Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 137 |
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Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
Cement.
(Fortsetzung des Berichtes S. 114 d.
Bd.)
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
Einwirkung fremder Bestandtheile auf
Cement, von Chlorcalcium, Gyps und Magnesia.
Die Einwirkung von Chlorcalcium und Gyps auf Cement
bespricht Candlot (Moniteur de
la céramique et verrerie, Bd. 22 S. 90; Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 890; vgl. auch Candlot und Rinne, 1889 273 593).
Das Aluminat Al2O31,5CaO wurde einerseits mit destillirtem Wasser, andererseits mit einer
3procentigen Chlorcalciumlösung behandelt. Es zeigte sich, dass das Aluminat in
Chlorcalciumlösung viel weniger löslich ist als in Wasser; das Abbinden der Cemente
ist aber auf Bildung der Verbindung 4 CaO, Al2O3,12H2O unter
vorübergehender Lösung des Aluminates zurückzuführen (vgl. Le Chatelier weiter oben). Dieses Lösen des Aluminates wird durch die
Salzlösung verzögert und dies erklärt ihre Wirkung. Cement von Grenoble erhärtet gar
nicht mit Chlorcalciumlösung, Portlandcement immer; daraus schliesst Candlot, dass das Erhärten schnell bindender Cemente dem Calciumaluminat zuzuschreiben sei, bei Portlandcementen dieses Aluminat aber nur anfangs beim
Abbinden eine Rolle spiele.
Eine andere Eigenschaft schwacher Chlorcalciumlösungen (4 bis 6 Proc.) ist die, ein
schnelles Ablöschen des freien Kalkes herbeizuführen. Todtgebrannter Kalk, der mit
H2O nur ganz allmählich ablöscht, löscht mit
einer Lösung von CaCl2 unter Temperatursteigerung
nach wenigen Minuten ab. Kalktreiber verlieren demnach ihre Eigenschaft, zu treiben,
wenn sie mit Chlorcalciumlösung angemacht werden.
Frischer Portlandcement, mit 38procentiger Lösung angemacht, erhält schon nach 2
Tagen hohe Festigkeit (41 k/qc), mit Wasser weit geringere. Dies gilt jedoch nur
von frischem Cement. Wird frischer Cement mit einer concentrirten Lösung von CaCl2 angemacht, so beobachtet man eine um so grössere
Temperaturerhöhung, je weniger der Cement gebrannt worden war.
Chlorcalcium gibt demnach ein Mittel ab, zu erkennen, ob ein Cement frisch oder alt,
ob er stark oder schwach gebrannt ist.
Gypszusatz. Schwach gebrannter Cement wird durch
Gypszusatz viel stärker beeinflusst als stark gebrannter Cement. Stark gebrannter
Cement braucht einen erheblich grösseren Gypszusatz als schwach gebrannter, um
langsam abzubinden.
Eine bemerkenswerthe Eigenschaft des Gypszusatzes ist die, dass Cemente, die durch
Gypszusatz langsam gemacht werden, nach einigen Tagen, insbesondere bei Luftzutritt,
rascher binden. Ein Cement, der in 10 Minuten abband, wurde durch Gypszusatz langsam
bindend und brauchte zum Abbinden 5 bis 6 Stunden. Nach 8 bis 10 Tagen Luftlagerung
wurde der Cement beinahe ebenso rasch bindend wie vor dem Zusetzen des Gypses. Auch
bei vollkommenem Luftabschluss wird der Cement nach längerem Lagern (½ bis 1 Jahr)
schnell bindend.
Derartige rascher gewordene Cemente binden – im Gegensatz zu reinem Cement – mit viel
Wasser angemacht beträchtlich schneller ab, als wenn man sie mit wenig Wasser
anmacht.
Gefährlich ist der Gypszusatz bei Verwendung im Meerwasser. Mit Süsswasser angemacht,
erhält ein Gypscement etwas höhere Festigkeit als der entsprechende reine
Cement.
Lässt man Gypscement 2 Monate in Säcken liegen, so wird die Zugfestigkeit während der
ersten Wochen des Erhärtens um so mehr herabgedrückt, je grösser der Gypszusatz war.
Später holt der Cement jedoch den gypsfreien Cement in Bezug auf Festigkeit wieder
ein.
Candlot führt ferner eine ganze Reihe interessanter
Beobachtungen chemischer Natur an, die er an gypshaltigen. Cementen zu machen
Gelegenheit hatte.
Wird gypshaltiger Cement mit dem gleichen Gewicht Wasser angemacht und nimmt man von
Zeit zu Zeit Proben von dem über dem Cement stehenden Wasser, so beobachtet man in
allen Fällen, dass das Wasser anfangs beträchtliche Mengen Gyps enthält, dass nach
einiger Zeit aber der Gyps aus der Lösung vollkommen verschwindet, während umgekehrt
der Gehalt an Aetzkalk in dem Maasse zunimmt, als der Gypsgehalt sich vermindert. So
fanden sich die folgenden Mengen von CaO und CaSO4
in Lösung bei Verwendung eines Cementes, der in 40 Minuten abband:
1 l der Flüssigkeit enthielt Gramm gelöst:
CaO
CaSO4
Nach
5
Minuten
1,82
7,80
„
30
Minuten
2,43
0,29
„
3
Stunden
2,88
0,00
Aus diesem Verhalten, das sich bei einer grossen Reihe von Versuchen immer wieder
bestätigte, schloss Candlot ganz richtig, dass ein
Körper in dem Cement enthalten sein müsse, der im Stande sei, das Calciumsulfat zu
binden, mit ihm eine unlösliche Verbindung einzugehen.
