängt und dieselben mit ihren
alten Maschen zu Doppelmaschen vereinigt; bei dem nächsten Schlittenhube aber
verarbeitet man die coulirten Schleifen auf der Nadelreihe n1 zu Maschen, während die Reihe n die Henkel auffängt und diese zu Doppelmaschen
vereinigt (Fig. 24 und
25). Man erhält nun
die Doppelmaschen entweder dadurch, dass man die Nadeln nur so tief herabzieht, dass
die alten Maschen m noch auf den Nadeln hängen bleiben
und sich dann beim Heben der Nadeln mit den neuen Schleifen o zu Doppelmaschen vereinigen, oder indem man die Nadeln n (Fig. 25) nur so weit
hebt, dass die alten Maschen m noch auf den Zungen der
Nadeln hängen bleiben und die Haken der letzteren die neuen Schleifen o erfassen, so dass beim Senken der Nadeln die
Doppelmaschen om (Fig. 24) entstehen. Man
bedient sich mit Vortheil des letzteren Verfahrens, da die Fäden nicht so stark
angespannt werden und man lockeres Garn verarbeiten kann. Hierbei muss das
Mitteldreieck a des Schlosses (Fig. 20 und 21) die Nadeln bei einem
Ausschube nur bis in die Fangstellung und beim nächsten Ausschube in die höchste
Lage heben. Die vorliegende Erfindung ist nun aber nicht bloss hierzu sehr gut
geeignet, sondern auch zur Herstellung von glatter Rundwaare, weil sich das erwähnte
Dreieck zum Zwecke des Schliessens des Schlosses bis dicht an die Seitendreiecke
heranrücken lässt, was bei dieser Arbeit abwechselnd geschehen muss.
Zu dem Zwecke besteht nun das Mitteldreieck aus zwei Theilen a und b, von welchen der obere Theil b aus seiner Ebene heraus bis in die Schlossplatte k (Fig. 19) emporgezogen,
der andere Theil a aber, nachdem b in der eben angegebenen Weise entfernt worden ist, an
die Seitendreiecke ss (Fig. 22 und 23) bei a1 zum Schliessen des
Schlosses herangeschoben werden kann. Diese Bewegungen erfolgen selbsthätig während
des Ganges der Maschine auf folgende Weise:
Der obere Theil b trägt einen Bolzen e (Fig. 18 und 19) und hängt mit einem
verstärkten Theil desselben auf einem Schieberrahmen c,
dessen Erhöhung c1
unter diesen verstärkten Theil geschoben werden kann, so dass sich e und b heben, dass also
b in die Schlossplatte k emporgezogen wird. Ein um d1 drehbarer Hebel d
erfasst bei d3 den
Schieber c und trägt am anderen Ende bei d2 einen Stift, der in
den Schlitz einer Platte h1 (Fig. 20
bis 23) hineinreicht.
Letztere kann mit d verbunden oder davon entfernt
werden und sie ist deshalb drehbar an einem Schieber f
(Fig. 17 bis 20) gelagert, so dass
sie sich aus der Lage h1 in die h2
bringen lässt. Der Schieber f liegt in einer Nuth des
Gestellrahmens t (Fig. 17), in der er
durch Federn eingeklemmt ist und erst dann mit fortgezogen werden kann, wenn die
darauf wirkende Kraft die Reibung zwischen f und t überwindet.
Befinde sich das Schloss mit dem Schieber c, Hebel d und Schieber f (Fig. 18 bis 20) an der linken Seite
der Maschine und bewege sich nun der Schlitten, also das Schloss mit der
Schlossplatte k, Rahmen e
und Hebel d nach rechts, so wird der Schieber f durch die Reibung in t
zurückgehalten und vorläufig nicht an dieser Bewegung theilnehmen. Der mit seinem
Drehbolzen d1 auf der
Schlossplatte k befestigte Hebel d bewegt sich ebenfalls mit nach rechts, er wird sich
dabei, da sein Ende d2
in h1 hängen bleibt,
wenden und aus der Lage in Fig. 20 unten in die Lage Fig. 21 unten kommen und
dabei den Schieberrahmen c nach rechts verschieben, der
nun mit c1 die Spitze
des Mitteldreiecks in die Schlossplatte k emporhebt.
