Titel: | Neuerungen im Metallhüttenwesen. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 278 |
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Neuerungen im Metallhüttenwesen.
(Fortsetzung des Berichtes S. 249 d.
Bd.)
Neuerungen im Metallhüttenwesen.
1) Die Auflösung des
Goldes.
Das auszulaugende Erz – am besten Freimühlenerze (free-milling ores), welche Gold
oder Silber in gediegenem Zustande enthalten, oder Amalgamationsabgänge derselben
(Tailings) – wird durch Walz- oder Pochwerke soweit zerkleinert, dass das Erzpulver
durch ein Sieb von 40 bis 60 Maschen auf 0,0254 m Länge hindurchgeht. Die Tailings
besitzen bereits die geeignete Korngrösse. Nasses Erz muss zunächst getrocknet
werden. Die Erze bezieh. Tailings werden sodann in grosse Holzbottiche von 35 bis
400 t Fassungsvermögen eingebracht. Diese Bottiche hatten zuerst quadratischen,
jetzt meistens kreisförmigen Querschnitt. Sie besitzen einen falschen Boden aus
Holzlatten, auf dem ein Filter aus Kokosnuss ruht. Darunter befindet sich eine
Schicht von grobem Sand und Kies. Die Lösung wird unter dem falschen Boden durch ein
Eisenrohr abgelassen.
Nach dem Beschicken der Bottiche mit Erz, welches bis etwa 50 mm unter den oberen
Rand derselben reicht, wird bei geschlossenem Abflussrohr so viel Cyankaliumlauge
einfliessen gelassen, dass der Flüssigkeitsspiegel den oberen Rand der Bottiche
erreicht. Die Lauge, welche zweckmässig 0,6 bis 0,8 Proc. Cyankalium enthält, lässt
man 12 Stunden auf das Erz bezieh, die Tailings einwirken. Diese verdünnte
Cyankaliumlösung greift weder Holz noch Eisen an. Dann wird dieselbe durch Oeffnen
des Ablasshahns in das Fällgefäss abgelassen, und hierauf wieder frische
Cyankaliumlauge auf das Erz gegeben. Diese lässt man je nach dem Goldgehalte der
Erze 6 bis 12 Stunden darauf einwirken und lässt sie dann gleichfalls in das
Fällgefäss ab. Von der 0,6- bis 0,8procentigen Cyankaliumlösung, der sogen, starken
Lauge, wird durchschnittlich auf die Tonne Erz ½ t gebraucht. Es folgt dann ein
weiteres Auslaugen mit schwächeren Cyankaliumlösungen von nur 0,2 bis 0,4 Proc.
Cyankaliumgehalt. Diese letzteren Laugen sind die beim Ausfällen des Goldes durch
Zink restirenden Laugen; sie werden so lange benutzt, als noch freies Cyankalium
darin enthalten ist. Nach einer 8- bis 10stündigen Einwirkung dieser schwachen
Cyankaliumlösung, von der durchschnittlich ½ t für die Tonne Erz erforderlich ist,
ist die Auslaugung der Erze beendet. Diese werden mit Wasser ausgewaschen, die
Bottiche von ihnen geleert und von Neuem mit frischem Erz beschickt. Neuerdings
erfolgt auf den Robinson-Werken in Südafrika die
Entleerung der Bottiche durch eine Fallthür im Boden derselben.
Wie schon bemerkt, gebraucht man für die Tonne Erz im Durchschnitt ½ t starke
Cyankaliumlösung von 0,6 bis 0,8 Proc. Gehalt und ½ t schwache Lösung von 0,2 bis
0,4 Proc. Cyankaliumgehalt. Dieser Bedarf stellt sich bei Freimühlenerzen erheblich
geringer. Derartige Erze, sowie Tailings können deshalb mit Vortheil in der Weise
ausgelaugt werden, dass die Cyankaliumlösung nach einander mehrere Auslaugebottiche
passirt, wobei eine goldreichere Lauge resultirt, in Folge dessen nicht nur die
Verluste an Cyankalium erheblich geringere sind, sondern auch der Goldniederschlag
reiner ist.
