Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. |
Fundstelle: | Band 293, Jahrgang 1894, S. 304 |
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Ueber Fortschritte in der
Bierbrauerei.
(Schluss des Berichtes S. 260 d. Bd.)
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
Ueber die Luftfilter, welche sich bei sterilen Anlagen
bewährt haben, äussert sich ebenfalls Reinke an der
schon oben genannten Stelle; ausserdem findet sich auch in der Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 698, eine
Uebersicht über die Erfindungen auf dem Gebiete der
Luftfiltration.
Das Möller'sche Luftfilter (siehe auch 1893 289 68) hat die meiste Verbreitung gefunden, es hat sich
bewährt. Wenn es auch nicht absolut reine Luft liefert, da ja an den Filtertüchern
leicht Webefehler vorkommen können, so ist doch der Keimgehalt der Luft nach dem
Passiren des Filters nur mehr ein geringer; so betrug er z.B. nach Versuchen der
Berliner Station im Maximum 100 Keime auf 1000 l.
Wo man eine absolute Garantie für die Sterilität der filtrirten Luft haben will,
empfiehlt es sich, bei den von Hansen für seine
Reinzuchtapparate verwendeten Wattefiltern zu bleiben.
H. ter Jung in Mülheim a. d. Ruhr hat ein Batterieluftfilter construirt (D. R. P. Nr. 62360;
siehe Bericht von F. Eckhardt in der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 368),
welches aus einer zweckmässigen Vereinigung mehrerer Wattefilter nach Hansen besteht, welche in einem heizbaren Kasten
untergebracht sind. Die Vorzüge des Apparates sind in folgenden Punkten
gekennzeichnet:
1) Absolute Sicherheit in Bezug auf Reinheit der filtrirten Luft.
2) Lieferung genügender Luftmengen.
3) Bequeme Handhabung des Apparates.
4) Die Möglichkeit, die Filter vollkommen zu sterilisiren und durch Trockenhaltung
steril zu bewahren.
5) Ausschaltung einzelner Filter ohne weitere Betriebsstörung.
Die Regulirung der Sauerstoff zufuhr bei gehopften Würzen,
sowie deren zweckmässige Behandlung zwischen Pfanne und Bottich bildet den
Gegenstand einer Abhandlung von Reinke in der Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 816. Die Menge des
Sauerstoffs, die von Würze chemisch gebunden wird, ist eine sehr geringe; der
mechanisch absorbirte Sauerstoff wird mittels Indigo und Natriumhydrosulfit
bestimmt. In Würze von über 70° kann kein Sauerstoff nachgewiesen werden, in Würzen
von 50 bis 70° nur wenig, in kalten Würzen höchstens 0,3 bis 0,4 Volumenprocente. Es
wären demnach für das Hektoliter Würze nur 400 cc Sauerstoff oder 2 l Luft nöthig. –
Interessant ist eine Beobachtung, die Reinke bei
derartigen Untersuchungen gemacht hat. In einzelnen ihm eingeschickten Proben konnte
er keinen Sauerstoff nachweisen, weil derselbe in Folge Infection durch Bacterium termo verbraucht worden war. Auf Grund dieser
Beobachtung hält er es für doppelt angezeigt, die Würze nach dem Abkühlen sofort mit
Hefe anzustellen, indem man dadurch die Würze nicht allein vor der Entwickelung der
Bakterien bewahrt, sondern ihr auch den für die Gährung nöthigen Sauerstoff
erhält.
Die Menge der Luft, welche bei den verschiedenen Lüftungsvorrichtungen benutzt wird,
ist eine verschieden grosse. Während z.B. beim Velten-Apparat in Kopenhagen für das
Hektoliter Würze 0,15 cbm Luft gebraucht wird, beträgt die Luftmenge anderwärts 20
cbm für das Hektoliter.
Bei einzelnen Vorrichtungen wird die Luft sehr zweckentsprechend vertheilt, z.B. bei
Benutzung des Apparates Wochele, wo die Luft aus einem
Sengner'schen Reactionsrad ausströmt (Wochenschrift für Brauerei, 1893 8, 388).
Wie das Kühlen der Würze in Amerika bewerkstelligt wird, darüber berichtet Vuylsteke (Wochenschrift für
Brauerei, 1893 S. 477). In den Vereinigt Staaten sind die Kühlschiffe in
vielen Brauereien abgeschafft; es wird die Würze aus dem Hopfengrand in einen
Sammelbottich gepumpt und fliesst von dort über den Baudelo-Kühler, der aus cylindrischen Röhren besteht, die mit einer
Kranzleiste versehen sind. Die Kühlung besorgt in den kältesten Theilen des
Apparates das direct expandirte Ammoniak der Eismaschine.
