Titel: | Neuerungen in der Papierfabrikation. |
Autor: | Alfred Haussner |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 73 |
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Neuerungen in der
Papierfabrikation.
Von diplom. Ingenieur Alfred
Haussner.
(Schluss des Berichtes S. 49 d. Bd.)
Mit Abbildungen.
Neuerungen in der Papierfabrikation.
Schneidmaschinen für Papier und Pappe.
Textabbildung Bd. 294, S. 73Schneidmaschine von Setz. Einige Patente für Längsschneider mögen als nicht bedeutend und von
fraglicher Neuheit hier übergangen werden. Aber auch für Querschneider liegt nicht
viel vor, was eingehendere Besprechung verdienen würde, ausgenommen etwa die
Querschneidmaschine für endloses Papier von Oskar Setz
in Düren nach D. R. P. Nr. 57692, welche verhältnissmässig recht einfach ist (Fig. 77 und 78). Bekanntlich ist es
nothwendig, die Papierbahn während des Schnittes festzuhalten und dann erst das
Messer zum Schnitte sich bewegen zu lassen. Beide Bewegungen sind hier von einer
Curvenscheibe recht einfach abgeleitet. Das bewegliche Messer wird durch den
Kniehebel f nach abwärts gedrängt, wenn die Zugstange
g vom oberen Ende des Hebels h zwischen Rollen x nach
rechts gezogen wird, und das geschieht, wenn die Rolle r am unteren Ende von h in den Theil q der Curvenscheibe n
gelangt. Dann geht aber auch ein Arm b, der an den
Hebel h oben geschlossen ist, nach rechts, so dass die
Federn p wirken können, den Pressbalken i nach abwärts drücken und vermöge des Kniehebels k die Stange l mit ihrer
Endrolle y zwingen, dem Arme b zu folgen, gerade so, als ob l mit b fest verbunden wäre. Somit ist den beiden oben
angedeuteten Forderungen genügt. Verlässt die Rolle r
die Stelle q der Scheibe n
bezieh. dreht sich diese weiter, so gelangt Hebel h in
die Stellung, wie er in Fig.
77 gezeichnet ist, d.h. Rolle y ist nach
links geschoben, somit wegen Stange l und Kniehebel k die Federn p
zusammengedrückt, der Pressbalken i angehoben. Weiter
sind aber auch die Rollen x nach links gebracht,
daher wegen der Stange g und des Kniehebels f auch das Messer s
hochgehoben. Somit kann ein neues Stück der Bahn vorgeschoben werden. Dies geschieht
durch die Walzen aa und bb1, wobei bb1 grössere Umfangsgeschwindigkeit als
aa1 erhalten. Die
Bahn zwischen aa1 und
bb1 ist daher immer
straff gespannt. Weil aber die eben bezeichneten Walzen sich fortwährend drehen, so
muss während des Schnittes, der allerdings wegen der geringen Länge der Stelle q der Curvenscheibe n
verhältnissmässig nur ganz kurze Zeit dauert, sich das Papier hinter dem Pressbalken
i zwischen diesem und den Walzen bb1 etwas stauen. Das
ist wohl das einzige Bedenkliche an der Maschine, dürfte aber bei sorgfältiger
Wartung und geeigneter Regelang der Zufuhrgeschwindigkeit des Papieres kaum wirklich
Schaden verursachen. Dieser Umstand muss eben wegen der sonstigen Einfachheit der
Maschine mit in den Kauf genommen werden. Uebrigens können auch verschiedene Formate
geschnitten werden, ohne die Curvenscheibe n auswechseln zu müssen, wenn nur die Geschwindigkeit
des Antriebes derselben im Verhältniss zur Zufuhrgeschwindigkeit z.B. mit
Riemenkonus o. dgl. geregelt werden kann.
Falls die vorbeschriebene Maschine genügend kräftig gebaut wird, kann sie wohl
unbedenklich auch zum Querschneiden von Pappe benutzt werden. Es dürfte dieses
System entschieden empfehlenswerther sein, als etwa das von R. Nyblad in Pappenburg, welcher verhältnissmässig sehr schwere Messer
frei fallen lässt, um dadurch Pappen quer zu schneiden; einfacher als bei der obigen
Setz'schen Maschine wird die Ausführung kaum.
Von anderen Ausführungen, die hauptsächlich Handbetrieb voraussetzen, sei nur
bemerkt, dass die meisten darauf ausgehen, in irgend einer Weise die Aufgabe zu
lösen, „ziehenden Schnitt“ zu erzielen. Hervorgehoben sie eine Ausführung der
Maschinen-Cartonnagen-A.-G. in Hamburgnach D. R. P. Nr. 66489; wo
das gekrümmte Messer E um einen festen Drehpunkt b (Fig. 79) schwingt,
während mit Hilfe des Armes F, der eigentlich mit E einen Winkelhebel bildet, und der Zugstange Z der in Führungen am Untergestell gleitende Tisch T gegen den Messerdrehpunkt gezogen wird, wenn das
Messer niedergeht, und von b entfernt wird, wenn das
Messer gehoben wird. Ein Gegengewicht, das nicht gezeichnet ist, balancirt das
verhältnissmässig schwere Messer E aus. Um Platz zu
sparen, kann das Balancirgewicht auch durch eine Hebelverbindung leicht unter den
Tisch verlegt werden; auf eine derartige Anordnung hat z.B. Molitor und Co. in Heidelberg das D. R. P. Nr. 67817 bekommen.
Textabbildung Bd. 294, S. 74Fig. 79.Schneidmaschine der Maschinen-Cartonnagen-A.-G. Nicht wenige von anderen derartigen Maschinen benutzen einen
Zahnstangentrieb mit schief gelegter Zahnstange, um den ziehenden Schnitt zu
erreichen. Auch werden bezügliche ältere deutsche Ausführungen als neue
amerikanische Patente aufgewärmt. Dabei ist die Schneidkante des Messers entweder
wagerecht oder auch geneigt gegen die Wagerechte gelegt, um im letzteren Falle auch
allmählichen Angriff, also nur allmählicher zu steigernde Kraftwirkung zu erzielen.
Der Pressbalken ist dann derart zu verbinden, dass er eher sich auf den zu
beschneidenden Papierstoss setzt, als das Messer zu schneiden beginnt, dann aber den
weiteren Abwärtsgang des Messers nicht hindert, was durch eingeschaltete Federn in
verschiedenen Anordnungen erreicht ist. Um auch Streifen von kleinerer Breite, als
sie der Pressbalken besitzt, sicher schneiden zu können, hat z.B. C. Fr. Sprich in Biebrich nach D. R. P. Nr. 70909 einen
nachgiebigen Anschlag construirt, der aus zwei durch Federn verbundenen Platten
gebildet ist, so dass, wenn der Pressbalken niedergeht und nur eine geringe Breite
des Papierstosses klemmt, er sich auch noch auf den nachgiebigen Anschlag stützen
kann, wobei dieser überdies verhindert, dass die unteren Lagen des Papierstosses
ungehörig ausweichen.
Andere Ausführungen wieder, wie z.B. jene von Eugène
Ravasse in Paris nach D. R. P. Nr. 67935, sind mit Rücksicht auf die
immerhin einfache Aufgabe, welche zu lösen ist, ganz unglaublich verwickelt
construirt.
Glätten.
