Titel: | Tiegeldruckpressen. |
Autor: | E. Wentscher |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 33 |
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Tiegeldruckpressen.
Von E. Wentscher,
Ingenieur in Berlin.
(Schluss des Berichtes S. 8 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Tiegeldruckpressen.
Eine von allen bisher beschriebenen Maschinen abweichende und bisher unbekannte
Anordnung zeigt die Tiegeldruckpresse von A. J. Eddy in
Chicago (D. R. P. Nr. 71393), die mit Rücksicht auf ihre Eigenart besser als
Tiegeldruckmaschine zu bezeichnen ist. Kennzeichnend für dieselbe ist die auf
Führungen eines Gestells zu einander verstellbare Anordnung einer oder mehrerer
Tiegeldruckpressen, der Papierrolle, der Abzugwalzen und des Abschneidemessers,
ferner die Veränderbarkeit der Anzahl der Tiegelschwingungen während einer Umdrehung
der Hauptwelle. Die Maschine ist in den Fig. 19 und 20 in zwei Ansichten
bezieh. in letzterer theilweise im Schnitt dargestellt. Die Fig. 21 bis 24 zeigen
Einzelheiten.
Z1 ist die in Böcken a2 gelagerte
Papierrolle, L ein Führungsbock für den ablaufenden
Papierstrang; beide stehen auf der Grundplatte a3. C ist eine
Tiegeldruckpresse mit schwingendem Tiegel, deren besondere Einrichtung aus Fig. 20 hervorgeht; C1 andeutungsweise eine
zweite derartige Presse. I ist die Abzugs Vorrichtung
für das Papier und K die Schneidevorrichtung. Alle
diese Theile lassen sich mit ihren schlittenartigen Grundplatten auf Führungen A3A4 des Gestelles A1A2 (s. a. Fig. 20) gegen einander
verschieben und durch Gewindebolzen; Klemmschienen w
und Muttern w1 an
beliebiger Stelle aufden Führungen feststellen. Die Rotation der Antriebsscheibe B3 wird durch die
Frictionsscheibe B4 auf
die Frictionsscheibe B1
der Hauptwelle B übertragen. B4 ist auf Welle B2 verstellbar, um die Geschwindigkeit der
Welle B verändern zu können. Desgleichen ist das ganze
Antriebsvorgelege behufs Ausrückung und Einrückung auf den Führungen A3A4 verschiebbar. Der
Antrieb der Vorrichtungen IK erfolgt durch verstellbare
Excenter auf Welle B, der der Pressen CC1 durch verstellbare
Wechselräder oo1o2 auf derselben
Welle.
Textabbildung Bd. 294, S. 34Tiegeldruckpresse von Eddy. Die Pressen C haben die aus Fig. 20 ersichtliche
Einrichtung. E ist der beim Drucken feststehende
Drucktiegel. Er lässt sich behufs Zugangs zum schwingenden Fundament D in die punktirte Lage hochklappen. Beim Druck wird er
durch den Arm E1
mittels des Hebels E2
mit den Gestellarmen r2
verriegelt. Das um m im Bock s schwingende Fundament wird von Welle p aus
durch die Kurbel-, Stangen- und Hebelverbindung p4kD1 gleichzeitig mit den Farbtellern des Farbwerkes
G bewegt. Die Auftragwalzen H1 schwingen mit den Armen H um Zapfen d der mit dem
Fundament fest verbundenen Arme D2 und übertragen die Farbe von den Farbtellern auf
die Form. Der Ausschlag der Arme H bezieh. der
Auftragwalzen ist durch die Anordnung von Schlitzen am Ende dieser Arme und in den
Lenkern d2 und die
dadurch mögliche Verstellbarkeit der Lenker veränderlich und kann entsprechend der
Einstellung und Ausdehnung der Form auf dem Fundament so begrenzt werden, dass die
Auftragwalzen nicht unnöthiger Weise über die Form bezieh. den Farbtisch
hinausschwingen.
