Titel: | Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement. |
Autor: | R. Zsigmondy |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 163 |
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Ueber die Untersuchung und das Verhalten von
Cement.
(Schluss des Berichtes S. 137 d. Bd.)
Ueber die Untersuchung und das Verhalten von Cement.
Verfasser hat ferner dieselben Cemente der Prüfung nach seiner bekannten
Hochdruckdampfmethode unterworfen. Die Versuche ergaben nach 3tägiger Erhärtung beim
Zerreissen nach 6stündigem Kochen die folgenden Festigkeitszahlen:
Cement-Nr.
Bei 3 at
Bei 6 at
Bei 10 at
Bei 20 at
k
k
k
k
1) Mit 0,8 Proc. MgO
12,0
20,0
27,5
32,3*
2) „ 3,8 „ MgO
10,0
18,0
33,0**
23,5
4) „ 4,6 „ MgO
9,0
17,0
28,0
23,0
6) „ 5,7 „ MgO
9,0
14,0
18,5***
schon starkangekocht
7) „ 6,4 „ MgO
6,0
11,5
schon an-gekocht, anden
KantenRisse
zerkochtund mürbe
9) „ 9,1 „ MgO
schon stär-kere Rise
schon stär-ker ange-kocht
zerkochtund
starkgequollen
stark
ge-quollen,ganz zer-kocht undmürbe
10) „ 11,5 „ MgO
starke Risse
gequollenund mürbe
11) „ 13,2 „ MgO
stark ge-quollen
zerkochtund
starkgequollen
12) „ 15,4 „ MgO
stark ge-quollen undzerkocht
13) „ 19,2 „ MgO
desgl. wieNr. 12
* Auch Reinprobe noch ganz intact mit 47 k Festigkeit.
** Reinprobe schwach angekocht, doch noch 36 k Festigkeit.
*** Reinprobe stärker angekocht, mürbe.
Die Hochdruckdampfmethode gibt demnach ein Mittel ab, sich in kurzer Zeit über das
spätere Verhalten der Cemente zu orientiren.
Verfasser schlägt auf Grund seiner Versuche vor:
1) Dass neben der gewöhnlichen Normenprüfung auch die Hochdruckdampfprobe gemacht
wird als Vorprobe, welche viel schneller ein klares Resultat ergibt als irgend eine
andere Prüfung. Alle Cemente, welche nach Normenmanier bei 1 Cement: 3 Sand
eingeschlagen werden, müssen nach 6stündigem Kochen bei 10 at (3 Tage nach dem
Anmachen in den Apparat gegeben) nicht unter 16 k/qc halten. Als Nebenprobe kann man noch
aufnehmen, dass die Reinproben bei 3 at Druck noch kein eigentliches Treiben und
Erweichen ergeben dürfen. Die Hochdruckdampfprobe soll also hier zunächst
entscheiden.
2) Für die analytische Feststellung der MgO-Menge soll für Preussen die kgl.
Bergakademie in Berlin die entscheidende Instanz sein, und für die Feststellung des
Hochdruckdampfresultates die kgl. Prüfungsstation in Charlottenburg.
Diese Vorschläge wurden in der 16. Generalversammlung des Vereins deutscher
Portlandcement-Fabrikanten besprochen, ebenso wie auch ein Vorschlag des Capitän Maclay, die Cemente bei einer Temperatur von 195 bis
200° F. zu prüfen, wurden aber, ebenso wie der letztere, von der Versammlung nicht
angenommen.
Als Anhang zu seiner Magnesia-Broschüre bringt Erdmenger einen endgültigen
Beweis für die Treibwirkung der Magnesia im Portlandcement. Es ist
neuerdings wieder die Frage aufgeworfen worden, ob nicht die zugeschlagene Magnesia,
die den Antheil an basischen Oxyden erhöhe, das Treiben verursache, ob diejenige
Magnesia, welche äquivalente Kalkmengen ersetzt, nicht unschädlich sei. Dass
Magnesia den Kalk im Portlandcement auch nicht theilweise zu ersetzen im Stande sei,
ist schon weiter oben ausgeführt worden. Eine von Schott neuerdings gemachte Annahme ist die, dass MgO anfangs todt, also
unwirksam sein könne, später aber ihre chemische Wirkung wieder erlange und dann als
stärkere Base gegenüber dem CaO auftrete, Magnesiasilicat bilde und entsprechende
Mengen Kalk frei mache und letzterer die nachträglichen Treiberscheinungen
veranlasse. Auch andere Forscher schreiben alles Treiben dem Kalke zu, so Le Chatelier und Candlot.