Candlot vermuthet, dass diese Wirkung dem
Calciumaluminat zuzuschreiben sei, und seine Vermuthung wird durch den Versuch
bestätigt.
Calciumaluminat von der Formel Al2O3 1,5 CaO verhält sich gegen Gyps ebenso wie der
Cement. Es gelang Candlot, eine krystallisirende
Verbindung von Aluminat mit den Sulfaten des Kalkes zu isoliren, der nach Analyse
von fünf Proben die Formel
Al2O3, 3CaO 2,5CaSO4, 69H2O
zukommt. Diese Verbindung, die in 2 bis 3 mm langen,
gruppenartig angeordneten Krystallen sich erhalten liess, ist in Wasser schwer
löslich, in Kalkwasser unlöslich.
Daraus wird erklärlich, warum Gypscemente bei Luftlagerung rascher bindend werden.
Alle Cemente enthalten etwas freien Kalk; eine minimale Menge desselben genügt, das
Aluminat unlöslich zu machen und damit das Abbinden der Cemente sehr zu
verlangsamen. Das Sulfat geht dagegen in Lösung und trägt seinerseits dazu bei, die
Löslichkeit des Aluminates noch zu verringern, bleibt ausserdem, da das Aluminat –
solange es sich nicht löst – auf die Sulfatlösung kaum wirken kann, längere Zeit
(bis 12 Stunden) in Lösung.
Wird dagegen (durch die Kohlensäure der Luft) der Kalk unlöslich gemacht, so löst
sich beim Anmachen mit Wasser neben Gyps auch Aluminat und dieses schlägt den Gyps
nieder, so dass derselbe unwirksam wird.
Entzieht man einem gypsfreien Cement, der in reinem Wasser in 2 Stunden abbindet,
durch Anmachen mit Sodalösung (2 pro mille) den freien Kalk, so bindet er in 3
Minuten ab. – Andererseits wird Gypscement, der durch Luftlagerung zum Raschbindner
geworden, durch Zusatz von wenig Kalk wieder langsam bindend.
Bei schwach gebrannter Cementmasse ist die Bildung des genannten Doppelsalzes nach
dem Abbinden eine vollkommene, nicht jedoch bei Portlandcement; bei diesem kann das
Calciumaluminat nur langsam Wasser aufnehmen und bildet dann erst die
Doppelverbindung mit Gyps. Dies ist die Ursache, warum Portlandcement bei Gegenwart
von viel Gyps nach einiger Zeit zu treiben beginnt.
Auf einem etwas anderen Wege als Candlot stellt W. Michaëlis Doppelverbindungen zwischen Calciumsulfat
und Calciumaluminat dar, und beschreibt seine Untersuchung unter dem Titel „Der
Cement Bacillus“ in der Thonindustrie-Zeitung,
1892 S. 105).
Schwefelsaure Thonerde wurde mit Kalkwasser versetzt; Verfasser erhielt dabei einen
aus mikroskopischen Krystallstäbchen bestehenden Niederschlag, dem die Formel
Ca3Al2O6 + 3CaSO4 + 30H2O
zukam. Dieses Doppelsalz löst sich (unter Ausschluss von
Kohlensäure) in kochendem Wasser und scheidet sich daraus nach dem Erkalten in 0,5
mm langen und 0,02 bis 0,05 mm breiten Nadeln wieder aus, die dann nach der
Formel
Ca3Al2O6 + 3CaSO4 + 12H2O
zusammengesetzt sind. Die beträchtliche Volumvermehrung,
welche das im Cement enthaltene Calciumaluminat [Ca3Al2O6 +
3H2O] bei Aufnahme von 3 Mol. CaSO4 und 30 Mol. H2O
unter gleichzeitiger Krystallbildung erleiden muss, erklärt nun hinlänglich die
zerstörende Wirkung, welche sulfathaltige Lösungen auf den Cement ausüben.
Andererseits aber macht die Bildung dieses Doppelsalzes im Cement es erklärlich,
warum ein gewisser beschränkter Gypszusatz zum Portlandcement dessen Dichtigkeit und
Festigkeit steigern muss, weil alle auf Verdichtung desGefüges hinwirkenden
Verbindungen, welche unter Wasseraufnahme sich bilden, so lange die Festigkeit
erhöhen, als sie ohne gewaltsame Zerstörung des Zusammenhanges sich neben und in
einander placiren können.
Durch jahrelange Beobachtung hat Michaëlis festgestellt,
dass die zulässige Grenze des Gypszuschlages bei manchen Arten Portlandcement 4
Proc. CaSO4 beträgt; die Normen gestatten nur 2
Proc. CaSO4 als oberste Grenze.
Ueber die Wirkung des Einmengens von Gyps in das
Rohmaterial sprach Erdmenger in der
Hauptversammlung des Vereins für angewandte Chemie 1891. – Die wenigsten fertigen
Cemente vertragen einen Zusatz von 4 Proc. Gyps und darüber. Fügt man jedoch den
Gyps zur Rohmischung, so kann man verhältnissmässig grosse Mengen dieses Materials
zusetzen, ohne Treiben befürchten zu müssen.