Die bereits erwähnte Veränderbarkeit der Hubzahl des Fundaments ist dadurch
bedingt, dass auf Welle p mehrere Räder p1p2p3 von verschiedenem
Durchmesser sitzen, mit welchen die entsprechenden Räder o2o1o auf B in und ausser Eingriff gebracht werden können. Je
nachdem o mit p3, o1 mit p2, wie in der
Zeichnung, oder o2 mit
p1 in Eingriff ist,
macht dann die Welle B bei einer Tiegelschwingung eine,
zwei oder drei Umdrehungen. Da nun die Abzugsvorrichtung und die Schneidevorrichtung
bei jeder Umdrehung von B einmal wirken, so folgt
daraus, dass mit Hilfe der vorgenannten Einrichtung es möglich ist, den
Papierstreifen nur stellenweise in bestimmten Intervallen zu bedrucken, welche
Intervalle nun noch wegen der Veränderbarkeit des jedesmaligen Abzugs variirt werden
können. Denkt man nun mit der ersten Presse eine zweite oder gar noch eine dritte
combinirt, welche etwa in anderen Farben drucken, so können die von der ersten
Presse freigelassenen Stellen von den folgenden Pressen in anderen Farben gedeckt
werden. Es würde zu weit führen, wenn hier alle derartigen Möglichkeiten besprochen
werden sollten, zumal wenn man sich noch das Farbwerk jeder einzelnen Presse in
bekannter Weise für Mehrfarbendruck eingerichtet denkt. Es müssen die weiteren
Ausführungen in dieser Richtung dem Leser überlassen bleiben, und es soll hier nur
constatirt werden, dass eine so reichhaltige Verschiedenheit bezüglich des Formats,
der Zahl der Farben und ihrer Combinationen mit so erstaunlich einfachen Mitteln
bisher nicht im entferntesten erreicht worden ist. In Folgendem soll noch auf einige
interessante Einzelheiten der Eddy'schen Maschine
eingegangen werden.
In Fig. 21 und 22 ist die
Abzugsvorrichtung I (Fig. 19) für das Papier
in zwei Ansichten dargestellt. Sie besteht aus zwei Ständern I2 und I3 auf einer Grundplatte, welche durch einen
Querträger I4 mit
einander verbunden sind. An Ständer I3 ist ein Arm I5 angelenkt, in dem eine Welle x5 mit Scheibe x6 lagert. In dem
Querträger I4 ist eine
Welle x1 mit Scheibe
x4 gelagert, welche
ein in das Zahnrad x1
auf Welle x eingreifendes Zahnrad x3 trägt. Scheibe x5 wird durch eine auf
die hintere Verlängerung des Armes I5 wirkende Feder x7 gegen Scheibe x4 gepresst. Auf Welle x2 sitzt ferner ein abnehmbares Sperrrad
x8 und ein
Winkelhebel x9, welcher eine in die Zähne des Sperrades eingreifende
Klinke x10 trägt. Der
Hebel x9 ist durch eine
auswechselbare Stange x11 mit einem auf der Welle B befindlichen
Excenter I6 verbunden,
dessen Excentricität verändert werden kann. Dadurch ändert sich auch der Hub der
Klinke x10 und der
Abzug des Papiers.
Für den Druck noch grösserer Formate werden das Sperrad und der Klinkenhebel von der
Welle x2 abgenommen,
auf die Welle x gebracht und durch eine entsprechend
kürzere Stange x11 mit
dem Excenter gekuppelt. Der Papierabzug wird dadurch wesentlich vergrössert.
Fig. 23 zeigt die
Farbteller des Farbtisches und die zur Oscillation bezieh. schrittweisen Drehung
derselben dienende Einrichtung. Teller e7 sitzt mit einem Hebel G1 drehbar auf dem Zapfen eines Querarmes
l2 des
Fundamentrahmens D1 (s.
a. Fig. 20). Ein
zweiter in einen Ausschnitt von e7 eingreifender Teller e8 sitzt drehbar mit einem Zapfen in einer
Buchse e9 des Hebels
G1. An der Buchse
ist ein Hebel e3 mit
Sperrklinke e11
angelenkt, welch letztere in Schaltzähne an der Unterseite des Tellers e8 eingreift und diesen
Teller schrittweise schaltet, wenn beim Abwärtsschwingen des Fundamentrahmens D1 das Ende von e13 gegen die feste
Anschlagsleiste e12
eines zwischen den Gestellarmen r2 (Fig. 20) angebrachten
festen Rahmens e1e2 anschlägt. Dabei
streicht gleichzeitig das Ende des Hebels G1 an der Weiche e4 entlang und stellt dieselbe um, indem es dieselbe
ein wenig über die Mittellage verdreht, wonach sie durch die Zugfeder e5 umschlägt. In diese
umgeschlagene Lage wird die Weiche durch die Feder auch wieder zurückgeführt,
nachdem sie beim Hochgang des Hebelendes von G1 ein wenig gelüftet wurde. Beim nächsten Niedergang
wird demnach durch die geänderte Weichenstellung der Hebel G1 nach der anderen Seite gedrängt, so
dass er den Teller e7
ein wenig dreht und darauf die Weiche von Neuem umstellt. Dieses Spiel wiederholt
sich alternirend bei jedem Hub des Fundaments und es folgt daraus, dass Teller e7 abwechselnd kleine
Drehungen nach rechts und links ausführt, während Teller e8 schrittweise nach einer und derselben
Richtung herumgeschaltet wird. Die Auftragwalzen H1 (Fig. 20) berühren daher
stets neue Stellen des Tellers e8 bezieh. alternirend neue Stellen des Tellers e7 und übertragen
dadurch Farbe von e8
auf e7 bezieh.
verreiben sie dieselbe auf e7.
