Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 89 |
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Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
Cement.
Mit Abbildungen.
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
Das vorliegende Referat schliesst an das letzte über den gleichen Gegenstand in D. p. J. 1891 281 114 an und
umfasst die wichtigeren Publicationen und Verhandlungen der letzten 3 Jahre, welche
sich auf die Untersuchung und das Verhalten von Cement beziehen.
Was die Cementprüfungsmethoden anlangt, so machen sich in neuerer Zeit Bestrebungen
insbesondere nach zwei Richtungen hin geltend: Man trachtet Fehlerquellen, welche
durch individuelle Eigenart des Experimentators die Richtigkeit der Resultate
beeinträchtigen können, durch maschinelle Arbeit zu eliminiren; ferner wird von
mehreren Seiten dahin gewirkt, die Zeitdauer der Cementuntersuchung durch Einführung
beschleunigter Proben nach Möglichkeit abzukürzen. In ersterer Hinsicht sind in
Amerika recht werthvolle Neuerungen eingeführt worden, durch Aufstellung einer
Schüttelmaschine, welche das Anmachen des Cementes mit Wasser selbsthätig bewirkt
und in den St. Louis Water Works schon seit längerer Zeit mit Erfolg angewendet
wird.
Für die Einführung der beschleunigten Proben sind ja zu allen Zeiten Vorkämpfer
aufgetreten, deren Bestrebungen in Deutschland und auch in anderen Staaten jedoch
zumeist an dem Widerstände der Fabrikanten gescheitert sind. Man hat diesen Methoden
vorgeworfen, dass sie dem Verhalten der Cemente in der Praxis nicht entsprechen,
dass sie ungleichmässige Resultate ergeben und endlich, dass sie Cemente als
schlecht bezeichnen würden, die sich in der Praxis gut bewährt haben. Neuerdings hat
sich wieder die allgemeine Aufmerksamkeit auf die Heisswasserprobe gerichtet und es
ist ein Amerikaner, Ingenieur W. W. Maclay, in einem im
Mai 1892 gehaltenen Vortrage warm für die Heisswasserprobe zur Bestimmung der
Volumbeständigkeit eingetreten. Gegen diesen Vortrag, sowie gegen die
Meinungsäusserungen anderer Vertheidiger der beschleunigten Proben hat man sich aber
bis in die jüngste Zeit ablehnend verhalten. Es hat nun in der letzten
Generalversammlung des Vereins deutscher Portlandcement-Fabrikanten Herr Prüssing, selbst Mitglied dieses Vereins, einen Vortrag
gehalten, in welchem die Normenprüfung auf Volumbeständigkeit als unzureichend
erklärt wird, indem manche Cemente diese Prüfung bestehen, die sich bei
nachträglicher Verwendung als Treiber kennzeichnen. Prüssing tritt selbst für die Heisswasserprüfung ein, allerdings in einer
von den bisher vorgeschlagenen Methoden etwas abweichenden Form.
Bei der grossen Bedeutung, welche einer scharfen Prüfung der Volumbeständigkeit für
viele Verwendungsarten des Portlandcements zukommt, kann eine eingehendere
Untersuchung dieses Gegenstandes nur mit Freuden begrüsst werden. Es unterliegt
allerdings keinem Zweifel, dass eine derartige Untersuchung mit bedeutender Umsicht
und Gründlichkeit angestellt werden muss, um ein klares Urtheil darüber zu gewinnen,
welche von den einzelnen Methoden dem nachträglichen Verhalten der Cemente am besten
entspricht.
In theoretischer Hinsicht ist der Zeitraum, auf welchen sich das vorliegende Referat
bezieht, sehr fruchtbar gewesen. Es. ist da vor allem eine bedeutende Arbeit von Le Chatelier hervorzuheben. Dieser Autor hat es sich
zur Aufgabe gemacht, die einzelnen im Portlandcement möglicher Weise enthaltenen
Verbindungsstufen von Kalk und Kieselsäure, sowie diejenigen von Kalk und Thonerde
herzustellen und in ihren Eigenschaften zu studiren. Auf Grund seiner Versuche kommt
nun Le Chatelier zur Ueberzeugung, dass das Silicat
3CaO, SiO2 den wesentlichen Bestandtheil guten
Portlandcementes ausmacht, während das Silicat 2CaO, SiO2 einen Bestandtheil derjenigen Cemente bilden soll, die während des
Erkaltens zerfallen. Die Aluminate des Kalkes, welche alle mit Wasser schnell
erhärten, scheinen in erster Linie nur auf das Abbinden des Cementes von Einfluss zu
sein, wie aus einer die Untersuchung Le Chatelier's in
vortrefflicher Weise ergänzenden Arbeit von Candlot
hervorgeht, die sich mit dem Studium des Verhaltens von Chlorcalcium und Gyps gegen
Aluminate und Cemente befasst.
Aus dem Auftreten einer sehr wasserreichen krystallisirenden Doppelverbindung
zwischen Gyps und Calciumaluminat erklären Candlot,
Michaëlis und auch Schott die treibende
Wirkung des Gypszusatzes auf Portlandcement.
Die betreffenden Verbindungen sind isolirt und umkrystallisirt worden und haben nach
Candlot die Formel: Al2O33CaO,2,5CaSO4, 59H2O, nach Michaëlis die Formel: Ca3Al2O6,3CaSO4, 30H2O. Bei der
grossen Volum Vermehrung, welche die Aufnahme einer so bedeutenden Menge von Wasser
bedingen muss, ist die treibende Wirkung der gypshaltigen Cemente erklärlich, sobald
die Bildung dieser Verbindung einige Zeit nach dem Festwerden der Cemente
erfolgt.
