Titel: | Ueber Zuckerbestimmung und über die Zuckergehalte der Gerbmaterialien, Gerbextracte, Gerbebrühen, sowie des unbeschwerten lohgaren Leders. |
Autor: | v. Schroeder, A. Bartel , W. Schmitz-Dumont |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 229 |
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Ueber Zuckerbestimmung und über die Zuckergehalte
der Gerbmaterialien, Gerbextracte, Gerbebrühen, sowie des unbeschwerten lohgaren
Leders.
Von Prof. v. Schroeder, A. Bartel und Dr. W.
Schmitz-Dumont in Tharand.
Ueber Zuckerbestimmung und die Zuckergehalte der Gerbmaterialien
u.s.w.
Bekanntlich findet sich in jedem pflanzlichen Gerbmaterial, neben den gerbenden
Substanzen, eine gewisse Menge in Wasser löslicher Stoffe vor, die die Fehling'sche Kupferlösung direct reduciren und die
ihrem ganzen chemischen Verhalten nach zu der Gruppe der Zucker arten gerechnet
werden müssen. Obgleich wir diese Zuckerarten in den meisten Fällen nicht näher
kennen, so wissen wir doch, dass sie für den Gerbeprocess eine grosse Bedeutung
haben, indem sie das Material darstellen, aus welchem bei der sauren Gährung der
Gerbebrühen die für die Schwellung der Haut so wichtigen organischen Säuren
hervorgehen. Letztere Thatsache ist zuerst von B.
Kohnstein im Laboratorium der Wiener Versuchsstation für Lederindustrie
constatirt wordenB. Kohnstein:„Beitrag zur Kenntniss der säurebildenden Stoffe in Gerbebrühen“. Gerber, 1886 S. 253., und neuerdings
hat sich Dr. HänleinDr. F. H. Hänlein:
„Ueber die Ursache der sauren Gährung in Gerbebrühen“. D. p. J. 1894 291
Heft 8 und 9. von der deutschen Gerberschule sehr ausführlich mit
diesem Gegenstande beschäftigt und unsere Kenntniss von der Gährung der Gerbebrühen
wesentlich erweitert. Auch Hänlein kommt zu dem
Resultate, dass es die die Fehling'sche Lösung
reducirenden zuckerartigen Stoffe der Gerbmaterialien und Gerbebrühen sind, welche
bei der Gährung verbraucht werden und welche die schwellenden Säuren liefern. Damit
in Uebereinstimmung stehen die im Laboratorium zu Tharand ausgeführten
Brüheuntersuchungen aus Gerbereien, welche ersehen lassen, dass bei einem
vollständigen Brühengange, bei fortschreitender Gährung, die zuckerartigen Stoffe in
demselben Verhältniss abnehmen, wie die Säuren zunehmen. Der Gerbstoffgehalt einer
Brühe wird bei dieser Gährung, so viel wir von der Sache wissen, nicht
verändert, und wenn auch von einigen Seiten her angenommen worden ist, dass der
Gerbstoff selbst im Laufe des Gerbeprocesses Zersetzungen unterliege, bei welchen
schwellende Säuren entstehen sollen, so sind dafür doch bis jetzt keine Beweise
beigebracht, während die Bildung der Säuren aus den zuckerartigen Stoffen der
Gerbmaterialien eine vollständig erwiesene Thatsache ist. Es ist daher eine sehr
passende Bezeichnung, wenn Kohnstein die Summe der die
Fehling'sche Lösung reducirenden und als
Traubenzucker berechneten Stoffe als säurebildende
Stoffe den gerbenden Stoffen
gegenüberstellt.
Gerbebrühen aus verschiedenen Gerbmaterialien hergestellt zeigen, wie die praktische
Erfahrung lehrt, eine oft sehr ungleiche Neigung und Fähigkeit zur Säurebildung.
Fichtenbrühen gähren z.B. sehr leicht und bilden viel Säure, während man in
Quebrachobrühen nur eine äusserst geringe Säurebildung wahrnimmt, und es liegt daher
sehr nahe, diese für die Praxis wichtigen Unterschiede auf ungleiche Gehalte der
Gerbmaterialien an zuckerartigen oder säurebildenden Stoffen zurückzuführen. Es hat
daher die Bestimmung des Zuckers und die Kenntniss der durchschnittlichen
Zuckergehalte bei verschiedenen Gerbmaterialien, sowie die Kenntniss der
Schwankungen im Zuckergehalte, wie sie bei ein und demselben Gerbmateriale unter
verschiedenen Verhältnissen vorkommen können, für die gerberische Technik grosses
Interesse. Aber auch abgesehen davon; dass die Zuckergehalte ganz allgemein neben
den Gerbstoffgehalten zur näheren Beurtheilung der Gerbmaterialien und ihrer
Wirkungsweise herangezogen werden müssen, haben der Nachweis von Zucker und die
Zuckerbestimmung bei Gerbmaterialuntersuchungen eine noch weitergehende Bedeutung
deswegen, weil es bei Gerbextracten zuweilen vorkommt, dass dieselben in
betrügerischer Absicht mit Zucker (Melasse) versetzt werden. In solchen Fällen ist
es zur sicheren Feststellung der Verfälschung natürlich auch nöthig, dass man die
normalen Zuckergehalte der betreffenden Extracte und die hier vorkommenden
Schwankungen richtig zu beurtheilen weiss. Viel häufiger noch als bei Gerbextracten
kommt eine betrügerische Beschwerung mit Zucker bei Ledern vor, und es darf daher
die Untersuchung auf Zucker und die quantitative Zuckerbestimmung bei einer
Lederanalyse niemals unterlassen werden. Es sind besonders einige bestimmte
Ledersorten, wie namentlich Riemenleder, die nicht selten zur Gewichtserhöhung mit
Zucker behandelt werden, und zwar nimmt man zu dieser Beschwerung technischen
Traubenzucker bezieh. Stärkesyrup. Da jedes Gerbmaterial und jede Gerbebrühe eine
gewisse Menge zuckerartiger Stoffe enthalten, und da jedes lohgare Leder, abgesehen
von dem fester gebundenen Gerbstoff, eine gewisse Menge der Brühenbestandtheile
aufgesogen enthält, so ist es auch klar, dass in jedem normalen unbeschwerten Leder
sich zuckerartige Stoffe vorfinden müssen, die die Fehling'sche Lösung reduciren. Darauf hat zuerst W. EitnerGerber, 1883 S. 31. hingewiesen, und
er rügt es mit Recht, dass dieser Umstand in einzelnen Fällen bei Untersuchungen auf
Lederbeschwerung mit Zucker ausser Acht gelassen worden ist. Zum qualitativen
Nachweis einer Lederbeschwerung mit Zucker ist die Reaction mit der Fehling'schen Lösung aus dem angegebenen Grunde
überhaupt nicht zu brauchen. In Gemeinschaft mit J.
Meerkatz veröffentlichte EitnerGerber, 1886 S.
243. später eine Methode zum qualitativen Nachweis von
Traubenzucker im Leder, beruhend auf der von H.
MolischWiener Akademie-Bericht, 1886 II. S.
912. angegebenen Reaction: Bildung einer tief violetten Verbindung
durch Einwirkung von α-Naphtol auf Traubenzucker bei
Gegenwart von concentrirter Schwefelsäure. Diese Reaction ist empfindlich, leidet
aber an dem vielen der organischen Farbenreactionen anhaftenden Mangel, dass sie
nicht specifisch für diesen einen Körper ist. Nach E.
NickelE. Nickel: Farbenreactionen der
Kohlenstoffverbindungen, II. Aufl. 1890 S. 31. ist die
färbende Verbindung auch bei dieser Reaction nicht Product der Einwirkung von α-Naphtol auf Traubenzucker, sondern auf ein durch die
zugesetzte concentrirte Schwefelsäure erzeugtes Spaltungsproduct des Traubenzuckers,
wahrscheinlich Furfurol, und daher kann die Reaction auch durch andere
Kohlenhydrate, Glycoside oder EiweisstoffeSeegen: Centralbl. f. d. med. Wissenschaft, Bd.
