Titel: | Federschlagzeug für Webstühle. |
Autor: | Glafey |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 205 |
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Federschlagzeug für Webstühle.
Mit Abbildungen.
Federschlagzeug für Webstühle.
Eine in jeder Beziehung zuverlässig wirkende Schützenschlagvorrichtung ist für das
richtige Arbeiten eines jeden Webstuhles ein Haupterforderniss. Es sind deshalb auch
eine grosse Zahl von Vorschlägen gemacht worden, welche das vorgesteckte Ziel in
möglichst vollkommener Weise zu erreichen suchen. Diese Vorschläge beziehen sich
entweder auf eine Verbesserung der Picker, der Schlagriemen, Schlagstöcke u.s.w.
oder suchen das Abschleudern von Oel von der Treiberspindel zu verhindern u. dgl.
mehr, alle haben aber die an diesen Theilen auftretenden Abnutzungen,
Unregelmässigkeiten im Betrieb u. dgl. mehr bis jetzt nicht völlig beseitigt.
James Moss und Abraham Moss
in Hebden Bridge (County of York, England) wollen nun diese Uebelstände dadurch
völlig beseitigen, dass sie Picker, Schlagriemen, Schlagstöcke u.s.w. durch
Anwendung flacher, federnderStahlarme entbehrlich machen, welche, nach
vorangegangenem Spannen losgelassen, so kräftige Stösse ausüben, dass der Schützen
durch das Fach getrieben wird.D. R. P. Nr.
73386. Englisches Patent Nr. 8058/93. Diese federnden Schlagarme
sind mit ihrem oberen Ende an kurzen Querwellen befestigt, welche unter sich durch
eine Hebel verbin düng derart zusammenhängen, dass beim Ausschwingen der Querwellen
die Schlagarme in derselben Richtung vor- und rückwärts bewegt werden, so dass, wenn
ein Schlagarm den Schützenkasten verlässt, der
andere Schlagarm in den Schützenkasten einläuft. Die hierzu erforderliche Bewegung
wird einer Querwelle von der Kurbelwelle mittels geeigneter Getriebe,
Hebelübersetzungen und Excenter übertragen. Der eingetriebene Schlagarm wird an
seinem unteren Ende durch eine Schlagfalle gefangen. Jedesmal wird abwechselnd eine
Schlagfalle beim Anschlagen mittels eines Sternrades aus ihrer Stellung, in welcher
sie den Schlagarm zurückhält, gelöst. Die Sternräder sitzen auf einer wagerechten
Welle, welche durch eine besondere Schaltvorrichtung angetrieben wird. Der Ausschlag
bezieh. die Kraft jedes Schlagarmes kann durch eine Kuppelung geregelt werden, an
welcher der Schlagarm sitzt.
Textabbildung Bd. 294, S. 206Fig. 1.Schlagzeug von Moss. Das Gestell A (Fig.
1 bis 3) des Webstuhles, die Kurbelwelle,
der Ladenklotz C und das Riet D sind in der gebräuchlichen Weise angeordnet. Die aus flachem Stahl
hergestellten Schlagarme E sind an Hebelarmen F befestigt, welche auf kurzen Zapfen G der Kuppelungsklauen H
sitzen, die mit entsprechenden, auf schwingenden Wellen J sitzenden Kuppelungshälften in Eingriff stehen. Die Wellen J
werden mit Hilfe eines Winkelhebels J1 bethätigt, welcher mittels eines Zapfens K mit den lothrechten Stangen LL1 in Verbindung steht, an deren unterem
Ende sich ein Excenter M befindet, welches durch ein
Räderpaar von einer geeigneten Welle, beispielsweise von der Kurbelwelle aus
angetrieben wird. Das Uebersetzungsverhältniss dieses Getriebes ist dabei derart
gewählt, dass das Excenter nur halb so viel Umdrehungen macht als die Kurbelwelle,
so dass jedesmal ein Schlagarm bethätigt wird, wenn die Lade ihre hintere Stellung
einnimmt, wie es bei der gebräuchlichen Schützenbewegung geschieht.
An Stelle nur eines Excenters M an einer Seite des
Webstuhles kann auch an jeder Seite des Webstuhles ein solches Excenter vorgesehen
sein, was für breite Webstühle zweckmässig erscheint.
Die beiden federnden Schlagarme stehen durch einen Hebelarm O und eine Lenkstange P, die an dem
Winkelhebel J1 angreift
(Fig. 3), in Verbindung, so dass beide Schlagarme
gleichmässig ausschwingen, und wenn ein Schlagarm den Schützen aus dem Kasten
geworfen hat, der andere Schlagarm am entgegengesetzten Ende des Schützenkastens
sich befindet und somit ausholt, um den Schützen zurück durch das Fach zu
werfen.