Dass dem nicht so sei, soll durch die folgenden Versuche erwiesen werden:
Reiner Magnesit wurde bei starker Cementsintertemperatur gebrannt. Das specifische
Gewicht der erhaltenen Magnesia stellte sich auf 3,43. Es wurden durch Kochen dieses
Magnesiapulvers in Wasser bei gewöhnlichem Luftdruck, also bei 100° C., eine Reihe
hydratisirter Magnesiamodificationen hergestellt, wobei die Magnesia nach
vorherigem, jedesmaligem starken Trocknen nach jeder wiederholten Kochperiode sich
als immer specifisch leichter und zartpulveriger werdend herausstellte, in dem
Grade, als sie Wasser aufnahm, dasselbe chemisch bindend. Nach etwa 1wöchentlichem
Kochen war immer erst ein Wässerungsgrad von etwa ⅔ Aequivalent Wasser erreicht auf
1 Aequivalent MgO. Es wurde daher noch eine andere Menge im Hochdruckdampfapparat
gekocht, und man erzielte da bereits bei 5 at nach 8 Stunden und bei 10 at nach 4
Stunden, bei 15 at nach 2 Stunden und bei 25 at bereits nach 1stündigem Kochen die
volle bezieh. fast vollständige Hydratisation der Magnesia. Es wurden nun von jeder
Modifikation einem guten tadellosen Portlandcement je 20 Proc. des Magnesiapulvers
bezieh. der Magnesiahydrate zugemischt, und zwar von letzteren stets eine solche
Menge, dass nach Abzug des aufgenommenen Wassers noch
20 Gew.-Th. reine, wasserfreie Magnesia auf je 100 Gew.-Th. Portlandcement kamen.
Während die Hydratisation sich beim Ablöschen von Aetzkalkpulver auf einmal sogleich
bis zu seinem Endstadium vollzieht und da sofort zartestes, puderartiges Pulver
liefert, durchläuft die gleiche Hydratisation der stark geglühten Magnesia, selbst
bei schon 100gradigem Kochen, erst nach und nach alle die die Magnesia mehr und mehr
auflockernden Phasen, wenn man nicht den beschleunigten Weg des Kochens bei Wasser
von 150 bis 200° und darüber einschlägt und so den Process dann auch bis auf das
kürzeste Zeitminimum forcirt. Bei gewöhnlicher Temperatur kann der
Hydratisationsprocess womöglich Jahre dauern.
Es wurden ferner zu 100 Th. Cement 20, 10 und 5 Th. CaO in Form von Kalkhydratpulver
zugegeben und auch diese Mischungen der Hochdruckdampfprobe unterworfen. Die
Resultate dieser Versuche finden sich in der nächstfolgenden Tabelle
zusammengestellt.
Es ergibt sich daraus zunächst, dass die Magnesia um so geringere Wirkung auf das
Verhalten des Cementes ausübt, je mehr sie hydratisirt ist, je weniger ihr
specifisches Gewicht von vornherein beträgt, je mehr ihr also von vornherein die
Möglichkeit genommen ist, durch weitere Wasseraufnahme ihr Volumen nachträglich zu
vergrössern. Ferner zeigt sich, das abgelöschter Kalk nicht die Eigenschaft hat, den
Cement in einen Kalktreiber zu verwandeln, und endlich geht aus den Versuchen
hervor, dass die nachtheilige Wirkung der Magnesia nicht darin gesucht werden kann,
dass dieselbe Kalk frei macht; denn. wenn letzteres der Fall wäre, so müsste
Magnesiahydrat die gleiche Wirkung äussern.
Die Magnesiafrage wurde in Deutschland bekanntlich aufgerührt, veranlasst durch die
enorm treibenden Eigenschaften des am Justizpalast in Cassel verwendeten Cementes.
Schott hat nun diesen Cement näher untersucht und
gefunden, dass derselbe aus einem natürlich vorkommenden Kalkstein ohne vorherige
innige Mischung des Rohmaterialshergestellt wurde. Der betreffende Kalkstein enthält
erbsengrosse Stücke von Kalkspath eingestreut, und es ist erklärlich, dass solches
Material, wenn es direct gebrannt wird, zu Treiberscheinungen Veranlassung gibt.
