Titel: | Ueber die Verharzungsfähigkeit und den sogen. Harzgehalt der Mineralöle. |
Autor: | S. Aisinman |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 65 |
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Ueber die Verharzungsfähigkeit und den
sogen. Harzgehalt der Mineralöle.
Von Dr. S.
Aisinman.
Ueber die Verharzungsfähigkeit und den sogen. Harzgehalt der
Mineralöle.
Die Untersuchung der Mineralschmieröle auf ihre physikalischen und chemischen
Eigenschaften ist erst seit einigen Jahren über das Stadium der rohen Empirie
hinausgekommen und auf eine wissenschaftliche Basis gestellt worden. Es ist darum
durchaus nicht befremdend, wenn einzelne Vorschriften oder „Methoden“ trotz
ihrer völligen Unrichtigkeit und der Ermangelung jeder wissenschaftlichen Stütze
weiter bestehen bleiben.
Da sie aber geeignet sind, den Mineralölfabrikanten unnöthige Schwierigkeiten zu
bereiten und bei den Consumenten verworrene und unrichtige Vorstellungen
hervorzurufen über die Natur der Mineralschmieröle und die an letztere zu stellenden
Anforderungen, so ist es im Interesse aller Betheiligten gelegen, wenn einzelne
dieser Vorschriften und Anforderungen einer kritischen Beleuchtung unterworfen
werden.
Unter den üblichen Anforderungen, welche an ein Mineralöl als Schmiermittel gestellt
zu werden pflegen, wie entsprechender Flüssigkeitsgrad, Flammpunkt,
Entzündungspunkt, Kältepunkt und Säuregehalt, figurirt noch eine ganze Reihe
anderer, unter welchen die Bestimmungen über die Verharzungsfähigkeit und den
Harzgehalt oder den „Gehalt an verharzenden Producten“ besonderes Interesse
beanspruchen.
In Bezug auf die Verharzungsfähigkeit der Mineralschmieröle finden wir in den meisten
Lieferungsbedingungen der Staatseisenbahnen über Schmiermaterialien, sowie in der
einschlägigen Litteratur die Anforderung: „Das Oel darf keine trocknenden
Eigenschaften besitzen; d.h., in dünnen Lagen längere Zeit der Einwirkung der
Luft ausgesetzt, weder verharzen, noch zu einer firnissartigen Schicht
eintrocknen.“ Meistens knüpft sich daran die Bedingung, dass im Oel
„keine Harz- und Theeröle irgend welcher Art“ vorhanden sein dürfen.
Die üblichen Methoden zur Bestimmung der Verharzungsfähigkeit der Oele sind rein
mechanischer Natur.
Die Methode von Nasmith und Albrecht besteht z.B. darin,
dass man gleiche Quantitäten der Oele zu gleicher Zeit in schwach geneigte Rinnen
tropfen lässt und beobachtet, welches Oel am längsten seine Bewegung nach abwärts
fortsetzt. Die schlechten Oele bleiben nach einigen Tagen zurück, werden dickflüssig
oder gerinnen.R. Benedikt, Analyse der Fette, 1892 S.
222.
Eine in der Praxis noch öfters gebräuchliche Methode besteht darin, dass man eine
sehr dünne Oelschicht auf einer Glas- oder Metallplatte ausbreitet und geschützt vor
Staub der Wärme aussetzt. Verharzende Oele werden klebrig und trocknen ein.
Die Anforderung: das Oel darf nicht verharzen, findet ihre Berechtigung in der
Thatsache, dass trocknende Oele durch Krustenbildung die Reinigung der Maschine
erschweren, die Reibung der gleitenden Flächen erhöhen und so zu einer rascheren
Abnutzung der betreffenden Maschinentheile führen, d.h. den eigentlichen Zweck des
Schmiermittels – Verminderung der Reibung und Conservirung der Maschine –
illusorisch machen.
In welchem Maasse ist aber diese Eigenschaft bei reinen Mineralschmierölen
vorhanden?
Das Trocknen der Oele ist ein chemischer Process und besteht im Wesentlichen in
der Absorption des Sauerstoffes der atmosphärischen Luft unter Bildung
sauerstoffreicherer Verbindungen. Absolut nichttrocknende Oele gibt es überhaupt
nicht und unterscheiden sich die sogen. trocknenden und nichttrocknenden Oele nur im
Grade der chemischen Veränderung, welcher durch die Quantität des absorbirten
Sauerstoffes oder die Additionsfähigkeit für Jod gemessen wird.