Für Rollenpapier werden die Kalander, welche das Glätten zu besorgen haben, jetzt
immer mehr mit vielen Walzen, man geht bis auf vierzehn Stück, ausgestattet, um den
grossen Anforderungen, welche heute in Bezug auf die Glätte an bessere, oft aber
auch schon an minderwerthige Papiere gestellt werden, zu genügen, und doch die hohe
Glätte in möglichst kurzer Zeit zu erreichen. Weil nun die Walzen fast ausnahmslos
über einander gelegt werden und mit Rücksicht darauf, dass die Durchbiegung der
Walzen trotz des bedeutenden Druckes nicht merklich sein soll, ziemlich bedeutende
Walzendurchmesser angenommen werden müssen, erreichen die neueren Kalander eine
grosse Höhe und bedeutendes Gewicht. Da ist es dann um so wichtiger, die Walzen
derart zu lagern, dass man jede Walze für sich auswechseln könne, ohne etwa für eine
tief liegende erst alle höheren herausnehmen zu müssen. So finden wir in den
Industries, October 1891, einen achtwalzigen
Kalander, bei dem sämmtliche Lager an geeigneten Ständern fliegend angebracht sind.
Der Drück wird durch Gewichtsbelastung mit Hebelübersetzung in oft ausgeführter
Anordnung erzielt. Diese Kalander werden von Bentley und
Jackson in Bury gebaut. Bei anderen Systemen finden wir statt der
Gewichtsbelastung hydraulischen Druck durch Accumulatoren vermittelt, von welchen
entweder jeder Kalander einen für sich allein besitzt, oder es werden in grösseren
Kalandersälen für eine Reihe von Glättwerken gemeinsame Accumulatoren benutzt. So
wie bei dieser Einzelheit finden wir auch sonst noch an Einzelheiten manches
geändert, an dem Systeme selbst ist nicht leicht, schon seiner grundsätzlichen
Einfachheit halber, irgend etwas anders zu machen. So sind nach dem Vorschlage von
Richard Smith in Sherbrook nach dem amerikanischen
Patent Nr. 497610 Luftströme dazu verwendet, um bei der selbsthätigen Einführung des
Papiers in die Kalander, was ja zur leichteren Vermeidung von schweren Unfällen
jetzt häufig geschieht, die sonst oft gebrauchte Bändchenführung entbehren zu
können. Dabei wird (Fig. 80) in der Nähe der
Einführstelle ein Theil eines Hohlringes c concentrisch
und ziemlich nahe zur Walze gelegt, der eine bedeutende Anzahl von Löchern b gegen die eine Walze besitzt und von dem allen
derartigen Theilen gemeinsamen Rohr a mit Luft gespeist
wird, welche allenfalls von einem Ventilator zugeführt zu denken ist. Die aus den
Oeffnungen b gegen die bezügliche Walze strömende Luft
drängt das Papier an die Walze, so dass es bis zur nächsten Walze mitgenommen wird.
Man könnte dieser Vorrichtung schon das Wort reden, aber die Zuführung der Blaseluft
mit dem, was noch dazu gehört, macht doch den Kalander ziemlich theuer. Die
Verlängerung s wirkt als Schaber, um zu verhindern,
dass die Papierbahn einen falschen Weg nehme.
Textabbildung Bd. 294, S. 74Fig. 80.Papiereinführung von Smith.Textabbildung Bd. 294, S. 74Glättvorrichtung von Brulé. Bei anderen Kalandern finden wir ganz empfehlenswerthe Vorrichtungen dazu,
um bleibende Falten u. dgl. beim Glätten zu vermeiden. Diese Falten verursachen
Ausschuss, oft nicht wenig, und können auch unter Umständen die Papier- (oder
Baumwoll-) Walzen ernstlich beschädigen. Es ist daher durchaus nicht unwichtig; die
Falten ordentlich auszustreichen, bevor das Papier dem Walzendrucke unterworfen
wird. Eine derartige, recht einfache Vorrichtung ist die nach D. R. P. Nr. 59592 von
August Brulé in Flot. Dabei ist eine Bürste BB1 aus zwei Theilen
verwendet (Fig. 81).
Die beiden Theile B und B1 sind gelenkig bei V an einander geschlossen, so dass man die Bürste
innerhalb gewisser Grenzen in einem beliebigen Winkel knicken kann. Weil nun die
Haareder Bürste
auf der Papierbahn streifen, Reibung auf derselben hervorrufen, also sozusagen die
Bahn zurückzuhalten streben, wird dieselbe gespannt und ergeben sich bei geeigneter
Knickung der Bürstenhälften auch Kraftcomponenten, welche die Tendenz zeigen, das
Papier in die Breite zu ziehen, also Falten auszustreichen, wie aus der Fig. 82 entnommen werden
kann. In derselben bedeuten AB und AC die beiden Bürstenhälften, P die Papierbahn und M1M2 zwei symmetrisch liegende Punkte. Sind dann M1K1 und M2K2 diejenigen Kräfte in
der Laufrichtung, welche zur Ueberwindung der Reibungsantheile nothwendig sind, so
folgen daraus Componenten M1N1 und M2N2 senkrecht gegen die
bezüglichen Bürstentheile, welche durch den Widerstand derselben aufgehoben werden,
während die Componenten M1F1 und M2F2 senkrecht gegen die
Papierlaufbahn einander gerade entgegengesetzt sind, sich durch die Papierbahn
hindurch aufzuheben trachten, daher dieselbe spannen und Falten ausstreichen werden.
– Bei dem Falten ausstreicher von C. G. Haubold in
Chemnitz ist statt der Bürsten (im D. R. P. Nr. 67752) nur eine gekrümmte
Streifstange verwendet.
Bei dem Glättwerke von M. A. Gandillon werden einzelne
Bogen durch Walzen gegeben. Um hier die Falten zu vermeiden, werden durch belastete
Hilfswälzchen, welche mittels eines Fusstrittes angehoben werden können, die Bogen
an den Zuführtisch gepresst und soweit gehalten, dass beim Einschieben in das
Glättwerk Falten nicht so leicht entstehen können.
Selbstverständlich ist es, dass das besondere Kalandern um so weniger Arbeit
verursachen wird, je glatter das Papier schon von der Papiermaschine kommt. Deshalb
ist es schon lange bei Siebcylindermaschinen hier und da gebräuchlich, eine glatte
Walze an den Siebcylinder, etwa mittels eines Fusstrittes, anzudrücken, um jene
Unebenheiten etwas auszugleichen, welche durch die Beschaffenheit des Filzes
hervorgerufen werden. Natürlich soll dies erst kurz vor dem Abnehmen der Pappe
geschehen. Wie erwähnt, ist dies nichts Neues, und kann daher auch das D. R. P. Nr.
63077 von F. Flach in Brieg, welches Patent sich auf
den geschilderten Umstand bezieht, auf Originalität keinen Anspruch erheben.
Ueber diejenigen Glättwerke, bei denen ein pendelnd aufgehängter Glättstein oder eine
derartige Rolle benutzt wird (vgl. z.B. 1892 286 53),
liegen einige amerikanische „Neuheiten“ vor, von denen es aber ihrer
Geringfügigkeit halber nur zu wundern ist, wie Patente dafür erlangt werden konnten,
wo es sich doch um vielfach Altbekanntes handelt und vielleicht nur die Form des
Gestelles u. dgl. etwas abgeändert ist, ohne dass aber an der Sache selbst etwas
anders geworden wäre.
Dagegen kann dem Vorschlage nur zugestimmt werden, welcher dahin geht, bei derartigen
Maschinen mit Glättsteinen oder Glättrollen, welche in bestimmter lothrechter Ebene
pendeln, wobei also auch nur ein verhältnissmässig kleiner Theil der Bahn, welche
kurze Zeit ruht, während dieser Zeit bearbeitet wird, die Unterlage mit
nachgiebigeren Stoffen, z.B. geleimter Pappe o. dgl., auszukleiden, damit, wegen der
nachgiebigeren Unterlagen, die Stellen nicht so vortreten, wo zu glätten aufgehört
und von Neuem begonnen worden ist.
