Titel: | Neuerungen im Bau der Turbinen mit Einschluss des Peltonrades. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 145 |
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Neuerungen im Bau der Turbinen mit
Einschluss des Peltonrades.
(Vorhergehender Bericht 1892 285 * 175. * 193.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen im Bau der Turbinen mit Einschluss des
Peltonrades.
Seit unserem letzten Berichte sind auf dem Gebiete des Turbinenbaues mehrere
bemerkenswerthe Neuerungen zu Tage getreten, und es scheint, dass die Anregung,
welche, von den Elektromotoren ausgehend, sich seit einigen Jahren geltend machte,
weitere Früchte bringt. Insbesondere sind es die Peltonräder, die sich anscheinend
einer grossen Verbreitung erfreuen. Da diese nach den Auseinandersetzungen Reuleaux' zu den Turbinen gehören, sollen sie auch hier
zur Erörterung kommen. Wir haben aus guten Gründen von einer Eintheilung nach
Klassen bei unserem Berichte abgesehen.
Doppelkranzturbine mit Beaufschlagung von unten zwecks Entlastung der senkrechten
Welle von Ganz und Co. in Budapest und Ratibor (D. R.
P. Nr. 65603 vom 12. December 1892). Alle axial beaufschlagten Turbinen mit
senkrechter Welle erzeugen einen senkrechten Druck auf die Schaufeln des Laufrades,
der um so grösser ist, je grösser der Reactionsgrad der Turbine ist. Dementsprechend
haben Girard- oder Grenzturbinen verhältnissmässig viel geringeren senkrechten Druck
auf die Laufradschaufeln als Jonval-Turbinen mit starker Reaction. Es wird nun bei
einer solchen Turbine mit senkrechter Welle und axialem Drucke die Entlastung der
Turbinenwelle in der Weise herbeigeführt, dass man das Wasser nicht von oben,
sondern von unten zuleitet, weil in diesem Falle das Wasser bestrebt ist, das
Laufrad zu heben, wodurch eine Entlastung der Auflagerung der Welle herbeigeführt
wird.
Für diese Art von Turbinen würde sich, wie oben gesagt, am besten das Jonval-System
eignen; es ist aber dabei zu berücksichtigen, dass dann eine Regulirung der Turbine
nicht erfolgen könnte, es müsste nämlich die Construction der Turbine derart gewählt
werden, dass der Axialdruck nur so gross ist, dass er das Gewicht der Welle sammt
der darauf befestigten Räder auszugleichen vermag; dann aber hätte die Turbine auch
immer mit voller Beaufschlagung zu laufen, weil sich bei der Regulirung die
Wassereinströmung vermindert, und die beabsichtigte Entlastung der Wellenlager dann
nicht vollständig erreicht würde.
Um die Regulirung bei derartigen Turbinen dennoch zu ermöglichen, ist eine
Doppelkranzturbine gewählt worden, deren einer Kranz als Turbine mit hohem
Reactionsgrad und folglich starkem Verticaldruck auf die Laufradschaufeln, etwa als
Jonval-Turbine, ausgeführt ist, während der andere Kranz etwa eine Girard- oder
Grenzturbine mit geringer Reaction, also geringem Axialdruck darstellt. Der
Jonval-Kranz ist immer voll beaufschlagt und wird so bestimmt, dass der Axialdruck
dabei nahezu gleich dem Gewichte der Welle und der darauf gekeilten Räder ist. Der
zweite Kranz kann einen Regulirungsapparat erhalten. Wenn dieser Regulirapparat auf
der unteren Fläche des Leitrades angebracht ist, so wird sein Gewicht der
nachtheiligen Pressung des Wassers auf die Schieberfläche entgegenwirken und somit
zur Entlastung des Schiebers beitragen.
Textabbildung Bd. 293, S. 145Doppelkranzturbine von Ganz und Co. Die Abbildungen Fig.
1 und 2 zeigen
eine solche axial beaufschlagte Doppelkranzturbine, und zwar ist der Leitapparat
derselben mit A bezeichnet. Oberhalb desselben befindet
sich das Laufrad B, welches auf der Turbinenwelle
aufgekeilt ist und mittels des eingelegten zweitheiligen Ringes C den senkrechten Druck auf die Turbinenwelle
überträgt. Der Leitapparat A wird mit einer Nabe D versehen, welche die Führungsbüchse E für das Wellenende trägt.
Durch das gekrümmte Rohr F führt man der Turbine das
Wasser zu, welches hierauf durch den Leitapparat A und
dann nach oben in das Laufrad B fliesst, dessen untere
Kante auf der Zeichnung bündig mit dem Unter Wasserspiegel vorgesehen ist. Nachdem
das Wasser das Laufrad verlassen hat, fliesst es dem Ablaufgraben zu. Die
Wassermengen, welche dem inneren und äusseren Kranze des Laufrades entströmen, haben
verschiedene Geschwindigkeiten, und, um Störungen zu vermeiden, ist die Mittelwand
k dieser Doppelkranzturbine schirmartig überragend und
nach aussen gekrümmt ausgeführt (Fig. 1), um das
ausströmende Wasser des inneren Kranzes über die Auslaufmengen des äusseren Kranzes
hinweg zu leiten. Dieselbe Wirkung kann man auch durch eine staffelförmige
Ueberhöhung des inneren Laufradkranzes gegen den äusseren erreichen (Fig. 2). Der Krümmer F (Fig. 1) hat einen Fuss
zum Tragen der Turbine, auch ist der innere Kranz des Leitrades (bezieh. die
Girard-Turbine), im vorliegenden Falle nach unten zu einem Sattel ausgebildet, auf
welchem ein Schieber mittels der Schnecke G und des
angegossenen Schneckenradsegmentes H bewegt wird;
jedoch ist auch jede andere Regulirung zulässig, indem es nur wesentlich ist, dass
der Girard-Kranz bezieh. derjenige Kranz, welcher den geringen Axialdruck bedingt,
mit verschiedener Beaufschlagung arbeitet und somit die Regulirung der ganzen
Turbine zulässt, ohne die gleichzeitig stattfindende Entlastung der Lagerung der
Turbinenwelle merkbar zu beeinflussen.
