Titel: | Ueber Drahtseilbahnen. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 220 |
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Ueber Drahtseilbahnen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 196 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Ueber Drahtseilbahnen.
Die Rundeisenstange als Träger der Wagen wird zur Zeit wohl nicht mehr verwendet, sie
ist durch ein ruhendes Drahtseil als Tragseil verdrängt worden. Auch das zur
Massenförderung in Amerika früher beliebte System von Halledie, bei dem die Wagen mit dem sich bewegenden Tragseile fest
verbunden sind, hat sich dem deutschen Systeme gegenüber nicht halten können, ebenso
wenig das ähnliche, aber besser ausgebildete Hodgson'sche System. Bei beiden Systemen ist nur ein Seil ohne Ende vorhanden, das gleichzeitig als Tragseil und Zugseil
dient. Wenngleich diese Systeme sich bei oberflächlicher Betrachtung durch ihre
Einfachheit empfehlen, so ist ihre Verbreitung doch durch die vielen
Betriebsstörungen und durch den verhältnissmässig grossen Kraftbedarf beeinträchtigt
worden.
Die grösste Verbreitung hat das Hodgson'sche System wohl
in Nordspanien, bei Bilbao, gefunden. Man sieht dort eine Menge dieser Bahnen,
verschiedentlich sogar zwei über einander, oder drei neben einander auf denselben
Gerüsten; aber die Unzuträglichkeiten im Betriebe sind so gross, dass sie heute vom
deutschen System fast ganz verdrängt worden sind. Die Uebelstände des Hodgson'schen Systems bestehen hauptsächlich darin,
dass die Fördergefässe bei Regenwetter und Frost rutschen, ferner, dass die Seile
einem starken Verschleiss unterworfen sind, und dass grössere Steigungen nicht
genommen werden. Auch ist der Betrieb unsicher, da die Wagen beim Passiren der
Tragrollen nicht selten herunterfallen.
In Deutschland haben sich die anfänglich zu einer Firma vereinigten Ingenieure A. Bleichen und Th. Otto
in Schkeuditz-Leipzig, die sich später geschäftlich trennten, sowie die Firma
J. Pohlig in Köln, die Concessionärin Otto's, sehr verdient gemacht.
Ueber die heutigen Leistungen äussert sich Pohlig in Stahl und Eisen dahin, dass, während man sich vor zehn
Jahren kaum auf Einzellasten von 200 bis 250 k verstieg, wir heute häufig
Einzel-Nettolasten von 400 bis 500 und sogar 1000 k befördern, so dass jetzt
Drahtseilbahnen in zehnstündiger Arbeitszeit sogar 600 bis 800 t zu bewegen im
Stande sind. Ebenso wichtig, wie das Wachsen in Bezug auf Fördermenge, ist auch das
Wachsen der Drahtseilbahnen in Bezug auf ihre Länge. Wir haben heute Anlagen
aufzuweisen von 10, 13 und sogar eine von etwa 16 km Länge. Diese Umstände machen
auf einem immer grösser werdenden Gebiete die Verwendung von Drahtseilbahnen
möglich, und man hat heute in Fachkreisen auch allgemein die Ueberzeugung gewonnen,
dass sie in Bezug auf Betriebssicherheit anderen Transporteinrichtungen nicht mehr
nachstehen, aber in Bezug auf einfachen und billigen Betrieb in vielen Fällen den
Vorzug verdienen. Im Uebrigen spricht die Thatsache, dass seit 1873 nahezu 1800
Anlagen in Deutschland und den übrigen europäischen Ländern für alle möglichen
Industriezweige in Betrieb sind, am besten für ihre Verwendbarkeit.
Textabbildung Bd. 293, S. 220Fig. 8.Laufwerk für die Seilbahnwagen.Die Seile. Als Tragseile werden, wie erwähnt, heute nur
Drahtspiralseile gewählt, die aus 4 bis 7 mm dicken Stahldrähten von 60 bis 120 k
Bruchfestigkeit bestehen. Zu den Zugseilen verwendet man dünndrähtige Litzenseile
mit Hanfseele von 120 bis 180 k Bruchfestigkeit. Die Spannung der Tragseile wird an
geeigneten Stellen durch über eine Rolle gehende Gegengewichte erhalten und
geregelt.