Ueber das Verhalten der Magnesiacemente in der Praxis
von F. Kawalewski (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 451 und 576). Verfasser hat die
Eigenschaften magnesiahaltiger Cemente durch mehrere Jahre beobachtet und stellt die
Resultate seiner Beobachtungen in einer Abhandlung zusammen. Das Verhalten der
einzelnen Cemente wird besprochen nebst Angabe der chemischen Zusammensetzung der
betreffenden Cemente.
In der folgenden Tabelle sind die Resultate der Untersuchung übersichtlich
zusammengestellt:
Probe
MgOinProc.
\frac{\mbox{CaOMgO}}{\mbox{Al}_2\mbox{O}_3\mbox{Fe}_2\mbox{O}_3\mbox{SiO}_2}
\frac{\mbox{SiO}_2}{\mbox{Al}_2\mbox{O}_3}
Darrprobe
Beobachtungen
I
26,0
3,13
1,86
treibt sehrwenig
Probestücke zeigten nach 4 Jahren un- bedeutende
Risse.*
II
20,0
2,15
1,18
desgl.
Desgl.
III
1,8
2,35
1,40
treibt stark;90 Tage
alteWasserprobezerfiel beimDarren
Nach 1 Jahr starke Risse. Festigkeit gering; nach 8
Jah- ren Zusammenhang noch vorhanden.
IV
17,0
1,81
1,49
treibt nicht
Nach 10 Jahren voll- ständig intact und hart. Mit der
Lupe kein Risschen zu entdecken.
V
17,3
1,84
1,63
treibt wenig
Nach 3 Jahren rissig. Risse bis 8 Jahre zunehmend.
Nach 10 Jahren haben sich dieselben
nicht vergrössert.
VI
18,5
2,50
3,99
treibt stark
Nach 8 Jahren voll- ständig zerklüftet, nur die
grösseren Stücke zeigen noch wenig Zusammen- hang.
VII
–
1,92
2,27
volum-beständig
Nach fast 10 Jahren noch ganz gut
* Ein nachträgliches Treiben ist in Folge des
\frac{\mbox{CaOMgO}}{\mbox{Al}_2\mbox{O}_3\mbox{Fe}_2\mbox{O}_3\mbox{SiO}_3}
Werthes als wahrscheinlich vorauszusagen; dass es bisher nicht eintrat, ist wohl dem
sehr scharfen Brennen zuzuschreiben.
Aus dem Verhalten der untersuchten Cemente schliesst Verfasser, dass die
Zerstörungsursache der Cemente nicht auf den Gehalt an Magnesia, sondern vielmehr
auf die chemische Zusammensetzung der ersteren zurückzuführen ist
Textabbildung Bd. 294, S. 165
Der Portlandcement enthält;
Glühverlust der hydratisirten Magnesia; Das Magnesiapulver wiegt lose eingefüllt
pro Liter; MgO; vom spec. Gew; Der Portlandcement ohne Magnesiazumischung
enthält 0,7 Proc. MgO; Der Portlandcement enthält CaO in Form von ganz
abgelöschtem Kalk; Vier bekanntere Portlandcementmarken zeigten folgendes
Verhalten:; Zwei ungewöhnlich vorzügliche Marken zeigten folgendes Verhalten;
Absolute Festigkeit in k/qc; Gekocht bei 5 at oder 150° C; Reiner Cement; 1 Cem.
: 3 Sand; Gekocht bei 10 at oder 18° C.; Gekocht bei 20 at oder 215° C.
Einwirkung von Seewasser und anderen
Flüssigkeiten auf Cement.
M. J. Powers theilt Beobachtungen über die Erhärtung von Cement beim Anmachen mit Salzwasser mit
(Engineering News, 1891 S. 481). Verfasser kommt zu
dem Resultate, dass Salzlösungen die Erhärtung innerhalb der ersten Wochen zwar
beschleunigen, die Festigkeit der mit Salzwasser angemachten Cementproben aber
später bedeutend hinter derjenigen der mit Süsswasser angemachten Cementproben
zurückbleibt.
Wirkung des Seewassers auf Portlandcement von Dobrynski (Thonindustrie-Zeitung, 1892 S. 64). Verfasser verwendet einen Cement mit
23 Proc. SiO2, 64 Proc. CaO, 11,5 Proc. Fe2O3, Al2O3 und 0,15 Proc.
SO3 und beobachtet die Abbindezeit und Art der
Erhärtung, wenn der Cement mit verschieden concentrirten Salzlösungen angemacht
wird.
