Titel: | Neuere Laufkrahne. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 131 |
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Neuere Laufkrahne.
Neuere Laufkrahne.
Bei keiner Krahngattung kommt der Betrieb mit elektrischer Kraft so vortheilhaft zur
Geltung, wie bei den Werkstättenlaufkrahnen.
Die nach Anlage und Unterhaltung theueren Laufkrahne mit Seilbetrieb verbrauchen auch
während der Arbeitspausen des Krahnes Betriebskraft, weil die Bereitstellung des
Kraftmittels nur im fortlaufenden Seil gegeben ist und dieses in. beständiger
Spannung erhalten bleibt.
Zudem sind bei grosser Seilgeschwindigkeit Schneckentriebwerke nicht zu vermeiden, zu
deren Umgehung man bei ermässigter Seilgeschwindigkeit Stirnräder anwendet.
Verhältnissmässig wenig Anklang haben die Laufkrahne mit Antrieb durch eine
vierkantige Längswelle gefunden und zwar aus dem Grunde, weil die Stützung einer
langen aus einem Stück bestehenden Welle mittels Kipplager doch unzulänglich ist,
und weil schliesslich eine lange unzureichend gelagerte, beständig fortlaufende
Welle, die noch durch die Uebertragungsmittel am Krahnträger einseitig beeinflusst
wird, nicht den vollkommenen Ausführungen zugezählt werden kann.
Laufkrahnen mit Druckwasserbetrieb sind wegen der schwierigen Zuleitung des
Presswassers nicht lebensfähig. Etwas günstiger würden sich Laufkrahnen mit
Luftkraftmaschinen stellen.
Laufdampfkrahne sind in geschlossenen Werkstätten nicht, wohl aber auf freien
Arbeitsplätzen vortheilhaft verwendbar.
Veraltet nach jeglicher Richtung sind grössere Laufkrahne mit oberem Handbetrieb,
während kleinere Krahne mit Handbetrieb von unten vorzügliche Dienste leisten
können.
In Bezug auf die Vertheilung der Triebwerke, welche zum Lastheben, zur Verlegung des
Lastgehänges und zum Bewegen des gesammten Krahnwagens dienen, unterscheidet man
Laufkrahne mit beweglicher und fester Winde.
Im letzten Fall ist die an einem kleinen, Katze genannten Wagen hängende Last auf der
Krahnbrücke verstellbar.
Alsdann sind sämmtliche Triebwerke auf einer Seite des Krahnträgers vereinigt und der
Führerstand so angeordnet, dass der Krahnführer die Arbeitsvorgänge im
Werkstellenraume übersehen und verfolgen kann. Dementsprechend muss er rasch und
sicher die gewünschten Krahnbewegungen nach Richtung und Stärke einleiten, was durch
selbständige Wendetriebwerke und Wechselgetriebe erhältlich wird. Auch wird es
wünschenswerth sein, zwei oder drei dieser Krahnbewegungen gleichzeitig
durchzuführen, niemals darf aber eine dieser Bewegungen durch eine andere
unbeabsichtigt beeinflusst oder veranlasst werden. Es darf beispielsweise während
des Lasthebens oder Lastsenkens eine Seitenbewegung der Laufkatze bei Laufkrahnen in
Montirungsräumen und Giessereien niemals zugelassen werden.
Auch wird in Giessereien ein Krahnbetrieb mittels Tragseile oder Gelenkgliederketten
einem solchen mit gewöhnlicher Kette aus dem Grunde jederzeit vorzuziehen sein, weil
nur durch die vorgenannten Aufhängemittel ein ruckfreier Betrieb gesichert
erscheint.
Die unerlässlichen Bedingungen eines Laufkrahnes sind daher: sichere Führung und
Einstellung der Last in lothrechter und wagerechter Richtung.
Wenn auch die bisher üblichen Lauf krahnausführungen die gestellten
Arbeitsbedingungen in mehr oder weniger vollkommener Weise erfüllen, so wird schon
der einfache Ersatz der mittels einer Seilleitung zugeführten Kraft durch eine
elektrische Kraftmaschine, welche auf der Krahnbrücke ihre Aufstellung findet, einen
Fortschritt bedeuten.
Zwar wird auch in diesem Fall eine gleich massige Kraftentnahme ebenso wenig wie bei
einer Seilleitung zu erreichen sein, und die hierbei nothwendige Einschaltung der
Widerstände in die Kraftzuleitung ebenso den Wirkungsgrad herabsetzen. Trotzdem wird
diese Betriebsweise mit elektrischen Kraftmaschinen gegenüber jener mit Seilbetrieb
in neuerer Zeit entschieden schon aus dem Grunde vorgezogen, weil in der
Arbeitspause doch der Strom abgestellt werden kann.