Zum Auflagern der Bahn dienen Gerüste, die je nach den örtlichen Verhältnissen in 30
bis 60 m Entfernung aufgestellt werden, unter Umständen sind (wie z.B. bei Thal-
oder Flussüberschreitungen) Entfernungen bis zu 500 m zu nehmen. Für normale
Verhältnisse verwendet man zweibeinige Ständer von Holz oder geeignetem Profileisen;
für stark beanspruchte Bahnen empfiehlt sich die Anwendung vierbeiniger pyramidaler
Gerüste.
Die Förderwagen sind nach Art des zu fördernden Gutes
verschieden; zum Fördern von Kohle, Erz, Schlacken u. dgl. dienen allgemein
Kastenwagen, zum Fördern von Fässern dienen einfache eiserne Gestelle, Säcke werden
einfach in eine Schlinge gelegt; zur Beförderung langer Stücke, wie Stämme u.s.w.,
werden gewöhnlich zwei Wagen benutzt.
Ein Hauptbestandtheil der Wagen ist das Laufwerk, welches in der durch Fig. 8 angegebenen Construction sich überall Eingang
verschafft hat, weil es die den seitherigen Laufwerken mit einseitigem Querstück
anhaftenden Uebelstände, namentlich aber die einseitige Beanspruchung der Laufrollen
und Achsen und das dadurch bewirkte Schief hängen der Wagen vollständig beseitigt,
da die Laufrollen auf beiden Seiten gelagert sind. Das ganz aus Stahl angefertigte
Laufradgehäuse, das sogen. Querstück, bildet ein festes Ganzes. Die Achsen der
Laufrollen sind aus Phosphorbronze hohl gegossen und dienen zugleich als
Schmiergefasse für Fett. Diese Art der Schmierung bewährt sich so vorzüglich, dass
nach jahrelangem Betrieb eine Abnutzung an der Laufstelle kaum zu bemerken ist.
Zur Befestigung des Wagens an das Treibseil dienen Kuppelungsapparate, deren Wirkung unter allen Umständen zuverlässig sein
muss. Zur Zeit sind zwei Arten von Befestigung in Anwendung, die Frictionsapparate
und die Knotenkuppelungen. Bei den ersteren wird das Zugseil auf irgend eine Weise
zwischen zwei Backen des Wagens festgeklemmt und durch Reibung festgenommen; bei der
Knotenkuppelung dagegen ist das Zugseil mit besonderen Mitnehmerknoten versehen.
Textabbildung Bd. 293, S. 221Fig. 9.Scheibenkuppelung. Bei Bahnen mit geringer Steigung verwenden die Otto'schen Bahnen die Scheibenkuppelung (Fig.
9), die aus zwei Scheiben besteht, deren eine fest mit dem Wagen verbunden
ist, während die andere gleichzeitig als Leitrolle zum Tragen des Zugseiles dient.
Sie ist auf einem Bolzen drehbar, dessen eines Ende als Schraube ausgebildet ist.
Durch Drehen eines Hebels, dessen Auge als Mutter der Schraube dient, werden die
beiden Scheiben gegen einander gedrückt und dadurch das Zugseil festgeklemmt. An der
Endstation schlägt der Hebel an eine Ausrückplatte, wodurch die sofortige Auslösung
des Seiles erfolgt. Diese Vorrichtung soll sich bis zu Steigungen von 1 : 6 und bei
450 k Nettolast bewähren, wohingegen bei grösseren Steigungen bis zu 1 : 3 der
Wellenbackenapparat (Fig. 10) zur Verwendung kommt.