Die Resultate der Beobachtungen sind in nachstehenden zwei Tabellen zusammengestellt.
Von Interesse ist das Verhalten der Chlorbariumlösungen, die eine Erhöhung der
Zugfestigkeit veranlassen, wahrscheinlich in Folge einer chemischen Umsetzung, die
zur Bildung von Bariumsilicat Veranlassung gibt.
Schumann sprach in der 15. Generalversammlung über den Einfluss verschiedener Flüssigkeiten auf die
Erhärtung der Portlandcementmörtel. Normengemäss hergestellte Probekörper,
1 Cement: 3 Sand und 1 Cement: 1 Sand, wurden in Erdöl, Vulkanöl und Rüböl gebracht
und in gewissen Zeitabständen auf Festigkeit geprüft. Die Resultate der Untersuchung
sind übersichtlich in einer Tabelle zusammengestellt. Es zeigte sich, dass die
Probekörper in Wasser am besten erhärten, dann folgt Erdöl, dann Vulkanöl und
schliesslich Rüböl, in welchem die Probekörper theilweise zerstört wurden; es ist
dies leicht verständlich, da Rüböl in der Weise auf Cement einwirken kann, dass eine
Kalkseife gebildet wird, welche Reaction die Erweichung undunter Umständen auch die
Zerstörung der Cemente herbeiführen kann. Es ergab sich im Allgemeinen, dass die
dichteren Proben dem Einflusse der Oele besser widerstanden, als die weniger dichten
Proben. Aehnliche Beobachtungen wie an den Oelen wurden auch an den Abwässern einer
Färberei gemacht. Auch die Einwirkung zweier Mineralwässer wurde studirt. Die beiden
Wässer verhielten sich bei gewöhnlicher Temperatur fast so wie Brunnenwasser,
dagegen wirkte das Wiesbadener Kochbrunnenwasser bei 55° entschieden kräftigend auf
die Erhärtung der Cementmörtel, deren Zugfestigkeit (1 : 3) nach 1jährigem Liegen in
solchem Bade auf 41 k/qc gestiegen war, in gewöhnlichem Wasser der gleichen Temperatur dagegen
nur auf 33,3 k/qc.
Tabelle I.
Die zur Erlangung der
Normalconsistenzerforderliche Wassermenge
Beginn des Erhärtens
Bindezeit
Reiner Cement
28 Proc. Wasser
5 Minuten
12 Minuten
Zusatz von Procent
1
2
3
4
6
1
2
3
4
6
1
2
3
4
6
M.
St. M.
St. M.
St. M.
St. M.
M.
St. M.
St. M.
St. M.
St. M.
Chlormagnesium
28
29
29
30
30
8
0 12
0 23
0 55
3 00
29
0 35
0 55
1 15
4 20
Chlorbarium
29
30
31
32
33
15
1 20
2 30
4 40
6 40
45
2 5
3 30
5 40
9 40
Chlornatrium
28
29
29
30
31
12
0 18
1 20
1 50
3 40
32
1 5
1 40
2 30
5 30
Chlorammonium
28
29
29
30
30
15
0 15
0 30
1 10
3 20
31
0 45
1 25
1 40
1 30
Tabelle II.
Zugfestigkeit in k/qc
nach 7 Tagen
nach 28 Tagen
Cement und 3 Th. Sand ohne Zusatz
9,75
12,83
Cement und 3 Th. Sand mit Zusatz Proc.
1
2
3
4
6
1
2
3
4
6
Chlormagnesiumlösung
11,0
10,85
11,0
9,25
8,7
13,7
13,5
13,5
11,5
10,5
Chlorbariumlösung
10,5
10,5
12,6
12,7
13,3
13,5
13,5
14,7
14,7
15,2
Chlorammoniumlösung
10,5
10,25
9,0
8,7
8,5
12,7
12,7
12,0
11,5
10,7
Chlornatriumlösung
10,75
10,5
10,0
9,7
8,6
13,0
13,0
12,7
11,5
11,0
Volumänderungen, Verhalten bei
Frostwetter, Litteratur.
Ueber Schwindrisse im Cementmörtel. F. Kawalewski
beschreibt eingehend die Schwindrisse bei Plattenproben und ihre
Unterscheidungsmerkmale von den Treibrissen. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 96.)
Zur Bestimmung der Haftfestigkeit des Cementes soll man
nach W. Michaëlis den Mörtel nicht einschlagen, sondern
mit einem höheren Wasserzusatz anmachen, als plastischen Mörtelbrei auffüllen und
nur andrücken und abstreichen.