Nicht uninteressant, obwohl einem ganz speciellen Zwecke dienend, ist die
Glättmaschine für Papierhülsen von A. Schneider in
Werdau nach D. R. P. Nr. 71065. Es handelt sich dabei um solche Hülsen, wie sie in
Spinnereien verwendet, und die allerdings recht glatt und mit abgerundeten Kanten
gewünscht werden. Diese Hülsen werden in mehreren Reihen, radial geordnet, auf einer
Scheibe oder Armen aufgesteckt, welche sich an einer langsam drehenden Welle
befinden und der Reihe nach durch Glättwerkzeuge, welche die Hülsen in der
Längsrichtung streichen, in jenen oben angedeuteten Zustand gebracht, in dem sie
erst verkäuflich sind. Die Maschine entfernt auch selbsthätig die fertigen
Hülsen.
Herstellung verschiedener Papiere und Pappen.
a) Buntpapiere.
Die Zusammenstellung von Farben, die geeignet sind, für gewisse Farbentöne auf
Papiere gestrichen zu werden, wird vielfach als Fabrikgeheimniss behandelt, weil
es hier fast einzig und allein auf den Versuch, welche Farben und in welcher
Mischung dieselben den gewünschten Farbenton hervorbringen, ankommt. Innerhalb
dieses Berichtes ist wohl nicht der Ort, auf verschiedene Recepte, welche in
Erfahrung gebracht wurden, näher einzugehen. Dagegen sei verwiesen auf eine
anscheinend der Erfahrung entstammende Zusammenstellung von Farben für viele
verschiedene Buntpapiere, welche z.B. in der Papierzeitung, 1892 S. 706, gegeben worden ist. Hervorgehoben werde im
Allgemeinen, dass zu Deckfarben für feine Papiere Blanc fixe, dann aber auch
Chinaclay u. dgl. gerne genommen wird, allerdings nicht für alle Farben. Weiter
spielen eine grosse Rolle die Farblacke, Stärke, Schellack und Borax. Soll durch
Reibung Glanz auf den Buntpapieren erzielt werden, so kommen zu den Farben auch
Abkochungen mit Wachs, Paraffin u. dgl., wobei man unter Umständen auch noch
erreichen kann, dass diese gestrichenen Papiere waschbar werden. Bei diesen verschiedenartigen Stoffen hat es
begreiflicher Weise oft seine liebe Noth, eine gleichmässige, haltbare und gut
zu streichende Farbe zu gewinnen. Der Auflösung von Paraffin in
Schwefelkohlenstoff, um diese Lösung in die Farbe zu bringen, mag wegen der
bedeutenden Feuergefährlichkeit nicht das Wort geredet werden. Einen Versuch
werth dürfte aber das D. R. P. Nr. 71305 an Alois
Dessauer in Aschaffenburg sein. Danach wird eine Schellacklösung mit
Borax oder Salmiak versetzt und hierzu geeignete indifferente schleimige Körper gebracht, welche einen
gleichmässigen Farbbrei erzielen lassen. Hierfür wird empfohlen eine Abkochung
im Verhältniss von 500 g Wasser zu 100 g Althäawurzel. Die derart hergestellte
Schellacklösung wird gemischt mit schwach alkalisch reagirendem
Aluminiumhydroxyd, Kaliumchromsulfat und einer Leimlösung von 1,05 spec. Gew.,
das Ganze mit genügend Wasser tüchtig durch einander gerührt. Zum Farbbrei
selbst wird auch Blanc fixe empfohlen, das mit der schon bezeichneten Leimlösung
angerührt wird. Bei dem im Patente angegebenen Mengenverhältniss soll dann ein
so schöner, geschmeidiger und streichfähiger Brei entstehen, dass damit
vollständig befriedigende waschbare weisse, allenfalls auch farbige Glacefarben
für photographische und lithographische Cartonpapiere erzeugt werden können.
Von anderer Seite wird sogen. „präparirtes Stearin“ empfohlen – es ist
dies eigentlich eine Stearinseife –, oder es werden auch Wachsseifen genommen.
Insbesondere imletzteren Falle lässt sich ziemlich leicht die richtige, zu nehmende
Menge durch einen kleinen Versuch mit dem Glattstein bestimmen. Gibt ein mit der
Farbe bestrichener Versuchsbogen beim Glätten mit dem Steine Farbe ab, so ist zu
wenig Wachs, schmiert sich die Farbe aber, so ist zu viel Wachs genommen worden.
Auch Talk, der Farbe beigemischt, hat in manchen Fällen guten Erfolg. Für
billige Buntpapierfarben sind Anilinfarben, mit Stärke gemischt, gut zu
empfehlen.
Um Glanz bei den eben erwähnten Papieren zu erzielen, ist die Bürste, sowohl
durch die Hand des Arbeiters, wie auch mechanisch bewegt, ganz vorzüglich. So
werden z.B. von der Firma F. Müller in
Potschappel-Dresden Bürstmaschinen mit drei Walzenbürsten geliefert, welche bei
richtiger Behandlung sehr schönen Glanz erzielen lassen.
Wenn nur matte, weisse Chromopapiere gemacht werden sollen, so kann die sogen.
„Tragantine“ statt Stärke benutzt werden, wobei nach Angabe der Firma
Kantorowicz und Co., welche Tragantine liefert,
der Farbbrei auch kalt verwendet werden kann.
Nicht unerwähnt bleibe das D. R. P. Nr. 68443 an Berger
und Wirth in Leipzig-Schönefeld, nach welchem ein besonders für
Illustrationszwecke geeignetes Papier dadurch erzeugt wird, dass unmittelbar auf
der fertigen Papierbahn gewisse Niederschläge hervorgerufen werden, welche sich
innig an das Papier schliessen, die Poren verstopfen und einen schönen, satten
Druck erzielen lassen. Zu diesem Zwecke leitet man das Papier etwa durch ein
Alaun-, Thonerde- o. dgl. Bad und hierauf durch eine Lösung von Chlorbarium,
Soda oder ähnlicher Salze. Die Folge davon ist dann, dass man an das Papier
innig adhärirenden schwefelsauren Baryt oder ein ähnliches Product bekommt, das
ganz wohl geeignet ist, jene oben hervorgehobenen Eigenschaften dem Papiere zu
vermitteln.
Für solche Papiere, welche im Dunkeln leuchten
sollen, ist dem Farbbrei – es handelt sich hier natürlich nur um gestrichene
Papiere – Schwefelcalcium in entsprechender Menge zuzusetzen, wenn das Papier
gelblich leuchten soll; wird jedoch violett gewünscht, so ist das
Schwefelcalcium vorher in der Glühhitze mit einem Wismuthsalz zusammen zu
bringen. Die Farbe ist besonders sorgfältig anzusetzen und warm zu streichen.
Meist genügt wohl zweimaliger Strich.
Marmorirtes Papier wird nach dem D. R. P. Nr. 59999
von Carl Le Bret in Köln dadurch erzeugt, dass man
das Papier über eine in Benzol gelöste Schicht von Asphalt zieht, welche auf
einem Wasserbade bezieh. einer anderen geeigneten Zwischenschicht schwimmt und
mit Hilfe eines Pinsels, Kammes o. dgl. derart unregelmässig auf der unterhalb
befindlichen Schicht vertheilt wird, dass eine Marmormaserung entsteht, die sich
dann auf das darüber gezogene Papier überträgt.
Die sehr verwickelte Maschine von Charles Harley
Bellamy in South Hadley Falls (vgl. 1892 286
136) nach D. R. P. Nr. 58922, um marmorirtes Papier zu erzeugen, wird in der
vorliegenden Form schwerlich Eingang in die Praxis finden. Ist doch der
Verbrauch an marmorirtem Papier kein so ungemein grosser, dass die zu
erzeugenden Mengen von marmorirtem Papier sogar die bedeutenden Kosten einer so
verwickelten Maschine vertragen würden. Dagegen dürfte der Gedanke im D. R. P.