So wie in früheren Jahren, ist auch im letzten Zeitabschnitte mit grosser Energie an
der Frage, welche Wirkung die Magnesia im gebrannten Cement äussere; gearbeitet
worden; es hat sich eine grössere Anzahl von Autoren an den bezüglichen Discussionen
betheiligt und die Untersuchung hat zu dem Ergebnisse geführt, dass vorläufig ein
Gehalt von 5 Proc. Magnesia im Cement nicht als schädlich bezeichnet werden könne.
Besonders hervorgehoben zu werden verdient eine Arbeit von Erdmenger, die den Nachweis liefert, dass die Magnesia nicht im Stande
sei, eine äquivalente Menge Kalk im Cement zu ersetzen, sondern dass die wasserfreie
Magnesia im Portlandcement anfangs die Rolle eines indifferenten Körpers spiele,
etwa wie der Sand, in dem Maasse aber, in welchem sie sich allmählich hydratisirt,
zu Volumvermehrungen und damit zu Treiberscheinungen Veranlassung gibt.
Dass die alte Ansicht, Portlandcement dürfe nur bis zur Sinterung gebrannt werden,
nicht stichhaltig ist, geht aus einer vom theoretischen Standpunkte werthvollen
Arbeit von W. Michaëlis hervor; es wird darin gezeigt,
dass richtig zusammengesetzter Cement vom Mischungsverhältniss Kalk: (Kieselsäure +
Sesquioxyde) = 2,4 auch geschmolzenwerden könne und dann sogar einen in jeder Hinsicht
vortrefflichen Cement liefere.
Ueberblicken wir die Reihe der experimentellen Arbeiten, welche die Erkenntniss des
inneren Wesens und des Verhaltens der Cemente, insbesondere der Portlandcemente zum
Gegenstande haben, so muss man mit Befriedigung anerkennen, dass auf diesem Gebiete
rege gearbeitet wird, und dass Industrielle wie Techniker in hohem Maasse bestrebt
sind, nicht nur die Güte ihrer Waaren zu verbessern, sondern auch die Erkenntniss zu
fördern.
Als mustergültig kann daher der Verein deutscher Portlandcement-Fabrikanten anderen
Industriellen entgegengestellt werden, die mit grosser Zähigkeit immer noch am
Althergebrachten hängen und sich zu ihrem eigenen Schaden den Fortschritten der
wissenschaftlichen Arbeit verschliessen.
A. Prüfung von Cement.
a) Apparate und Verfahren.
Textabbildung Bd. 294, S. 90Fig. 1.Apparat zur Cementprüfung von Rüssel. Das Laboratorium für Cementuntersuchung der
St. Louis Water Works Extension wurde von S.
Bent Russel beschrieben (Engineering News,
1891 S. 2). Der Cement wird dort nicht mit der Hand angemacht, sondern mit Hilfe
einer Schüttelmaschine, deren Ansicht wir in Fig.
1 wiedergeben. Man bringt den Cement in einen Behälter mit gut
schliessendem Deckel, fügt nun eine genügende Menge Wasser hinzu und spannt den
Behälter in die Schüttelmaschine ein, in welcher die Mischung heftig geschüttelt
wird mit 500 bis 800 Stössen in der Minute. Man verfährt in folgender Weise: 24
g gesiebter Portlandcement werden mit 20 Proc. Wasser in den Becher gebracht. Je
zwei auf diese Weise beschickte Becher werden, mit dem Deckel versehen, auf dem
Tische der Schüttelmaschine befestigt, hierauf wird die Maschine in Bewegung
gesetzt und arbeitet etwa 1½ Minuten lang. Der Cement erscheint nach dem Abheben
des Deckels in eine plastische Masse verwandelt, die sich leicht herausnehmen
lässt und dann in die Form gedrückt und mit dem Messer geglättet werden kann.
Diese Art, Cement zu mischen, erfordert weniger Wasser als die Handarbeit und
kann auch mit geringerer Uebung ausgeführt werden. Es ist nur erforderlich die
Materialien genau zu wägen und abzumessen. Ein weiterer Vortheil ist der, dass
die Verdunstung des Wassers während des Mischens vermieden wird.
Es wird ferner eine Maschine zum Einschlagen der Cementproben beschrieben
und eine sinnreich construirte Zerreissmaschine, die anzeigt, ob das Probestück
richtig eingespannt ist.
W, Michaëlis beschreibt einen Apparat, den er zum Herausdrücken der Zugprobekörper aus
der Form verwendet und der den Vortheil bietet, dass die Probekörper
dabei nicht deformirt werden. (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 15 S. 337.)
Faija's Patent-Cementversuchsmaschine. (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 15 S. 700.)
Die ständige Commission zur Vereinbarung einheitlicher Prüfungsmethoden für Bau-
und Constructionsmaterialien in Berlin hat Mitglieder des Vereins deutscher
Cement-Fabrikanten eingeladen, an den Berathungen der ersteren theilzunehmen.
Dieser Einladung wurde Folge geleistet. Ein Vorschlag der Commission, statt der
bisher verwendeten Drahtsiebe, die mancherlei
Nachtheile besitzen, gelochte Siebe zur Prüfung der
Cemente zu verwenden, kam auch in der 14. Generalversammlung zur Sprache.