Textabbildung Bd. 293, S. 146Turbine von A. Riva. Die Doppelkranzturbinen können auch auf jede andere Art construirt werden,
Hauptsache ist, dass die Zuführung des Wassers von unten erfolgt, und dass die
Kränze der beiden Turbinen den oben bezeichneten beiden Bedingungen genügen.
Die Anordnung könnte auch so getroffen werden, dass der Jonval-Kranz nach innen und
der Girard- oder Grenzkranz nach aussen verlegt wird. Der Krümmer F hat gegen den Ablaufkanal zu einen
Verlängerungsstutzen, welcher durch eine Absperrvorrichtung I, bestehend aus Schieber, Klappe o. dgl., abgeschlossen ist. Der Stutzen
soll die Ausspülung des Krümmers und seine Befreiung von abgelagertem Schlamm unter
vollem Wasserdrucke bewirken.
Eine bemerkenswerthe, nach dem Plane von A. Riva in
Mailand gebaute Turbine befindet sich in Germagnano und betreibt dort eine
Papierfabrik. Ueber ihre Einrichtung macht Uhland's
praktischer Maschinenconstructeur, 1893 S. 62, nach L'Industria nachstehende Mittheilung:
Als eine Eigenthümlichkeit dieser Turbine ist zunächst der Oberwasserzapfen zu
nennen (Fig. 3a und
3b). Auf dem
Querträger d ruht der Lagerbock e, an welchem die hohle Welle a mittels des
Bolzens h und der Büchse f
hängt, während sie von dem zweitheiligen Halslager b
umfasst wird. Die Büchse f ist an einer Drehung im
Lagerbocke e verhindert. Der Bolzen h endigt unten in den Kopf i, welcher die Turbinenwelle nebst Laufrad trägt. Der der ganzen Länge
nach durchbohrte Bolzen h lässt sich mittels der
Muttern g senkrecht verschieben, um den richtigen Spalt
zwischen Leitrad und Laufrad hervorzubringen; sie wird dabei an der Drehung
gehindert. Auf dem Kopfe i ruht die ringförmige
Spurpfanne k, die ebenfalls an der Drehung gehindert
ist. Die Turbinenwelle ist am oberen Ende mit einer hohlen Kammer versehen, in
welche die Vorprünge n hineinragen. Die über den Bolzen
h geschobene Büchse m
lässt sich bayonnetartig durch Aussparungen o in die
Kammer einschieben, hier um 90° drehen und durch Schrauben p sichern. Zwischen ihr und der Spurpfanne k
ist eine zweite ringförmige Pfanne l eingeschaltet, und
an der ersteren durch einen Stift gegen Drehung gesichert. Sie dient als Zapfen und
dreht sich mit der Turbinenwelle. Das Oel fliesst aus der Büchse h an der Spitze durch die Bohrung des Bolzens in die
Kammer und steigt durch die Oeffnungen o an der Büchse
m vorbei in die Höhe, wobei Schmierung zwischen dem
Bolzen h und der Büchse, sowie zwischen den mit
radialen Nuthen versehenen Pfannen kl erfolgt. Ein
gekrümmtes Rohr r veranlasst das Oel zum
Herausfliessen. Unterhalb der Oelkammer ist die Turbinen welle mit vier Löchern c versehen, durch welche die Luft mit grosser
Geschwindigkeit hindurch fliesst und, bei den Löchern s
(Fig. 4a)
austretend, den Oeffnungen t des Laufrades zuströmt und
mit dem Wasser aus den letzteren entweicht. Durch diesen Luftstrom wird gleichzeitig
die Oelkammer gekühlt.
Die zweite Eigenthümlichkeit der Turbine betrifft die Einrichtung der Schützen und
Leiträder (Fig. 4a und
4b). Die Schütze
x ist nämlich völlig cylindrisch und an dem Umfange
mit den Oeffnungen für das Wasser versehen. Diese Oeffnungen befinden sich an der
einen Hälfte der Schütze nahe dem unteren Rande, dagegen sind sie an der anderen
Schützenhälfte so hoch angeordnet, dass ihre Unterkante sich etwas über der
Oberkante der anderen Oeffnungen befindet. Dementsprechend ist auch das Gehäuse w mit Oeffnungen an der inneren Fläche versehen, welche
in derselben Weise wie an der Schütze angeordnet sind. Wenn die Schütze so im
Gehäuse steht, dass ihre Oeffnungen mit denjenigen des letzteren übereinstimmen, so
ist die Turbine voll beaufschlagt. Dreht man die Schütze x mittels der Schnecke an der Spindel y
langsam um, so verschliesst sie nach einander immer je zwei gegenüberliegende
Oeffnungen, nämlich eine der unteren und eine der oberen Reihe. In dieser Weise wird
die Beaufschlagung dem Bedarfe gemäss geregelt oder auch die Turbine zur Ruhe
gesetzt.