Nr. 65673 von Ernst Lehmann in Arnau, marmorirtes
Papier auf der gewöhnlichen Papiermaschine zu erzeugen, voraussichtlich
besseren Erfolg nach sich ziehen. Es wird nämlich ein gelatinöser Niederschlag
durch Zusammenbringen von harzsaurem Natron (Harzseife) und schwefelsaurer
Thonerde gebildet, der beliebig dadurch gefärbt werden kann, dass der genannten
Mischung etwa Anilinfarben (und es gibt ja heute auch lichtechte Anilinfarben)
beigesetzt werden. Die Mengenverhältnisse, welche dabei zu wählen sind, hängen
von der Nuance der beabsichtigten Marmorirung ab, nur muss auf einen Ueberschuss
von schwefelsaurer Thonerde gedacht werden, weil die Farbe dann an den flockigen
Niederschlag inniger gebunden wird. Farbstoffe, welche derart hergestellt worden
sind, füllt man in Gefässe und lässt deren Inhalt, wobei Hähne zum Reguliren
eingeschaltet sind, auf den Stoffstrom fallen, welcher der Papiermaschine
zuzufliessen im Begriffe ist. Dadurch werden die Farben zwischen den Fasern
eingebettet und das Papier erscheint auf beiden Seiten, dem angewendeten
Farbstoffe entsprechend, marmorirt. – Ein ähnliches Princip der Farbvertheilung
finden wir im amerikanischen Patent Nr. 471288 von A.
Butterfield in Trenton, nur werden bei Butterfield die Farbtropfen von einem Luftstrome aus einem Ventilator
auf eine Vertheilungsflüssigkeit geblasen und über die Farbetropfen fertiges
Papier gezogen.
Das für Packpapiere, insbesondere solche festerer Gattung, beliebte rostgelbe Bankpack wird dadurch erzeugt, dass man
im Stoffe künstlich Eisenoxydhydrat, und das ist ja Rost, hervorruft. Es
geschieht dies, indem man dem Holländerinhalte vor
der Leimung Eisenvitriol in geeigneter Menge zusetzt und dann Eisenoxydul durch
Zusatz von Soda oder viel billiger durch Zusatz von gelöschtem oder ungelöschtem
Kalk ausfällt. Sorgt man dann dafür, dass genügend Luft in den Holländerinhalt
gelangt, peitscht man also denselben ordentlich durch, so tritt allmählich immer
mehr und mehr die rostbraune Farbe hervor, indem das Eisenoxydulhydrat in
Eisenoxydhydrat durch Aufnahme von Sauerstoff aus der Luft übergeht. Zusatz von
Chlorkalklösung und Erwärmen des Stoffes vermag den Process zu befördern.
b) Spitzenpapier und gewelltes
Papier.
Ein Verfahren zur Herstellung von Spitzenpapier
finden wir im D. R. P. Nr. 60073 von Georg Raabe in
Wien, nach welchem aus endlosem Papier Spitzenpapier gemacht werden soll. Damit
die Vorsprünge der Präge walze nicht leiden, ist es nothwendig, dass dieselben,
nachdem sie die Papierbahn durchdrungen haben, auf eine weiche Unterlage
treffen. Damit das aber sicher geschieht, muss diese ganz glatt sein, sich also
beständig erneuern, weil ja die durch das Papier gedrungenen Vorsprünge der
Prägewalze unbedingt auch in der weichen Unterlage Eindrücke verursachen werden.
Zu dem Zwecke wird als weiche Unterlage ein sehr nachgiebiges Metallband aus
Zinn oder einer Mischung von Zinn mit Antimon und allenfalls noch Blei benutzt,
was leicht schmelzbar ist und, nachdem es Eindrücke von der Präge walze
empfangen hat, wieder eingeschmolzen wird. Das geschieht aber in
ununterbrochener Reihenfolge, wie aus Fig. 83
ersehen werden mag. Das weiche Metallband wird aus dem in der Schmelzpfanne A im Ofen O
befindlichen Metallbade dadurch gebildet, dass das flüssige Metall in den
entsprechend geformten Auslauf a tritt, der bei B fortwährend gekühlt wird, so dassdas Metall schon fest
von den Riffelwalzen c erfasst und den Glättwalzen
d zugeführt wird, worauf es als glattes
Metallband C zwischen die Walzen E und D kommt. Davon
ist D die Prägewalze, während E das harte, feste Widerlager abzugeben hat.
Zwischen Metallband C und Walze D wird aber auch noch die Papierbahn F geleitet, so dass die Bedingungen für die Prägung
des Papieres F, wie dieselben oben entwickelt
worden sind, erfüllt scheinen. Das Papier geht geprägt weiter, ebenso das jetzt
rauhe Metallband C, welches jedoch abseits von dem
Papier über Leitwalzen zu der Schmelzpfanne A
zurückkehrt, um neuerlich eingeschmolzen zu werden und nach einer gewissen Zeit
als neues, glattes Metallband in den beschriebenen
Kreislauf zu treten und neuerlich Dienste zu thun. Jedenfalls ist bei dem
Verfahren die Pfanne A so gross zu nehmen, dass das
feste Metall hinreichend Zeit findet, in den flüssigen Zustand überzugehen.
Textabbildung Bd. 294, S. 77Fig. 83.Spitzenpapier von Raabe.Textabbildung Bd. 294, S. 77Fig. 84.Gewelltes Papier von Edwards. Für gewisse Zwecke, wo es auf eine verzierte Verpackung ankommt, wird
hierfür gewelltes Papier genommen. Weil aber für die Verpackung selbst glattes
Papier besser ist, so werden zwei Bahnen, eine glatt, die andere gewellt,
vereint, wobei man noch erreicht, dass das gewellte Papier bei der Verpackung
mehr geschont wird. Nachgiebiger, also für die Verpackung günstiger, wird das
Papier dann sein, wenn die beiden Papierbahnen nicht zusammengeklebt, sondern
zusammengegautscht werden. Dies bezweckt das D. R. P. Nr. 69731 von Stuart Edwards in London. Danach sollen zwei noch
feuchte, also noch nicht getrocknete Papiere in folgender Weise behandelt
werden: Es geht die eine Bahn A (Fig. 84) durch ein Gouffrierwerk, also zwischen
entsprechend gewellten Walzen a, b und c, wobei die Walzenumfänge natürlich in einander
greifen müssen, so dass Wellen in die noch feuchte Papierbahn gepresst werden.
Die solcherart gewellte Papierbahn trifft nun zwischen Walze c und einer vierten glatten Walze d mit einer zweiten, ebenfalls noch feuchten
Papierbahn zusammen und bewirkt der Walzendruck zwischen c
und d, dass die beiden Bahnen
zusammengautschen und so zu einer zusammenhängenden vereint werden, welche,
natürlich mit der glatten Seite, um einen Trockencylinder e geführt wird und sodann, um Leitwalze f gehend, bei g
aufgewickelt werden soll. Dies scheint uns nun mit Rücksicht auf die
Beschaffenheit der Bahn nicht unbedenklich, weil dabei die Wellen ungemein
leicht verdrückt werden können, so dass das Papier einen ganz unansehnlichen
Anblick gewähren müsste. Glücklicher dürfte es sein, wenn die Papierbahn so,
dass nur die glatte Seite zum Aufliegen käme, weitergeführt und das fertige
Papier, statt aufgewickelt zu werden, gleich in das allenfalls gewünschte
Bogenformat geschnitten würde.
c) Metallpapiere.