Versuche hatten ergeben, dass das gelochte Stahlsieb sich allerdings weniger
verändert als ein Drahtsieb, sich einzelne Löcher aber ausserordentlich leicht
verstopfen. Man erhält auch beim Vergleich mit den Normalsieben keine
übereinstimmenden Resultate. Trotzdem gibt der gesiebte Sand, gleichgültig ob er
durch das Blech oder durch das Drahtsieb gegangen ist, mit Portlandcement
verarbeitet die gleichen Festigkeitszahlen, vorausgesetzt, dass er von derselben
Bezugsquelle stammt.
Es wurde nun von der Versammlung beschlossen, die Normen in Bezug auf diesen
Punkt nicht abzuändern, aber zuzugeben, dass mit den gelochten Blechen fast
dieselben Wirkungen (bezüglich der Festigkeit) erzielt wurden, wie mit den
bisher verwendeten Drahtsieben.
Zu bemerken ist noch, dass laut Beschluss der Berliner Conferenz (1890) als
Normalsand im engeren Sinne, d.h. als solcher, auf den die Vergleiche sich
beziehen sollen, der Sand von Freienwalde gebraucht wird, der durch gelochte
Blechsiebe von solcher Beschaffenheit gegangen ist, dass der gewonnene Sand
zwischen denjenigen beiden liegt, von welchen der eine durch Drahtsiebe von 60
und 120 Maschen, der andere durch solche von 64 und 144 Maschen erzeugt ist.
Ueber die chemische und mechanische Prüfung von
Portlandcement berichtet Thomas B.
Stillman in Philadelphia. (Journal of the
American Chemical Society, 1893 Bd. 15 Nr. 4 und 1894 Bd. 16 Nr.
13.)
Verfasser beschreibt eine Reihe von Apparaten, die zur Untersuchung der Druck-
und Zugfestigkeit in Amerika, England und Frankreich zur Anwendung gelangen. Die
Abbildungen der betreffenden Apparate sind dem Texte eingefügt. Auf die
Wiedergabe des mechanischen Theiles der betreffenden Abhandlung wollen wir bei
späterer Gelegenheit zurückkommen.
Auch in der 17. Generalversammlung deutscher Portlandcement-Fabrikanten kamen die Apparate, welche zur Herstellung und Prüfung der
Normenkörper gebraucht werden, zur Sprache. Man einigte sich dahin,
eine Commission zu wählen, welche mit den Vertretern öffentlicher Laboratorien
sich in Verbindung zu setzen habe zur Ausarbeitung möglichst einheitlicher
Verfahren und zur Auswahl ganz bestimmter Apparate, mit Hilfe deren es leichter
wird, übereinstimmende Resultate zu erzielen. Der Vorstand beabsichtigt, die
Beschlüsse der Commission durch Circulare den Mitgliedern des Vereins bekannt zu
geben.
Gary verurtheilt die Schickert'sche Hebelpresse als unvollkommen und unzuverlässig; dagegen
wird von mehreren Mitgliedern des Vereins die Güte und Brauchbarkeit der Presse
von Amsler-Laffon hervorgehoben, deren allgemeiner
Verwendung nur der hohe Preis von 1500 Francs im Wege stehe.
Einem Aufsatze in der Thonindustrie-Zeitung, 1894 S.
501, entnehmen wir die Beschreibung und Abbildung der von J. Amsler-Laffon und Sohn in Schaff hausen
construirten Maschine zur Bestimmung der Druckfestigkeit
von Cementkörpern. Die Maschine ist eine hydraulische Presse, deren
Flüssigkeitsdruck durch ein System von Kolben so weit reducirt wird, dass er mit
dem Gegendrucke einer Quecksilbersäule von bequemer Höhe gemessen werden
kann.
Textabbildung Bd. 294, S. 91Amsler-Laffon-Presse. In Fig. 2
bis 4 ist A der Druckkolben, B
und C sind die Kolben, welche zur Reduction des
Druckes, der unter dem Kolben A herrscht, dienen.
D ist das Quecksilbermanometer, dessen
wesentlicher Theil eine oben offene Glasröhre ist. Der Probekörper E liegt zwischen den beiden Druckplatten F und G, von denen die
erstere mit einer Kugelfläche auf dem Druckkolben A
aufliegt und sich von selbst einstellen kann. Die obere Platte G wird mittels des Handrades J in passende Höhe gebracht.
Der Cylinder K, in welchem sich der Kolben A bewegt, ist mit Ricinusöl gefüllt. Wird die
Stange L in den Cylinder K gedrückt, so wird der Kolben A gehoben,
B dagegen abwärts getrieben. Der Kolben B drückt auf den grösseren Kolben C und dieser wieder auf die darunter befindliche
Flüssigkeit, Quecksilber, auf dem etwas Maschinenöl schwimmt, nur um den Kolben
zu schmieren. Das Quecksilber füllt den unteren Theil des Cylinders M und die nach dem Glasrohre des Manometers
führende Rohrleitung aus. Auf zwei Scalen können der Totaldruck in Tonnen
(1 t = 1000 k) und die Kilo-Quadratcentimeter abgelesen werden.
Dem Maximaldrucke von 30000 k auf den Kolben entspricht eine Höhe der
Quecksilbersäule von etwa 140 cm.
Zur Feststellung des Druckes, bei welchem der Probekörper bricht, dient eine
sinnreich construirte Schwimmervorrichtung.
Zur Erzeugung des Druckes wird die Stange L mit
Hilfe eines Kurbelgetriebes und zweier Zahnräder in den Kolben K gepresst. Die Kurbel N bewegt das kleine Zahnrad O, dieses
überträgt seine Drehung auf das grössere Zahnrad P,
das gleichzeitig als Schraubenmutter auf der nicht drehbaren Stange L sitzt.