Das Ideal eines Laufkrahnes würde in der Anordnung selbständiger Kraftmaschinen für
jedes der drei Triebwerke, für die Krahnbewegung, für die Querbewegung der Laufkatze
und endlich für die Lasthebung bestehen, womit eine grosse Vereinfachung der
Triebwerke und der Steuerung verknüpft sein würde.
Doch ist diese Vereinfachung nur eine scheinbare, denn an Stelle der Räderwerke
und Wellen müssen die Mechanismen der elektrischen Maschinen in dreifacher Zahl in
Tausch genommen werden. Zudem wachsen bei kleinen Elektromotoren die nothwendigen
Uebersetzungen, welche wieder nur durch Schneckentriebwerke erhältlich sind, und
wenn auch diese Schneckentriebwerke bei sorgfältiger Ausführung weit besser als ihr
Ruf sind, so ist ihre Verwendung bei den Seiltriebkrahnen doch als ein Mangel
angesehen worden.
Nun kommt aber der fortwährende Wechsel zwischen An- und Abstellung der elektrischen
Maschinen hinzu, welche den Betrieb ebenso ungünstig wie bei den Maschinen der
Strassenbahnen stellen, wobei während der Anlauf- und Bremsvorgänge annähernd ein
ebenso starker Stromverbrauch wie während des Arbeitsganges herrscht.
J. Booth's 25 t-Laufkrahn mit Dampfbetrieb.
Ueber den Giessereihof der Carron Iron Works ist ein
Laufkrahn von 25 t Tragfähigkeit geführt, dessen fachwerksartige Brückenträger bei
2134 mm Höhe, 607 mm oberer Gurtbreite einen freien Hofraum mit 25,6 m überspannen.
Diese Brückenträger ruhen mittels Winkelstützen auf zwei verstrebten Wagenträgern,
deren Räder einen Radstand von 4,5 m besitzen. Bei dem nach den Entwürfen des
Carron-Werkdirectors David Cowan von J. Booth and Brothers in Rodley bei Leeds gebauten
Krahn ist nach Engineering, 1891 Bd. 52 * S. 274, der
Dampfkessel und die Dampfmaschine auf der fahrbaren Lastwinde aufgestellt, und
während das Triebwerk für die Querbewegung der Winde eine sehr einfache Anordnung
mittels Winkelräder erhält, muss das Triebwerk für die Fahrbewegung des Krahnwagens
von diesem Windwerk aus mittels einer Vierkantwelle auf die beiden Wagen übertragen
werden.
Zur Stützung dieser längs des Brückenträgers geführten Vierkantwelle sind Kipplager
vorhanden, die beim Durchgang der Dampfwinde mittels eines Stelldaumens umgeschlagen
werden, während Winkelwellen, die am Wendetriebwerk der Dampfmaschinenkurbelwelle
ihren Anschluss finden, zum Betrieb der Vierkantwelle dienen. Eigenartig ist die
Anordnung der Lasttrommel parallel und mittelachsig zur Krahnbrücke, in welcher zur
Hälfte links- und zur Hälfte rechtsgängige Schraubenrillen für die beiden
Stahldrahtseile eingeschnitten sind, deren freie Enden in fester Lage an dem
Windengestell sitzen, so dass trotz der Schräglage der beiden Wickelseile der
Flaschenzug streng die Mittellage einhält, dessen Haken auf einem Kugellager ruht,
so dass eine leichte Drehbarkeit der Rollengehänge des Krahnhakens vorhanden
ist.
Zum Lastheben ist ein zweifacher Geschwindigkeitswechsel durch Rädereinschaltung
vorgesehen, während der durch Wendetriebwerk abgeleitete Fahrbetrieb der Winde,
sowie der Fahrbetrieb des Krahns nur mit einfacher Geschwindigkeit zur Durchführung
gelangt.
W. Sellers' Laufkrahn für 50 t Tragkraft mit elektrischem
Betrieb.
Im Turbinenhaus der Cataract Construction Company,
Niagara Falls, N. Y., ist von William Sellers and Co.
in Philadelphia ein Laufkrahn für 50 t Tragfähigkeit; 18,3 m Spannweite und 50 m
Förderhöhe aufgestellt worden, der nach Engineering, 1893
Bd. 56 * S. 780, bemerkenswerte Einrichtungen besitzt.
