Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 249 |
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Neuerungen im Metallhüttenwesen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 37 d.
Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen im Metallhüttenwesen.
Bei den bisherigen Chlorirungsvorrichtungen für Gold- und Silbererze wurde das zum
Chloriren gebrauchte Chlor entweder dadurch erzeugt, dass die dazu nöthigen
Chemikalien im Scheidegefäss direct mit dem Erze gemengt wurden, dass also das
Scheidegefäss zugleich als Chlorentwickelungsgefäss diente, oder dass dasselbe in
einem besonderen Apparate erzeugt und erforderlichen Falles unter Zwischenschaltung
eines Vorrathsgasometers durch Röhren in das Scheidegefäss geleitet wurde. Diesen
Vorrichtungen haften insofern Mängel an, als die Anlage meistens sehr weitläufig
ist, und die Chloration sehr langsam verläuft, da das Chlor lange Zeit braucht, um
das Erz vollkommen zu durchdringen.
Von diesen Nachtheilen dürfte der neueste Chlorationsapparat von Joseph William Sutton
in Brisbane (Queensland, Australien) frei sein, da derselbe aus einem rotirenden,
wenig Raum beanspruchenden Cylinder besteht, in welchem in einem gesonderten Theil
das Chlor sehr rasch erzeugt und in einem anderen Theil die Chlorirung des Erzes
vorgenommen wird. Die Vorrichtung (Fig. 1) besteht
aus zwei mit einander durch das Gusstück C fest
verbundenen Trommeln A und D aus Eisenblech, die sich um eine gemeinsame Achse in den Lagern H1 der Lagerböcke H mittels Rädervorgelege G
drehen. Beide Trommeln sind mit Blei ausgekleidet. Die kleinere A bildet den Chlorerzeuger und ist zu diesem Zwecke mit
einem Dampfmantel A3
versehen, der den Dampf durch das Dampfrohr As empfängt und durch den Hahn A7 regulirt werden
kann. Das Condensationswasser des Dampfmantels wird durch ein Ablassventil A4 regelmässig dadurch
abgelassen, dass sich das Ventil beim Rotiren des Apparates bei jeder Umdrehung
einen Augenblick selbsthätig durch Aufstossen des Ventilstiftes A5 auf einen in der
Zeichnung nicht dargestellten Vorsprung öffnet.
Das sich in der Trommel A aus den eingebrachten
Chemikalien entwickelnde Chlorgas gelangt durch die mit Schutzsieb B versehene axiale Bohrung des die beiden Trommeln A und D verbindenden
Achsenzapfens C in die grössere, als Chlorationsgefäss
dienende Trommel D, jedoch nicht direct in das
Erzpulver, mit welchem die Trommel D zum grössten Theil
angefüllt ist, sondern indirect durch das centrale Bleirohr E, welches mit einer grossen Anzahl von Durchbohrungen versehen ist. Um
ein Eindringen des Erzpulvers in das Rohr E zu
verhindern, ist letzteres mit einer Hülle von Asbest umgeben, welches dem Chlorgas
den Austritt in die Trommel D gestattet. Das Rohr E steht ferner mit zwei Ventilen F1 und F2, von denen ersteres
sich bei zu starkem Innendruck nach aussen, letzteres bei grosser Verdünnung nach
innen öffnet.
Als besondere Vortheile werden diesem Apparate eine sehr schnelle und gründliche
Chloration der eingebrachten Erze nachgerühmt und zwar deshalb, weil die
Chlorentwickelung mit Hilfe des Dampfes beliebig beschleunigt werden kann, die
Erze aber durch die Rotation fortwährend umgewälzt und gründlich mit dem Chlorgase
in Berührung gebracht werden. Es dürfte sich übrigens empfehlen, zwischen
Chlorentwickler und Chlorationstrommel einen Hahn anzubringen, um für den Fall, dass
bei beendeter Chloration noch Chlor entwickelt wird, dieses für eine neue Charge im
Chlorerzeuger zurückhalten zu können. (D. R. P. Kl. 40 Nr. 76288 vom 5. Januar
1894.)
