Titel: | Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei. |
Fundstelle: | Band 294, Jahrgang 1894, S. 261 |
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Ueber Fortschritte in der
Bierbrauerei.
(Fortsetzung des Berichtes Bd. 293 S.
304.)
Ueber Fortschritte in der Bierbrauerei.
III. Gährung, Hefe.
Bei der Bedeutung, welche die Eiweisstoffe, zu denen man füglich auch Peptone und
Amide rechnen kann, als Nährmittel für die Hefe haben, muss Delbrück's in der Wochenschrift für Brauerei,
1893 S. 810, veröffentlichte Arbeit: Die physiologische
Methode der Eiweissbestimmung für Würze und Bier und ihre praktische
Bedeutung, Interesse erregen. Das für eine bestimmte Hefeart verdauliche
Eiweiss einer Würze kann bei einem verwendeten Hefequantum von 3 Proc. in 5 bis 9
Stunden ermittelt werden, wenn man die Gährung durch hohe Temperatur unter Zuführung
von Luft fördert. Es nimmt starke Brennereihefe von vorhandenem Eiweiss 61 Proc.
auf, gewöhnliche Brauereibetriebshefe 55 Proc., Hefe Saaz nur 46 Proc.
Dementsprechend scheint erwiesen, dass in der Würze drei Gruppen von Eiweisstoffen
vorhanden sind: 1) ganz unverdauliche, 2) nur für starke Hefen verdauliche, 3) auch
für schwache Hefen verdauliche. Delbrück's und Hanow's Untersuchungen stellen fest, dass mit den
verschiedenen Jahrgängen die Menge der in Würze enthaltenen verdaulichen
Eiweisstoffe wechselt und dass damit auch die verschiedene Haltbarkeit der erzielten
Biere im Zusammenhang steht. Der Satz, dass ein Bier haltbar ist, wenn alle
verdaulichen Eiweissstoffe bei der Gährung herausgenommen sind, wurde dadurch
bewiesen, dass ein solches Bier, nach dem Filtriren und Pasteurisiren mit wilder
Hefe versetzt, durchaus zu keiner Krankheit neigte und dass eine Trübung sich nur
dann constatiren liess, wenn gleichzeitig mit der Hefe auch Zucker und Asparagin ins
Bier gegeben worden war. Es soll, um ein haltbares Bier zu erzielen, die
Gährungsführung so gehandhabt werden, dass man nicht bloss zu einem bestimmten
Vergährungsgrad kommt, sondern dass auch das für die Hefe verdauliche Eiweiss aus
der Würze herausgeholt wird. Hat man es mit eiweissreicher Gerste und
dementsprechend mit eiweissreicher Würze zu thun, so muss man zur Erzeugung
haltbarer Biere die Hefe während der Gährung zu energischer Vermehrung kommen
lassen.
Wahl hielt auf dem internationalen Brauercongress zu
Chicago einen Vortrag über die Rolle der Eiweisskörper bei
der Bierbereitung. Gegen einige wichtige Punkte desselben wendet sich Windisch in der Wochenschrift
für Brauerei, 1893 S. 1382, indem er hervorhebt, dass Wahl's Behauptung, ein grosser Theil des in die Würze
übergehenden Peptons sei bereits im Malz fertig gebildet vorhanden, im Gegensatz zu
früheren Untersuchungen stehe. Falsch ist auch Wahl's Behauptung, die Peptone könnten der Hefe nicht als Nahrung dienen.
Wenn Wahl die Ansicht vertritt, dass vornehmlich den
Peptonen die Rolle zukomme dem Bier Schaumbeständigkeit zu verleihen, so neigt Windisch zu der Auffassung, dass das gelöste Eiweiss
oder die Albumose sich bei der Schaumbildung und Schaumhaltigkeit des Bieres
betheilige.