In Fig. 24 endlich
(Oberansicht des Fundaments und des Farbwerks) ist eine Einrichtung für
Zweifarbendruck mittels einer Presse dargestellt. Die Farbteller e7e8 sind doppelt
vorhanden und die Auftragwalzen H1 getheilt.
In dem Vorhergehenden sind die wichtigsten ihrer Gesammtanordnung nach neueren
Tiegeldruckpressen zur Besprechung gekommen; ich wende mich nunmehr zu den
neuerdings bekannt gewordenen Verbesserungen älterer Constructionen.
Neuerungen am Cylinderfarbwerk für Tiegeldruckpressen mit schwingendem Fundament sind
der Firma Bohn und Herber in Würzburg unter Nr. 66029
patentirt worden.
Das Charakteristische des neuen Farbwerkes besteht darin, dass die Auftragwalzen,
welche, nur durch ihr Eigengewicht lose aufliegend, über die Schriftform laufen,
beim Schliessen der beiden Tiegel gegen den feststehenden Reibcylinder angehoben,
gegen den Umfang desselben angedrückt und so lange damit in Berührung gehalten
werden, bis beim Oeffnen der beiden Tiegel die Schriftform in die Lage kommt, in
welcher ihr frische verriebene Farbe von den Auftragwalzen zugeführt wird; dass
ferner im Zusammenhang mit dieser Bewegungsweise der Ductor angetrieben und die
Hebewalze derart auf und ab bewegt wird, dass sie einerseits längere Zeit hindurch
den Ductor berührt, während derselbe sich in Drehung befindet, andererseits lange
genug auf dem Reibcylinder läuft, um die frische Farbe ausgiebig auf demselben zu
verreiben.
Textabbildung Bd. 294, S. 35Fig. 25.Tiegeldruckpresse von Bohn und Herber.Fig. 25 ist eine schematische Ansicht einer mit dem
neuen Farbwerk ausgerüsteten Presse bei geschlossener Tiegellage; Fig. 26 zeigt schematisch die Lage der Theile bei
geöffneten Tiegeln.
a ist der Ductor, b die
Hebewalze, c der Reibcylinder mit Verreibern de, ff sind die Auftrag walzen, welche in Lagern h der Stange k des
Parallelogramms l1kl2 gelagert sind, n ist eine Rolle am Arm n2 eines Winkelhebels, dessen anderer Arm
n1 im Verein mit
einem entsprechenden zweiten Arm auf gleicher Achse die Hebewalze b trägt. Parallelogrammhebel l1 trägt ein Curvenstück 123, dessen Theil 12 beim
Hochgehen des Hebels l1
die Rolle n mitnimmt und dadurch Hebewalze b in Berührung mit dem Ductor a bringt, während beim weiteren Hochgehen von l1 das zum Drehpunkt von l1 concentrische
Curvenstück 23 die Walze b
nicht weiter anzuheben, sondern nur sie für einige Zeit in fester Anlage gegen a zu halten bestimmt ist. Während dieser Zeit wird
Walze b durch Reibung von dem gleichzeitig in Folge der
Hebel- und Stangenverbindung kl2opq in Drehung
befindlichen Ductor a mitgenommen und von diesem mit
einer gleichmässigen Farbschicht überzogen. Gleichzeitig berühren am Ende des
Hochganges von l1 die
Walzen ff den Reibcylinder c,
welcher sich in
Drehung befindet und die vorher von b empfangene Farbe
an ff abgibt.
Der Hochgang von l1
erfolgt beim Schwingen des Fundaments g in die
Schlusslage, indem die Auftragwalzen, gleichzeitig rollend und Farbe an die Form
abgebend, angehoben werden. Noch bevor das Fundament unter ff durchgegangen ist, tritt die Curve s1 des mitschwingenden Hebels s unter die Bolle m der Stange k und hält die angehobenen Theile so lange in der
Hochlage, bis beim Zurückschwingen des Drucktiegels Rolle m ihre Unterstützung durch s1 wieder verliert und die auf g ablaufenden Walzen ff
das allmähliche Sinken des Hebels l1 und der damit verbundenen Theile vermitteln. Die
wechselnde Umdrehung von c erfolgt (Fig. 25) durch den Zahnseetor c2, der von s
aus durch Stange c1 in
Schwingung versetzt wird und vermöge der Zwischenräder c3c4 auf das Rad c5 des Cylinders c
einwirkt, der übrigens in üblicher Weise und durch bekannte Mittel gleichzeitig mit
seiner Drehung eine axiale Verschiebung erfährt.