Das Schloss zieht, nachdem d gewendet worden ist, durch
diesen den Schieber f längs der Nadelreihe auch nach
rechts hin, so dass durch a die vorderen Nadeln bei
diesem Schübe nach rechts nur in die Fangstellung gehoben werden. Auf der hinteren
Seite (Fig. 20 oben)
war b zunächst emporgezogen worden; der daselbst
befindliche Hebel d veranlasst b, sich zu senken (Fig. 21 oben); beim Schübe nach rechts werden aber die hinteren Nadeln
durch a und b in die
höchste Lage gehoben und nun Maschen bilden. Wenn jetzt der Schlitten umkehrt,
so vollzieht sich wieder derselbe Vorgang, jedoch in umgekehrtem Sinne, und zwar
wird b in der vorderen Reihe gesenkt, in der hinteren
aber gehoben, und es werden in ersterer Maschen, in letzterer Doppelmaschen
gebildet.
Während der soeben beschriebenen Herstellung der Special-Fangwaare (nach Fig. 24 und 25) ist der untere Theil
a des Mitteldreiecks immer in seiner Lage
geblieben, derselbe muss aber, wenn man glatte Rundwaare arbeiten will, ebenfalls
und zwar in folgender Weise verschoben werden: In einer flachen Schiene z (Fig. 22 und 23), welche auf den in
die Schlossplatte k eingeschraubten Stiften x und y hin und her
geschoben werden kann, ist ein Stift. g2 befestigt, auf welchem sich eine Lasche g lose dreht. Letztere umfasst an ihrem anderen Ende
einen durch einen Langschlitz von k hindurchreichenden
Stift g3 des grossen
Dreiecks a. Bei einer Hin- und Her Verschiebung von z hebt sich nun a entweder
so weit, dass es an den beiden Seitendreiecken anliegt und dadurch das Schloss
schliesst, oder es gleitet abwärts und öffnet das Schloss. Eine gegabelte Platte h, die über den Stift g2 greift, vermittelt die Verschiebung von z und es ist diese Platte h in gleicher Weise wie die Gabelplatte h1 beweglich; beide sind am Schieber f befestigt.
Die Platte h ist während der oben beschriebenen
Erzeugung von Fangwaare in die Lage h2 (Fig. 17), also ausser
Eingriff mit g2 gerückt
worden. Beim Einrücken von h erfolgt bei jedem
Hubwechsel derselbe Vorgang zwischen h und z, wie oben zwischen h1 und d. Sei das
Schloss auf der linken Seite der Maschine angekommen (Fig. 22) und wieder nach
rechts hin verschoben, so wird die Schiene z, da f zunächst stehen und g2 an h hängen bleibt,
nach links bewegt und dadurch das Mitteldreieck bis dicht an die Seitendreiecke ss heranrücken (Fig. 23). Das Schloss
ist dabei durch das gleichzeitig von h1d emporgezogene Stück
b vollständig geschlossen worden. Auf der anderen
Seite der Maschine findet dasselbe, nur in umgekehrter Richtung statt.
Diese Einrichtung des Schlosses gestattet auch alle anderen Rechts- und Rechtswaaren
zu arbeiten, je nachdem die Mitnehmer h und h1 ein- oder ausgerückt
werden. Ebenso lassen sich in diesen Waaren auch Pressmuster zur Erzeugung sogen.
Noppen herstellen. In diesem Falle bildet die vordere Nadelreihe mit allen Nadeln
die Rechtsmaschen r (Fig. 26), in der
hinteren Nadelreihe aber arbeitet eine Nadel um die andere und macht die
Linksmaschen u. Indem nun in dieser hinteren Nadelreihe
nach einer Reihe u-Maschen auf vier Reihen 1 2 3 4 Doppelmaschen gebildet werden, erhält jede
Masche u vier Henkel. Dies erreicht man dadurch, dass
man in dem dazu gehörigen Schloss durch Ausrücken von h
und h1 den Schieber c so vorschiebt, dass b
emporgezogen wird und nun vier Reihen arbeitet. Nun zieht man c wieder zurück, senkt dadurch b, arbeitet die beiden Reihen 5 und 6, die in r und u Maschen erhalten, und rückt b abermals aus, so dass sich mit Reihe 1
dasselbe Spiel wiederholt. Die Erhöhungen oder Noppen werden hierbei durch die vier
Reihen langen Maschenstäbchen rr1 gebildet.