24 Nr. 44. hervorgerufen werden. Unserer Anschauung nach könnte
diese Reaction im besten Falle doch nur Werth für eine vorläufige Orientirung haben,
denn ein definitives Urtheil, ob Beschwerung mit Zucker vorhanden ist oder nicht,
kann niemals auf Grund einer qualitativen Prüfung abgegeben werden. Dazu ist es
unbedingt nothwendig, dass eine quantitative Analyse ausgeführt wird, und hierzu ist
die Zuckerbestimmung mit der Fehling'schen Lösung
entschieden am zweckmässigsten. Um die Resultate einer solchen Zuckerbestimmung aber
richtig zu beurtheilen, muss man natürlich die mittleren Zuckergehalte und die
Schwankungen der Zuckergehalte kennen, wie sie bei normalen unbeschwerten lohgaren
Ledern vorkommen.
Wie aus Vorstehendem ersichtlich ist, haben Zuckerbestimmungen für die gerberische
Praxis nach verschiedenen Richtungen hin Interesse. Sehr bald nach dem Erscheinen
der Kohnstein'schen PublicationenB. Kohnstein:„Zur Bestimmung des Traubenzuckers“, Gerber, 1885 S. 229, und die bereits citirte Arbeit: „Beitrag
zur Kenntniss der säurebildenden Stoffe in Gerbebrühen“, Gerber, 1886 S. 253. wurde im
Laboratorium zu Tharand mit einer Untersuchung der gebräuchlichsten Gerbmaterialien
und Gerberextracte auf ihren Zuckergehalt begonnen, diese Arbeiten sind bis in die
neueste Zeit fortgeführt und in den letzten Jahren auch auf eine sehr grosse Anzahl
Leder ausgedehnt worden. Da auch von anderer Seite her bis jetzt über Zuckergehalte
der Gerbmaterialien, abgesehen von einigen Notizen, nichts veröffentlicht worden
ist, so wollen wir in dieser Arbeit die wichtigsten Resultate, die wir erhielten,
zusammenstellen. Vorher möge es uns aber erlaubt sein, die Methode der
Zuckerbestimmung etwas eingehender zu besprechen und diejenigen Versuche
mitzutheilen, welche zur Begründung des im Tharander Laboratorium eingehaltenen
Verfahrens geführt haben. Was die Methode anbetrifft, so liegt es auf der Hand, dass
die Zuckerbestimmung mit der Fehling'schen Lösung in
ihrer Anwendung auf Gerbmaterial- und Lederuntersuchungen einiger Abänderungen
bedarf, und ebenso ist es klar, dass diese Methode mit ihren bekannten vielfachen
Fehlerquellen nur dann gut übereinstimmende und wirklich vergleichbare Resultate
ergeben kann, wenn in allen Fällen ein und dasselbe Verfahren gleichmässig befolgt
und streng eingehalten wird.
Da eine solche Einigung für gerberische Untersuchungen bis jetzt noch nicht
erzielt ist, so erscheint die kritische Besprechung der Methode keineswegs
überflüssig.
I. Allgemeine Begründung der Methode der Zuckerbestimmung für
gerberische Untersuchungen.
Bei der Untersuchung einer Gerbstoffe enthaltenden Flüssigkeit auf Traubenzucker oder
überhaupt auf zuckerartige, die Fehling'sche Lösung
reducirende Stoffe ist es zunächst nöthig, die Gerbstoffe auszufällen, weil diese
auf die Fehling'sche Lösung ebenfalls einwirken. Statt
der in der Zuckertechnik bewährten und allein üblichen Fällung mit Bleiessig bedient
sich Kohnstein zur Ausfällung von Gerbstoffen und
Farbstoffen der Magnesia. Bei Untersuchung einiger Gerbmaterialien auf die Fehling'sche Lösung reducirenden Stoffe benutzt F. SimandF. Simand:„Verhalten einiger Gerbmaterialien bei der Extraction“, Gerber, 1887 S. 173 und 174.
ebenfalls die Fällung mit frisch geglühtem Magnesiumoxyd. Im Tharander Laboratorium
ist die Fällung mit Magnesia für die Zwecke der Zuckerbestimmung niemals angewendet
worden, weil sich gleich zu Anfang bei einigen vergleichenden Versuchen mit der
Magnesia- und Bleiessigfällung ergab, dass man bei sonst ganz gleichem Verfahren im
ersteren Falle immer kleinere Ergebnisse erhält, die Magnesia also ein gewisses
Quantum Zucker aus der Lösung ausfällt. Später hat F.
SimandF. Simand:„Bestimmung des Traubenzuckers im Leder“, Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 Heft 22. eine
Untersuchung über die Bestimmung des Traubenzuckers im Leder veröffentlicht, bei
welcher er theils die Magnesiafällung, theils die Bleifällung anwendet. Am Schluss
seiner Arbeit weist er darauf hin, dass durch die Magnesia etwas Zucker mit
niedergerissen wird, und bringt dafür auch analytische Belege bei.Vgl. in dieser Beziehung auch die Angaben von
Simand in Böckmann;
Chemisch-technische Untersuchungsmethoden, III. Aufl. Bd. 2 S.
558. Das stimmt, wie aus Folgendem zu ersehen ist, mit den
hiesigen Resultaten vollständig überein, und geben wir aus diesem Grunde der
Bleifällung entschieden den Vorzug. Kohnstein verwirft
die Anwendung des Bleiessigs als zu umständlich und fehlerhaft, weil Zucker
mitgefällt werden soll; – für den Fall, dass mitvorhandenes Dextrin zu bestimmen
ist, erklärt er diesen Weg überhaupt für unmöglich. Der Grund für diese letztere
Behauptung ist nicht recht ersichtlich, da Dextrin durch Bleiessig nur in sehr
concentrirter oder ammoniakalischer Lösung gefällt wirdStädeler, Ann.,
Bd. 111 S. 26., also unter den bei einer Untersuchung auf
Lederbeschwerung vorliegenden Verhältnissen von Bleiessig in keiner Weise
beeinflusst werden kann. Die Angabe, dass Bleiessig Zucker aus der Lösung
ausfällt, stützt Kohnstein durch keine von ihm selbst
angestellten Versuche, wahrscheinlich bezieht er sich aber mit seiner Aeusserung auf
die Arbeiten von P. LagrangeP. Lagrange, Comptes
rendus, Bd. 97 S. 857. und Bicard und PelletBull, d. l'ass. des chim. de suc etc., Bd. 1 S.
230, und Chem. Ztg., Bd. 7 S. 1532.,
welche in der That bei der Untersuchung von Rohrzuckersäften in dem
Bleiniederschlage Traubenzucker vorfanden. Indessen werden diese Arbeiten in einer
für die Bleimethode günstigen Weise durch die Untersuchungen von Sachs und BarbieriSachs und Barbieri, Chem. Ztg., Bd. 8 S. 1144.
ergänzt, nach denen Zucker bald in den Niederschlag eingeht, bald nicht, je nach der
Natur der Lösung, – bei Osmosesäften fand sich z.B. Zucker in der Bleifällung, bei
Rübensäften nicht. Nach unseren weiter unten mitzutheilenden Versuchen mit reinen
Traubenzuckerlösungen werden merkbare Mengen von Traubenzucker durch Bleiessig nicht
gefällt. Mag es nun aber auch mit der absoluten Richtigkeit der Bleimethode bestellt
sein wie es wolle, jedenfalls zeigen die unter sonst gleichen Verhältnissen mit der
Magnesiafällung jederzeit niedriger ausfallenden Resultate, dass der grössere Fehler auf Seiten der Magnesiamethode ist und die
Bleifällung daher unbedingt vorgezogen werden muss.