Textabbildung Bd. 294, S. 36Fig. 26.Tiegeldruckpresse von Bohn und Herber. Ein Handhebel v (Fig. 25) kann mit einem Absatz unter einen Vorsprung des Curvenstücks 123 eingestellt werden. Dadurch wird das Parallelogramm
in der Hochlage abgefangen und das Farbwerk ausser Thätigkeit gesetzt, während die
übrigen Theile der Presse weiter arbeiten.
Eine Verbesserung der einfachen Tischfärbung sucht die Firma Riese und Pohl in Berlin (D. R. P. Nr. 66997) dadurch zu erzielen, dass
die Leckwalze mit der gleichzeitig in Umdrehung gehaltenen Ductorwalze so lange in
Berührung gehalten wird, bis die erstere eine volle Umdrehung gemacht hat, wogegen
die Ductorwalze während des Tischlaufs der Leck walze ruht, um der Farbe Zeit zu
lassen, sich auf dem Walzenumfang anzusammeln.
Von der ständig rotirenden Welle c aus (Fig. 27) wird durch geeignet geformte Curvenscheiben
SS1 und Rollen rr1 der Gleitschieber
G, der mit einem Schlitz auf der Welle c und mit einem Stangenansatz e in einer Führung e1 des Gestells gleitet, derartig auf und ab bewegt,
dass er während etwa einer halben Umdrehung von c in
seiner Hochlage verharrt. Diese Periode beginnt bei der in Fig. 27
dargestellten Lage der Theile. Gleitschieber G ist
durch Stange L mit einem Arm des Schwingrahmens S2 der Leckwalze l verbunden und führt dieselbe bei seinem Niedergang
über den Tisch T in die Endstellung H. So lange aber die kreisförmigen Theile der Scheiben
SS1 an den Rollen
rr1 vorbeigehen,
befindet sich l in Anlage an der Ductorwalze f, die während dieser Zeit durch die an den Hebel d der Welle c angelenkte
Zahnstange z, das mit derselben in Eingriff stehende
Rad m und Klinke p
desselben mitgenommen wird. Beim Hochgang der Stange z
geht die Klinke ohne Wirkung zurück und der Ductor f
bleibt in Ruhe.
Textabbildung Bd. 294, S. 36Fig. 27.Tiegeldruckpresse von Riese und Pohl.Textabbildung Bd. 294, S. 36Farbteller für Tiegeldruck von Buzby. In den Fig.
28 und 29 ist
ein Farbteller für mehrfarbigen Tiegeldruck von N.
Buzby in Chicago (D. R. P. Nr. 69369) dargestellt. Während bisher bei
solchen Pressen der Teller nicht geschaltet werden durfte und die Verreibung der
Farbe auf einem besonderen Tisch geschah (wie z.B. bei Golding's Mehrfarbendruckpresse), ist die Wirkungsweise des neuen Tellers
für mehrere Farben dieselbe, wie bei den Pressen für Einfarbendruck. Diese Neuerung
wird durch Einsatzteller erreicht, von denen so viel vorhanden sind, als man
verschiedene Farben drucken will.
Fig. 28 zeigt den
Farbteller A in perspectivischer Oberansicht. Die
Einsatzteller B C sind aus demselbenentfernt und an die Seite
des Haupttellers A gelegt; Teller C ist von der Unterseite sichtbar. Der Hauptteller A hat zwei kreisförmige Vertiefungen a, welche von den Tellern BC ausgefüllt werden, wobei sie dann mit A
einen ebenen Teller bilden. Eine weitere Ausnehmung b
im Tellerkörper von A dient zur Aufnahme eines
mittleren Zahnrades D und der in dieses eingreifenden
Räder c auf der Unterseite der Einsatzteller, deren
Zapfen d in Bohrungen e
hineinpassen.
Textabbildung Bd. 294, S. 37Fig. 30.Farbteller für Tiegeldruck von Buzby. Rad D hat einen Drehzapfen E (Fig. 29, Querschnitt des
combinirten Farbtellers), der durch den Tellerkörper A
hindurchgeht und lose in eine Buchse F des
Maschinengestells eingesetzt wird, wie aus der in Fig.