Das schon 1892 286 136 berührte Verfahren, Papiere mit
einer wirklichen metallischen Schicht zu versehen, hat sich insofern als noch
unvollkommen herausgestellt, als die Metallschicht, welche auf einer geeigneten
Platte erzeugt wird, leicht unganze Stellen bekommt und daher Ausschuss in
solcher Menge bewirkt, dass die Herstellungskosten für die wirklich gelungenen
Papiere allzu bedeutende werden. Nun soll, um dem vorzubeugen, nach D. R. P. Nr.
68561 zu D. R. P. Nr. 43351 von C. Endruweit in
Berlin in folgender Weise vorgegangen werden. Es wird nämlich die Kathodenplatte
für den auf elektrolytischem Wege zu erzeugenden Niederschlag mit einer
Sulfidschicht isolirt, welche durch Benetzen der Platte mit einer Lösung von
Mehrfach-Schwefelalkali o. dgl. erzeugt wird, der aber etwa 1 Proc. Spiritus
beigemengt wird, um allenfalls vorhandene fettige Stellen vom Fette zu befreien
und zu bewirken, dass die Platte tadellos überzogen wird. Um dann den im
entsprechenden Metallbade hervorgerufenen Niederschlag sicherer mit dem Papier
zu verbinden, wird auf die nicht zur Ansicht gelangende Metallschicht noch eine
ganz dünne Zinkschicht auch auf elektrolytischem Wege niedergeschlagen, weil
diese dann, mit Allylsulfid, Mercaptan o. dgl. behandelt, ermöglicht, dass der
Klebstoff sicherer die Metallschicht mit dem Papier vereinigt.
Auf dasselbe Ursprungs – D. R. P. Nr. 43351 bezieht sich das D. R. P. Nr. 63319
von C. Lautensall und A.
Brandweiner in Wien. Danach soll die Metallschicht auf dem Papier sogar
noch ein matt oder glänzend hervortretendes Bild oder eine sonstige Zeichnung
aufweisen. Es wird nämlich auf einer schon oben erwähnten blanken Metallplatte
nach irgend einem photographischen Verfahren ein Bild in der Weise erzeugt, dass
der Grund aus blankem Metall besteht, während die Zeichnung von einem durch das
photographische Verfahren erzeugten, gegen Säuren festen und den elektrischen
Strom nicht leitenden Ueberzug bedeckt ist, oder auch umgekehrt. Aetzt man dann
die blanken Stellen durch eine Säure und entfernt man dann auch die eben
erwähnte Schutzschicht, so befindet sich die Platte in einem solchen Zustande,
dass sie ganz ähnlich wie vor weiter behandelt werden kann, jedoch gemäss der
Vorbereitung, welche mit der Ursprungsplatte geschah, eine Zeichnung auf dem
Metallüberzuge des Papieres aufweisen wird.
Gegen diese elektrischen Verfahren, oder im Grundprincip ähnliche, stehen die
anderen Erzeugungsarten, wo durch Aufstäuben oder Streichen ein metallischer
Ueberzug erzielt wird. In dieser Richtung finden wir einenVorschlag von Dr. J. Perl in Berlin im D. R. P. Nr. 68356, dahin
gehend, dass man zum Bronziren eine flüssige Bronze verwendet, die nach
Versuchen des Erfinders wirklich brauchbar sein soll, so dass das
gesundheitsschädliche Stäuben auf eine bereits aufgetragene Firnisschicht
entfällt. Es sollen nämlich etwa 10 Th. Pyroxylin mit 90 Th. Essigäther oder
anderen geeigneten Flüssigkeiten gelöst und mit dieser Lösung etwa 25 Th.
Bronzepulver in einer Reibmaschine verrieben werden, um eine für Tapetendruck u.
dgl. geeignete Farbmischung zu bekommen.
d) Geklebte Pappe.
In nicht viel mehr als in der Anordnung der einzelnen Theile unterscheiden sich
die verschiedenen Maschinen, welche bezwecken, mehrere Papier- oder auch
Pappbahnen unter Zuhilfenahme von Klebstoffen zu einer Pappbahn zu vereinigen.
Dabei kommt es vor, dass bis sechs Bahnen wie bei den Maschinen von Friedr. Müller in Potschappel-Dresden geklebt
werden. Entweder werden beide an einander zu liegen kommende Bahnseiten
bekleistert oder aber, und das dürfte für viele Fälle ausreichen, man
bekleistert nur eine. Immer sind Abstreicher dann nothwendig, wenn der Klebstoff
durch Walzen, welche in den Klebstofftrog tauchen, auf die über die Walze
gleitende Papierbahn aufgetragen wird, um das Zuviel an Klebstoff zu entfernen
und denselben immerhin gleichmässiger zu verstreichen. So finden wir es z.B. bei
der Rollenklebmaschine von H. Pitzler in Birkesdorf
nach D. R. P. Nr. 65306, so bei der Maschine von Wagner
und Co. in Köthen, wo drei Bahnen, geeignet mit Klebstoff versehen,
gleichzeitig durch ein Walzenpresswerk gehen und dadurch vereint werden.
Verwickelter ist schon die Maschine von Cartiaux
und Pigouche nach dem französischen Patent Nr.
229491, weil da mit der Klebemaschine noch Liniirvorrichtungen verbunden sind,
was allerdings als von fraglichem Werthe erklärt werden muss. Es sind die beiden
Arbeiten, welche die Maschine verrichten soll, so grundverschieden, dass sich
eher empfehlen dürfte, dieselben aus einander zu halten. – Auch Pappen werden
mit Papier beklebt, wie z.B. Eisenbahnfahrkarten,
welche beiderseits beklebte Pappe sind.
Besondere Beachtung verdient jedoch das Auftragen von
Klebstoff mit Hilfe eines Zerstäubers, weil dabei vielleicht am meisten
mit dem Klebmittel gespart und das Papier möglichst trocken gehalten werden
kann, so dass auch gesondertes Trocknen unter Umständen entfällt. Nur ist es
vorläufig noch unangenehm, dass der Klebstoff durch den dabei verwendeten
Luftstrom fein vertheilt nicht bloss dorthin getragen wird, wo man ihn
thatsächlich braucht, sondern sich der Luft des Arbeitsraumes überhaupt
mittheilt, also mancherlei Gegenstände verschmiert und zusammengeklebt werden,
von denen man das durchaus nicht haben möchte. Ueberdies wird der Klebstoff auch
in die Lungen der Arbeiter dringen, so dass ohne Schutzmaske nicht gearbeitet
werden soll.
Nicht selten werden Papiere verlangt, welche mit Klebstoff einerseits oder
beidseitig versehen sind, so dass man erst später an dieselben geeignete
Gegenstände ankleben kann. Eine der Einrichtungen ist die von H. Pitzler in Birkesdorf nach D. R. P. Nr. 59618.
Wir bemerken in Fig. 85 endlose Führungsbändchen
g, welche bei x
die Papierbogen aufgelegt erhalten und bei y
abliefern, während sie den Klebstoff aus den beiden Kästen b und b1 bekommen. Dies geschieht nicht unmittelbar,
sondern durch Vermittelung der endlosen Tücher ff1 um Walzen P und r, sowie P1 und r1 bezüglich. Auf die Tücher fliesst
der Klebstoff aus den Ausläufen oo1 der Behälter und zwar in die Winkel, welche
durch Presswalzen w und w1 mit den grossen Walzen P und P1 gebildet werden. Weil w und w1
durch geeignete Gewichte an die Walzen P und P1 bezieh.
angedrückt werden, ist man in der Lage, die Klebstoffmenge, welche an die Tücher
f und f1 und von diesen auf das Papier übergeht, zu
regeln. Der Klebstoff, welcher zugeführt wird, hat vor seiner Verwendung Siebe
s und s1 zu durchdringen, deren Lochweite so bemessen
ist, dass alle Knoten des Klebstoffes zurückgehalten werden und daher nur
knotenfreies Klebmittel zum Papiere kommt. Zahnräder vermitteln die richtige
Drehung der Walzen, damit die Bewegung der Führungsbändchen u.s.w.