Ueber die Gährung in amerikanischen Brauereien berichtet
Vuylsteke (Wochenschrift
für Brauerei, 1893 S. 479). In Amerika ist der Vergährungsgrad im
Allgemeinen ein sehr hoher, was in der Verwendung hellen Malzes, im
Infusionsverfahren und in der Verarbeitung von Rohfrucht begründet ist. Das Umpumpen
im Anfangsstadium der Hochkräusen ist sehr üblich; man regt durch die mit dem
Umpumpen verbundene Lüftung die Hefe zu kräftigerer Gährthätigkeit an und befreit
sie von abgeschiedenen Eiweisskörpern. Ab und zu hat man auch die Gepflogenheit die
Krausen abzuschöpfen; hauptsächlich geschah dies in Brauereien, in denen am vierten
Tag die Gährung sehr wild wurde.
Zum Aufziehen und Lüften von Hefe und Würze wurde von
Wochele (Wochenschrift für
Brauerei, 1893 S. 388) ein Apparat construirt, bei welchem die Luft nach
dem Passiren eines Wattefilters aus einem Sengner'schen
Reactionsrad in die Hefe bezieh. in die Würze ausströmt.
Der Apparat zum Lüften und Mischen der Bierwürze mit
Hefe (Patent Ritter) bietet (vgl. Der deutsche Bierbrauer, 1893 S. 359) viele Vorzüge, er
ermöglicht mittels eines eigenthümlich construirten. birnförmigen Körpers ein
gleichmässiges Mischen der Hefe nach dem Satzgreben, durchlüftet die Würze energisch
und verhütet doch gleichzeitig eine Infection durch schädliche Organismen, indem
dieselben durch ein vorgelegtes Wattefilter zurückgehalten werden. Es wird eine
gleichmässige Entwickelung der Krausen, sowie gleichmässige Gährung und ein
Zeitgewinn von 1 bis 2 Tagen erzielt.
Zur Sicherung und Vereinfachung der Controle gährenden Bieres bringt Heinsdorf (Der deutsche
Bierbrauer, 1893 S. 197) Controlcylinder für
Gährbottiche und Lagerfässer in Vorschlag. Dieselben lassen sich mit
Wasserstandsgläsern vergleichen; sie sind oben offen und von solcher Weite, dass man
in dieselben bequem das nach Oeffnung eines Hahnes eingeströmte Bier mit Hilfe eines
Saccharometers messen kann.
In einem bei der Generalversammlung der Münchner Versuchsstation gehaltenen Vortrage
behandelte Aubry das Thema: Welchen Vergährungsgrad soll der Brauer anstreben? (Zeitschrift für das gesammte Brauwesen, 1893 S. 427).
Der Brauer kann dem Verlangen des Publikums nach vollmündigem Bier dadurch Rechnung
tragen, dass er den Maischprocess zweckmässig regulirt und in der Auswahl der Hefe,
sowie in der Gährführung das Richtige trifft. Es ist aber im Interesse des
Consumenten sowohl als auch ganz besonders in dem des Brauers gelegen, einen höheren
Vergährungsgrad anzustreben, weil bei höher vergohrenen Bieren unter allen Umständen
eine grössere Sicherheit für die Haltbarkeit geboten ist. Von den bayrischen
Chemikern wurde im J. 1891 der tolerirte wirkliche Vergährungsgrad auf 44 Proc.
heruntergesetzt; man kann ja auch vollmündigere Biere zum Ausstoss bringen, ohne sie
als zu jung oder unreif qualificiren zu müssen. Sedlmeyer und Hertrich halten auch die Norm
44 Proc. für zu hoch gegriffen,und sind der Ansicht, dass es am besten ist,
überhaupt keine Norm aufzustellen.
Ueber die Behandlung, welche das Bier im Lagerkeller in den Vereinigten Staaten erfährt, berichtet Vuylsteke in der Wochenschrift für Brauerei,
1893 S. 507. Das in den Lagerkeller kommende Bier wird auf aufrecht stehende Fässer
aus Eichen- oder Cedernholz gefüllt, die im Innern gefirnisst sind, unten ein
Mannloch und auf dem oberen Boden ein Spundloch aufweisen. In diesen Fässern bleibt
das Bier mit oder ohne Späne 1 bis 3 Monate lang.