Er besteht in der Hauptsache aus zwei wellenförmigen Backen, die mittels
Hebelexcenter das Zugseil festklemmen, so dass dasselbe in den Wellen festgehalten
wird.
Diese beiden Frictionsapparate bieten den Vortheil, dass sie an jeder Stelle des
Zugseiles angebracht werden können, mithin das Seil gleichmässig beanspruchen; auch
kann man bei verstärktem Betriebe die Wagen in kürzeren Entfernungen ankuppeln und
dadurch die Leistungsfähigkeit der Bahn nach Bedarf ohne Weiteres erhöhen.
Die Knotenkuppelung ist nöthig bei Bahnen mit mehr als 1 : 3 Steigung. Bei ihr
fällt der zuletzt erwähnte Vortheil weg, indem die Entfernung der Knoten die
Wagenfolge angibt, die dem Förderquantum einer gewissen Zeit entsprechend bestimmt
wird.
Textabbildung Bd. 293, S. 221Fig. 10.Wellenbackenkuppelung. Die Construction der Mitnehmerknoten spielt beim Betriebe eine sehr grosse
Rolle und ist fast ebenso wichtig, als die der Kuppelungsapparate selbst. Am
gebräuchlichsten ist heute wohl der Sternknoten, der alle seitherigen
Mitnehmerknoten oder Muffen in den Schatten stellt und alle Vorzüge in sich
vereinigt, die an einen solchen Knoten gestellt werden können. Die Vortheile
bestehen darin, dass die Knoten schnell an das Zugseil angeschlossen werden, ohne
dass ein Oeffnen des Seils erforderlich wird, oder ein Verlöthen oder Vergiessen des
Seils nöthig wäre; das Seil bleibt an der Stelle biegsam und elastisch, kann auch
jederzeit beobachtet werden.
Textabbildung Bd. 293, S. 221Fig. 11.Knotenkuppelung. Mit der Vervollkommnung der Mitnehmerknoten ging die Verbesserung der
Kuppelungsapparate Hand in Hand, bei denen man in erster Reihe möglichste
Vereinfachung anstrebte. Das Ergebniss dieser Bestrebungen ist in dem jetzt
gebräuchlichen Klinkenapparat (Fig. 11) dargestellt,
er ist einfach, wirkt sicher und erfordert keine Nacharbeiten. Zwei symmetrisch
oberhalb einer Rolle gelagerte gabelförmige Klinken sind in der Ebene des Zugseils
bis zu einer
gewissen Grenze drehbar. In ihrer unteren Lage ruhen dieselben durchs eigene Gewicht
auf einem Hörn des Gehäuses, das so geformt ist, dass es gleichzeitig auch den Hub
der Klinken begrenzt. Zum An- und Entkuppeln dienen zwei an den Klinken befestigte
Stifte, welche an den Stationen über geeignete Ausrückerschienen geführt werden.
Das Ankuppeln geschieht auf folgende Weise: Der Arbeiter schiebt den Wagen von der
Hängeschiene der Station auf das Tragseil. Unmittelbar vor letzterer heben sich die
Klinken durch Auflaufen der Stifte auf die sogen. Ausrückerschiene. Beim
Weiterschieben legt sich das in passender Höhe geführte Zugseil auf die Leitrolle
des Apparates, und wenn dies geschehen, am Ende der Ausrückerschienen, fallen die
beiden Klinken nieder, das Zugseil umfassend. Der nun mit dem Zugseil ankommende
Knoten schlüpft durch Heben der ersten Klinke zwischen diese und die andere Klinke,
wodurch nun der Wagen mitgenommen wird. Das Ankuppeln geschieht ohne Stoss, indem
der Arbeiter den Wagen vor Ankunft des Knotens, der durch eine Schelle signalisirt
wird, etwas vorschiebt, und zwar mit etwas geringerer Geschwindigkeit, als die des
Zugseils beträgt. Das Entkuppeln der Wagen geschieht durch Auflaufen der
Klinkenstifte auf die Ausrückerschiene, indem sich die Stifte heben. Eine unzeitige
Entkuppelung soll bei diesen Apparaten noch nicht vorgekommen sein, obgleich
dieselben bis zu Steigungen unter 45° und bei 1000 k Last verwendet worden sind.