Eine theilweise Verstärkung von glatter Schlauchwaare lässt sich nach einer
Erfindung, die sich Otto Kemter in Schönau bei Chemnitz
durch D. R. P. Nr. 72145 vom 26. März 1893 hat schützen lassen, auf einer Lamb'schen Strickmaschine herstellen (Fig. 27 bis 35).
Soll hiernach eine Verstärkung der hohen Ferse c und der
Fussohle d (Fig. 27) gearbeitet
werden, so verwendet man eine Maschine mit vier Schlössern. Jedes Schlosssystem
besteht aus zwei Hebedreiecken f und f1 und drei
Senkdreiecken g, g1 und
g2 (Fig. 31), welche je nach
Bedarf ein- oder ausgerückt werden können. Das Wesen dieser Neuerung besteht darin,
dass der hierbei verwendete Verstärkungsfaden sich immer auf derselben Waarenhälfte
abwechselnd mit einem der beiden zur Herstellung des Waarenstückes dienenden
Hauptfäden verarbeitet; letztere werden bei jedem Hub des Schlittens bezüglich der
Nadelreihen vertauscht, so dass beide Waarenhälften an den Umkehrstellen durch
einfache Verkreuzung zusammenhängen. Hierzu dienen die oben erwähnten Schlösser,
welche versetzt gegen einander arbeiten und nach jedem Schlittenhub wechseln, und
von denen das vorangehende arbeitende Schloss stets den Hauptfaden des jeweilig
zuerst stehenden Fadenführers verstrickt, also dasselbe Schlossystem nach jedem
Schlittenhub den Fadenführer vertauscht; in Folge dessen wird der Verstärkungsfaden
von dem nachlaufenden Fadenführer erfasst und derjenigen Nadelreihe zugeführt,
welche zufolge der Schlosstellung zuletzt in Thätigkeit tritt.
Textabbildung Bd. 293, S. 125Kemter's Verstärkung glatter Schlauchwaare. Zu diesem Zweck befindet sich zur Bewegung der Fadenführer k und k1 für die zur Bildung der unverstärkten Waare
bestimmten Hauptfäden x und y auf jedem Schlossystem ein Mitnehmer h oder
h1 (Fig. 28). Diese
Mitnehmer sind so angeordnet, dass der Fadenführer k
mitgenommen wird, sobald dieser über dem hinteren linken Schloss, der Fadenführer
k1 aber, wenn
dieser über dem vorderen rechten Schloss steht (Fig. 32 und 33). Diese beiden
Fadenführer gehen also nicht neben einander vorbei. Bei jedem Schlittenhub bilden
nun sowohl die vorderen als auch die hinteren Nadeln eine Maschenreihe und es
verbinden sich diese Maschenreihen, wegen der wechselseitigen Zuführung der Fäden
x und y zu den
vorderen oder hinteren Nadeln, an den Enden zu einem Fadenkreuz (Fig. 34). Hier hängen
die Maschenstäbchen p1p2p3
an den vorderen Nadeln und q1q2q3 an den hinteren Nadeln; beide sind gleichzeitig
gebildet worden, es vertauschen aber, wie oben erwähnt, bei jedem Hubwechsel die
Fäden die Nadelreihen.