Textabbildung Bd. 293, S. 249Fig. 1.Chlorationsapparat von Sutton. Ein eigenartiges Verfahren hat sich die Firma Shedlock und Denny in London in Deutschland patentiren lassen. Dasselbe
besteht darin, dass das in Pulverform verwandelte Erz in einen schachtförmigen Raum
niederfällt und während dessen einer sich steigernden Erhitzung durch in
verschiedenen Höhenlagen des Schachtes brennende Generatorflammen und gleichzeitig
der Ein Wirkung von in verschiedenen Höhenlagen eingeführten Dampf- und Luftströmen
unterworfen wird. Durch diese letzteren wird das niederfallende Erzpulver beständig
aus seiner Fallrichtung abgelenkt und hierdurch die Fallzeit und damit auch die
Einwirkungsdauer der vorgenannten Reagentien (Brenngase, Dampf, Luft) beträchtlich
verlängert, so dass das Erz bei seinem Auffallen auf die Sohle des Schachtes eine
weitgehende Oxydation der oxydirbaren Bestandtheile erfahren hat. Von der Sohle des
Schachtes gelangt sodann das veredelte Erz durch eine Transportvorrichtung in ein
Bad aus flüssigem oder geschmolzenem Metall (Quecksilber, Blei, Legirung u.s.w.),
welches aus jenem die edlen Metalle (Gold, Silber) aufnimmt und von den tauben
Bestandtheilen des Gutes trennt. Während nämlich erstere mit dem flüssigen oder
geschmolzenen Metall unten aus dem mit einer Zermahlvorrichtung ausgestatteten
Scheidegefäss nach Bedarf abgelassen werden, gelangen die tauben Bestandtheile
vermöge ihres geringeren specifischen Gewichtes auf die Oberfläche des Metallbades
und werden von hier durch die rotirende Mahlvorrichtung abgeführt.
Der umstehende (Fig. 2
und 3), zur Ausführung
dieses eigenartigen Verfahrens dienende Apparat umfasst in der Hauptsache den
Fallschacht I und die Amalgamirmühle II. Dazu kommt als Nebenapparat ein in eigenthümlicher
Weise mit einem Dampfentwickler verbundener Gaserzeuger III.
Der vereinigte Dampf- und Gaserzeuger III besteht aus
dem in einem Dampfkessel g eingebauten Gaserzeuger a, der den zu vergasenden Brennstoff durch das Füllrohr
d zugeführt erhält, und nicht nur das nöthige
Brenngas für den
Röstofen liefert, sondern auch in dem Dampfkessel g
Dampf erzeugt. Um beim Beschicken ein Entweichen von Gas zu vermeiden, sind an
letzterem die Ventile e und f angeordnet. Den Boden des Gaserzeugers bildet ein Kegel v, der von einem auf dem Gegengewichtshebel j sich stützenden Rohre m
getragen wird. Dieses Rohr, welches dem Generator mittels des Injectors i ein Gemisch von Dampf und Luft zuführt, steht an
seinem oberen Ende mit einer Anzahl von in dem Kegel n
angebrachten Kanälen in Verbindung, wodurch Luft und Dampf gleichmässig in den
schmalen Raum o und von hier in den Generator a eingeblasen werden. Das erzeugte Gas verlässt den
Generator durch das Rohr und Ventil r, wird sodann in
der Staubkammer q gereinigt und tritt durch das Rohr
F in die Brenner G des
Schachtröstofens I ein.
Textabbildung Bd. 293, S. 250Scheideapparat von Shedlock und Denny. Dieser Schachtröstofen besteht aus zwei seitlichen Fankammern CC und einer mittleren, durch Zug J mit der Esse verbundenen Kammer I zum Abziehen der gasförmigen Stoffe aus den beiden
Fallkammern. In jede der letzteren münden in ihren Breitseiten drei über einander
angeordnete Reihen von Brennern G, welche, wie schon
gesagt, durch das Rohr F aus dem Generator a mit Brenngas gespeist werden. In die beiden
Schmalseiten der Fallkammern CC münden reihenweise über
einander angeordnete Gebläse EE1, so zwar, dass die gegenüberliegenden in
verschiedenen Höhenlagen liegen. Diese Düsen erhalten durch die Injectoren t und t1, welche durch das Rohr h von dem Dampfkessel g mit Dampf gespeist
werden, und die Rohre u und u1 Gebläseluft zugeführt.