Textabbildung Bd. 293, S. 147Axialturbinen von Bischoff. Das Gehäuse w ist den Oeffnungen entsprechend
aussen mit einem wulstförmigen Ansätze versehen, welcher in dem unteren Theile
cylindrisch ist und sich völlig an das runde Leitrad v
anschliesst. Der Raum in diesem Ansätze ist durch radiale senkrechte Scheidewände in
eben so viele Zellen zerlegt, als das Leitrad v hat.
Die Scheidewände schliessen sich unten an die Schaufeln dieses Rades an.
An genanntem Orte befinden sich drei Turbinen, welche von einander völlig unabhängig
sind. Sie zeigen folgende Verhältnisse:
Erste Turbine: mittlerer Raddurchmesser = 1,900 m, Gefälle = 5,5 m, Wassermenge in
der Secunde = 4560 l, Umdrehungszahl = 58 in der Minute, 250.
Zweite Turbine: mittlerer Raddurchmesser = 1,700 m, Gefälle = 5,55 m, Wassermenge in
der Secunde = 3650 l, Umdrehungszahl = 62 in der Minute, 200.
Dritte Turbine: mittlerer Raddurchmesser = 950 mm, Gefälle = 5,5 m, Wassermenge in
der Secunde = 730 l, Umdrehungszahl = 105 in der Minute, 40.
Die erste Turbine betreibt die Holzschleiferei, die zweite die eigentliche
Papierfabrik und die dritte eine Pumpe und eine Dynamomaschine für die
Beleuchtung.
Eine Turbine von Escher-Wyss in Zürich ist in
Bellinzona zum Betriebe einer Beleuchtungsanlage aufgestellt und arbeitet mit hohem
Gefälle und hohem Nutzeffect. Le Génie civil gibt über
eine Reihe von mit dieser Turbine angestellten Versuchen folgende Zahlen:
Nr. des Ver-suchs
Grösse derSchieber-öffnung
Druckhöhein Meter
Wasser-menge inder Secunde
Theore-tischeLeistung
Um-drehnungenin derMinute
Belastungdes Brems-hebels
Gebremste
Nutzeffect
1
⅔
220
33,15
97,24
620
41
76,26
78,4
2
1/1
–
–
–
610
–
75,03
77,2
3
1/1
220
56,90
166,91
660
66
130,68
78,3
4
1/1
–
–
–
700
–
138,60
83,0
5
1/1
–
–
–
620
71
132,06
79,1
Die Turbine hatte 1 m äusseren Durchmesser und die theoretische Leistung war
berechnet nach der Formel = P × n × 0,03, worin P die
Belastung des 2,149 m langen Bremshebels und n die
Anzahl der Umdrehungen bedeutet.
Eine Abstellvorrichtung für Axialturbinen mittels loser, die Leitkanäle schliessender
Deckplatten ist unter D. R. P. Nr. 62350 vom 30. September 1891 H. Bischoff in Braunschweig patentirt worden (Fig. 5 bis 7). Ueber jedem Kanal des
Leitschaufelrades a ist eine einseitig abgeschärfte
Platte p so gelegt, dass ihre schräge Kante sich gegen
die ähnlich abgeschrägte Kante einer Leitschaufel e
legt. Ueber diesen Platten bewegen sich zwei Sammelkästen c, welche bei ihrer Bewegung die Platten auf einander schieben oder aber –
bei Bewegung in entgegengesetzter Richtung – sie über die Kanäle legen. Zum Zwecke
des Aufeinanderschiebens sind die Vorsprünge v
angeordnet, während das Zudecken durch das Eigengewicht der Platten geschieht. Auf
eine kleine Abänderung dieser Construction ist C.
Henkel, in Firma Briegleb, Hansen und Co., ein
Abhängigkeitspatent D. R. P. Nr. 70423 ertheilt worden.
Textabbildung Bd. 293, S. 147Linnenbrügge's Regulirung.A. Linnenbrügge, früher in Hamburg-Uhlenhorst, jetzt in
Hannover, hat mehrere D. R. P. erworben. Eins derselben, Nr. 64190 vom 23. October
1891, betrifft die Regelung von Vollturbinen mit innerer Beaufschlagung, bei denen
diese Regulirung durch axiale Verstellung des Leitrades erfolgt, dem eine Führung
durch Schraubengewinde und Stellzeug in der Weise gegeben ist, dass eine Drehung des
Leitrades die axiale Verschiebung bewirkt.
Wie Fig. 8 und 9 zeigen, ist das die
Schaufeln l tragende Leitrad B der Turbine A mit seiner Nabe auf eine feststehende
Spindel D geschraubt, die auf Armen der festen
Ringplatte C ruht. Die Enden der Leitschaufeln sind von
einem Winkelring umgeben, der drehbar auf der Platte C
gelagert ist, und der innen die in die Leitkanäle hineinragenden Klötze trägt,
während derselbe aussen mit Schneckenzähnen versehen ist, in welche die Schnecke s eingreift, deren Drehung eine Drehung des Ringes g bewirkt, während die Klötze k die Bewegung auf das Leitrad übertragen, welches sich entsprechend auf
der Spindel D hebt oder senkt, so dass entsprechend die
Austrittskanäle verkleinert oder vergrössert werden.
