Titel: | Gewitteranzeiger für Telephonnetze. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 186 |
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Gewitteranzeiger für Telephonnetze.
Mit Abbildung.
Gewitteranzeiger für Telephonnetze.
Der in beistehender Figur dargestellte Gewitteranzeiger für Telephon netze hat den
Zweck, allen zu dem Netze gehörenden Vermittelungsanstalten bei herannahendem
Gewitter gleichzeitig ein Alarmsignal zu geben, um die Vermittelungsbeamten auf die
Gefahr aufmerksam zu machen und hierdurch die Einstellung des Betriebes
herbeizuführen. Die Einrichtung und Schaltungsweise des Gewitteranzeigers ist
folgende: An den äusseren Grenzen eines Telephonnetzes sind je nach den
verschiedenen Himmelsrichtungen auf hochgelegenen Punkten, Dächern u.s.w.
Elektroskope E aufzustellen, welche in
wetterbeständigen Gehäusen eingebaut und mit einer Stromschlussvorrichtung versehen
sind. An der Kugel bezieh. an der mit dieser verbundenen Messingstange des
Elektroskops sind zwei Aluminiumblätter befestigt, von welchen das eine leicht
federnd beweglich ist, während das andere feststeht. Das bewegliche Blättchen wird
bei Ladung des Elektroskops abgestossen und legt sich an eine feine Blattfeder f. Das feste Blättchen ist durch die Messingstange mit
dem einen Pol, die Feder f mit dem anderen Pol einer
kleinen Batterie b verbunden, welche durch das Relais
R1 geführt ist. Der
Abstand der Stromschlussfeder f vom beweglichen
Blättchen ist regulirbar, um denselben für eine bestimmte Ladung des Elektroskops
einstellen zu können.
Textabbildung Bd. 293, S. 186 Sobald bei herannahendem Gewitter die Spannung der atmosphärischen
Elektricität anwächst und eine bestimmte Höhe erreicht hat, wird der Stromschluss
durch Anlegen des beweglichen Blättchens an die Feder f
herbeigeführt und das Relais R1 zum Ansprechen gebracht. Um den Contact zwischen
der Feder fund dem beweglichen Blättchen des Elektroskops möglichst zu schonen, ist
zu dem Relais R1 ein
Nebenschluss N mit entsprechendem Widerstande
eingeschaltet, durch den sich der in den Umwindungen des Relais entstehende
Extrastrom entladen kann. Ausserdem ist die Feder f so
angeordnet, dass sie mit dem beweglichen Blättchen einen Reibungscontact bildet. Das
Relais R1 ist durch die
Leitung L1 mit der
zunächst gelegenen Vermittelungsanstalt verbunden, auf der sie durch den
Klappenelektromagnet a1
zur Erde geführt ist. Durch das Ansprechen des Relais R
wird ein Strom aus der Batterie B geschlossen, welcher
über den Ankerhebel des Relais R1 durch die Leitung zur Klappe a1 geht und diese zum
Fall bringt. Durch den Abfall der Klappe legt sich der Ansatz c derselben an die Feder n
und bewirkt hierdurch einen Stromschluss aus der Batterie B1 über den Umschalter U1, Wecker W und über den Körper a
der Klappe a1 zur Erde.
Hierdurch wird der Wecker W, welcher im Betriebssaal
der Vermittelungsanstalt aufgestellt ist, in Thätigkeit gesetzt. Der Wecker ist von
solcher Dimension zu wählen, dass das Alarmsignal stark hörbar ist. Dieses Signal
zeigt somit an, dass Gefahr im Verzüge ist und der Betrieb sofort eingestellt werden
muss.
Durch den Abfall der Klappe a1 wird gleichzeitig den übrigen Vermittelungsanstalten ein Zeichen
gegeben, den Betrieb einzustellen. Das Relais R2 wird durch einen Strom zum Ansprechen gebracht,
welcher aus einer Abzweigung der Batterie B2 über den Umschalter U2 durch die Umwindungen des Relais R2 und über die Feder
n und den Körper der Klappe a1 zur Erde geht. Für jede zu dem
Fernsprechnetz gehörende Vermittelungsanstalt sind Relais R3R4... vorhanden, deren Ankerhebel mit Leitungen nach
den übrigen Aemtern verbunden sind. Die Ruhecontacte dieser Relais sind mit den
Klappen a3, a4... verbunden. L2 und L3 stellen
Verbindungsleitungen nach zwei anderen Aemtern dar. Diese Leitungen sind durch die
Klinken k2 bezieh. k3 geführt und auf dem
zweiten Amte in derselben Weise mit dem Ankerhebel des entsprechenden Relais
verbunden. Durch das Ansprechen des Relais R2 wird ein Stromschluss für die Relais R3, R4... bewirkt. Der
Strom geht aus der Batterie B3 durch die Umwindungen der Relais R3, R4... und durch die Verbindung e zur Erde. Die Ankerhebel der Relais R3, R4... werden angezogen
und aus der Batterie B2
wird ein Strom über die Ankerhebel der Relais R3, R4... und die Klinken k2, k3... in die Leitungen gesandt, welcher auf dem
zweiten Amte die Alarmvorrichtung in der Weise in Thätigkeit setzt, dass der Strom
aus der Leitung über die Ankerhebel der entsprechenden Relais R3, R4... auf dem zweiten
Amte und über die Ruhecontacte der Relais zur Klappe a3 bezieh. a4 geführt wird und diese zum Fall bringt.