Sollen die Angaben des Manometers genau sein, so müssen die Kolben A, B, C reibungslos spielen. Diese Forderung wird
bei der Maschine dadurch in hohem Maass erfüllt, dass die drei Kolben A, B, C zwar leicht spielen, aber so genau
gearbeitet sind, dass keine Lederdichtung o. dgl. erforderlich ist (wie bei
anderen hydraulischen Pressen), um starken Flüssigkeitsverlust zu verhindern. Es
ist natürlich nicht zu vermeiden, dass allmählich etwas Oel zwischen Kolben und
Cylinderwand durchdringt, das Quantum ist aber so klein, dass man erst nach
wochenlanger Benutzung der Maschine die Füllung der Cylinder ergänzen muss. Die
Reibung der Kolben B und C wird noch ferner dadurch reducirt, dass diese beim Arbeiten der
Maschine selbsthätig in beständig oscillirender Bewegung erhalten werden.
Eine eingehende Beschreibung von Bauschinger's Tasterapparat zur Ermittelung der Volumbeständigkeit von
Cementen findet sich in der Thonindustrie-Zeitung, 1894 S. 201.
Apparat zur Bestimmung des specifischen Gewichtes von
Cement, Cementprobekörpern, pulverförmigen und körnigen Stoffen aller
Art von L. Erdmenger und Mann (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 919). 50 g Cement werden in einem
Messgefäss von 50 cc Inhalt abgewogen. Man lässt aus einer von unten nach oben
in 50 cc getheilten Bürette Terpentinöl, Erdöl u. dgl. in das Messgefäss
fliessen, bis dasselbe bis zur Marke gefüllt ist, und dividirt die
zurückgebliebene Flüssigkeitsmenge, in Cubikcentimeter ausgedrückt, durch 50;
der Quotient ist gleich dem specifischen Gewicht der Substanz. Die Bürette ist
mit einem Schwimmer versehen und von einem Mantel umgeben, in welchen Kühlwasser
gebracht werden kann.
b) Bindezeit, Temperatureinflüsse.
Feststellung der Bindezeit hydraulischer Bindemittel
von W. Michaëlis (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 1090). Nach W.
Michaëlis weisen die Normen eine Lücke auf; man ist nicht im Stande
Cemente, die innerhalb 1 Minute abbinden, nach Normen Vorschrift richtig zu
prüfen.
Dem Versuche auf Abbinden nach den Normen hat ein Vorversuch voraufzugehen, und
dies geschieht in einfachster Weise so, dass man etwa 20 bis 30 g des
Bindemittels in eine kleine Schale oder kleinen Napf schüttet, mit einem
beliebigen Stempel mit gerader Endfläche von etwa 3 bis 5 cm Durchmesser massig
zusammendrückt und damit eine ebene Oberfläche erzeugt, dann vorsichtig, ohne
das Pulver aufzurühren, 20 bis 25 cc Wasser am Seitenrande des Gefässes einfüllt
und darauf sofort den Napf oder die Schale 10- bis 20mal aus 1 bis 2 cm Höheauf den Tisch
ruckweise aufsetzt; dabei dringt das Wasser hinreichend in das Pulver ein, und
nun beobachtet man mit Hilfe eines Nagels oder Glasstabes, ob das Bindemittel
innerhalb einer Minute schon anzieht oder erhärtet ist bezieh. in welchem
Zeitraum.
Die Bestimmung der Bindezeit von Portlandcement kam
in der 15. und 16. Generalversammlung des Vereins deutscher
Portlandcement-Fabrikanten zur Sprache. Schiffner
empfiehlt dem Verein die folgenden Anträge zur Annahme:
1) Der Verein möge dahin wirken, dass durch ein geeignetes Verfahren die
Herstellung einer gleichmässigen und der Praxis möglichst nahe kommenden
Mörtelconsistenz herbeigeführt werde, weil letztere die erste Bedingung für die
einheitliche Ermittelung und Vergleichung der Bindezeit von Portlandcement
ist.
2) Der Verein wolle principiell aussprechen und an geeigneter Stelle zur Geltung
bringen, dass bei dem sehr wesentlichen Einfluss der Temperatur des Cementes,
der Luft und des Wassers auf die Abbindung des Portlandcementes die Bestimmung
der Bindezeit nur dann von wirklich praktischem Werth ist, wenn sie unter
solchen Verhältnissen geschieht, die den Verhältnissen bei der Verwendung des
Cementes entsprechen.
In der 17. Generalversammlung (1894) theilte Schiffner nun die vorläufigen Versuchsergebnisse der Commission mit.
Da dieselben noch nicht abgeschlossen sind, so wollen wir hier nur die von Schiffner ausgesprochenen Sätze mittheilen:
1) Das Abbinden ist weder der Temperatur, noch dem Wasserzusatze einfach
proportional.
2) Bei niedriger Temperatur ist der Wasserbedarf für den Mörtel geringer und die
Grösse des Wasserzusatzes von viel stärkerem Einfluss als bei höheren
Temperaturen.
Ueber den Einfluss der Temperatur auf die Abbindezeit des
Portlandcementes von Dr. B. Kosmann. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 214.)
Golinelli prüft den Einfluss
der Temperatur auf die Abbindezeit der Portlandcementmörtel. Die
enormen Unterschiede in der Abbindezeit durch Erhöhung der Temperatur um 5
bezieh. 14° C. sind aus der folgenden Tabelle zu ersehen:
Angabe der Abbindezeiten bei folgenden Temperaturen und
Wassermengen:
Versuchsreihe I.Temperatur des
Wassersund der Luft = 16° C.Wasserverbrauch= 30
Proc.