Enthalten die Erze oder die Tailings Pyrite, welche durch Verwittern in Sulfate und
freie Schwefelsäure überzugehen pflegen, so müssen diese Körper unschädlich gemacht
werden, da sie, wie bereits erläutert, den Verbrauch an Cyankalium ganz
ausserordentlich steigern würden. Derartige Erze werden, nachdem sie in die Bottiche
eingefüllt worden sind, zunächst mit Wasser behandelt, wodurch die Schwefelsäure und
die neutralen Eisensulfate entfernt werden. Um aber auch die in Wasser nicht
löslichen basischen Eisensulfate, welche durch das Wasser allmählich zersetzt werden
und gleichfalls zerlegend auf die Cyankaliumlösung einwirken, unschädlich zu machen,
werden die Erze nach der Wasserlaugung noch mit Kalkwasser oder Natronlauge
behandelt. Diese letzteren Agentien zerlegen die basischen Eisensalze in
Eisenhydroxyd und verbinden sich selbst mit der hierbei frei werdenden
Schwefelsäure.
Kalkwasser ist übrigens der Natronlauge vorzuziehen, weil es weniger zersetzend auf
das Cyankalium einwirkt, und auch das Zink in den Fällgefässen weniger stark
angreift als kaustische Alkalien.
2) Die Fällung des Goldes.
Zum Ausfällen des Goldes benutzt man Zink und zwar als blanke Drehspäne. Die
Ausfällung erfolgt nach der Gleichung:
2KAu(CN)2 + Zn = K2Zn(CN)4 + 2Au.
Hiernach würden durch 1 Gew.-Th. Zink 6 Gew.-Th. Gold ausgefällt werden. Thatsächlich
aber ist der Zinkverbrauch bedeutend grösser; denn im Durchschnitte werden zur
Ausfällung von 32 g Gold 453 g Zink gebraucht. Dieser bedeutende Mehrverbrauch an
Zink erklärt sich dadurch, dass unter Mitwirkung des ausgefällten Goldes durch das
Zink eine Zersetzung des Wassers unter Bildung von Zinkhydroxyd und Wasserstoff
hervorgerufen wird
Zn + 2H2O = 2H + Zn(OH)2.
Sind in der Lösung kaustische Alkalien vorhanden, was stets der Fall sein wird, wenn
basische Eisensalze durch kaustische Alkalien ausgefällt wurden, so verwandeln diese
einen Theil des Zinkes unter Wasserstoffentwickelung in eine
Zinkoxydalkaliverbindung, welche auf die durch die Ausfällung des Goldes entstandene
lösliche Kaliumzinkcyanverbindung einwirkt und daraus das einfache Zinkcyanid in
Form eines weissen Niederschlages ausscheidet. Diese Vorgänge veranschaulichen die
folgenden Gleichungen:
I. Zn + 2NaOH = Zn(ONa)2 + 2H
II. 2H2O + Zn(ONa)2 + K2Zn(CN)4 = 2Zn(CN)2 + 2NaOH
+ 2KOH.
Das bei der Ausfällung des Goldes entstehende Kaliumzinkcyanid geht für den Process
verloren, da es bis jetzt nicht gelungen ist, aus demselben das Cyankalium in
zweckmässiger Weise zu regeneriren.
Die Fällgefässe bestehen gleichfalls aus Holz und sind durch Querwände derartig in
mehrere Abtheilungen eingetheilt, dass die Goldlösung abwechselnd am oberen und am
unteren Ende derselben eintritt, dass also die sich durch die Fällgefässe
bewegende Goldcyanürlauge abwechselnd von oben nach unten und von unten nach oben
fliesst. In den einzelnen Abtheilungen werden herausnehmbare Kästen mit einem
Siebboden eingesetzt, auf welchen das Zink aufgehäuft wird.
Wie schon gesagt, wird das Zink in Form von blanken Drehspänen zur Ausfällung des
Goldes benutzt. Das Gold schlägt sich hierbei als dichter Ueberzug auf denselben
nieder, wodurch sich bei Anwendung von Zinkgranalien oder Zinkplatten, die bedeutend
weniger Oberfläche als Zinkspäne besitzen, der Ausfällprocess sehr verlangsamen
würde. Da die Späne eine blanke Oberfläche haben müssen, so werden sie erst
unmittelbar vor dem Gebrauche an Ort und Stelle hergestellt.