Hierdurch wird ein Strom aus der Batterie B1 des zweiten Amtes über den Umschalter U1 und den Wecker W über den Körper der Klappe k3 bezieh. k4 zur Erde geschlossen und der Wecker zum
Ansprechen gebracht.
Ist durch die anwachsende Spannung der atmosphärischen Elektricität ein Stromschluss
im Elektroskop herbeigeführt und hierdurch die Klappe a1 zum Fall gebracht worden, so wird
dieselbe etwa 15 bis 20 Secunden liegen gelassen, um während dieser Zeit den Wecker
W und die Wecker der übrigen Vermittelungsanstalten
ertönen zu lassen. Nach dieser Zeit wird die Klappe a1 aufgerichtet und hierdurch das Aufhören
des Alarmsignals herbeigeführt. Um bei erneutem Fall der Klappe a1 das Wiederansprechen
der Relais und Wecker zu vermeiden, werden die Umschalter U1 und U2 nach dem ersten Läuten der Wecker umgestellt und
hierdurch die Batterien ausgeschaltet.
Kommt das Signal zuerst von einer der anderen Vermittelungsanstalten nach k2 oder k3, so geht der Strom
aus der Leitung über die Klinke zu dem Ankerhebel des entsprechenden Relais und von
hier durch die Klappenelektromagnete a3 oder a4 zur Erde. Durch den Abfall einer Klappe findet ein
Stromschluss für die Alarmglocke W aus der Batterie B1 über den Umschalter
U1, den Wecker W3, die Feder n und über den Körper der Klappe a3 bezieh. a4 zur Erde statt, so
dass der Wecker ertönt. Um in letzterem Falle das Ansprechen des Relais R2 zu verhindern, wird
nach dem Abfallen der Klappe a3 oder a4 die Relaisbatterie B2 durch Umstellen des Umschalters U2 umgeschaltet.
Durch das wiederholte Fallen der Klappe a1 kann beobachtet werden, dass das Gewitter sich
noch in der Nähe des Fernsprechnetzes befindet. Lässt das Fallen der Klappe a1 nach und tritt nach
längerer Zeit überhaupt kein Fallen der Klappe mehr ein, so kann hieraus geschlossen
werden, dass die Spannung der atmosphärischen Elektricität nachgelassen hat und das
Gewitter vorübergezogen ist. Die Vermittelungsanstalten verständigen sich über die
Wiederaufnahme des Betriebes dadurch, dass sie durch Einsetzen eines Apparatstöpsels
in die Klinke der Leitung L2 und L3
Strom in die Leitung nach einer Centralstelle oder einer zu diesem Zwecke bestimmten
Vermittelungsanstalt, z.B. A, senden, wodurch bei
diesem Amte die Klappe a3 bezieh. a4
zum Abfall kommt. Der Wecker W kann jetzt nicht
ertönen, da nach erfolgter Einstellung des Betriebes die Hebel der Umschalter U1 und U2 umgestellt sind.
Diesen Anruf eines zweiten Amtes hat A sofort zu
beantworten. Ist nach längerer Zeit bei allen Vermittelungsanstalten ein Abfallen
der Klappe a1 nicht
mehr bemerkt worden, und wird nach erfolgter Verständigung mit der Centralstelle A beabsichtigt, den Betrieb wieder aufzunehmen, so
sind zur Empfangnahme des Weckzeichens bei allen Vermittelungsanstalten die
Umschalter U1 und U2 normal zu stellen.
Das Amt A gibt nun allen Vermittelungsanstalten
gleichzeitig dadurch das Zeichen zur Wiederaufnahme des Betriebes; dass die Klappe
a1 umgelegt und
somit die Weckvorrichtung in Thätigkeit gesetzt wird.
Die Alarm Vorrichtung kann gleichzeitig dazu dienen, den Vermittelungsanstalten von
der Centralstelle aus ein Zeichen zum Dienstbeginn und Dienstschluss zu geben, indem
vom Amte A durch Umlegen der Klappe a1 das Weckzeichen nach
sämtlichen Vermittelungsanstalten gleichzeitig gegeben wird. Die Aemter haben das
Signal durch Stromsenden in den bezüglichen Leitungen nach dem Amte A zu beantworten und hierdurch die Klappen a3 und a4 auf der
Centralstelle zum Fall zu bringen. Dasselbe hat bei herannahendem Gewitter als
Verstandenzeichen nach demjenigen Amte hin zu erfolgen, von welchem das erste
Alarmsignal ausgegangen ist. Beim Dienstschluss wenden die Hebel der Umschalter U1 und U2 umgestellt und
hierdurch die Batterien ausgeschaltet.