Textabbildung Bd. 294, S. 78Fig. 85.Papier mit Klebstoff von Pitzler. Bei der Maschine von Hayward, King und
Loveland nach D. R. P. Nr. 70635, ebenso wie bei der von G. J. Feldon nach dem amerikanischen Patent Nr.
470115 geht die mit Klebstoff zu versehende Bahn unmittelbar über eine oder zwei
Walzen, welche in einen Trog mit Klebstoff tauchen. Bei der ersteren sind diese
Walzen auch noch hohl gehalten, um durch eine Dampfheizung allenfalls Wärme
zuführen zu können.
e) Gepresste Gegenstände aus
Papierstoff.
Zwei Hauptverfahrungsarten sind es, nach denen man vorgeht. Entweder wird der
hinreichend verkleinerte Papierstoff, wie er etwa aus dem Holländer kommt, in
Sieb formen gebracht und unter Druck entwässert, wie es in Beispielen 1892 286 154 geschildert worden ist; oder aber es wird
bereits fertiges Papier durch Zusammenkleben mehrerer Bogen oder Bahnen in
geeigneter Form zu einer Art Pappe gestaltet, welche dann wohl noch meist, um
ihre Festigkeit zu erhöhen, in geeigneter Weise einem hinreichenden Drucke
unterworfen wird, wobei auch mehrere gesondert hergestellte Theile zu einem
Ganzen vereinigt werden können. Auf die erstere Verfahrungsart bezieht sich z.B.
die Pressmaschine von Uzal Hull und W. W. Mc Evan in Belvidere nach dem amerikanischen
Patent Nr. 471966. Das Pressen geht ganz ähnlich vor sich wie bei der Maschine
von Christensen (1892 286 154),. nur werden die Gegenstände nochmals bei Anwendung von Wärme
nachgepresst, um dieselben fester zu machen. Die Wärme wird durch Dampf
zugebracht, welcher in die doppelwandigen Formen eingeführt wird. – Eine Art
Filz wird nach D. R. P. Nr. 68499 von Robert Sputh
und hübsch gemusterte Platten werden nach Grünert's
Verfahren (D. R. P. Nr. 66388) auch aus Papierstoff hergestellt.
Nach Ozouf und Leprince
in Paris (Oesterreichisch-ungarisches Privilegium vom 11. Januar 1892 und D. R.
P.Nr. 61832)
wird eine ziemlich gleichmässige Dicke auch bei unregelmässig geformten
Gegenständen in der Weise erstrebt, dass (Fig. 86) Papierstoff
aus dem Kasten A in die Form bei B eingesaugt wird. Diese Form ist aus Guttapercha
oder anderen geeigneten Stoffen durch Abdruck vom Original hergestellt und mit
einer grossen Anzahl Löcher versehen. Wird nun mittels einer Luftpumpe aus dem
Kasten B, an den die Rohrleitung F mit Hahn E
schliesst, gesaugt, so dringt der Stoff in die mit Gazestoff ausgekleidete Form
ein, die Fasern legen sich zum Theil an die Wandungen, während das Wasser
theilweise abgesaugt wird. Ist die abgesetzte Fasermasse dick genug geworden, so
wird dieselbe in folgender Weise gepresst, um einerseits genügend dicht zu
werden und andererseits eine scharf geprägte Aussenseite zu erhalten: Der rohe
Gegenstand aus Papierstoff kommt nämlich in eine Metallform j (Fig. 87), in seine
Höhlung wird der Kautschukbeutel H am Querhaupte
einer hydraulischen Presse eingeführt und dann Druckwasser in den Innenraum von
H eingelassen. Der Beutel H weitet sich aus und presst den noch feuchten
Papierstoff fest an die Metall wand, dadurch einen scharfen Abdruck
herstellend.
Textabbildung Bd. 294, S. 79Ozouf und Leprince's Gegenstände aus Papierstoff. Eine ganze Reihe von Ausführungen bezieht sich auf die zweite Art der
Herstellung. Als Typus mag hervorgehoben werden das Verfahren von Prokop und Fiedler in
Semil nach dem österreichisch-ungarischen Privilegium vom 30. Juni 1893. Danach
werden auch für jeden zu pressenden Gegenstand Matrize und Patrize in geeigneter
Weise hergestellt. In die Matrize führt man feuchtes und mit Klebstoff
versehenes, fertiges Papier ein und drückt dasselbe möglichst gut an die Form
an. Hierauf folgt ein zweiter, dritter u.s.w. Bogen, bis man die gewünschte
Dicke der Papiermasse erreicht hat. (Man sieht, es ist etwas Aehnliches wie beim
Bilden der Papierformen für das Stereotypiren.) Hierauf folgt das Einführen der
Patrize unter genügendem Druck, um die Aussenseite hinreichend scharf
ausgedrückt zu erhalten. Selbstverständlich kann man nur solche Gegenstände
derart herstellen, wo man nach der Pressung die Patrize ohne weiteres
herausziehen kann, oder man muss dieselbe in solcher Weise getheilt herstellen,
dass man sie allmählich aus der Presse entfernen kann.
Die grösste Menge der nach dem zweiten Prinzip gebildeten Papiergegenstände
bilden vielleicht die Spulen verschiedenster Form,
Webeschützen u. dgl., wie sie in Spinnereien
und Webereien gebraucht werden. Diese werden meistens aus Papierröhren (vgl.
1892 286 154) gebildet und hierzu noch andere Theile
entweder aus Holz gedreht, oder auch aus Papier gepresst benutzt, welche dann
unter Zuhilfenahme von Klebstoffen und unter Druck in Formen und über
Dornen vereinigt werden. Als Papierröhren werden nun meistens
„gewickelte“, also aus fertigem Papier durch Uebereinanderrollen
mehrerer mit Klebstoff versehener Lagen gebildete, verwendet, wenn auch immerhin
solche aus Papierstoff unmittelbar gepresste auch ganz gut gebraucht werden
können. Als Beispiel sehen wir in Fig. 88 den
Querschnitt einer Flyer-Spule, zusammengesetzt aus dem Hauptrohr A, dem Ansatz B, der
unteren Verstärkung C und der Führungshülse D. Mittels Fräse sind dann noch Mitnehmerschlitze
in die Wandungen einzuarbeiten. In Fig. 89 ist eine
etwas schwieriger, weil konisch zu wickelnde Rabbeth-Spule zu bemerken, deren
rohe Herstellung aus entsprechend zugeschnittenem Papier ziemlich ähnlich wie
die der Flyer-Spule geschehen kann. Um jedoch eine glatte genaue Oberfläche zu
erzielen, wird die Rabbeth-Spule auf eigenen Schleifmaschinen weiter bearbeitet
und fertig gestellt. Für die Herstellung von Spulen für die Textilindustrie
besitzen Gebrüder Adt das D. R. P. Nr. 51463,
während nach D. R. P. Nr. 63099 von Eli Jagger in
Werneth die Spulen mit Löchern versehen hergestellt werden dadurch, dass
perforirte Papierstreifen über einander geklebt werden und zwar so, dass die
Oeffnungen immer über einander zu liegen kommen. Wenn das nun auch mittels der
Maschine, also ziemlich regelmässig gemacht wird, so ist doch nicht zu erwarten,
dass die Löcher ganz genau über einander kommen werden. Das verschlägt aber
nicht viel, da sie nur den Zweck haben, beim Bleichen, Färben u. dgl. zu dienen
und der betreffenden Flüssigkeit den Durchtritt zum Garne zu gestatten haben. –
Webeschützen werden dagegen nach D. R. P. Nr. 61140 von Krüger in Düsseldorf unmittelbar aus einer besonderen Art von
Papierstoff, nämlich aus Zellstoff, dem fein geraspelte Lederabfälle, Borax und
Essigsäure beigemengt werden, gepresst. Solche Webeschützen haben vor denen aus
Holz jedenfalls das voraus, dass sie unter den vorkommenden heftigen Bewegungen
nicht zersplittern und Splitter daher auch die Kette nicht beschädigen
werden.