Folgende von Dr. R. Koch mit Gerbextracten ausgeführte
Versuche zeigen die Resultate der Magnesiamethode gegenüber der Bleimethode. Von den
Extracten wurde ein abgewogenes Quantum in gewöhnlicher Weise auf 1 l gelöst und
filtrirt. Zur Magnesiafällung wurden 200 cc der Extractlösung mit 5 g frisch
geglühter Magnesia behandelt und nach dem Filtriren 25 cc zur Bestimmung des Zuckers
verwendet. Zur Bleifällung wurden 100 cc Extractlösung mit 5 cc Bleiessig versetzt
und nach einiger Zeit filtrirt, von dem Filtrate wurden 50 cc mit 1 cc verdünnter
Schwefelsäure zur Ausfällung des Bleiüberschusses versetzt, filtrirt und von diesem
Filtrate 25 cc zur Bestimmung verwendet. Durch Zusatz des Bleiessigs und der
verdünnten Schwefelsäure ist hier also eine Verdünnung im Verhältniss von 100: 107,1
erfolgt, und es sind demnach für 25 cc zur Bestimmung verwendeter Lösung 23,34 cc
der ursprünglichen Extractlösung zu rechnen. Die Ausführung der Zuckerbestimmung
geschah beiderseits ganz gleichmässig nach der Allihn'schenDr. F. Allihn:
„Ueber den Verzuckerungsprocess bei der Einwirkung verdünnter
Schwefelsäure auf Stärkemehl bei höheren Temperaturen“, Journal für praktische Chemie, 1880 N. F. Bd.
22 S. 46 und ff. Vorschrift, nur wurde das Kochen in einem
Wasserbade vorgenommen und die Kochdauer auf genau 30 Minuten abgemessen. Das
längere Kochen gegenüber dem von Allihn
vorgeschriebenen
Untersuchter Extract
Gelöstper Liter
Magnesiafällung
Bleifällung
Mehrbefundbei der
Blei-methodeZucker
Zur Kupfer-lösung
zu-gesetzteSubstanz-menge
Gefun-denKupfer
EntsprichtZucker
BerechnetZucker
Zur Kupfer-lösung
zu-gesetzteSubstanz-menge
Gefun-denKupfer
EntsprichtZucker
BerechnetZucker
g
g
mg
mg
Proc.
g
mg
mg
Proc.
Proc.
Australischer Mimosenextract
24,462
0,6116
55
28,4
4,64
0,5711
70
35,8
6,27
1,63
Hemlockextract
24,692
0,6173
34
18,0
2,92
0,5764
37
19,4
3,37
0,45
Ungarischer Eichenextract
37,505
0,9376
87
44,4
4,74
0,8754
120
61,1
6,98
2,24
Kastanienholzextract
10,000
0,2500
27
14,5
5,80
0,2334
29
15,5
6,64
0,84
Fester Quebrachoextract
20,000
0,5000
11
6,6
1,32
0,4668
23
12,5
2,68
1,36
einmaligen Aufkochen geschah deswegen, weil sich nach
früheren Versuchen ergeben hatte, dass man auf diese Art bei Gerbextracten, wo es
sich ja nicht um Traubenzucker handelt, viel gleichmässigere Resultate erhält. Weil
es hier aber vorläufig nur auf vergleichende Zahlen ankommt, sind die Resultate in
vorstehender Zusammenstellung nach der Allihn'schen
Tabelle berechnet. Fast ganz genau in derselben Weise ist folgender Versuch mit
käuflichem Syrup ausgeführt, von welchem 15,929 g auf 1 l gelöst wurde. Eine kleine
Abänderung bestand hier nur darin, dass nicht 200, sondern 100 cc der Lösung mit 5 g
Magnesia behandelt wurden. Es ergaben 25 cc des Magnesianitrates 139 mg Kupfer,
entsprechend 70,8 mg Zucker. Von dem Bleifiltrate ergaben 25 cc (entsprechend 23,34
ursprünglicher Lösung) 144 mg Kupfer oder 73,4 mg Zucker. Danach haben wir im Syrup
an Zucker
nach
der
Magnesiafällung
17,78
Proc.
„
„
Bleifällung
19,74
„
–––––––––––
Differenz
1,96
Proc.
Auch der folgende Versuch beweist die Ausfällung des Zuckers durch die Magnesia.
Etwa 9 g lufttrockener Candiszucker wurden gelöst und mit 10 cc Salzsäure durch
Erwärmen bis zu 80° auf dem Wasserbade invertirt. Die Säure wurde mit der
äquivalenten Menge Soda neutralisirt und die gesammte Flüssigkeit auf 1 l verdünnt.
Bei halbstündiger Kochdauer ergaben 25 cc direct 450 mg Kupfer, entsprechend 242,2
mg Zucker. Nachdem 100 cc der Invertzuckerlösung mit 2,5 g Magnesia behandelt werden
waren, ergaben 20 cc des Filtrates bei gleicher Kochdauer 415 mg Kupfer oder 221,6
mg Zucker. Da die Allihn'sche Tabelle für halbstündige
Kochdauer direct Invertzuckermengen angibt, so haben wir hiernach für 1 l der
Zuckerlösung an Invertzucker:
Direct bestimmte Menge
9,688 g
Nach der Behandlung mit Magnesia
8,864 g
––––––
Differenz
0,824 g
Es sind demnach 8,51 Proc. von der ursprünglichen Invertzuckermenge durch die
Magnesia ausgefällt.
Endlich wollen wir noch einige von R. Ruhsam im
Tharander Laboratorium gefundene Zahlen anführen, welche die vorstehenden Resultate
vollständig bestätigen. Für vier Extracte ergaben sich bei sonst beiderseitig ganz
gleichem Verfahren folgende Zuckerprocente:
Magnesia-methode
Blei-methode
Mehrbefundnach derBleimethode
Eichenholzextract
4,21
5,12
0,91
Eichenholzextract
5,06
6,49
1,43
Klagenfurter Fichtenlohe- extract
8,90
10,50
1,60
a) Hamburger Fichtenlohe- extract
5,03
5,37
0,34
b) Hamburger Fichtenlohe- extract
5,94
7,17
1,23
Beim Hamburger Fichtenextract ist bei der Bleimethode die Hauptmenge des Gerbstoffes
zuerst mit Hautpulver, der Rest dann mit Bleiessig ausgefällt. Bei der
Zuckerbestimmung unter a) beiderseits einmaliges Aufkochen, unter b) beiderseits
halbstündige Kochdauer.
SimandBöckmann, III. Aufl. Bd. 2 S. 558.
gibt bezüglich der Zuckerfällung durch Magnesia an, dass von Stärkesyrupen, bei der
Concentration von 0,3 g in 100 cc und je 1 g MgO für 100 cc. 4,28 Proc., 5,96 Proc.
und 6,42 Proc. von dem Syrup niedergeschlagen wurden, – die Zuckermengen nahmen
ab von 34,92 auf 32,73 Proc. – von 52,78 auf 50,18 Proc. und von 35,78 auf 32,74
Proc. Wenn wir Simand richtig verstanden haben, so
sollen auch die am Ende seiner Arbeit über die Bestimmung des Traubenzuckers im
Lederl. c. Zeitschrift für angewandte Chemie, 1892 Heft
22. angeführten Zahlen zeigen, wie die Zuckerbestimmungen
ausfallen, wenn man bei sonst ganz gleichem Verfahren die Magnesiafällung einerseits
und die Bleifällung andererseits anwendet:
Magnesia-methode
Bleiessig-methode
Proc.
Proc.
Valoneaterzen
0,58
0,79
Traubenzucker
Valoneaterzen
1,17
1,34
„
Beschwertes Leder
2,72
2,98
„
Nach der Inversion
7,36
7,45
Invertzucker
Eichenholzextract
3,41
3,88
Traubenzucker
Nach der Inversion
6,14
6,55
Invertzucker
Obgleich die Differenzen hier kleiner sind als bei den früher angeführten Zahlen, so
zeigt auch dieser Vergleich, dass man nach der Magnesiamethode immer weniger findet.
Jedenfalls ist die Ueberlegenheit der Bleimethode
hinsichtlich der Richtigkeit der Resultate durch sämmtliche von uns hier
mitgetheilten Versuche zur Genüge bewiesen.
Bei Zuckerbestimmungen für technische Zwecke wird im Allgemeinen auf einen in der
Zuckerlösung verbleibenden Ueberschuss an Bleiessig als unwesentlich für das
Resultat keine Rücksicht genommen, – nur bei Gegenwart eines grossen Ueberschusses
dieses Fällungsmittels wird eine Entfernung desselben gefordert.Böckmann,
Chemisch-technische Untersuchungsmethoden, III. Aufl. Bd. 1 S.