Textabbildung Bd. 293, S. 125Fig. 36.Flechtmaschine von Schmitz. Wenn nun eine Verstärkung der Waare erzielt werden soll, so wird, und zwar
unter Hinzunahme von zwei Fangfadenführern m und m1 (Fig. 32 und 33), noch ein dritter
Faden z verwendet. Jeder dieser Fangfadenführer besteht
aus einem winkelförmig gebogenen Blech und ist mit dem Austrittsröhrchen l des Hauptfadenführers verbunden (Fig. 29 und 30). Beide
Fangfadenführer wenden sich ihre offene Seite zu. Die beabsichtigte Verstärkung der
einen Hälfte des Waarenschlauches lässt sich nun dadurch erreichen, dass der
Verstärkungsfaden immer nur der einen Nadelreihe zugeführt wird, mögen sich die
Schlösser nach rechts oder links hin bewegen. Geht der Schlitten z.B. nach links und
arbeitet zuerst das vordere linke Schloss mit dem hinteren Fadenführer k (Fig. 32) und dann das
hintere rechte Schloss mit dem vorderen Fadenführer k1, so wird z, welcher von der letzten Masche nach dem oben befindlichen, nicht
gezeichneten Fadenhalter läuft, bei der Weiterbewegung des Schlittens von dem
vorangehenden Fadenführer m freigegeben, von dem
nachfolgenden m1 aber
wieder erfasst und der hinteren Nadelreihe zugeführt. Bewegt sich nun der Schlitten
nach rechts, so ändern sich die Schlosstellungen; zuerst arbeitet (Fig. 33) das vordere
rechte Schloss mit dem vorderen Fadenführer k1, hierauf das hintere linke Schloss mit dem
hinteren Fadenführer k. Der Verstärkungsfaden z verlässt wieder den Fadenführer m1, wird aber von dem
nachfolgenden Fadenführer m erfasst und ebenfalls der
hinteren Nadelreihe zugeführt. Soll die vordere Nadelreihe die Verstärkung der Waare
bewirken, so ist der gegenseitige Wechsel der arbeitenden Schlösser umzukehren. So
sind z.B. bei der Bewegung des Schlittens nach links (Fig. 32) die beiden
punktirt gezeichneten Dreiecke einzurücken; die Fadenführerstellung bleibt dabei
dieselbe. Fig. 35 zeigt
noch die durch die Fäden x und y gebildete Fadenverbindung nebst dem Verstärkungsfaden z auf der inneren Waarenfläche.
Neuerung an Flechtmaschinen. Zur Herstellung von
abwechselnd bandförmig und hohl geflochtener Litze, bei welcher die Waare zwischen
dem hohlen und flachen Geflecht eine regelmässige Uebergangsstelle zeigt, verwendet
Heinrich August Schmitz in Barmen nach seiner Erfindung (D. R. P. Nr. 71429 vom 31. März 1893) eine in der Flechtstelle angeordnete
scherenförmige Vorrichtung, deren gerade, stabförmige Blätter das im Schöllchen sich
bildende Rohr flach aus einander breiten, so dass gerade Kanten entstehen und da, wo
das flache Geflecht in das hohle wieder übergeht, die Ränder der flachen Litze
beiderseits so umschlagen, dass sie symmetrisch allmählich von dem Hohlgeflecht in
die Litze verlaufen.
Die Blätter oder Finger aa1 (Fig. 36) der hier angewendeten
Ausbreitschere sind um Bolzen oo1 drehbar angeordnet, nach unten in die Schenkel bb1 verlängert und
werden durch den Druck von Federn ff1 stets aus einander gedrückt. Die die Schenkel bb1 stützende Platte
p sitzt verschiebbar auf der Stange t, welche unten an den Gangplatten der Maschine
befestigt ist. Um das abwechselnd flache bandförmige und das hohle Flechtwerk zu
erzeugen, werden die Finger aa1, wenn mit den im Schöllchen zusammenlaufenden
Fäden hohles Geflecht hergestellt wird, von diesen eingeflochten und
zusammengezogen; letzteres bleibt dabei aber nicht vollkommen rund, sondern es wird
durch den von den Federn ausgeübten Druck flach gebreitet und gelangt schliesslich
in das Presswerk z. An der Uebergangsstelle des
Hohlgeflechts in die flache Litze bewegen sich die Finger nach und nach weiter aus
einander und legen die Ränder rr1 der Litze auf beiden Seiten gleichmässig um. Die
bei nn angebrachten Anschläge sichern ein bestimmtes
Oeffnen der Blätter.
Mz.