In Stahl und Eisen, 1891 Nr. 3 (vgl. auch Industries vom 19. Juni 1891), beschreibt Pohlig die von ihm nach dem vorhin erläuterten System
angelegte Seilbahn von Bedar nach Garrucha (Südspanien), welche zum
Eisenerztransporte dient.
Wir entnehmen dieser Beschreibung Nachstehendes: „Die ganze Länge ist 15,6 km,
welche in vier Theilstrecken von 2,4, 3,4, 5,3 und 4,5 km getheilt, von denen
die erste und zweite Strecke durch eine gemeinschaftliche 30pferdige
Dampfmaschine getrieben werden, und die dritte und vierte Strecke
gemeinschaftlich durch eine 70pferdige Maschine. Die Bahn führt von der Mitte
des Grubenfeldes auf einer Höhe von 276 m überm Meere über verschiedene tiefe
Thäler, worunter eins von etwa 1 km Weite und über 100 m Tiefe, und schroffe
Gebirgskämme hinweg, deren höchste Spitze 358 m überm Meere liegt, zum Dorfe
l'inar de Bedar, woselbst in Höhe von 290 m die erste Maschinenstation
eingerichtet wurde, geht dann rechts abschwenkend unter Ueberschreitung
verschiedener Thäler und hoher Bergrücken, aber mit allmählichem Gefälle weiter
zur sogen. Curvenstation (113 m), woselbst sie sich wieder nach links dreht, um
dann über ein ziemlich hügeliges Terrain zur zweiten Maschinenstation (45 m),
von hier wieder, nach rechts abschwenkend, allmählich gegen das Mittelmeer, der
Endstation, hin abzufallen.
In regelmässigen Abständen bewegen sich auf der Bahn die 660 Wagen, halb zu Berg,
halb zu Thal gehend, mit 1½ m Geschwindigkeit. Die grösste Spannweite beträgt
280 m und es beträgt dort die Seildurchsenkung 20 m. Andere grössere Spannweiten
sind 100 und 225 m, während die durchschnittliche Stützenweite 40 m und die
grösste Steigung 1 : 2½ beträgt. Gewöhnlich werden zwei Wagen zu 350 k in der
Minute gefördert, in 10 Stunden 1200 Wagen mit 420 t, was einer Leistung von
15,6 × 420 = 6552 Tonnenkilometer entspricht, eine Zahl, die meines Wissens
noch von keiner der bisher bestehenden Drahtseilbahnen erreicht worden ist. Bei
der gesteigerten Nachfrage nach dem Bedar-Erz wurde seit Anfang dieses Jahres
der Betrieb der Bahn derart angestrengt, dass täglich in einer Doppelschicht von
2 × 8 = 16 Stunden 900 t gefördert werden. Die zur Verwendung gekommenen
Tragseile haben 33 und 26 mm Durchmesser, das Zugseil hat 18 mm Durchmesser.
Selbstverständlich konnten für diese Anlage nur Klinkenapparate verwandt werden,
welche sich auch im Verein mit den patentirten Sternknoten aufs Vorzüglichste
bewährt haben.
Die Bahn wurde in 10 Monaten betriebsfertig hergestellt mit einem Kostenaufwande
von insgesammt 520000 M.“
An der angeführten Stelle sind noch mehrere Seilbahnen beschrieben, die jedoch nichts
besonders Bemerkenswerthes bieten. Von Interesse möchte sein, dass die Seilbahnen
sogar ihren Weg bis ins Capland gefunden haben, wo sie in den Goldfeldern zum
Transporte von Goldquarz dienen, und zwar unter denkbar ungünstigsten
Terrainverhältnissen.