Textabbildung Bd. 293, S. 148Fig. 10.Linnenbrügge's Regulirung. Ein weiteres Patent Nr. 66025 vom 23. October 1891 desselben Erfinders
besteht nach dem Wortlaute des Patentanspruchs „in der gleichzeitigen Anordnung
eines Innenschützens im Turbinenrade und einer Abschützvorrichtung im
Abflussrohr bei Radialturbinen mit Beaufschlagung von aussen und mit
Saugegefälle, bei welcher Anordnung die Schützen so mit einander verbunden sind,
dass die Turbinenkanäle um ebenso viel verändert werden, wie der Querschnitt des
Abflussrohres, damit nicht Veränderungen in der Durchflussgeschwindigkeit des
Wassers eintreten, in Folge deren die Luft im Inneren der Turbine abgeschieden
werden und die saugende Wassersäule abreissen würde.“ Die Fig. 10 wird das Verständniss des Anspruches
vervollständigen.
Die dritte Construction von A. Linnenbrügge betrifft
eine hydraulische Regulirung von Radialturbinen mittels Veränderung der Höhe des
Durchflussquerschnittes (D. R. P. Nr. 75124 vom 29. September 1893), Fig. 11. Sie hat den Zweck, bei Turbinen, deren
Querschnitte durch Veränderung der Leit- und Laufradzellenhöhen abgeschützt werden,
die Aufstellungsarbeiten zu vereinfachen und billiger zu gestalten als bisher, indem
die Haupttheile des Bewegungsmechanismus so mit dem Turbinenkörper verbunden werden,
dass dieselben in der ausführenden Fabrik fertiggestellt und gemeinsam mit letzterem
zu montiren sind. Bisher wurde die Höhen Veränderung der Leit- bezieh. Laufradzellen
bei Radialturbinen durch Anordnung von Windewerken erzielt, die durch Zahn- und
Zugstangen und Hebelübersetzung eine Verticalverstellung der Zellen bezieh. der
Ringschützen bewirkte. Dabei ist der Platz des Windewerkes in der Nähe der
Turbinenachse, die durch ihre Räder u.s.w. für die Bedienung manche Gefahr in sich
birgt, im Allgemeinen ein gegebener. Fig. 11 ist eine
Radialturbine mit innerer Beaufschlagung, die feste Unterlage aa trägt mittels eines Armsystems b die Spursäule c, in
welcher Zapfen d befestigt ist. Auf diesen Zapfen setzt
sich die Spur der Turbinenachse e, an welcher
durch Flansch die Schale des drehbar beweglichen Laufrades sitzt. Concentrisch im
Laufrade ist das Leitrad g angeordnet, mit welchem die
Leitschaufeln h fest verbunden sind. Das Leitrad ist
senkrecht, d.h. parallel zur Achse verstellbar, und wird dabei durch die Spursäule
c geführt, während die Leitschaufeln an
abgerundeten Körpern i, den Contractionsknaggen,
entlang gleiten. Um die Verticalstellung dieses Leitrades, womit eine Veränderung
der Leitradzellenhöhe, d.h. eine Abschützung der Turbine verbunden ist, ohne Hebel,
Windewerke u.s.w. zu erreichen, ist jenes mit einem hydraulischen Pump- oder
Druckwerk versehen, dessen Cylinder k in der
Leitradscheibe liegen und mit dieser an der Bewegung theilnehmen, während die Kolben
l durch die Stangen m
und die Traverse n mit der Spursäule fest verbunden
bleiben und unbeweglich sind. Durch die Röhren o und
p wird je nach Bedarf eine Flüssigkeit über oder
unter die Kolben geleitet, welche mit dem erforderlichen Druck das Leitrad zu
bewegen vermag. In den meisten Fällen, wenn sonst kein Druckwasser zur Verfügung
steht, wird hierbei eine kleine Handpumpe genügen, die an gefahrloser Stelle leicht
aufzustellen ist. Da das Leitrad unter einem von dem Gefälle abhängenden Druck
steht, unter welchem die Turbine arbeitet, so findet im Allgemeinen ein
selbsthätiges Oeffnen derselben, ein Heben des ersteren statt, und ist meistens nur
ein Schliessen der Turbine durch das Druckwerk klmn ins
Auge zu fassen, was bei senkrechter Anordnung durch das Gewicht des Leitrades
unterstützt wird. Um die Bewegung des Leitrades gleichmässig zu gestalten, sind die
Druckcylinder kk unter sich durch Röhren verbunden. Die
Röhren op sind durch Stopfbüchsen zu führen, damit sie
an der Bewegung des Leitrades theilnehmen können. In Fig.
11 ist die höchste Lage des Leitrades punktirt, und erhellt ohne weiteres,
dass in solchen Fällen die unteren Böden der Cylinder k
die festen Kolben erreichen; dass umgekehrt, wenn die punktirten Stellen s und t mit dem Kolben l sich decken, das Leitrad die Turbine vollständig
abgeschlossen hat. In ähnlicher Weise ist die Anordnung einer hydraulischen
Abschützvorrichtung bei einer Turbine mit äusserer Beaufschlagung.
Textabbildung Bd. 293, S. 148Fig. 11.Linnenbrügge's hydraulische Regulirung.Franz Cachin in Zürich bringt in seinem D. R. P. Nr.
74771 vom 27. Juni 1893 die Turbinenschaufeln in mehreren konisch über einander
gelegten Abtheilungen an, um mit der Breite nicht beschränkt zu sein, wie es bei den
bisherigen Constructionen der Fall war, und um zugleich auch den günstigsten
Nutzeffect zu erzielen. Wie weit letzteres erreicht ist, bliebe dem Erfinder noch
übrig nachzuweisen. Er beansprucht für seine Turbine auch leichte Regulirung. Nach
Fig. 12 besteht die
Turbine aus dem Leitrade a und dem Laufrade b mit je fünf Abtheilungen. Die oberen Abtheilungen der
Kanäle a1 sind durch
Schieber c1 und c2, die durch geeignete
Hubvorrichtungen (durch Radantrieb hebbare Stangen d)
geöffnet werden können, verschliessbar und zwar wird nach Hochziehen der unteren
Klappe c2 auch die
obere c1
mitgenommen.