Dr. Tomeï macht darauf aufmerksam, dass die Bemerkung im
Buche Portlandcement und seine Anwendung im Bauwesen:
„Der gelagerte Cement bindet immer langsamer ab als der
frische“, in dieser Allgemeinheit ausgesprochen, unrichtig sei. (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 893.)
Verfasser führt eine Reihe von Cementen an, welche anfangs langsam binden, nach 2 bis
3 Monaten schneller bindend werden und dann nach 9 bis 12 Monaten Lagerung wieder
langsam abbinden. Durch Gypszusatz lässt sich dieses Rascherwerden nicht vollständig
vermeiden. (Vgl. Candlot weiter oben.)
Uebereinstimmend mit Candlot fand ferner der
Verfasser, dass, wenn Cement mit angefeuchtetem Sand gemischt wird, 10 Minuten damit
liegen gelassen und schliesslich mit dem Rest des Wassers angemacht wird, er
langsamer abbindet, als wenn man auf einmal die ganze Wassermenge hinzusetzt. Als
Beispiel möge der folgende Versuch angeführt werden:
Der Cement band rein in 8 Minuten ab.
1) Mit 13 Proc. Wasser und 3 Th. Normalsand band er in 15 Minuten und ergab:
Zugfestigkeit nach
7 Tagen
28 Tagen
5 Monaten
10,9 k
16,6 k
23,0 k
2) Der Normalsand mit 3 Proc. Wasser angefeuchtet und mit dem Cement gemischt, sodann
10 Minuten liegen gelassen und dann mit den noch fehlenden 10 Proc. Wasser gemischt.
Dieser Mörtel band erst nach 2¼ Stunden und zeigte dieselbe Festigkeit wie 1):
Zugfestigkeit nach
7 Tagen
28 Tagen
5 Monaten
11,8 k
16,7 k
23,4 k
Langsam bindender Cement ist gegen diese Behandlung unempfindlich.
Verfasser bespricht ferner das Verhalten des Portlandcementes bei längerer Erhärtung
im Freien.
Als Ergänzung der vorjährigen Veröffentlichung machte Dr. Tomeï in der heurigen Generalversammlung noch einige Mittheilungen über
die Fortsetzung seiner Versuche. Zug- und Druckfestigkeit stehen nach Verfasser in
einem grossen Missverhältniss; wir nehmen für das Verhältniss Zug: Druck die Ziffern
1 : 8 und 1 : 9 an, aber dieses Verhältniss geht bei manchen Handelscementen
herunter bis auf 1 : 6,6.
In folgender Tabelle ist die Schwindung von Betonmischungen bei verschiedenem
Sandzusatz angeführt:
Schwindung in Procenten der Länge beim Erhärten in der Luft
von verschiedenen Mischungsverhältnissen.
Mischungsverhältniss
Erhärtungsdauer
7 Tage
28 Tage
90 Tage
180 Tage
360 Tage
Alles minus
1 Cement A + 0 Sand
0,026
0,093
0,118
0,194
0,260
1 „ A + 1 „
0,037
0,052
0,087
0,093
0,160
1 „ A + 0 „
0,035
0,030
0,065
0,070
0,130
1 „ A + 3 „
0,025
0,035
0,060
0,065
0,125
1 „ A + 6 „
0,025
0,025
0,045
0,057
0,100
Es ergibt sich daraus, dass die Schwindung ganz stufenweise mit dem Sandzusatze
abnimmt; eine Bestätigung der von Dyckerhoff öfter
ausgesprochenen Ansicht.
Es zeigt sich ferner, dass nach 1 Jahre abwechselnder Beanspruchung verschiedener
Probekörper durch Luft und Wasser stets Schwindung eingetreten ist.
Bei denjenigen Probekörpern, welche die ersten 90 Tage im Wasser und dann abwechselnd
je 14 Tage in Luft und Wasser erhärteten, ist beim reinen Cement ein Schwinden von
0,063 Proc. festzustellen, während derselbe Cement, nur im Wasser erhärtend, eine
Dehnung von 0,015 Proc. noch zeigt. Die zugehörigen Sandproben 1 : 3 zeigten
ebenfalls ein grösseres Schwinden bei der abwechselnden Beanspruchung (– 0,134
Proc.), als nur bei der Erhärtung im Wasser (– 0,062 Proc.).