Versuchsreihe II.Temperaturdes Wassers =
21° C.der Luft = 30° C.Wasserverbrauch= 32 Proc.
Versuchsreihe III.Temperatur des
Wassersund der Luft = 16°
C.Wasserverbrauchverschieden
Nr. 1 4 St. 00 M.
0 St. 10 M.
3 St. 45 M. 29 Proc. W.
„ 2 10 „ 00 „
5 „ 00 „
9 „ 30 „ 28 „ „
„ 3 2 „ 10 „
0 „ 16 „
0 „ 38 „ 29 „ „
„ 4 8 „ 24 „
0 „ 33 „
8 „ 5 „ 29,5 „ „
„ 5 2 „ 10 „
0 „ 20 „
4 „ 5 „ 31,5 „ „
„ 6 2 „ 00 „
0 „ 15 „
2 „ 0 „ 30 „ „
„ 7 2 „ 30 „
0 „ 10 „
–
Die Normenvorschrift ist daher streng einzuhalten. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 115.)
Im Anschlusse daran macht L. TetmajerThonindustrie-Zeitung, 1893 S.
187. Mittheilungen über die auf diesen Gegenstand bezüglichen
Untersuchungen in der Anstalt zur Prüfung von Baumaterialien am
schweizerischen Polytechnicum.
Es ergab sich, dass verschiedene Portlandcemente durch wechselnde Temperaturen
verschieden beeinflusst werden. Für Portlandcemente gleicher Provenienz oder
solche ähnlicher Beschaffenheit erscheinen dagegen die Abhängigkeitsverhältnisse
der Temperatur zum Erhärtungsbeginne und zur Bindezeit ähnlich geartet, so dass
die Möglichkeit vorliegt, von den bei bestimmter Temperatur erhobenen
Erhaltungszuständen eines Portlandcementes auf rechnerischem Wege auf die
gleichnamigen Zustände anderer Temperaturen zu schliessen.
Trägt man in einem Coordinatensystem die Temperaturen als Abscissen auf, die
Bindezeiten als Ordinaten, so erhält man für das Bindemittel einen Linienzug,
der sich oft unschwer in ein mathematisches Gewand kleiden lässt, wie folgendes
Beispiel zeigen soll:
Guter Portlandcement mit 59,4 Proc. CaO, 24,1 Proc., SiO2, 8,3 Proc. Al2O3, 2,1 Proc. Fe2O3 und 2,03
Proc. CaSO4 und mit 17 Proc. Rückstand auf dem
4900-Maschen-Sieb wurde bei verschiedenen Temperaturen der Erhärtung
überlassen.
Bezeichnet:
c die Temperatur der Luft, somit
auch diejenige des erhärtenden Cementbreies in Grad Celsius;
t0
die Zeit bis zum Eintritt des Erhärtungsbeginnes;
t die Zeit bis zum Eintritt der
Abbindung (Bindezeit) (beide in Centesimalstunden), so wird t0 und t ausgedrückt durch:
t_0=\frac{90,0}{4,0+c}-1,5 und
t=\frac{244,7}{6,1+c}-1,8.
Nachstehende Tabelle gibt eine Uebersicht über die Uebereinstimmung zwischen den
Ergebnissen der directen Beobachtung und der Berechnung des Erhärtungsbeginnes
und der Bindezeit nach vorstehenden Formeln:
TemperaturinGrad Cels.
Erhärtungsbeginn t0
Bindezeit t
beobachtet
berechnet
beobachtet
berechnet
Std. Min.
Std. Min.
Std. Min.
Std. Min.
50
0 10
0 10
2 30
2 33
45
0 15
0 20
3 0
2 59
40
0 30
0 32
3 30
3 30
35
0 45
0 48
4 0
4 08
30
1 0
1 08
5 0
4 58
25
1 30
1 36
6 10
6 04
20
2 15
2 15
7 30
7 34
15
3 30
3 14
10 0
9 48
10
5 0
4 56
13 0
12 48
5
9 0
8 30
20 0
20 14
0
21 0
21 0
38 0
38 18
Einfluss der Mörtelbearbeitung auf die
Zugfestigkeitsresultate von Golinelli in
Karlstadt. Verfasser zeigt durch Versuche, dass man bei 3 Minuten langem
Durcharbeiten der Mörtelmasse bedeutend geringere Festigkeitszahlen erhält als
bei normengemässem 5 Minuten langem Durcharbeiten der Masse. Um die
individuellen Fehler zu eliminiren, welche durch verschiedenartige Ausführung
des Durcharbeitens hervorgebracht werden können, schlägt Verfasser vor, das
Mischen von Cement und Wasser mit Hilfe einer kleinen Mörtelmaschine
vorzunehmen. (Thonindustrie-Zeitung, 1894 S. 30;
vgl. auch obiges Referat über die Apparate der St. Louis Water Works.)
c) Beschleunigte Methoden (Heisswasserprüfung, Hochdruckdampfprobe).
Die beschleunigten Methoden zur Prüfung von
Portlandcement kamen in der 14. Generalversammlung des Vereins
deutscher Portlandcement-Fabrikanten zur Sprache. Schumann hielt darüber einen Vortrag, an den sich eine lebhafte
Debatte anschloss. Die beschleunigten Proben auf Volumbeständigkeit (Glühprobe, Darrprobe und Kochprobe) haben das Gute, dass sie das Kalktreiben der
Portlandcemente in kurzer Zeit erkennen lassen. Aber sie lassen nicht umgekehrt
den Schluss zu, dass ein Cement zu verwerfen sei, der die Proben nicht besteht;
denn es werden auch tadellose Cemente durch diese Proben zerstört.