279. Inwieweit für die bei unseren Zuckerbestimmungen erhaltenen
Ergebnisse ein Bleigehalt in der Zuckerlösung von Einfluss ist, darüber geben
folgende Versuche Aufschluss:
I. 31,650 g eines Fichtenextractes wurden auf 1 l gelöst und filtrirt, – 500 cc der
Lösung wurden mit 50 cc Bleiessig gefällt, filtrirt und in dem Filtrate, abgesehen
davon, dass die Kochdauer 30 Minuten war, der Zucker genau nach Allihn bestimmt, nur wurde das Blei einerseits in der
Lösung belassen, andererseits vorher ausgefällt:
1) Je 25 cc, ohne Fällung des Bleiüberschusses verwendet, ergaben:
0,1302
g
Cu,
entsprechend
0,0663
g
Zucker
oder
9,22
Proc.
0,1297
„
„
„
0,0660
„
„
„
9,18
„
––––––––––
Mittel
9,20
Proc.
2) In 100 cc wurde das Blei durch eine genügende Menge verdünnter Schwefelsäure, d.h.
2,00 cc ausgefällt und filtrirt, wonach je 25 cc ergaben:
0,1220
g
Cu,
entsprechend
0,0621
g
Zucker
oder
8,81
Proc.
0,1210
„
„
„
0,0616
„
„
„
8,74
„
––––––––––
Mittel
8,78
Proc.
3) In 100 cc das Blei durch 5,00 cc einer Kaliumsulfatlösung ausgefällt und filtrirt,
– je 25 cc ergaben:
0,1170
g
Cu,
entsprechend
0,0596
g
Zucker
oder
8,70
Proc.
0,1157
„
„
„
0,0590
„
„
„
8,61
„
––––––––––
Mittel
8,66
Proc.
II. Von einem anderen Fichtenloheextract wurden 26,3320 g auf 1 l gelöst. Zu 200 cc
der Extractlösung wurden 10 g Hautpulver zugesetzt und durch Schütteln mit demselben
der grösste Theil des Gerbstoffes ausgefällt. Zu 100 cc des Hautfiltrates wurden
1,00 cc Bleiessig gesetzt, dann filtrirt und im Filtrat der Zucker theils
ohne, theils mit Ausfällung des Bleiüberschusses wie unter I. bestimmt:
1) 25 cc ergaben ohne Bleiausfällung:
0,1310 g Cu, entsprechend 0,0667 g Zucker oder 10,23 Proc.
2) 50 cc wurden mit 20 cc einer Kaliumsulfatlösung zur Ausfällung des
Bleiüberschusses versetzt und filtrirt, wonach 25 cc ergaben:
0,0960 g Cu, entsprechend 0,0489 g Zucker oder 10,50 Proc.
Wenn diese Versuche auch keineswegs genügen, um die Richtigkeit der Resultate für den
einen oder anderen Fall zu discutiren, so zeigt der Vergleich der erhaltenen Zahlen
doch, dass die Differenzen keine wesentlichen sind. Immerhin
ist es zur Erhaltung gut vergleichbarer Zahlen principiell richtiger, das Blei
auszufällen, denn die Einhaltung eines annähernd gleichmässigen geringen
Bleiüberschusses, was die nachherige Abscheidung des Bleies ersparen könnte, ist bei
der wechselnden Beschaffenheit der hier in Frage kommenden Untersuchungsobjecte ein
Ding der Unmöglichkeit. Bei den Zuckerbestimmungen im Tharander Laboratorium wird
der Bleiüberschuss daher immer ausgefällt, und es liegt auf der Hand, dass hierzu
ein Neutralsalz, wie Kaliumsulfat oder Natriumsulfat, der Schwefelsäure vorzuziehen
ist. Zur Ausfällung des Bleiüberschusses benutzen wir, wie das auch Simand bei seiner Bleimethode thut, das Natriumsulfat.
Um sicher zu sein, dass das in der Lösung noch befindliche Blei immer ganz
ausgefällt ist, richten wir die Concentration der Natriumsulfatlösung so ein, dass
sie dem Volum nach dem Bleiessig gleichwerthig ist, und es wird bei den
Zuckerbestimmungen dem Bleifiltrate dann immer dieselbe Anzahl Cubikcentimeter
hinzugefügt, die vorher an Bleiessig genommen worden war.
Wenn aus den bisher mitgetheilten Versuchen sich auch mit Sicherheit ergibt, dass bei
der Magnesiafällung wechselnde Zuckermengen niedergeschlagen werden und die
Bleifällung als die richtigere entschieden vorzuziehen ist, so ist damit aber noch
nicht bewiesen, dass bei der Bleifällung Zucker überhaupt nicht mitgerissen wird. Da
wir es bei unseren Untersuchungsobjecten nur ausnahmsweise mit bestimmten
Zuckerarten zu thun haben, in der Regel aber nur die Summe der nicht näher
bekannten, die Fehling'sche Lösung reducirenden
zuckerartigen Stoffe bestimmen und als Traubenzucker berechnen, so lässt sich diese
Frage in allgemein gültiger Weise nicht entscheiden. Gerade aus diesem Grunde ist es
aber zur Erhaltung gut vergleichbarer Zahlen räthlich, mit den zuzusetzenden
Bleiessigmengen nicht zu sehr zu wechseln, sondern auch darin sich möglichster
Gleichmässigkeit zu befleissigen. Mit reinem Traubenzucker haben wir einige Versuche
angestellt, und aus diesen geht mit Bestimmtheit hervor, dass Bleiessig diese
Zuckerart unter den hier in Frage kommenden Bedingungen nicht beeinflusst. Die
Ergebnisse dieser Versuche wollen wir im Folgenden mittheilen:
Verwendet wurde eine Traubenzuckerlösung, die etwa 10 g reinen Traubenzucker in 1 l
enthielt. Um die vorhandene Menge festzustellen, wurden zuerst drei
Zuckerbestimmungen genau nach Allihn's Methode und auch
mit nur einmaligem Aufkochen, wie Allihn es
vorschreibt, ausgeführt. Dabei wurden erhalten für 25 cc:
451449551
im Mittel 450 mg Kupfer,
entsprechend0,2422 g Traubenzucker.
1) 50 cc Traubenzuckerlösung mit 10 cc Bleiessig versetzt und in 25 cc des
Gemisches, ohne das Blei vorher auszufällen, die Zuckerbestimmung genau in der
angegebenen Weise nach Allihn bestimmt:
Gefunden 379 mg Kupfer, entsprechend 200,8 mg Traubenzucker. Daraus berechnet sich
für 25 cc der ursprünglichen Lösung:
Gefundene
Zuckermenge
0,2410 g
Angewendete
„
0,2422 g
–––––––––
Differenz
– 0,0012 g
2) 50 cc Traubenzuckerlösung mit 10 cc Bleiessig versetzt, mit Schwefelsäure das Blei
vorsichtig ausgefällt, auf 100 cc aufgefüllt, filtrirt und in 25 cc des Filtrates
der Zucker wie vorher bestimmt. Gefunden 236 mg Kupfer = 121,7 mg Traubenzucker.