Je nach der Lastgrösse erfolgt die Hebung mit 25, 50, 100 oder 200 mm secundlicher
Geschwindigkeit, die Querbewegung der Laufkatze mit 250 bezieh. 500 mm/Sec. und die
Fahrbewegung des Krahnwagens mit 500 bezieh. 1000 mm/Sec. Geschwindigkeit. Die Höchstlage
des Krahnhakens über Flur beträgt 7,3 m, die Höhe des Krahngleises 8,84; dessen
Schienen haben 127 mm Höhe und ein Gewicht von 42 k für das Längsmeter.
Auf den beiderseitigen Vollblechträgern sind neben dem inneren Schienenfuss
gusseiserne Zahnstangen von 50,8 m Theilung, 76 mm Breite in Theilstücken von 1524
mm Länge aufgeschraubt, mittels welcher die Fahrbewegung des Krahnwagens sicher
durchgeführt wird, so dass die Lage der Last auf der Krahnbrücke ohne Einfluss auf
diese Fahrbewegung bleibt.
Zwei 1524 mm hohe, 2236 mm abstehende Vollblechträger, welche durch Querverbindungen
und Seitenstreben entsprechend versteift sind, bilden die Krahnbrücke, welche von
vier 940 mm grossen, auf 152 mm starke Zapfen gekeilten Bordrädern mit nur 3048 mm
Radstand getragen wird.
Knapp über dem inneren Untergurt der Brückenträger sind an Seitenwinkeln die Gleise
für die Laufkatze angebracht; während an der linksseitigen Querverbindung Triebwerke
für die Laufkatzenbewegung untergebracht sind, trägt die rechtsseitige
Querverbindung die Gegenrollen für die Last- und Bewegungsseile.
Aussergewöhnlich und in der grossen Förderhöhe begründet ist die Anordnung der beiden
Windentrommeln in der Mitte über den Brückenträgern. Bei einem Achsenabstand von
annähernd 1820 mm besitzen diese beiden Seiltrommeln 1905 mm Länge und je zur Hälfte
rechts- und linksgängige Schraubenrillen für 28,6 mm starkes Stahldrahtseil, welches
bei 1220 mm Trommeldurchmesser bezieh. 3,83 m Umfang, bei einer Seilabwickelung von
100 m Länge für jede Trommel, entsprechend 50 m Förderhöhe, 26 Rillen voraussetzt,
während 28 an jeder Trommelhälfte vorhanden sind.
Durch Vermittelung eines Winkelradpaares von 1676 mm Durchmesser wird eine mittlere
Welle, deren 13zähniges Getriebe 76 mm Theilung hat, bethätigt, wodurch vermöge
zweier 1676 mm grosser 69zähniger Stirnräder diese Seiltrommeln nach gleicher
Richtung kreisen, so dass die daran befestigten Drahtseile sich gleichzeitig auf-
oder abwickeln. Eigenartig ist die Leitung dieser zwei mit ihren Enden an den
Trommeln befestigten Seile durchgeführt. Das von der rechten Trommel abgehende Seil
ist über eine Spannrolle geführt, geht über eine Rolle der Laufkatze unter die Rolle
des Hängewerkes nach der Seilrolle der Laufkatze zurück und wieder unter die Rolle
des Gehänges, über die Rolle der Katze, von welcher es über die Seitenrolle des
rechten Krahnwagens geleitet und von dieser nach der rechten Trommelhälfte
zurückgeführt wird.
Es sind hiernach acht tragende Seiltrüme vorhanden, so dass auf jedes eine
Höchstbelastung von 50 : 8 = 6,25 t entfällt, und bei 625 qmm Seilquerschnitt eine
Inanspruchnahme von 10 k/qmm angenommen ist, während das Verhältniss,
Seilrollendurchmesser zur Seildicke 1220 : 28,6 = 43 ausmacht.