Heintzel erwähnt seitliche Rissbildungen, welche bei
Kuchen; nachdem sie die Normenprobe bestanden hatten, bei mehrwöchentlichem
Liegen an der Luft auftraten. Schott und Dyckerhoff erklären diese Eisse als Schwindrisse,
die sich bei Verwendung von reinem Cement immer bilden und auch die Veranlassung
zu den Zerstörungen am Stephansdome zu Wien gegeben haben. Je feiner der Cement,
desto mehr Wasser braucht er, desto mehr schwindet er. Reiner Cement feinster
Mahlung zerfiel an der Luft in lauter feste; kleine Stücke. Bei Verwendung an
der Luft muss daher der Cement durch Sandzusatz gemagert werden.
Es kam schliesslich auch die Hochdruckdampfmethode
zur Sprache.
Die Versammlung spricht sich gegen die Annahme der beschleunigten Proben aus, da
dieselben manchen Cement als fehlerhaft erscheinen lassen, der sich nachher bei
der Verwendung doch ganz gut bewährt.
Dobrynski macht Mittheilungen über die Kochprobe bei Portlandcement. Die fünf folgenden
Cementproben wurden der Kochprobe unterworfen:
I
II
III
IV
V
SiO2
22,4
24,2
22,9
19,3
18,1
Fe2O3 + Al2O3
12,5
10,8
11,7
10,2
10,9
CaO
61,0
63,2
64,3
67,9
69,8
Obgleich die drei ersten Proben richtig zusammengesetzt waren, zeigten sämmtliche
Cemente Treiberscheinungen. I, II und III hatten gegen die Mitte zu sich
verjüngende Radialrisse; IV ist in mehrere Stücke zerfallen und V in einen
weichen Brei zersetzt worden. Die Glasplattenkuchenproben der drei, ersten
Cemente waren nach 4 Wochen tadellos, die der Cemente IV und V zeigten
Verkrümmungen und netzartige Risse.
Das Treiben in der Kochprobe verliert sich bei guten Cementen schon nach 2 Tagen.
(Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 331.)
Erdmenger hat gefunden, dass eine beschleunigte
Erhärtung der Probekörper eintritt, wenn man etwa 14 Stunden nach dem Anfertigen
der Probekörper dieselben 14 Stunden in gleicher Weise erhitzt wie die
Treibproben bei Cementkugeln. Ueber das Nähere und die beigegebene Tabelle vgl.
die Originalarbeit (Thonindustrie-Zeitung, 1892 S.
556). Erdmenger hat schon früher gezeigt (1878),
dass bereits erhärtete Cementsandmörtel durch Erhitzen ihren Wassergehalt
abgeben und sodann mürbe werden, dass sie aber, nachher in Wasser eingelegt,
ihre Festigkeit wieder erhalten, allerdings nur dann, wenn sie nicht zu
hoch erhitzt wurden. Die alte Festigkeit kehrt nach etwa 2 Wochen wieder zurück.
Die gewöhnliche Kochprobe hält Erdmenger nicht für
ausreichend.
In einer Mittheilung: Zur Frage der Magnesia im
Portlandcement, vertheidigt Erdmenger
seine Hochdruckdampfprobe gegen verschiedene
Einwände, welche von Seiten anderer Mitglieder der Magnesia-Commission erhoben
wurden. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 786 und
812.) Verfasser führt darin unter anderem auch aus, dass die Hochdruckdampfprobe
verhältnissmässig leicht auszuführen ist, und gibt eine Anleitung, wie dies am
einfachsten zu bewerkstelligen ist.
Deval bespricht die Heisswasserprüfung von Cement. (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 15 S. 384 und 407.)
W. Michaëlis hält die Glasplattenkuchenprobe für unzuverlässig und empfiehlt übereinstimmend
mit Tetmajer die Kochprobe als richtigstes Mittel,
ein Treiben der Portlandcemente rechtzeitig zu erkennen. (Thonindustrie-Zeitung, Jahrg. 15 S. 994.)
Ueber die normengemässe und andere in den letzten Jahren
vorgeschlagenen Prüfungsmethoden des Portlandcementes hielt Dr. Prüssing in der am 24. Februar 1894 stattgehabten
Generalversammlung des Vereins deutscher Portlandcement-Fabrikanten einen
interessanten Vortrag.
Redner führt zunächst zwei Beispiele an, welche darthun, dass die Normenprüfung
unter Umständen nicht ausreiche, um allen Anforderungen; die an einen guten
Portlandcement gestellt werden können, zu genügen. Die Kunststein- und
Röhrenfabrikanten, welche den Cement mit geringem Wasserzusatz (6 bis 8 Proc.)
mischen und ihre Waaren dann unter der hydraulischen Presse herstellen, können
leicht dadurch geschädigt werden, dass der Cement, der die Normenprüfung gut
bestanden hatte, unter Umständen nach der Verwendung deutliches Treiben
zeigt.
Prüssing verlangt eine Verschärfung der
Normenprüfung und bespricht eine, seit einer Reihe von Jahren von ihm verwendete
Heisswasserprüfung, die sich stets gut bewährt hat.
100 g reiner Cement werden mit 5 bis 7 Proc. Wasser – je nach
der Feinheit der Mahlung richtet sich der Wasserzusatz – angemacht, und zwar so,
bis das Wasser ganz gleichmässig den Cement befeuchtet hat, dann werden sie in
eine cylindrische Forin gefüllt, gleichmässig in derselben vertheilt und mit
Hilfe eines Stempels und einer starken Presse – als welche eine kräftige
Copirpresse gut verwendbar ist – zu runden, scharfkantigen, festen Kuchen
gepresst. Die Form für diese Presskuchen ist folgendermaassen construirt: Auf
eine gehobelte eiserne Platte von 13 bis 14 mm Stärke wird die aus Messing
bestehende, dreitheilige, innen cylindrische Form gesetzt und durch einen
kräftigen, federnden, aber mit einer Schraube anziehbaren Ring zusammengehalten.