In gutem Portlandcement schwankt das Verhältniss der sogen. Säurebestandtheile
(SiO2, Al2O3 und Fe2O3) zum Calciumoxyd etwa zwischen 1 : 1,84 und 1 :
1,9. Wenn nun der Gyps so zugemischt wird, dass das in demselben enthaltene
Calciumoxyd einen Theil des gleichen Oxydes in der Grundrohmasse ersetzt, so erhält
man selbst bei hohem Gypszusatze noch überraschend gute Portlandcemente. Allerdings
spielt bei höherem Gypszusatz das beim Brennen gebildete Schwefelcalcium eine
gewisse Rolle und man erhält Cemente, die dunkler gefärbt sind und mancherlei andere
Merkmale sulfidhaltiger Cemente zeigen. In folgender Tabelle sind einige Cemente
dieser Art durch ihre Festigkeitszahlen charakterisirt:
Erhärtungsdauer
Ohne Gyps zumfertigen Cement1 Cement : 3
Sand
Mit 2 Proc. Gypszusatzzum fertigen Cement1
Cement: 3 Sand
I. Ohne Gyps im Rohmaterial.
23 Tage
20,5
24,0
33 „
23,0
31,0
4 Monat
31,0
37,5
Reiner Cement
Reiner Cement
23 Tage
29,0
–
II. 1,5 Proc. Gypszusatz zum
Rohmaterial.
10 Tage
17,0
–
4 Wochen
21,0
29,0
7 „
30,5
31,5
9 „
–
35,5
Erhärtungsdauer
1 Cement : 3 Sand
Reiner Cement
III. 2,5 Proc. Gypszusatz zum
Rohmaterial.
8 Tage
13,0
30,5
2 Wochen
19,0
38,5
3½ „
22,0
–
2 Monat
31,0
–
IV. 4 Proc. Gypszusatz zum
Rohmaterial.
2 Tage
9,5
–
10 „
10,0
16,0
1 Monat
23,5
43,0
2 „
31,0
52,5
V. 5 Proc. Gypszusatz zum Rohmaterial.
3 Tage
5,0
11,5
4 „
6,0
13,5
5 „
8,5
–
11 „
11,0
–
17 „
13,0
31,0
1 Monat
23,0
–
2 „
26,5
–
3 „
29,5
49,0
4 „
32,0
–
Angeregt durch die Arbeiten von Candlot und Michaëlis untersuchte Schott die Wirkung des Gypszusatzes auf
Portlandcement (16. Generalversammlung des Vereins deutscher
Portlandcement-Fabrikanten). Es wurden Cemente aus reinen Materialien
hergestellt und das Verhalten dieser gegen Gyps untersucht. Verfasser stellt aus
reiner Kieselsäure und reinem Calciumcarbonat einen Cement nach der Formel 2CaO,
SiO2 dar, ferner einen Cement aus Marmor und
Kaolin.
Die Analyse beider ergab folgende Zahlen:
SiO2,
2CaOBasisches Kalksilicat
Kaolin-cement
Proc.
Proc.
Glühverlust
–
3,73
Kieselsäure
34,67
18,09
Thonerde
–
12,53
Eisenoxyd
–
0,90
Kalk
65,78
63,30
Magnesia
–
0,96
Schwefelsäure
–
0,71
––––––––––
–––––
100,45
100,22
Um die 12,53 Proc. Thonerde des Kaolincementes in die von Michaëlis angenommene Verbindung
Al2O3, 3CaO + 3CaSO4
überzuführen, ist rechnungsmässig auf 100 Gew.-Th. desselben
ein Zusatz von 62,95 Gew.-Th. wasserhaltigen Gypses erforderlich.
Beide Cemente wurden nun mit und ohne diesen Gypszusatz mit Wasser angemacht und
daraus Prismen von 10 cm Seitenlänge geformt, welche nach 24 Stunden unter Wasser
gebracht und dann im Bauschinger-Apparat beobachtet wurden, wobei sich folgendes
Resultat ergab:
Ausdehnung der Prismen von 10 cm Seitenlänge in Millimeter.
Beobachtungszeit
2CaO, SiO2
100 Th.2CaO, SiO2+ 63 Th. Gyps
Kaolin-cement
100 Kaolin-cement+ 63 Gyps
7 Tage
0,000
0,000
+ 0,030
treibt
28 „
0,000
0,000
+ 0,120
„
90 „
– 0,005
0,000
+ 0,310
„
180 „
– 0,007
– 0,015
+ 0,540
„
270 „
– 0,015
– 0,020
+ 0,575
„
Der basisch kieselsaure Kalk zeigte sich mit und ohne Gypszusatz in höchstem Grade
volumbeständig, der Kaolincement zerfiel dagegen unter starkem Treiben nach kurzer
Zeit zu Brei. Gewöhnlicher Portlandcement zeigte ein ähnliches Verhalten.
Das Verhalten des basischen Kalksilicates ist in hohem Maasse bemerkenswerth und es
wird daraus verständlich, dass der Chaux du Teil, der ähnlich zusammengesetzt ist,
sich im Meerwasser so sehr bewährt.
Es dürfte nun aus obigen Versuchen weiter vermuthet werden, dass ein nur aus Thonerde
und Kalk bestehender Cement durch Gypszusatz in noch kürzerer Zeit zerstört werden
würde und dass es vielleicht gelingen würde, mit Hilfe eines solchen Cementes die
vermuthete Gypsaluminatverbindung in ihrer Treibwirkung beobachten und isoliren zu
können. Diese Vermuthung erwies sich als irrig. Reine, durch Fällung hergestellte
Thonerde und ebenso hergestelltes Calciumcarbonat wurden den Formeln Al2O32CaO und Al2O33CaO entsprechend
auf das innigste gemengt und bei Weissglut im Probirofen gebrannt.