So addiren die trocknenden vegetabilischen Oelglyceride der Linolensäure 18 Atome J,
die der Linolsäure 12 Atome J, während die nichttrocknenden, animalischen und
vegetabilischen Oele – Glyceride der Oelsäurereihe – nicht mehr als 6 Atome J
aufzunehmen vermögen. Der Repräsentant der ersten Gruppe, Leinöl, hat eine Jodzahl
von 158, nach
v. Hübl
Moore
Dieterich
Wilson
Benedikt
158
155,2
161,7
148,1–149,1
170–181
Der Repräsentant der zweiten Gruppe, Rüböl, hat dagegen eine Jodzahl von nur 100,
nach
v. Hübl
Moore
Dieterich
Wilson
100
103,6
98,5–105
100,4–102,8
Analog ist es bei den Harzölen und reinen Mineralölen. Die Jodzahl liegt bei dem
Harzöl zwischen 43 und 48, bei den Mineralölen übersteigt sie nur in den seltensten
Fällen 14.Valenta, D. p. J. 1884 253 420.
Dasselbe beobachtet man in Bezug auf die Absorptionsfähigkeit der Oele für
Sauerstoff. Die Arbeiten von BachChem.-Ztg., 1889 S. 905. nach der
Fox'schen MethodeZeitschr. für anal Chem., Bd. 23 S.
434. ergaben folgende Resultate:
Je 1 g Oel absorbirt Sauerstoff:
Valveöl
0,10
cc
Valvolinöl
0,45
„
Raffinirtes Cylinderöl
0,34
„
Mineralöl (Baku)
0,74
„
Lubricating Oil 0,877
0,70
„
„ „ 0,865
4,80
„
90 Th. Lubricating Oil mit 10 Th. Leberthran
9,40
„
90 Th. Oleonaphta mit 10 Th. Leberthran
8,60
„
Tovotes Schmierfett
21,80
„
Harzöl
181,00
„
Rüböl
166,00
„
Cottonöl
111,00
„
Die Aufnahmefähigkeit für Sauerstoff ist danach bei reinen Mineralölen ungemein
gering im Vergleich zu den Harzölen und dem als Schmiermittel beliebten Rüböl. Dies
entspricht auch der chemischen Beschaffenheit der Mineralöle, welche der Hauptmenge
nach aus Kohlenwasserstoffen der Fettreihe bestehen (Grenzkohlenwasserstoffe,
Olefine, Naphtene) und nur zum geringen Theil aus aromatischen Kohlenwasserstoffen,
Phenolen und Petrol- oder Naphtensäuren, welch letztere einer weitergehenden
Oxydation fähig sind.
Wenn die Sauerstoffaufnahme der Mineralöle bei so günstigen Bedingungen, wie es nach
der Bach'schen Methode der Fall ist – Einwirkung von
reinem Sauerstoff bei einer Temperatur von 110° C. während 10 Stunden – so geringist, so muss sie
unter normalen Umständen fast gleich Null gesetzt werden.
Mit Recht schreibt darum auch SchaedlerSchaedler, Technologie der Fette und Oele, 1887
Bd. 2 S. 402.: „Die Mineralöle, welche ja nur primäre
Verbindungen sind, bleiben in noch so grosser Flächenausdehnung bei der
Berührung mit dem Sauerstoff der Atmosphäre indifferent, sie unterscheiden sich
dadurch wesentlich von den Thier- und Pflanzenölen u.s.w., welche eine
Zersetzung erleiden und ranzig werden.“
Das ausgedehnte Untersuchungsmaterial der königl. mechanisch-technischen
Versuchsanstalt in Charlottenburg bestätigt diese Annahme vollständig, da sämmtliche
von der Versuchsanstalt geprüften reinen Mineralöle als nicht verharzend befunden
wurden.Mitth. der königl. mech.-techn.
Versuchsanstalten, 1889 Ergänzungsheft 5 Tabelle 5 Spalte 47 S. 43
bis 59.