Ueber die Construction Otto'scher Seilbahnen hat Pohlig in der Sitzung des Cölner Bezirksvereins
deutscher Ingenieure (Zeitschrift vom 21. Juli 1894) einen Vortrag gehalten, in
welchem er die von ihm ausgeführte Anlage der Seilbahn der Zuckerfabrik Brühl des
Näheren beschreibt. Die Anlage soll die in der Nähe gewonnene Braunkohle der
Zuckerfabrik zuführen. Die Drahtseilbahn hat eine Länge von 4200 + 1150 m und musste
örtlicher Verhältnisse wegen eine Winkelstation erhalten. Der Höhenunterschied
zwischen den Endstationen ist 66,5 m, um welchen Betrag die Beladestation höher
liegt. Auf der Strecke sind 106 eiserne Stützen, aus Winkeleisen und Flacheisen in
Form einer vierseitigen Pyramide gebaut, in durchschnittlich 50 m Abstand
angebracht. Jede zweite Stütze ist mit wagerechten Tragarmen zur Aufnahme der
Zugseiltragrollen versehen. Die Tragseile sind Spiralseile von 35 und 28 mm
Durchmesser und 60 k/qmm Bruchfestigkeit. Sie sind auf beiden Endstationen fest verankert und
auf der Winkelstation mit selbsthätigen Gewichtsspannvorrichtungen versehen. Auf der
längeren Strecke ist ausserdem noch eine Zwischenspannvorrichtung vorgesehen. Das
Zugseil ist ein Litzenseil ohne Ende von 10800 m Länge und 16 mm Durchmesser
(Tiegelgussstahl mit 140 k Bruchfestigkeit. Es wird auf der Entlade- und
Antriebsstation über eine zweirillige gelederte und eine dreirillige Seilscheibe,
auf der Winkelstation über zwei Leitscheiben und auf der Beladestation um eine
Seilscheibe geführt, deren Zapfen sich in einem Schlitten hin und her bewegen lässt.
Der Schlittenzapfen ist mit Gewichtsanspannung versehen. Getrieben wird die Seilbahn
durch eine 35pferdige liegende Dampfmaschine (350 mm Durchmesser, 600 mm Hub). Die
Seilbahnwagen bestehen aus einem schmiedeeisernen Gehänge, dem Stahllaufwerk mit
zwei beiderseitig gelagerten Rollen von 250 mm innerem Kranzdurchmesser und einem
drehbaren, aus Stahlblech hergestellten Wagenkasten von 6 hl Inhalt. Zur Befestigung
an das Zugseil dienen Otto'sche Scheibenkuppelungen.
Die Leistungsfähigkeit ist 40 t = 600 hl in der Stunde, d.h. also
\frac{600}{6}=100 Wagen in der Stunde oder alle 36 Secunden 1
Wagen. Bei 1,5 m/Sec. Geschwindigkeit des Zugseiles folgen sich die Wagen in 54 m
Entfernung; es sind mithin rund 200 Wagen auf der Strecke. Die Leistungsfähigkeit
kann indess um 5 bis 6 Doppelwagen in der Stunde erhöht werden.
Zur Bedienung sind erforderlich: 3 Mann auf der Beladestelle, 3 Mann auf der
Winkelstation, 5 auf der Entladestelle, 1 Aufseher, 1 Reparaturschlosser, zusammen
13 Mann. Die Anlagekosten setzen sich folgendermaassen zusammen:
1) Eigentliche Seilbahntheile, einschliess- lich
Hängebahn, Dampfmaschine, Werkzeuge
105000
M.
2) Unterstützungen
30000
„
3) Eisenconstruction der Entladestelle,
der Spannböcke und der Zwischenver- ankerung
25000
„
4) Eisenbahn-und Chaussee-Schutzbrücken
13200
„
5) 5 hölzerne Schutzbrücken
4500
„
6) Holzconstruction an den
Stationen, Fundamente
15000
„
7) Aufstellung, Anfuhr und Nebenarbeit
7300
„
––––––––––
Zusammen
200000
M.