Die erstere Mischung gab eine grauweisse, scharf gesinterte Masse. Das daraus
gewonnene weisse Mehl bindet, mit Wasser angemacht, sofort ab, und wenn man den
Mörtel durch kräftiges Durcharbeiten wieder geschmeidig macht, zum zweiten und
dritten Male nach wenigen Minuten. Die Masse erhärtet unter Wasser ausgezeichnet.
Die Dehnung der Prismen, im Bauschinger-Apparat beobachtet,zeigte sich, ähnlich wie
beim Kaolincement, stärker als bei gutem Portlandcement, doch zeigt der Cement kein
Treiben.
100 Th. des Cementes wurden mit 80 Th. = 1 Aequivalent Gyps gemischt, mit Wasser
angemacht und in Prismen gegössen, welche nach 24 Stunden unter Wasser gelegt
wurden. Die Masse band im Gegensatz zum reinen Cement ohne Gypszusatz langsam ab,
und die Prismen zeigten bald erheblich stärkere Dehnung und später Treiben.
Dieses Treiben unterscheidet sich jedoch bedeutend von dem bei Kaolincement
beobachteten Treiben. Es tritt Rissebildung ein, aber der Probekörper bleibt hart
und fest.
Ebenso erhielt man aus der Mischung 3 CaO, Al2O3 eine gesinterte, an den Kanten durchscheinende
Masse, deren Pulver aber schon ohne Gypszusatz zu treiben begann. 3 g dieses Pulvers
wurden mit Gyps gemischt und mit 600 cc H2O
behandelt. Nach dem Abfiltriren der kochend heissen Lösung erhielt man daraus
Krystalle mit 31 Proc. CaO, 23 Proc. SO3 und 9 Proc.
Al2O3. Schott bezweifelt, dass diese Verbindung das Treiben
der Cemente veranlasse, da sie in der Hitze entstehe und gerade in der Wärme
Gypstreiben nicht eintritt.
Es wurde nun weiter durch innigste Mischung reiner Kieselerde, Eisenoxyds und
kohlensauren Kalks und Brennen bei Weissglut und darauf folgender Mahlung ein Cement
von der Zusammensetzung
SiO2
26,1
Proc.
Fe2O3
12,2
„
CaO
61,6
„
hergestellt. Derartige Mischungen werden am besten zur Kugel
geformt und mit plastischer Portlandcementrohmasse umgeben und dann gebrannt.
Der auf obige Weise erhaltene, scharf gesinterte, sehr dunkle Cement, ohne Gypszusatz
mit Wasser angemacht, band langsam ab und erhärtete ganz vorzüglich ohne Spur von
Treiben, während die Mischung mit 38,7 Gew.-Th. Gyps auf 100 Gew.-Th. des Cementes
bereits nach kurzer Zeit starke Dehnung zeigte. Die Prismen zeigten, im
Bauschinger-Apparat gemessen, folgende Zahlen:
Erhärtungszeit
Dehnung in Millimeter bei 10 cm
Prismenlänge
ohne Gyps
mit 38,7 Gew.-Th. Gypsgemischt
7 Tage
+ 0,010
+ 0,050
28 „
+ 0,035
+ 0,210
90 „
+ 0,035
+ 0,300
170 „
+ 0,020
+ 0,385
Nach einigen Monaten bedeckte sich die mit Gyps gemischte Probe mit blättrigen
Krystallen von Kalkhydrat. Die zerstörende Wirkung dieser Krystalle ist der durch
Gypszusatz hervorgerufenen ähnlich, und es ist daher möglich, dass das Gypstreiben
auf Entstehung eines derartigen krystallinischen Kalkhydrates beruht.
Dass aber auch eine wasserhaltige Verbindung zwischen Gyps und Calciumaluminat die
Ursache des Treibens von gypshaltigem Cement sein könne, davon hat sich Schott durch weitere Versuche überzeugt, die er
gelegentlich der 17. Generalversammlung des Vereins deutscher
Portlandcement-Fabrikanten (1894) mittheilte.
Die Dehnungen der einzelnen Cemente und Cementmischungen sind in der folgenden
Tabelle zusammengestellt:
Er-härtungs-zeit
Dehnung pro 100 m Länge in Millimeter
2CaO, SiO2
100 Th.2CaO SiO2 +63 Th. Gyps
Kaolincemententhaltend12,53 Proc. Al2O3
100 Th.Kaolincement+ 63 Th. Gyps
Eisencemententhaltend12,19 Proc. Fe2O3
100 Th.Eisencement+ 38,7 Th. Gyps
2CaO Al2O3
1 Th.2CaOAl2O3 +1 Th. Gyps
7 Tage
0
0
+ 30
treibt
+ 10
+ 50
+ 190
+ 285
28 „
0
0
+ 120
+ 35
+ 210
+ 605
+ 785
90 „
– 5
0
+ 310
stark
+ 35
+ 300
+ 705
+ 1240
180 „
– 7
– 15
+ 540
+ 20
+ 385
+ 775
treibt
270 „
– 15
– 20
+ 575
+ 15
+ 495
+ 880
360 „
– 20
– 30
+ 600
+ 15
+ 690
+ 920
stark
1¼ Jahr
– 40
– 45
+ 610
+ 15
+ 886
+ 940
1½ „
– 60
– 50
+ 630
–
–
–
Die Verbindung 2CaO, Al2O3 zeigt fortdauernde Dehnung, ohne eigentliches Treiben, bei einer
Mischung mit 80 Th. Gyps tritt sogleich starkes Treiben ein.