Berücksichtigt man die angeführten Thatsachen, so kann man sich der Ansicht von Künkler nur anschliessen, wenn er sagt: „Die Prüfung
der Oele auf.... Krustenbildung kann wegfallen, da sie durch die Vorschrift,
dass die Oele reine Mineralöle sein müssen, ihre Erledigung findet.“Künkler, Schmiermittel und ihre Untersuchung,
1893 Anhang S. 30.
Das unvollkommene Verfahren des Auftragens der Oele auf Glasplatten und das
Abfliessenlassen in schwach geneigten Rinnen dürfte nur als Vorprüfung auf fremde
Bestandtheile im Oel dienen, während der exacte Nachweis von der Anwesenheit der
Harz- und Theeröle nach den üblichen Methoden, wie Polarisation, Jodzahl,
chromatische Reactionen, specifisches Gewicht u.s.w., geführt werden muss. Nicht zu
unterschätzen ist auch die Asphaltbestimmung, welche einen Aufschluss über das
Verpechen der Oele gibt.Holde, D. p. J. 1894 292 69.
In seiner bekannten Arbeit vom Jahre 1887: Das deutsche
Erdöl, schreibt Engler:
„Ueber die Natur der harzartigen bezieh. asphaltartigen Stoffe, welche ohne
Zweifel Producte der oxydirenden Wirkung der Luft auf das Erdöl sind, herrscht
noch fast völliges Dunkel. Wir wissen nur, dass ihre Menge in einzelnen Erdölen
verschieden ist.“Engler, Das deutsche Erdöl, 1887 S.
23.
Seit dieser Zeit fehlte es zwar nicht an Versuchen, etwas mehr Licht über diese
Bestandtheile des Erdöles zu verbreiten, jedoch ohne positiven Erfolg.
Ein Streiflicht auf diese Producte wird eigentlich erst durch die neuesten Arbeiten
von Zaloziecki geworfen, welcher das Verharzen und
Verpechen der Erdöle in causalen Zusammenhang mit der Anwesenheit der Terpene im
Erdöl bringt.
So schreibt er: „Die Entdeckung der Terpene im Erdöl gestattet eine Erklärung über
mannigfache Erscheinungen, so des Verharzens und Verpechens. Eine Polymerisation
und Oxydation der Terpenbestandtheile der Erdöle wäre die einfachste Ursache
dieser Erscheinungen, die Bildung von Colophon und den eigentlichen Harzen
nahestehenden Körpern das Resultat davon.“D. p. J. 1894 293
118.
Da es aber Zaloziecki nicht gelungen ist, in jedem Erdöl
die Terpene nachzuweisen und die Ergebnisse seiner Untersuchungen einen noch
meist hypothetischen Charakter tragen, so haben wir vorläufig keinen sicheren
wissenschaftlichen Aufschluss über die Natur der harzartigen Producte im Erdöl und
den daraus hergestellten Producten.
Während es wahrscheinlich noch vieler wissenschaftlichen Versuche bedürfen wird, um
die vorläufig räthselhafte Beschaffenheit dieser Körper aufzuklären, bedient sich
die Praxis schon lange einer Methode zur quantitativen Bestimmung der sogen.
harzartigen Producte in den Erdölen und Mineralschmierölen. Diese Methode besteht in
der Einwirkung von concentrirter Schwefelsäure auf eine Lösung des Mineralöles in
Petroleumäther und wird, obwohl ihre vollständige Unbrauchbarkeit eigentlich für
denjenigen, welcher sich mit den neueren Forschungen über die Constitution der
Mineralöle vertraut gemacht hat, klar zu Tage liegen muss, leider nicht nur von
Empirikern, sondern auch von wissenschaftlichen Anstalten, wie z.B. der
chemisch-technischen Versuchsanstalt in Charlottenburg, gebraucht.