Der Haupthaken von 114 mm oberer Halsstärke kann vermöge zweier gewölbter
Unterlegscheiben eine schwache Pendelbewegung ausführen und findet eine leicht
bewegliche Stützung durch 250 Stück 9,5 mm gleich grosser Stahlkugeln auf einem
Querstück von 355 mm Höhe, während eine Schutzkappe den Haken gegen das
Zurückweichen sichert. Symmetrisch zum Haken sind ausgebüchste Seilrollen von 1220
mm Durchmesser an 178 mm starken Seitenzapfen des Querstückes frei drehend
angebracht. Mittels eines 22,2 mm starken, an der Laufkatze endseitig verankerten
Drahtseils wird dieselbe von einer 607 mm grossen Seiltrommel und der mittleren
Seilscheibe, sowie der Leitrolle quer bewegt, indem je nach der Drehrichtung der
Trommel immer ein Seiltrum auf-, während das andere Seilstück abgewickelt wird. Zum
Betreiben dieser Trommel sind zwei Räderpaare an der linksseitigen Querverbindung
vorgesehen, ebenso wie durch eine abgesetzte Welle, an der vorderen
Brückenträgerseite lagernd, mittels Stirnradpaar die Zahnstangengetriebe für die
Fahrbewegung des Krahnwagens Bethätigung erhalten. Mit der an der linken Rückseite
des Brückenträgers angeordneten 45pferdigen elektrischen Kraftmaschine wird eine
Riemenscheibe und damit eine Welle mit zwei ausrückbaren Wechselgetrieben mit einer
Uebersetzung von je (1 : 2) und (1 : 1) für den langsamen und schnellen Gang
sämmtlicher Krahntriebwerke eingerichtet. Von dieser Welle wird unmittelbar ein Zug
von drei frei kreisenden gleich grossen, in gemeinschaftlichem Eingriff stehenden
Stirnrädern nach einem Drehsinn, und vermöge eines Zwischenrades ein zweiter Zug
gleicher Stirnräder nach entgegengesetzter Drehrichtung bethätigt.
Nun liegen diese mit Reibungskegel versehenen Stirnräder paarweise auf drei
parallelen Wellen, von denen die unterste zur Fahrbewegung des Krahnwagens, die
oberste zum Betriebe der Laufkatze, sowie endlich die mittlere zur Bethätigung der
Lastwinde dienen.
Um aber noch einen weiteren Wechsel in der Geschwindigkeit der Lasthebung zu
besitzen, ist noch ein Vorgelege mit doppeltem Rädersatz zwischen Antrieb und Winde
eingeschaltet, welche Uebersetzungen von (1 : 1) bezieh. (1 : 2) erhalten.
Endlich ist noch an der wagerechten Welle des Winkelgetriebes eine Weston'sche Lastscheibenbremse (vgl. D. p. J. 1890 278 * 547) und
eine selbsthätige Bandbremse zwischengeschaltet, so dass das Hochhalten der Last in
allen Fällen selbsthätig erfolgt, während zum Niederlassen der Last die Reibung in
der Scheibenbremse durch den rückläufigen Kraftbetrieb überwunden werden muss.
Sämmtliche Einrückungen der Wechsel- und Wendetriebwerke erfolgen durch Verschiebung
axialer Stangen in den entsprechenden Hohlwellen, an welche die Zahnkuppelungsmuffe
der Wechselgetriebe bezieh. die doppelten Reibungskegel der Wendegetriebe mit
Querkeil angeschlossen sind. Alle Umsteuerungen werden vom Führerstand aus durch
Handhebel besorgt, und indem für jedes der drei Wendetriebwerke je drei
Hebestellungen vorgesehen sind, können die beiden Hebel der zwei Wechseltriebwerke
nur zwei Stellungen durch Einschaltung von Spannungsfedern erhalten, so dass eine
Mittellage unbedingt ausgeschlossen ist.
Creusot's Laufkrahn mit elektrischem Betrieb und 150 t
Tragkraft.
Schneider et Cie. haben für das Stahlwerk Creusot einen Laufkrahn für 22,5 m Spannweite und von 150 t
Tragkraft gebaut, zu dessen Betrieb zwei Ganz'sche
Dynamos von zusammen 120 vorgesehen sind.
Nach Le Génie civil, 1893 Bd. 22 Nr. 20 * S. 318, sind
für die Lasthebung mit 150 bezieh. 50 und 30 t die secundlichen Geschwindigkeiten
von 15,5 mm, 42 mm und 60 mm vorgeschrieben, und während die zwangläufige
Niedergangsbewegung der Last mit 53 mm/Sec. und das freie Niederlassen der Last mit 16,6
bis 100 mm/Sec.
erfolgt, wird die Querbewegung der Laufkatze mit 133 mm/Sec. und die Fahrbewegung des
Krahnwagens mit 180 mm/Sec. mittels Räderwerke durchgeführt, wobei die elektrischen
Kraftmaschinen mit 420, die Antriebwelle aber mit 220 minutlichen Umdrehungen
umlaufen.
Bei 22,5 Spannweite beträgt die Verlegung der Laufkatze nur 15,6 m, während der Hub
des Rollengehänges 13,5 m ausmacht.
Die Krahnbrücke besteht aus zwei Fischbauchträgern von 1400 mm Mittelabstand, 1700 mm
Mittelhöhe und 800 mm Höhe an den Enden.