Wenn der Schlagarm in seine äusserste Stellung gelangt, so wird er aufgefangen und
eine kurze Zeit zurückgehalten, bis die Lade den letzten Schussfaden angeschlagen
hat. Dieses Festhalten geschieht mittels einer Schlagfalle Q, welche sich um einen Zapfen Q1 ein Geringes drehen kann. Die Schlagfalle Q besitzt einen Schlitz oder eine Oeffnung, in welcher
sich ein Keil R lothrecht verschieben kann.
Auf den unteren Ansatz R1 dieses Schiebers R wirkt rechtzeitig das
Sternrad S ein, das auf einer Welle S1 sitzt, welche unter
der Lade wagerecht gelagert ist. Wenn der federnde Schlagarm in seine äusserste
Stellung getrieben wird, stösst er gegen die Schlagfalle, gleitet an ihrem Hakenende
vorbei und wird von derselben aufgenommen und festgehalten. Ist der Schussfaden
angeschlagen, so erhält zur geeigneten Zeit das Sternrad eine kleine Umdrehung, in
Folge deren dasselbe auf den Ansatz B1 des Schiebers B
drückt und diesen herunterzieht, wodurch die keilförmige Spitze des Schiebers R sich theilweise aus der Oeffnung der Schlagfalle Q herauszieht, so dass die Schlagfalle sich um ein
Geringes um ihren Zapfen Q1 drehen kann, und da der Schlagarm während dieser Zeit gespannt worden
ist, so schiebt er vermöge seiner angesammelten Spannkraft die Schlagfalle bei Seite
und befreit sich aus deren Eingriff, schiesst mit grosser Kraft vor und treibt den
Schützen durch das Fach. Gleichzeitig mit dieser Bewegung wird der gegenüberliegende
Schlagarm zurückgeworfen und von der Schlagfalle Q an
der anderen Seite aufgefangen und zurückgehalten. Diese Thätigkeitwiederholt sich in
schneller Aufeinanderfolge, so lange der Webstuhl arbeitet.
Textabbildung Bd. 294, S. 207Fig. 2.Schlagzeug von Moss.Textabbildung Bd. 294, S. 207Fig. 3.Schlagzeug von Moss. Die Stärke des vom Schlagarm ausgeübten Schlages hängt lediglich von der
Spannkraft des Armes selbst ab und ist ganz und gar unabhängig von der
Geschwindigkeit des arbeitenden Webstuhles. Das Sternrad S erhält von der in der Lade unter der Schützenbahn gelagerten wagerechten
Welle S1 eine
unterbrochene Drehbewegung. Diese Welle wird in folgender Weise bethätigt: An einem
Ende der Welle S1 sitzt
ein Arm T (Fig. 1 und
4), welcher mit einem Schlitz versehen ist,
in den ein an einer am Stuhlgestell befestigten Console sitzender Stift U eingreift, so dass, wenn die Lade sich rückwärts und
vorwärts bewegt, der geschlitzte Arm durch Vermittelung des Stiftes U eine pendelnde Bewegung erhält. Sasse dieser Arm fest
auf der Welle S1, so
würde diese eine hin und her gehende Bewegung ausführen.
Textabbildung Bd. 294, S. 207
Fig. 4.Schlagzeug von Moss.
Der Arm sitzt aber nur lose auf der Welle S1 und greift derart
elastisch in eine Kuppelung V, welche fest auf der
Welle S1 sitzt, dass,
wenn der Arm T angehoben wird, die Kuppelung V und mit ihr die Welle S1 eine kurze Drehung erfährt; wenn aber
der Arm T sich senkt oder in entgegengesetzter Richtung
gedreht wird, gleiten die Kuppelungszähne an einander vorbei und ertheilen der Welle
S1 keine Drehung,
wobei die Feder W nachgibt und dem Arm T gestattet, sich vonder Kuppelung V abzuheben. Die Feder sichert jedoch den Eingriff der
Kuppelung, sobald die Drehrichtung wieder wechselt.
Um der wagerechten Welle in ihrer Bewegung einen Halt zu verleihen, ist auf derselben
eine achteckige Scheibe x befestigt, gegen deren
Umfläche eine gebogene Blattfeder Y drückt, welche das
Rückwärtsdrehen der Welle verhindert. Diese gebogene Feder Y wird mittels einer schwachen Schraubenfeder Z gegen die Scheibe X gedrückt.
Die Kraft des vom Schlagarm ausgeübten Schlages kann mittels des als Kuppelung
ausgebildeten Kopfendes H des Schlagarmes geregelt
werden (Fig. 1). Der Theil H kann von der an der Welle festsitzenden, entsprechend ausgebildeten
Kuppelungshälfte gelöst und so gedreht und wieder befestigt werden, dass dem Arm
selbst mehr oder weniger Spannung ertheilt wird.
Glafey.