Das niedergeschlagene Gold fällt durch die Siebmaschen, von denen vier auf 0,0254 m
gehen, hindurch, während die Zinkspäne in den Siebkästen bleiben. Auf den schon
erwähnten Robinson-Werken sind die Fällkästen 6 m lang,
0,6 m breit und 0,6 m tief. Ihr Boden ist geneigt; neun Zwischenwände theilen sie in
zehn Abtheilungen von je 0,55 m Länge. Die erste Abtheilung enthält kein Zink;
dieselbe dient lediglich zum Klären der aus den Lösungsbottichen einfliessenden
Lauge. Die sieben folgenden Abtheilungen enthalten je 36,35 l (1 Bushel)
Zinkdrehspäne. Die beiden letzten Abtheilungen wiederum enthalten wie die erste kein
Zink; sie dienen zum Zurückhalten von mitgerissenen Goldpartikelchen.
Die bei der Auslaugung erhaltenen schwachen und starken Goldlösungen werden jede für
sich in besondere Fällkästen geleitet und auch nach der Goldausfällung in getrennten
Behältern aufgefangen, aus welchen man sie in die Lösungsbottiche zurückpumpt.
Dieselben sind aus den oben angeführten Ursachen bedeutend ärmer an freiem
Cyankalium als vor der Fällung.
Das Gold schlägt sich am meisten in den vorderen Abtheilungen nieder, die deshalb
mehrfach wieder mit Zinkdrehspänen aus den hinteren Abtheilungen gefüllt werden
müssen. Die letzte Abtheilung wird stets mit frischem Zink beschickt. Der erhaltene
Goldschlamm, welcher sich auf dem Boden der Fällgefässe absetzt, wird monatlich ein-
bis zweimal ausgeleert. Hierzu werden dann zuvörderst die Siebkästen ausgehoben, die
in den Abtheilungen befindliche entgoldete Lauge etwa 1 Stunde absetzen gelassen und
abgehebert und sodann der Goldschlamm auf ein feines Sieb gebracht, von dessen
Maschen 40 auf 0,0254 m Länge gehen. Auf diesem Siebe wird der feuchte goldhaltige
Schlamm mit einem mit Kautschuk überzogenen Stock umgerührt, wodurch die anhaftende
Lauge, das Gold und sehr fein vertheiltes Zink durch dasselbe gedrückt werden,
während der grösste Theil des Zinkes auf dem Sieb zurückbleibt. Das Zink, welches so
fein ist, dass es durch ein Sieb von 12 Maschen auf 0,0254 m hindurchgeht, wird über
dem Zink der ersten Abtheilungen der Fällgefässe ausgebreitet und von Neuem zum
Ausfällen des Goldes benutzt.
Der durch das feine Sieb (40 Maschen auf 0,0254 m Länge) hindurchgepresste Schlamm
wird in untergestellten Gefässen aufgefangen. Derselbe besteht aus fein vertheiltem
Gold und Silber, grösseren Mengen von Zink, ferner aus Blei, Kupfer, Zinn, Arsen,
Antimon, organischen Stoffen und sonstigen in den Erzen, dem Cyankalium und dem
Zinke enthalten gewesenen Verunreinigungen.
Man hat vielfach nach einem Ersatz für das Zink als Fällungsmittel, welches die
grossen Nachtheile des Zinkes nicht besitze, gesucht, denn das Cyankalium in dem
erhaltenen Kaliumzinkcyanid lässt sich nicht oder wenigstens nur mit beträchtlichen
Kosten regeneriren, geht also nicht nur für den Process verloren, sondern setzt die
betreffenden Werke wegen seiner giftigen Eigenschaften in Verlegenheit bezüglich des
Beiseiteschaffens. Ferner wird sehr viel Zink verbraucht und schliesslich gibt der
Zinkgehalt des Goldniederschlags zu erheblichen Goldverlusten Veranlassung.
Die gewöhnlichen Fällungsmittel für Gold, wie Oxalsäure, Eisenvitriol,
Schwefelwasserstoff u.s.w., sind nicht anwendbar.
Von Molloy ist Natriumamalgam als Fällungsmittel
vorgeschlagen worden, wodurch das Gold aus der Cyanidlösung ausgeschieden und in
Goldamalgam umgewandelt wird, während das entstandene Cyannatrium, da es das Gold
ebenso gut wie das Cyankalium löst, stets von Neuem wieder verwendet werden
kann.