Zur Vermeidung der Infection während des Kühlens eignet sich das System Theurer. Es geht die Luft durch einen Cylinder,
auf dessen durchlochtem Boden Thierkohle, Koks oder Kieselsteine aufgelagert sind,
und über welche ein feiner Regen aus einer Brause fliesst. Die Luft gibt ihre Keime
zum grössten Theil an das Wasser ab und strömt dann durch ein Rohr, welches den
mitten in einer geschlossenen Kammer befindlichen Kühlapparat umgibt, gegen die sich
abkühlende Würze.
Die Kühlung in der angegebenen Weise lässt bezüglich der Entfernung des Trübes zu
wünschen übrig: In einigen Brauereien lässt man den Trüb nach der Abkühlung der
Würze in einem Sammelbottich absetzen, wozu häufig längere Zeit nöthig ist, während
welcher die Würze ohne Hefe stehen bleibt, was selbstverständlich wegen der
Infection zu verwerfen ist; in anderen gibt man sofort Hefe und entfernt den Trüb
durch Umpumpen des gährenden Bottichs entweder beim Abschieben der Krausen oder im
Stadium der Hochkräusen.
Der Hanford-Stanford-Apparat ist eine Art Zerstäuber. Es
läuft über einem gewöhnlichen Kühlschiff in einer Höhe von 1,5 bis 2 m eine Reihe
paralleler Rohre vom Durchmesser von 2,5 bis 5 cm, die ziemlich nahe bei einander
nach unten gehende Ansatzrohre tragen. Diese Ansatzrohre laufen in eine konische
Spitze von besonderer Form aus, in welche ein Konus mündet, der durch einen Hebel je
nach der Stärke, mit der die Würze ausströmen soll, in geringerem oder grösserem
Abstand von der Ausflussöffnung gehalten wird. Diese Einrichtung gibt dem
Würzestrahl die Form eines dünnen Kegelmantels. Die Vortheile des Apparates bestehen
darin, dass das Bier eine starke Lüftung in der Hitze erfährt, dass in Folge dessen
die Gährung schöner und rascher verläuft, dass die Hefe kräftiger erscheint und die
Biere sich besser klären; man hätte gegen das System nur den Einwand zu machen, dass
dadurch die Gefahr der Infection vergrössert wird.
Zur Sterilisation der Leitungen, Bottiche und Schläuche
empfiehlt P. Lindner (Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 778) die Anwendung heissen Wassers,
wodurch man im Stande ist, regelmässig dieselbe Menge erst über den
Berieselungskühler, dann durch die Leitungen zu jagen und so eine bestimmte
Gleichmässigkeit im Erfolg zu erzielen. Das heisse Wasser ist besonders auch deshalb
dem Dampf vorzuziehen, weil es die Gummischläuche nicht allzusehr angreift.
Zur raschen und bequemen Controlirung des Erfolges, und um eine etwaige
Infectionsquelle auf dem Weg, den die Würze vom geschlossenen Kühlapparat bis zum
Bottich zu machen hat, feststellen zu können, eignet sich die ebenfalls von Lindner ausgedachte Methode. Man bedarf hierzu nur
eines einfachen Kölbchens, eines Gummistopfens, einer Pipette und eines
Reagensglases. Man kocht Wasser im Kölbchen und lässt den Dampf durch die Pipette
hindurch in das darüber gestülpte Reagensglas strömen. Mit dem Reagensglas schöpft
man dann die Würze, saugt mit der Pipette die Würze aus, und gibt in jede Schale
eines vorher sterilisirten Schalenpaares 50 Tropfen; die Tropfen sollen so klein
gewählt sein, dass 100 Tropfen etwa erst ¾ cc ausmachen. Die Petri-Schalen müssen
nach dem Beschicken, um ein Austrocknen zu vermeiden, in einer feuchten Kammer
gehalten werden. Schon nach 2 bis 3 Tagen kann man sehen, ob und wie viel von den
Tropfen mit Hefen, Bakterien oder Schimmelpilzen bevölkert sind, und es lässt sich
dann leicht der Procentsatz an Keimen für den Cubikcentimeter ausrechnen. Um ein
Gesammtbild zu erhalten über die Arten von Organismen, welche die Infection
bedingen, kann man so verfahren, dass man alle Tropfen zusammenrührt und von dem
Gemisch einen Tropfen unter dem Mikroskop betrachtet.