Bei den Körpern, die zunächst 90 Tage an der Luft und dann abwechselnd in Wasser und
Luft erhärteten, ist das Endergebniss nach 1 Jahr fast gleich. Dasselbe betrug bei
reinem Cement bei der abwechselnden Beanspruchung – 0,225 Proc., bei nur
Lufterhärtung – 0,246 Proc. Die zugehörigen Normenproben 1 : 3 ergaben im ersten
Falle – 0,150 Proc., im letzteren – 0,136 Proc. Also in beiden Fällen fast
dasselbe.
Die hydraulischen Bindemittel Norddeutschlands bespricht
Regierungsbaumeister R. Kuntze. Verfasser spricht für
die ausgedehntere Verwendung von billigeren Cementen, die sich für viele Zwecke sehr
gut eignen, und namentlich dort, wo die hervorragenden Eigenschaften des
Portlandcementes nicht ausgenutzt werden, angewendet werden sollten. (Centralblatt der Bauverwaltung, 1892.)
H Möller, Professor in Braunschweig, berichtet in der
Deutschen Bauzeitung, 1893 S. 255, über
Betonproben, die bei Frostwetter mit einem von den Braunschweiger Cementwerken unter Mitbenutzung von granulirter Schlacke
hergestellten Cement angestellt wurden. Dieser Cement besitzt die Eigenschaft, nach
wenigen Minuten Bindezeit vom Wasser nicht mehr mechanisch aufgelöst zu werden; er
fühlt sich wie Thon fettig an und trotzt der auflösenden Wirkung des Wassers schon
während der ersten Minuten Bindezeit.
Die Versuche ergaben, dass sich unter Verwendung einer Mischung von 1 Vol.-Th.
Braunschweiger Cement, 4 Th. Kies und 5 Th. Ziegelbrocken selbst bei Temperaturen
bis zu 4° C. Kälte ein haltbarer Beton herstellen lässt, dessen Bruchfestigkeit bei
mittelgutem Ziegelmaterial etwa 15 k beträgt und bei gutem Einstampfen und
vorzüglichen Ziegeln noch mehr betragen dürfte.
Einige Worte über Cementlitteratur von Golinelli (Thonindustrie-Zeitung, 1893 S. 659). Verfasser führt die bekanntesten
Werke aus der Cementlitteratur an, spricht sein Urtheil über einige dieser Werke aus
und erwähnt unter anderem, dass es eine merkwürdige Erscheinung sei, dass Werke
von unanfechtbarem Werth, wie das von Michaëlis, Klose,
Feichtinger und Hauenschild, noch nicht in
Neubearbeitung erschienen sind, sondern sich in dem ehrwürdigen Alter von 10 bis 30
Jahren repräsentiren. Von neuen Werken sind zu erwähnen:
Tarmin, Cement und Kalk (Neubearbeitung von Gerstenbergk's „Cemente“) 1892.
Zwick, Hydraulischer Kalk und Portlandcement. (Neue
Auflage.) 1892.
Heusinger v. Waldegg, Die Kalk- und Cementbrennerei, II.
Theil. (Neue Auflage.) 1892.
Vom Verein deutscher Portlandcement-Fabrikanten wurde ferner ein Werk über Portlandcement und seine Anwendung im Bauwesen
herausgegeben.Berlin
1892. Wie schon aus dem Titel des Werkes hervorgeht, befasst sich
dasselbe hauptsächlich mit der Anwendung des Portlandcementes; wer in dem von den
Fabrikanten herausgegebenen Werke einiges über die Fabrikation des Cementes zu
finden hofft, wird das Buch wieder enttäuscht aus der Hand legen. Das Werk beginnt
mit einer recht interessanten historischen Einleitung, geht auf die Eigenschaften
und die Prüfung des Portlandcementes über und behandelt dann, wie schon erwähnt, mit
besonderer Ausführlichkeit und als Hauptgegenstand die Anwendung des
Portlandcementes.
Eingehend werden die Eigenschaften des Betons und dessen Verarbeitung erörtert, und
an ganzen Reihen von Beispielen wird gezeigt, in welcher Weise Betonbauten
zweckmässig zur Ausführung gelangen. Zahlreiche Abbildungen erleichtern das
Verständniss des Textes. Das Werk wird hauptsächlich Ingenieure interessiren und
diejenigen Unternehmer, welche beabsichtigen, Betonbauten ausführen zu lassen, oder
den Portlandcement in einer oder der anderen Form verwenden wollen.
Dr. R. Zsigmondy.