Daraus ergibt sich für 25 cc der ursprünglichen Lösung:
Gefundene
Zuckermenge
0,2434 g
Angewendete
„
0,2422 g
–––––––––
Differenz
+ 0,0012 g
3) 50 cc Traubenzuckerlösung mit 50 cc Tanninlösung (1,850 g lufttrockenes Tannin auf
1 l) versetzt, dann 5 cc Bleiessig hinzugefügt, die Bleifällung abfiltrirt und in 25
cc des Filtrates, ohne den Bleiüberschuss zu entfernen, die Zuckerbestimmung
ausgeführt. Erhalten 237 mg Kupfer = 122,3 mg Zucker. Daraus berechnet sich für 25
cc der ursprünglichen Zuckerlösung:
Gefundene
Zuckermenge
0,2458 g
Angewendete
„
0,2422 g
–––––––––
Differenz
+ 0,0036 g
4) 50 cc Traubenzuckerlösung mit 50 cc der in Nr. 3 benutzten Tanninlösung versetzt,
dann 5 cc Bleiessig hinzugefügt, filtrirt und zu 50 cc des Filtrates zur Entfernung
des Bleiüberschusses 10 cc einer Kaliumsulfatlösung zugegeben. Dann filtrirt und in
25 cc des Filtrates der Zucker bestimmt. Erhalten wurden 197 mg Kupfer = 101,0 mg
Zucker. Daraus folgt für 25 cc der ursprünglichen Zuckerlösung:
Gefundene
Zuckermenge
0,2436 g
Angewendete
„
0,2422 g
–––––––––
Differenz
+ 0,0014 g
Bei diesen Versuchen wurden demnach für 100 angewendeten Traubenzucker nach einander
99,50 Proc. – 100,49 Proc. – 101,49 Proc. und 100,58 Proc. gefunden, und im Mittel
ist statt 100 Zucker 100,51 erhalten worden. Das ist gewiss hinreichend genau genug,
und man ersieht aus den Versuchen, dass ein merklicher Verlust an Traubenzucker
durch die Verwendung des Bleiessigs nicht stattfindet.
Abgesehen davon, dass die Bleimethode entschieden die richtigere ist, muss sie auch
gegenüber der Magnesiamethode als die in der Ausführung einfachere bezeichnet
werden. Die Bleifällung vollzieht sich ohne Schwierigkeit und filtrirt gut, dasselbe
gilt von der Ausfällung des Bleiüberschusses, und wenn man die richtigen
Verhältnisse einhält, hat man mit einmaligem Zusatz bestimmter Mengen von Bleiessig
und schwefelsaurem Natron den Zweck ohne weiteres erreicht. Bei der Magnesiamethode
ist es dagegen sehr unbequem, dass die Magnesia immer frisch calcinirt sein muss,
und es bedarf überhaupt einiger Uebung, bis es gelingt, nahezu farblose, von
Gerbstoffen vollständig freie Filträte zu erhalten.Vgl. darüber R.
Koch:
„Zur Bestimmung der freien Säuren in Gerbebrühen u.s.w.“, D. p. J. 1887 246
395 ff. Beim Vorhandensein freier
organischer Säuren kommt bei der Magnesiafällung in die Flüssigkeiten, in
welchen der Zucker bestimmt werden soll, Magnesiasalz hinein, und bei der Behandlung
mit der alkalischen Kupferlösung wird neben dem Kupferoxydul auch Magnesia gefällt.
Kohnstein und Simand
schreiben daher vor, den Kupferniederschlag in verdünnter Salzsäure zu lösen, das
Kupfer in Schwefelkupfer zu verwandeln und dieses zu wägen. Es mag hier
dahingestellt sein, wie gross der durch diese Mitfällung der Magnesia bedingte
Fehler ist, jedenfalls aber ist diese wiederholte Fällung des Kupfers eine ebenso
unbequeme, wie überflüssige Complicirung bei der Zuckerbestimmung, die bei der
Bleiessigfällung in Wegfall kommt, indem man hier mit dem bekannten
Asbestfilterröhrchen in einfachster Weise das Ziel erreicht. Die Magnesiafällung
bietet bei diesen Untersuchungen auch sonst nicht den geringsten Vortheil und muss
für die Zwecke der gerberischen Zuckerbestimmungen um so mehr verworfen werden, da
sie hierzu, gegenüber der entschieden besseren und sonst allgemein benutzten
altbewährten Bleimethode, von Kohnstein ohne jeden
zureichenden Grund eingeführt worden ist.
Bei allen Gerbmaterialuntersuchungen werden in den wässerigen Extracten die gerbenden
Stoffe durch Hautpulver entfernt, und die organischen Nichtgerbstoffe durch
Eindampfen des Filtrates in bekannter Weise bestimmt. Bei Lederanalysen extrahirt
man das gepulverte entfettete Leder mit Wasser, und es finden sich in diesem Extract
neben gewissen Mengen Gerbstoff sämmtliche in Wasser löslichen organischen und
unorganischen Nichtgerbstoffe, die das Leder enthält, demnach auch der Zucker. Den
Zucker bestimmen wir immer in einer besonderen Portion dieses Extractes nach
vorhergegangener Bleiessigfällung. Bei einer Lederanalyse ist es aber auch wichtig,
die Menge des im wässerigen Extracte enthaltenen Gerbstoffes, sowie die Menge der
Nichtgerbstoffe zu kennen, und diese Bestimmung führt man mit Hautpulver aus, indem
man genau in derselben Weise verfährt, wie bei der Untersuchung eines Extractes aus
einem Gerbmaterial. Ist ein Leder mit Traubenzucker bezieh. Stärkesyrup versetzt, so
finden sich die Bestandtheile dieses Beschwerungsmittels unter den in Wasser
löslichen organischen Nichtgerbstoffen des Leders, und man kann schon aus dem ganz
abnormen Verhältniss zwischen gelösten gerbenden Stoffen und Nichtgerbstoffen die
Beschwerung ersehen. Es könnte die Frage aufgeworfen werden, ob man den Zucker dem
Leder durch Wasser vollständig entziehen kann und ob bei der Behandlung einer
zuckerhaltigen Flüssigkeit mit Hautpulver von der Hautfaser nicht gewisse Mengen
Zucker absorbirt werden. Obgleich eine solche Fixirung von vornherein ganz
unwahrscheinlich ist, und auch anderweitige Versuche vorlagen, die diese Absorption
verneinen, so sind doch der Vollständigkeit wegen ein paar direct dahingehende
Versuche angestellt worden, die wir in Folgendem mittheilen wollen.
Bei diesen Versuchen wurden Traubenzuckerlösungen von bekanntem Gehalt mit Hautpulver
24 Stunden lang geschüttelt und im Filtrat die Zuckerbestimmung genau nach Allihn und mit einmaligem Aufkochen ausgeführt. Zu den
Versuchen 1 und 2 diente eine Traubenzuckerlösung, die bei der Bestimmung für 25 cc
0,2422 g Traubenzucker ergeben hatte, zu dem Versuch 3 eine Lösung, die in 25 cc
0,1341 g enthielt.
1) 200 cc Traubenzucker mit 4 g Hautpulver behandelt, 25 cc des Hautfiltrates
ergaben 453 mg Kupfer = 244,0 mg Zucker.
In
25
cc
gefundener Zuckermenge
0,2440
g
„
25
„
angewendeter Zuckermenge
0,2422
„
––––––––
––
Differenz
+ 0,0018
g
2) 200 cc Traubenzuckerlösung mit 10 g Hautpulver behandelt, es ergaben 25 cc des
Hautfiltrates 451 mg Kupfer = 242,8 mg Zucker.
In
25
cc
gefundener Zuckermenge
0,2428
g
„
25
„
angewendeter Zuckermenge
0,2422
„
––––––––
––
Differenz
+ 0,0006
g
3) 200 cc Traubenzuckerlösung mit 10 g Hautpulvör behandelt, es ergaben 25 cc des
Hautfiltrates 258,5 mg Kupfer = 133,8 mg Zucker.
In
25
cc
gefundener Zuckermenge
0,1338
g
„
25
„
angewendeter Zuckermenge
0,1341
„
––––––––
––
Differenz
– 0,0003
g
Es sind demnach der Reihe nach gefunden für 100 angewendeten Zucker: 100,74 Proc., –
100,24 Proc., – und 99,78 Proc., im Mittel 100,25 Proc. Zucker wird also jedenfalls nicht von der Hautfaser absorbirt, und das ist
ja auch einleuchtend, denn sonst müsste er ja eine Art gerbende Wirkung haben. Aus
den Versuchen ersieht man aber auch, dass die kleinen Mengen löslicher Hautstoffe,
die durch gutes reines Hautpulver in die Lösung kommen, die Zuckerbestimmung nicht
merkbar beeinflussen. Daraus folgt freilich nicht, dass man in jedem Hautfiltrat von
einer Gerbstoffbestimmung ohne weiteres die Zuckerbestimmung ausführen könnte. Das
geht nicht, weil die gerbenden Stoffe dazu nie vollständig genug aus der Lösung
durch Hautpulver beseitigt werden. Käme man ausnahmsweise in die Lage, in dem
Hautfiltrat von einer Gerbstoffbestimmung den Zucker bestimmen zu wollen, so müsste
man auch hier eine Fällung mit einer kleinen Menge Bleiessig vorhergehen lassen.