Textabbildung Bd. 294, S. 79
Spulen aus Papierstoff.
Papierprüfung.
Das Hauptinteresse für diesen insbesondere in den letzten Jahren weit ausgebildeten
Zweig richtet sich darauf, ob und in wie weit die bekannten und benutzten Proben dem
Zwecke entsprechen. Für Holzschliff stellt es sich
heraus, dass bis jetzt die Prüfung mit Phloroglucin oder Naphtylamin als die
einfachste und für die Praxis vollständig ausreichende anzusehen ist. Denn die Godeffroy-Coulon'sche Methode durch Reduction von Gold
aus Lösungen stellt sich nach den Untersuchungen Prof. R.
Finkener's als keineswegs verlässlich dar, schon deshalb, weil die
verschiedenen Holzschliffarten in verschiedenartiger Weise die Goldlösung, sowohl
was Menge der Ausscheidung des Goldes in einer bestimmten Zeit, als auch dadurch
beeinflussen,dass für manche Holzschliffarten zur Ausscheidung von Gold verhältnissmässig
lange Kochdauer nothwendig ist.
Durch die Bestimmung in den preussischen Papiernormalien, dass zu Stoffklasse II
nicht mehr als 25 Proc. Zellstoff genommen werden dürfe, ist auch die Frage nach der
Prüfung des Mengenverhältnisses verschiedener Stoffe im fertigen Papiere eine
brennende geworden. Nach den eingehenden Versuchen der Anstalt in Charlottenburg ist
man wohl berechtigt, die Schätzung der Fasern im mikroskopischen Bilde als die
vergleichsweise beste, wenigstens derzeit, anzusehen. Verhehlt kann aber nicht
werden, dass es hier und da zu Härten führen mag, weil eben die erwähnte Methode
keine absolut sichere zu nennen ist. Ergaben sich doch nach den Veröffentlichungen
Herzberg's, allerdings unter 189 Einzelfällen,
zweimal Abweichungen von 65 Proc. von der wahren Stoffzusammensetzung und nur etwa
vier Zehntel der Schätzungen waren ganz richtig. Es bleibt aber eben doch heute kaum
etwas anderes übrig, als dieses Verfahren zu benutzen, weil man kein besseres kennt.
Irrthümer können und werden immer vorkommen, besonders wenn man bedenkt, wie sehr
die Fasern durch die mechanische Bearbeitung verändert werden, so dass die
Schlussproducte aus ursprünglich wesentlich verschiedenen und verschiedenwerthigen
Fasern manche Aehnlichkeiten aufweisen können. So liefern Leinenfasern als
charakteristisch die überaus fein ausgefransten, besenartigen Enden. Ganz Aehnliches
kommt aber auch beim Hanf vor, sogar Baumwolle und hier und da Zellstoff können
solche Fransen aufweisen, weil sie alle mehr oder weniger spaltbar sind. Es ist
allerdings das Ueberprüfen besonders nach Anwendung der Mikrophotographie da. Aber
sicher ist man noch immer nicht, man ist unsicherer als bei den mechanischen Proben,
wie Festigkeitsuntersuchungen u. dgl. Wir möchten uns deshalb und auch darum, weil
nach den Versuchen der Winkler'schen Prüflingsanstalt
in Leipzig neuere Zellstoffpapiere doch auch grössere Dauer versprechen, dahin
neigen, dass ein grösserer Zellstoffgehalt als 25 Proc. bei Stoffklasse II
zugestanden werden könnte, ohne zu verkennen, dass kaum so bald eine Abänderung der
vor kurzem erst festgesetzten Normalien erwartet werden kann. Selbstredend ist aber
der weitergehenden Verwendung von Zellstoff, insbesondere des Sulfitzellstoffes, nur
dann zuzustimmen, wenn nicht etwa durch denselben Schwefligsäure in das Papier
gelangt, welche zerstörend, insbesondere vergilbend;
wegen der immer vorhandenen Farbstoffe, einwirkt. Nun ist wohl kaum anzunehmen, dass
bei der lange dauernden und weitgehenden Behandlung, wie sie der Zellstoff erfährt,
ehe er ins fertige Papier kommt, freie Schwefligsäure durch den Zellstoff ins Papier
geführt werde; aber jedenfalls gelangt schwefligsaurer Kalk mit dem Sulfitstoff ins
Papier, und da wäre es, insbesondere nachdem Dr. H.
Stockmeier, Vorstand des chemischen Laboratoriums am bayerischen
Gewerbemuseum, wirklich Schwefligsäure im Papier nachgewiesen hat, denkbar, dass
sich dieselbe aus dem schwefligsauren Kalk entwickelt habe. Das müsste wohl
festgestellt und dann danach gestrebt werden, die Ursache der Bildung von
Schwefligsäure zu entfernen.
Mit der Zusammensetzung des Papiers hängt auch die Vergilbung desselben innig zusammen. Auch heute ist wohl fast allgemein
die von Prof. J. Wiesner vertretene Ansicht in Geltung,
dahin gehend, dass verholzten Fasern
und der oxydirenden Einwirkung der Luft, befördert
durch das Sonnenlicht, die Vergilbung zuzuschreiben
ist. Neuestens hat in dieser Richtung Wiesner wieder
dargethan, dass elektrisches Glühlicht noch weniger wirksame Strahlen aussendet, als
etwa Gaslicht, so dass jenes derzeit als das für Bibliotheken geeignetste zu
bezeichnen ist. Begreiflich ist auch das Streben, die Prüfung auf das Vergilben
rascher durchzuführen, als es durch die unmittelbare Belichtung durch die Sonne
möglich ist. Gelungen ist es aber wohl noch nicht, hierfür geeigneten Ersatz zu
finden. Denn der Methode der Leipziger Prüfungsanstalt von Winkler möchten wir doch nicht so ohne weiteres zustimmen, weil sie
unseres Erachtens weit strenger vorzugehen zwingt, als es für die Praxis nothwendig
ist. Es wird das auf Vergilben zu prüfende Papier nämlich Salpetersäuredämpfen oder
der Einwirkung von Ammoniak ausgesetzt. Da zeigt es sich nun, dass auf diese Art
Papiere gebräunt werden können, welche als ganz vorzüglich zu bezeichnen sind, auch
als lang lagernde Dokumente nicht vergilben würden, bei der Probe aber verändert
worden sind, weil die zum Weissen u. dgl. beigesetzten Farbstoffe durch die
Reagentien geschädigt worden sind. Daraufhin aber ein Papier zu verurtheilen,
scheint um so weniger gerecht, weil ja durch die Farbstoffe die
Festigkeitseigenschaften, Dauer u. dgl. des Papiers keineswegs ungünstig beeinflusst
werden müssen, während bei dem durch noch ganz oder theilweise verholzte Fasern
(schlecht aufgeschlossener oder noch nicht vollkommen gebleichter Zellstoff und zwar
gleichgültig ob von Holz oder von Stroh) bewirkten Vergilben auch die Güte des
Papiers, insbesondere seine Festigkeitseigenschaften unzweifelhaft zurückgehen; das
Papier wird spröder, brüchiger, weniger fest.