Die Betriebskosten stellen sich folgendermaassen:
10 Proc. Zinsen und Abschreibung
der Anlagekosten
20000
M.
Grundentschädigung
1400
„
Reparaturen, Schmier- und Putzmaterial
6000
„
Bedienungsmannschaft
4400
„
––––––––––
Zusammen
31800
M.
Da der Kohlenbedarf für 1 Campagne 4000 Doppelwagen beträgt, so betragen die
Beförderungskosten für 1 Doppelwagen 8 M. Rechnet man dazu die Gewinnungskosten in
der Grube, welche 6 M. ausmachen, so stellen sich die Kosten für 1 Doppelwagen
Kohlen in der Zuckerfabrik auf 14 M. Demgegenüber stellt sich der Preis der von der
Roddergrube bezogenen Kohle auf 33,5 M., wonach sich für die Zuckerfabrik eine
Ersparniss von 78000 M. in einer Campagne herausstellt.
b) Die Kabelbahnen.
Wie schon erwähnt, dienen die Kabelbahnen denselben Zwecken wie die SeilbahnenWir sehen hier von den grösseren Anlagen für
Personenverkehr ab und verweisen für diese auf das Specialwerk: Die Schweizer Seilbahnen von Wallot, vgl. D. p.
J.
290 192., sie haben indess anstatt des
Tragseils ein Gleise nach Art der Feldeisenbahnen. Demgemäss erfordern sie eine mehr
ebene Bahn. Der Betrieb der Kabelbahnen erfolgt in ähnlicher Weise wie bei den
Seilbahnen mittels eines endlosen Triebseils.
Ueber Anlagekapital, Förderkosten und Betriebskräfte hat Otto
Neitsch in der Generalversammlung des Deutschen Vereines für Fabrikation
von Ziegeln, Thonwaaren, Kalk und Cement (s. dessen Jahresbericht S. 159 u. ff.)
eingehende Angaben gemacht, die in der umstehenden Tabelle zusammengestellt sind.
Bei derselben sind die heutigen Preisverhältnisse zu Grunde gelegt und ist ein
annähernd ebenes Terrain vorausgesetzt. Die Zahlen über das Anlagekapital begreifen
alle Eisen- und Stahltheile in sich, ausgeschlossen, weil von der Oertlichkeit
abhängig, ist die Betriebsmaschine, Erd-, Mauer- und Zimmerarbeit, sowie Fracht und
Montage.
Was die Nutzanwendung der Tabelle betrifft, so hält der Verfasser die Luftseilbahnen
für Entfernungen unter 500 m für Strecken, wo eine Schmalspurbahn verlegt werden
kann, überhaupt nicht für concurrenzfähig, weil die Anlage derselben, als zu theuer,
nicht rentire. Er äussert sich des Weiteren wie folgt:
„Bei 500 m Bahnlänge sehen wir bei gleichem Materialgewicht für 1 cbm schon
bei 100 t täglicher Fördermenge eine Aufwendung grösseren Anlagekapitals bei
erheblich höheren Förderkosten, welche Zahlen sich beide mit der wachsenden
Grösse der täglichen Förderung vervielfachen. Das Verhältniss des Anlagekapitals
der Schmalspurbahn zur Luftseilbahn wird z.B. bei 600 t täglicher Förderung wie
8400 : 12600 M., also wie 1 : 1½, das der Förderkosten wie 1,52 : 4,7, also
ungefähr wie 1 : 3.
Bei 1000 m Bahnlänge und 600 t Förderquantum ist das Kapital verhältniss 14400 :
22200 M., das der Förderkosten wie 1,97 : 5,40 Pf. Dies liegt an der geringen
zulässigen Belastung des Tragseils bei Seilbahnen, der unbeschränkten Belastung
der Kabelbahnen gegenüber, bei ungefähr gleichem Zugkrafterforderniss.