Das pulverisirte Erz wird durch die beiden Trichter A
eingeführt, unter deren Mündungen angeordnete Dampfluftgebläse B das austretende Erzpulver in wagerechter Richtung in
die Fallkammern CC einblasen. Während das Erzpulver
weiter fällt, werden seine Theilchen abwechselnd von den durch die Gebläse E und E1 eintretenden Dampfluftströmen nach der einen und
dann wieder nach der anderen Richtung getrieben und durch einander gewirbelt, so
dass sie in beständig wechselnde innigste Berührung mit dem heissen Gemisch von Luft
und Dampf, den Flammen und deren Verbrennungsproducten treten.
Die nach unten gelangenden gerösteten bezieh. oxydirten Theilchen sammeln sich in dem
Sack L, aus welchem sie die Schnecke L1 in die Mühle H befördert. Diese besteht aus einem umgekehrt
kegelförmigen stillstehenden Mantel Q und einem darin
rotirenden kegelförmigen Läufer P, welcher mittels der
Laufrollen V auf einer kreisrunden Schiene aufruht, die
abwechselnd Erhöhungen und Vertiefungen besitzt, in Folge dessen der Läufer P bei seiner Drehung abwechselnd gehoben und gesenkt
wird. Die Drehung erfolgt von der Welle des Treibrades U durch das Kegelrad T, welches in den mit
dem Läufer P fest verbundenen Zahnkranz T1 eingreift. Das
geröstete Erzpulver gelangt durch die in dem hohlen Mitteltheil des Läufers P sich drehende Schnecke N
in den mit flüssigem bezieh. geschmolzenem Metall angefüllten Sack R. Bei der von abwechselndem Heben und Senken
begleiteten Drehung des Läufers P wird das Gut, mit
flüssigem Metall gemischt, in dünnen Schichten zwischen dem Mantel Q und dem Läufer von Tasche R1 zu Tasche nach oben gedrängt, wobei es
zwischen Läufer und Mantel zerquetscht und zerrieben und dabei in innigste Berührung
mit dem flüssigen Metall gebracht wird, so dass letzteres die in dem Erzpulver
enthaltenen Edelmetalle amalgamiren kann. Die Rückstände gelangen schliesslich in
die oberste offene Tasche und werden in der Rinne S
abgestrichen. Wird zum Amalgamiren bezieh. Legiren geschmolzenes Metall, wie z.B.
Blei, benutzt, so muss der untere Theil der Mühle durch den Brenner x beheizt werden. Ferner kann auch durch das Rohr y Generatorgas in die hohle Spindel der Schnecke N geleitet werden. Wird Quecksilber zum Amalgamiren
benutzt, so fällt die Beheizung der Mühle fort, dafür muss dann aber durch das Rohr
y Wasser zugeführt werden. (D. R. P. Kl. 40 Nr.
64246 vom 20. November 1891.)
Zu einer wohl kaum erwarteten Bedeutung ist in der allerjüngsten Zeit das sogen. Cyanidverfahren oder der „MacArthur-Forrest-Process“ gelangt. Obgleich noch jungen
Datums – das betreffende D. R. P. Kl. 40 Nr. 47358 läuft vom 21. December 1887, der
eigentliche praktische Erfolg datirt sogar erst aus dem Jahre 1891 – hat dieses
Verfahren schon jetzt eine Ausdehnung erlangt, die dasselbe zu dem weitaus
Wichtigsten und Bedeutendsten macht, was auf dem Gebiete der Edelmetallgewinnung
seit längerer Zeit geschaffen worden ist.
Dieses Verfahren, welches von der Cassel Gold Extracting
Co., Limited, in Glasgow, von den Erfindern MacArthur und den Brüdern Forrest erworben
worden ist, besteht in Kürze darin, das Gold und Silber durch Behandlung ihrer Erze
mit einer Lösung, die Cyan oder Cyanverbindungen enthält, in lösliches
Kaliumgoldcyanür und Silbercyanür überzuführen und aus dieser die Edelmetalle durch
Zink auszufällen.
So einfach hiernach dieses Verfahren auf den ersten Blick auch zu sein scheint,
so ausserordentlich schwierig gestaltete sich die praktische Ausführung desselben.