30 dargestellten Theilansicht einer mit dem Farbteller ausgestatteten
Gordon-Presse ersichtlich ist.
Textabbildung Bd. 294, S. 37Tiegeldruckpresse von Schelter und Giesecke. Zwischen Buchse F und Teller A befindet sich, fest auf den Zapfen E aufgesetzt, eine Schaltscheibe G mit nach unten gerichteten Schaltzähnen g. Verschraubt man nun mit den für diesen Zweck
vorgesehenen Schrauben i die Schaltscheibe G mit A, so hat man einen
gewöhnlichen Farbteller, der beim Gang der Presse durch Schalthebel h1 mit Klinke h schrittweise herumgeschaltet wird, ohne dass sich die
Einsatzteller gegen den Hauptteller drehen. Der Teller ist dann für einfarbigen
Druck hergerichtet. Löst man nun die Schrauben i und
stellt dagegen den Hauptteller A mittels eines zu
diesem Zwecke am Maschinengestell befestigten Armes K
durch Schraube k fest, so wird nunmehr die
Schaltscheibe allein fortgeschaltet, und vermöge der Räderverbindung Dcc überträgt sich diese Schaltung auf die
Einsatzteller. Der Teller ist somit für Zweifarbendruck geeignet, indem die eine
Farbe auf dem einen, die zweite auf dem zweiten Einsatzteller verrieben wird. Nach
demselben Princip kann man in einem Hauptteller natürlich auch mehrere Einsatzteller
anordnen.
Eine Vereinfachung für den Antrieb der Cylinder eines Doppelcylinderfarbwerks an
Tiegeldruckpressen ist der Firma Schelter und Giesecke
in Leipzig unter Nr. 75699 geschützt worden.
Die beiden Cylinder bb1
(Fig. 31 und 32) sind derart mit
einander gekuppelt, dass an der durch eine der üblichen Vorrichtungen zum Zwecke der
Farbeverreibung hervorgebrachten axialen Hin- und Herbewegung des einen Cylinders
auch der andere theilnimmt, ohne mit einer ebensolchen Bewegungsvorrichtung versehen
zu sein.
Textabbildung Bd. 294, S. 37Tiegelsicherung von Schelter und Giesecke. Der untere Farbcylinder b ist auf seiner
rotirenden Welle längsverschieblich gemacht und mit Umlaufgetriebe v und Excenter zur axialen Verschiebung ausgestattet.
Um nun auch den Cylinder b1 an der Hin- und Herbewegung des unteren b
theilnehmen zu lassen, ist ersterer mit einem Endflansch t1, letzterer an dem gleichen Ende mit
einem Absatz t versehen, auf welchen der Flansch t1 übergreift. Dadurch
wird bei der Verschiebung des unteren Cylinders in der einen Richtung der obere
Cylinder mitgenommen, während er durch eine auf seiner Welle angeordnete, sich gegen
das Gestell stützende Feder u1 gezwungen wird, der Bewegung des unteren Cylinders auch in der anderen
Richtung zu folgen. Versieht man auch die anderen Enden der Farbcylinder mit Flansch
t1 bezieh. Absatz
t, so wird die Feder u1 entbehrlich. Will man im letzteren
Falle den einen Flansch fortlassen, so muss man, wie Fig. 32 zeigt, den
Absatz t durch eine Nuth t0 ersetzen.
Derselben Firma ist unter Nr. 76065 ein Patent auf eine Tiegelsicherung für ihre
bereits eingangs erwähnte Phönixpresse ertheilt worden. Bei dieser Presse, deren
Tiegelanordnung in Fig.
33 und 34 bei
geöffneter bezieh. geschlossener Tiegellage dargestellt ist, rollt der Drucktiegel
mittels Kufen a auf Bahnen d.
Bei einseitig geschlossenen Formen oder solchen mit ungleichartigem Satz kann es
namentlich bei kleineren Pressen mit leichtem Tiegel vorkommen, dass sich der Tiegel
während des Druckes von der Kufenbahn abhebt und keinen sauberen Druck macht.
Um diese Möglichkeit auszuschliessen, sind an den Kufenwangen a1 angegossene Knaggen b
mit darauf sitzenden Justirplättchen c und in den
Kufenbahnen d Schlitze e
angebracht, durch welche die Knaggen b beim Abrollen
des Tiegelrückens auf der Kufenbahn d hindurchtreten.