Hinsichtlich der Förderkosten wirkt die nöthige Aufhebung des Fördergutes bei
Luftseilbahnen bis zur erforderlichen Höhe über dem Terrain ungünstig und können
hinsichtlich der Beweglichkeit in einer Grube sich die Zubringebahn und die
Füllrümpfe der Luftseilbahn mit der transportablen Bahn nicht messen, die zu
jedem Förderort auf das bequemste verlegt werden kann.
Textabbildung Bd. 293, S. 223
Fig. 12.Kabelbahnwagen von Neitsch.
Es erscheint die Luftseilbahn deshalb durchaus beschränkt auf die Bedingung der
Unzulässigkeit von Schmalspurbahnen und wird nur in einzelnen Fällen
nothwendig.
Die Schmalspurbahnen werden entweder mit Oberoder Unterseilbetrieb eingerichtet.
Das Unterseil ist für Steigungen über 50 Proc. und alle Entfernungen in der
Tabelle von 200 bis 3000 m nur bis 600 t Fördermenge zu empfehlen. Das Oberseil
empfiehlt sich, wo die Wagenentfernung kürzer als 60 m wird, d.h. bei allen
Fördermengen von über 600 t täglich, immer Steigungen von nicht mehr als 50
Proc. vorausgesetzt, da sonst die Wagen überschlagen müssen.
Wo nach der Tabelle der mechanische Betrieb zu kleinen Förderquantums wegen nicht
rentirt, wo also bei noch nicht 200 m Entfernung noch nicht 200 t gefördert
werden sollen, ein Anlagekapital von 3000 bis 4000 M. noch zu gross ist, aber
motorische Kraft nicht fehlt, lässt sich der geschlossene Seilbetrieb auf der
Schmalspurbahn durch Anwendung eingleisiger Bahnen billiger herstellen, während
in der Tabelle zweigleisige Bahnen berechnet sind. Ferner lassen Antriebs- und
Seilspannapparat für geringere Zugkraft Ersparungen zu, so dass zusammen etwa ⅓
bis ½ der Anlagekosten erspart werden. Auch kann die Seileisenbahn transportabel
hergestellt werden, so dass jedem Betriebe entsprochen werden kann.“
Von den neuesten Apparaten der Schienenbahnen mit
Tabelle über Anlagekapital, Förderkosten und Betriebskraft von
Drahtseilbahnen verschiedener Systeme.
Textabbildung Bd. 293, S. 224
Länge der Bahn in Meter; Tägliches
Förderquantum in Tonnen t = 1000 k; Durchschnittszahlen für mittlere
Verhältnisse in Bezug auf Höhe der Waarenpreise und Löhne in Deutschland;
Schmalspurbahn mit geschlossenem Seil; Luft-Seilbahnen; Anlagekapital in Mark;
Förderkosten für die Tonne in Pfennig; Betriebskraft in
Maschinenpferdekräften
Seilbetrieb beschreibt der Verfasser den von ihm construirten
Seilanklemmapparat.
Diese Klemme (Fig. 12) bedient sich nur eines, behufs
Schonung des Seils und Erzielung grosser Reibung, sehr breiten, aus weichem Eisen
mit oder ohne Fütterung hergestellten, schraubstockartigen Maules, dessen eine
Hälfte unbeweglich fest am Untergestell des Wagens angeschraubt und dessen andere
Hälfte um einen Bolzen drehbar ist. Beide Hälften werden durch einen Stahlfederring
aus einander gehalten. In der feststehenden Hälfte ist eine Gewindemutter aus
Rothguss befestigt, in welcher eine Drückschraube sitzt, die durch einen auf ihr
sitzenden Bund beim Drehen der Schraube nach rechts beide Hälften des Klemmapparates
und zwischen diesen das Drahtseil zusammenpresst und, entgegengesetzt gedreht,
gestattet, dass mit Hilfe des Stahlfederringes die Backen wieder aus einander
gesperrt werden, so dass das Drahtseil aus der Klemme auf die Seilleitrollen
hinuntersinkt. Die Schraube, mit entsprechender Gewindeart versehen, ist am
Wagengestell drehbar und der Länge nach verschiebbar gelagert und trägt an ihrem
äusseren Ende ein Griffrad. Der bedienende Arbeiter schraubt bei der Anschlagstation
mittels dieses Handrades die Förderwagen an das Seil, so dass der Wagen vom Seil auf
der Schienenbahn mitgenommen wird. Bei den Abschlagstationen wird das Stellrad durch
je eine wagerecht befestigte, sprossenleiterartige Vorrichtung, gegen deren Sprossen
die Radarme stossen, selbsthätig, allmählich und sanft losgedreht, indem die
Sprossenentfernung der Speichenentfernung entspricht, so dass das ausgelöste Seil
sich auf die Leitrollen niederlegt, der Wagen stehen bleibt und von Hand an seinen Be- oder
Entladeort geführt wird.