Diese Schwierigkeiten liegen in der Natur der Edelmetallerze, der leichten
Zersetzbarkeit des Lösungsmittels, ferner in der Ausfällung des Goldes und Silbers
aus den Lösungen und in der Verarbeitung der Metallniederschläge. Diesen
eigenartigen Umständen ist es wohl auch allein zuzuschreiben, dass das
Cyanidverfahren nicht schon früher geschaffen worden ist; denn einerseits war die
lösende Wirkung der Cyanverbindungen, vornehmlich die des Cyankaliums auf Gold und
Silber längst bekannt und andererseits war auch schon vordem bei der Verarbeitung
von Edelmetallerzen eine Cyankaliumlösung zur Beschleunigung der Amalgamation und
sogar in Verbindung mit anderen Salzen zum Extrahiren gold- und silberhaltiger Erze
benutzt worden; schliesslich benutzte man in der Galvanoplastik schon seit mehr als
50 Jahren Lösungen von Cyankalium-Gold-Doppelsalz, da aus derartigen Bädern die
schönsten Goldniederschläge erzielt wurden. Es folgte dann im J. 1843 die
Beobachtung von Prince Bagration, dass metallisches
Gold durch Alkalicyanid aufgelöst würde, dass dieses Lösungsvermögen allerdings nur
sehr gering sei, und dass es zweifelhaft sei, ob das Ammoniak – die Versuche wurden
mit ammoniakalischer Cyanidlösung angestellt – oder das Cyanid diese lösende Kraft
besitzt. 14 Jahre später beschäftigte sich Faraday mit
derselben Frage und bestätigte die Angabe des erstgenannten Forschers, dass eine
Cyankaliumlösung metallisches Gold zwar zu lösen vermöge, dass jedoch dieses
Lösungsvermögen ein äusserst geringes sei.
Auf diesem Standpunkt blieb die Wissenschaft bis vor Beginn der Versuche der Schöpfer
des Cyanidverfahrens, die in das Jahr 1885 fallen, stehen, so dass das Verdienst
dieser Forscher, ein vollkommen neues und bedeutendes Goldgewinnungsverfahren
geschaffen zu haben, als unbestritten gilt.
Es war im J. 1885, als MacArthur in Gemeinschaft mit den
Brüdern Forrest – angeregt durch ähnliche Bestrebungen
der Cassel Gold Extracting Co., Limited, in Glasgow –
nach einem Mittel suchten, welches aus den Erzen nur die Edelmetalle zu lösen
vermöge, hingegen die etwaigen unedlen Metalle ungelöst zurückliesse. Das Ergebniss
dieser Versuche war die Erkenntniss, dass eine reine Cyanidlösung diesen Bedingungen
entspräche. Durch weitere Versuche wurde sodann festgestellt, dass mit zunehmender
Verdünnung der Cyanidlösung diese Eigenschaft sich steigere, so zwar, dass eine
5procentige Cyankaliumlösung die grösste Lösungsenergie besitze. Wenn nun hiernach
auch eine schwächere Lösung weniger kräftig lösend auf das Gold einwirkt, so
vermindert sich andererseits ihre Lösungsfähigkeit für die unedlen Metalle in weit
höherem Grade. Der Hauptvorzug einer schwächeren Lösung liegt demnach darin, dass
der Verlust an Cyan-kalium geringer wird, weil nur zumeist die edlen Metalle gelöst
werden und weil die Haltbarkeit der Lauge wächst. Naturgemäss dauert andererseits
der Lösungsprocess längere Zeit, als bei Anwendung concentrirterer Lösungen.
Praktische Versuche haben ergeben, dass die besten Resultate mit einer 0,2- bis
0,8procentigen Cyankaliumlösung erzielt werden.
Nach Butters und Clennell
(The Engin, and Min. Journ., 1892 S. 416) werden
indessen auch die unedlen Metalle durch eine derartige Lösung noch so stark
angegriffen, dass Erze, welche diese letzteren in grösseren Mengen enthalten, für
das Cyanidverfahren nicht geeignet sind, wie in Californien und Australien
angestellte Versuche ergeben haben.
Ueber die chemischen Vorgänge bei der Lösung der Edelmetalle gehen die Ansichten aus
einander. Während nach den Untersuchungen Elsner's (Journ. d. pr. Chem., Bd. 37 S. 333) dieselben nur bei
Gegenwart von Sauerstoff gelöst werden:
2Au + 4KCN + O + H2O = 2KAuCN2 + 2KHO,
soll nach MacArthur und Janin (The Miner.
Industry, 1892) dies auch bei Abwesenheit von Sauerstoff nach der
Gleichung
Au + 2KCN + H2O = KAuCN2 + KHO + H
erfolgen.