Wie bereits erwähnt, ist bei dieser Presse die Bewegung des Tiegels nicht durchweg
eine rollende, sondern geht kurz vor dem Druck in eine geradlinige senkrecht zur
Druckform über. Bei dieser geradlinigen Bewegung des Tiegels setzen sich nun die
genau justirten Knaggen b unter die parallel gehobelten
Kufenbahnen d, so dass ein Ausweichen des Tiegels nach
oben unmöglich ist. Gegen seitliche Verschiebung ist der Tiegel durch die
Kufenwangen gesichert, während seine Geradführung durch Knaggen b1b2 am hinteren Ende der
Kufenwangen vervollständigt wird.
Textabbildung Bd. 294, S. 38Tiegeldruckpresse von Riese und Pohl. Als zeitgemäss und empfehlenswerth dürfte die folgende Neuerung an
Tiegeldruckpressen zu erwähnen sein, welche den einlegenden Arbeiter vor Verletzung
zu schützen bestimmt ist.
Textabbildung Bd. 294, S. 38Fig. 37.Tiegeldruckpresse von Riese und Pohl. Beim Einlegen der Bogen kann es vorkommen, dass der Arbeiter den schon
eingelegten Bogen nachträglich zurechtrückt und dabei länger, als mit seiner
persönlichen Sicherheit vereinbar, die Hand in der Bahn des Drucktiegels belässt. In
diesem Falle liegt die Gefahr nahe, dass die Finger des Arbeiters zwischen dem sich
schliessenden Drucktiegel und der Druckform gequetscht werden. Diese Gefahr wird nun
dadurch beseitigt, dass der Drucktiegel bei seiner Bewegung nach der Druckform das
selbsthätige Hochgehen einer Leiste veranlasst, welche die Hand des Arbeiters
zwangsweise aus der Bahn des Drucktiegels entfernt.
Eine der Maschinenfabrik von Riese und Pohl in Berlin
unter Nr. 67873 patentirte Ausführungsform der erwähnten Einrichtung ist in den Fig. 35 bis 37 dargestellt, von denen die beiden letzteren
Vorderansichten des Drucktiegels in geschlossener bezieh. geöffneter Lage sind.
In Fig. 37 befindet sich das aus dem um d drehbaren Hebel D und
der bei b mit diesem gelenkig verbundenen und in einer
Oese c geführten Stange C
gebildete Auflager für die Hand in gestreckter Lage, ohne das Einlegen zu
erschweren. In dem Maasse, wie sich der Drucktiegel A
dem Fundament B (Fig. 35, Seitenansicht)
nähert, tritt das Gelenk b über dem oberen Rand des
Tiegels A mehr und mehr hervor, die Hand des Arbeiters
eventuell gewaltsam entfernend.
Die Bewegung des Stangenpaares CD wird durch eine unter
dem Druck einer Feder G stehende Stange E bewirkt, welche bei e an
D angelenkt und in einer Oese F geführt ist, in der aus Fig. 35 und 36 ersichtlichen Weise,
indem die Stange E am unteren Ende (Fig. 36) umgebogen ist
und vermöge ihrer Umbiegung E1 bei der Schlusslage der Tiegel eine Hubbegrenzung am Maschinengestell
erfährt. In Fig. 35 ist
die Offenlage des Drucktiegels A punktirt, die
Schlusslage ausgezogen.
Textabbildung Bd. 294, S. 38Tiegeldruckpresse von Krüger. Eine zweite, in Fig. 38 und 39 veranschaulichte Ausführungsform desselben Gedankens, von R. O. Krüger in Berlin (D. R. P. Nr. 76892), weist
statt der Schutzhebelverbindung einen festen, aus einem Stück bestehenden
Schutzrahmen b auf, der am Tiegel geführt ist und mit
Rollen d auf Curven m
läuft. Ein Vorzug dieser Einrichtung gegenüber der vorerwähnten besteht darin, dass die Hand an jeder Stelle des oberen Tiegelrandes
gleich weit abgehoben wird.
Ich übergehe die sonstigen neuerdings bekannt gewordenen kleinen Verbesserungen an
Tiegeldruckpressen, wie Druckabsteller, Perforireinrichtungen, Befestigungen für die
Form u. dgl., weil sie kein sonderliches Interesse bieten, und wende mich zum
Schluss der heutigen Berichterstattung den neueren Auslege Vorrichtungen zu.