Die Form hat, um dem starken Druck durch die Presse widerstehen zu können, oben
eine Wandstärke von 2,5 mm und unten von 7 mm und ist mit einem Absatz zur
Auflage für den Ring versehen. Der eiserne Stempel ist genau der cylindrischen
Form eingepasst. Die Cementpresskuchen können sofort nach Herstellung, ohne
beschädigt zu werden, der Presse entnommen werden. Der Schraubenschlüssel dient
zum Anziehen bezieh. Lösen der Schraube des Ringes. Der fertige Presskuchen
bleibt zunächst zur Erhärtung 24 Stunden gegen Ausdünstung geschützt in einem
Kasten liegen und wird dann unter Wasser gelegt. Ein Cement, der, auf diese
Weise geprüft, keine Kantenrisse oder Verbiegungen zeigt, wird sich bei
jeglicher Verwendung in kaltem Wasser als volumbeständig erweisen. Ein zweiter
solcher Kuchen wird nach 24stündiger Erhärtung an der Luft einige Stunden unter
kaltes Wasser und dann in ein Bad, welches durch Dampf ständig auf + 90° C.
erhalten wird, gelegt. Er wird nach 24stündigem Aufenthalt in letzterem
besichtigt und, wenn er gut geblieben, 1 Monat lang in demselben gelassen.
Es hat sich herausgestellt, dass fast alle Cemente, welche nach 28 Tagen
„Treiben“ zeigten, dieses auch schon nach 24stündigem Aufenthalte in
Wasser von 90° C. thaten, dass also das 1tägige Verweilen der Proben in heissem
Wasser schon genügt, um den Cement als „Treiber“ zu charakterisiren.
Prüssing hat 24 Cement marken nach den
verschiedensten Verfahren geprüft und stellt die Resultate seiner Prüfung in
einer grossen Tabelle zusammen. Redner hält die Darr- und Kugelprobe für
unsicher; die Hochdruckdampfprobe für zu scharf, dagegen die Kochproben für
ausreichend, nur wünscht er die Anfertigung der Probekörper anders, als bisher
gebräuchlich ist.
Verfasser schlägt ferner vor, dass vor allem Gewicht auf die Prüfung der
Druckfestigkeit gelegt und diejenige der Zugfestigkeit bei Seite geschoben
werde. Es ist nach Verfasser auch wohl angängig, eine beschleunigte
Prüfungsmethode der Festigkeit des Portlandcementes in den Normen zuzulassen,
und er hält als solche die Druckprobe eines Mörtelkörpers aus 1 Cement zu 3
Normalsand, welcher 1 Tag an der Luft und 6 Tage unter heissem Wasser von + 90°
C. erhärtete, geeignet.
Verfasser stellt schliesslich den Antrag, dass von der Versammlung eine
Commission von mindestens fünf Mitgliedern zur Revision der Normen ernannt
werde. Diesem Antrage ist durch Wahl einer Commission entsprochen worden.
d) Festigkeit, Abnutzbarkeit, chemische Untersuchung von Cementen.
Vergleichende Untersuchungen über das Verhalten von Portland- und Puzzolancement wurden in
der königl. Prüfungsstation für Baumaterialien in Berlin angestellt und das
Ergebniss derselben in der 14. Generalversammlung des Vereins deutscher
Portlandcement-Fabrikanten (Protokoll S. 12) mitgetheilt. Es ergibt sich daraus,
wie ja auch aus früheren Untersuchungen hervorgeht (vgl. 1889 273 587), dass der Puzzolancement geringere
Festigkeitszahlen aufweist als Portlandcement, ferner, dass die 4-Wochenprobe
mit 3 Th. Sand (Normenprobe) die günstigste Probe für Puzzolancement ist.
Unter allen anderen Verhältnissen, nach langer Zeit oder in reinem Zustande,
oder an der Luft geprüft verhält sich Puzzolancement wesentlich ungünstiger als
Portlandcement, besonders wenn die Proben breiförmig eingefüllt werden und an
der Luft erhärten. Die für Portlandcement aufgestellten Normen können darum für
den Vergleich von Portlandcement mit Puzzolancement nicht benutzt werden.
Schon 1891 hat sich Meyer dahin ausgesprochen, dass
die Normen nicht das einzige Mittel zur Werthschätzung der Portlandcemente
abgeben können und dass namentlich auf übertriebene Festigkeit zuviel Gewicht
gelegt wird. In der 15. Generalversammlung kam der Gegenstand wieder zur
Sprache. Meyer führt einige Zahlen an, welche
beweisen, dass Cement mit zunehmendem Kalkgehalte an Druckfestigkeit zwar
zunehme, an Volumbeständigkeit aber Einbusse erleide.
Schumann untersucht die Abnutzbarkeit verschiedener
hydraulischer Mörtel (17. Generalversammlung). – Verfasser arbeitet mit einem
nach seinen Angaben construirten Schleifapparat und findet, dass bei
verschiedenen Klassen von Bindemitteln die Druckfestigkeit keinen Maasstab für
deren Abnutzbarkeit abgibt und dass der schon öfter ausgesprochene Satz, dass
die Normenprobe kein Werthmesser für verschiedene hydraulische Bindemittel sein
kann, aufs Neue bestätigt wird. Die Abnutzbarkeit scheint vorzugsweise von der
Dichte der Bindemittel abhängig zu sein.