Die Nachgährung im luftverdünnten Raum, System Pfaudler (vgl. 1893 289 84,
ferner 1894 291 139), geht in vollkommen verschlossenen
Cylindern vor sich, die aus drei bis fünf durch Bolzen mit einander verbundenen,
emaillirten Stahlblechringen bestehen. Die Cylinder besitzen stets einen inneren
Durchmesser von 2,25 m und ihre Höhe schwankt zwischen 3,20 und 4,75 m. Ihr Inhalt
beträgt 100 bis 158 hl. Sie sind deshalb nicht aus einem Stück hergestellt, weil
dadurch das Emailliren derselben sehr erschwert würde. In ihrem oberen Theile tragen
die Cylinder ein Rohr, das mit einer Luftpumpe in Verbindung steht. Unten befinden
sich Abflussrohre, seitlich ein Mannloch und ein Hahn zur Probeentnahme. Die
Bottiche stehen alle mit einer Vacuumkammer in Verbindung; es ist jedoch zwischen
ersteren und letzterer ein Bierreservoir eingeschaltet, welches das Bier aufnimmt,
wenn das Ueberfüllen etwas zu heftig vor sich ging, ausserdem befindet sich zwischen
Bottich und Vacuumkammer ein Druckregulator. Die Vacuumkammer steht mit zwei
Luftpumpen in Verbindung. Der Minderdruck in den Fässern beträgt gewöhnlich nicht
mehr als 0,45 m. Die Nachgährung in dem Cylinder dauert in der Regel nur 8 bis 10
Tage, worauf man das Vacuum abstellt und das Bier, um das Absetzen der suspendirten
Stoffe zu erleichtern, bei gewöhnlichem Druck 3 bis 4 Tage stehen lässt. Dann
schlaucht man das Bier, wie gewöhnlich, auf Spanfässer, fügt noch Krausen und die
nöthigen Klärmittel hinzu, wodurch das Bier sehr rasch consumreif wird. Die Gährung
verläuft nach dem Pfaudler'schen Verfahren sehr
vollkommen. Im Geschmack unterscheidet sich das Vacuumbier sehr wesentlich von
gewöhnlichem Bier. Es erklärt sich diese Thatsache vielleicht damit, dass bei der
langsameren Gährung die Alkohole auf die Säuren reagiren und damit Aether bilden,
was gewiss von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Die Ursache der rascheren
Gährung liegt in der Entfernung der gährungshemmenden Kohlensäure.
Das Pfaudler'sche Verfahren bietet folgende grosse
Vortheile:
1) Es gestattet bei kleineren Lagerräumen eine ungleich grössere Production.
2) Das Betriebskapital, welches das Bier im Lagerkeller erfordert, wird bedeutend
herabgesetzt.
3) Der Verlust der Verdunstung wird im Verhältniss zur Verminderung der
Fassoberfläche verringert.
4) Die Fässer lassen sich bedeutend leichter reinigen; die Gefahr einer Infection in
Folge der Porosität des Holzes und die Kosten, die das Lackiren der Fässer
verursachen, fallen ganz weg.
F. Wyatt spricht in einem Vortrag, den er in Chicago über moderne Gährmethoden, insbesondere über die
Schnellgährung hielt (Wochenschrift für
Brauerei, 1893 S. 823) und in welchem er besonders die Vacuumgährung
behandelte, die Ansicht aus, dass wir bei Anwendung der hohen Temperatur und bei den
eigenthümlichen, bislang nicht studirten Verhältnissen der Einführung eines
wohlregulirten Stromes reiner Luft und der beständigen Entziehung der durch die
Gährung erzeugten Kohlensäure ein dem Wachsthume gewisser Nachgährungshefen besonders zusagendes Medium schaffen. Er begründet seine
Meinung damit, dass er bei Vacuumhefen durch die mikroskopische Untersuchung
wohlbegrenzte elliptische Formen nachwies. Wenn die Gährung jeden Bieres binnen 10
Tagen, von der Bereitung der Würze an, zu einem befriedigenden Ende geführt werden
kann, so werden die Lagerfässer und die kalten Keller entbehrlich und es leuchtet,
da die Temperatur der Gährkeller nicht unter 3° R. zu sein braucht, eine enorme
Eisersparniss sofort ein.