Zur Reinigung der Bottiche eignet sich ganz vorzüglich
das Bepinseln derselben mit doppeltschwefligsaurem Kalk, worauf Lindner um so mehr Gewicht legt, als er einmal die
merkwürdige Thatsache constatiren konnte, dass die Lederscheiben an den
Glockenventilen am Boden der Gährbottiche zwischen den Fasern fast Reinculturen von
wilden Hefen beherbergten. Zum Nachwaschen wird steriles Wasser benutzt.
Die Controle der Luftfilter behandelt Lindner in dem Aufsatz: Einige
Einführungen aus Brauereien, welche ohne Kühlschiff arbeiten (Allgemeine Zeitschrift für Bierbrauerei und
Malzfabrikation, 1893 S. 1351). Die Luft, die das Filter verlassen hat,
wird durch einen Apparat geleitet, der wie ein Filter wirkt; es soll also hier ein
Filter gleichsam das andere controliren. Lindner
benutzt einen Lindner'schen Reinzuchtapparat, durch
dessen Zuleitung die filtrirte Luft mit grosser Schnelligkeit einströmt.
Mittels Dampf, welcher aus einer feinen Oeffnung eintritt, befeuchtet Lindner die etwa in der Luft vorhandenen Keime, wodurch
dieselben schwerer werden und sich mit der condensirten Feuchtigkeit der Luft in der
gut gekühlten Trommel absetzen. Dass dies thatsächlich der Fall ist, beweist der
Umstand, dass mit Würze beschickte und zur Controle vorgelegte Kolben nur einmal
Infection zeigten. Die Menge der Luft, die Lindner
untersuchte, betrug bei jedem Versuch 5000 bis 6000 l.
In den Studien über Malz, Würze und Bier (5. Heft der
Mittheilungen der österreichischen Versuchsstation für
Brauerei und Mälzerei in Wien) kommt Jalowetz
zu dem Schlüsse, dass in Bierwürzen nur Dextrose neben Maltose und Dextrin vorhanden
sei. Hiervon ausgehend bestimmt er dann die drei genannten Körper in folgender Weise
indirect:
Es„„
sei„„
x
y
z
die„„
gesuchte„„
Menge„„
MaltoseDextroseDextrin
in 100 cc Würze
es bedeute ferner:
αD
=αD' =Cu =Cu' =
Ablenkung der mit Bleiessig und Aluminium-hydroxyd geklärten Würze im
200 mm-Rohrbei Anwendung von Natriumlicht im Laurent-schen Polarisationsapparat,Ablenkung der nur mit
Bleiessig geklärteninvertirten Würze,Kupferreduction der Würze (30
cc zu 200verdünnt, 25 cc davon zur
Zuckerbestimmungverwendet),Kupferreduction der invertirten
Würze
auf 100 cc ursprüngl.Würze berechnet
so gilt Folgendes:
2,708x
+ 1,057y
+ 3,9z
= αD
I
1,13x
+ 1,76
= Cu
II
1,113x
+ 1,057y
+ 1,174z
= αD'
III
Obwohl Vogel und Luff in
der Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S.
152, von vornherein gegen die Voraussetzung von Jalowetz, dass in Würze nur Dextrin (und zwar
nicht reducirendes), Maltose und Dextrose vorhanden sei, die Resultate exacter
Untersuchungen, vor allem auch die neueren Entdeckungen Lintner's entgegenhalten, unterziehen sie doch noch die Arbeit einer
weiteren Kritik, indem sie betonen, man dürfe den Einfluss der Concentration auf das
Inversionsresultat nicht vernachlässigen, es sei ausserdem nicht angängig, für
Maltose und Dextrose constante Reductionsfactoren zu wählen, es könne auch ein
constanter Drehungswinkel einer nach Jalowetz
invertirten Würze nicht gewonnen werden. Vogel und Luff erklären, dass die Methode von Jalowetz weder praktisch noch theoretisch verwerthbar
ist. Die Entgegnung von Jalowetz siehe Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 221 und
447.
Ueber Reductionsgleichungen der nach Wein bestimmten Maltose
und Dextrose von G. Luff siehe 1894 292 163.
Die Bestimmung des Rohrzuckers nach Meissl in Gemischen von.
Maltose, Isomaltose, Dextrin und Rohrzucker, sowie in Würzen neben den anderen
Kohlehydraten von Jais siehe 1894 293 23.
(Fortsetzung folgt.)