Titel: | Nachtrettungsapparat mit elektrischem Lichte für See- und Flusschiffe. |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 186 |
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Nachtrettungsapparat mit elektrischem Lichte
für See- und Flusschiffe.Zeitschrift für Elektrotechnik,
1894.
Nachtrettungsapparat mit elektrischem Lichte für See- und
Flusschiffe.
Von der Allgemeinen Elektricitäts-Gesellschaft in Berlin
wird ein Nachtrettungsapparat gebaut, der drei im Wasser liegende Leute mit
Ueberschuss an Auftrieb zu tragen vermag. Ueber seinem eigentlichen Schwimmkörper
steht auf einem starken Drahtgerüst ein Glühlicht, welches das Ernennen des
Apparates auf eine Entfernung von etwa 2000 m ermöglicht. Dieses Glühlicht wird
durch eine in dem Apparate untergebrachte Sammlerbatterie gespeist und entzündet
sich selbsthätig, sobald der an einer geeigneten Vorrichtung aufgehängte Apparat ins
Wasser fällt. Die Fallhöhe kann hierbei ganz beliebig sein, ohne dass eine
Beschädigung des Apparates zu befürchten wäre. Da die Sammelbatterie ihre Kraft 2
Monate lang ungeschwächt bewahrt und erst nach Ablauf dieser Zeit neu geladen werden
muss, so ist die Verwendung des Apparates nicht auf diejenigen Schiffe beschränkt,
welche Dynamomaschinen an Bord haben, sondern für alle Schiffe möglich.
Der Schwimmkörper des Apparates ist aus einer doppelten Lage wasserdichter Leinwand
hergestellt und mit Rennthierhaaren gefüllt; er kann jede beliebige Form und
Tragfähigkeit erhalten, z.B. auch so gestaltet werden, dass die zu Rettenden in
einer sackartigen Vertiefung des Apparates von diesem getragen werden. In einer mit
Holz ausgekleideten Kammer des Schwimmkörpers ist in einem doppelten Kasten eine
Sammelbatterie mit Gelatinefüllung untergebracht, welche die Glühlampe 6 Stunden
lang speist. Besondere Verschlüsse verhindern unwillkürliche Verschiebungen des
Sammlers innerhalb der Kammer und gestatten, denselben zum Laden leicht aus der
Kammer herauszuheben.
Die Glühlampe hat 16 Normalkerzen Lichtstärke und wird auf einem Metallteller durch
ein Gerippe von verzinnten Stahldrähten getragen, welches auch den Schwimmkörper
umfasst. Eine geschliffene Linsenglocke aus starkem Glase vermehrt die Leuchtkraft
der Lampe bis zu der angegebenen Leuchtweite und schützt dieselbe im Verein mit
einem Stahldrahtkorbe gegen Wellenschlag und Stösse. Innerhalb dieser Glocke sind
auch die Verbindungen der Zuleitungsdrähte mit der Lampe und deren selbsthätige
Ausschaltung angeordnet; letztere wird bei dem hängenden Apparat durch das Gewicht
des Schwimmkörpers bewirkt, während bei dem freifallenden und schwimmenden
Rettungsapparate vier kräftige Federn die Lampe selbsthätig in den Strom
einschalten.
Die Durchführung der Stromleitung durch den Deckelverschluss der Kammer für den
Sammler ist so angeordnet, dass sie über und unter diesem Deckel leicht gelöst
werden kann; es ist dadurch möglich, die Spannung des Sammlers jederzeit
festzustellen, ohne diesen aus dem Schwimmkörper oder den Apparat aus seiner
Aufhängevorrichtung herausnehmen zu müssen.
Alle stromführenden Theile sind sorgfältig isolirt, wobei aber Gummi, Guttapercha und
ähnliche Materialien, welche unter dem Einflüsse der Witterung spröde und brüchig
werden, nur da verwendet sind, wo sie durch besondere Einhüllung in Leder gegen
diesen Einfluss geschützt werden können. Zu diesen Dichtungen ist mitFett getränktes Leder
verwendet worden, das sich leicht auswechseln lässt. Die Metalltheile haben einen
schützenden Ueberzug erhalten. Die Holztheile wurden, um ein Rissigwerden oder
Werfen zu verhindern, den Witterungseinflüssen ganz entzogen.
An dem Schwimmkörper sind vier Greifringe befestigt, welche, neben dem
Rettungsapparate schwimmend, dem zu Rettenden das Erfassen erleichtern. Die
Aufhängevorrichtung für den Rettungsapparat ist so gestaltet, dass die Auslösung
derselben von beliebiger Stelle des Schiffes aus elektrisch oder am Aufhängeort
durch einen Handgriff erfolgen kann.