Fig. 13 zeigt eine
Abänderung der Konusturbine mit innerem Zuleitungswasser und Fig. 14 eine
Doppelkonusturbine.
Textabbildung Bd. 293, S. 149Cachin's Turbine.Textabbildung Bd. 293, S. 149Turbine „Chicago's Top“. Eine Turbine für ganz geringen Kraftbedarf, zum Betriebe von
Liebhaberwerkstätten, Laboratorien u. dgl. geeignet, bringt unter dem Namen
„Chicago's Top“ die Société Nationale de Produits
Chimiques, Paris, 26 Rue des Ecoles, in den Handel. Die Einrichtung
derselben ist aus Fig.
15 und 16 zu
ersehen; sie besteht aus einem mit der Grundplatte in einem Stück gegossenen
Gehäuse, hat ein Laufrad mit 12 Schaufeln aus Stahl und einen Deckel, der als
Leitrad dient. Zum Anschluss an die Kraftquelle, als welche gewöhnlich die
öffentlichen Wasserwerke benutzt werden, und zur Ableitung des Wassers dienen
Gummischläuche. Diese Turbinen werden in zwei Grössen geliefert nach folgenden
Abmessungen:
Kleines
Modell:
150 mm hoch
260 mm lang
160 mm breit
3,5 k wiegend
Grosses
Modell:
210 mm hoch
260 mm lang
160 mm breit
7 k wiegend
Ueber Leistung und Wasserbedarf geben nachstehende Angaben Auskunft:
Kleines Modell:
Gefällein Meter
Wasserverbrauchin Literin der Stunde
Nutzarbeitin Meterkilo
VortheilhaftesteUmdrehungszahlin der
Minute
15
200
0,48
1700
20
240
0,66
2000
25
270
0,80
2200
30
295
0,96
2400
40
340
1,34
2800
45
360
1,50
2900
50
380
1,75
3000
60
360
2,00
3300
100
200
2,00
4400
Grosses Modell:
Gefällein Meter
Wasserverbrauchin Literin der Stunde
Nutzarbeitin Meterkilo
VortheilhaftesteUmdrehungszahlin der
Minute
25
810
2
2200
30
885
2,6
2400
35
900–1600
3–6
2600
40
1000–1550
3,3–6
2800
45
1100–1450
3,7–6
2900
50
1200–1400
4,3–6
3000
60
1300–1350
5,5–6
3300
70
1300
6
3600
100
700
6
4400
Das Peltonrad.
Das Peltonrad, in Amerika seit etwa zehn Jahren ziemlich verbreitet, ist bei uns
grösseren Kreisen bekannt geworden, durch den Vortrag Reuleaux' in der Sitzung des Berliner
Bezirksvereines Deutscher Ingenieure vom 6. April 1892 und durch die
Veröffentlichung dieses Vortrages in Nr. 41 vom 8. October 1892 der Zeitschrift des
Vereines. In Nachstehendem geben wir den Hauptinhalt des Vortrages wieder, ergänzt
durch neuere Angaben aus verschiedenen Veröffentlichungen und durch Mittheilungen,
die wir der Deutschen Wasserwerks-Gesellschaft in
Höchst am Main verdanken, welche die Anfertigung der Peltonräder bezieh. die
Vertretung der Pelton Water Wheel Company in San
Francisco, Cal., übernommen hat. Da bei dem Peltonrade das Wasser durch seine
lebendige Kraft wirkt, muss es der Klasse der Turbinen zugezählt werden, und zwar
gilt sie nach Reuleaux als doppelte, seitenschlächtige
Druckturbine mit theilweiser Beaufschlagung und mit wagerechter Achse. Ein Blick auf
die Ausführungsform, wie sie zur Zeit von der Höchster
Wasserwerks-Gesellschaft hergestellt wird (Fig. 17 und 18), wird die
vorstehende Benennung im Einzelnen rechtfertigen. Statt der üblichen Schaufelung
sind an dem mit einem breiten cylindrischen Kranze versehenen gusseisernen Radkörper becherartige
Gefässe (Fig. 19) aus
harter Bronze parallel zur Radachse aufgeschraubt. Die verhältnissmässig weit von
einander angeordneten Becher haben einen doppeltgekrümmten Boden, welcher
beiderseits in die nahezu parallel zu der Radebene gestellten Seitenwände übergeht,
und welcher in einem zur Radachse concentrischen Schnitte ein Profil zweier
aneinander gerückter Ellipsenhälften (⍵) zeigt. Das Aufschlagwasser wird nahezu an
der tiefsten Stelle des Rades durch eine konische Düse eingeführt, deren Achse in
der Mittelebene des Rades liegt und gegen den mittleren Radumfang nahezu tangential
gerichtet ist, so dass der Triebstrahl die scharfauslaufende Mittelrippe des
senkrecht gegen denselben stehenden Becherbodens trifft. Das Wasser theilt sich in
zwei flache Strahlen (Fig.
20) und strömt entlang des Becherbodens, bis es nach einer
Richtungsänderung um etwa 180° beiderseits des Rades aus dem Becher heraustritt.