Letztere schreibt vor: „40 cc Oel und 60 cc Petroläther werden mit 20 cc
concentrirter Schwefelsäure unter Zusatz von Glasperlen in einem getheilten, mit
eingeschliffenem Glasstöpsel verschlossenen Cylinder 2 volle Minuten kräftig
geschüttelt. Die Schichten trennen sich bald, so dass eine Ablesung stattfinden
kann. Ein längeres Stehenlassen ist unzulässig; weil dann Zersetzungen des
absorbirten Oeles stattfinden.“
A. VeithA. Veith, Das Erdöl, 1892 S. 112.
beschreibt die auf derselben Grundlage beruhende Methode wie folgt: „Der
Harzgehalt wird am zweckmässigsten in der Weise bestimmt, dass man zu einem
gewissen Volumen (gewöhnlich 40 cc) Rohöl das gleiche Volumen (40 cc) fettfreies
Benzin hinzufügt und in einem graduirten Cylinder gut durchmischt. Hierzu mengt
man 20 cc concentrirter Schwefelsäure von 66°, schüttelt einige Minuten kräftig
damit und lässt so lange absitzen, bis die über der braun gewordenen
Schwefelsäure stehende Mischung ganz durchsichtig wird und sich der Niederschlag
nicht vermehrt.Meine
Erfahrung deckt sich mit der Angabe von Veith. Sogar nach 1- bis 2tägigem Stehen verändert sich das
Volumen der Schwefelsäure nicht. Die Volumenzunahme der
Schwefelsäure gibt den Gehalt an Harzproducten an.“
Veith bringt den Harzgehalt der Erdöle mit dem
specifischen Gewicht und der Farbe in genetischen Zusammenhang. „Je specifisch
schwerer und je dunkler die Erdöle sind, um so höher ist auch der Gehalt an
Harzproducten. Im Allgemeinen schwankt er zwischen 10 bis 25 Proc.“
J. GrossmannJ. Grossmann, Die Schmiermittel, 1894 S.
105. benutzt buchstäblich dieselbe Methode, sie ausdrücklich auch
für ungereinigte dunkle Mineralschmieröle empfehlend. Er schreibt: „Der Gehalt an
Harzproducten – nach der angegebenen Methode bestimmt – soll nicht mehr als 15
Proc., keineswegs aber über 20 Proc. betragen, während die Schmieröle für
Locomotiven nicht mehr als 10 Proc. Harze enthalten dürfen.“Ibid. S.
133.
BenediktBenedikt, Analyse der Fette und Wachsarten, II.
Aufl. 1892 S. 225. gebraucht die etwas modificirte Methode,
„um einen vergleichsweisen Anhaltspunkt über die Quantität der Asphalt- und
Schleimstoffe, sowie von Brandharzen zubekommen“. Bei guten Oelen beträgt nach Benedikt der Harzgehalt 6 bis 12 Proc., darf aber 20
Proc. nicht übersteigen.
Man sieht also, dass diese Methoden kaum im Wesentlichen von einander abweichen; sie
scheinen sämmtlich auf eine und dieselbe Quelle zurückzuführen zu sein.
Nach der Vorschrift der chemisch-technischen Versuchsanstalt untersuchte ich
verschiedene Mineralöle auf deren sogen. Harzgehalt und erhielt folgende
Resultate:
I. Bakuer Schmieröle.
Farbe
Spec.-Gew.bei 15° C.
Flüssigkeitsgrad nachEngler
Flamm-punkt
Harzgehaltin Proc.
bei20° C.
bei50° C.
bei100° C.
Spindelöl
hell
0,891
4,7
2,02
–
155°
0,0
Maschinenöl
hell
0,907
40,9
6
–
200
7,5
Waggonöl
dunkel
0,912
40,9
6,74
–
170
30,0
Cylinderöl
hell
0,912
–
13,7
2,62
210
10,0
CylinderölDieses
Cylinderöl wurde von der chem.-techn. Versuchsanstalt in
Charlottenburg geprüft und ein Harzgehalt von 12,5 Proc.
constatirt.
hell
0,916
–
20,27
2,6
265
15,0
Cylinderöl
dunkel
0,9326
–
72,45
5,3
246
50,0
II. Amerikanische Schmieröle.
Farbe
Spec.-Gew.bei 15° C.
Flüssigkeitsgrad nachEngler
Flamm-punkt
Harzgehaltin Proc.
bei20° C.
bei50° C.
bei100° C.
Pale Oil
hell
0,905
10,8
3,03
–
195°
0,0
Intermediate Oil
hell
0,8705
11,11
2,68
1,15
205
0,0
Standard filte- red Cylinder- Oil Special
hell
0,917
–
–
2,5
230
0,0
Special Loco- motive Cylin- der-Oil
dunkel
0,925
–
41,7
4,41
355
0,0
Winter Dark
dunkel
0,883
19,94
4,33
–
177
7,5
Medium Sum- mer Dark
dunkel
0,885
25,81
5,7
–
215
25
III. Deutsche Schmieröle.
Farbe
Spec.-Gew.bei 15° C.