Zur Prüfung auf Harzleimung kann unter Umständen eine
von Herzberg vorgeschlagene Methode gute Dienste
leisten. Gibt man nämlich auf ein Papier einen Tropfen Aether, so bildet sich auch
dann, wenn das Papier doppelt, mit Harz und thierisch, geleimt sein sollte, nach dem
Verdunsten des Aethers ein Rand dort, bis wohin der Aether gelangt ist, und rührt
dieser Rand eben wesentlich vom Harze der Leimung her. Ist das Papier fett gewesen,
so ist diese Probe allerdings nicht zuverlässig, da auch das Fett einen Rand bei dem
geschilderten Vorgange erzeugen würde. In einem solchen Falle dürfte aber die höchst
empfindliche Morawski'sche Probe gute Dienste thun.
Kocht man nämlich Papier mit Essigsäureanhydrid und lässt nach dem Erkalten einen
Tropfen Schwefelsäure in das bezügliche Reagensgläschen fliessen, so entsteht eine
sofort wieder verschwindende rothe bis violette Färbung, falls Harz anwesend
ist.
Ein anderer Punkt der Papiernormalien, welcher manchen Streit und manche Beschwerde
verursacht hat, betrifft den Widerstand gegen Knittern.
Zweifellos ist, dass gerade mit Rücksicht auf die Verwendung des Papiers der
Widerstandsfähigkeit des Papiers gegen Zerknittern ein hoher Werth beizumessen ist.
Nur daran mag man sich stossen, dass es eben rein nur auf das Gefühl des Prüfenden
ankommt. Deshalb verdient ein Vorschlag Winkler's in
dieser Richtung volle Beachtung. Bekanntlich wird das Papier auf Knittern derart
geprüft, dass man einen genügend grossen Bogen, etwa 17 × 21 cm, vorerst zu einem
Ball zusammenknüllt, der in der hohlen Hand Platz findet, und dies vielleicht noch
einmal wiederholt,nachdem das Papier wieder vorsichtig ausgebreitet worden war, um recht viele
Knickstellen zu bekommen. Darauf wird der Bogen mit beiden Händen gefasst und
ähnlich gebogen und gerieben, wie es beim Waschen von Leinenzeug u. dgl.
gebräuchlich ist. Winkler fand nun, dass die
erfahrungsgemäss besten Papiere das Hin- und Herbiegen bezieh. Reiben, ohne Risse zu
bekommen, etwa siebenzig Mal aushalten und bezeichnet für jene Papiere, welche
wenigstens siebenzig Mal die geschilderte Beanspruchungsweise aushalten, den
Knitterwiderstand als „ausserordentlich gross“. Den sieben bezüglichen
Abstufungen der Normalien entsprechend, wird jede um einen Grad im Knitter
widerstände tiefer stehende Papierart um zehn Biegungen weniger, also z.B. sehr
gross (sechste Klasse) mindestens sechzig Hin- und Herreibungen, u.s.w. für die
folgenden Klassen, auszuhalten haben. Gewiss ist dadurch das persönliche Empfinden
des Prüfers nicht vollständig ausgeschlossen, aber doch in anscheinend günstiger
Weise eingeschränkt.
Textabbildung Bd. 294, S. 81Fig. 90.Papierfabrik der Shattuck and Babcock Company. Die Erkenntniss, dass durch richtige Prüfungsmethoden die
Papierfabrikation nur gefördert werde, zieht erfreulicher Weise immer weitere
Kreise. Einerseits beginnt der Verbraucher auf den inneren Werth des Papiers
aufmerksam zu werden, lässt sich nicht ohne weiteres durch hübsche äussere
Ausstattung bestechen, sondern greift hier und da mit Vorliebe schon zu bestimmt
guten Papieren, was durch die vorgeschriebenen Wasserzeichen in den Normalpapieren
auch für den Laien erleichtert wird; andererseits werden nicht mehr so viel
zweifelhafte Producte für solche Zwecke erzeugt, wo es auf bessere Qualität ankommt,
der Papierfabrikant muss nicht mehr wirkliche Schundwaare erzeugen, um gegen die
Concurrenz aufzukommen. Das Beispiel Preussens ist allerdings noch keineswegs
überall nachgeahmt; aber doch ist in neuester Zeit in Russland nach preussischem
Vorbilde eine von Prof. Lenz geleitete Versuchsanstalt
errichtet und in Bayern ist eine solche dem bayerischen Gewerbemuseum in Nürnberg,
geleitet von Dr. H. Stockmeier, angegliedert worden. In
Ungarn wird dem Prüfungswesen auch nahe getreten. Wenn man auch durchaus nicht mit
allen Ausführungen Prof. Rejtö's, der zur Papierprüfung
in Ungarn wohl den Anstoss gegeben hat, einverstanden sein kann, so ist es gewiss
ihm als Verdienst anzurechnen, dass er die Sache in Fluss gebracht hat. Auch möchten
wir seiner Anregung, ausdrücklich den „Arbeitsmodul“ bei der Feststellung der
Güte des Papiers zu berücksichtigen, durchaus nicht entgegen treten, aber vielleicht
dahin erweitern, dass Reisslänge und Dehnung für sich keinesfalls vergessen werden
dürfen. – Eigenthümlich finden wir es in Holland. Während den Aemtern die Wahl des
Papiers für sich selbst frei steht, müssen Eingaben u. dgl. unbedingt auf solches
Papier geschrieben werden, welches durch einen aufgedrückten Staatsstempel
verräth, dass es unter staatlicher Aufsicht hergestellt worden ist. Wir haben es
also hier keinesfalls mit so weitgehenden Bestimmungen wie in Preussen z.B. zu thun.
Man dürfte aber kaum irre gehen, wenn man den durch neuestens von Herzberg ausgeführte Untersuchungen festgestellten
Umstand, dass die einen so ausserordentlich guten Ruf geniessenden holländischen
besten Büttenpapiere weit nachstehen den besseren deutschen, auf der Maschine
hergestellten Dokumentenpapieren, dem günstigen Einfluss der preussiscben Normalien
zuschreibt.
Papierfabriksanlage.
Eine nach den neuesten Erfahrungen praktisch am Fox river angelegte Papierfabrik der
Shattuck and Babcock Company ist nach The Paper Mill in Fig.
90 skizzirt. Die Haupteintheilung ist aus dem gezeichneten Grundrisse und
seiner Beschreibung leicht zu ersehen. Bemerkt sei noch, dass das Gebäude für die
Hadern vier Stockwerke hoch ist, wobei die Lumpen ganz oben gestäubt, sortirt und geschnitten werden, so dass der Staub nicht so
leicht in andere Abtheilungen des Gebäudes gelangen kann. An diesen Gebäudetheil
schliesst sich dann der Raum für die grossen je 5000 k Stoff aufnehmenden
Kugelkocher. Die Holländer für je 500 k Stoff stehen ebenso wie die zwei
Papiermaschinen im ersten Stockwerke, während unterhalb der Holländer Abtropf kästen
angebracht sind. Das daran stossende Gebäude ist wieder vier Stockwerke hoch, die
drei oberen dienen als Trockenräume für thierisch geleimtes Papier; eine Treppe hoch
stehen die Kalander, Pressen, Schneidmaschinen. In der Zurichtabtheilung, welche
auch vier Stockwerke hoch ist, finden wir oben wieder Trockenräume, darunter
Liniirmaschinen, Falz- und Schneidmaschinen, Stempelpressen u. dgl. Der Wasserthurm
ist acht Stockwerke hoch und enthält zuhöchst zwei Wasserbehälter mit je 600 hl
Inhalt, von denen 2300 Spritzröhren in alle Räume gehen und zum sofortigen Löschen
jeden Schadenfeuers benutzt werden können. Feuersichere Wände trennen überdies die
Hauptabtheilungen von einander. Gewöhnlich sollen Turbinen die Fabrik und auch die
elektrische Beleuchtung derselben bedienen.