Von der gesinterten Verbindung 2CaOAl2O3 wurden Mischungen mit 1,2 und 3 Aequivalent
wasserhaltigem Gyps, CaSO4, 2H2O, hergestellt, in einer Achatreibschale sehr fein
zerrieben und hiervon wie von der reinen Verbindung je etwa 2 g in einem kleinen,
vorher gewogenen, verschlossenen Glaskölbchen mit 50 cc H2O übergossen. Durch sehr häufiges Aufschütteln wurde das Abbinden
verhindert und eine vollkommene Wasseraufnahme erleichtert. Nach 6 Monaten wurden
die Kölbchen geöffnet und im Exsiccator über Schwefelsäure und KHO getrocknet bis
zum constanten Gewicht.
Die Gewichtszunahme entsprach der Wasseraufnahme. Die Versuche, durch H. Klinkenburg ausgeführt, ergaben folgende Zahlen:
Versuch I.
Al2O32CaO.
Glaskölbchen mit 2 g Al2O3 2 CaO wog
a
b
nach der Hydratisirung
19,9425 g
20,3180 g
vor der Hydratisirung
19,1145 g
19,4860 g
––––––––––––––––––
Gewichtszunahme
0,8280 g
0,8320 g
Im Mittel
0,8300 g
entsprechend 41,50 Proc.
Dieser Wassergehalt entspricht 4,94 Aequivalent H2O.
Die vollkommen hydratisirte Verbindung darf somit wohl als
Al2O32CaO,5H2O
betrachtet werden.
Versuch II.
Al2O3 2CaO + 3(CaSO4, 2H2O)
Glaskölbchen mit 2,0157 g der Mischung wog
nach der Hydratisirung
20,5300 g
vor der Hydratisirung
19,8617 g
––––––––
Gewichtszunahme
0,6683 g
Somit waren 33,15 Proc. H2O aufgenommen worden, nach
einer Controlbestimmung aber 33,59.
Hiernach berechnet sich die Zusammensetzung der hydratisirten Verbindung auf
Al2O3 2CaO + 3CaSO4 + 19,55 H2O.
Versuch III.
Al2O3 2CaO + 2(CaSO4 + 2aq)
Glaskölbchen mit 1,9937 g obiger Mischung wog
nach der Hydratisirung
20,4500 g
vor der Hydratisirung
19,5325 g
–––––––––
Gewichtszunahme
0,9175 g
Gewichtszunahme auf 100 Th. obiger Mischung somit 46,02 Th.
Hieraus berechnet sich die Zusammensetzung nach der Hydratisirung auf
Al2O3 2CaO + 2CaSO4 + 18,25H2O.
Zu den in der Mischung mit 2 Aequivalent Gyps bereits vorhandenen 4 Aequivalent
Wasser sind noch 14,25 Aequivalent Wasser aufgenommen; fast dieselbe Menge wie bei
Versuch II.
Versuch IV.
Al2O3 2CaO + (CaSO4 + 2 aq).
Glaskölbchen mit 1,8884 g der Mischung wog
nach der Hydratisirung
19,5630 g
vor der Hydratisirung
18,6342 g
–––––––––
Gewichtszunahme
0,9288 g
Somit Gewichtszunahme für 100 g 49,18 g.
Gewichtszunahme im Mittel zweier Versuche 48,86 g.
Hiernach berechnet sich die Zusammensetzung nach der Hydratisirung auf
Al2O3 2CaO + CaSO4 + 12,49 H2O.
Es sind also ausser den schon im Gyps vorhandenen 2 Aequivalent Wasser noch weitere
10,49 Aequivalent Wasser aufgenommen worden. Rundet man die erhaltenen Zahlen ab, so
ergibt sich, dass 2 Aequivalent schwefelsaurer Kalk in die Verbindung Al2O, 2CaO eintreten und diese Doppelverbindung 18
Aequivalent H2O bindet, während Al2O3, 2CaO allein nur
5 Aequivalent aufzunehmen im Stande sind. Diese Mehraufnahme von Wasser macht das
Treiben der Gypscemente erklärlich.
Schott bezweifelt nicht die Möglichkeit der analogen
Doppelverbindung Al2O3 3CaO, 3CaSO4, xH2O (nach Michaëlis), da aber das Kalkaluminat 3CaO, Al2O3 allein schon
stärkstes Treiben zeigt, so muss nach Verfasser dessen Anwesenheit in normalem
Portlandcement bezweifelt werden.
Analoge Versuche mit dem Calciumsilicat 2CaO, SiO2
führten zu einem Hydrate 2CaO, SiO2, H2O. Es ergab sich ferner, dass Gypszusatz ohne
irgend welche Einwirkung auf das obige Kalksilicat sei, entsprechend dem Verhalten
der Gypssilicatmischungen im Bauschinger-Apparat.