Eine solche Vorrichtung, die gleichzeitig als Greifer dient, ist Gegenstand des
Patents Nr. 62547 von Clemens Prang in Berlin. Sie
besteht im Wesentlichen aus einem Auslegerrechen von der an Cylinderschnellpressen
gebräuchlichen Art mit nur zwei Stäben, dessen Welle indessen nicht fest gelagert
ist, sondern durch zwei an ihre in Führungen laufende Endzapfen angreifende
Lenkerstangen auf und ab bewegt wird, während gleichzeitig die beiden Auslegerstäbe
um 270° hin und her schwingen, derart, dass sie beim Niedergang der Welle, senkrecht
nach unten gerichtet, zwischen Druckbogen und Fundament eintreten, während des
Druckes, rechts und links neben der Formanliegend, in dieser Lage verbleiben, den über die
Vorderkante des Drucktiegels hervorragenden Rand des Bogens mittels sich
schliessender Greifer erfassen, sodann beim Beginn der Tiegelöffnung nach Art
gewöhnlicher Greifer den Bogen von der Form abheben und sich endlich mit demselben
in die Hochlage bewegen, um ihn nach Ausführung einer Drehung um 270° in wagerechter
Lage auf den Auslegetisch abzuwerfen. Fig. 40 stellt eine mit
der beschriebenen Vorrichtung versehene Liberty-Presse in Seitenansicht dar. Die
punktirten Linien zeigen die gegenseitige Lage der Tiegel und der Auslegevorrichtung
in dem Momente, wo der Auslegerrechen, in seiner Hochlage befindlich, soeben einen
Bogen Q auf den Auslegetisch O gelegt hat, die ausgezogenen Linien geben die Stellung der Theile bei
geschlossenen Tiegeln zur Zeit des Druckes. Fig. 41 ist ein der
letzteren Stellung entsprechender senkrechter Längsschnitt durch die Presse,
zwischen Drucktiegel und Druckbogen genommen, in Fig. 40 von links
gesehen.
Textabbildung Bd. 294, S. 39Tiegeldruckpresse von Prang.D ist die Auslegerwelle, E
sind die beiden auf ihr verstellbaren Stäbe, die durch Querschienen FF1 verbunden sein
können. L ist eine in Böcken auf D gelagerte Welle mit Greifern M, die durch eine Spiralfeder t ständig gegen
die Schiene F1 gepresst
werden. Welle D läuft mit ihren Endzapfen h in Führungen f der
Gestellarme BC und steht durch Lenkerstangen GH mit den Zapfen l der
Tiegelscharniere j in Verbindung. Welle D trägt auf einem Ende einen spiralförmigen Zahnsector
N, der beim letzten Theil des Hochganges der Welle
auf der gekrümmten Zahnstange c am Gestellarm B abrollt, und am anderen Ende einen Hebel K, der beim Niedergang der Welle mit einem Zapfen n in eine Nuth g am
Gestellarm C eintritt und darin geführt wird. Die
Vorrichtung wirkt wie folgt:
Angenommen, es sei eben ein bedruckter Bogen abgelegt worden, so befinden sich
sämmtliche Theile in der in Fig. 40 punktirt
dargestellten Lage. Fig.
42 zeigt den Ableger für sich in derselben Stellung in vergrössertem
Maasstab. Die Scharniere j beginnen abwärts zu gehen,
desgleichen die Stangen G H und die Zapfen h der Welle D in den
Nuthen f. Hierbei rollt der Sector N auf der Zahnstange c ab,
wodurch der Rechen in der Richtung des Pfeiles gedreht wird. Ein an Welle L sitzender Kurbelzapfen r
gleitet hierbei zunächst auf der Curve G1 der Stange G und hält
hierbei die Greifer M geöffnet und einen Daumen s der Welle L in einer
solchen Lage, dass eine an D angelenkte Klinke w1 unter dem Einflüsse
der Feder v vor s
einfallen kann (Fig.
43, Oberansicht von Fig. 42). Sobald der Kurbelzapfen r beim
weiteren Niedergange des Rahmens in Folge der Drehung des letzteren die Curve G1 verlässt, legt sich
der Daumen s auf die Klinke w1, so dass
die Greifer M während der weiteren Abwärtsbewegung des
Rechens geöffnet bleiben (Fig. 44).
Der Rechen dreht sich beim Abrollen von N auf c nahezu in die senkrechte Lage. Sobald N die Stange c verlässt,
tritt der Zapfen n am Arme k in die Führungsnuth g und geht in derselben
abwärts (Fig. 45).