Soweit die besonderen Vorschriften für die Zuckerbestimmung mittels Fehling'scher Lösung hinsichtlich der anzuwendenden
Mengen und Concentrationen der Lösungen, sowie der Art und Zeitdauer des Erhitzens
bald so, bald anders festgelegt wurden, so ist doch stets betont worden, dass die
erhaltenen Resultate nur für eine bestimmte Zuckerart (meist Dextrose) direct gültig
seien.
Soxhlet, Radewald, Tollens und AllihnVgl. die citirte Allihn'sche Arbeit S. 70 und 72.
haben festgestellt, dass bei Dextrose, Lävulose, Invertzucker, Galactose u.s.w. die
Reduction verschieden schnell verläuft, und dass dem entsprechend die Kochdauer
geregelt werden muss. Bei den Gerbmaterialien liegt nun weder die eine, noch die
andere reine Zuckerart vor, sondern ein mehr oder weniger complicirtes Gemisch
verschiedener, vorläufig nicht näher bekannter, die Kupferlösung reducirender
Substanzen; es war daher wohl vorauszusetzen, dass die Kochdauer unter diesen
Verhältnissen einen ganz besonderen Einfluss auf die Regelmässigkeit der Reduction
haben würde. Bei einmaligem Aufkochen nach Allihn's
Vorschrift für Traubenzucker konnten bei den Gerbmaterialien sehr häufig keine gut
übereinstimmenden gleichmässigen Resultate erhalten werden. Wenn demzufolge das
Vorhandensein von langsam und ungleich reducirenden Körpern angenommen werden
müsste, so war vorauszusetzen, dass bei verlängerter Kochdauer ein Zeitpunkt
eintreten müsste,
bei dem das Reductionsvermögen sämmtlicher vorhandener Substanzen entweder
erschöpft, oder doch dem Endpunkte so nahe zugeführt sein würde, dass eine noch
weitere Verlängerung der Kochdauer keine wesentlich vermehrte Abscheidung von
Kupferoxydul bedingen würde, wonach man dann auch bei Einhaltung einer längeren
Kochdauer gleichmässigere und relativ richtigere Resultate zu erwarten hätte.
Die folgenden Versuche, die seiner Zeit zum Theil von Herrn Dr. R. Koch, zum Theil von Herrn R.
Ruhsam ausgeführt wurden, beziehen sich auf den Einfluss der Kochdauer, und
ist bei denselben, abgesehen von letzterer, ganz genau nach Allihn's Vorschrift verfahren worden. Die erhaltenen Kupfermengen sind, da
es hier ja nur auf vergleichende Zahlen ankam, nach Allihn's Tabelle auf Zuckerprocente umgerechnet.
I. Klagenfurter Fichtenextract
I.
29,344 g in 1 l gelöst. In 200 cc durch 20 g MgO der Gerbstoff gefällt, filtrirt, 100
cc des Filtrates mit Salzsäure invertirt, wieder auf 100 cc gebracht und in 25 cc
der Zucker bestimmt:
1) Bei einmaligem Aufkochen:
164 mg Cu = 0,0838 g Zucker = 11,42 Proc.
2) Kochdauer 5 Minuten:
178 mg Cu = 0,0911 g Zucker = 12,42 Proc.
II. Ungarischer Eichenextract.
40,228 g in 1 l gelöst. In 200 cc durch 10 g MgO der Gerbstoff ausgefällt, filtrirt
und in je 25 cc der Zucker bestimmt:
1) Bei einmaligem Aufkochen:
83 mg Cu = 0,0423 g Zucker = 4,21 Proc.
2) Kochdauer 30 Minuten:
96,0
mg
Cu
= 0,0489
g
Zucker
= 4,86
Proc.
96,4
„
„
= 0,0492
„
„
= 4,88
„
III. Hamburger Fichtenextract.
35,293 g in 1 l gelöst, 200 cc mit 20 g MgO gefällt, filtrirt und in je 25 cc Zucker
bestimmt:
1) Bei einmaligem Aufkochen:
87 mg Cu = 0,0444 g Zucker = 5,03 Proc.
2) Kochdauer 30 Minuten:
103 mg Cu = 0,0524 g Zucker = 5,94 Proc.
IV. Dieselbe Extractlösung wie unter
III,
nur ist der Gerbstoff in anderer Weise hier vorher
abgeschieden.
Es wurden 200 cc mit 10 g Hautpulver eine halbe Stunde geschüttelt, filtrirt, 100 cc
des Filtrates mit einer gerade ausreichenden Menge Bleiessig (1,00 cc) gefällt und
filtrirt. Für je 25 cc des Filtrates wurde gefunden:
1) Bei einmaligem Aufkochen:
92 mg Cu = 0,0469 g Zucker = 5,37 Proc.
2) Kochdauer 30 Minuten:
123 mg Cu = 0,0626 g Zucker = 7,17 Proc.
3) Kochdauer 60 Minuten:
127 mg Cu = 0,0647 g Zucker = 7,41 Proc.
V. Klagenfurter Fichtenextract
II.
37,610 g in 1 l gelöst, 500 cc mit 50 cc Bleiessig gefällt, filtrirt, 300 cc Filtrat
mit 15 cc Natriumsulfatlösung gefällt, filtrirt und in je 25 cc Zucker bestimmt:
1) Bei einmaligem Aufkochen:
130,1
mg
Cu
= 0,0633
g
Zucker
= 8,14
Proc.
132,1
„
„
= 0,0673
„
„
= 8,27
„
2) Kochdauer 15 Minuten:
142,3
mg
Cu
= 0,0725
g
Zucker
= 8,90
Proc.
139,6
„
„
= 0,0711
„
„
= 8,73
„
3) Kochdauer 30 Minuten:
146,9
mg
Cu
= 0,0749
g
Zucker
= 9,19
Proc.
144,1
„
„
= 0,0735
„
„
= 9,02
„
4) Kochdauer 60 Minuten:
149,8
mg
Cu
= 0,0764
g
Zucker
= 9,39
Proc.
150,0
„
„
= 0,0765
„
„
= 9,40
„
VI Deutscher Fichtenextract I.
60,098 g pro 2 1 gelöst, 1000 cc mit 100 cc Bleiessig gefällt, filtrirt, 500 cc
Filtrat mit 25 cc Natriumsulfatlösung ausgefällt, filtrirt und in je 25 cc Zucker
bestimmt:
1) Bei einmaligem Aufkochen:
59,6
mg
Cu
= 0,0303
g
Zucker
= 4,70
Proc.
60,4
„
„
= 0,0311
„
„
= 4,78
„
2) Kochdauer 10 Minuten:
64,2
mg
Cu
= 0,0329
g
Zucker
= 5,10
Proc.
66,3
„
„
= 0,0340
„
„
= 5,20
„
3) Kochdauer 20 Minuten:
73,2
mg
Cu
= 0,0374
g
Zucker
= 5,76
Proc.
73
„
„
= 0,0373
„
„
= 5,74
„
4) Kochdauer 30 Minuten:
73,2
mg
Cu
= 0,0374
g
Zucker
= 5,76
Proc.
74,2
„
„
= 0,0380
„
„
= 5,80
„
VII. Deutscher Fichtenextract
II.
63,213 g pro 2 l gelöst und dann wie unter VI weiter behandelt. Je 25 cc ergaben:
1) Bei einmaligem Aufkochen:
65,7
mg
Cu
= 0,0344
g
Zucker
= 5,03
Proc.
64
„
„
= 0,0328
„
„
= 4,79
„
2) Kochdauer 10 Minuten:
71,7
mg
Cu
= 0,0367
g
Zucker
= 5,37
Proc.