Flüssigkeitsgrad nachEngler
Flamm-punkt
Harzgehaltin Proc.
bei20° C.
bei50° C.
bei100° C.
Pechelbronner Oel
hell
0,870
2,35
1,44
–
155°
10
Pechelbronner Goldöl
dunkel
0,9179
7,49
2,11
–
140
20
Elsässer Oel
dunkel
0,9032
21,47
4,23
–
115
59
Diese Ergebnisse zeigen, dass die Bezeichnung des durch Schwefelsäure löslichen
Antheils der Mineralöle als Harzgehalt, welcher nach oben angeführten Autoritäten
höchstens 25 Proc. (wohl bei den schlechtesten Oelen) betragen solle, durchaus
unzutreffend ist, denn es steigt der Gehalt an den in Schwefelsäure löslichen
Bestandtheilen bei sehr gut bewährten Mineralölen bis zu 50 Proc.
Auffallend ist es, dass die amerikanischen hellen Oele ganz frei von
schwefelsäurelöslichen Antheilen sind, was in der abweichenden Constitution dieser
Oele seinen Grund hat, wie wir weiter unten sehen werden.
Was sind es aber für Körper, welche als Harzproducte bezeichnet werden?
Die Antwort auf diese Frage ist in der chemischen Beschaffenheit der Mineralöle zu
finden. Wie bekannt, bestehen die Bakuschen Mineralöle zum grössten Theil aus
Naphtenen und Olefinen und zum geringeren Theile aus Grenzkohlenwasserstoffen,
aromatischen Kohlenwasserstoffen und Sauerstoffverbindungen. Das Verhalten dieser
Kohlenwasserstoffe gegenüber concentrirter Schwefelsäure ist sehr verschieden.
Während die Grenzkohlenwasserstoffe von der Schwefelsäure nicht angegriffen werden,
lösen sich in derselben die Naphtene, Olefine, die Sauerstoffverbindungen und die
aromatischen Kohlenwasserstoffe, indem sie meistens in Sulfosäuren bezieh. Alkohole
übergeführt werden. Die Naphtene werden durch wiederholte Behandlung mit rauch.
Schwefelsäure vollständig in Lösung gebracht, indem sie sich zum Theil in
aromatische Sulfokohlenwasserstoffe, zum Theil in wenig untersuchte pechartige
Substanzen verwandeln, die theilweise mit Wasserdämpfen flüchtig sind.Markownikow und Spadi, Konowalow, Journal der
russisch. physik. Gesellschaft.
Während die Bakuer Oele nach den Angaben von Markownikow
und Ogloblin mindestens 80 Proc. Naphtene enthalten,
bestehen die amerikanischen Oele hauptsächlich aus Grenzkohlenwasserstoffen und nur
zum sehr geringen Theile aus Naphtenen und wasserstoffärmeren Verbindungen.
Berücksichtigt man nun die eben angeführten Thatsachen, so tritt die Unzulässigkeit
der beschriebenen Methode zur Bestimmung des Harzgehaltes zur Evidenz hervor, denn
die nach dieser Methode gewonnenen Resultate constatiren nicht den Harzgehalt,
sondern den Gehalt an in Schwefelsäure löslichen Kohlenwasserstoffen.
Zieht man noch die Vorgänge bei der Raffinirung der schweren Mineralöle in Betracht,
so erkennt man auch durch diese, dass die Menge der in Schwefelsäure löslichen
Bestandtheile der Oele kein Kriterium für den sogen. Harzgehalt derselben abgeben
kann. Zur Herstellung der weissen Vaselinöle nach Pharm.
Germ. III beispielsweise behandelt man die Schmieröldestillate mit
Schwefelsäuremonohydrat oder rauch. Schwefelsäure, danach mit Natronlauge und
filtrirt durch Knochenkohle. Bei diesem Process gehen etwa 75 Proc. des Oeles in
Form von sogen. Brandharzen, einer schwarzen pechartigen Substanz, verloren. Sind
nun alle diese 75 Proc. des in Schwefelsäure gelösten Oeles Harzproducte? Würde es
der Fall sein, so müssten die aus denselben Destillaten gewonnenen Maschinenöle und
Spindelöle bei Behandlung mit einem bedeutend geringeren Procentsatz concentrirter
Schwefelsäure unbrauchbar sein. Die Unrichtigkeit dieser Ansicht tritt deutlich
genug hervor, um bei ihr nicht weiter verweilen zu müssen.