Beim weiteren Niedergange der Stangen G H nimmt der
Rechen eine senkrechte Lage an, in welcher er sich zwischen die sich mehr und mehr
nähernden Tiegel einschiebt und gegen den angelegten Bogen zu liegen kommt. Jetzt
trifft ein mit Klinke w1 verbundener Arm w gegen einen Anschlag d (Fig. 41) und Klinke w1 gibt den Daumen s frei, so dass die Feder t die Welle L in Drehung versetzt und die
Greifer M den über den Tiegel überstehenden Bogen
zwischen sich und der Schiene F1 festklemmen. Der Rechen bewegt sich nunmehr bis
zum Druck mit derselben Geschwindigkeit wie der Tiegel, so dass eine Verschiebung
des Bogens am Tiegel nicht stattfinden kann. Beginnen nun die Tiegel sich zu öffnen,
so heben die Stäbe E den Bogen von der Form ab und
derRechen
beginnt seinen Hochgang. Sobald der Zapfen n die
Führungsnuth g verlässt, kommt N mit c in Eingriff und dreht den Rechen
entgegen der Richtung des Pfeiles nach rechts herum. Der Kurbelzapfen r läuft auf die Curve G1 auf und öffnet die Greifer M, welche den Bogen auf den Tisch O
legen.
Textabbildung Bd. 294, S. 40Tiegeldruckpresse von Prang. Wesentlich verschieden nach Construction und Wirkungsweise ist die
Auslegevorrichtung der Schnellpressenfabrik Albert und
Co. in Frankenthal (D. R. P. Nr. 76534). Der Bogen wird durch Bänder, die,
eng anliegend, über den Drucktiegel hin und her gehen, mittels sperrklinkenartig
wirkender, auf den Bändern befestigter Mitnehmer beim Oeffnen der Tiegel auf einen
vor dem Drucktiegel befindlichen Tisch ausgeführt. Die Construction zeichnet sich
durch Einfachheit und Zweckmässigkeit aus. Fig. 46 ist eine
Seitenansicht des geöffneten und mit der Vorrichtung ausgestatteten Drucktiegels T,
Fig. 47 eine
Oberansicht des Tiegels mit der Vorrichtung in Horizontalschnitt, Fig. 48 ein
Verticalschnitt nach AB der Fig. 47 in vergrössertem
Maasstabe.
Die ganze Vorrichtung wird durch die Schienen S
getragen, welche am Tiegel einer jeden Maschine befestigt werden können, am
einfachsten mittels der an den meistentheils schon vorhandenen Schräubchen s der Ueberzugsbügel. An ihrem hinteren Ende sind die
Schienen durch eine feste Verbindungsstange B
verbunden, welche die Drehachse einer Walze W bildet
und gleichzeitig als Drehachse eines zweiten Schienenpaares H dient, welches am vorderen Tiegelrande durch eine der zweiten Walze B1 als Drehachse
dienende Verbindungsstange verbunden ist und durch seitliche Riegel r während des Arbeitens in der gezeichneten Lage
festgehalten wird. Auf den Walzen WW1 können Rollen RR in
variabler Entfernung je nach der Breite des Papiers eingestellt werden.
Mittels dieser Rollen werden Bänder L aus Stoff oder
Papier dicht über die Tiegeloberfläche geführt, und zwar sind diese Bänder mit ihren
Enden auf den Rollen befestigt und wickeln sich auf dieselben auf bezieh. von ihnen
ab.
Die Schienen H sammt der vorderen Walze W1 können nach Lösung
der Riegel r in die in Fig. 46 punktirte
Stellung aufgeklappt werden, um den Ueberzug des Tiegels vollkommen zugänglich zu
machen. Jedes der beiden Bänder L trägt einen
elastischen Winkel V aus Metall oder Papier, welcher
den an die festen Anschläge aa angelegten Bogen P bei der Aufwärtsbewegung der Bänder mitnimmt, sich
bis über die vordere Walze W1 bewegt (Fig.
46) und den Bogen auf den Tisch T
auswirft.
Die Bewegung der Rollen und Bänder erfolgt durch den schwingenden Greifer G, so dass beim Oeffnen der Greifer die Winkel V den Bogen vorschieben, während sie beim Schliessen
der Greifer hinter die Anlegemarken a zurückkehren,
dabei vermöge ihrer Nachgiebigkeit unter dem inzwischen neu aufgelegten Bogen ohne
Anstand hindurchgehend.
Die Vorwärtsbewegung der Bänder geschieht durch Aufwickelung auf die Walze W1 deren Drehung durch
den Zug eines um dieselbe gewickelten Bandes oder einer Schnur D erfolgt, welche um die untere Walze W läuft und mit ihrem Ende am Arme Z befestigt ist. Letzterer sitzt fest auf der
Greiferwelle und macht deren Schwingungen mit.
Textabbildung Bd. 294, S. 40Tiegeldruckpresse von Prang. Beim Niederschwingen des Greifers G kommt die
um B gewundene Spiralfeder F im Inneren von W zur Wirkung, deren Enden
mit der festen Stange B bezieh. mit W verbunden sind. Dadurch wickeln sich die Bänder L in dem Maasse auf W auf,
wie das Band D nachgelassen wird.