Das in Amerika von den Ruhefässern in andere Behälter oder Fässer kommende Bier wird
mit 8 bis 12 Proc. Krausen von 4tägigem Alter versetzt und dann entweder sofort oder
nach 8- bis 10tägigem Stossen gespundet. Vor dem Spunden gibt man stets die Späne
und die in Amerika ausnahmslose gebrauchten Klärmittel in das Fass. Als solche
benutzt man theils in heissem Wasser gelöstes Tsinglass (25 g auf 1 hl) oder in
Weinsäurelösung aufgelöste Fischhaut. Zum Spunden dient ein Spundapparat. Es stehen
eine grosse Anzahl Fässer mit einander in Verbindung und es regulirt oft ein
einziges Ventil den Druck in ihnen. Um ein neues, frisch angeschlauchtes Fass mit
den unter Druck stehenden Fässern zweckmässig zu verbinden, ohne dass dabei
Kohlensäureverlust oder gar Trübung eintritt, hat sich Zwietusch in Milwaukee einen Apparat patentiren lassen. Bei demselben
mündet das Hauptdruckleitungsrohr in einen grossen, mit Kohlensäure gefüllten
Windkessel; der ausserdem mit einem Luftkessel in Verbindung steht, welcher von
einer automatischen Luftpumpe bedient wird. Bei der Einschaltung eines neuen Fasses
strömt zunächst aus dem Kohlensäurekessel die Kohlensäure in das Bier, wobei die aus
dem zweiten Luftbehälter nachströmende Luft in ihrem Druck rasch durch die
automatische Luftpumpe ausgeglichen wird.
Die Behandlung des Bieres mit Krausen ist die einfachste Methode, mousseuxreiche
Biere herzustellen. Man bringt jedoch hierdurch eine gewisse Menge Eiweisstoffe in
das Bier, die nicht mehr vollständig durch die Hefe herausgeschafft werden, woher es
denn kommt, dass solche Biere nach dem Pasteurisiren flockige Ausscheidungen in den
Flaschen geben. Um diese Erscheinung zu vermeiden, empfehlen Wahl und Henius (Der
Braumeister, Bd. 3 S. 17) statt der Krausen 10procentige gehopfte
Zuckerlösung, die 2 Tage vorher mit Hefe angestellt worden; in einem Verhältniss von
1 : 12 dem Biere zuzusetzen.
Die Bierfilter werden in Amerika fast überall benutzt. Specifisch amerikanisch ist
der Gebrauch von doppeltkohlensaurem Natron, welches man dem Transportfasse vor dem
Zuschlagen zugibt.