Durch den gegen den Becher ausgeübten Wasserdruck wird die Drehung des Rades
veranlasst. Damit nun die aus den Bechern ausfliessende Wasserschicht recht dünn
ausfalle, wird die Becherbreite wenigstens 7mal so gross als die Strahldicke des
Aufschlagwassers gemacht. Die Umfangsgeschwindigkeit des Rades wird so gewählt, dass
das Wasser beim Austritte aus dem Becher nahezu die Geschwindigkeit Null besitzt,
was dann der Fall ist, wenn erstere beiläufig die Hälfte der der wirksamen Fallhöhe
entsprechenden Eintrittsgeschwindigkeit des Wasserstrahles beträgt. Für grössere
Leistungen wird das Aufschlagwasser durch zwei oder auch mehrere Düsen dem Rade
zugeführt, so dass zwei oder mehrere hinter einander angeordnete Triebstrahlen zwei
bezieh. mehrere Becher gleichzeitig treffen. Die Düsen werden dabei so weit
auseinander gestellt, dass der zuerst bespülte Becher ganz entleert ist, ehe der
nächstfolgende Triebstrahl denselben zum zweitenmale trifft.
Textabbildung Bd. 293, S. 150Peltonrad der Wasserwerks-Gesellschaft in Höchst.Textabbildung Bd. 293, S. 150Peltonradschaufeln.Die Regelung des Radganges erfolgt gewöhnlich durch Drosselung des
Triebstrahles. Eine andere Regulirungsweise, durch Senkung oder Hebung der zum
Kippen eingerichteten Düse, erachtet Reuleaux als
weniger vortheilhaft, indem dabei nur die Umfangsgeschwindigkeit, nicht aber die
zugeführte Arbeitsstärke regulirt werden kann. Neuerdings sind die Ausflussrohre,
wie es Fig. 17 zeigt,
mit einem genau eingepassten Regulirconus versehen, wodurch die Oeffnung in der Düse
unmittelbar am Rad verkleinert oder vergrössert wird, je nach der zur Anwendung
kommenden Kraft, so dass ein Drosseln des Wassers nicht stattfindet. Es kommt somit
innerhalb gewisser Grenzen immer das ganze Gefälle zur Geltung, und wird die
Wassermenge der verlangten Kraft stets ziemlich genau proportional sein. Um beim
wechselnden Wasserzuflusse den Wirkungsgrad des Rades unverändert zu erhalten,
werden diesfalls verschieden grosse Düsen angewendet, deren Auswechselung äusserst
leicht ausführbar ist. Die Schaufeln (Fig. 19) bestehen aus
harter Bronze, die nach einem sauber polirten Modelle hergestellt sind. Bei
kleineren Rädern werden sie ausserdem an der Innenfläche polirt, um die Reibung des
Wassers möglichst zu vermindern. Bemerkenswerth ist die Schärfe und Dünnwandigkeit
des Becherrandes aussen am Radumfang, die nothwendig ist, damit dem Wasserstrahl
beim Uebertritt in die nächste Schaufel keine Störung widerfahre. Der Radkörper ist
genau abgedreht, die genau auszuwuchtenden Schaufeln werden mittels der
Theilmaschine auf den Umfang vertheilt, so dass alle Vorsicht beobachtet erscheint,
um dem Rade die erforderliche hohe Umfangsgeschwindigkeit zu sichern. Auch auf die
Achsenlagerung ist alle Sorgfalt verwendet, die Lager sind mit selbsthätigen
Ringölern versehen und erhalten eine grosse Auflagerungsfläche.
Der Wirkungsgrad der Peltonräder wird im Vergleiche mit den übrigen Tangentialrädern
unglaublich hoch angegeben. Die Erbauer gewährleisten einen Wirkungsgrad von 80 bis
85 Proc., der unter günstigen Umständen, insbesondere bei sehr grossem Gefälle, noch
grösser sein soll.
Reuleaux schreibt diese günstige Leistung dem Umstände
zu, dass der Strahl wirbelfrei zutritt, dass ferner die Schaufelflächen glatt, die
Kantenwinkel scharf und die Austrittswinkel klein sind, kurz, dass die sonst
auftretenden Verluste auf das kleinste Maass beschränkt sind.
Die Verschiedenheit der durch das Peltonrad nutzbar zu machenden Leistung ist
aussergewöhnlich gross. Als unterste Grenze werden winzige Rädchen für Näh- u.
dgl. Maschinen mit 1/40 bis 1/30 angeführt, während nach oben hinauf 2000 und mehr von
einem einzigen Rade geliefert werden können.
In Betreff des Wassergefälles empfehlen die Fabrikanten als untere Grenze 3 bis 9½ m.
Eines der grössten bis jetzt in Anwendung gebrachten Gefälle beträgt 512 m, wobei
der Wirkungsgrad 88 Proc. beträgt. Mit diesem Leistungsgrade und diesem grössten
Gefälle von 512,4 m arbeiten sechs Peltonräder am Chollar-Schachte in den
Comstoc-Gruben, bei denen nach mehr als dreijährigem Gebrauche andere Ausbesserungen
nicht erforderlich waren, als die Auswechselung einiger abgenutzter Schaufeln.
Die ausführende Gesellschaft verwendet für die so weit auseinander stehenden
Leistungen nicht mehr als zehn Radgrössen: Nr. 0 bis 5 mit 4 bis 24'' Durchmesser
und dann sogen. 3-, 4-, 5- und 6füssige Räder. Von den letzteren wiegen die
3füssigen zwischen 390 und 450 k, die 6füssigen 950 bis 1350 k. Ein 6füssiges Rad
hat nach einer uns vorliegenden Zeichnung nur 24 Becherschaufeln.