72,3
„
„
= 0,0370
„
„
= 5,41
„
3) Kochdauer 20 Minuten:
74,9
mg
Cu
= 0,0383
g
Zucker
= 5,59
Proc.
75,9
„
„
= 0,0388
„
„
= 5,67
„
4) Kochdauer 30 Minuten:
76,0
mg
Cu
= 0,0388
g
Zucker
= 5,67
Proc.
78,5
„
„
= 0,0400
„
„
= 5,85
„
Zur besseren Uebersicht mögen die erhaltenen Zuckerprocente nachstehend noch
tabellarisch zusammengestellt sein:
Nr.
Bezeichnung
Ein-maligesAuf-kochen
Kochdauer in
Minuten
5
10
15
20
30
60
I
Klagenfurt. Fichten-extract
11,42
12,42
–
–
–
–
–
II
Ungarischer Eichen-extract
4,21
–
–
–
–
4,864,88
–
III
Hamburger Fichten-extract
5,03
–
–
–
–
5,94
–
IV
Hamburger Fichten-extract
5,37
–
–
–
–
7,17
7,41
V
Klagenfurt. Fichten-extract II
8,14 8,27
––
––
8,908,73
––
9,199,02
9,399,40
VI
Deutscher Fichten-extract I
4,70 4,78
––
5,105,20
––
5,765,74
5,765,80
––
VII
Deutscher Fichten-extract II
5,03 4,79
––
5,375,41
––
5,595,67
5,675,85
––
Tabelle zur Ermittelung des Traubenzuckers aus den
gewichtsanalytisch bei 30 Minuten Kochdauer bestimmten Kupfermengen.
Cu
Trauben-zucker
Cu
Trauben-zucker
Cu
Trauben-zucker
Cu
Trauben-zucker
Cu
Trauben-zucker
Cu
Trauben-zucker
Cu
Trauben-zucker
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
mg
1
0,4
69
31,0
137
65,6
205
99,3
273
134,7
341
171,2
409
210,3
2
0,8
70
31,6
138
66,1
206
99,8
274
135,3
342
171,7
410
210,8
3
1,2
71
32,1
139
66,6
207
100,3
275
135,8
343
172,2
411
211,4
4
1,6
72
32,6
140
67,1
208
100,8
276
136,3
344
172,8
412
212,0
5
2,0
73
33,1
141
67,6
209
101,4
277
136,8
345
173,3
413
212,6
6
2,5
74
33,6
142
68,1
210
101,9
278
137,4
346
173,9
414
213,2
7
2,9
75
34,1
143
68,6
211
102,4
279
137,9
347
174,5
415
213,8
8
3,3
76
34,6
144
69,1
212
102,9
280
138,4
348
175,0
416
214,4
9
3,7
77
35,1
145
69,6
213
103,5
281
139,0
349
175,6
417
214,9
10
4,1
78
35,7
146
70,1
214
104,0
282
139,5
350
176,2
418
215,5
11
4,5
79
36,2
147
70,6
215
104,5
283
140,0
351
176,8
419
216,1
12
4,9
80
36,7
148
71,1
216
105,0
284
140,5
352
177,3
420
216,7
13
5,3
81
37,2
149
71,5
217
105,5
285
141,1
353
177,9
421
217,3
14
5,7
82
37,7
150
72,0
218
106,0
286
141,6
354
178,5
422
217,9
15
6,1
83
38,2
151
72,5
219
106,6
287
142,1
355
179,1
423
218,4
16
6,5
84
38,7
152
73,0
220
107,1
288
142,6
356
179,6
424
219,0
17
7,0
85
39,2
153
73,5
221
107,6
289
143,2
357
180,2
425
219,6
18
7,4
86
39,8
154
74,0
222
108,1
290
143,7
358
180,8
426
220,2
19
7,8
87
40,3
155
74,5
223
108,7
291
144,2
359
181,4
427
220,8
20
8,2
88
40,8
156
75,0
224
109,2
292
144,7
360
181,9
428
221,4
21
8,6
89
41,3
157
75,5
225
109,7
293
145,3
361
182,5
429
221,9
22
9,0
90
41,8
158
76,0
226
110,2
294
145,8
362
183,1
430
222,5
23
9,4
91
42,3
159
76,5
227
110,7
295
146,3
363
183,7
431
223,1
24
9,9
92
42,8
160
77,0
228
111,2
296
146,9
364
184,2
432
223,7
25
10,3
93
43,3
161
77,5
229
111,8
297
147,4
365
184,8
433
224,4
26
10,7
94
43,9
162
78,0
230
112,3
298
147,9
366
185,4
434
225,1
27
11,1
95
44,4
163
78,5
231
112,8
299
148,4
367
186,0
435
225,8
28
11,6
96
44,9
164
79,0
232
113,3
300
149,0
368
186,5
436
226,4
29
12,0
97
45,4
165
79,5
233
113,8
301
149,5
369
187,1
437
227,1
30
12,4
98
45,9
166
80,0
234
114,4
302
150,1
370
187,7
438
227,8
31
12,9
99
46,4
167
80,5
235
114,9
303
150,6
371
188,3
439
228,5
32
13,3
100
46,9
168
81,0
236
115,4
304
151,1
372
188,8
440
229,1
33
13,7
101
47,5
169
81,4
237
115,9
305
151,7
373
189,4
441
229,8
34
14,1
102
48,0
170
81,9
238
116,4
306
152,2
374
190,0
442
230,5
35
14,6
103
48,5
171
82,4
239
117,0
307
152,8
375
190,6
443
231,2
36
15,0
104
49,0
172
82,9
240
117,5
308
153,3
376
191,1
444
231,8
37
15,4
105
49,5
173
83,4
241
118,0
309
153,9
377
191,7
445
232,5
38
15,9
106
50,0
174
83,9
242
118,5
310
154,4
378
192,3
446
233,2
39
16,3
107
50,5
175
84,4
243
119,0
311
155,0
379
192,8
447
233,9
40
16,7
108
51,0
176
84,9
244
119,5
312
155,5
380
193,4
448
234,5
41
17,2
109
51,6
177
85,4
245
120,1
313
156,0
381
194,0
449
235,2
42
17,6
110
52,1
178
85,9
246
120,6
314
156,5
382
194,6
450
235,9
43
18,0
111
52,6
179
86,4
247
121,1
315
157,1
383
195,2
451
236,6
44
18,4
112
53,1
180
86,9
248
121,6
316
157,6
384
195,7
452
237,2
45
18,9
113
53,6
181
87,4
249
122,1
317
158,1
385
196,3
453
237,9
46
19,3
114
54,1
182
87,9
250
122,7
318
158,7
386
196,9
454
238,6
47
19,7
115
54,6
183
88,4
251
123,2
319
159,2
387
197,5
455
239,3
48
20,2
116
55,1
184
88,9
252
123,7
320
159,8
388
198,0
456
239,9
49
20,7
117
55,7
185
89,4
253
124,2
321
160,3
389
198,6
457
240,6
50
21,3
118
56,2
186
89,9
254
124,8
322
160,9
390
199,2
458
241,3
51
21,8
119
56,7
187
90,4
255
125,3
323
161,4
391
199,8
459
242,0
52
22,3
120
57,2
188
90,9
256
125,8
324
162,0
392
200,3
460
242,6
53
22,8
121
57,7
189
91,3
257
126,3
325
162,5
393
200,9
461
243,3
54
23,3
122
58,2
190
91,8
258
126,9
326
163,0
394
201,5
462
244,0
55
23,9
123
58,7
191
92,3
259
127,5
327
163,6
395
202,1
463
244,7
56
24,4
124
59,2
192
92,8
260
128,0
328
164,1
396
202,7
464
245,3
57
24,9
125
59,7
193
93,3
261
128,5
329
164,7
397
203,3
465
246,0
58
25,4
126
60,2
194
93,8
262
129,0
330
165,2
398
203,8
466
246,7
59
25,9
127
60,7
195
94,3
263
129,5
331
165,8
399
204,4
467
247,4
60
26,4
128
61,2
196
94,8
264
130,1
332
166,3
400
205,0
468
248,0
61
26,9
129
61,7
197
95,3
265
130,6
333
166,9
401
205,6
469
248,7
62
27,4
130
62,2
198
95,8
266
131,1
334
167,4
402
206,2
470
249,4
63
28,0
131
62,6
199
96,3
267
131,6
335
167,9
403
206,8
471
250,1
64
28,5
132
63,1
200
96,8
268
132,2
336
168,4
404
207,3
472
250,8
65
29,0
133
63,6
201
97,3
269
132,7
337
169,0
405
207,9
473
251,4
66
29,5
134
64,1
202
97,8
270
133,2
338
169,5
406
208,5
474
252,1
67
30,0
135
64,6
203
98,3
271
133,7
339
170,1
407
209,1
475
252,8
68
30,5
136
65,1
204
98,8
272
134,2
340
170,6
408
209,7
476
253,5
Wie hieraus ersichtlich ist, ergibt die verlängerte Kochdauer gegenüber dem