Statt durch Krausen- oder gährenden Zuckerzusatz kann das Bier auch direct durch
Kohlensäure carbonisirt werden, ein Verfahren, welches
das Spunden des Bieres mit seinen Umständen, Gefahren und dem damit verbundenen
Zeitverlust vermeidet. Es bildet diese künstliche
Imprägnirung des Bieres mit Kohlensäure und die Gewinnung der letzteren das
Thema eines Aufsatzes in der Wochenschrift
für Brauerei, 1893 S. 587. Es sind in Amerika
verschiedene Verfahren in der Praxis schon eingebürgert:
1) Verfahren und Apparat von C. A. Schneible in New York
und S. Schneible in Brooklyn. Beide sind in Deutschland
durch das Patent Nr. 66903 Kl. 53 geschützt worden. Das Verfahren besteht im
Wesentlichen darin, dass man das zu imprägnirende Bier continuirlich und ruhig in
einem stetigen, sanften Flusse sich fortbewegen lässt, an einem geeigneten Punkte
die gasförmige Kohlensäure in einer der Flüssigkeitsmasse angepassten Menge in
stetigem und ruhigem Strome einleitet, an der Einleitungsstelle den auf der
Kohlensäure lastenden Druck möglichst gleich dem auf die Flüssigkeit wirkenden Druck
gestaltet und dann das Gemisch unter einem beständigen und gleichförmigen Druck
hält. Der grosse Unterschied in der Dichte der beiden Mischungskörper macht es
nöthig, an der Einleitungsstelle die Querschnittgrösse der Gasaustrittsöffnung zu
der Flüssigkeitsleitung in das jenem Unterschied entsprechende Verhältniss zu
setzen. Ferner muss man, wenn man den Fluss des Gasstromes selbsthätig durch den auf
der Flüssigkeit lastenden Druck regelt, den Kohlensäurezufluss und den
Flüssigkeitszufluss in solchem Verhältniss zu einander stattfinden lassen, dass das
grösste Gasvolumen, welches überhaupt unter einem bestimmten Druck absorbirt werden
kann, sich mit der Flüssigkeit mischt und auch von derselben verschluckt wird, noch
ehe das Gemisch das Sammelgefäss erreicht. (Vgl. auch die amerikanischen
Patentschriften Nr. 474413 und 474414, sowie 484 901.)
2) Das Verfahren von Ch. Feigenspan (bezieh. der Universal Carbonating Company in Newark, N. J.) besteht
darin, dass man das zu imprägnirende Bier aus einem mit Sicherheitsventil versehenen
Fass unten mittels Schlauch und Pumpe abzieht und oben, nachdem Kohlensäure in das
fliessende Bier eingeleitet worden ist, zurücktreibt. Statt der Pumpe soll den Lauf
des Bieres ein Kohlensäureinjector bewerkstelligen. (Amerikanisches Patent Nr.
475853.)
3) Verfahren und Apparat von J. B. Stobaeus und F. C. Wackenhuth in Newark, N. J. (Amerikanisches
Patent Nr. 478176), stimmt im Wesentlichen mit dem oben beschriebenen von Schneible überein.
4) A. Kreusler in Kreischerville und A. Zinsser in New York, N. Y., wollen (Amerikanisches
Patent Nr. 485012) das Auf krausen dadurch überflüssig machen, dass sie die
Kohlensäure, welche einer Reihe mit gährendem Bier gefüllter Fässer entströmt, in
vergohrenes Bier einleiten und dann letzteres gemeinschaftlich mit ersterem abziehen
und in ein Sammelgefäss führen.
5) Nach dem Verfahren von August Werner (Amerikanisches
Patent Nr. 490525) wird eine in Bewegung befindliche Flüssigkeitssäule aus Bier
hergestellt und die Kohlensäure nahe dem unteren Ende derselben unter dem
hydrostatischen Druck der Säule hineingeführt. Das Bier wird schliesslich wieder
aufwärts geleitet und oben unter dem anfänglichen Druck abgezogen.
6) The Pfaudler Vacuum Fermentation Company in
Rochester, N. Y., entfernt die Kohlensäure während der Haupt- und Nachgährung nicht
nur durch Absaugen, sondern auch durch Einblasen von Luft. In einem dem
Vacuumapparate ähnlichen Cylinder wird dann die Kohlensäure, die entweder vorher bei
der Gährung aufgefangen oder anders woher stammt, unter einem Druck von 25 bis
30 Pfund in das Bier hineingetrieben. Mit diesem Druck beginnend, lässt man das
Bier bis auf 7 oder 5 Pfund nach und nach abblasen. Natürlich müssen in dem Apparate
zu diesem Zweck die nöthigen Armaturen und namentlich Druck und
Druckreductionsventile vorhanden sein.
7) Im Apparat von G. Ochs in Bonny wird das Bier in
einem geschlossenen Gefäss zerstäubt und sättigt sich dabei mit der unter Druck
einströmenden Kohlensäure (D. R. P. Nr. 68239). Da das Schäumen des Bieres sich beim
Carbonisiren als schädlich erwiesen hat, so dürfte der Apparat von Ochs sich weniger hierfür als zur Herstellung von
brausendem Mineralwasser eignen.