Für Schachtförderung werden zwei gleiche, auf derselben Welle sitzende Räder mit
entgegengesetzten Schaufeln angewendet. Solchen Rädern werden mit Rücksicht auf die
variabele Leistung drei Düsen gegeben, deren Stellzeug so mit einander verbunden
ist, dass sie mit einem einzigen Steuerhebel gehandhabt werden können.
Von den vielen Beispielen der Verwendung der Peltonräder seien hier nur einige
angeführt. Auf der Idaho-Grube in Nevada, wo diese Räder zuerst im grösseren
Maasstabe zur Anwendung kamen, stehen jetzt 18 verschieden grosse Peltonräder, für
Förderung, Pochwerke, Luftcompressoren, Pumpen u.s.w., im Gange. Nach achtjähriger
Betriebszeit sollen Betriebsstörungen in Folge von Brüchen oder Ausbesserungen nicht
vorgekommen sein. – Auf der Treadwell-Hütte in Alaska treibt ein 7füssiges Rad bei
rund 150 m Gefälle und 0,297 cbm Wasserzufluss mit etwa 500 die grössere
Hälfte des Werkes, und zwar 240 Pochstempel, 96 Erzmühlen und 13 Erzquetschen. Die
Düsenweite beträgt für gewöhnlich 84 mm; in wasserreicher Zeit werden Düsen mit 102
mm Weite angewendet, wobei das Rad eine Leistung von 735 abgibt. Ein
anderes, 8füssiges Rad betreibt mit 175 die Compressoren für 15
Gesteinsbohrmaschinen; zwei 18zöllige Räder besorgen den Dynamobetrieb für die
elektrische Beleuchtung; zwei 5füssige Kehrräder mit je 100 dienen zur
Förderung und ein 75pferdiges Rad besorgt die Wasserhaltung. – Das grösste bis jetzt
ausgeführte Rad von 4,4 m Durchmesser betreibt auf einer Grube bei Costa-Rica
Compressoren mit 120 . Das Gefälle beträgt 119 m, die minutliche
Umdrehungszahl 95.
Bei neuerdings ausgeführten Anlagen der Pelton Water Wheel
Company ist man bei Ausnutzung eines Gefälles von 642 m zu einer
Umfangsgeschwindigkeit von 55,2 m in der Secunde gelangt.
Wegen der hohen Inanspruchnahme hat man anstatt des Gusseisens zu Stahl als
Baumaterial für das Rad übergehen müssen, dessen Durchmesser 91,4 cm beträgt und
dessen Becher auf den Kranz aufgenietet sind.
Für die kleineren Räder gilt Folgendes:
Nr. des Rades
Rad-durchmesser
Scheiben-durchmesser
0
4
Zoll
2
Zoll
½
Zoll
Schnurrinne
1
6
„
3
„
½
„
„
Nr. des Rades
Rad-durchmesser
Scheiben-durchmesser
2
12
Zoll
4
Zoll
4
Zoll
Scheibenbreite
3
18
„
5
„
4½
„
„
4
18
„
6
„
5
„
„
5
24
„
8
„
8½
„
„
Die Gefällshöhen gehen bis zu 26 m.
Angaben für grössere Räder liefert folgende Tabelle der Pelton Co.:
Gefälle
3'-Rad
4'-Rad
5'-Rad
6'-Rad
Fuss
m (ab-gerundet)
20
6
1,5
2,6
4
6
50
15
6
10,6
17
24
80
24
12
21
33
48
100
30
17
30
47
67
150
46
31
55
86
124
200
61
48
85
133
191
250
76
67
118
185
267
300
91
88
156
244
351
350
107
110
196
307
442
400
122
135
240
375
540
450
137
161
286
448
645
500
152
189
335
525
755
550
167
234
397
622
895
600
183
248
441
690
992
700
213
313
555
869
1251
800
244
382
679
1062
1528
900
274
456
810
1267
1823
1000
305
534
949
1484
2136
Gewichte derRäder in Kilo-gramm
vonbis
390450
450640
640 950
9501350
Weitere Auskunft gibt eine Uebersicht, welche von der Höchster Wasserwerks-Gesellschaft versandt wird.
Textabbildung Bd. 293, S. 151Fig. 21.Siebtrommel. Ueber eine praktische Verwendung der Peltonräder macht Génie Civil folgende weitere Angaben: Es liefern u.a.
zwei Peltonräder die Betriebskraft für die Virginia-Grube bei Owcay (Colorado), die
3000 m hoch liegt und bisher eine Dampfmaschine benutzte, deren Betrieb wegen der
schwierigen Beschaffung der Kohle 160000 M. kostete. Die Räder nutzen ein Gefälle
von 150 m mittels einer 1200 m langen Rohrleitung aus. Das Wasser treibt in der
Regel nur das eine Rad von 1,50 m Durchmesser und erzeugt damit 700 . Dieses
treibt im Thale und in der Grube selbst fünf Dynamomaschinen für die Lichterzeugung,
drei Pumpen und einen Ventilator. Das zweite Rad von 1,60 Durchmesser steht in
Reserve.
Besonderen Werth muss man wegen der hohen Geschwindigkeit des Rades auf Reinhaltung
des Wassers legen. Eine hierzu dienende Vorrichtung zeigt Fig. 21. Aus einem Hochgefluther fliesst das Wasser auf eine Siebtrommel, welche die
Schwimmkörper abfängt, das durchgesiebte Wasser aber mittels einer Rinne
weiterfliessen lässt, in der sich ein Woltmann'sches
Rädchen befindet zum Zweck der Drehung der Siebtrommel.