Es ist zu bemerken, dass die Schlüsse, welche Schott aus
seinen Versuchen zieht, einigermaassen mit den Ergebnissen der Arbeit von Candlot und Michaëlis im
Widerspruch stehen. Während die beiden letzteren Forscher die Bildung von
Verbindungen von 3CaO, Al2O3 mit Gyps als die Ursache des Gypstreibens ansehen,
hält Schott die Anwesenheit der Verbindung 3 CaO Al2O3 im normalen
Cement für ausgeschlossen, da diese für sich schon treibt. Candlot hält aber mit Le Chatelier das
Abbinden für eine Folge der Bildung der Verbindung (CaO)4 Al2O3,
12H2O. – Es wird nun jedenfalls noch weitere
Versuche erfordern, um zu entscheiden, ob die Ansicht Schott's oder diejenige von Candlot und Michaëlis die richtige ist. Es ist durchaus nicht
unmöglich, dass das Product, welches Schott für die
Verbindung 3 CaO, Al2O3 ansieht, ein Gemenge von freiem Kalk mit weniger kalkhaltigen Aluminaten
darstellt, und dass das Treiben dieses Productes an sich auf den Gehalt an Aetzkalk
zurückzuführen ist. Es ist ferner in Betracht zu ziehen, dass aus der Verbindung
Al2O3 2CaO durch
Behandeln mit Wasser – in Folge hydrolitischer Dissociätion – die Verbindung Al2O33CaO oder Al2O34CaO in Lösung
gehen kann, während kalkärmere Thonerde zurückbleibt. Dass derartige Reactionen
eintreten, geht ganz deutlich aus der Arbeit Candlot's
hervor. Wird aber die Möglichkeit einer derartigen Zersetzung zugegeben, dann
erklärt sich die Bildung der Verbindung Al2O33CaO, 3CaSO4 auch
aus einem niedrigen Kalkaluminat ganz von selbst. Jedenfalls spricht für die Ansicht
des französischen Autors der Umstand, dass sowohl er, als Michaëlis die Verbindungen in krystallisirtem Zustande
isolirt haben, während Schott die entsprechende
Verbindung aus Al2O32CaO noch nicht hergestellt hat.
Welche Zusammensetzung nun auch den Sulfoaluminaten, die das Gypstreiben veranlassen,
zukommen mag, von bedeutendem Werth für unsere Erkenntniss ist die Thatsache, dass
derartige Verbindungen existiren, und glücklich muss jedenfalls die Idee Candlot's genannt werden, dass in der Bildung
derartiger Verbindungen und der damit verbundenen Wasseraufnahme die Ursache der
nachträglichen Volumvergrösserung zu suchen sei, die das Gypstreiben bedingt.
Wirkung der Magnesia.
Die Frage, welche Wirkung die Magnesia im gebrannten Cement
äussere, hat erhöhtes Interesse gewonnen und eine Reihe von Arbeiten und
Meinungsäusserungen zur Folge gehabt. Dyckerhoff's seit
1887 über diesen Gegenstand angestellte Untersuchungen haben ihn zu dem Ergebnisse
geführt, dass Portlandcement nicht erheblich mehr als 3 Proc. Magnesia enthalten
dürfe. (Vgl. darüber 1891 281 165.)
Hierauf wurde auf Antrag Dr. Arendt's – Lauffen die Magnesiafrage zur weiteren Prüfung einer
Commission übergeben, welche sich 1890 dahin einigte, dass von jedem seiner
Mitglieder eine Reihe von magnesiahaltigen Cementen zur Untersuchung gebracht werden
sollen. Für den Gang der Untersuchung waren die folgenden Punkte als maassgebend zu
betrachten:
„Die Cemente sollen annähernd 3, 4, 5, 6 und 8 Proc. MgO enthalten, sowie
denjenigen Magnesiagehalt, welchen die betreffenden Materialien ohne
dolomitischen Zusatz ergeben. Es sollen zwei Versuchsreihen gemacht werden; in
der ersten soll das Verhältniss von Silicat zu Kalk etwa 1 : 1,85 sein; in der
zweiten soll bei demselben Verhältniss (Coefficienten) die Magnesia den Kalk
ersetzen, so dass also das Verhältniss von Silicat zu Kalk + Magnesia etwa 1 :
1,85 ist. Der Brand soll im Probirofen oder, wenn möglich, im Grossen
(Fabrikbetrieb) erfolgen. Sowohl Rohmaterial als auch Cement sollen so gemahlen
werden, dass auf einem Sieb von 1600 Maschen kein Rückstand bleibt. Von den
Cementen sind Muster von mindestens 1 k aufzubewahren. Es sollen angefertigt
werden: Zugproben nach den Normen: 1 Cement: 3 Sand (eventuell auch reine
Proben) für 1 Woche, 4 Wochen, 6 Monate, 1, 2, 3, 4, 5 Jahre unter Wasser,
ferner Prismen von 10 cm Länge und 5 qc Querschnitt zur Bestimmung der
Ausdehnung mit dem Bauschinger'schen Apparat,
sowohl aus reinem Cement als aus der Mischung 1 Cement: 3 Sand in denselben
Altersstufen. Das specifische Gewicht der frisch gebrannten Cemente soll
ebenfalls bestimmt werden und ebenso die Volumbeständigkeitsprobe nach den
Normen stattfinden. Die Prüfung der Cemente mit dem Dr. Erdmenger'schen Hochdruck-Kochapparat ist erwünscht.“
Die Magnesiafrage kam dann in den Verhandlungen des Vereins deutscher
Portlandcement-Fabrikanten in den Jahren 1892, 1893 und 1894 wieder zur Sprache.
In der 16. Generalversammlung dieses Vereins theilte Dyckerhoff mit, dass die Commission am 24. Februar 1893 zum zweiten Mal
wieder zusammengetreten war. Der nach längeren Erörterungen von dieser Commission
gefasste Beschluss lautet folgendermaassen: Es ist der Generalversammlungzu berichten, dass auf
Grund der bisherigen, auf einen Zeitraum von 2 Jahren ausgedehnten Versuche bei
einem Magnesiagehalt bis zu 5 Proc. im gebrannten Cement schädliche Wirkungen nicht
zu erkennen waren; dasselbe Verhalten zeigten innerhalb dieses Zeitraumes aus dem
Handel aufgekaufte Portlandcemente mit demselben Magnesiagehalt. Unterzeichnet von
den Herren Dyckerhoff, Schiffner, Dr. Erdmenger, Schott, Blumenthal und Arendt.