Das Natrium wird nach Molloy (The Engin, and Min. Journ., 1892 S. 155 und 365) durch Elektrolyse von
Natriumcarbonat dargestellt, wobei Quecksilber als Kathode und ein Bleistab als
Anode benutzt werden. Die Goldlösung durchfliesst hierbei einen flachen mit
Quecksilber zum Theil angefüllten Trog, in dem sich wiederum ein mit Sodalösung
angefülltes Gefäss ohne Boden befindet, welches mit seinem unteren Rande in das
Quecksilber taucht. Beim Schliessen des Stromkreises wird die Sodalösung, in welche
die Bleianode taucht, zerlegt; das an der Kathode (dem Quecksilber) ausgeschiedene
Natrium bildet mit dem Quecksilber Natriumamalgam, welches dort, wo es mit der über
der freien Quecksilberoberfläche fortfliessenden goldhaltigen Cyanlösung in
Berührung kommt, aus letzterer das Gold unter Bildung von Goldamalgam ausscheidet
und an dessen Stelle als Cyannatrium in Lösung geht.
Die Vortheile dieses Fällverfahrens liegen auf der Hand. Das Cyankalium wird nicht
nur regenerirt, sondern die Lösung hat nach dem Ausfällen des Goldes, an dessen
Stelle eine äquivalente Menge Natrium als Cyannatrium getreten ist, eine bedeutende
Lösungsfähigkeit für Gold, so dass sie von Neuem in den Process zurückgegeben werden
kann. Es würde hierdurch ein bedeutender Fortschritt in dem Cyanidverfahren erzielt
sein, wenn sich das Natriumamalgam im Grossbetriebe zu einem angemessenen Preise
herstellen Hesse.
In jüngster Zeit ist von Karl Moldenhauer in Frankfurt
a. M. ein anderes Fällungsmittel in Vorschlag gebracht worden, welches nach der
Aussage desselben die bedeutenden Nachtheile des Zinkes vollständig vermeiden und
eine vollständige Regenerirung des an das Gold gebunden gewesenen Cyankaliums und
des Cyans gestatten soll, ohne dabei wesentlich theurer als das Zink zu sein. Es ist
dies das Aluminium.
Während das Zink mit dem in der Cyanidlösung enthaltenen gebundenen und freien
Cyankalium eine Verbindung nach der Formel
2AuK(CN)2 + Zn = K2Zn(CN)4 + 2Au
eingeht, aus welcher das Cyankalium nicht regenerirt werden
kann, scheidet nach den Versuchen Moldenhauer's das
Aluminium sehr rasch das Gold aus der Lösung aus, ohne jedoch mit dem frei werdenden
Cyan eine Verbindung analog dem Zink einzugehen. Nur mit etwa vorhandenem
freien Alkali tritt das Aluminium in Reaction, indem es mit demselben ein
Aluminat (AlO3K3)
bildet. Die Ausfällung des Goldes geht nach folgender Formel vor sich:
6AuK(CN)2 + 6KHO + 2Al + 3H2O
= 6Au + 6KCN + 6HCN + 6KHO + Al2O3.
Die nach dieser Formel gebildete freie Blausäure verbindet sich aber sofort mit dem
noch vorhandenen freien Alkali zu Cyankalium:
6Au + 6KCN + 6HCN + 6KHO + Al2O3
= 6Au + 12KCN + 6H2O + Al2O3.
Mithin wird das gesammte an das Gold gebunden gewesene Cyankalium regenerirt und kann
in den Process zurückgegeben werden, so dass der Verbrauch an Cyankalium nur ein
geringer ist und sich auf das bei den verschiedenen Operationen mechanisch verloren
gegangene oder durch fremde Einflüsse zersetzte Cyankalium beschränkt. Ein fernerer
Vortheil ist sodann noch der, dass das Aluminium weit weniger der Oxydation
unterworfen ist, wie das Zink, so dass es in der Form, in welcher es zur Ausfällung
verwendet werden soll, von seiner Productionsstätte aus versendet werden kann,
während es bei Verwendung von Zink als eine für eine rasche Ausfällung des Goldes
nothwendige Bedingung gefunden worden ist, dass das Zink erst unmittelbar vor dem
Gebrauch in die erforderliche Form (Drehspäne) gebracht wird. Ausserdem aber soll
man zum Ausfällen einer und derselben Menge Gold nahezu viermal weniger Aluminium
wie Zink benöthigen.