Textabbildung Bd. 293, S. 152Fig. 22.White's Wassermotor. In Nr. 53 der Zeitschrift des Vereins Deutscher
Ingenieure bekämpft B. Speiser mehrere Angaben
Reuleaux' und nimmt die bisher üblichen
Turbinenconstructionen in Schutz, indem er für dieselben die Vorzüge des Peltonrades
ebenfalls in Anspruch nimmt, und zwar in noch höherem Maasse. In seiner Erwiderung
a. a. O. macht Reuleaux noch einige weitere
Mittheilungen und hebt besonders den Vortheil grosser Geschwindigkeiten hervor.
Textabbildung Bd. 293, S. 152Fig. 23.Dynamomaschine der Pelton Waterwheel Company. An der Hochschule in Californien wurden von E.
Browne Versuche mit dem Peltonrade angestellt. Das Versuchsrad maass etwa
380 mm im Durchmesser bei einer Breite von etwa 40 mm. Das Gefälle betrug ungefähr
17 m. Bei einer lichten Weite der Einströmungsdüse von 10 mm soll nach The Engineering and Mining Journal ein Wirkungsgrad von
82,6 Proc. ermittelt worden sein und bei einer Weite der Düse von 9 mm ein solcher
von 82,5 Proc. Bei einem Gefälle unter 3 m soll der Wirkungsgrad noch 73 Proc.
betragen haben. Das bei den Versuchen benutzte Rad weicht von dem als Peltonrad
gebräuchlichen dadurch ab, dass die Weite der Zellen etwas grösser als bei diesem
gewählt worden ist, und zwar deshalb, um eine vollkommen genaue Ausführung der
Leitcurven zu gestatten.
Unter der Nummer 499269 vom 3. October 1892 ist W. R.
White in Seattle, Wash., ein amerikanisches Patent auf den in Fig. 22 dargestellten Wassermotor ertheilt worden.
Bei demselben wirkt ähnlich wie bei dem Peltonrad der Strahl einer Düse auf den
Umfang eines Flügelrades ein. Zur Vermeidung von Stössen ist auf der Wasserzuleitung
ein Windkessel angebracht. Das Ganze ist von einem Blechkasten eingeschlossen.
Textabbildung Bd. 293, S. 152de Leval's Schaufelform. Eine Dynamomaschine (Fig. 23) für die Bodie consolidated Mines in California ist von der Pelton Waterwheel Company in San Francisco geliefert
und ist für dergleichen Anlagen zum Muster geworden. Sie arbeitet mit 340 Fuss (103
m) Druckhöhe und liegt mit ihrer Achse in gleicher Höhe mit einer
Westinghouse-Wechselstrommaschine von 250 . Die vier Peltonräder haben nach
Industries vom 19. Mai 1893 nur 21 Zoll Durchmesser
und sind alle auf derselben Achse verkuppelt. Die Geschwindigkeit wird für jedes Rad
durch je eine Drosselklappe geregelt, die gleichzeitig von einem Hebelstellwerk aus
und zwar von Hand oder auch von einem Regulator selbsthätig eingestellt werden
können. Der Regulator hat zwei Scheiben, deren eine von der Dynamomaschine die
Bewegung erhält, die andere wird durch ein besonderes Rad gleichmässig umgetrieben.
Bei etwaigem Geschwindigkeitsunterschiede tritt ein Wendegetriebe behufs Regulirung
in Thätigkeit. Die Räder arbeiten mit 800 Umdrehungen in der Minute und die
Arbeitsleistung wird auf eine Entfernung von 13 engl. Meilen übertragen.
Mit seinem D. R. P. Nr. 68359 verfolgt C. G. Patrik de
Laval in Stockholm den Zweck, an Dampf- oder Gasturbinen eine feine
Schaufelstellung zu erzielen mit Beibehaltung der gewünschten Schaufelform dadurch,
dass er die Schaufeln für sich herstellt und in die plattenförmigen Hälften des
Turbinenrades einklemmt (Fig.
24 und 25).
Der eingeklemmte Theil ist schwalbenschwanzförmig gestaltet, um die Schaufel gegen
die Centrifugalkraft zu sichern. Die Construction möchte in manchen Fällen auch für Wasserturbinen
mit Vortheil zu verwenden sein, insbesondere bei den Peltonrädern.
Eine neue Formgebung der Schaufel eines Peltonrades hat sich Ch. A. Scharff in San Francisco durch D. R. P. Nr. 72932 schützen lassen,
wir halten indess diese Formgebung für unwesentlich, so dass wir uns mit diesem
Hinweis begnügen.
Litteratur über Turbinen.
Zum Schluss machen wir noch auf einzelne Erscheinungen in der Litteratur der Turbinen
aufmerksam:
Ludewig, Allgemeine Theorie der
Freistrahlturbinen in Jahrg. 1891 des Civilingenieur,
Organ des Sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins, S. 101.
Ugo Ancona, Eintheilung und
Kennzeichen der hydraulischen Radmotoren auf Grund der Wirkungsweise des Wassers,
ebenfalls Civilingenieur, 1893 S. 359.
A. Linnenbrügge, Berechnung und
Bau der Radialturbinen. Hamburg bei O. Meissner. 120 S., 7 Tafeln, 5 M.; vgl. S.
168.