Die senkrechte Hälfte des Klemmapparates hat eine gewellte Klemmfläche, während die
bewegliche Hälfte einen dreieckig ausgeschnittenen Querschnitt der Druckfläche
besitzt, welche einerseits geeignet ist, eine grössere Reibung hervorzurufen und
andererseits die unbedingt richtige Höhenlage des Seils zu bewirken und zu erhalten.
Nach unten sind beide Theile des Klemmapparates derartig ausgeweitet, dass das
selbsthätige Einführen des Seils in den Apparat durch gleichzeitige Senkung des
Wagens in eine muldenartige Vertiefung des Gleises erleichtert wird, so dass
innerhalb dieser Gleisvertiefung der bedienende Arbeiter, ohne das Seil selbst zu
berühren, dasselbe durch Drehen des Griffrades und der Schraube, ausserhalb des
Gleises stehend, festklemmt.
Für Oberseil ist dieselbe Klemme anzuwenden, nur muss behufs Verhütung einer zu
grossen Senkung des Seils in den Klemmapparat hinein dann noch ein Stift
hinzukommen, welcher in der einen Klemmbacke festsitzt und sich in der anderen frei
bewegen kann.
In Amerika sind bis jetzt Seilstrassenbahnen mit einer Bahnlänge von über 1000 km und
über 2000 Wagen im Betrieb. In Chicago sind gegenwärtig über 25000 , in New
York 8000 für Seilstrassenbahnbetrieb vorhanden.
Ein Vergleich zwischen Bahnen mit geschlossenem und offenem Seilbetrieb ergibt, dass
die Förderung der Aufzugseilbahn mit offenem Seilbetrieb an dem Nachtheil leidet,
dass das Ab- und Anschlagen der Züge zeitraubend ist. In engen Gruben ist auch das
Hantiren mit Wagenzügen sehr den Verkehr hindernd. Dann ist es für den Betrieb
unangenehm, dass während der Hubpausen Kessel und Maschine abkühlen. Es ist demnach
beim Aufzugsbetriebe mit offenem Seil mit derselben Maschinenkraft nur ein
Bruchtheil dessen zu schaffen, was mit stetigem Betrieb, also mit geschlossenem
Seil, zu erreichen ist. Bei wagerechter Förderstrecke ist offenes Seil überhaupt
ausgeschlossen, weil die leeren Wagen ohne Gefälle nicht zurücklaufen.
Bei Gefalle zu Gunsten der Last ist das offene Seil nur bei so kleinem Betriebe ein
Vortheil, dass die Preisdifferenz zu Lasten des geschlossenen Seils, welche durch
das erforderliche Doppelgleis bedingt ist, nicht mit verzinst werden kann, es seien
denn die Bedingungen, welche für Massenaufzüge gelten, nämlich: schwere Einzellasten
und nothwendig unregelmässiger Betrieb, maassgebend. In allen anderen Fällen
bleibt das geschlossene Seil enorm im Vortheil.
(Wir geben die Zahlenangaben des Verfassers bezieh. Vortragenden mit Vorbehalt
wieder, da wir nicht in der Lage sind, eine Controle über dieselben auszuüben. D.
R.).