Da indessen nur sehr geringe Mengen von Sauerstoff erforderlich sind, nämlich 1 Th.
Sauerstoff auf 25 Th. Gold, diese geringen Sauerstoffmengen jedoch auch bei
Luftabschluss sehr wohl in der Lösung und im Erze vorhanden sein können, so liegt
kein wesentlicher Grund vor, die Eisner'sche Ansicht zu
verwerfen.
Theoretisch erfordert dieser Process nur sehr geringe Mengen an Cyankalium, nach den
vorstehenden Gleichungen bedürften 196,8 Th. Gold nur 130,04 Th. Cyankalium, es
kämen also 2 Th. Cyankalium auf 3 Th. Gold. In Wirklichkeit sind aber bei Erzen von
mittlerem und niedrigem Goldgehalt 40 Th. Cyankalium erforderlich, um 1 Th. Gold
aufzulösen, worin allerdings auch die Verluste an Cyankalium bei der späteren
Ausfällung des Goldes durch das Zink eingeschlossen sind. Der Grund hierfür ist in
der leichten Zersetzbarkeit des Cyankaliums zu suchen.
Die Kohlensäure der Luft zersetzt bekanntlich das Cyankalium unter Bildung von
Blausäure nach der Gleichung
2KCN + CO2 + H2O = 2HCN + K2CO3.
Sauerstoff verwandelt das Cyankalium leicht in Cyanat und dann weiter in
Carbonat:
KCN + O = KCNO
2KCNO + 3O = K2CO3 + CO2 + 2N.
Eine weitere Zersetzung bewirken sodann in der Cyanidlösung vorhandene freie
Alkalien, wie solche in dem Cyankalium des Handels gewöhnlich vorkommen, die
ausserdem aber auch solchen Erzen, welche freie Säuren oder Eisensalze enthalten,
zur Abstumpfung der ersteren bezieh. Ausfällung der letzteren zugesetzt werden
müssen. Pyritische Golderze, welche häufig in Folge einer theilweisen Zersetzung des
Pyrites durch den Sauerstoff der Luft Ferrosulfat und Ferrisulfat, sowie freie
Schwefelsäure enthalten, eignen sich deshalb nicht für den Cyanidprocess. Das
Ferrosulfat macht das Cyankalium für die Auflösung des Goldes unwirksam, da es mit
ihm Cyaneisen, dann Ferrocyankalium und schliesslich Berlinerblau bildet:
I. FeSO4 + 2KCN = Fe(CN)2 + K2SO4
II. Fe(CN)2 + 4KCN = K4Fe(CN)6
III. 3 K4Fe(CN)6 + 6FeSO4 + 3O =
Fe2O3 + 6K2SO4 + Fe7(CN)18.
Ferrisulfat setzt sich mit Cyankalium in Cyanwasserstoffsäure, schwefelsaures Kalium
und Eisenhydroxyd um:
I. Fe2(SO4)3 + 6KCN = Fe2(CN)6 + 3K2SO4
II. Fe2(CN)6 + 6H2O = Fe2(OH)6 + 6HCN.
Freie Schwefelsäure bildet mit dem Cyankalium schwefelsaures Kalium und
Blausäure:
H2SO4 + 2KCN = K2SO4 + 2HCN.
Erze, welche Schwefelsilber und Schwefelkupfer enthalten, sind gleichfalls nicht nach
Versuchen von W. Bettel (The
Engin, and Min. Journ., 1892 S. 416) zur Auslaugung mit Cyankalium
geeignet, da das Cyankalium nur das Kupfer als Subsulfocyanid in Lösung bringt, das
Silber hingegen unzersetzt zurücklässt.
Die vorstehenden Thatsachen dürften zur Genüge beweisen, dass zur Auflösung des
Goldes eine im Vergleich zur theoretischen Berechnung ganz unverhältnissmässig
grosse Menge von Cyankalium nöthig ist, die unter Umständen eine gewinnbringende
Ausbeute des Verfahrens als fraglich erscheinen lassen. Wir werden auf diese
Verhältnisse nach einer Beschreibung des Processes eingehender zu sprechen
kommen.
Der Cyanidprocess umfasst drei Theile, nämlich: 1) die
Auflösung des Goldes, 2) die Ausfällung des gelösten Goldes und 3) die Verarbeitung
des Goldniederschlages.
(Fortsetzung folgt.)