8) Das Gleiche gilt vermuthlich von dem Zerstäubungsapparat von David Müller in Hoboken (Amerikanisches Patent Nr. 496
579).
9) Otto Zwietusch in Milwaukee (Amerikanische
Patentschrift Nr. 485362) lässt die Kohlensäure aus einem grösseren Behälter durch
ein Rohrsystem unter einem Druck von etwa 10 Pfund am Boden der mit Bier
grösstentheils gefüllten Fässer durch feine Oeffnungen ausströmen. Das Bier wird auf
diese Weise imprägnirt. Die vom Bier nicht verschluckte Kohlensäure sammelt sich so
lange über dem Bier an, bis ein Druck von 10 Pfund in den Fässern erreicht ist,
worauf sie durch Ventile tragende Spundrohre mittels Pumpe nach dem oben genannten
Kohlensäurebehälter, der beständig unter einem Druck von 10 Pfund gehalten wird,
zurückgepresst wird. (Vgl. auch das Verfahren von Carl
Hafner, amerikanisches Patent Nr. 425421.)
10) Der Flaschenfüller von Carl Weissenborn in Berlin
gestattet, Flaschen an einen Bierdruckapparat anzuschliessen. Während des Einlaufens
von Bier wird Kohlensäure eingesaugt.
Zur Gewinnung von Kohlensäure (Wochenschrift für Brauerei, 1893 S. 592) aus den Fässern benutzt man
besondere Gährspunde, welche den Zweck haben, die Kohlensäure unter möglichster
Trennung von der Gährflüssigkeit zu gewinnen. Es sei erwähnt der Gährspund von A. Hugo Alisch (Patentschrift Nr. 13113 Kl. 6), sowie
der Gährspund von Val. Schenk (Patent Nr. 60370 Kl.
6).
Zur Aufsammlung und Scheidung der gasförmigen Nebenproducte der Gährung aus einem
geschlossenen cylindrischen Gährgefäss dient das Verfahren, welches der Brewers and Distiller's CO2
Company in London patentirt ist (Patent Nr. 54703 Kl.
6). Mittels eines im Innern angebrachten und verschiebbaren Trichters werden die
gasförmigen Producte aufgesammelt, dann in einen Scrubber geleitet und durch fractionirte Condensirung mittels Pumpen
gereinigt.
Bei dem Verfahren von Leopold Haas in Zürich-Riesbach
tauchen in gewöhnliche Gährbottiche Glocken ein, aus welchen die entwickelte
Kohlensäure ausgepumpt und in einen Gasometer geleitet wird, von wo aus sie dann in
einen Condensator gedrückt werden kann. Die Anlage ist so hergestellt, dass auch die
in gespundeten Fässern zur Entwickelung kommende Kohlensäure Verwerthung findet.
(Patent Nr. 52498 Kl. 6.)
Eine Vorrichtung zur Gewinnung der Gährungskohlensäure
von Hans Deschermayer besteht aus einer über den
Bottich gestülpten Gummihaube, eine andere aus einer Metallglocke, welche dadurch
nach aussen abgeschlossen ist, dass sie in einen mit Wasser gefüllten
rinnenförmigenRing eintaucht. (Gebrauchsmusterschutz Nr. 16954 und Nr. 16955.)
Nach dem Schweizer Patent von Carl Michel und Moritz Frank in München strömt die Kohlensäure aus den
einzelnen hermetisch geschlossenen Gährgefässen in ein Sammelgefäss, kann von dort
auf kleine Transportgefässe übergefüllt und beim Ausschänken des Bieres vom Fass
direct in der bekannten Weise benutzt werden. Die auf diese Weise gewonnene
Kohlensäure kann natürlich mittels Compressionspumpe auch in die flüssige Form
gebracht werden, ohne dass es nothwendig wäre, das Gas vorher auf umständliche Weise
zu reinigen.
(Schluss folgt.)