Die allgemeine, in stetem Wachsen begriffene Anwendung der raffinirten und
unraffinirten dunklen Mineralöle als Schmiermittel beweist, dass dieselben, wenn
zweckentsprechend angewandt, allen an ein gutes Schmieröl zu stellenden
Anforderungen genügen, und muss daher die Vorschrift des begrenzten Gehaltes an in
Schwefelsäure löslichen Antheilen als unrichtig und verfehlt bezeichnet werden.
Diese Vorschrift sollte demnach aus der Reihe der Vorschriften für
Lieferungsbedingungen für Mineralschmieröle ausgeschieden werden.
Auch der Ansicht der mechanisch-technischen Versuchsanstalt, welche den Harzgehalt
der Oele mit dem Säuregrad derselben in Verbindung bringt, können wir uns nicht
anschliessen. Die Versuchsanstalt schreibtMitth. der königl. mech.-techn.
Versuchsanstalten, 1889 Ergänzungsheft 5 S. 21.: „In
allendenjenigen Fällen, in welchen ein Oel als säurefrei oder ohne einen
irgendwie wesentlichen Säuregehalt befunden wurde, lässt sich mit Sicherheit
behaupten, dass es auch frei von Harz ist, da die Harze sämmtlich säureartige,
also gegen Natron reagirende Körper sind und. sich mithin durch einen merklichen
Verbrauch an Natronlaugen kundgeben müssen.“
Diese Ueberzeugung hat die Versuchsanstalt auf Grund des untersuchten reichhaltigen
Materials gewonnen. Die Methode, welcher sich die Versuchsanstalt zur Bestimmung des
Harzgehaltes bedient hat, bezeichnet sie selbst als nicht scharf genug und begnügte
sich mit ihr „in Ermangelung eines besseren Nachweises“.
Die Methode besteht darin, dass man ungefähr 5 cc des Oeles mit der gleichen Menge
70procentigen Alkohols im Reagensglase kocht, nach dem vollständigen Abkühlen einen
Theil des Alkohols auf ein Uhrglas filtrirt und dieses bis zum Verschwinden des
Alkoholgeruches auf einem Wasserbade erhitzt. Nach dem Erkalten des Rückstandes
prüft man ihn durch Anfühlen mit dem Finger und durch den Geruch auf harzige
Bestandtheile.
Die Methode ist so mangelhaft, dass die erzielten Resultate kaum in Betracht kommen
können, besonders wenn man berücksichtigt, dass die Versuchsanstalt auch bei Oelen
mit einem unzulässig hohen Säuregehalt von 0,4 Proc. (auf SO3 berechnet) keine Harze finden konnte.
Sodann unterscheiden wir auch in der Praxis zwischen sauerstoffhaltigen Producten
alkalischen Charakters, welche durch Schwefelsäure aufgenommen werden, und solchen
sauren Charakters, welche durch Natronlauge entfernt werden, und ist das
Mengenverhältniss beider in Mineralölen verschiedener Herkunft und verschiedener
Reinheit sehr wechselnd und unabhängig von einander.
Resumiren wir die gemachten Ausführungen, so ergibt sich, dass die Natur der Harze im
Mineralöl bis jetzt noch unergründet ist und dass die bestehenden Methoden zum
quantitativen Nachweise derselben nur irreleitend sind, indem sie alle in
Schwefelsäure löslichen Kohlenwasserstoffe unter die „Harzproducte“ rangiren.
Da ausserdem der wirkliche Harzgehalt in den Mineralölen entsprechend dem
Sauerstoffgehalt derselben nur sehr gering sein kann, so kann die Prüfung der
Mineralöle auf ihre Reinheit sich beschränken auf die Ermittelung der fremdartigen
Bestandtheile, wie Harzöle, Theeröle und trocknende Oele, und auf den Nachweis des
Asphaltgehaltes, wie an anderer Stelle bereits erwähnt.
Aus dem Laboratorium der Mineralölwerke Albrecht und Co.
Hamburg, September 1894.