Dyckerhoff hebt zur Rechtfertigung seines früheren
Standpunktes hervor, dass die bis jetzt von der Commission angestellten Versuche
sich auf 1 bis 2 Jahre erstrecken, während seine eigenen, früher angestellten
Versuche erwiesen haben, dass Magnesiacemente mit 4 bis 5 Proc. MgO von 1 Jahr
angefangen einen Stillstand oder Rückgang der Festigkeit und bis zu 5 Jahren eine
gesteigerte Ausdehnung erleiden, während normaler Portlandcement nach 2 Jahren sich
nicht weiter ausdehnt. Man kann aus der kurzen Beobachtungsdauer eben noch keinen
Schluss auf das spätere Verhalten der Cemente ziehen.
Arendt hebt hervor, dass die übertriebene Furcht vor den
schädlichen Wirkungen der Magnesia bei den Consumenten eine Gefahr für den Betrieb
einzelner Fabriken in sich berge; so habe eine staatliche Baubehörde die Grenze des
zulässigen Magnesiagehaltes auf 2 Proc. festgesetzt, obgleich alle bisherigen
Untersuchungen erwiesen haben, dass ein Gehalt von 3 Proc. MgO vollkommen
unschädlich sei.
Ein ähnlicher Fall wird von Prüssing angeführt.
Grauer zeigt Cementproben von den Jahren 1865 und 1867,
von denen eine 4,57 und eine andere 5,07 Proc. MgO enthält, die, im feuchten
Gartenboden gelegen, sich vollkommen gut erhalten haben.
Dyckerhoff bemerkt dazu, dass Cemente sich wohl
ausdehnen können, ohne Risse zu bekommen.
Dr. Kosmann spricht seine Ansichten aus über die
Stellung der Magnesia und des Kalkes im Portlandcement. Er hält es unter anderem
nicht für zutreffend, wenn man sagt, dass die Magnesia im Cement einen mehr oder
weniger inerten Körper darstelle.
Schott bestätigt diese Anschauung; er hat aus reiner
Kieselsäure und Magnesia das Orthosilicat Mg2SiO4 hergestellt. Diese Mischung sintert im Feuer sehr
gut, ähnlich dem Portlandcement; die gesinterte Masse bindet jedoch mit Wasser nicht
ab und bleibt breiartig. Schott ist der Ansicht, dass
die Magnesia im Portlandcement einen Theil der Kieselsäure binde (vgl. Erdmenger's Ausführungen weiter unten). Diese
Anschauung stimmt auch mit der von Le Chatelier
überein, der das Verhältniss:
\frac{\mbox{SiO}_2+\mbox{Al}_2\mbox{O}_3+\mbox{Fe}_2\mbox{O}_3}{\mbox{CaO}+\mbox{MgO}}=\frac{1}{2,5}
setzt.
Nach weiteren Debatten wird von der Versammlung der folgende Antrag angenommen:
„Die Versammlung nimmt davon Kenntniss, dass die Magnesia-Commission
ermittelt hat, dass ein Gehalt von 5 Proc., Magnesia in gebranntem Cement nach
2jähriger Untersuchungsdauer zu keinerlei Bedenken Anlass gibt, und schliesst
sich dieser Ansicht an.“
Dagegen wird der zweite Theil des Antrages: „Insonderheit stellt die Versammlung
fest, dass eine höhere Werthschätzung von Cementen, die einen geringeren
Magnesiagehalt haben als andere, so lange die zulässige Maximalgrenze von
vorläufig 5 Proc. nicht überschritten wird, nicht gerechtfertigt erscheint,“
mit überwiegender Mehrheit abgelehnt.
Auch in der 17. Generalversammlung (1894) wurde ein ähnlich lautender Beschluss
der Magnesia-Commission, ohne Verlesung des betreffenden Protokolls, vorgetragen:
„Die Commission hält nach ihren Versuchen, welche sich zum geringen Theil bis
auf 3 Jahre erstrecken, eine schädliche Wirkung der Magnesia bis zu 5 Proc. im
gebrannten Cement auch bis jetzt nicht erwiesen. Die Versuche werden weiter
fortgesetzt.“
Ueber den gleichen Gegenstand liegt auch eine Broschüre von Dr. Erdmenger-Hannover vor: Bericht
über die Untersuchungen betreffend die Wirkung der Magnesia im Portlandcement
laut Beschluss der sogen. Magnesia-Commission. Verfasser bemerkt zunächst,
dass die Beschaffenheit eines Cementes sich lediglich nach dem basischen
Coëfficienten Säure: Kalkoxyd richtet, nicht nach dem Coëfficienten Säure: Kalkoxyd
und Magnesia.
Beim Cement der Zusammensetzung:
CaO
46
Proc.
MgO
23
„
SiO2
21
„
30 Proc.
R2O3
9
„
ist z.B. das Verhältniss
\frac{\mbox{CaO}}{\mbox{SiO}_3+\mbox{R}_2\mbox{O}_3}=1,53,
dagegen das Verhältniss
\frac{\mbox{CaO}+\mbox{MgO}}{\mbox{SiO}_2+\mbox{R}_2\mbox{O}_3}\=2,30,
der Charakter des Cementes entspricht aber ganz und gar dem Verhältniss 1,53, d.h.
er ist hochthonig und zerfallend.
