Titel: | Einige Verfahren zur Herstellung von Kunststeinen. |
Autor: | Zg. |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 70 |
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Einige Verfahren zur Herstellung von
Kunststeinen.
Einige Verfahren zur Herstellung von Kunststeinen.
Verfahren, aus Gypsstein hergestellte Gegenstände zu härten
und wetterbeständig zu machen, von Felix
Wachsmuth in Querfurt i. S. (D. R. P. Nr. 63715 vom 19. Juli 1891).
Die verschiedenen früher verwendeten Verfahren, Gypssteine zu härten, hätten den
Nachtheil, dass die Producte nicht wetterbeständig waren. Um diesem Uebelstande
abzuhelfen, verfährt Verfasser in folgender Weise: Die Gypssteine werden zunächst
durch mechanische Bearbeitung in die gewünschte Form gebracht und alsdann durch
Erhitzen auf 100 bis 150° C. entwässert. Hierauf taucht man sie in eine erwärmte
Lösung von Bariumhydrat, in welcher sie längere Zeit liegen bleiben. Hierbei tritt
allmähliche Erhärtung der Gypsmasse ein, indem folgender Vorgang sich abspielt:
CaSO4 + Ba(OH)2 = Ca(OH)2 +
BaSO4.
Die Gegenstände werden nun durch Schleifen geglättet und sodann in eine 10procentige
wässerige Oxalsäurelösung gebracht. Nach einigen Stunden werden sie herausgenommen
und polirt. Die Oxalsäure hat den Zweck, das nach der ersten Reaction ausgeschiedene
Calciumhydrat in oxalsauren Kalk zu verwandeln nach der Reaction
Ca(OH)2 + C2O4H2 = C2O4Ca + 2 H2O.
Die auf diese Art behandelten Gypsstücke werden härter als Marmor und ihre Politur
wird durch Wasser nicht angegriffen.
Nach einem an H. Lehmann in Halle a. d. S. patentirten Verfahren (D. R. P. Kl. 80 Nr. 57763 vom 14. September 1890) ist es vortheilhaft,
die geformten und entwässerten Gypssteine mit einer Lösung von Kaliumborat zu
behandeln. Borax soll das Abbinden des Gypses vollständig verhindern, Kaliumborat
hingegen nur verzögern.
Man tränkt die vorher erhitzten Gegenstände, die nur mehr 10 bis 20 Proc. ihres
ursprünglichen Wassergehaltes enthalten dürfen, mit einer Lösung von Kaliumborat,
erhitzt dieselben hierauf abermals auf 80 bis 100° C. und bringt sie in die
Farbstofflösung. Unter beträchtlicher Erwärmung wird nun Wasser aufgenommen und die
Gegenstände erhärten. Schliesslich werden dieselben noch mit einer Lösung von
Erdwachs getränkt.
Auch nach dem von H. A. Majewski in Berlin angegebenen
Verfahren (D. R. P. Kl. 80 Nr. 69527) werden die aus Gypsstein geformten Gegenstände
des grössten Theiles ihres. Wassergehaltes beraubt und hierauf mit Salzlösungen
getränkt. Da der für diesen Zweck geeignete Alaun den Uebelstand zeigt, nur bis zur
Tiefe von etwa 0,5 cm in den entwässerten Gypsstein einzudringen, so verfährt
Verfasser in der Weise, dass er zunächst den Stein in eine Lösung von Kaliumsulfit
legt, die merkwürdiger Weise die Eigenschaft besitzt, bei der nun folgenden
Behandlung mit Alaunlösung dieser den Eintritt in das Innere des Steines zu
ermöglichen.
Man versetzt zweckmässig die Kaliumsulfitlösung mit einer Farblösung, die Lösung des
gut krystallisirenden Salzes (die Alaunlösung) mit einem Salze, welches mit der
Farblösung eine unlösliche Verbindung gibt, und bringt auf diese Weise feste
unlösliche Farbstoffe in das Innere des porösen Steines, Farbstoffe, die daselbst
erst ihre Entstehung finden.
Auf solche Weise hergestellte Marmorkunststeine zeichnen sich durch Haltbarkeit und
Billigkeit aus. Referent hatte Gelegenheit, sich auch von der Schönheit und
Dichtigkeit dieses trefflichen Baumaterials zu überzeugen.
W. Bertina in Schierstein a. Rh. liess sich ein Verfahren zur Herstellung von Kunststeinen mit Hilfe
von Flussäure und von Fluorverbindungen patentiren (D. R. P. Kl. 80 Nr. 71298). Man
nimmt 90 Th. Sand, bringt denselben auf geeignete Korngrösse, ferner 4 Th.
Glasmehl,5 Th.
Aetzkalk und 1 Th. Fluorverbindungen. Das Glas wird mit Wasser, dem etwas Flussäure
zugesetzt wurde, übergossen und mehrere Stunden in gelinder Wärme unter öfterem
Umrühren stehen gelassen. Gleichzeitig mischt man den Kalk und Sand in dem
erforderlichen Verhältniss. Durch Vermischen des befeuchteten Glases mit der
Sand-Kalkmischung erhält man nun die gewünschte Stampf- oder Giessmasse, deren
Formen sofort beginnen kann. Nach 2 Tagen Lagerung oder sogleich werden die Stücke
aus der Form genommen, bleiben 2 bis 3 Tage an der Luft liegen und kommen dann in
ein kaltes Wasserbad, das etwa 1 Proc. Fluornatrium gelöst enthält, in welchem sie
10 Tage lang verbleiben. Die Steine werden hierauf noch in reinem Wasser ausgelaugt
und sind dann zur Verwendung fertig.