In wie fern sich im praktischen Grossbetriebe das Aluminium bewähren und in wie weit es die grossen Erwartungen, welche Moldenhauer sich von demselben verspricht, erfüllen
wird, steht noch aus, da bis jetzt grössere Versuchsergebnisse, aus denen
zuverlässige Schlüsse gezogen werden könnten, noch nicht bekannt geworden sind.
3) Die Verarbeitung des
Goldniederschlages.
Der Edelmetallschlamm wird zunächst getrocknet und sodann mit Sand, Borax und
Natriumbicarbonat in Tiegeln eingeschmolzen. Die Tiegel werden nicht mit einem Male
vollständig gefüllt, sondern sobald eine Portion niedergeschmolzen ist, von Neuem
beschickt. Der Schlamm schmilzt verhältnissmässig leicht und bildet eine flüssige
Schlacke. Das Zink destillirt zum grössten Theile aus, reisst aber dabei erhebliche
Mengen an Gold mit. Die zinkhaltige Schlacke enthält gleichfalls ziemlich viel Gold
und wird deshalb besonders verarbeitet.
Das erhaltene Gold hat zwischen 650 bis 800 Tausendtheile Feingehalt.
Statt des eben beschriebenen Schmelzverfahrens sind mehrfach andere
Gewinnungsmethoden vorgeschlagen und versucht worden; jedoch haben sie ebenso grosse
Goldverluste wie die vorstehende Methode ergeben.
Die Einführung des im Vorstehenden beschriebenen MacArthur-Forrest-Processes in die Praxis geschah im J. 1888 in Australien
und zwar zu Ravensvood auf dem Werke der Cassel Gold
Extracting Co. Kurz darauf wurde der Process auch auf Neu-Seeland auf den
Werken der New Zealand Crown Mines Co. versucht. In
Ravensvood erschwerte die complexe Natur der Erze (refractory ores) anfänglich die
Arbeit, und auch auf Neu-Seeland kam man in Folge des primitiven Zustandes der
Goldminen und der Verkehrsverhältnisse nur langsam weiter. So konnte erst 1892 zur Bildung
der Australiern Gold Recovering Co. mit dem Sitze zu
Charteres Towers und dem Plane, den MacArthur-Forrest-Process in allen Goldbergbau treibenden australischen
Colonien einzuführen, geschritten werden. Auf dem Festlande wird zur Zeit derselbe
ausser zu Charteres Towers, wo monatlich 500 bis 800 t Tailings mit Cyankalium
verarbeitet werden, noch von der Virginia Gold Mining Co.,
Mitchell's Creeh und Cumberland G. M. Co.
angewandt. Das letztgenannte Werk kann allein monatlich 16000 t Tailings
verarbeiten.
Eine noch grössere Bedeutung hat das Cyanidverfahren für den Neu-Seeländischen Goldbergbau gewonnen. Die Regierung hat in der richtigen
Erkenntniss derselben die Einfuhr des Cyankaliums vom Zoll befreit. Der Hauptsitz
der Gesellschaft befindet sich auf der Nordinsel zu Auckland, während auf der
Südinsel zu Dunedin eine Filiale errichtet worden ist. Schon jetzt wird auf der
Nordinsel ein Viertel des gesammten Goldes nach dem Cyanidverfahren gewonnen. Auf
den New Zealand Crown Mines, welche das meiste Gold
produciren, und der Waihi Gold Mining Co. wird
sämmtliches Erz zerkleinert und sodann nach dem Cyanidverfahren verarbeitet.
In Afrika wurden 1889 die ersten Versuche mit dem MacArthur-Forrest-Process zu Barberton im De Kaap-Gebirge unternommen.