Nach Ansicht des Verfassers ist die Magnesia ganz ohne Einfluss auf den
augenblicklich bestehenden Charakter des Cementes, wie etwa der Sand, und nicht etwa
als wirksame Base dem Kalk gleichzusetzen. Sie ist zunächst todt gebrannt und wird
erst lange nachher wieder lebendig. Verfasser kritisirt auch die Formel Le Chatelier's:
Aequivalent
\frac{\mbox{CaO}+\mbox{MgO}}{\mbox{SiO}_2+\mbox{R}_2\mbox{O}_3}\,\leq\,3,
in welcher die Magnesia ausgestochen werden müsse.
Es stellte sich ferner heraus, dass das Mischungsverhältniss
\frac{\mbox{CaO}}{\mbox{Säure}}=1,85 weniger günstige
Resultate ergab, als das Verhältniss
\frac{\mbox{CaO}}{\mbox{Säure}}=1,93. Es wurde deshalb der
Coëfficient 1,93 beibehalten.
Von den Cementen wurden die Nr. 1, 4, 7, 10, 13 analysirt, die Zusammensetzung der
Zwischenstufen danach berechnet. (Siehe die erste Tabelle auf S. 143.)
Cement-Nr.
Zugfestigkeiten bei 1 Cement : 3 Sand nach
denNormen eingeschlagen, in k/qc nach
Der CemententhieltMagnesia
1 W.
4 W.
13 W.
25 W.
50 W.
90 W.
k/qc
k/qc
k/qc
k/qc
k/qc
k/qc
Proc.
1)
18,0
22,5
–
26,3
34,1
37,8
0,8
2)
15,5
23,4
–
28,0
33,0
36,1
3,8
3)
14,8
20,0
28,3
29,7
30,5
33,1
4,1
4)
14,3
20,1
22,8
25,8
28,3
32,4
4,6
5)
13,5
19,4
–
27,3
29,6
31,0
5,0
6)
13,6
16,9
21,5
25,8
32,0
31,3
5,7
7)
11,0
18,5
22,0
27,0
32,7
30,4
6,4
8)
17,6
20,8
30,0
30,5
29,8
26,0
7,6
9)
11,0
16,5
–
20,8
22,5
20,0
9,1
10)
11,2
15,0
14,5
18,0
22,3
18,3
11,5
11)
14,0
17,5
21,3
22,5
19,4
16,8
13,2
12)
12,1
14,8
18,8
16,6
15,0
13,0
15,4
13)
9,0
12,4
13,2
16,1
13,0
11,4
19,2
14)
6,0
10,0
13,0
14,1
11,1
8,4
23,3
beginntzutreiben
Nr. 1
Nr. 4
Nr. 7
Nr. 10
Nr. 13
63,5 CaO 0,8 MgO23,1 SiO210,1 R2O3
61,4 CaO 4,6 MgO22,4 SiO2 9,6 R2O3
60,0 CaO 6,4 MgO22,0 SiO2 9,2 R2O3
57,0 CaO11,5 MgO20,8 SiO2 8,7 R2O3
52,0 CaO19,2 MgO19,0 SiO2 8,0 R2O3
Basischer Coefficient
\frac{\mbox{CaO}}{\mbox{Säure}} =Basischer
Coefficient \frac{\mbox{CaO}+\mbox{MgO}}{\mbox{Säure}}
=
1,911,94
1,922,06
1,9552,13
1,932,32
1,922,64
Die specifischen Gewichte wurden nach 1 Jahr langem Liegen bestimmt. Dieselben
zeigen ein Aufsteigen bei schliesslich stark steigendem Magnesiagehalt.
Die Dehnung der Stäbe von 100 mm Länge und 5 qc Querschnitt war die in den nächsten
Tabellen folgende.
Die in Wasser liegenden Prismen zeigten im Allgemeinen, je länger sie lagen, um
so mehr Dehnung. Fehlerquellen sind hier leicht möglich durch Verkrümmung der Stäbe,
ferner durch ungleiche Consistenz des Mörtels und ungleiche Art des
Einschlagens.
I. In Wasser.
Sämmtliche Zahlen sind hier +-Zahlen.
Textabbildung Bd. 294, S. 143
Cement-Nr; Bei reinem Cement; Bei
Mischung von 1 Cement: 3 Sand; Nach 50 Woch; Nach 90 Woch; Nach 4 Woch; Nach 13
Woch; Nach 25 Woch; Nach 50 Woch; Nach 90 Woch.
II. An Luft.
Bis zu 90 Wochen waren hier sämmtliche Zahlen –-Zahlen.
Textabbildung Bd. 294, S. 143
Cement-Nr; Bei reinem Cement; Bei 1
Cement: 3 Sand; Nach 25 Woch; Nach 50 Woch; Nach 90 Woch; Nach 4 Woch; Nach 13
Woch; Nach 25 Woch; Nach 50 Woch; Nach 90 Woch; * Von Nr. 1 ist für 1 Cement : 3
Sand aus Versehen die Luftprüfung der Stäbe unterbliebet.
Aus den Zahlen über Lufterhärtung lässt sich wenig Sicheres über das spätere
Verhalten der Cemente schliessen; sie zeigen sämmtlich Schwindung. Je grösseren
Sandzusatz man einem Magnesiacement ertheilt, um so grössere Gewähr hat man für
dessen spätere Haltbarkeit.
(Schluss folgt.)