Das Verfahren zur Herstellung von Platten und Steinen aus
Kieselguhr von Dr. Chr. Heinzerling in
Frankfurt a. M. (D. R. P. Kl. 80 Nr. 71179) besteht in Folgendem: Man verrührt 76
Th. Wasser mit 16 Th. Kartoffelstärke zu einem feinen Brei und fügt dann 8 Th. Kali-
oder Natronlauge von 1,21 spec. Gew. unter Umrühren hinzu, wodurch eine
gelatineartige Masse entsteht, der man noch so viel Kieselguhr zusetzt, dass eine
zum Formen oder Pressen geeignete consistente Masse entsteht. Dieselbe trocknet
schnell und bildet eine harte, feste Decke von geringem Wärmeleitungsvermögen.
Stärkekleister und Stärke allein sind für die Gewinnung von wetterfesten Steinen
ungeeignet.
Verfahren zur Herstellung von wetterfesten weissen
Steinen von Matthäus Spottet in München (D. R.
P. Kl. 80 Nr. 71299). Weisser Cement wird mit Marmor- und Glaspulver gemischt und
mit einer wässerigen, Gelatine enthaltenden Lösung von Alaun oder Chromalaun
verarbeitet; diesem Gemisch wird noch eine Lösung von Wachs oder Ceresin in
Terpentinöl beigemengt.
Ein eigenthümliches Verbundmaterial für Bauzwecke
beschreibt H Hartmann (Oesterreichisches Privilegium
Kl. 80 vom 1. October 1892). Es werden feine, durch Hobeln, Schneiden u.s.w. aus
Metallstücken gewonnene Metallabfälle, Metallhaare oder Metallwolle in Gyps, Trass
oder Cement eingebettet und zur Herstellung von Dielen, Wänden oder Decken
verwendet. Es soll dieses Material besonders grosse Widerstandsfähigkeit gegen
Druck, Stoss und gegen Witterungseinflüsse besitzen. Eine Entfilzung der Metallhaare
wird durch oberflächliche Oxydation derselben verhindert.
Cementbretter werden nach A.
Braun in Frauenfeld (Schweiz) hergestellt durch Mischen von Portlandcement
mit Sägespänen (Oesterreichisches Privilegium vom 16. November 1891).
Das Mischungsverhältniss der Rohmaterialien, aus welchen das Baumaterial angefertigt
wird, ist etwa 1 Th. Portlandcement und etwa 3 Th. Sägespäne. Die Mischung dieser
Theile wird in Formen gepresst, sei es in Schlagpressen, sei es in continuirlichen
Pressen. Es können auch Einlagen aus Holz, eventuell mit Weidenbindung, vorgesehen
sein, die gewissermaassen ein Verstärkungsgerippe bilden, wobei es vortheilhaft ist,
die Holzeinlagen vor dem Einlegen in den Mischungsbrei gut anzuwässern. Die Bretter,
Bohlen, Platten u.s.w. können auch mit einer Höhlung versehen sein, ähnlich wie
Hohlbacksteine.
Dieses neue Baumaterial kann gesägt und genagelt werden, es dient hauptsächlich zur
Anfertigung von Decken, Wänden und Verschalungen in Ställen, Waschhäusern und
Färbereien.
Der Verputz kann aus Wetterkalk oder Cementmörtel bestehen. Ein ähnliches Material
aus gröberen Holzspänen und Magnesiacement wird unter dem Namen Xylolith
fabricirt.
Gyps mit Einlage von Nadelholzgesträuch wird als
Baumaterial von L. O. Roeser-Müller in München und Bernhard Derke in Bremen empfohlen (Oesterreichisches
Privilegium vom 28. August 1892). Die Nadelholzgesträucheinlage wird mit Vortheil
zunächst in Klebemittel getaucht und schliesslich in dichtem Gyps eingebettet.
Dieselben Erfinder empfehlen die Anwendung von porösem Gyps als Baumaterial zur
Herstellung von Zwischenböden, Scheidewänden, leichten Gewölben und Gypsdielen.
Derselbe wird hergestellt durch Zusetzen von doppeltkohlensaurem Natron und
Schwefelsäure zu angemachtem Gyps; es sind erforderlich für 1 cbdcm porösen
Gyps:
500 g
Gyps,
700–750 g
Wasser,
23 g
doppeltkohlensaures Natron,
20 g
Schwefelsäure von 5 Proc.
1 cbm poröser Gyps wiegt 640 k, während 1 cbm compacter Gyps 1230 k wiegt.
Bei Verwendung von porösem Gyps erzielt man also eine bedeutende Minderbelastung des
Bauwerkes. Poröser Gyps leitet schlecht die Wärme und den Schall und soll die
Bildung von Hausschwamm unmöglich machen.
Zg.