Bald darauf verlegte man den Schwerpunkt der Thätigkeit nach Johannesburg am
Witwatersrand. Das Cyanidverfahren hatte in Südafrika anfänglich dadurch mit
Schwierigkeiten zu kämpfen, dass die Goldsucher demselben ein grosses Misstrauen
entgegenbrachten. Dasselbe wurde durch bedeutende Probeversuche, bei denen unter
Controle der beiderseitigen Interessenten Hunderte von Tonnen verschiedenartiger
Erze nach dem Cyanidverfahren verarbeitet wurden, trotz der hierbei erzielten guten
Resultate keineswegs beseitigt; indessen konnte zur Gründung der African Gold Recovering Co. geschritten werden. Diese
kaufte auf eigene Rechnung und Gefahr die Tailings auf und hatte bald einen
gewinnbringenden Erfolg zu verzeichnen, welcher das allgemeine Misstrauen brach und
dem Cyanidprocess eine außerordentlich rasche Einführung sicherte. Im November 1891
verarbeiteten fünf Werke 10000 t Tailings nach dem Cyanidprocess, entsprechend 7,5
Proc. der Gesammtgoldproduction des Witwaterrandes. März 1892 war diese Zahl bereits
auf 12 Proc. gestiegen, während in der Zeit vom 1. Juli 1892 bis zum 30. Juni 1893
7031 k Gold, entsprechend 17 Proc. der Gesammtproduction, durch den Cyanidprocess
gewonnen wurden. In den ersten fünf Monaten des laufenden Jahres soll bereits ¼ des
gesammten Goldes durch die Cyanidlaugung erhalten worden sein.
In Nordamerika wurde 1889 zu Denver (Colorado) eine Versuchsstation errichtet und
daselbst täglich etwa 10 t Erze verarbeitet. Durch die guten Resultate veranlasst,
errichtete man im Laufe der Zeit noch mehrere derartige Anlagen, so z.B. eine 50
t-Anlage zu Deadwood, die Cripple Creek Gold Extraction
Co. eine 20 t-, in Utah die Mercur Mine,
woselbst jetzt in einer 50 t-Anlage mehr als das Doppelte an Gold wie vordem durch
den Amalgamationsprocess gewonnen wird. Die Poorman
Mill zu Nederland verarbeitet Silbererze nach dem Cyanidprocess.
Auch in Mexico haben erfolgreiche, seit Anfang 1892 vorgenommene Versuche zur
Bildung einer Gesellschaft geführt.
In Südamerika sind gleichfalls in Brasilien, Columbia und in Chile Schritte gethan
worden, den Cyanidprocess einzuführen; indessen ist man mit Ausnahme von Chile,
woselbst auf den Alhue Mines die Cyanidlaugung bereits
benutzt wird, bis jetzt nicht über Verhandlungen und Versuche hinausgekommen.
Soweit bis jetzt die Erfahrungen gehen, eignet sich das Cyanidverfahren am meisten
für sogen. Freimühlenerze (free milling ores), also solche Erze, welche ihren
Goldgehalt leicht an Quecksilber abgeben und daher gewöhnlich der Amalgamation
unterworfen werden. Diese Erze dürfen aber nicht zu reich an Gold sein oder das Gold
in zu grossen Körnern enthalten, da dann im ersteren Falle die Goldverluste zu gross
sind, und im letzteren das Gold nur an der Oberfläche der Körner gelöst wird.
Besonders geeignet ist deshalb das Verfahren für das fein vertheilte Gold (float
gold), welches längere Zeit in Wasser suspendirt bleibt und weder durch
Amalgamation, noch durch Aufbereitung gewonnen werden kann. Enthalten die Erze
grosse Mengen von Pyriten, so lässt sich zwar auch hier das Cyanidverfahren,
wenngleich mit grossen Kosten, anwenden, empfehlenswerther ist es aber, in diesem
Falle den Chlorationsprocess nach Plattner zu
benutzen.
Selbstverständlich kann jetzt noch nicht ein endgültiges Urtheil über den erst wenige
Jahre zählenden Cyanidprocess gefällt werden; indessen darf wohl schon jetzt der
Schluss gezogen werden, dass, wenn es gelingt, die ihm noch anhaftenden Mängel,
sowie die Schwierigkeiten, welche sich seiner Einführung oft entgegenstellen, ganz
oder theil-weise zu beseitigen, der MacArthur-Forrest-Process eine ganz allgemeine Verbreitung erfahren wird.
Es bleibt hier der Forschung noch ein grosses und dankbares Feld für Verbesserungen
übrig.
(Fortsetzung folgt.)