einmaligen Aufkochen zum Theil sehr beträchtlich grössere Kupferoxydulabscheidungen
und entsprechend höhere danach berechnete Zuckerprocente, und daraus ist zu ersehen,
dass die in den Gerbmaterialien enthaltenen zuckerartigen reducirenden Körper
in ihrem Verhalten zu der Fehling'schen Lösung von
dem Traubenzucker, dessen Reductionsvermögen schon bei einmaligem Aufkochen in der
Hauptsache erschöpft ist, sehr wesentlich abweichen. Es ist
daher klar, dass man zur Bestimmung des Zuckers in den Gerbmaterialien eine
verlängerte Kochdauer anwenden muss, und ebenso ist es einleuchtend, dass man für alle
hier möglichen Fälle eine Garantie für übereinstimmende gleichmässige und
vergleichbare Resultate nur dann haben wird, wenn diese längere Kochdauer der Zeit
nach fest bestimmt ist und bei allen derartigen Untersuchungen genau eingehalten
wird. Auf wie lange man die Kochdauer festsetzen soll, ist aus dem vorliegenden
Material in zwingender Weise nicht abzuleiten, denn selbst bei halbstündigem Kochen
ist die Reduction nicht vollständig zum Stillstand gekommen. Beachtet man indessen,
dass die Vermehrung des abgeschiedenen Kupferoxyduls schon nach 20 Minuten langem
Erhitzen nur äusserst langsam fortschreitet, und dass die bedeutende Verlängerung
der Kochdauer von 30 Minuten auf eine ganze Stunde auch nur einen ziemlich
unbedeutenden Einfluss auf das Resultat ausübt, so dürfte der Vorschlag, die
Kochdauer auf genau 30 Minuten festzusetzen, als ein passender, allen Verhältnissen
genügend Rechnung tragender Mittelweg erscheinen. Im
Tharander Laboratorium ist aus diesen Gründen seit Jahren bei allen derartigen
Untersuchungen die halbstündige Kochdauer eingehalten worden, die Reduction
ist nach 30 Minuten zum weitaus grössten Theil beendet, man erhält genau
vergleichbare Resultate, und die Arbeit ist eine sehr bequeme, wenn man die Reaction
in einem Becherglase ausführt, das in ein Wasserbad hineingestellt ist.
Da wir in den Gerbmaterialien keine bestimmte Zuckerart, sondern nur die Summe der
die Fehling'sche Lösung reducirenden zuckerartigen
Körper bestimmen, so kann die Berechnung der Analysen nur eine conventionelle sein,
und man könnte ebenso gut die unter bestimmten Verhältnissen erhaltenen Kupfermengen
mit einander vergleichen. Es ist indessen aus naheliegenden Gründen zweckmässiger,
Zuckerprocente zu berechnen, indem man die Kupfermengen auf eine bekannte Zuckerart
bezieht, und es erscheint der von Kohnstein und Simand gemachte Vorschlag, dieser Berechnung den
Traubenzucker zu Grunde zu legen, wohl als der beste. Wenn wir nun aber nach unserer
Methode mit halbstündiger Kochdauer arbeiten und die erhaltenen Kupfermengen richtig
auf Traubenzucker beziehen wollen, so ist die Allihn'sche Tabelle zur Berechnung nicht zu brauchen, denn wenn man
Traubenzuckerlösungen eine halbe Stunde lang mit der Kupferlösung erhitzt, so sind
die abgeschiedenen Kupfermengen etwas grösser als bei einmaligem Aufkochen, für
welches die Allihn'sche Tabelle gültig ist. Diese
Differenz ist bei Traubenzucker nicht sehr erheblich, nach unseren Erfahrungen aber
doch nicht so ganz unbedeutend; wie Allihn angibtVgl. die citirte Arbeit Allihn's S. 237, Anmerkung.. Es musste daher für unsere
Zwecke eine neue Tabelle aufgestellt werden, welche für Traubenzucker die bei
halbstündiger Kochdauer abgeschiedenen Kupfermengen ergibt. Eine solche Tabelle ist
bei unserer Art der Arbeit namentlich auch für die Fälle nöthig, wo im beschwerten
Leder wirklicher Traubenzucker vorhanden ist.
Bei der Ausarbeitung der neuen Tabelle verfuhr R. Ruhsam
ganz nach Allihn's Vorgang. Reinster Traubenzucker
wurde zunächst wiederholt aus Methylalkohol umkrystallisirt. Darauf wurde in
demselben genau nach Allihn's Methode der Gehalt
festgestellt und das Wasser durch Trocknen bei 100 ° C. bestimmt. Die
Wasserbestimmung und das Mittel aus drei Zuckerbestimmungen nach Allihn ergaben für dieses Präparat folgende
Zusammensetzung:
Traubenzucker
99,090
Wasser
0,923
–––––––
100,013
Es wurden Lösungen von bestimmtem wechselndem Gehalt an wasserfreiem Traubenzucker
hergestellt, wobei noch der Wasserbestimmung zu Grunde gelegt wurde, dass obiges
Präparat 99,077 Proc. wasserfreien Traubenzucker enthielt; und von diesen Lösungen
sind immer 25 cc zu den Zuckerbestimmungen genommen. Abgesehen von der halbstündigen
Kochdauer sind dabei alle sonstigen Vorschriften Allihn's eingehalten. In ein 200 cc fassendes Becherglas kamen 30 cc der Allihn'schen Seignettesalzlösung, 30 cc Kupferlösung
und 60 cc Wasser. Das Becherglas mit der alkalischen Kupferlösung wurde zunächst auf
dem Drahtnetz zum Sieden erhitzt, es wurde darauf in ein bereitstehendes siedendes
Wasserbad eingesetzt, die 25 cc Zuckerlösung zugegeben, umgerührt und vom Zusetzen
der Zuckerlösung ab genau 30 Minuten im kochenden Wasserbade belassen. Das
abgeschiedene Kupferoxydul wurde nach bekannter Vorschrift in ein
Asbestfilterröhrchen gebracht, darin zu Kupfer reducirt und gewogen. Auf diese Art
wurden nachstehende Werthe erhalten, aus welchen die nachfolgende Tabelle einfach
durch Interpolation berechnet ist:
AngewendetwasserfreierTraubenzucker
GefundenKupfer
In Mittel entsprechen
Kupfer
Traubenzucker
g in 25 cc
g
mg
mg
1.
0,2488
0,46850,46900,46930,4695
469,1
248,8
2.
0,2233
0,43150,4310
431,3
223,3
3.
0,1983
0,38880,3882
388,5
198,3
4.
0,1736
0,34540,34550,3456
345,5
173,6
5.
0,1487
0,29930,2997
299,5
148,7
6.
0,1239
0,25280,2520
252,4
123,9
7.
0,0994
0,20420,2062
205,2
99,4
8.
0,0572
0,12290,11820,11920,1197
120,0
57,2
9.
0,0245
0,05830,05430,05740,0547
56,2
24,5
10.
0,0200
0,04890,04650,04620,0487
47,6
20,0
11.
0,0090
0,02200,02200,02180,0220
22,0
9,0