Bei der Klasse der Portlandcemente scheint dagegen eine gewisse Abhängigkeit der
Abnutzung von der Druckfestigkeit vorhanden zu sein.
Alden H. Brown untersucht Dünnschliff aus
Portlandcement unter dem Mikroskop und kommt zu dem Schlusse, dass die mikroskopische Untersuchung eines Cementes ein
Mittel an die Hand gibt, die Güte eines Cementes zu beurtheilen. (Engineering News, 1891 S. 481.)
Zur Bestimmung des kohlensauren Kalkes im
Cementrohmehl empfiehlt H. Dobrynski die
Titration mit Salzsäure und Natronlauge unter Anwendung von Phenolphtaleïn als
Indicator. (Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 414 und
1083.)
Schema zur Analyse von Portlandcement von Th. Stillman.
Textabbildung Bd. 294, S. 94
Man wäge 2 g des fein
gepulverten und getrockneten Materials, behandle in einer Porzellanschale
mit 50 cc HCl und 5 cc HNO3, verdampfe zur
Trockne; man füge 25 cc HCl und 100 cc H2O
hinzu, erhitze zum Kochen und filtrire in eine ¼-l-Flasche. Der Kolben wird
bis zur Marke aufgefüllt; Lösung: Man nehme 100 cc der Lösung, mache
dieselbe mit Ammoniak in einem 300 cc fassenden Becherglase alkalisch; 1)
Rückstand: Man schmelze den Rückstand in einem Platintiegel mit kohlensaurem
Natron-Kali, löse in Wasser, verdampfe unter Zusatz von HCl zur Trockne,
nehme das Lösliche mit Wasser und HCl auf; Rückstand: SiO2; SO3. Die
Schwefelsäure wird in 50 cc der Lösung durch Fällen mit BaCl2 in geringem Ueberschuss als Bariumsulfat
bestimmt; 3) Rückstand: Fe2O3 und Al2O3. Man trockne und verbrenne das
Filter, schmelze den Rückstand im Silbertiegel mit KHO, behandle mit Wasser,
koche und filtrire; 4) Lösung: Man füge Ammoniumoxalat in geringem
Ueberschuss zu, lasse 4 Stunden stehen und wasche den Niederschlag mit
verdünntem Ammoniak; Lösung: Al2O3. man fälle die Thonerde mit Ammoniak. Das
Filtrat wird nicht weiter untersucht; Rückstand: Fe2O2; Die
Lösung enthält Al2O3 deren Gewicht aus der Differenz gefunden
wird oder auch direct bestimmt werden kann; 5) Rückstand: CaC2O4 wird
geglüht und als CaO gewogen; 6) Lösung: Man verdampfe in einer Platinschale
zur Trockne, glühe bis zur Entfernung der Ammonsalze; man füge zum Rückstand
50 cc H2O, koche, filtrire und wasche; 7)
Rückstand: MgO. Man trockne, glühe und wäge den Rückstand; 8) Lösung:
Enthält Na2O, K2O und MgO. Man versetzt mit H2SO4 in geringem Ueberschuss,
verdampft zur Trockne und wägt den Rückstand. Man löst in 50 cc H2O, mischt gut und theilt in 2 Theile zu je
25 cc; 1. Theil. Man füge etwas HCl hinzu, dann NH3 und fälle das Mg als MgNH4PO4. Die Summe der Alkalisulfate kann aus der
Differenz bestimmt werden; Das Kalium wird mit PtCl4 gefällt, ohne vorherige Entfernung der
Schwefelsäure.
Chemische Untersuchung von Trass von J. J. Pennik. (The
Ingineer, 1893 Nr. 8.)
Zur Analyse der Portlandcemente mit besonderer
Berücksichtigung der Magnesiabestimmung von Dr. A. Häser. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S.
1086.)
In der oben citirten Abhandlung von Stillman gibt
Verfasser ein Schema zur Analyse von Portlandcement, nach welchem die chemische
Untersuchung des genannten Materials in seinem Laboratorium zur Ausführung
gelangt. Wir geben dieses Schema vorstehend in freier Uebersetzung.
Hierzu möchte ich mir einige Bemerkungen erlauben: 2 g Cement ist etwas viel für
eine einfache Cementanalyse; es genügt vollkommen 1 g, ja man kann noch weniger
nehmen und erreicht damit den Vortheil, dass man bei annähernd gleicher
Genauigkeit mit dem Waschen schneller fertig wird.
Ferner sind 50 cc Salzsäure (deren Concentration leider nicht angegeben ist) sehr
viel, falls sich die Angabe auf die in den Laboratorien gewöhnlich verwendete
Salzsäure von 1,2 spec. Gew. bezieht. Die Hauptsache bei der Aufschliessung ist,
dass das Material als möglichst feines Pulver angewendet werde, dann
erfolgt die Aufschliessung auch mit einer viel geringeren Menge von Salzsäure
schnell und vollständig.
Die Trennung von Eisen und Thonerde durch Schmelzen mit Aetzkali verdient
jedenfalls Beachtung, da sie von der bei uns gebräuchlichen Bestimmung von Eisen
in dem Gemenge der beiden Oxyde etwas abweicht. Es dürfte übrigens das
Aufschliessen der geglühten Oxyde mit Aetzkali einige Schwierigkeiten bieten,
ähnlich wie dies auch der Fall ist bei der Aufschliessung mit saurem
schwefelsaurem Kali.
(Fortsetzung folgt.)